SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

Entmythifizierung unantastbarer Klassiker

Ich wage mich jetzt mal sehr weit aus dem Fenster. Aber es gibt etwas, das einfach einmal gesagt werden muss. Nur wenige getrauen sich, so etwas zu sagen, schließlich hat man vor manchen Büchern gehörig Respekt zu haben. Es gibt Bücher, die dürfen nicht angekratzt werden. Manche zu Recht, manche zu Unrecht. Da die Meinung über ein Buch allerdings rein subjektiv ist, halte ich übliche Volksmeinungen für Dummfug, und auch das Literarische Quartett, die Einteilung in Klassiker oder die Meinung vieler Fans können nichts daran ändern, ob mir oder Euch oder jedem anderne einzelnen Leser ein Werk individuell gefällt. So ist das eben. Punkt. Aus. Basta.

Es gibt Klassiker, die finde ich einfach stinklangweilig. Ich denke da speziell an Werke wie Moby Dick. Okay, es wird überall zitiert, die Menschen liebten dieses Buch scheinbar, und es gehört zum Allgemeinwissen. Wie oft aber habe ich schon angefangen, dieses Buch zu lesen, und wie oft schon nach wenigen Seiten beiseite gelegt. Ist einfach nicht mein Ding. Öde, langgezogen. Die Handlung ist super, den Film mit Patrick Stewart habe ich gerne gesehen. Aber verschone mich einer bitte mit dem Buch!

Viele "Klassiker" der moderneren Zeit, etwa Bücher wie "Catcher in the Rye" oder "Frühlingserwachen", mit denen Jugendliche in den Schulen oft gequält werden, mögen in der Zeit ihres Entstehens ihre Berechtigung gehabt haben. Sie mögen auch für Menschen dieses Alters ansprechend sein. Aber ist das ein Grund, es zum Kultbuch zu erheben, überall davon zu reden und armen, unbescholtenen Lesern den Eindruck zu vermitteln, dieses Buch müssen man absolut und unbedingt gelesen haben? Ich komme über wenige Seiten nicht hinaus ...

Ich liebe den Herrn der Ringe, habe ihn sogar schon dreimal gelesen, einmal sogar auf Englisch. Wie oft ich den Film gesehen habe (sowohl den früheren Zeichentrick als auch den aktuellen von Peter Jackson) wage ich gar nicht zu zählen. Sosehr ich Bücher liebe, mir gefiel der Film (bis auf wenige Ausnahmen wie etwa die Darstellung Eowyns) besser. Denn das Buch hat Schwächen. Sollen mir die Fans auf die Füße treten, aber ich finde manche Landschaftsbeschreibungen zum Sterben langweilig und überblättere sie jedesmal, wenn ich das Buch lese. Nein, bewahre, nichts gegen das Buch, es ist einer meiner Top Favoriten. Aber das ist kein Grund, nicht auch Schwächen nennen zu dürfen.

Natürlich ist das alles subjektiv. Denn wenn ich an mein absolutes Lieblingswerk weit vor allen anderen denke *sich in inniger Ehrfurcht verneigt*, nämlich "die Elenden" von Hugo, bin ich mir sicher, dass manch einer Ähnliches über dieses Werk sagen kann. Alleine schon die hundertseitige, unwichtige Einleitung über den Bischof oder das Extrakapitel alleine für die Beschreibung der Kloake zu damaligen Zeiten!

So, das musste ich einfach einmal loswerden, hat gut getan, danke fürs BisHierherLesen ;-)

Habt ihr auch solche "unantastbaren" Bücher, über die ihr einfach mal ungehemmt schimpfen möchtet, oder die ihr einfach einmal "entmythifizieren" wollt? Bücher, die nicht so perfekt und toll und großartig sind, wie immer getan wird?

SaschaSalamander 05.01.2006, 10.47

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Kommentare zu diesem Beitrag

3. von Tina

Was ich total langweilig fand war "Catcher in the Rhye", sowas von nichtssagend und ganz ohne Handlung. Echt furchbar, ich frag mich echt was daran so toll sein soll... Zwar kein Klassiker aber letztes Jahr oder so hochgelobt "Die Korrekturen", ich fands furchtbar, noch nie habe ich so ein deppriemierendes Buch gelesen, die Hauptdarsteller waren totale Versager...
Und "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" fand ich auch nicht so dolle, hab das Buch nur zuende gelesen, weil ich wissen wollte wie es ausgeht ;o).

vom 05.01.2006, 18.38
Antwort von SaschaSalamander:

Nichtssagend und ohne Handlung? Hm, dann sollte ich ihn vielleicht doch nicht lesen ... hab versucht, über den Anfang hinauszukommen *g*

Uuh, Frollain Smilla ... hab das Buch angefangen und genervt beiseite gelegt. Weil ich das Ende wissen wollte, sah ich den Film, aber der war genauso langweilig ... bei manchem Buch, das mich langweilt, kann ich nachvollziehen, dass andere Gefallen daran finden, aber bei Frollain Smilla kann ich nur ratlos gucken

2. von Jan-Tobias Kitzel

*Beifallklatsch*

Endlich jemand, der das Thema in den Mund ... äh ... das Blog nimmt! Die Landschaftsbeschreibungen bei Tolkien gehören WIRKLICH zu DEN Folterinstrumenten schlechthin, klare Sache. Die Handlung ist genial, aber das er echt jeden Baum und den 8.000sten Stein beschreiben musste...

Eines der Bücher, das ich gerne vom Thron stoßen möchte ist "Fräulein Smillas Gespür für Schnee". Schlecht. Grottenschlecht. Verworrene, unlogische und sprunghafte Story. Charaktere, die nicht bis drei zählen können. Eine Überflutung mit unwichtigen Details. Und dann dieses Ende... *würg*

vom 05.01.2006, 16.45
Antwort von SaschaSalamander:

Puh, dann sind meine Freundin und ich scheinbar nicht die einzigen, denn bisher habe ich diese Meinung nie gelesen oder gehört ... als ich es auf Englisch las, schlug ich anfangs noch jedes unbekannte Wort nach. Schätze, damit habe ich mir ausreichende Kenntnis der mittelerdischen Flora und Fauna zugelegt aber glücklicherweise aus Desinteresse wieder vergessen ;-)

Zu Frollain Smilla habe ich schon getippselt im nächsten Kommentar (das Beantworten mach ich immer rückwärts *g*). Wirklich öde, öde, öde und wie Du sagst ziemlich schlecht ...

1. von Mort

Wie herrlich. King sagte mal : Warum soll ich meine Zeit damit verschwenden schlechte Bücher zu lesen, wenn es soviele Gute gibt? Recht hat der Mann.

Der Schrecken meiner Gymnasialen Schulzeit:
Nathan der Weise.
Uaah. Ich habe ewig gebraucht es durch zu lesen. Ich saß sogar in der Klausur und las das letzte Kapitel durch, bevor ich anfangen konnte. Ich meine, der Lessing hat sich hin gehockt und es geschrieben um dem Goeze da einen vor den Latz zu knallen. Interessant, okay und hat der Kerl ja auch gut gemacht. Recht so! Würg dem Typen eine rein! Aber warum es ein Klassiker ist, verstehe ich nicht. Alles inziniert, sterbenslangweilig und allenfalls lustig. Nur leider ist mein Humor etwas anders, deswegen war das Ding eben nur langweilig.
Tolkiens Landschaftsbeschreibungen haben mich auch schon in den Wahnsinn geführt. Allein die Einleitung. Will ich Hobbits züchten?!
Ich finde so manche Szene richtig gut geschrieben, doch zwischen durch wird jedes blöde Büschel Gras von Wurzel bis Spitze analysiert lyrisch betrachtet.
Dabei kann das doch so einfach sein.
Man kann doch auch einfach sagen: ,Soweit man blickte, sah man Weideland.'
Aber nein. Der Herr beschreibt über drei Seiten, dass man nur Weideland sieht.
Ich bin froh, dass mein DLehrer nicht so fleißig war wie andere.
Moby Dick habe ich recht spannend gefunden. Allerdings war ich da 13 oder 15. Es gibt schon sehr schöne Klassiker, aber man kann niemanden dazu verdonnern die Bücher zu mögen. Aber wie man Moby Dick nicht mögen kann, das kann ich jetzt nicht verstehen!!! ... kleiner Scherz :zwinker:

vom 05.01.2006, 11.50
Antwort von SaschaSalamander:

Nathan ... den habe ich mir demnächst vorgenommen, aber vielleicht in der "angenehmeren" Fassung als Hörspiel oder Hörbuch oder dramaturgische Lesung. Eigentlich lese ich solche Sachen gerne, aber in der Schule kann einem so etwas vergällt werden durch übermäßige Analysen, etc ... hatten wir ja vor einiger Zeit schon bei Heinrich Böll, diese Diskussion im Blog. Erstaunlich war, dass die Leute diejenigen Bücher des Autors mochten, die sie alleine gelesen hatten, die aus der Schule dagegen grottenschlecht fanden ... Nathan und viele andere Werke sind da wohl genauso ... aber ich werde es lesen, denn es ist einfach ein Stück Allgemeinwissen, das dazugehört ... ist mir total peinlich, aber ich kenne nicht mal die Ringparabel ... hupps, habe ich mich geoutet, wird nun jemals wieder jemand bei mir lesen, oder bin ich auf ewig entblösst? *grinz*

*rofl* Hobbits züchten, das trifft es gut :-)))

Och, die Handlung von Moby Pummelchen ist ganz nett ... und ich werde mich demnächst wieder einmal an das Buch setzen. Vielleicht war es einfach nicht die rechte Zeit dafür, wer weiß ...

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