SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

Wie bisher auf meine negative Kritik reagiert wurde

Ich traf auf Autoren, die trotz negativer Kritik sehr souverän reagierten. Es kamen Leute auf mich zu, die gerade WEGEN der negativen Kritik um meine Meinung baten. Hier und da schneite ein Autor aufgrund einer Rezension vorbei, bedankte sich für die Kritik und ging weiter. Es gab auch Verlage, die sauer über meine unqualifizierte Meinung waren. Es gab auch Autoren, die sich in ihren Blogs bitterböse über mich beschwerten.

Meine Reaktion, wenn jemand auf mich zukommt: Meinungen kommen und gehen. Ich habe das Recht auf meine Meinung und bin gerne diskussionsbereit. Wer sich sachlich mit mir auseinandersetzt, mit dem diskutiere ich gerne, auch wenn die Meinungen grundverschieden sind, das ist spannend! Wer mich ungefragt öffentlich diffamiert, der darf das gerne tun, darf aber nicht damit rechnen, dass ich darauf reagiere, dafür ist mir meine Zeit zu schade. Wer mich privat anschreibt und mich aufs Übelste beschimpft und beleidigt, sollte ebenfalls nicht mit einer Reaktion rechnen, weil ich einfach genügend andere Dinge zu tun habe als auf persönliche Beleidung zu reagieren.

Ein Großteil meiner Erfahrungen war bisher positiv. Vielleicht liegt dies daran, dass ich nicht der klassischen Zielgruppe des Buchbloggers entspreche: >ein Artikel der FAZ< beschreibt diesen Typus sehr deutlich und abwertend. Doch auch, wenn ich diesem angefeindeten Typus nicht entspreche (weder in Alter, favorisiertem Genre, Beziehungsstatus noch dem Interesse an Schminken und Mode), empfinde ich solidarisch, kochte innerlich, als ich diesen Beitrag las. Auch, wenn die Mädels jünger sind, andere Bücher lesen und andere Hobbies haben - sind sie ebenso Bücherblogger, die ihre Leidenschaft mit anderen teilen wollen und Herzblut in die Sache legen. Schwarze Schafe gibt es überall, doch deswegen darf man nicht alle über einen Kamm scheren.

Aber nun zu konkreten Beispielen, wie einzelne Personen auf meine Kritik reagierten:


NEGATIVE KRITIK - POSITIVE REAKTION

Als ich eine negative Kritik über ein Buch schrieb, bekam ich ein Mail von einem anderen Autor. Dieser sagte, es hätte ihm gefallen, wie ich sachlich jenes Buch beschrieben hätte. Obwohl meine Kritik über dieses Buch negativ ausfiel, würde er sich freuen, wenn ich sein Buch ebenfalls lese, denn er wolle keine Lobreden, keine Verrisse, er möchte eine ehrliche Meinung. Ob ich sein Buch gerne lesen würde und dann den Lesern erzähle, was mir daran gefällt und was nicht. Ich las das Buch, ich war begeistert, aber ich habe auch ein paar Dinge kritisiert. Darüber hat sich ein sehr netter Kontakt entwickelt, in welchem er mir auch die Hintergründe der von mir als negativ empfundenen Dinge beschrieb, sodass ich sogar nachvollziehen konnte, warum es mir zwar nicht gefiel aber er es genau so haben wollte. Dadurch wurde das Buch für mich sehr wertvoll und ist bis heute mein Lieblingswerk des Genres.


NEUTRALE KRITIK - BITTERBÖSE REAKTION

Auf einer Onlineseite wurde eine Kurzgeschichte vorgestellt, es wurde um Meinungen gebeten. Es wurde nicht gesagt, wer die Geschichte geschrieben hatte und unter welchen Bedingungen. Ich schrieb meine Meinung. Diese bestand darin, dass die Geschichte an sich nett sei, ich das Ende jedoch etwas allgemein fände und es schön gefunden hätte, wenn man nicht auf die klassische Auflösung (es war alles nur ein Traum) zurückgegriffen hätte. Ein paar Tage später stieß ich auf einen Blogbeitrag: eine Bloggerin ließ sich bitterböse darüber aus, wie ich es wagen konnte! Sie sei Hobbyschreiberin und würde einen Kurs besuchen, dabei sei diese Geschichte als eines ihrer ersten Werke entstanden, sie hätte einen befreundeten Blogger gebeten, seine Leser um die Meinung zu dieser Geschichte zu bitten (was er ja tat, wenn auch ohne den Hintergrund der Geschichte zu beleuchten). Und wie ich mir anmaßen könne, ihre Geschichte als schlecht zu bezeichnen, was ich mir einbilde und für wen ich mich bitteschön halte! Ob ich wirklich glaube, nur weil ich gerne und viel lese, sei ich befähigt, ihr Kunstwerk qualifziert zu analysieren.

(Kleine Anmerkung: die Internetseite, auf der diese Geschichte veröffentlicht wurde, meide ich seit einigen Jahren. Weil sich dort bevorzugt Leser tummeln, die alles toll finden, was der Autor von sich gibt. Wer ihm nicht nach dem Mund redet, wird von seinen Fans sehr schnell zerfleischt. Viele treue Leser und Freunde hat der Autor sich nach und nach vergrault, immer mehr Gutmenschen und Mitläufer fanden den Weg zu ihm, und nun sonnt er sich in den Lobeshymnen seiner Fans)


NEGATIVE KRITK - POSITIVE REAKTION

Eine Autorin schrieb mich an, ob ich ein Buch von ihr rezensieren möchte. Während des Lesens schrieb ich ihr meine Eindrücke, die teilweise positiv waren aber auch Kritik an manchen sprachlichen Dingen einbezogen. Wir tauschten uns lange aus. Sie "gestand" mir, dass sie mich angeschrieben hat, weil sie gesehen hat, dass ihr Buch eigentlich nicht wirklich meinem Beutschema entspricht. Sie wollte sich dieser Kritik stellen, weil sie gespannt war, ob sie es schaffen könnte, auch mich zu überzeugen. Das ist ihr gelungen. Natürlich wusste ich das anfangs nicht.

Der Grund, warum ich das Buch trotzdem las, obwohl es ein Genre ist, um das ich eher einen Bogen mache: ich hatte mir ein Buch unter ihrem Realnamen gekauft, das mich begeistert hatte. Sie schrieb mich an, da das andere Buch unter Pseudonym erschien. Dadurch wurde ich natürlich aufmerksam auf eine gute Autorin, deren Buch ich unter anderen Umständen niemals in die Hände bekommen hätte. Ein weiteres Buch von ihr habe ich neutral bewertet, da es handwerklich hervorragend geschrieben war, mir jedoch inhaltlich nicht unbedingt zusagte. Aber sie wollte ehrliche Kritik, und die bekam sie, auch wenn ich eben nicht gerade begeistert war von dem anderen Buch. Trotzdem können wir uns immer noch gut leiden ;-


NEUTRALE KRITIK - POSITIVE REAKTION

Ein Autor sprach mich an, ob ich ein Buch rezensieren könnte. Verlag und Cover sprachen mich nicht wirklich an, aber das Thema klang interessant. Ich sagte von Beginn an, dass ich keine Gefälligkeitsrezensionen schreibe, falls es mir nicht gefällt. Das war für ihn in Ordnung. Also las ich das Buch. Es gab Punktabzug bei Amazon, da musste er schlucken, weil einige böse Rezensenten bereits das Buch böse getrollt hatten und für Einbruch in den Verkaufszahlen gesorgt hatten. Er bat mich höflich, das Buch vielleicht nur im Blog vorzustellen, nicht jedoch bei Amazon. Als er dann aber die Rezension im Blog sah, war er trotz der einzelnen Kritikpunkte begeistert. Denn ich schrieb sachlich, was mich störte. Andere Leser konnten also für sich entscheiden, ob sie das auch stört, oder ob dies etwas ist, das ihnen gefällt (der eine liebt es eben maximal und gewaltig, der andere eben subtil. Das ist absolut okay). Diese Rezension bekam bei Amazon sehr viele "hilfreich" - Klicks und hat einige Troll-Rezensionen ausgleichen können. Und das, obwohl ich keine volle Punktzahl gab.


NEUTRALE KRITIK - NEGATIVE REAKTION

Ein Buch fiel mir in die Hände, das inhaltlich etwas anderes versprach, als es dann bot. Zugegeben, das ist einige Jahre her, damals hatte ich noch keinen so guten Überblick über Psuedonyme, Verlage und Genres. Heute könnte ich das besser einordnen. Ich denke jedoch, dass es die Aufgabe des Verlages ist, ein Buch korrekt zu vermarkten, sodass auch die richtige Zielgruppe angesprochen wird. Ich habe das Buch in einer großen Community rezensiert. Dabei blieb ich sachlich und beschrieb, für welche Zielgruppe das Buch ideal sei und wem ich es sofort in die Hand drücken würde. Aber ich erkärte auch, warum es mir selbst nicht gefallen hatte und was meinen Erwartungen widersprochen hatte.

Daraufhin bekam ich ein mehrseitiges böses Schreiben der Verlegerin. Sie warf mir vor, ich hätte bildlich gesprochen einen Kinderkrimi wie TKKG unter der Voraussetzung eines Hardcorethrillers wie Jack Ketchum rezensiert und dem Verlag sehr geschadet, ich solle doch bitte nur die Bücher lesen, von denen ich etwas verstehe. Außerdem sei das Buch ein Bestseller, stünde somit jeglich jenseits negativer Kritik und würde beweisen, dass meine Kritikpunkte gar nicht stimmen, 100 positive Rezensenten hätten Recht, und ich einer negative Rezensent sei eben unqualifiziert und hätte keine Ahnung. Und wenn ich schon Hardcore lese, dann könne ich ja das nächste Buch des Verlages lesen, der befasse sich nämlich dann mit dem, was ich eigentlich wolle. Ich antwortete auf dieses Schreiben, dass ich doch sachlich geschildert hätte, warum es mir nicht gefiel, und dass ich auch positiv angesprochen hätte, welche Zielgruppe das Buch begeistert lesen würde.

Ich schrieb, warum ich das Buch falsch eingeordnet hatte und was der Verlag in meinen Augen bei der Vermarktung falschgemacht hatte. Und ich bot an, das nächste Buch gerne unter neuen Voraussetzungen zu lesen. Es kam keine Antwort mehr. Das nächste Buch kaufte ich mir, las es also unter der von der Verlegerin genannten Voraussetzung und musste lachen: es war zwar nun angekündigt als härtere Kost, war aber quasi immer noch TKKG, auch wenn ausnahmsweise mal ein paar Tröpfchen Blut geflossen waren. Ich glaube, der Verlag hat sich gewaltig überschätzt und möchte in einem Genre mitmischen, wo er eigentlich nichts zu suchen hat. Seitdem mache ich einen Bogen um die Autorin und den Verlag.


SEHR NEGATIVE KRITK - SEHR POSITIVE REAKTION

Über eine Community erhielt ich ein Buch zur Rezension. Das Thema klang spitze, das Buch hatte schon sehr viele positive Bewertungen, ich freute mich sehr. Ich hätte wohl besser die Leseprobe vorher lesen sollen statt mich auf die positiven Bewertungen zu verlassen. Aber aus Fehlern lernt man. Denn bereits der erste Absatz schreckte mich gewaltig ab. Und es wurde nicht besser. Sprachlich war das Buch sowas von überhaupt nicht mein Fall, dass ich es normalerweise nach einer halben Seite sofort beiseite gelegt hätte. Ich schrieb die Community an, dass die Rezension SEHR negativ würde, und ob ausnahmsweise auf eine Rezension verzichten könne. Nein, ich solle bitte schreiben, das sei so abgemacht. Und ich hätte das Recht auf eine negative Meinung, ich dürfe gerne negativ kritisieren. Das tat ich, nannte sehr viele Textbeispiele und ließ kaum ein gutes Haar an dem Buch. Sachlich, aber trotzdem sehr negativ.

Der Autor bedankte sich in meinem Blog für die Rezension für die Geduld, die ich für das Lesen aufbrachte. Und merkte schmunzelnd an, dass dies in der Tat sein Stil sei und man Freund dieser Art des Beschreibens sein müsse. Daraufhin entstand ein sehr netter Mailkontakt über mehrere Tage, in denen wir über Reaktion auf negative Kritik, seinen Schreibstil und das Schreiben an sich diskutierten. Ich fand den Autor äußerst sympathisch. Wo ich zu Beginn offen gesagt Bammel hatte (das war das erste Mal, dass ich lieber auf eine Rezi verzichtet hätte), war es am Ende eine sehr bereichernde Erfahrung für mich. Und eine negative Kritik, die dem Autor aber nicht geschadet hat. Im Gegenteil, seine souveräne Reaktion hat ein tolles Licht auf ihn geworfen!


NEGATIVE KRITIK - SEHR POSITIVE REAKTION

Mir fiel ein Buch in die Hände, das inhaltlich absolut top klang. Neuer Noname-Autor, warum nicht einmal etwas riskieren. Auch hier war ich so dumm (im Nachhinein: zum Glück), die Leseprobe außer Acht zu lassen. Ich las das Buch. Einerseits konnte ich nicht aufhören, weil der Inhalt toll war, weil die Erzählweise sehr originell und mitreißend war. Aber die Sprache, die Grammatik, die Fehler, ich schlug die Hände über dem Kopf zusammen! So ein Erzähltalent! Und so viele Fehler, der Autor tat mir leid. Ich beschloss, das Buch unter den Tisch fallen zu lassen, schließlich muss ich ja nicht alles rezensieren. Aber dann schrieb der Autor mich an! Er war über die Neuzugänge im Blog darauf gestoßen, dass ich sein Buch lesen wollte. Ob ich es schon gelesen hatte? Wie es mir gefiel? Auweia!!! HILFE!!! Gaaaanz vorsichtig tastete ich mich heran, ich will ja niemanden verletzen. Aber ich will auch nicht etwas schönreden. Was sollte ich tun?!?!? Ich blieb sachlich aber SEHR direkt! Zitterte schon vor der Reaktion.

Aber die Reaktion war top. Um es kurzzufassen: seit über einem Jahr habe ich engen Kontakt zum Autor, auch privat tauschen mein Partner und ich uns mit ihm aus, ich sehe in ihm inzwischen einen Freund. Ich habe für den Autor ein paar Seiten lektoriert, ihm Sachbücher zum Thema Schreibstil vorgeschlagen, und seitdem arbeitet er beständig an seinem Werk. Er sieht nun inzwischen selbst, woran er unbedingt arbeiten muss. Wir diskutieren über das, was "NoGo" ist und über das, was "sein eigener Stil" ist (der meinem ja nicht zusagen muss). Inzwischen hat er neue Texte geschrieben, die sprachlich weit besser sind und seinen originellen Stil hervorragend zur Geltung bringen. Er gibt nicht auf, er arbeitet an sich. Wenn er im Netz negative Kritik findet, dann gelingt es ihm, herauszufiltern, woran er noch arbeiten muss. Und er zieht das Positive daran heraus (denn der Inhalt und Stil sind toll, das gefällt den Lesern, das sprechen sie auch an), es baut ihn auf. Klar zieht bitterböse Kritik ihn auch schon mal runter. Aber inzwischen sieht er ein, warum diese Dinge kritisiert wurden. Vor ihm ziehe ich meinen Hut! Er ist verdammt eifrig, er gibt nicht auf, er beweist Kritikfähigkeit, wie ich sie zuvor noch nie erlebt habe! 

SaschaSalamander 23.01.2012, 17.43

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