SaschaSalamander

Statistik KW 44

GELESEN / GEHÖRT
1 - UnderGroundandHotel (M Sadahiro)
1 - Der Totenleser (M Tsokos)
2 - Schwarzer Mond über Soho (B Aaronovitch)
2 - Weiße Krähe (M Sedgwick)
2 - Krise (MarVol)


GESEHEN
King of Thorn
Was ist mit Bob
Die Frau in Schwarz
Rapunzel


NEUZUGÄNGE
Timmerbergs Tierleben (H Timmerberg)
Dem Tod auf der Spur (M Tsokos)
Jan, mein Freund (P Pohl)
Der heilige Schein (D Berger)
Margos Spuren (J Green)
D einz Vogel, d d Kälte nicht fürchtet (Z Drvenkar)
Küss den Frosch (DVD)
Elliot, das Schmunzelmonster (DVD)
Charlie und die Schokoladenfabrik (DVD)
Oben (DVD)
Dumbo (DVD)
Wall-E (DVD)
Cap und Capper (DVD)


ANMERKUNGEN:
1 - komplett
2 - teilweise
3 - abgebrochen

SaschaSalamander 04.11.2012, 15.28| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Statistik

Wenn er kommt, dann laufen wir

klaas_laufen_150_1.jpg2008 hörte ich WENN ER KOMMT, DANN LAUFEN WIR von David Klaas, gesprochen von Hans Löw. Eine der Rezensionen, die ich damals schrieb und nicht veröffentlichte. Ich bitte wieder den zeitlichen Abstand zu bedenken, möchte sie Euch aber nicht vorenthalten :-)

*******************

Jeff und Troy sind zwei Brüder, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Jeff zu Hause, brav, anständig, wohlerzogen. Troy seit über fünf Jahren wegen Mordes lebenslänglich im Gefängnis. Wegen Verfahrensfehlern wird er nun entlassen und zieht wieder bei seinen Eltern und seinem Bruder ein. Und noch bevor Troy zu Hause bei ihnen ankommt, beginnen für Jeff die Probleme: seine Freundin darf nicht mehr mit ihm reden, als er ihr und sie wiederum ihrem Vater von der Rückkehr des Bruders erfährt. Außerdem hat Jeff Angst, denn er kennt die Verschlagenheit und Bösartigkeit des Älteren. Doch die Eltern freuen sich auf ihn, geben ihm eine zweite Chance. Und Troy tut alles, sich zu beweisen. Er arbeitet hart, ist umsichtig, verantwortungsvoll und tut sein Bestes, sich wieder in der Gesellschaft zu integrieren. Einzig Jeff traut ihm nicht. Und dann verschwindet plötzlich der Junge, mit dem Troy zuvor einen Streit hatte. Und nun beginnen die Schwierigkeiten für Jeff erst richtig ...

Die Geschichte hat mich sehr begeistert, und ich habe das Buch in kürzester Zeit zu Ende hören wollen. Es ist überaus spannend, wie es sich nun entwickeln wird. Mal glaubt man, Troy sei unschuldig, Jeff einfach nur zu misstrauisch. Ein andermal erscheint Troy verdächtig, und man fragt sich, wie man sich von ihm bzw vom Autor nur einwickeln lassen konnte. Ich wollte endlich wissen, was denn nun der Fall war, in welche Richtung der Autor uns führen wollte. Wollte er uns klarmachen, dass wir an das Gute im Menschen glauben müssen, dass Gefühl und Verdacht hinfällig sind, solange die Unschuld eines Menschen nicht eindeutig bewiesen ist? Oder wollte er uns zeigen, dass man manchmal einfach blind ist und nicht sehen will, was offensichtlich ist, nur, weil man es nicht sehen will, weil man es fürchtet?

Ich denke, die Geschichte hat keine feste Moral, sie winkt nicht mit dem Zeigefinger "sieh her, kein Mensch ist von Grund auf böse, man kann sich ändern", und sie will auch nicht beweisen "hey, wer einmal böse war, ändert sich nicht mehr". Sondern sie erzählt einfach von den Problemen des Jugendlichen Jeff, die sich aus der Inhaftierung seines Bruders und der für ihn und die Familie folgenden Stigmatisierung ergeben. Und sie will den Leser während der Handlung zum Nachdenken bringen. Was ihr auch hervorragend gelingt. Schade finde ich das Ende ja schon, ich hätte es mir anders erhofft, aber ohne Spoiler kann ich leider nicht viel dazu sagen. Nur soviel: der Autor wirkt mir, als wären Schubladen nur allzu tief in ihm verwurzelt, als hätte er nicht wirklich vorurteilsfrei schreiben können ... fast, als wolle er etwas verarbeiten, das noch in ihm gärt ...

Was ich ebenfalls schade finde: der Sprecher ist sehr monoton. Ein wenig mehr Leben in der Stimme hätte nicht unbedingt geschadet. Hier und da gibt es ein paar wenige Stellen mit Spannung und packender Handlung, doch auch diese werden ähnlich schleppend vorgetragen wie der Rest der Geschichte, der vor allem aus Gedankengängen Jeffs und eher neutralen Schilderungen des Alltages zu Hause und in der Schule besteht.

Ein weiteres Manko, das hoffentlich nur Teil des Hörbuches ist und im Buch besser behandelt wird: ein solches Thema wirft extrem viele Fragen auf. Über Gut und Böse, über Schuld, Unschuld, Vorurteil. Fragen, die philosophisch, medizinisch, soziologisch, sozial oder pädagogisch erklärt werden können. Im Hörbuch wird angerissen, dass die Schüler dies bei ihrem Lehrer behandeln und einen Aufsatz schreiben müssen, doch dem Hörer bleiben die Erkenntnisse des Autors vorenthalten. Nun weiß ich natürlich nicht, ob diese im Buch vorhanden sind oder nicht, aber falls im Buch vorhanden, dann rate ich dringend vom Hörbuch ab, da dort nur die Handlung bleibt und diese für sich eher ärmlich ist, so spannend die Frage nach der Schuld des Bruders an sich auch sein mag.

Alles in allein ein eigentlich an sich sehr spannendes und packendes Hörbuch. Der Vortrag allerdings und die fehlenden Erkenntnisse (eigentlich ja das Kernstück eines Buches: was kann der Leser für sich mitnehmen) sind eine große Schwäche. Die Story hat ein unglaubliches Potential, doch ob dieses im Roman selbst ausgeschöpft wurde, kann ich leider nicht sagen. Das Hörbuch selbst aber kann ich nur eingeschränkt empfehlen ...

SaschaSalamander 02.11.2012, 10.13| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Hörbuch | Tags: Jugend, Thriller,

Ins Herz gestohlen

minden_gestohlen_1.jpgINS HERZ GESTOHLEN ist eine neue Kurzgeschichte von Inka Loreen Minden. Weil sie so kurz ist, bekommt der Leser im Anschluss noch die Geschichte "Nymphenspiele" dazu. Auch, wenn es kein komplettes Buch ist (eigentlich müsste ich extra für Inka die Rubrik "Rezension Kurzgeschichten" einführen, weil ich ihre Titel einfach liebe und nicht anders kann als trotzdem immer wieder ein paar Zeilen dazu zu schreiben), möchte ich Euch die beiden Geschichten kurz vorstellen:

INS HERZ GESTOHLEN hat sich Tyler bei seiner Jugendliebe. Er ist Student und jobbt in dem Supermarkt, wo die sechs Jahre ältere Samantha als Security arbeitet. Als sie sieht, dass er etwas gestohlen hat, muss sie natürlich eingreifen.

NYMPHENSPIELE erzählt von dem Dämon Kosh, der die zierliche Nymphe Lynabella liebt. Sie soll in einer Zeremonie zur Hüterin der Quelle werden, doch dann wäre sie für ihn unerreichbar. Er muss sich etwas einfallen lassen ...

Die Geschichten sind wirklich sehr kurz, aber das stört nicht. Wer regelmässig bei mir liest, weiß ja, wiesehr ich Shortstories liebe :-)

Mmh, INS HERZ GESTOHLEN hat mir sehr gefallen. Schlicht, einfach, und von vorneherein durchschaubar. Ich musste einige Male schmunzeln, weil ich bereits ahnte / wusste, während Samantha sich dagegen ständig grundlos sorgte. Sehr erotisch, ein köstliches kleines Intermezzo. Ein junger, intelligenter Mann und eine etwas ältere, bodenständige Frau, dazu ein bisschen verspielte Bestrafung - tolle Mischung, die es in erotischen Werken viel zu selten gibt.

NYMPHENSPIELE fand ich sehr schön zu lesen, wurde wohl mit einem Augenzwinkern geschrieben. Ich habe einige Male gelacht, und ich liebe diese humorvollen Geschichten der Autorin ganz besonders. Sie beherrscht es vor allem in ihren Märchen und Fantasygeschichten meisterlich, mit den gängigen Klischees zu spielen, sie zu überspitzen, die Geschichten durch ihren Witz und Charme aufzulockern, die Erotik dennoch stilvoll zu präsentieren.

Beide Geschichten sind sprachlich recht soft in ihrer Wortwahl, passend zu den Inhalten. Der Aufbau ist knapp, zielstrebig und direkt, genau richtig für eine kurze Episode. Ich hatte meinen Spaß mit Tyler, Sam, Kosh und Lynabella. Und besonders Tyler würde ich nur zu gerne wiedersehen ...

Kurz gesagt: zwei Kurzgeschichten mit jeder Menge Erotik und einem verschmitzten Grinsen :-)

SaschaSalamander 01.11.2012, 09.26| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Buch | Tags: Erotik, Romantik, Märchen, Fantasy,

Bento an Halloween



Heute ein kleines Halloween-Bento. Naja, die Stecker sind Halloween, und die Kekse von einer lieben Freundin haben die Form von Kreuz, Geist und Fledermaus (und schmecken köstlich).

Es gibt Fischstäbchen, Frischkäse, Sweet Chili Sauce (im grauen Döschen), Mürbekekse. Dazu Gemüsepfanne (Paprika und Zucchini mit indischem Curry), Reis und Sojasauce).

Wirklich Halloween ist das ja nicht. Aber ich muss ehrlich sagen, dass mir momentan auch die Zeit und Muse fehlt, mich an ein aufwändiges Charaben (so nennt man ein Bento, in dem Figuren und Gesichter dargestellt werden) zu gestalten. Und auch ein bisschen die Fantasie. Und der Ehrgeiz. Aber dafür gibt es ja andere, und deswegen verlinke ich zu >Tasty Bento<, wo es ganz viele tolle Bilder zu Halloween-Bentos gibt:

>Wettbewerb 2012<
>Wettbewerb 2011<
>Grab-Dessert<
>Grusel-Sammlung<
>Bakanekos aktuelle Box<

SaschaSalamander 31.10.2012, 14.23| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Bento Galerie

TomBoy

tomboy_1.jpgJetzt ist es schon ein paar Wochen her, dass ich TOMBOY gesehen habe. Zeit für eine Rezension habe ich nicht, aber dann möchte ich Euch den Film wenigstens kurz vorstellen. Er ist zu gut, als dass er hier bei mir einfach in der Masse der wöchentlichen Statistik untergeht.

Laure zieht mit ihren Eltern um in eine neue Stadt, es sind gerade Sommerferien. Sie ist viel draußen, spielt mit den Nachbarskindern Fußball, geht mit ihnen an den See, hängt mit ihnen ab, Lisa ist ihre Freundin. Und sie hat den Kindern erzählt, sie hieße Michael. Doch der Sommer ist kurz, und als es zu einer Rauferei kommt, erfährt ihre Mutter davon ...

Ein ganz wunderbarer Film! Zoe Heran als Laure / Michael verkörpert die Rolle sehr überzeugend und sensibel, passt auch optisch sehr gut zu der Figur des Tomboys (so nennt man ein Mädchen, das sich wie ein Junge verhält), man nimmt ihr den "Michael" sofort ab.

Was mir gefällt ist, dass der Film ohne Erklärungen und große Worte auskommt, lediglich beobachtet. Man hofft mit Michael, hält immer wieder die Luft an, wenn man denkt nun wird sein Geheimnis gelüftet. Auch gefällt mir, dass es nur eine kurze Episode ist. Es ist ein Sommer. Was davor war, wie es dann an der Schule weitergeht, das ist nicht wichtig, auch wenn man die Geschichte noch lange ausdehnen könnte.

Ich habe inzwischen einige Rezensionen gelesen und merke, wie extrem unterschiedlich der Film wahrgenommen wird, von lustig über ernst, von "heile Welt Familie" über "verständnislose Eltern". Vermutlich hängt es sehr stark davon ab, wie man mit diesem Thema umgeht und was man für sich selbst aus der Geschichte herauszieht. Wie gesagt: keine Erklärungen, keine Wertung, der Zuschauer ist lediglich ein stiller Beobachter und macht sich sein eigenes Bild.

Der Film ist ruhig, langsam und freundlich, er berührt. Ich kann ihn allen empfehlen, die sich gerne die Zeit nehmen, einer Geschichte zu lauschen.

SaschaSalamander 31.10.2012, 08.46| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Film | Tags: Queer, Tip, Drama, Jugend,

Getrieben

altmann_getrieben_1_1_1.jpgAUTOR

Ende letzten Jahres lernte ich den Autor >Andreas Altmann< in seinem damals neuen Werk >DAS SCHEIßLEBEN MEINES VATERS< kennen, habe hier und da Beiträge und Artikel von ihm gelesen, auch das Buch >TRIFFST DU BUDDHA, TÖTE IHN< hat mich sehr angesprochen. Inzwischen liegen weitere Bücher von ihm in meinem Regal und warten auf mich. Sogar eine >Lesung< mit ihm durfte ich besuchen, die mir sehr dabei half, einen Zugang zu diesem doch recht ungewöhnlichen Schriftsteller zu gewinnen.

Seine Biographie hier zusammenzufassen würde den Rahmen sprengen, Altmann spricht am besten für sich selbst, man lernt ihn über seine Bücher kennen. Durch seinen schonungslos offenen Stil gewährt er dem Leser nicht nur Einblick in fremde Länder und neue Erfahrungen, sondern auch in seine Gedankenwelt, sein Innerstes. Das Lesen eines seiner Bücher ist eine Begegnung mit dem Menschen Altmann und eine berauschende Erfahrung.

Der >Solibro-Verlag< hat sein Werk >GETRIEBEN< von 2005 zu meiner großen Freude neu aufgelegt und sich zur Vertreitung des Titels auch an einer Aktion bei >BloggDeinBuch< beteiligt. Daher freue ich mich, nun auch dieses Buch in den Händen zu halten und Euch vorzustellen.


INHALT, AUFBAU

In GETRIEBEN lässt Altmann den Leser an den unterschiedlichsten Erfahrungen teilhaben. Er gibt Schreibtipps, erzählt von Potenzproblemen, Versicherungsbetrug, homosexuellen Selbstversuchen, vielfachem Diebstahl, dem Reiz unerreichbarer Sehnsucht und der für ihn nicht erfüllenden greifbaren Liebe, singt ein Loblied auf die deutsche Sprache, wettert in auszugsweise veröffentlichten Briefen gegen Redakteure. Manche seiner Texte sind gerade einmal drei Seiten lang, andere dreißig. Zwar sind die Erzählungen inhaltlich grob strukturiert, dennoch passen viele seiner Beiträge auch in andere Kategorien, es gibt keinen konsequenten roten Faden abgesehen von dem steten Drang nach Erfüllung. Wer Altmann als Reiseschriftsteller schätzt und ausschließlich von fernen Ländern lesen möchte, der wird hier enttäuscht werden, von Reisen erzählt er hier kaum. Dieses Buch richtet sich vielmehr an Menschen, die das Leben ausschöpfen wollen. Wofür anderen der Mut fehlt - Altmann riskiert, lebt und teilt es. Durch ihn kann der Leser neue Erkenntnisse sammeln und über Dinge staunen, über die andere nur hinter vorgehaltener Hand sprechen. Tabulos und direkt, ungeachtet der Moral unzähliger Gutmenschen. Er kostet das Leben aus, ist getrieben vom Kick nach Neuem, nach Abenteuer und Freiheit, und davon handeln seine Worte.


SPRACHE, STIL

Wie auch im Leben vermeidet er in seinem Schreiben das Gewöhnliche. Seine Sätze empfinde ich als Erotik, als Lust, und wie diese sind sie schmeichelnd, lüstern, zärtlich, verheißungsvoll, abwechslungsreich, manchmal auch dreckig, wild, ungestüm, verdorben, grenzüberschreitend, provokant. Altmanns Sprache ist Tango mit der  Geliebten, durchdrungen von Feuer und Leidenschaft. Doch anders als viele Autoren ist er dabei nicht vulgär, sondern setzt den verbalen Dirty Talk als Stilmittel ein, um seine Aussagen zu betonen und den Leser ganz persönlich zu treffen. Er öffnet sich, gibt sich exhibitionistisch, und er erwartet vom Leser ebensolche persönliche Beteiligung, buhlt um seine Aufmerksamkeit.

Für mich sind Bücher gut, wenn sie mindestens unterhalten oder bereichern. Altmann gelingt beides. Ich teile seine Meinungen nicht, würde selbst oft anders halten und kann viele seiner Taten nicht gutheißen. Doch gerade deswegen liebe ich seine Bücher: weil sie mir eine neue Denkweise aufzeigen, weil sie mich über meinen Horizont hinaustragen und mir seine Welt zeigen, die so völlig anders ist als meine.


FAZIT

GETRIEBEN ist das Portrait eines rastlosen Mannes, es ist die Gier nach der Fülle des Lebens. Ich könnte Altmanns Buch nicht besser zusammenfassen als er es mit einem Zitat von André Gide selbst sagte: "Ich will dabei sein, und koste es das Leben".

Wertung: entfällt, da ich mir nicht anmaße, die intimen Gedanken eines Menschen zu beurteilen, gleich in welcher Form sie dargeboten werden.

SaschaSalamander 30.10.2012, 09.17| (1/1) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Rezensionen Buch | Tags: Deutsch, Erfahrungen, BewusstSein, Biographie, Tip,

MindNapping 11 - Insel-Menschen

mindnapping11_insel_1.jpgINHALT

Cove Island ist nur eine sehr kleine Insel. Die Bewohner kennen sich, und trotzdem hat jeder seine kleinen Geheimnisse, seine verborgenen Wünsche und Hoffnungen. Eines Tages fischt Pauly einen Toten aus dem Meer, der viele Geldbündel bei sich trägt und Spuren von Folter aufweist. Die Bewohner beschließen, das Geld für sich zu behalten, doch bald stehen Fremde vor der Tür und wollen ihr Geld zurück ...

JOHN BECKMANN

Die inzwischen bereits elfte Folge der Reihe MINDNAPPING wurde von >John Beckmann< geschrieben, der inzwischen zu  meinen liebsten Hörspiel-Autoren zählt. Er zeichnet sich verantwortlich für sehr viele Folgen von >Lady Bedfort<, auch für den >DarkSide Park< schrieb er drei Folgen. Seine Beiträge beinhalten kaum Action, dafür ausgefeilte Charaktere und eine geschickt aufgebaute Story, vermögen selbst einem Krimi oder Thriller warme, menschliche Züge zu verleihen. Seine Geschichten sind meist geradlinig in der Erzählstruktur und in sich dennoch komplex, eine ideale Mischung aus Anspruch und entspanntem Hören. Er ist ein Meister der leisen Töne.


CHARAKTERE

Pauly, Margret, Helen, Frank, Michael, Norman, sie leben auf der Insel und haben jeder seine Sorgen. Gleich zu Beginn wird hier und da eine Vergangenheit angedeutet, ein Teil der Spannung des Hörbuches zieht sich aus der Frage nach den jeweiligen Hintergründen der Figuren. Die beiden Fremden werden wenig ausgebaut, das ist jedoch nicht erforderlich, sie erfüllen ihren Zweck. Wichtig sind die Menschen auf der Insel. Zwar hatte ich mir etwas mehr erhofft hinsichtlich der Backgrounds, doch bei genauem Hinsehen: was Beckmann bietet ist nicht ohne, doch er verpackt es und lässt es still wirken. Große Wirkung, großes Geheimnis, und doch wirkt es eher ruhig, die Idylle der Inselmenschen wird inhaltlich komplett zerstört, fordert tragische Opfer und bewahrt dennoch ihre nach außen friedliche Fassade.


AUFBAU

Jürgen Kluckert (Lady Bedfort, Benjamin Blümchen, Gabriel Burns) leitet den Hörer durch die Erzählung. Er macht seine Sache großartig, wie man es von ihm kennt und liebt. Mir war allerdings nicht ganz klar, was Kluckert (so gut er seine Arbeit auch gemacht hat) bewirken sollte. Er war nicht in die Handlung eingebunden, agierte als olympischer Erzähler, wirkte für mich wie ein Fremdkörper auf der Insel. Ich hätte es schöner gefunden, wenn die Geschichte ohne Erzähler geschrieben worden wäre, wenn die Charaktere sich mehr austauschen und der Hörer durch Gespräche und Aktionen die Hintergründe erfährt statt sie auf dem Silbertablett erzählt zu bekommen.

Die Handlung beginnt mit einem einzelnen Inselbewohner, bald kommt der nächste hinzu, bis man einige Zeit später alle kennt. Ich habe die Figuren recht bald liebgewonnen. Sie sind schrullig, haben ihre Macken und sind eigenständige Persönlichkeiten, eben Beckmanns Stärke: normale Menschen wie Du und ich, die plötzlich aus ihrem Alltag gerissen werden. Wer Action, atemlosen Thrill und ein turbulentes Abenteuer erwartet, ist mit dieser Folge definitiv schlecht bedient. Wer wie ich allerdings eine ruhige Erzählweise mit einem bedrohlich steigenden Aufbau liebt, der bekommt eine wunderbare Story geboten. Langsam, Schritt für Schritt, entwickelt sich das Geschehen, fügt sich ein Stein auf den anderen, vervollständigt sich das Bild.

Verglichen mit den anderen Folgen der Serie ist INSEL-MENSCHEN um einiges ruhiger als die meisten und ausnahmsweise absolut geradlinig erzählt. Ich mag diesen Stil, allerdings darf es nach >MONTANA< und >TRAUMTÄNZER< gerne wieder eine etwas lebhaftere Folge mit etwas mehr Thrill und Action geben ;-)


SPRECHER

Jürgen Kluckert als Erzähler habe ich schon erwähnt. Ebenso bekannt und professionell die anderen Sprecher der INSEL-MENSCHEN. Besonders gefreut habe ich mich über Luise Lunow, die ich seit >Lauter nette Damen< überall wiedererkennen würde. Ansonsten trifft man hier auf Sven Plate, Martin Kessler , Michael Pan, Arianne Borbach, Jan Spitzer, Stefan Friedrich und Wolfang Bahro, ebenfalls "alte Hasen" vor der Kamera bzw hinter dem Mikrofon. Hier hat die Chemie gepasst, die Bösen haben ihre Rolle überzeugend gespielt, und die Insel-Menschen wirkten "wie aus einem Guss", als würden sie sich bereits lange kennen, eine verschworene Gemeinschaft. Die idyllische Fassade und die Harmonie zwischen den Sprechern lassen die Geschichte umso besser wirken.


MUSIK

Die Musik gefiel mir in dieser Folge außerordentlich gut, sie passt sich dem ruhigen Stil an, vermittelt unterschwellig Spannung und wächst merklich an. Besonders gelungen finde ich den Einsatz des Didgeridoo, das man sonst zwar mit Australien assoziiert, das hier aber perfekt passt. Das dumpfe Vibrieren, meditativ, beruhigend (wie die idyllische Fassade der Insel) und zugleich unheilverkündend, ein namentlich nicht nennbares Kribbeln im Körper erzeugend. Es mag eine ungewönliche Wahl sein, aber ich finde, dieses Instrument passt wunderbar zu der Atmosphäre, die Beckmann in seinen Geschichten vermittelt.


FAZIT

INSEL-MENSCHEN ist eine geradlinie, unkomplizierte Folge, die ihren Reiz aus der sich schrittweise entwickelnden Handlung zieht. Kein Highlight der Serie, in sich aber eine außergewöhnlich gut erzählte Geschichte für jeden, der in "langsame Handlung" und "Spannung" keinen Widerspruch sondern eine ganz besondere Perle zu sehen vermag.

Wertung: 8 von 10 geheime Keller

SaschaSalamander 29.10.2012, 09.06| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Hörspiel | Tags: Reihe, Deutsch, Thriller, TIp,

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