SaschaSalamander

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Kuro

Die Menschen im Dorf sehen düstere Wesen, und sie verlassen den offiziellen Wegpfad nicht, gehen nicht in den Wald. Coco ist die einzige, die diese Wesen nicht sehen kann, und ihr Kater Coco beschützt sie vor diesen Gefahren.


KURO ist ein Manga von Somato, über den/die ZeichnerIn weiß ich leider nichts, kenne auch keine anderen Werke. In Deutschland wird der Manga von Tokyopop verlegt als größeres Format in wunderschöner Klappbroschur und zur Hälfte coloriert. Da sind 10 Euro sehr viel Geld, aber mit etwas Grimmen sieht man darüber hinweg und freut sich über den hübschen Titel im Regal. Allerdings hat der Manga wohl etwas erlitten, das ... ja, wem oder was ist das eigentlich geschuldet? Verlagspolitik? Vermarktung? Die Stellung eines Mangas in Deutschland? Das Problem der Genres, die man bei Mangas oft schwer widergeben kann?

Ein Manga kann viel sein, und von außen sieht man es dem Werk nicht an, was dahinter steckt. "Hübsche kindliche Zeichnungen" und "tiefgründiges Werk mit sehr viel Aussage auch für anspruchsvolle Erwachsene" schließt sich nicht aus. Aufgrund des Inhaltes und des Covers kann man selten erkennen. Im Fall von KURO sieht man ein niedliches Mädchen mit Zöpfchen, schiefgelegtem Kopf, schwarzem Kleidchen, sie steht auf einer großen Treppe mit verziertem Geländer, in ihrem Armen eine Katze mit *hüstel* seltsamem Gebiss. Auf der Rückseite ein elegant eingerichtetes Zimmer mit Marmorboden und riesigen Fenstern, hinter dem Fenster ein düsterer Schatten mit leuchtendem Auge und langen dürren Krallenhänden. Die Farben und der Stil implizieren etwas Düsteres in möglicherweise viktorianischer Atmosphäre, softer Grusel im Edeldesign mit niedlicher Prota. 

Ich mag auch niedliche Titel, wenn sie entsprechend gemacht sind (denke vor allem an TOTORO, KIKIS LIEFERSERVICE etc, auch gruslige Mädchen wie COURTNEY CRUMRIN mag ich, und DIE BRAUT DES MAGIERS ist niedlich aber hat einen gewissen Anspruch). Aber KURO hat mich dann doch sehr enttäuscht. Und ich verstehe nicht so ganz, wer die eigentliche Zielgruppe sein soll. 

Die Zeichnungen sind wunderschön, die Farbseiten vermitteln mit ihrer leichten Sepia-Färbung etwas Nostalgisches, dazu passend auch die Landschaft, die Kleidung, die Frisuren, das Verhalten. Eine fortlaufende Geschichte wird nicht erzählt, es sind eher kleine Episoden, mal in der Gegenwart der Protagonistin, mal in der Vergangenheit. Man erfährt immer nur winzige Häppchen, genaugenommen sind die Häppchen so klein, dass sie für mich wirken wie ein Alibi für die winzigen Episoden, um diese mit überhaupt irgendeiner Form von Inhalt zu füllen. 

Für Kinder mag es niedlich sein, wenn Coco ein Bad nimmt, mit dem Fahrrad in die Stadt fährt oder zum Arzt muss oder oder. Als Erwachsener fehlt mir da stellenweise die Substanz. Zwar wird hier und da eine Winzigkeit angedeutet, aber diese Dinge fallen kaum ins Gewicht. An und für sich habe ich nichts gegen Slice of Life, aber in diesem Fall ist es mir einfach zu belanglos. 

Das Thema "ein bisschen softer Grusel": hm, als Erwachsener ist es ganz nett anzusehen, bietet aber nicht wirklich Grusel, da das Drumherum einfach zu niedlich ist und ich auch einen Inhalt dazu benötige (mir erschien vieles sehr unlogisch, und die Story macht nicht den Anschein, diese Dinge aufklären zu wollen. Einfach nur ein schauriges Monster auf dem Bild, das ist mir zu wenig). Für ein Kind dagegen ist es stellenweise recht heftig, wenn die Katze wieder einmal ihre Form wandelt, wenn die Schattenwesen dem Kind auflauern und es blutüberströmt den Wald verlässt (lächend, verspielt, da sie es nicht sehen kann). Auch ist es mir unverständlich, wie das Kind so viele seltsame Dinge um sich herum sieht, ohne sie jemals zu hinterfragen. Ich habe immer wieder mit dem Kopf geschüttelt und konnte es nicht fassen. 

Die Zielgruppe ist mir also nicht ganz klar: für Kinder ist der Manga recht teuer und hat extrem unheimliche Bilder, für Erwachsene bietet er zu wenig Substanz um wirklich mitzufiebern oder sich tiefer in die Geschichte fallenzulassen. 

Falls ich den Manga über die Bibliothek oder eine Freundin ausleihen kann, werde ich die Folgebände lesen, aber selbst kaufen werde ich die Folgebände sicher nicht, dafür ist er zu schnell gelesen, zu schnell vergessen. Was schade ist, denn die Zeichnungen sind wirklich wunderschön, und aus dem vorgegebenen Plot hätte man wirklich etwas machen können. So aber ... nun ja, ich bin sicher, KURO wird seine Fans finden, ich gehöre nicht dazu ...

SaschaSalamander 11.07.2016, 08.40

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