SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

Voyeur

beckett_voyeur_150_1.jpgDer Ich-Erzählter Donald Ramsey ist Kunsthändler. Eine Menge privater Sammlerstücke, geprägt vom Voyeurismus. Doch was ist schon ein schnödes Kunstwerk im Vergleich zur Realität? Seine Assistentin Anna regt seine Phantasie an, nur ihr unscheinbarer Freund stört Donald, am liebsten möchte er ihn loswerden. Als Anna beschließt, mit ihm nach Amerika auszuwandern, überlegt ihr Chef weitere Schritte: sein Freund Zeppo soll sich an Anna heranmachen und das Paar zertrennen. Doch Anna reagiert nicht wie geplant, und die Mittel werden drastischer. Bis hin zum Äußersten gehen Donald für seine Vorliebe und Zeppo für das ihm gebotene Geld, und sie schmieden einen grausamen Plan.

Die Bücher um David Hunter (Chemie des Todes etc) begeisterten die Leser und brachten Simon Beckett erst in die Bestsellerlisten. Danach wurden Bücher veröffentlicht, welche der Autor schon zuvor geschrieben hatte, sie erhielten ein neues Coverdesign, doch den Lesern war das egal, sie wollten Bücher, in denen DAS drin sein sollte, was sie erwarteten, nämlich Simon Beckett wie sie ihn von seinen neuesten Werken kennen. Und entsprechend waren sie enttäuscht, als statt forensicher und pathologischer Beschreibungen auf einmal eine Frau mit anonymen Kinderwunsch, ein alleinerziehender Vater oder ein alter Kunstsammler nicht einmal spannende Thriller, sondern eher angenehme Romane schrieb.

Trotzdem fand ich dieses Buch wieder einmal prima. Kein Meisterwerk, man merkt deutlich, wie Beckett von Werk zu Werk besser wurde. Aber auf jeden Fall ein packender Schreibstil, der mich das Buch von der ersten zur letzten Seite mitfiebern ließ, obwohl wenig Überraschendes passierte.

Als kleines Manko empfinde ich nämlich die absolute Vorhersehbarkeit des Buches. Ich wartete ständig auf eine besondere Wende oder eine neue Enthüllung, doch wie erwartet ging es voran wie erwartet, und auch das Ende war eher enttäuschend. Auch ist die Charakterentwicklung noch etwas schwach, eben ein deutliches Erstlingswerk. Trotz der im Grunde drastischen Vorgehensweise des Protagonisten leide ich recht wenig mit seinem Opfer, empfinde ich aber auch weder Mitleid auf Donald noch wäre ich zornig oder empört. Es ist ein Roman, der vor sich hinplätschert, interessant erzählt, aber ohne den Leser wirklich zu bewegen.

Für Beckett-Fans im Allgemeinen ist es natürlich ein Muss. Für die Fans der David-Hunter-Reihe wäre es eine Enttäuschung. Es ist eben etwas komplett anderes als die modernen Thriller, welche die Leser heute erwarten. Es wäre dumm, die Werke alle miteinander zu vergleichen. Und für sich gesehen ist es ein recht nettes Buch, das man zwar nicht gelesen haben muss, das aber, wenn man es mal in den Händen hat, einen dann doch recht gut unterhält.

SaschaSalamander 19.05.2010, 17.34

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Kommentare zu diesem Beitrag

1. von Melanie

Ich muß sagen, ich quäle mich grade durch das Buch, finde es total langweilig und nichtssagend bisher. Wie schon bei "Obsession", welches ich auch sehr schlecht fand, hält mich nur der angenehme Schreibstil von Beckett bei der Stange. "Flammenbrut" ging meiner Meinung nach noch.
Liebe Grüße
Melanie

vom 19.05.2010, 19.36
Antwort von SaschaSalamander:

nachvollziehbar, dass Du Dich durchquälst, vor allem wenn vielleicht ein paar andere spannende Sachen im Regal liegen. Aber wie Du sagst: der Schreibstil ist angenehm, und da verzeihe ich gerne so manches. Und mich hielt der ständige Gedanke, dass noch etwas Unvorhergesehenes passieren könnte ;-)

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