SaschaSalamander

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Tag: Thriller

Porterville 07 - Götterdämmerung

GÖTTERDÄMMERUNG - welch ein schicksalsträchtiger Name, das ist ganz schön hoch gegriffen. Dachte ich. Doch Hendrik Buchna erweist sich als würdig und hat mit Folge 7 eine Fortsetzung geschaffen, die diesen Titel verdient hat. Hendrik Buchna hat mit >Folge 18< den DARKSIDE PARK damals abgeschlossen. Es wurde viel geklärt, aber eine Menge Fragen blieben offen. Hier nun wird die Brücke geschlagen zwischen der Folge 18 des DSP und den Ereignissen in PORTERVILLE.

Diese Folge setzt nahtlos an, wo Folge 18 DSP abgeschlossen hat. Der Leser erfährt nun, was geschehen war und wie es weiterging. Und endlich, endlich wurden sehr viele Fragen beantwortet. Zum Teil Fragen, die uns Leser von Beginn an drückten (etwa die Frage nach dem "Draußen" oder warum in Porterville so vieles anders ist als im DSP). Und zu einem noch größeren Teil Fragen, die man sich hätte stellen müssen, wenn man nicht das angenommen hätte, was einem als scheinbar einfache Lösung so einfach präsentiert wurde bisher (leider müsste ich spoilern. Es zerreißt mich, das nicht schreiben zu dürfen, aber es wäre einfach zuviel). Und keine Sorge, es bleiben noch genügend Fragen offen für viele weitere Folgen ;-)

Die anderen Episoden stehen weitgehend für sich. Natürlich gehören sie zusammen, versteht man sie nur im kompletten Zusammenhang, doch sie sind weitgehend Einzelwerke. GÖTTERDÄMMERUNG dagegen hängt als Bindeglied so eng sowohl mit dem DARKSIDE PARK als auch PORTERVILLE zusammen, dass die Lektüre sich wirklich erst lohnt, wenn man alle anderen bisherigen Teile kennt. Sehr viele Puzzlestücke werden nun an ihren rechten Platz gerückt, und ohne Kenntnis der bisherigen Puzzlestücke versteht man aufgrund der vielen Namen, Zusammenhänge und Ereignisse absolut nicht, was da eigentlich erzählt wird.

Ich habe nach der Lektüre erst einmal einige alten Folgen auf dem Reader geöffnet, um mich einiger Namen und Zusammenhänge zu vergewissern, habe hier und da den Prolog anderer Folgen nochmal Revue passieren lassen, ein paar Dinge recherchiert, denn an alles kann man sich nach 18 Folgen DSP und bisher 6 Folgen PV gar nicht mehr erinnern. Die aktuelle Folge ist eine gute Gelegenheit, alles Bisherige Revue passieren zu lassen :-)

Stellenweise las ich mit offenem Mund, was Hendrik Buchna nach und nach enthüllte. DSP war genial, und Porterville ein würdiger Nachfolger. Doch mit diesem Bindeglied ergeben sich völlig neue Zusammenhänge und zeigt sich das nahezu epische Ausmaß, das hier nun erschaffen wurde, WOW! GÖTTERDÄMMERUNG - ein Titel, den sich diese Folge mehr als verdient hat!

SaschaSalamander 31.05.2013, 08.53 | (0/0) Kommentare | PL

Porterville 06 - Vor den Toren

porterville06_toren_1.jpgErgänzung: geschrieben, während ich längere Zeit zwangszweise offline war. Veröffentlicht, nachdem ich bereits die nächste Folge gelesen habe. Aber ich kann nicht alles, was ich in der Zwischenzeit geschrieben habe. Daher damals die Vorfreude auf etwas, das jetzt heute aber bereits da ist ;-)

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Langerwartet, es scheint eine Ewigkeit her, dass der letzte Band der Reihe PORTERVILLE erschien. Diesmal durften wir uns wieder auf einen Titel von Simon X Rost freuen, und zwar die Fortsetzung des dritten Bandes >NACH DEM STURM<.

Zu Simon X Rost und zum Konzept der Reihe Porterville selbst muss ich nichts mehr erzählen, das habe ich ja bereits ausführlich gemacht. Daher hier nur zum Inhalt und dazu, wie ich diesen Teil wahrgenommen habe:

Wie man aus NACH DEM STURM bereits weiß, ist Jefferson Prey nicht zufrieden mit Satos Führung. Er hat das Angebot, welches dieser ihm gemacht hatte, angenommen und versucht nun, das System von innen heraus zu zerstören. Doch wie es endet, haben wir bereits im ersten Teil >VON DRAUßEN< erfahren.

Und das ist es, was diese Folge so tragisch macht: sie ist spannend geschrieben, man hängt dem Erzähler an den Lippen (bzw mit den Augen auf dem Bildschirm), kann sich nicht lösen, und immer mehr verkrampft man, begleitet den Protagonisten ins Verderben und hegt die irrationale Hoffnung, es könne sich ja doch zum Guten wenden. Wenn man dazu neigt, sich sehr in das Gelesene hineinzuversetzen, dann kann einem hier regelrecht übel werden, denn die Anspannung und auch das Geschehen (niemals geschildert, sondern stets angedeutet und somit reines Kopfkino, darin sind alle Autoren der Reihe Meister) sind nichts für Zartbesaitete. Die Verzweiflung und Ohnmacht Jeffersons überträgt sich auf den Leser, dass es kaum auszuhalten ist. Und obwohl wir sosehr mit ihm mitfiebern - wissen wir, wie es enden wird und können es nicht verhindern. Eine regelrechte nervliche Zerreißprobe für den Leser!

Von Simon X Rost stammt auch die Folge >DIE AUGEN DER NACHT< der Reihe DarkSide Park. Die Szene mit dem Wagenheber blieb mir bis heute im Gedächtnis, und noch immer schüttelt es mich, wenn ich daran denke. Uargh, allein der Gedanke an diese Szene ließ mich stets zusammenzucken, während ich VOR DEN TOREN las, weil ich befürchtete, erneut eine solch grausig-gute Szene lesen zu müssen ...

Schade, dass die einzelnen Bücher so kurz und die Abstände dazwischen so gefühlt lang sind. Aber Qualität schreibt sich eben nicht von selbst, und so kann man auch die Leser länger am Ball halten und neue weitere Fans gewinnen. Trotzdem - ich willwillwill sofort die nächste Folge! ;-)

SaschaSalamander 28.05.2013, 08.44 | (0/0) Kommentare | PL

Mindnapping 13 - Beyond the Chinese Theatre

mindnapping12_wahrheit_1.jpgVORAB

Die 13te Folge MINDNAPPING ist nach >DER TRAUMTÄNZER< das zweite Crossover der Reihe. Dieses Mal gibt es eine Begegnung mit Georg Brand, dem Protagonisten aus Jan Gaspards OFFENBARUNG 23. Darauf war ich sehr gespannt, denn ich habe die ersten Folgen von O23 geliebt. Dann kam der Bruch in der Serie, nach dem ich abbrach. In die neuen Folgen von Ian G finde ich mich allerdings nicht mehr ein, zuviel Verschwörung, die mir inzwischen sehr konstruiert erscheint. Von daher gefiel mir die Idee des Crossovers sehr: ich hoffte auf eine Folge mit netten Twists und einer packenden Handlung aus MINDNAPPING und den genialen Dialogen und Charakteren aus O23, aber der Reihe MINDNAPPING entsprechend nicht ZU verschwurbelt.


INHALT

BEYOND THE CHINESE THEATRE ist ein Prequel zur eigentlichen Geschichte O23. Hier besucht Georg Brand nun die Universität und soll als Trimester-Arbeit dem Professor einen ultimativen Hack in ein geschlossenes System präsentieren. Was für ein Zufall, dass Georg gerade bei Chris Nelson untergekommen ist, der für eine große Fluggesellschaft arbeitet. Da kommt ihm sofort eine Idee ... doch es wäre nicht MINDNAPPING und O23, wenn es nicht einige Verwicklungen gäbe. Georg wird verfolgt, und bald weiß er nicht mehr, wem er noch trauen kann ...


SPRECHER

Als erstes fallen natürlich die Sprecher auf, hier trifft sich die Crème de la Crème der Hörbuchriesen. Helmut Krauss als Sprecher, Martin Kessler (Nicholas Cage) als Vermieter, Nana Spier (Buffy) als Komilitonin, Engelbert von Nordhausen (Samuel L Jackson) als Professor, Till Hagen als Ian G selbst, weiterhin Gordon Piedesack, Oliver Böttcher, Luise Lunow und selbstverständlich Alexander Turrek als Georg Brand. Was der Hörer diesmal geboten bekommt, ist kein Hörspiel, sondern in seiner Machart regelrecht ein Kinofilm mit genialen Synchronsprechern. Einziges kleines Manko war Luise Lunow, die ich an sich zwar sehr gerne höre, die hier als alte Chinesin mit ihrem künstlichen Dialekt und der verstellten Stimme allerdings etwas zuviel des Guten bot. Nun ja, irgendwie musste man es darstellen, und es ist wohl sehr schwer zu imitieren. Zudem hatte sie nur eine kleine Rolle, von daher fiel es nicht sonderlich störend ins Gewicht.


DIALOGE

Die Dialoge waren, wie ich erwartete hatte, einfach grandios. Ian G weiß, wie man auf dem schmalen Grat zwischen Hochsprache und lässiger Unterhaltung balanciert, alles klingt realistisch und glaubwürdig. Er vermeidet künstliche Begriffe, die es zu gestelzt klingen lassen, und er lässt es nicht allzu umgangssprachlich anmuten, hat ein sehr gutes Gespür für die Wirkung seiner Worte. Das ist neben der Handlung eine große Stärke, die mir an seinen bisherigen Hörspielen schon immer außerordentlich gefiel.


EINORDNUNG IN DIE ZEITLINIE

Die Geschichte spielt vor O23, ist also nun doch schon etwas älter. Es ist spannend, wie verschiedene Hinweise darauf fallen, in welchem Zeitraum sich die Handlung bewegt. Die Einführung von USB-Sticks und andere Details, die nebenbei erwähnt werden, ohne das Hörspiel künstlich auf Retro trimmen zu wollen. Beinahe eine kleine Zeitreise, bei der ich gelegentlich lächeln musste und mich daran erinnerte, wie das damals so war, als das alles gerade aufkam ... sehr schön umgesetzt!


HANDLUNGSAUFBAU

Das typische O23-Feeling kommt auf. Aber dankenswerterweise geht der Autor dieses Mal nicht zu weit in seinen Theorien, die Verschwörung hält sich im Rahmen und lässt genügend Raum auch für die Charaktere und das Voranschreiten der Handlung. Wer MINDNAPPING und O23 kennt, und wer auch sonst Thriller und Mindfuck liebt, der wird von dem Ausgang wenig überrascht sein, manches ist in dieser Form auch vorhersehbar. Jedoch die Umsetzung der Twists ist sehr glaubwürdig, und selbst wenn man es schon ahnte oder wusste, freut man sich so richtig über die gelungene Darstellung. Zudem, da bleibt sich Ian G treu, bedeutet ein Twist noch lange nicht, dass die Sache vorbei ist, schon kommt der nächste, noch einer und noch einer. Und wenn man denkt, das Hörspiel ist nun vorbei, zack folgt noch einmal eine Überraschung. Er kann es einfach nicht lassen ;-)


ATMOSPHÄRE

Die Soundeffekte und Musik sind diesmal besonders gelungen. Vor allem die Sequenz im Untergrund von Seattle löst beim Hörer eine richtige Beklemmung aus, ich fühlte mich selbst unter der Stadt, erdrückt von der Last der Gebäude über mir. Auch die dieses Mal zahlreichen Ortswechsel (Café, Hochschule, Studentenbude, Underground, usw) wurden sehr schön in Szene gesetzt.


FAZIT

Eine wirklich congeniale Mischung aus dem Mindfuck von MINDNAPPING und den Verschwörungen aus OFFENBARUNG 23, professionell umgesetzt, höchst unterhaltsam und spannend. Eine Folge, die hält, was beide Reihen versprechen!

Wertung: 9,5 von 10 angesägte Stützpfeiler

SaschaSalamander 20.05.2013, 08.57 | (0/0) Kommentare | PL

Eagle

Cover Band 01Es ist schon lange her, dass ich den Mange EAGLE gelesen habe. Aber die Rezension wurde noch nicht veröffentlicht, und heute möchte ich sie Euch vorstellen.

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Takashi Jo ist Reporter einer kleinen japanischen Lokalzeitung. Ausgerechnet er wird vom Präsidentschaftskandidaten Kenneth Yamaoka, einem japanischstämmigen Amerikaner, zur Berichterstattung und Recherche nach Amerika beordert. Doch Yamaoka hatte einen guten Grund: Jo ist sein unehelicher Sohn und soll seinen Vater kennenlernen. Dieses Geheimnis darf keinesfalls an die Öffentlichkeit!

Kenneth Yamaoka ist ein Mensch mit unglaublich starkem Willen und einem strahlenden Charisma. Erst ein unbekannter Niemand, gelingt ihm Stück für Stück der Weg an die Spitze. Viele Hindernisse warten auf ihn und seine Mitarbeiter, und auch menschliche Schicksale werden in den Wahlkampf verwoben. Bei den Recherchen über Yamaoka und dessen Karriere erfährt Jo immer mehr über seinen Vater, vieles Faszinierend, manches abstoßend, anderes nahezu unglaublich. Ein Mensch mit großen Zielen und der Energie, diese auch zu verwirklichen. Er ist bereit, für sein großes Ziel "Präsidentschaft" ungewöhnliche Mittel zu ergreifen, er löscht Feuer mit Feuer, und nicht immer scheinen seine Vorgehensweisen im ersten Moment logisch. Doch er weiß was er will, und er ist bereit, alles dafür zu geben.

Eigentlich interessiere ich mich wenig für Politik (zumindest in literarischer Form, die Realität ist da etwas anderes), aber dieser Manga hat mich begeistert. Anfänglich war ich eher skeptisch, schon nach wenigen Seiten war ich gefesselt. Mit spannenden Worten und Bildern vermittelt Kawaguchi ein gutes Bild von den Methoden und Möglichkeiten innerhalb des Wahlkampfes. Yamaoka schafft es, den Leser sofort zu begeistern und faszinieren, man schwankt zwischen Sympathie und Abscheu, will unbedingt den nächsten taktischen Schritt verfolgen, den er gehen wird. Sehr oft scheint sein Handeln eiskalt und abgebrüht, erweist sich später jedoch als überaus geschickt und menschlich.

Auch Jo ist ein interessanter Charakter. Er hat mit der Offenbarung seines Vaters zu kämpfen. Bisher wusste er nicht, wer sein Vater ist, und nun erfährt er diese Nachricht. Niemand, mit dem er darüber reden kann, eingebunden in einen hochdramatischen Wahlkampf, in dem niemand auch nur eine Sekunde Atem schöpfen kann. Er arbeitet bis zur Selbstaufgabe, verliebt sich, findet Freunde. Als ein Skandal die Familie seines Vaters bedroht, ist auch seine Liebe in Gefahr, und im Alleingang will er das Rätsel um die Herkunft seiner Freundin lüften. Ein Reporter kommt ihm und seinem Vater auf die Spur, der gegnerische Kandidat sucht nach "Leichen im Keller" seines Rivalen.

"Eagle" ist hochspannend. Ich finde, er kann mit amerikanischen Polit-Thrillern um Wahlen, Kandidaten und Intrigen im Weißen Haus mithalten. Wer aufmerksam liest, kann sogar einige Anspielungen, Zitate und Bilder finden, die auf verschiedene Filme verweisen (das berühmte Zitat aus "Wag the Dog" dürfte jedem auffallen, aber auch sonst gibt es viel zu entdecken!). In seinen Zeichnungen und im Aufbau ist der Manga außerdem weitaus westlicher als üblich. Das auszuführen, würde allerdings recht weit führen und wäre passsender für eine mehrseitige Rezension und Interpretation. Deswegen von meiner Seite lediglich der Hinweis, dass im zehnten Band ein interessanter Hintergrundbericht über Entstehung und Inhalt dieses Mangas ist.

Es gibt Mangas, die eindeutig für Erwachsene gezeichnet wurden und Geschichten erzählen, die auch in Europa mit Bestsellern konkurrieren könnten, wenn das Medium Manga hier bekannter und angesehener wäre: Monster, 20th Century Boy, Barfuss durch Hiroshima, Dragon Head, Island, She - The Ultimate Weapeon, Shamo sowie viele weitere. Und Eagle ist definitiv einer von ihnen. Ich denke, er kann dazu beitragen, Mangas den gebührenden Respekt in Europa zu verschaffen, und ich hoffe, mit dieser kurzen Rezension ein wenig dazu beizutragen ;-)

SaschaSalamander 15.04.2013, 08.49 | (0/0) Kommentare | PL

Der letzte Engel

Zoran Drvenkar lese ich sehr gerne. Alles, was ich bisher von ihm gelesen habe, begeisterte mich. Mir gefällt, dass kein Buch dem anderen gleicht und er das Talent hat, immer wieder etwas Neues zu erschaffen. DER LETZTE ENGEL reizte mich inhaltlich sehr. Gelesen, Notizen gemacht, keine Zeit gefunden zum Rezensieren. Weil der Autor es nicht verdient hat, dass ich sein neuestes Werk einfach übergehe, hier also wenigstens meine Notizen:

Beschreibung:
Motte ist sechzehn Jahre alt, als eine anonyme E-Mail seinen Tod ankündigt: Mieser Scherz, denkt er. Doch am nächsten Morgen bemerkt Motte, dass sein Herz nicht mehr pocht und der Spiegel nicht mehr durch seinen Atem beschlägt. Dunkle Jäger und geisterhafte Mädchen folgen ihm und behaupten, dass in Motte etwas Uraltes zu einem Ende kommt. Denn er ist der letzte Engel auf Erden.

- Autor kann nichts dafür, aber Pfui an den Verlag: ich kann es nicht leiden, wenn ich Bücher lese und vorab keinen Hinweis finde, dass es sich um eine Reihe handelt. Wie wäre es auf dem Cover mit "Teil 1" oder einem Hinweis auf dem Klappentext? Ich fühle mich als Kunde nicht ernstgenommen, wenn man mir solch eine wichtige Information verschweigt

- Buch endet also nicht wirklich. Ist eher eine Art Vorgeschichte und ein Kennenlernen der Protagonisten

- Erzählstil ungewöhnlich, typisch Drvenkar. Viele Sprünge in Raum und Zeit. 1815 beim russischen Zaren, das Arktische Eis, die Gegenwart, vor 50 Jahren, unbekannter Ort vor Äonen von Jahren. Nicht chronologisch erzählt

- sehr viele Charaktere, die nach und nach dazukommen, man muss sich bemühen Überblick zu behalten. Hat das Potential zu einer ganz großen Saga

- Erzählstil wechselt regelmässig von Du über Ich über 3. Person hin zu Allwissendem Erzähler, je nachdem, wer gerade Hauptperson des jeweiligen Kapitels ist

- Alter, Geschlecht, Zeit, all das spielt für den Autor keine Rolle. Wie gewohnt setzt sich Drvenkar über Konventionen hinweg und erschafft einen neuartigen Erzählstil, scheinbar harmlos verpackt in einen netten Roman

. sprachlich kenne ich von Drvenkar weit Besseres als diesen aktuellen Titel

- Engel sind momentan Mainstream. Was den Leser hier erwartet, ist jedoch kein Mainstream, sondern etwas abseits der Norm, höchst Unengelhaft

- Um die Regeln zu brechen, muss man sie kennen. Und Drvenkar kennt sie wohl sehr gut, setzt sich regelmässig darüber hinweg, was Aufbau, Charaktere usw beetrifft

- das Buch ist inhaltlich äußerst spannend. Trotzdem gab es einige Momente, die ich als Längen empfand. Ganz besonders, wenn man nicht weiß, dass es der Beginn einer Reihe ist, wird es zu ausufernd und weitschweifig. Ich fand das Buch spannend, hatte aber niemals das Gefühl "ich kann es nicht weglegen, ich MUSS jetzt sofort weiterlesen"

- Gebrüder Grimm, Söldner, Kriegsschlachten auf Berggipfeln, ein seelenraubender Rabe, Erscheinungen von toten Mädchen, eine geheime Bruderschaft, uralte Archive, moderne Mailkommunikation. Und ein Engel in Boxershorts mit Garfield-Aufdruck. DAS sind die Zutaten für einen ungewöhnlichen Jugendroman

Fazit: sehr gute Grundlage und vom Autor gekonnt gemixt. Trotzdem einige Schwächen, die es zu einem insgesamt netten Jugendbuch, nicht aber zu einem Top Titel machen.


SaschaSalamander 02.04.2013, 08.35 | (0/0) Kommentare | PL

Amadeus 05 - Samiel

Ich bekam die Möglichkeit, bereits vorab die Folge 05 - SAMIEL aus der Reihe AMADEUS zu hören. Na, da konnte ich nicht widerstehen, war ich von der letzten Folge doch wieder begeistert gewesen und konnte die Fortsetzung kaum erwarten. Wie passend, dass ich es gerade am Karfreitag hörte, an dem Tag, an dem auch der Prolog beginnt:


INHALT

Zwei Männer gießen an einem Karfreitag bei Vollmond Freikugeln und beginnen ein Ritual zur Beschwörung Samiels ... etwas später wird eine Leiche im Wald gefunden. Gerade zu dem Zeitpunkt, als Amadeus an den Auhof geladen wurde, um dort dem Kaiser über die Arbeit an seinem neuesten Werk zu berichten. Amadeus und Resch geraten wieder einmal in tödliche Gefahr, denn der beschworene Dämon (?) hat nur ein Ziel: den Kaiser zu vernichten ...


NEUES COVER

Die Reihe bekommt ein neues Cover. In Zusammenarbeit mit dem Zeichner >Alexander von Wieding< erhält AMADEUS ein neues Auftreten. Statt des bisher altertümlich anmutenden Portraits des Komponisten und eines Fotos gibt es nun eine Bleistiftzeichnung und ein Cartoongesicht. Die Serie wird nach und nach angepasst, sodass Käufer der ersten Folgen gerne die neue Version des Covers erhalten.

Meine Meinung dazu ist zwiespältig. Die Idee finde ich toll, und die Zeichnung finde ich klasse, sie hat was von Steampunk, ist mysteriös, macht neugierig. Das Gesicht von Amadeus allerdings fand ich in Folge 4 mit dem Totenschädel weitaus besser, das neue Konterfei ist schon sehr künstlich. Zumal das ursprüngliche Cover mit dem Lagerfeuer mir ausgesprochen gut gefiel. Trotzdem finde ich das neue Cover stimmig und besser zur Reihe passend als das alte, und ich hoffe, dass es auch den gewünschten Erfolg mit sich bringen wird und neue Kunden auf sich aufmerksam macht.

 


UMSETZUNG, THEMA

Schön finde ich, dass die Handlungsorte bei AMADEUS wechselnd sind. In der ersten Folge eine Hütte im Wald, danach das Nationaltheater, eine Franziskanerkirche, ein Puppentheater und dunkle Gassen. Nun ein reiches Anwesend und ein dunkler Wald, der sehr viel Möglichkeiten für düsteres Ambiente bietet. Und dieses Potential wurde voll ausgeschöpft, die Atmosphäre des Hörspiels ist wieder sehr dicht und unheimlich.

Interessant finde ich, wie sich auch jede Folge eines mythologischen oder religiösen Themas annimmt. Dieses Mal geht es um das Ritual der Freikugeln und den Dämon Samiel bzw Samuel - die Legenden und Geschichten um ihn sind vielfältig und faszinierend, ich empfehle ein wenig zu recherchieren. Denn AMADEUS macht umso mehr Spaß, wenn man die vielfältigen Anspielungen und Hinweise versteht und ihn mit vielen Aha-Momenten genießen kann. Mein Tip: einmal hören, um sich überraschen zu lassen. Und dann googeln, nachschlagen, ein zweites Mal hören und der Folge unter völlig neuen Vorzeichen lauschen.

SAMIEL ist wieder sehr unheimlich, allerdings klingen diesmal auch melancholische Momente an. Mozart zeigt sich von einer völlig neuen Seite, offenbart seine Gefühle auf eine sehr poetische Weise. Natürlich gibt es wieder derben Humor und böse Späße, aber zugleich bekommt der Hörer hier eine Kostprobe des Feingeists und der Sensibilität des Komponisten, ohne die er zu solchen Meisterwerken niemals in der Lage gewesen wäre. In seinen Worten schwingt eine Zärtlichkeit mit, und auch die Freundschaft zwischen Amadeus und Resch gewinnt dadurch an Tiefe.

Was mir an der Reihe Amadeus gefällt: es gibt keine Längen oder überflüssigen Momente. Die Handlung geht stetig voran, die Spannung hält sich von der ersten zur letzten Minute. Der Autor Sebastian Weber (ORDENSSCHWESTER AMELIE) hat ein besonderes Talent, sich gleichermaßen um Charakterdesign, Handlungsaufbau, Atmosphäre, Dialoge und Plotting zu kümmern, ohne auch nur eines davon zu vernachlässigen. Perfekt aufeinander abgestimmt und von solch einer Dichte, wie sie nur wenige Hörspiele in dieser Form zu bieten vermögen.


BEZUG ZUR REIHE

In meiner Rezension zu Folge 4 erwähnte ich ja, dass all die schrecklichen Erlebnisse auch Konsequenzen mit sich bringen. Nun, man kann den Charakter nicht jahrelang in Trauer und Schockstarre verharren lassen, es muss natürlich weitergehen. Dennoch spürt man in dieser Folge, wie die Ereignisse Amadeus verändert haben, seine Nachdenklichkeit und Sensibilität zeigt, dass er nicht mehr so oberflächlich die Dinge angeht wie bisher (was natürlich auch eine Überinterpretation von meiner Seite sein kann, jedoch finde ich diesen Gedanken passend, das Hörspiel in dieser Hinsicht gut umgesetzt).

In den letzten beiden Teilen fragte ich mich einige Male, wann wieder ein Bezug zum zweiten Teil geknüpft wird. Das ist hier der Fall, und erneut wirft AMADEUS mehr Fragen auf als zu beantworten. So realistisch die Serie sein mag (bisher scheinbar mystische Elemente entpuppten sich als durchweg menschlich in Folge 1-4), gibt es dennoch ein entscheidendes Element, das ganz und gar Fantasy / Mystery ist, und es ist geschickt in die Handlung gewoben, sodass der ansonsten realitätsnahe Stil der Serie gewahrt bleibt.

Während die Vorgängerfolgen teilweise etwas komplexer waren, mit mehreren Handlungssträngen und verzwickten Zusammenhängen den Hörer forderten, ist SAMIEL wieder etwas entspannter. Ein chronologischer Ablauf, nur zwei Handlungsorte, die Handlung selbst geradlinig und einfach. Das ist zur Abwechslung einmal sehr erholsam und dabei nicht minder spannend. Obwohl 73 Minuten sehr lang sind für ein Hörspiel, flog die Zeit für mich nur so dahin, es kam keinen Moment Langeweile auf.


SPRECHER

Neben den regelmässigen Sprechern wartet die Folge diesmal mit weiteren bekannten Namen auf: Frank-Otto Schenk, Bodo Wolf, Michael Pan und Brigitte Grothum passen sehr gut zu den jeweiligen Rollen (besonders Pan schafft es immer wieder, mit einer arroganten Lässigkeit Unsympathen zu verkörpern, dass es richtig Spaß macht, diese Rolle nicht zu mögen).

Debora Weigert ist die Tochter von Frau Grothum, war mir bis dato allerdings nicht bekannt. Ich finde es schön, die beiden in einem gemeinsamen Hörspiel zu hören. Die von ihr verkörperte Figur der Bausmeisterin Adele Schlucker konnte mich überzeugen und fügte sich wunderbar zu den anderen Sprechern. Chris Murray und Wanja Gerick waren für mich ebenfalls neu, sie hatten eher kleine Rollen, die sie aber gut darstellten. Mit Sven Hasper wirkte diesmal auch der Bruder von Kim Hasper mit, ihn kennt man vor allem als Sprecher des Michael J Fox.

Und was Samiel betrifft - nun, wer Samiel wirklich ist, das bleibt dem Hörer unklar. Das Pseudonym seines Sprechers Ralf Mertens allerdings ist bekannt: Dennis Rohling selbst wirkte diesmal wieder mit. Und, zugegeben, ich hätte ihn nicht erkannt, wenn ich es nicht gewusst hätte, seine Stimme ist verfremdet, und er klingt völlig anders als sonst. Zumal er als Bösewicht absolut anders klingt als die freundlichen Rollen, die er sonst immer spricht. Wirklich gelungen, dieser Trick, alle Achtung ;-)


MUSIK, GERÄUSCHE

Ich bin zu Beginn jeder Folge aufs Neue gespannt, welche Kompositionen Mozarts verwendet werden. Man hörte anfangs natürlich die bekannten Werke, und nun kommen langsam immer mehr Titel, die für die meisten Hörer neu sein dürften. Eine kleine Entdeckungsreise, auf die ich mich sehr freue.

Was die Hintergrundgeräusche betrifft, finde ich sie wieder passend. Die Untermalung der inhaltlich dichten Atmosphäre ist auch akustisch durchweg gelungen, sodass alles eine Einheit bildet und ein rundum professionelles Werk präsentiert.


FAZIT

Etwas weniger komplex als die letzten Folgen, dafür wieder deutlich mehr Witz, die Handlung so spannend und geheimnisvoll wie inzwischen gewohnt. Absolute Empfehlung für alle, die anspruchsvolle Hörspiele lieben.

SaschaSalamander 01.04.2013, 08.34 | (0/0) Kommentare | PL

Ostfriesenmoor

INHALT

Der siebte Fall des Duos Klaasen und Weller ist diesmal düster und brutal: im Moor wird eine Kinderleiche gefunden, ausgestopft. Bald darauf verschwindet ein Kind vor der Apotheke, und es scheint einen Zusammenhang zu geben. Während Klaasen einen Mörder stellen soll, ereignen sich in ihrem Privatleben aufreibende Dinge, die sie all ihre Kraft kosten. Und die Entführung des Kindes hat weitreichende Folgen bis in das Privatleben der Beteiligten, was zu weiteren Intrigen, Schicksalsschlägen und natürlich Morden führt. In diesem Krimi werden alle an ihre Grenzen geführt ...


CHARAKTERE

Normalerweise notiere ich mir in den Krimis von Klaus-Peter Wolf ja die Namen, diesmal habe ich es ohne versucht. Es dauerte lange, bis ich endlich ein Gespür für die einzelnen Charaktere hatte. Wie üblich erhält jeder noch so kleine Nebencharakter einen eigenen Vor- und Nachnamen sowie eine kurze Geschichte und etwas Persönlichkeit. Es ist Wolfs Stil, immer könnte ich es nicht lesen, aber bei ihm mag ich es, er hat eine ganz eigene Art, dies umzusetzen. Die Charaktere sind allesamt sehr menschlich, nicht perfekt und auch nicht schlecht, sondern eben so, wie Menschen sind: voller Mängel, niemals nur gut oder böse, sie verhalten sich auch mal unangebracht und machen Fehler, wie wir alle.

HÖRBUCH VS BUCH

Das Hörbuch ist im Verhältnis zum Buch gekürzt. Vieles, was ich in anderen Rezensionen gelesen habe, wurde hier weggelassen. Ich denke allerdings, dass die Mitarbeiter, die das bearbeitet haben, sehr gute Arbeit geleistet haben. Die Geschichte ist in sich stimmig, ich entdeckte keine Lücken, alles baut gut aufeinander auf, und zu den Charakteren bildet sich ein wunderbar rundes Bild, ohne dass ich als Hörer etwas vermisst habe.


BESONDERHEITEN

Ich habe ja nun schon einige Jugend- und Erwachsenenkrimis des Autors gelesen. Sie ähneln sich in Aufbau und Stil, doch bisher wurde mir nicht langweilig. Denn die Themen, die Wolf anschneidet, sind brisant. Er greift in jedem Buch gesellschaftliche Probleme auf, und die Inhalte der Krimis regen zum Nachdenken an. Abgesehen vom eigentlichen Fall greift er dieses Mal Dinge auf wie die Auswirkungen eines Schlaganfalles (sowohl medizinische Aspekte wie auch die Betroffenheit der Angehörigen), die Folgen einseitigen und voreingenommenen Denkens, Broken-Home-Families, Drogenkonsum, Fremdgehen. Mir gefällt, wie er niemals den Zeigefinger hebt, niemals belehrt, den Leser sich sein eigenes Bild davon machen lässt.

Die Schilderungen dieses Mal sind sehr drastisch. Sowohl der Fall als auch die Nebenplots gehen bis zum Äußersten. Schon in den anderen Büchern war ich fasziniert, wie es Wolf gelingt, grausame Details ohne voyeuristisches Ausformulieren kurz anzureißen und sich dann auf die Geschichte zu konzentrieren. Besonders hier ist der Gegensatz zwischen blutigem Inhalt, psychisch aufwühlenden Momenten und der ruhigen, irgendwie großväterlich erzählenden Stimme sehr markant. Ich mag diesen Gegensatz, da es sich angenehm von anderen Titeln abhebt, die ihre Leserzahlen vor allem aus der Gewaltdarstellung ziehen.

Eine Szene fand ich besonders heftig: sie erzählt von einer Frau und deren Verhalten, nachdem sie ein Kind zur Welt brachte, das bereits unter Entzug litt. Das klingt heftig, und ich kann mir vorstellen, dass manch ein Leser denkt, das sei unrealistisch, aber kurz darauf habe ich etwas ähnliches tatsächlich selbst erlebt auf Arbeit, musste sofort an das Buch denken und daran, dass die unglaublichsten Dinge noch immer real geschehen und kaum ein Buch an die Realität heranreicht. Nun, es ist Wolf diesmal gelungen, ein - nicht nur auf diese Szene bezogen - äußerst realistisches Buch zu schreiben, das mich stellenweise sehr aufgewühlt hat.


LOKALKOLORIT

Der Lokalkolorit ist wie gewohnt recht hoch. Der Norden ist nicht gerade meine bevorzugte Region, ich fühle mich im Süden heimischer. Doch die Eigenheiten der Menschen, die Wohnungseinrichtungen, die Rituale, die Landschaft, all das ist so liebenswert und sympathisch dargestellt, dass ich richtig Lust auf einen Urlaub bekomme, um mir all das wieder einmal anzusehen.


SPRECHER

Zum Sprecher gibt es nicht viel zu sagen, ich habe es ja schon erwähnt: der Autor spricht selbst, und er kann es einfach. Seine stimme ist dunkel, ruhig, beinahe märchenhaft erzählend, emotional und mitreißend.


FAZIT

Kurz gesagt: dieser Roman hat mich wieder sehr begeistert und vor allem bewegt. Ein abgründiger Fall in ruhigem Erzähltempo, gemächlich wird gemordet, geliebt und gelitten.


SaschaSalamander 21.03.2013, 08.56 | (0/0) Kommentare | PL

Amadeus 04 - Faustus

Das aktuelle Cover der Mozart-Reihe hat als Wiedererkennungswert den Aufbau mit Schrift, Bild und Mozart-Portrait. Wenn man diesmal jedoch genau hinsieht, erschrickt man bei FAUSTUS: es mag ja Mozart sein, aber so wirklich gesund sieht er nicht mehr aus. Ich bin gespannt, ob sich nun das Gesicht des Komponisten von Folge zu Folge verändert bis hin zum Totenschädel, oder ob dies einfach nur die neue Covergestaltung bleibt.

Zum Inhalt: Mozarts Freund Justus Resch hat eine Anstellung beim Anatomen Marschall bekommen. Doch schon nach kurzer Zeit wird dieser auf grauenvolle Weise getötet gesplattert. Die beiden versuchen den Fall aufzuklären und geraten in eine blutige Verschwörung.

Wie das Cover schon verheißt, ist die aktuelle Folge sehr düster. Was zu Beginn der Reihe als Mystery verkauft wurde, möchte ich hier schon als Horror einstufen und eine Altersfreigabe empfehlen. Es rollen Köpfe, Gedärme werden herausgefetzt, und auch sonst geht man nicht gerade zimperlich zu Werke, inhaltlich wie sprachlich. Aber man darf keinesfalls erwarten, dass es sich auf Splatter-Niveau abspielt! Im Gegenteil, FAUSTUS verbindet geschickt Religion, Wissenschaft, Philosophie, historisch reale Bezüge, europäisches Kulturgut mit einer unglaublich dicht gewobenen Fiktion, die ihresgleichen sucht.

Trotzdem, so düster AMADEUS auch ist, ein wenig Humor gehört dazu. Zu Beginn gibt es wieder viele Plänkeleien und derben Späße zwischen den Protagonisten, und wie für die damalige Zeit und diese Serie üblich werden vulgäre Begriffe nicht geschönt. Es tut gut, einfach mal richtig unanständig zu lachen, und dafür bietet Mozart allen Grund. Man denke etwa an seine Lieder - mir sind einige seiner ursprünglichen Kanons und Texte bekannt, aber sehr viele Hörer dürften überrascht sein, plötzlich den Originaltext zu hören. Und bevor jemand sagt, das sei erfunden - nope, Mozart war wirklich ein kleines großes Ferkel ;-)

Nicht nur hinsichtlich Musik und Humor - es gibt Anspielungen und Verweise auf die unterschiedlichsten Bereiche (etwa der Name des Pudels ließ mich schmunzeln, oder die Gegenüberstellung von Teufeln und Mönchen, da kommt ein gewisser Aha-Effekt, den ich liebe. Einfache Story kann jeder, aber clever eingestreute Symbolik, Nambensgebung und Anspielungen sind etwas Besonderes).

FAUSTUS bietet einen Bezug zur Reihe, indem eine Figur der ersten Folge WOLFERL wieder auftritt (und für einige bösen Spottsprüche Mozarts sorgt). Auf das überraschende Ende des zweiten Teils ROSIGNOLO wird allerdings kein Bezug genommen. Dafür wird ein neuer Handlungsfaden gewoben, der nicht minder spannend ist. Wie viele Folgen auch immer es geben wird, inzwischen ist die Rahmenhandlung recht aufwändig, und ich bin sehr gespannt, wie man all die Fäden zusammenführen will.

Musikuntermalung, Geräusche, Zusammenschnitt, alles bildet eine Einheit, ich sah die Handlung wie einen Film vor mir. Und ich finde sogar, dass die Serie das Potential zu einer Verfilmung hätte, die mit düsteren historischen Titeln mithalten kann (auch, wenn ich natürlich nicht den Hörplaneten an Umberto Eco messen möchte, drängen sich mir in Atmosphäre und Inhalt immer häufiger Gedanken um DER NAME DER ROSE auf, und die Bilder in meinem Kopf sehen ähnlich aus).

Was mir in dieser Folge besonders auffiel: es ist faszinierend, wieviel traumatische Erlebnisse unsere Serienhelden erleiden. Ich kann nicht mehr zählen, wie viele Toten die Lady gesehen hat. Die drei ??? haben schon allerhand Grusliges, Schockierendes erlebt. Von John Sinclair und all den Dämonen ganz zu schweigen. Würde ich diese Dinge erleben, könnte man mich sabbernd mit eingenässten Hosen in der Ecke sitzen sehen, wie ich hysterisch vor mich hinkichere. Naja, dafür sind es Serienhelden, das verzeiht man und stört sich nicht daran. Aber AMADEUS ist da anders. Die Helden leiden unter den Geschehen, und die Ereignisse ziehen nicht schadlos an ihnen vorbei - das ist etwas Neues, und das finde ich positiv überraschend.

Alles in Allem: Wir Horrorfans sind keine hirnlosen Zombies, die man mit billiger Action abspeisen kann. Und nur, weil ich Kultur liebe und genieße, bin ich bitte nicht langweilig und spießig. Amadeus schafft es, junge Erwachsene anzusprechen, die mehr wollen als "entweder - oder". Eine Reihe, die sowohl den Intellekt anspricht als auch das Bedürfnis nach Action, Splatter und eben einfach Unterhaltung. Mehr davon bitte!

Wertung: 4,9 von 5 Puppentheater


SaschaSalamander 18.03.2013, 09.09 | (0/0) Kommentare | PL

Porterville 04 - Träume der Termiten

porterville04_termiten_1.jpgProtagonist der vierten Folge von PORTERVILLE ist Paul Higgins. Jedoch nicht der alte Higgins, den wir später kennenlernen (bzw in früheren Teilen der Reihe kennenlernten, allerdings als er bereits älter war. Herrjeh, DarksidePark bzw PorterVille sind gelegentlich recht kompliziert zu erklären mit seinen Zeitsprüngen und Zusammenhängen), sondern diesmal der junge Higgins, noch nicht einmal seine Doktorarbeit abgeschlossen hat, noch mit seiner schwangeren Freundin in Massachusetts lebend. Wir erfahren hier, mit welchen Versprechen und Methoden er als Mitarbeiter für Porterville angeworben wurde.

Autor ist diesmal John Beckmann, den ich schon in anderen Reihen zu schätzen gelernt habe. Er schrieb die ersten Folgen für >LADY BEDFORT<, war verantwortlich für eine spannende Episode >MINDNAPPING<, verfasste vier Teile des >DARKSIDE PARK<. Mir gefällt, dass seine Folgen häufig sehr "heimelig" und "beschaulich" wirken, sehr familiär und ruhig, ganz unaufgeregt. Dabei aber immer eine unterschwellige Bedrohung ausstrahlen. Harmlose alte Damen beim Kaffeeklatsch, Natur und Wildnis bei den Indianern, abseits gelegene Inselbewohner, das gemütliche kleine Örtchen Broughton, überall freundliche, arglose Menschen, doch der Blick hinter die Fassade verheißt Abgründe. Dabei zeigt Beckmann nur selten das ganze Ausmaß, überlässt sehr viel davon der Phantasie des Hörers bzw Lesers.  

Auch hier werden wieder mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Anfangs dachte ich "super, jetzt erfahren wir endlich mal mehr über die seltsame Fragereihe nach dem Geschmack von Pudelfleisch, träumenden Termiten und anderen Dingen". Aber klar, natürlich wurde nicht erklärt, was es mit den Fragen auf sich hat. Stattdessen frage ich mich nun zusätzlich, was in dem seltsamen Kubus geschah, inwiefern träumende Termiten von Belang für Porterville sind und wie zur Hölle bitte dieser komische Test mit den Hunden aussah (immerhin waren es keine Pudel)? Was auch immer Beckmann selbst beim Schreiben im Kopf hatte, meine Phantasie malt sich grauenvolle Dinge aus, ich schaudere wohlig bei dem Gedanken daran. Und freue mich bereits auf die nächste Folge, für die es auch hier im Prolog bereits wieder einen kleinen Vorgeschmack gab (meine Rezi ist kein Spoiler sondern die allererste Seite des Buches, keine Sorge *smile*)

Alles in allem - eine weitere spannende Folge, die mich absolut unbefriedigt zurücklässt und gerade deswegen absolut zufriedenstellte. Sorry, wenn das schräg klingt, aber anders kann man Porterville einfach nicht beschreiben. Süchte sind nicht wirklich  rational ;-)

SaschaSalamander 05.03.2013, 08.38 | (0/0) Kommentare | PL

MindNapping 12 - Die letzte Wahrheit

mindnapping12_wahrheit_1.jpgINHALT

Der Journalist Mabou Dlanga bekommt die einmalige Gelegenheit, den "Ort der letzten Wahrheit" aufzusuchen: ein geheimer Bunker, in dem das Apartheit-Regime grausame Dinge praktizierte. Der Organisator der Erkundungstour will die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen und das schreckliche Geschehen publik machen. Doch Dlanga wundert sich, dass neben ihm und anderen Fachleuten auch eine Seherin und ein Pfarrer anwesend sind? Bald treten Erscheinungen und Phänomene auf, und bald verschwindet der erste Teilnehmer der Gruppe ...


AUTOR

Raimon Weber ist unter den Hörspielautoren einer der Großen. Er trug drei Folgen zum >DARKSIDE PARK< bei, zeichnet sich verantwortlich für die Folge "DIE 9 MM ERBSCHAFT" hier bei MindNapping, war Autor der ersten 16 Folgen von Gabriel Burns, schrieb zuvor schon zweimal für MindNapping, auch für Terminal 3, Point Whitmark, Kommissar Dobranski, veröffentlichte einige Romane und ... warum stelle ich ihn eigentlich noch vor? Nur soviel: Was ich an seinen Geschichten mag, ist die fast körperlich spürbare Anspannung in seinen Werken, vor allem durch Andeutung und Auslassung vermag er seine Hörer / Leser zu fesseln.


THEMA

In dieser Folge geht es um das Wirken der Regierung in Zeiten der Apartheid. Eine perfekte Kulisse (ich habe den Gedanken, dass die Geschichte ebensogut vor dem Hintergrund der NS-Verbrechen hätte spielen können. Um dies jedoch abzuschwächen, könnte es nach Südafrika verlegt worden sein. Ich bin jedenfalls froh, dass es zur Abwechslung mal nicht das dritte Reich ist, sondern ein anderer Schauplatz. Aber vielleicht interpretiere ich da auch zuviel hinein).

Wie auch der Journalist stellt sich der Hörer die Frage, was eine Seherin und ein Pfarrer in Mindnapping, das ja meist doch recht realistisch gehalten ist, verloren hat. Wie passt diese Folge in die Reihe? Doch bald wird klar, dass diese Folge nicht nur in die Reihe passt sondern wieder einmal ein Glanzstück wurde ...


AUFBAU

Im Prolog weiß der Zuhörer nicht, worum es geht, erst später wird dies klar. Dann zum Einstieg der Folge geht die Handlung eher langsam voran. Es werden die Charaktere alle vorgestellt, und dafür lässt der Autor sich gut Zeit. Obwohl in diesen Tracks wenig geschieht, muss man als Hörer dennoch sehr aufmerksam folgen, da die spätere Handlung zum Teil darauf basiert und nach und nach alles, was bisher geschah, sich nun zusammenfügt. Ein zweites Hören ist auf jeden Fall sinnvoll, um die Geschichte komplett zu erfassen.

Der Hauptteil dann ist etwas kürzer, die Spannung steigt drastisch an. Wo andere Blut, Horror und Grauen beim Namen nennen, genügen ihm Andeutungen. Wo andere den Tod und das Sterben in splatternden Effekten zelebrieren, genügt ihm die schlichte Aussage, dass jemand starb, er braucht solche billigen Stilmitteln nicht und verlässt sich ganz auf die Wirkung der Story.

Und dann natürlich ein Twist und das Ende, auch hier lässt er sich wieder Zeit, alles zu erklären, die Charaktere miteinander agieren zu lassen und das Geschehen rückwirkend zu beleuchten. Beim zweiten Hören erkennt man dann auch einige Hinweise bzw kann manche der Szenen mit dem Wissen um die "Auflösung" neu wahrnehmen. Zugegeben, das Ende ist ziemlich naheliegend, doch da ich während des Hörens sosehr im Bann der Geschichte war, kam ich einfach nicht von selbst drauf ;-)


SPRECHER

Gordon Piedesack macht seine Rolle als Erzähler hervorragend. Und auch, wenn ich sonst nicht so für Erzähler zu haben bin (ich bevorzuge es, wenn eine Geschichte ohne auskommt), passt er hier sehr gut in das Geschehen, ergänzt das Hörspiel durch seine markante Stimme.

Nana Spier, die ich lieber in softeren Rollen mag, konnte mich hier dennoch überzeugen. Till Hagen und Helmut Krauss, da muss ich gar nicht viel sagen, die spielen sowieso jeglicher Vergleiche. Mir fiel in diesem Hörspiel niemand auf, der nicht gepasst hätte oder der negativ aus der Gruppe der anderen Sprecher hervorgestochen wäre. Während manche Folgen aus MindNapping mit weniger auskommen, wurden hier recht viele Rollen verteilt, und sie werden weiterhin gesprochen von Peter Flechtner, Stefan Friedrich, Katja Brügger, Jaron Löwenberg, Oliver Böttcher, Peter Weis, Wolfgang Bahro und Patrick Holtheuer.


GERÄUSCHE, MUSIK

Die Stimmung des verschlossenen Bunkers kommt sehr gut beim Hörer an. Passend zu Weberes Geschichte werden keine großen Effekte aufgefahren. Dadurch wirken die eingesetzen Mittel umso intensiver, sodass Beklemmung und Enge drastisch spürbar werden. Die Musik nie aufdringlich, stets unauffällig im Hintergrund untermalt die Handlung und verstärkt mit ihrem treibenden Rhythmus die Spannung.


FAZIT

Beklemmend, düster und unheimlich. Wieder eine herausragende Folge Mindnapping. Die Serie schöpft von Mal zu Mal mehr ihr Potential aus, und ich bin gespannt, was bald an weiteren Highlights folgen wird.

Wertung: 9 von 10 Obsessionen

SaschaSalamander 28.01.2013, 09.43 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

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