SaschaSalamander

Blogeinträge (themensortiert)

Thema: Rezensionen Hörspiel

Lady Bedfort 53 - Die Burgess-Tragödie

Die Lady lädt ihre neue Nachbarin Sara Burgess zum Essen ein, doch diese erscheint nicht. Ihr Ehemann wimmelt Lady Bedfort und Tim an der Tür ab, seine Frau sei verreist. Doch die unaufgeräumte Wohnung im Hintergrund sowie die am Vortag geäußerten Bedenken Saras über ein schwarzes Auto lassen unsere Krimilady natürlich hellhörig werden. Tim und Inspektor Miller sind sicher, dass die alte Dame einfach nur Langeweile hat und auf einen Fall hofft - Der Hörer weiß: Sara wurde tatsächlich entführt, und der Täter ist nicht zimperlich. Kann Lady Bedfort der jungen Frau rechtzeitig zu Hilfe eilen?

Während ich die letzte Folge DAS TAL DES UNHEILS eher enttäuschend fand, hat DIE BURGESS-TRAGÖDIE mich wieder völlig zufriedengestellt. Gut, es gab dieses Mal kein so schöne Kulisse, und auch die Atmosphäre war nicht so dicht. Dafür konnte diese Folge wieder einmal mit spitzen Wortgefechten und einem pfiffigen Katz-und-Maus-Spiel überzeugt, vom ersten Moment an wurde das Tempo straff angezogen und hielt sich bis zum Ende. Auch auf die Charakterentwicklung der Hauptfiguren sowie deren Beziehung untereinander wurde dieses Mal wieder Wert gelegt. So schön eine dichte Atmosphäre und ein Plot zum Nägelknabbern auch sein mögen, manchmal darf es auch einfach nur schlichte Unterhaltung sein, die gefällt :-)

Die aktuelle Folge gliedert sich in mehrere Teile: die Vorgeschichte, die Entführung, eine erste Auflösung, zwischendurch die Ermittlungen von Polizei und Lady Bedfort, und bald darauf eine weitere Auflösung und neue Wende im Fall. Das Ende ist zu erahnen, aber es wurde geschickt umgesetzt, der Hörer wird lange Zeit an der Nase herumgeführt. Dieses Mal heißt es "jeder gegen jeden", und die Rollen zwischen Täter und Opfer wechseln mehrfach. Ich habe einige Male herzlich gelacht, sogar Schadenfreude über die unerwarteten Entwicklungen sowie Mitleid mit dem Täter (?) kommt beim Hörer auf.

Was DIE BURGESS-TRAGÖDIE ausmacht ist vor allem die Tatsache, dass der Hörer der Lady, der Polizei und dem Täter ein Stück voraus ist. Dabei allerdings hat der Autor Marc Freund (der nun inzwischen die zwölfte Folge für diese Reihe geschrieben hat) tief in die Trickkiste gegriffen, um mit seiner Erzähltechnik und dem Auslassen wichtiger Informationen auch den Hörer aufs Glatteis zu führen. Ob es ihm gelingt - entscheidet selbst ;-)

Als neue Sprecher tritt dieses Mal das Ehepaar Schmidt-Foss auf, das auch hier in seinem ersten Auftritt die Rolle von Tom und Sara Burgess übernehmen darf. Man merkt, wieviel Spaß sie dabei hatten, und ich hoffe auf weitere Aufnahmen mit ihnen. Arianne Borbach, die als Tochter der Familie Drake in Folge 52 sowie einigen früheren Folgen auftrat und die vor allem durch ihre Synchonrollen in Filmen bekannt ist, passte stimmlich wieder sehr gut auf die Rolle der anfangs sehr undurchsichtigen Dinah Dempsey.

Die Musik ist angenehm im Hintergrund, untermalt die Szenen mit kleinen Variationen der bekannten Melodien und verleitete mich dieses Mal mehrfach dazu, einfach mitzusummen. Leicht, pfiffig und unterhaltsam, wenn auch ohne allzu große Tiefe - dazu passte sie ideal zur aktuellen Folge. Besonderen Mehrfachhörwert hat die Folge nicht, aber das kann man auch nicht immer erwarten, dafür habe ich mich dieses Mal herrlich amüsiert und mich einige Male diebisch gefreut.

DIE BURGESS-TRAGÖDIE ist eine eher leichte Folge, die dafür mit cleveren Twists und witzigen Dialogen punkten kann. Zum Einstieg nett, um die Hauptcharaktere mit ihren liebenswerten Macken kennenzulernen und nebenbei eine spannende Story zu verfolgen. Und für Fans eine unterhaltsame Folge zum Zurücklehnen und Spaß haben.

SaschaSalamander 19.05.2012, 08.42 | (0/0) Kommentare | PL

Lady Bedfort 52 - Das Tal des Unheils

bedfort_52_tal_1.jpgAusnahmsweise nach langer Zeit erschien mit Folge 53 - DAS TAL DES UNHEILS wieder einmal ein Titel aus der Reihe LADY BEDFORT, der mich etwas enttäuscht zurückließ. Anfangs schüttelte ich mehrfach den Kopf und fragte mich, ob ich es wirklich über mich bringe, ausnahmsweise nur Negatives über meine Lieblingsserie zu schreiben. Gegen Ende allerdings zog die Folge deutlich an, wurde besser und hätte es fast geschafft, sich in die anderen guten Titel einzureihen. Trotzdem - ein Nachgeschmack bleibt. Aber alles der Reihe nach:

Lady Bedfort, Tim und Vivien fahren mit dem Auto auf einer verlassenen Landstraße, geraten in ein Unwetter und werden von einer seltsamen Familie in deren Herrenhaus aufgenommen. Ein weiterer Gast ist dort anzutreffen. Außerdem hat sich der Sohn der Familie "angekündigt": Norman, brutaler Serienmörder, ist aus der Anstalt geflohen und will sich nun an seinen Eltern rächen. Inspektor Miller würde gerne helfen, doch die Straßen sind unpassierbar. Und wie es aussieht, scheint Norman bereits das Herrenhaus erreicht zu haben, ...

Die ersten zwei Drittel des Hörbuches war ich sehr enttäuscht. Die Handlung wird nicht dargestellt sondern in künstlich wirkenden Dialogen erklärt. Wobei "Handlung" recht euphemistisch ist, denn im Grunde gibt es zu Beginn kaum eine Handlung, nur Beschreibungen. Ein langatmiges Telefonat zwischen Vivien und dem Inspektor, konstruierte Gespräche zwischen den Gastgebern und unseren drei Freunden erklären das Weitere. Der Serienmörder tritt niemals persönlich in Erscheinung, der seltsame Gast wirkt wie eine überflüssige Rolle, und dem geübten Hörer werden schnell die Zusammenhänge klar. Umso mehr zieht die Geschichte sich gefühlt in die Länge, wenn einfach nichts passiert. Meiner Ansicht nach hätte man DAS TAL DES UNHEILS mühelos um ein Drittel kürzen können, sodass die Geschichte an Tempo und Handlung gewinnt.

Auch empfand ich das Handeln der Figuren dieses Mal oftmals als sehr unpassend. Tim ist alleine mit einer Person, die er als Täter verdächtigt und spricht ihn / sie einfach auf die Ungereimtheiten an, die er entdeckte, scheint sich keine Gedanken um seine Sicherheit zu machen. Der Vater / Ehemann der Familie stirbt, Vivien schildert das Auffinden der Leiche eher wie nebenbei, Lady Bedfort reagiert auf Viviens Selbstvorwürfe sogar mit einem lapidaren "Das ist jetzt nicht zu ändern". Auch Inspektor Millers "Scherz" "Da könnte ich gleich meine Katze fragen" kommt nicht so recht an und wirkt im Zusammenhang sehr bemüht und eher unpassend. Es mag sein, dass die Protagonisten nach über 50 Morden natürlich an das Verbrechen gewohnt sind, dennoch strahlen Vivien, Tim und die Lady hier eine Kaltblütigkeit aus, die mir nicht gefällt und die hoffentlich in dieser Folge eine Ausnahme darstellte. Ein klein wenig Angst hätte ihnen dennoch gut zu Gesicht gestanden.

Nein, leider hat mich DAS TAL DES UNHEILS trotz des gelungenen Endes nicht überzeugt. Dies liegt nicht an den insgesamt sehr guten letzten Folgen oder gar der herausragenden Jubiläumsfolge, denn ich habe zwischen Folge 51 und 52 einige der älteren Geschichten vom Beginn der Serie gehört, sodass ich also nicht "verwöhnt" bin.

Trotzdem, nur schlecht war diese Folge nicht, es gibt einiges Positive hervorzuheben: Wie man bereits an der Inhaltsangabe erkennt, ist dies eine durch und durch klassische Kriminalgeschichte im Stil der alten Meister. Ein Mörder in einem alten Herrenhaus, ein Gewitter, eine Gruppe von Menschen abgeschlossen von der Umwelt, und dann natürlich das angedeutete Thema der zehn kleinen Negerlein (politisch korrekt Agatha Christies "Und dann gabs keines mehr"). Inhaltlich ein Krimi, wie man ihn kennt und liebt. Gerade für die Musik eine ideale Folge, um Spannung zu erzeugen und den Hintergrund zu untermalen. Dies ist auch sehr gut gelungen, man meint regelrecht selbst in dem Herrenhaus zu stehen, den Muff der alten Tücher über den Möbeln zu riechen, die vielen Treppen zu steigen, von Zimmer zu Zimmer zu schleichen. Bei den Geräuschen gab es mit Gewitter, Regen und Kaminprasseln nicht viel falschzumachen. Diese Folge eignet sich prima, um sie gemütlich abends bei Kerzenlicht zu hören, um tief in die Atmosphäre einzutauchen.

Auch das Ende ist gelungen. Die vielen Fäden, die sich am Ende entwirren und zu einem Handlungsstrang führen, wurden geschickt gelegt. Es gibt einen netten Showdown, die Atmosphäre verdichtet sich, das Erzähltempo passt.

Die Sprecher passen sehr gut zu den ihnen angedachten Rollen. Franziska Trogner und Peter Weis, die beide schon mehrfach auftraten und bereits in der Folge DIE SORGEN DES MISTER BLOOM ein altes Ehepaar darstellten, passen hier wieder sehr gut zusammen und lassen die Spannung der Figuren untereinander fast greifbar spüren. Arianne Borbach beweist ebenso wie Robert Missler wieder einmal ihre Wandelbarkeit hinsichtlich Emotion und Ausstrahlung. Diese Folge liefert ein perfektes Zusammenspiel der Sprecher untereinander, das mit der dichten Atmosphäre eine prima Grundlage für ein eigentlich solides Hörspiel liefert. Zu Beginn wirken zwei der Darsteller zwar sehr künstlich, was mich aufgrund deren Professionalität eigentlich verwunderte, doch mit dem Auflösen der Handlung erklärten sich diese Momente und zeigten umso mehr, wie gut sie ihre Stimme als Werkzeug im Griff haben.

Insgesamt leider ein schwächerer Titel. Für Einsteiger in die Serie nicht zu empfehlen, da es inzwischen weit bessere Folgen gibt. Für Fans der Serie aber natürlich ein Muss. Und wenn man über den zähen Einstieg und die erklärenden Dialoge hinwegsieht, kann man die düstere Atmosphäre, die spannungsgeladene Musik und die gelungene Sprecherauswahl durchaus genießen.

SaschaSalamander 16.05.2012, 09.22 | (0/0) Kommentare | PL

Der Prinzessin

menger_prinzessin_1.jpgUnzählige Male habe ich schon davon gehört, haben mir Freunde davon vorgeschwärmt oder andere Freunde gesagt, es sei nett aber nicht soooo berauschend. Immer wieder kam was dazwischen, aber jetzt habe ich es endlich gehört: DER PRINZESSIN, produziert von der Lauscherlounge.

Es gibt mehrere Geschichten:

DER FREMDE - ein junger Mann kommt zum Pfarrer in den Beichtstuhl und will von seinen Sünden erzählen. Er hat getötet. Der Pfarrer will die Beichte nicht abnehmen, doch der Mann lässt sich nicht davon abhalten. Womit hat er solch große Schuld auf sich geladen?

DER PRINZESSIN - Fabian wartet auf den Bus, als ein Mann, verkleidet als Prinzessin, ihn anspricht. Und was dieser unheimliche Mann zu erzählen beginnt, lässt Fabian nicht kalt ...

DER HAUSMEISTER - Sie ist extra umgezogen und hat eine neue Geheimnummer, damit der Stalker sie nicht mehr belästigt. Und dann kommt der Hausmeister in die neue Wohnung und baut ihr ungefragt ein Sicherheitsschloss in die Tür.

DER ZAHNARZT - Weil er Angst vor Spritzen hat, betäubt ihn der Zahnarzt mit Lachgas. Mit ungeahnten "Nebenwirkungen" ...

Für ein Hörspiel erstaunlich wenig Effekte, Sound und Musik. Macht aber nichts, durch das Fehlen ebendieser Möglichkeiten wirkt es zusätzlich grusliger, da mehr Raum für Interpretation bleibt. Die Stille wirkt bedrohlich, beängstigend. Die Geschichten selbst sind prima, die Idee dahinter ist jeweils sehr nett.

Eigentlich ein klasse Hörspiel, dem ich volle Punktzahl geben könnte. Trotzdem fällt es mir schwer es zu loben. Mir selbst fehlte irgendwie der Bezug, ich konnte mich nicht hineinfinden. Habe mich nicht gegruselt, obwohl die Geschichten wirklich die Möglihckeit geboten hätten. Allerdings könnte ich nicht sagen, woran es lag. Vielleicht daran, dass das Thema, welches DER PRINZESSIN und DER FREMDE behandeln, für mich unpassend sind für ein Hörspiel. Ich bin ein Mensch, der sehr wohl kritisch denkt und der sich mit ernsthaften Dingen befasst. Aber wenn ich ein Hörspiel höre, möchte ich abschalten. Es gibt Themen, bei denen kann ich nicht abschalten. Nach der Geschichte mti der Prinzessin hing ich gedanklich immer noch darin fest und erwartete in den folgendne Stories ähnliche Twists, sodass ich einfach nicht genießen konnte. Vielleicht lag es daran ...

Viele Fans haben das Hörspiel gelobt. Und ich denke, ich kann auch verstehen, wieso. Die Stories sind clever durchdacht, schön kurz und knackig mit spannenden Wendungen. Besonders DER ZAHNARZT ist herrlich bösartig, und DER HAUSMEISTER zeigt, was passiert, wenn man etwas vergisst, denn der Hörer hat genauso wie die Protagonistin etwas Wichtiges vergessen. Die beiden Geschichten selbst hätten von mir großes Lob erhalten. Aber es bleibt bei mir am Ende ein bitterer Nachgeschmack wegen der beiden anderen ...

SaschaSalamander 02.05.2012, 08.50 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Jenseits der Karten 01 - Rabenfels

Jonas lädt seine Exfreundin Mieke und deren Bruder Flo auf eine Wanderung ein. Das Reiseziel ist unbekannt, sie sollen sich überraschen lassen. So wirklich begeistert sind die beiden nicht, als sie am Abreisetag dann erfahren, dass es nach Osterode im Harz gehen soll, und die Stimmung ist gedrückt. Doch dann, als sie um Mitternacht endlich Schloss Rabenfels erreichen, können die drei nicht fassen, was sie sehen! Das seltsame Buch, das Jonas zufällig in die Hände fiel, scheint wirklich wahr zu sein. Doch er hätte besser darauf achten sollen, ob auch tatsächlich alle Seiten im Buch vollzählig sind ...

Mmh, ein prima Hörgenuss! Gut, das Label >Froschtatze< (prima Intro, ich zu Beginn recht erschrocken, finde die Idee aber wirklich witzig) ist noch sehr jung, bis hin zum Status "routiniertes Hörspiel" werden wohl noch ein paar Titel produziert. Trotzdem war ich rundum zufrieden und habe mich sehr gut mit den drei Abenteurern unterhalten.


ERZÄHLWEISE

Sehr schön finde ich die Erzählweise der Geschichte: erst ein kurzer Blick mitten hinein in die actiongeladene Handlung. Dann nimmt der Sprecher und Ich-Erzähler den Hörer "an die Hand" und beginnt langsam von vorne, erzählt rückblickend, wie es dazu kam, bis sich Hörer, Erzähler und Protagonisten schließlich wieder gemeinsam in der Gegenwart mitten in der temporeichen Handlung finden. Der Autor Dane Rahlmeyer (der u.a. auch TERRA MORTIS schrieb sowie das ungewöhnliche Hörspiel NARBENHAUT) beweist Geschick beim schrittweisen Spannungsaufbau hin zum rasanten Finale, gefolgt von einem runden Ende mit spannendem Ausblick auf weitere Folgen. RABENFELS ist der erste Teil einer Serie, und ich kann die Fortsetzung kaum erwarten. In Jonas Buch finden sich weitere mystische Orte, die auf keiner Karte verzeichnet sind und den drei Freunden sowie uns Hörern noch viele weitere Abenteuer versprechen. Auch eine Gegenpartei kündigt sich an, die wohl für einige zusätzlichen Gefahren sorgen wird.


SOUND, MUSIK, ATMOSPHÄRE

Mit Geräuschen und Musik waren die Macher sehr großzügig, fast etwas zu verschwenderisch. Hervorragend abgemischt, sehr stimmungsvoll und wunderschön, doch leider etwas zuviel, weniger wäre in diesem Fall tatsächlich mehr gewesen. "Bombastisch" und "opulent" sind zwei Begriffe, die mir in den Sinn kommen und nicht so ganz zur Story passen wollen, die Atmosphäre etwas zu gewaltig. Auch hatte ich stellenweise den Eindruck, dass die Aufnahmen unterschiedlich entstanden sind. Ich kenne mich technisch nicht ausreichend aus, es konkret zu benennen, aber es schien mir, als wären unpassenderweise einige Sprecher weiter weg, näher dran, reiner und klarer zu hören und ein andermal wieder unsauberer und in schlechterer Qualität, stellenweise sogar mitten in einen Dialog hineingeschnitten. Es wäre gut daran zu arbeiten, in späteren Folgen einen gleichbleibenderen Klang zu erreichen, sodass die Folge "wie aus einem Guss" wirkt.

Die Sprecher gefielen mir sehr. Dirk Hardegen ist mir positiv bekannt aus >NIGHTLIFE< und der Serie CHRISTOPH SCHWARZ. Die anderen Namen sind meines Wissens noch relativ unverbraucht im Hörspielbereich. Es tut gut, zwischendurch einmal wieder neue Stimmen zu hören, bei denen man nicht sofort bestimmte Rollen assoziiert Alle drei machen ihre Sache prima, beweisen Emotion und Wandlungsfähigkeit. Stellenweise störend finde ich den starken Unterschied zwischen der eher hörspieltauglichen "normalen" Alltags-Sprache von Jonas und Mieke und der gewollt klischeelastigen Sprache von Flo. Metaler, ein wenig verpeilt und desorganisiert, spricht er im "Ey Alter" - Stil. Wäre eine gesamte Gruppe auf diese Weise vertont, würde es weniger auffallen, in diesem Kontext allerdings wirkt es für mich leider unnatürlich und bemüht.

Insgesamt ist JENSEITS DER KARTEN - RABENFELS für eine Erstproduktion hervorragend. Es ist zwar deutlich Spielraum nach oben, aber trotzdem konnte ich die Folge ohne besondere Störungen genießen. Ich bin begeistert und warte nun ungeduldig auf die Fortsetzung! :-)

Und weil ein wenig Werbung für das neue aber vielversprechende Label  sowie ein bisschen Zusammenarbeit unter Bloggern nicht schaden kann, möchte ich auf weitere Rezensionen verweisen:

SaschaSalamander 28.04.2012, 09.08 | (0/0) Kommentare | PL

Nightlife

nightlife_1.jpgZwei junge Männer gehen in das Jagdhaus der Eltern, abgelegen und keiner weiß, dass sie dort sind. Sie wollen sich abgeschieden vom Alltagslärm vorbereiten auf die anstehende Prüfung. Aber scheinbar gibt es doch jemanden, der weiß, dass sie dort oben sind. Und dieser jemand scheint ihnen böse gesonnen ...

Für eine Rezension nach dem Hören fehlte mir im Dezember die Zeit. Und ich sehe sogar, dass ich sogar vergessen habe, das Buch überhaupt in die wöchentliche Statistik einzutragen. Wirklich ärgerlich, denn es ist ein prima Titel, der jede Aufmerksamkeit redlich verdient hat. Nachdem in der Rezension zum >LUFER-HAUS< nach weiterem gutem "Gruselkram" gefragt wurde, muss ich jetzt einfach kurz ein paar Worte zu NIGHTLIFE verlieren, das haben die Macher sich verdient. Nur, wie gesagt - keine ausführliche Analyse wie sonst, weil es schon rund zwei Monate her ist ;-)

Das Hörspiel hat mich ziemlich begeistert. Ohrenkneifer ist ein kleines privates Label, man darf also NIGHTLIFE jetzt nicht gleichsetzen mit der Lauscherlounge, Zaubermond, Hörplanet oder gar den ganz großen wie Europa, Lübbe Audio und Co. Aber ich finde, das stört überhaupt nicht. Es steckt sehr viel Liebe zum Detail in dem Hörspiel, die Sprecher leisten prima Arbeit, die Geräusche waren ziemlich gut umgesetzt.

Dazu kommt, dass zwei Männer auf einer einsamen Hütte quasi ein Kammerspiel sind. Das erleichtert zwar einiges, birgt aber viele Stolperfallen, die Dirk Hardegen geschickt umgangen hat. Dialoge, Erzählfluss, das sind besondere Schwierigkeiten bei einem solchen Setting, und das ist hier prima umgesetzt worden.

Und die Möglichkeiten des Szenarios wurden sehr gut genutzt. Es gibt viele gruslige Momente, und oft fragte sich der Hörer, ob es nun Einbildung oder Zufall war, oder ob wirklich mehr dahinter steckt. Und falls mehr dahinter steckt - war das nun ein Geist, ein böser Serienkiller oder ein dummer Streich? Die Bedrohung wird immer greifbarer, wem kann man noch trauen? Spielt einer von beiden ein grausames Spiel? Oder sind beide Opfer einer dritten Person? Ist die Hütte verflucht? Diese Unsicherheit wird unterstützt durch immer wiederkehrende Elemente wie die CD, die immer wieder den gleichen schaurigen Refrain abspielt oder die seltsamen Anrufe.

Zum Abschluss plaudert Dirk Hardegen ein wenig aus dem Nähkästchen, erzählt von der Produktion und seinen Beweggründen. Dies fand ich sehr interessant, es ist ein netter Einblick in die Hörspielwelt.

NIGHTLIFE ist das hervorragende Hörspiel eines Newcomers, der sich vor großen Labeln nicht verstecken muss. Interessante Charaktere und eine beängstigend realistische Atmosphäre sorgen für wohlige Schauer beim Hörer. Ich freue mich bereits auf weitere Werke des Ohrenkneifers :-)

SaschaSalamander 21.03.2012, 08.42 | (0/0) Kommentare | PL

Das Lufer-Haus

luferhaus_1.jpgINHALT

DAS LUFERHAUS ist kein klassisches Hörspiel sondern eine Zusammenstellung von Tondokumenten: >Die Geschichte des Luferhauses< ist überregional bekannt, da es dort spuken sollte. Der damals mit seiner Familie dort lebende Arzt Bergmann, ein Mann der Wissenschaft und von hohem Ansehen, schilderte in einem Tagebuch die Erlebnisse, bis das Tagebuch endet und die Betroffenen verschwinden. Nun, in der Gegenwart, soll das Haus abgerissen werden. Doch zuvor wollen Dr. Albrecht Lindner, Dr. Marianne Weimar, ein Assistent, zwei Tontechniker und ein Kapuzinermönch mittels Vor-Ort-Ermittlungen weitere Erkenntnisse sammeln. Das Team verschwindet spurlos, und später wird von der Polizei das zusammengestellte Tonmaterial ausgewertet und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.


GENRE

Found Footage  (gefundene Aufnahmen aus angeblich realistischen Begebenheiten) / Mockumentary / Pseudo-Doku ist  besonders im Gruselsektor sehr beliebt. Die bekanntesten Beispiele dürften BLAIR WITCH und PARANORMAL ACTIVITIES sein. Im Hörspielsektor fällt mir spontan kein Titel ein, zumal es wirklich eines guten Teams bedarf, das umzusetzen (von der Reihe "Mitschnitt" des Labels Floff habe ich zwar schon gehört, konnte mir selbst aber noch kein Bild davon machen). Es gilt Spannung nicht mit Hilfe von verschwommenen Bildern, Nachtsichtkamera und angstverzerrten Gesichtern zu erzeugen sondern alles mit Geräuschen und Stimmen zu produzieren, atmosphärische Musik fällt als weiteres Stilmittel weg. Eine ziemliche Herausforderung, der die Lauscherlounge sich stellte und die sie nun meisterlich umgesetzt hat!


REALER BEZUG

Das Hörspiel ist nicht komplett erfunden sondern basiert auf einer realen Begebenheit. Prima finde ich >die Homepage des Hörspiels<, die einen gewissen Realismus vermittelt. Über Wikipedia kommt man auch auf ein angeblich im Eigenverlag produziertes >Buch<  zu den Hintergründen des Lufer-Hauses, was ich wirklich eine nette Idee finde, um die Fans ein wenig zu verwirren. Bei meiner Recherche heute stieß ich auf einige zusätzlichen Forenbeiträge. Auch eine nähere Suche nach dem Inhaber der Seite des angeblichen Herrn mit dem Eigenverlag bringt nette Ergebnisse. Ich finde es wirklich prima, welche Arbeit die Macher investiert haben, um auf diese Weise auf sich aufmerksam zu machen. Dass aber immer noch recht viele Leute zu glauben scheinen, dass es real ist, irritiert mich doch. Zeigt aber, wie gekonnt die Louscherlounge ihr Marketing betrieben hat, eine tolle Leistung!

Tatsächlich wurde bezogen auf den Realfall zwar einiges geändert, ist aber immer noch klar als der Fall des >Joller-Hauses< erkennbar. Aus Joller wurde Bergmann, dem Haus wurden für das Hörspiel ein paar Stockwerke hinzugefügt, die Namen der Familienmitglieder wurden natürlich auch geändert, und aus dem Schweizer Örtchen Stans wurde das Geschehen in die Nähe von Küsnacht verlegt. Die Ereignisse jedoch sind weitgehend gleich, natürlich ein wenig "dramaturgisch überarbeitet". Joller führte Tagebuch, und einige der dort auftretenden Phänomene wurden fast 1:1 übernommen.

Auch das >Parapsychologische Institut< in Freiburg existiert. Natürlich handelt es sich nicht um Lindner und Weimar, sondern um den bekannten Psychologen und Physiker >Walter von Lucadou< sowie seine Mitarbeiterin Dr. Frauke Zahradnik.


UMSETZUNG

Eine gruselige "Doku" ist ein Projekt auf schmalem Grat: Die Tonaufnahmen müssen so klar sein, dass der Hörer sie gut versteht und der gescripteten Handlung folgen kann. Dennoch muss es authentisch klingen, muss also hier und da verrauscht sein, es müssen auch unwichtige Elemente zu hören sein (denn bei einer realen Aufzeichnung weiß man ja vorab noch nicht, was wichtig sein wird). Die Sprecher müssen deutlich sprechen für den Hörer, trotzdem müssen sie so "normal" als möglich klingen inklusive kleiner Sprachfehler, Dialekte, Eigenheiten. Spannungserzeugene Musik zur Untermalung kann nicht verwendet werden. Der Hörer muss über das Geschehen informiert sein, aber im Gegensatz zu einem regulären Hörspiel dürfen die Charktere sich nicht wie sonst üblich extra für den Hörer über das Geschehen austauschen und dem Hörer dabei die Handlung erklären.

Meiner Ansicht nach ist es den Machern hervorragend gelungen! Nur ein paar kleine Mängel: Stellenweise empfand ich die Sprecher als etwas zu "sauber". Man hätte gerne etwas mehr Dialekt und sprachliche Eigenheiten einbauen können. Selten, dass sich so viele Menschen treffen, die so gut Hochdeutsch (oder verständliches Schweizerdeutsch) reden ohne einzelne Silben zu verschlucken oder leichte regionale Färbung aufzuweisen, dadurch geht ein wenig Realismus verloren. Auch die vielen Erklärungen des Mönches empfand ich als etwas gestellt. Die Aufnahmen hätten gerne etwas verrauschter oder unklarer sein dürfen, aber gut, schieben wir die gute Qualität auf die guten Mikrofone der Tontechniker, die bereits beim BND im Einsatz waren.

Die Sprecher selbst sind unverbraucht. Dadurch wird vermieden, dass der Hörer bekannte Stimmen im Ohr hat und diese mit anderen Hörspielen assoziiert. DAS LUFER HAUS wird dadurch umso realistischer. Jeder einzelne von ihnen macht seine Sache wirklich prima, wirkt absolut natürlich und vermittelt den Eindruck einer tatsächlich live entstandenen Aufzeichnung. Einzig Detlef Bierstedt ist bekannt, doch er ist der Sprecher, welcher die Dokumente ankündigt und von dem Hintergrund der Forschungen erzählt.

Die Art der Tonaufnahmen gefiel mir sehr. Die Aufnahmen wurden in einem leerstehenden Landhaus produziert. Dadurch konnten die Sprecher sich in ihre Rolle einfinden, und dadurch bekommt der Hörer statt Studiosound eine realistische Klangkulisse geboten, bei der die Leute im Raum verteilt sind und je nach Entfernung zum Mikrofon besser oder schlechter verständlich sind. Sie springen angeblich ab einem gewissen Geräuschpegel an und zeichnen automatisch auf. Die Aufnahmen für das Hörspiel wurden vom angeblichen Original zwar übernommen aber nicht bearbeitet. Das ergibt einige Logikfehler, aber die sind verzeihlich, wirklich 100% real lässt sich ein solches Projekt kaum umsetzen ;)

Es werden gelegentlich kleine Tondokumente eingefügt, die nichts zur Handlung beitragen aber quasi aufzeigen, dass die Mikrofone bei Geräuschentwicklung reagieren, z.B. das Schnarchen. Oder besonders nett fand ich die Idee, dass einer der Beteiligten sich vor dem Schlafengehen noch eine alte Folge der drei Fragezeichen anhört. Die Spannungen einzelner Charaktere untereinander werden sehr gut dargestellt. Insgesamt betrachtet wird alles sehr glaubhaft und hat im Internet schon einige Diskussionen über die Realität des Hörspieles entfacht, die nicht von den Machern initiiert waren.

Es bleiben viele Fragen zum Ende hin offen. Was ich nicht als Schwäche ansehe, sondern als Teil der Umsetzung. Man kann nicht eine perfekt abgeschlossene Geschichte im gefundenen Tonmaterial erwarten, wenn Leute wie auf diese Weise verschwinden. Ohne ungelöste Geheimnisse wäre dieses Hörspiel wohl nur halb so interessant ;-)


ATMOSPHÄRE

Die Atmosphäre entsteht vor allem durch das, was der Hörer sich vorstellt. Man denke an die Szene aus BLAIR WITCH, als jemand etwas Unerkennbares (ein abgetrennter Finger?) in die Kamera hält. Alle gruseln sich, und dabei weiß man eigentlich nicht einmal, was es ist. Und ähnlich ist es im LUFER-HAUS. Wer nichts übrig hat für Gänsehaut, wer alles als Humbug abwinkt und sich auch sonst nicht für das Thema interessiert, der wird das Hörspiel vermutlich auch nicht spannend finden. Ein paar Leute, die in einem Haus sind und sich gruseln, nur weil irgendein Nachbar ein paar Gegenstände verschoben hat, nur weil irgendwelche Nager auf dem Dachboden huschen? Nein, stocksteife Realisten kann das nicht überzeugen. Aber für solche Leute ist das Hörspiel ja auch nicht gedacht ;-)

Wer solche Geschichten mag, die sogar noch auf einer realen Begebenheit beruhen, der wird im Kopf entsprechende Bilder produzieren. Dafür bieten die Aufnahmen allerbestes Futter. Jede Menge Raum für freie Interpretationen und darum herum einige zusätzlichen Informationen, um das Kopfkino so richtig anzukurbeln. Auch die unheimlichen Ereignisse tragen dazu bei, dass Fans das Hörspiel auf jeden Fall nachts alleine im Dunkeln mit Kopfhörern genießen sollten und sich bestimmt recht nett gruseln werden ;-)


FAZIT

Das LUFERHAUS ist wirklich ein Glanzstück des Labels. Mit einfachen Mitteln entstand ein gelungenes Projekt, das durch den realen Bezug zum Joller-Haus und die glaubhafte  Umsetzung der Tondokumente einen ganz besonderen Grusel verspricht. Für Geisterfreunde und Hörspielfans ein Titel, den man auf keinen Fall verpassen darf!

SaschaSalamander 15.03.2012, 09.22 | (3/3) Kommentare (RSS) | PL

Der Kackofant

Ich bin verstört. Amüsiert. Schockiert. Ich weiß es nicht. Und ich weiß auch gar nicht, was ich schreiben soll. Es ist selten, dass ein Buch oder Hörbuch mich sprachlos macht. Aber Zehrer mit seinem Kackofanten hat es wirklich geschafft. Ich versuche trotzdem, Euch das Buch kurz vorzustellen:

Der Kackofant ist ein blauer Elefant, der statt einem Rüssel etwas hat, das aussieht wie eine lange Klopapierrolle. Und dieser Kackofant hat keine wirklichen Spezialkräfte. Aber er kann enorm riesige Haufen machen. So groß, dass man mit diesen Haufen einen Hund vor dem Ertrinken rettet oder einen Dieb fangen kann. Zwei Kinder gehen im Urlaub ihren Eltern auf die Nerven, diese schicken sie "bis da hinten an den Wald, und wer zuletzt zurückkommt, hat gewonnen". Und dabei laufen die Kinder immer weiter, bis sie im Wald den Kackofanten treffen. Natürlich glaubt ihnen später niemand. Im Laufe des Hörspiels treffen sie dann immer wieder auf das blaue Tier, und der Hörer hat seinen Spaß dabei.

Warum ich so etwas überhaupt angehört habe? Keine Ahnung, ich weiß es nicht. Denn ich bin ja ein wenig strange und für recht viel offen. Mein Geschmack ist oft hart an der Grenze. Aber bei Fäkalhumor hört mein Spaß auf. Einer der Gründe, warum ich viele amerikanische Filme nicht mag. Es nervt mich, wenn ständig über Stuhlgang gelacht wird, wenn Kloschüsseln explodieren oder wandelnde Kackhaufen im Bild erscheinen. Einer der Gründe, warum ich Scary Movie, Not anoter ... - Movie, Dogma und ähnlich gelagerte Filme nicht mag. Nein, so etwas finde ich nicht lustig.

Dass ich den KACKOFANT trotzdem gehört habe, schiebe ich auf meine Neugier. Es sah aus wie ein Kinderhörbuch. Und das wirkte wirklich seltsam. Hallo?!? Ein Kinderbuch über einen kackenden Elefanten? Geht es NOCH niveauloser? Andererseits: "Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat", das ist ein beliebtes und gern gesehenes Kinderbuch, und dabei geht es darum, wie ein Maulwurf die Ausscheidungen anderer Tiere analysiert, bis er herausfindet, wer ihm nun auf den Kopf gemacht hat. Im Kinderbuch "Du hast angefangen - Nein Du" streiten zwei Monster und werfen sich lustige Schimpfnamen wie Pfurzpflaume an den Kopf. Und diese beiden Bücher werden gerne in Kindergärten von Pädagogen vorgelesen, werden gerne von Eltern gekauft und kommen gut bei Erziehern wie auch Kindern an.

Und als ich das Hörspiel dann hörte, war ich recht erstaunt. Ich hatte Unflätigkeiten am laufenden Meter erwartet. Aber abgesehen vom Wort "kacken" und selbiger angedeuteter Aktion gab es eigentlich nie etwas, das unanständig war (naja, gut, in einer Geschichte ist auch von Pipi und Popo die Rede, aber auch hier erstaunlich unspektakulär). Es wurde niemals ausgereizt und in aller Deutlichkeit zelebriert. Gut, die Handlung war stellenweise schon sehr strange. Etwa wenn der Elefant im Zoo tagelang kein Geschäft verrichtet, nur um dann mit einem extragroßen Haufen über das extragroße Gitter seines Gefägnisses zu fliehen. Aber es war nicht derb fäkal dargestellt, sondern erstaunlich kindgerecht und sogar auf gewisse Weise witzig.

Ja, ich gebe es ganz offen zu: ich habe sehr oft gelacht bei diesem Hörbuch. Nicht angewidert und auch nicht dreckig, sondern amüsiert. Über die witzigen Ideen. Über das kindliche Verhalten der beiden Protagonisten. Über den süßen Kackofanten. Über die gut dargestellten Charaktere (die Eltern, die Lehrerin, der Zoodirektor, der Eisdieleninhaber). Sie haben witzige Namen (so heißt der Zoodirektor z.B. "Herr Vollmeise" und ist entsprechend unsympathisch) und sind liebevoll karikiert.

Und, ich denke sogar, dass es auf gewisse Weise für Kinder geeignet ist. Die Songs auf der CD sind lustig, die kleinen Kurzgeschichten sind liebenswert und humorvoll. Sie vermitteln Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Tierliebe. Es geht um Alltagsprobleme wie Hausaufgaben, ungeliebte Gerichte am Mittagstisch und die Abenteuerlust der Kinder vs das Ruhebedürfnis der Eltern. Die Geschichten sind moralisch ohne Zeigefinger und sorgen für jede Menge harmlosen Spaß bei den Kleinen. Mal ganz ehrlich - das große Geschäft ist ein Teil des Lebens, und Erwachsene neigen dazu, unangenehme Dinge gerne totzuschweigen, was es für die Kleinen erst recht interessant macht. Warum also nicht ganz offen darüber reden, auf kindgerechte und humorvolle Weise, dem Thema dadurch die Mystik und das Verbotene nehmen? Solange es anständig bleibt?

Andererseits - es gibt Dinge, die die Welt nicht braucht. Haben wir wirklich soviel Zeit zu verschenken, dass wir solche Dinge wie den Kackofanten brauchen? Gäbe es nicht Sinnvolleres, was wir mit unserem Leben anstellen könnten? Und daraus sogar einen tanzbaren Sommerhit für Kids machen, die dann alle singen und tanzen "K K K K Kackofant, nimm uns mit zu Dir ins Kackofantenland". Braucht es das wirklich?

Ich weiß es nicht. Eine abschließende Meinung kann ich mir nicht wirklich bilden. Muss ich zum Glück auch nicht. Und deswegen verbleibe ich absolut unentschlossen und bewerte die CD ganz einfach nach nur einem einzigen Kriterium: sie hat mich hervorragend unterhalten, und ich habe mich köstlich amüsiert. Wenn auch über wenig anspruchsvolle Dinge. Aber warum nicht auch mal das. Und was die Kids betrifft - es schadet nicht, sich mit diesem Thema zu befassen, es gehört zum Leben dazu. Und wenn es auch noch Spaß macht, umso besser ;-)

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Anmerkung nach der Rezension: Gestern erzählte ich einer Kollegin von diesem Buch. Sie war sehr interessiert, denn die Kleine wird gerade sauber und will noch nicht so recht aufs Töpfchen. Das Buch könnte eine Möglichkeit sein, dem Kind beizubringen, dass das etwas Tolles ist. Klar, nachdem ich es gehört und auch mal reingelesen habe dank einer Leseprobe muss ich sagen, dass es mir dafür durchaus geeignet scheint :-)


SaschaSalamander 14.03.2012, 08.29 | (0/0) Kommentare | PL

Lady Bedfort - Das Grauen im Nachtexpress

Lady Bedfort betätigt sich fleißig beim Hausputz. Und gerade, als Tim sie noch warnt, fällt sie von der Leiter und prompt darauf in Ohnmacht. Ab da beginnt die eigentliche Geschichte: die Doppelfolge beinhaltet eine Traumsequent. Hierin begibt sich Dora Spools, eine blinde alte Dame, auf eine Fahrt mit dem berühmten Schattenjäger-Zug, schließt erste Bekanntschaften. Ein verurteilter Mörder befindet sich ebenfalls unter den Passagieren. Und schon geschieht der erste Mord, die Lady beginnt zu ermitteln.

Für die Jubiläumsfolge haben sich die Macher etwas Besonderes einfallen lassen. Nicht nur, dass es sich um eine Doppelfolge handelt, sondern hier werden auch alle Sprecher bunt durcheinandergewürfelt, neu gemischt und in eine ungewöhnliche Handlung gepackt. Sie sind allesamt bekannt: Waltraud Habicht, Jürgen Kluckert, Dennis Rohling, Santiago Ziesmer, Bodo Wolf, Carmen Molinar sind das vertraute Team. Auch die anderen Stimmen waren schon oft zu hören. Bert Franzke, Roland Hemmo, Arianne Borbach und Robert Missler bieten ein Wiedersehen mit alten Bekannten.

Doch neu ist die Rollenveretilung: DAS GRAUEN IM NACHTEXPRESS spielt nicht in der heutigen Zeit wie sonst für Lady Bedfort üblich. In ihrem Traum begibt sich die Dame in die Vergangenheit um 1900. Das bekannte Sprecherteam ist also vorhanden, doch dieses Mal in ungewohnter Besetzung. Miller tritt in ihrem Traum als Priester auf, Tim wird zum ermittelnden Inspektor, und auch sonst steht alles Kopf. Es macht Spaß, dabei ein wenig zu analysieren, was in der Lady unterbewusst vorgehen könnte, dass die Rollen gerade auf diese Weise verteilt sind, aber das wäre dann wohl doch etwas zu weit gegriffen. Dennoch ein netter Spaß für Fans und regelmässige Hörer. Es gibt auch hier und da Anspielungen an die "reale" Lady Bedfort, deren Humor Neulingen sich nicht erschließt und der eher als Bonbon für Fans gedacht ist.

Da es sich bei den Sprechern in LADY BEDFORT um alte Hasen handelt, die teils schon viele Jahre im Geschäft sind und bereits unzählige Rollen verkörperten, ist diese Folge für mich ein kleines Highlight. Alle Beteiligten sind mit Freude bei der Sache und schlüpfen geübt in ihre neuen Figuren, man hört richtig, wie sie darin aufgehen und sich einen Spaß daraus machen, dieses Mal nicht die gewohnten Charaktere zu verkörpern. Besonders Jürgen als Inspektor macht seine Sache herausragend, als hätte er nie etwas anderes gemacht.

Was ebenfalls sofort auffällt ist, dass Max in Form des Zugbegleiters Maxwell Butler dabei ist. Einige freuten sich über das Ausscheiden das Charakters, andere betrauerten Max´ Abschied sehr. Ich gehöre zu denen, die ihn mochten. Eine Lady braucht einen Butler, und Max hat das hervorragend verkörpert, durch sein Auftreten den Folgen einen ganz eigenen Reiz verliehen, den ich seitdem vermisse und dessen Lücke auch Vivien und Tim für mich nicht füllen konnten. So freue ich mich über jede Hommage, sei es ein altes Video oder in dieser Folge die Traumsequenz.

Wer die Serie kennt und die Stimmen mit einzelnen Rollen verknüpft, für den dürfte es anfangs sehr ungewohnt und auch etwas schwierig sein. Man findet jedoch flink den Anschluss und ist dann mitten im Geschehen. Schnell mal nebenbei, wie es bei anderen Folgen gelegentlich möglich ist, darf man DAS GRAUEN IM NACHTEXPRESS allerdings keinesfalls hören. Aufgrund der komplexen Handlung und verwirrenden Auflösung ist es sinnvoll, die Folge mindestens doppelt zu hören. Die vertauschten Stimmen, die vielen Charaktere und vor allem deren Mehrfachidentitäten auch im Rahmen des Traumes machen das Hörspiel recht kompliziert. Die Geschichte ist um einiges verwirrender gestrickt als sonst üblich, vermutlich wollte die Lady in ihrem Traum endlich einmal eine richtig verzwickte Herausforderung ;-)

Nachdem ich die Geschichte beendet hatte, legte ich sofort erneut die ersten Tracks ein, um manche Dinge im Nachhinein besser zu verstehen. Dabei fiel mir bereits zu beginn auf, wie clever Marc Freund, der dieses Mal die Story lieferte, die Geschichte verwoben hatte. Das Gespräch, welches die Lady mit Tim vor ihrem Sturz führte, fließt in den Traum ein, unabhängige Einzelstücke werden zu einem großen Ganzen verquickt. Während des ersten Hörens dürften diese Feinheiten vermutlich eher untergehen, da man sich ja selten jedes gesprochene Wort einprägt. Also absolute Empfehlung: mindestens zweimal hören!

Die Musik gefiel mir in dieser Folge sehr gut. Besonders der lange Track zur Einleitung ist sehr schön, stimmt den Hörer auf die kommenden Ereignisse und das für die Serie neue, ungewohnte Setting ein.

Für Neulinge eine spannende Geschichte, aber der wirkliche Reiz gibt sich vor allem für treue Fans der Serie. DAS GRAUEN IM NACHTEXPRESS ist eine ungewöhnliche Idee, die gelungen umgesetzt wurde und eine gekonnte Abwechslung zu den sonst üblichen Folgen bietet. Das typische Bedfort-Feeling ist vorhanden, die Sprecher leisten tolle Arbeit, der Plot ist clever gestrickt. Ideale Zutaten für eine neue Lieblingsfolge :-)

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SaschaSalamander 20.02.2012, 09.07 | (0/0) Kommentare | PL

Ein mittelschönes Leben

boie_mittelschoen_1.jpg>Ein mittelschönes Leben< beginnt mit dem Abriss einer Biographie: ein Kind mit Hobbies, Heim und Familie, der Heranwachsende, die erste Liebe, die Arbeitsstelle, dann ein Bruch mit seiner Ehefrau, die Arbeitslosigkeit, das Trinken, das Kämpfen, der Sturz bis auf die Straße. Darauf folgen im Wechsel kleine Ergänzungen eines Erzählers und dann verschiedene Fragen von Kindern an drei Mitarbeiter des Hamburger Straßenmagazins >Hinz und Kunzt<.

Kinder stellen Fragen, die Erwachsenen durch den Kopf gehen, die sie aber nicht zu fragen wagen ob ihrer Scham. Dies sind existenzielle Fragen wie etwa "was machst Du, wenn Du krank wirst" oder "weiß Deine Familie, dass Du auf der Straße lebst", aber auch so scheinbar banale und doch erstaunlich wichtige Fragen wie "wo gehst Du denn aufs Klo", "gewöhnt man sich an das Leben auf der Straße" oder "feierst Du Weihnachten". Ich fand die Offenheit der Kinder sehr angenehm. Und ebenso fand ich es mutig und spannend, wie direkt die drei auf die Fragen eingingen. Erwachsene fragen nach Schuld und Verantwortung, daher fand ich es schön, dass man hier die Kinder zu Wort kommen ließ, welche das Augenmerk auf andere Dinge richteten.

Was die Betroffenen aus ihrer jeweiligen Sicht schilderten, fasst der Erzähler noch einmal zusammen, beschreibt beispielsweise die Vernetzung von Einrichtungen wie Straßenambulanz, Obdachlosenunterkünften, Wärmestuben, der Tafel oder dem Straßenmagazin. Sehr schön finde ich auch, dass es drei Gesprächspartner sind, zwei Männer und eine Frau. Dadurch zeigt sich auch, dass es nicht immer klare Antworten gibt und jeder die Situation anders einschätzt. Auf die Frage, ob auch Kinder auf der Straße leben, weichen zwei Antworten sehr stark voneinander ab. Ich denke, das liegt zum einen ander Definition "Kinder" (ich vermute, die Frau dachte eher an Jugendliche, während der Mann eher an Kinder im Alter der Fragesteller vor sich sah), und zum anderen ist Obdachlosigkeit ein schwer zu erfassendes Thema, das sich auch einer exakten Statistik entzieht.

Obdachlosigkeit ist gerade in Großstädten ein wichtiges Thema. Täglich läuft man an den Menschen vorbei, beachtet sie nicht, weicht ihrem Blick aus. Kauft vielleicht mal ein Magazin oder wirft ein paar Cent in den Pappbecher. Aber dann ist das Thema wieder vergessen, dem Alltag gewichen. Beruflich habe ich sehr oft mit den Folgen der Obdachlosigkeit zu tun, und erst letzte Woche habe ich ein Wohnheim aufgesucht, um Kontakte zu knüpfen und mehr über die Hintergründe zu erfahren. Dabei wurde mir bewusst, wie wenig ich trotz der Nähe zu diesem Thema eigentlich darüber weiß, und wie wichtig es vor allem auch ist, nicht die Augen zu verschließen und darauf aufmerksam zu machen.

Produziert für Kinder, ist dieses Hörbuch dennoch auch für Erwachsene geeignet. Denn wie gesagt: Erwachsene wüssten auch gerne, ob ein Obdachloser Weihnachten feiert, aber sie wagen es nicht zu fragen, da andere Dinge wichtiger scheinen. Hier kann man allerhand über das Leben auf der Straße erfahren, aus einem ganz anderen Blickwinkel. Und für Kinder ist die CD sehr gut geeignet, mit offenen Augen durch die Stadt zu gehen, vielleicht sogar selbst aktiv zu werden. "Was können wir tun" war eine sehr bewegende Frage. Und mancher Erwachsene wird ob der Antworten wohl schlucken und gute Vorsätze fassen. Möge es nicht nur bei den Vorsätzen bleiben!

SaschaSalamander 10.02.2012, 09.02 | (0/0) Kommentare | PL

Lady Bedfort 49 - Die Weisheit des Cicero

bedfort_49cicero_1.jpgINHALT

Tim Denham wird von seinem alten Freund Kent auf dessen Landsitz eingeladen, natürlich in Begleitung von Lady Bedfort. Doch bereits zum Einstieg gibt es bereits die erste Leiche (auch auf natürliche Weise verstorben). Doch dann wird ein Mord verübt, kurz darauf ein Mordversuch unternommen. Tim und die Lady ermitteln ...


NEUER AUTOR

Thorsten Beckmann hat für diese Reihe sein Debut abgeliefert, und natürlich beleuchtet man da sehr genau, wie gut sich die Geschichte in die restlichen Teile einfügt. Interessant ist auch, wie lange Thorsten die Geschichte bereits in sich trug, wie oft er sie abändern musste und wie sie nun am Ende für den Hörer präsentiert wird. Im Booklet ist sehr schön beschrieben, wie DIE WEISHEIT DES CICERO nach und nach Gestalt annahm. Es ist interessant, wieviel Arbeit oft in solch einer kurzen Story steckt

Folge 49 ist deutlich im Stil der alten Edgar Wallace Filme gehalten. Es gibt eine begrenzte Anzahl von Personen (außer der Lady und Tim agieren der alte Kent, seine drei Söhne, seine Schwiegertochter und deren Vater). Diese sind untereinander sehr stark verwickelt und verwoben, sodass dem Hörer beim ersten Genuss der CD wohl einige Feinheiten der Beziehungen entgehen könnten, ein zweites Hören ist ratsam. Ein adoptierter Sohn, eine Fehde zwischen den beiden Patriachen, die Schwiegertochter zwischen den Stühlen, das ausstehende Erbe um die materiellen und finanziellen Güter sowie die zukünftige Oberhand über die Großfamilie. Unter der Oberfläche brodelt es gewaltig, es wird intrigiert, und diese Stimmung hat der Autor hervorragend eingefangen.

Was allerdings die an sich sehr geschickt inszenierte Story ein wenig schmälert, sind einige Längen im Mittelteil. Die Dialoge wirken in manchen Szenen etwas schwerfällig (was teilweise an den Dialogen selbst, zum Teil aber auch den Sprechern liegt). Die Ermittlungen laufen träge dahin, statt Ermittlungen gibt es sehr viele Infos über die Familienbande und Streitigkeiten untereinander.

Was mir aber gefiel: Tim Denham bekommt hier eine recht große Rolle. Normalerweise steht er mehr im Hintergrund, und hier kann er sich sehr schön beweisen. Weniger schön allerdings: dafür rückt die Lady stark in den Hintergrund. Sie ist es normalerweise, die der Serie ihren Flair verleiht, die mit ihren Schnüffeleien und liebenswert - bissigen Kommentaren immer haarscharf auf dem Drahtseil des Erlaubten tanzt, die Inspektoren und Verdächtigen gerne provoziert, die Hörer unterhält. Dies vermisst man leider in Folge 49, statt dessen bekommt man Einblick in einen großen Familienclan und Tims sympathische aber doch eher träge Wesensart (die nur zur Nebenfigur genügt, nicht jedoch zum Handlungsträger einer Geschichte). Es ist nicht schlecht und zur Abwechslung einmal nett, auf Dauer jedoch wäre dies der Serie eher abträglich.


SPRECHER, MUSIK

Peter Weis war bereits viermal dabei, Oliver Feld hören wir hier zum dritten Mal, beide zuletzt in Folge 48. Wie bereits gesagt, in der letzten Folge haben sie ihr Können besonders unter Beweis gestellt, hier jedoch wirkte manches auf mich etwas künstlich und bemüht. Jaqueline Svilarov trat in Folge 48 erstmals auf und war auch heute wieder dabei, auch hier wieder eine eher zwielichtige, undurchsichtige Rolle, die sie recht gut verkörperte. Schön ist, dass Familie Kluckert hier gleich dreimal vertreten war. Nicht nur Jürgen, der den Part den Tim Denham innehat, sondern auch seine Söhne Fabian und Tobias.

Die Musik gefällt mir seit den letzten Folgen sehr gut, der neue Stil passt hervorragend zur Serie, lockert die Spannungen auf und verleiht wichtigen Momenten eine gewisse Dramatik.

FAZIT

Die Geschichte war sehr gut ausgefeilt mit all den Verdächtigen und ihren Verwicklungen, auch wirkte das Setting mit den vielen Personen an einem quasi abgelegenen Ort sehr spannend. Die Charaktere der Beteiligten wurden sehr gut herausgearbeitet. Trotzdem gibt es hier und da Längen und Schwächen in den gesprochenen Dialogen. Eine nette Lady Bedfort - Folge, die auf weitere Krimis aus der Feder von Thorsten Beckmann hoffen lässt, wenn auch beim nächsten Mal bitte mit ein wenig mehr "Biss" ;-)

SaschaSalamander 04.02.2012, 09.16 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

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