SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

Oculus

Früher begeisterte Horrorfans, sehen wir inzwischen nur noch sehr selektiv. Einer, der mal wieder in unser Raster fiel, war OCULUS. Unter anderem wegen Karen Gillian, die als Amy Pond aus Dr Who bekannt ist.


Familiendrama, ein Vater tötet seine Frau und wird kurz darauf von seinem kleinen Sohn Tim erschossen. Tim kommt in die Psychiatrie, als er später erwachsen ist und entlassen wird, holt ihn seine Schwester Kaylie ab. Sie war dabei, als es geschah, und sie will dem Bruder beweisen, dass er kein Mörder ist. Vielmehr war es die Schuld des Spiegels. Sie hat recherchiert und erfahren, dass der Spiegel all seinen Vorbesitzern einen tragischen Tod bescherte. Mit Hilfe von Kameras, Thermostat und verschiedenen Vorkehrungen will sie Tim und der Welt beweisen, was wirklich geschah. Doch der Spiegel und die in ihm wohnenden Mächte lassen sich nicht so leicht in die Falle locken ... 

Kein Meisterwerk, aber dennoch ein sehr gut gemachter, schauriger Horror mit leisen Tönen, der im ersten Moment recht ruhig daherkommt und dann langfristig unter die Haut geht. Hier gibt es keine Monster und unerwarteten Jumpscares. Dafür sorgt eine beklemmende Atmosphäre für den Grusel. Der Horror ist das Spiel mit den Realitäten und das, was der Spiegel schleichend mit den Menschen in seinem Umfeld bewirkt ... 

Der Spannungsbogen ist hervorragend gelungen. Anfangs harmlos, ein paar Andeutungen, viel Licht. Es wird erklärt, was damals geschehen ist (angeblich). Dann treffen die Geschwister wieder aufeinander, und vor ihrer Versuchsanordnung erzählt die Schwester in die Kamera, welche Geschichte der Spiegel vorzuweisen hat. Dann erklärt die Schwester, wir der Versuch abläuft. Wasserdicht, keine Lücke, es kann nichts schiefgehen. Doch dann gibt es erste Risse in der Realität, Gegenwart und Vergangenheit wechseln sich ab, Rückblick und aktuelles Geschehen gehen ineinander über, der Tag vergeht, die Nacht kommt. Kurze Blackouts und seltsame Erinnerungslücken, Kaylie scheint die Kontrolle über das Experiment zu verlieren. Wahn und Wirklichkeit, Realität und Horror gehen Hand in Hand, auch der Zuschauer weiß nicht mehr, was was ist. Alles steuert auf ein katastrophales Ende, das wenig überrascht und dennoch schockiert. Der Film bildet einen in sich geschlossenen Kreislauf, der bildlich und inhaltlich sehr gut umgesetzt wurde. Und ich hätte nichts gegen einen zweiten Teil, der sich hier geradezu anbietet.

Erklärungen, warum das so ist, wie es dazu kam und wie die Macht in den Spiegel gelangte, werden nicht geboten. Halte ich hier auch für überflüssig.  Erklärung wäre sowieso abstrus, würde den Film eher zerstören. Schön, dass man sich hier auf das Wesentliche konzentriert hat. Vielleicht folgt eine Erklärung ja in Teil 2 ;-)

Der Film ist sehr steril gehalten. Man fragt sich gerade in amerikanischen Filmen oft, ob es wirklich so aseptisch zugehen mag. Dennoch, Liebe zum Detail ist in vielen Momenten spürbar und tröstet über die allzu glatte Optik hinweg. Die Kameraführung spielt sehr schön mit den verschiedenen Zeitebenen und schafft geschickte Übergänge (die sich allerdings nach mehrmaliger Wiederholung etwas abnutzen). 

Ein paar "klassische" Szenen bekommt man trotzdem zu sehen, was Ekelfaktor und Schreckmomente betrifft. Allerdings sind diese vorhersehbar und dienen eher dazu, das angestaute Adrenalin kurz abzubauen, bevor man die Spannungsschraube wieder andreht und den Zuschauer weiter fesselt. 

Mir gefällt, dass der Film ohne Lärm und Action auskommt. Trotz etwas Blut und Ekel bleibt es insgesamt eher ruhig. Horror ist vielmehr das, was sich in den Köpfen abspielt. Der unerklärliche Kontrollverlust über das Experiment ängstigt Protagonisten und Zuschauer gleichermaßen. 

Gelungen finde ich ebenfalls, dass der Film mit nur sehr wenigen Schauspielern auskommt: die beiden Geschwister,  die Eltern und die jungen Geschwister, kurz Kaylies Lebensgefährte. Auch das Spielfeld ist sehr klein, bis auf kurze Einstiegsmomente im Auktionshaus oder in der Psychiatrie spielt sich alles im Elternhaus der Familie ab. 

Auch, dass eher mit Effekten und Sounduntermalung gearbeitet wird statt Soundtrack, hat mir sehr gefallen, es unterstreicht die teilweise minimalischen Techniken in diesem Film. 

Wie üblich beim Horrorgenre poste ich auch hier kein Cover im Blog ;-)

Insgesamt muss ich sagen, dass OCULUS ein netter Zeitvertreib war. Intelligent gemacht und sehr schön anzusehen. Kein Krachbumm, dafür jede Menge Grusel und Spannung mit Potential für einen vernünftigen zweiten Teil.

SaschaSalamander 15.01.2015, 08.47

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