SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

To be taught if fortunate

At the turn of the twenty-second century, scientists make a breakthrough in human spaceflight. Through a revolutionary method known as somaforming, astronauts can survive in hostile environments off Earth using synthetic biological supplementations. They can produce antifreeze in sub-zero temperatures, absorb radiation and convert it for food, and conveniently adjust to the pull of different gravitational forces. With the fragility of the body no longer a limiting factor, human beings are at last able to explore neighbouring exoplanets long suspected to harbour life.

Ariadne is one such explorer. On a mission to ecologically survey four habitable worlds fifteen light-years from Earth, she and her fellow crewmates sleep while in transit, and wake each time with different features. But as they shift through both form and time, life back on Earth has also changed. Faced with the possibility of returning to a planet that has forgotten those who have left, Ariadne begins to chronicle the wonders and dangers of her journey, in the hope that someone back home might still be listening.




Eine Novelle von Becky Chambers, Autorin der WAYFARER-Reihe, die ich mit >BAND 1<, >BAND 2< und >BAND 3< ausführlich vorgestellt habe.

Bisher noch nicht auf Deutsch veröffentlicht, aber ich konnte es nicht erwarten. Also holte ich mir das für den Kindle sofort auf Englisch.

Es liest sich recht gut und flüssig, die Autorin hat einen sehr angenehmen Stil. Trotzdem ist es nicht immer leicht zu verstehen, und einige Male habe ich das Wörterbuch zurate ziehen müssen. Denn sie schreibt Hard-Sci-Fi. Es geht viel um Ethik, Philosophie, Physik und Wissenschaft. Um Planeten, um die Bedeutung des Lebens, um die Rolle des Menschen im Universum, um physikalische Gegebenheiten. Gerade, weil es viele Gedankengänge enthält und es nur selten eine konkrete Handlung gibt, musste ich gelegentlich etwas genauer auf die Worte achten, um nicht doch etwas Wichtiges zu verpassen.

Abgesehen vom Englischen (das zu lesen ja immer subjektiv ist, was für den einen leicht, ist für den anderen zu schwer): das Buch hat mir wieder außerordentlich gut gefallen. Allerdings ist es ganz anders als die WAYFARER-Reihe, und man muss dieses Genre tatsächlich mögen, sonst langweilt man sich zu Tode.

In jedem der nur wenigen Kapitel befinden sich die vier Protagonisten als einzige menschliche Wesen auf einem anderen Planeten. Es ist also ein reines Kammerspiel, in welchem wir die Astronauten bei ihrer Mission beobachten:

Auf einem der Planeten läuft alles wie zu erwarten, sie beobachten, nehmen Messungen vor, entdecken ein paar neue Dinge, sind an Deck und gehen zwischendurch auf den Planeten. Auf einem anderen Planeten sind sie überwältigt von der Vielzahl an wundersamen Eindrücken, und während der Dekontaminierung geschieht etwas Unerwartetes. Ein andermal bietet der Planet ihnen keine Chance, überhaupt einen Fuß außerhalb ihres Raumschiffes zu setzen, und so müssen sie ihre Zeit an Bord des Schiffes verbringen und versuchen, nicht in Frustration, Depression oder gar Wahnsinn abzurutschen.

Also, kurz gesagt: nicht wirklich so etwas wie eine "Handlung". Dafür sehr viel Beschreibungen, die das Herz eines jeden SCIENCE-Fiction-Fans höher schlagen lassen. Gedanken über Chiralität (Händigkeit) von Atomen und ihre Bedeutung für das Leben. Die Frage, welches Recht der Mensch hat, in das Leben anderer Planeten einzugreifen. Der Gedanke, dass nicht ein Planet für den Menschen durch Terraforming urbar gemacht werden muss - sondern auf welche Weise Somaforming es dem Menschen ermöglicht, sich einem neuen Lebensraum anzupassen. Oh, ich bin regelrecht versunken in ihren Gedankengängen, und ich könnte endlos in ihren Phantasien und Beschreibungen schwelgen, wohin die Menschheit sich eines Tages entwickeln könnte.

Was mich besonders beeindruckte: in Filmen sieht man immer, wie die Astronauten taufrisch und wunderschön aus dem Tiefschlaf in ihren Pods erwachen und sofort loslegen. Hier dagegen wird sehr authentisch beschrieben, wie so etwas wohl tatsächlich abläuft. Wie der Körper sich in dieser Zeit verändert, auf welche Weise er gesund erhalten wurde, was nötig ist ihn sauber zu erhalten und einen funktionierenden Stoffwechsel zu ermöglichen. Und vor allem: was es auch mit der Psyche macht, wenn ein Mensch nach so langer Zeit erwacht und sich mit den aktuellen Veränderungen seines eigenen Körpers konfrontiert sieht.

Bei der WAYFARER-Reihe gefiel mir ja besonders der queere Anteil. Den hat man hier nicht. Es gibt lediglich vier Protagonisten, und deren Geschlecht ist im Grunde egal, trägt nichts zur Handlung bei und könnte ebenso untereinander ausgetauscht werden. Einzig, was ich als kleines Easteregg fand: einer der Charaktere scheint ziemlich sicher transident. Was aber völlig irrelevant ist für die Handlung. Lediglich zwei völlig unscheinbare Nebensätze lassen darauf schließen. Ich mag es, wie die Autorin so etwas ganz selbstverständlich erwähnt und nicht für nötig hält, näher darauf einzugehen oder irgend etwas zu erklären. Warum sollte sie auch, wenn es für dieses Buch unwichtig ist und der Kern dieses Mal nicht auf Social- sondern Science-Fiction liegt?

Also, kurz gesagt: Absoluter Geheimtip und Must-Read für jeden, dem das Herz aufgeht, wenn er von Quantenphysik, wissenschaftlichem Arbeiten auf fremden Planeten, dem Leben auf einer Raumstation und realistischen Zukunftsvisionen liest. Alle anderen werden sich vermutlich langweilen ;-)

SaschaSalamander 13.11.2019, 10.49

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