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Blogeinträge (Tag-sortiert)
Tag: Fremde Kultur
Avatar - Aufbruch nach Pandora
Gestern Abend war ich in "Avatar". Hatte das Plakat überall gesehen, einen Trailer gesehen, mich aber nie sonderlich dafür interessiert. Halt wieder mal ein weiterer opulenter Sci-Fi mit bisschen Action und Romantik, kennen wir alles schon. Aber meinem Schatz zuliebe bin ich eben mit. Und dann hatte ich irgendwas gelesen von "teuerster Kinofilm ever" und "30 000 nochwas Computer berechneten den Film", das machte mich dann doch neugierig. Also auf ins 3D-Kino!
Anfangs recht gleichgültig, bald recht angetan und nach einer knappen halben Stunde nur noch atemlos und gefesselt, habe ich den Film gesehen. Ich kann es nur schwer in Worte fassen, wiesehr mich dieses Meisterwerk bewegte, aber ich werde es versuchen. Vorab ein paar Worte zur Handlung:
Jake Sully, Marine und gelähmt. Sein Zwillingsbruder stirbt, er arbeitete an einem Projekt "AVTR" (Avatar), welches Giest und Körper des Menschen mit dem künstlich geschaffenen Körper eines Ureinwohners des Planeten Pandora verbindet. Jake soll nun die Rolle seines Bruders einnehmen und in den Avatar schlüpfen, um den Planeten auf diese Weise zu erforschen und Kontakt zu den Aliens aufzunehmen.
Natürlich hat Jake keine Ahnung von Biologie oder Wissenschaft, und seine Kollegen sehen seinen Einsatz sehr skeptisch, doch er ist sofort begeistert: in dem neuen Körper kann er wieder laufen, und die neue Welt ist fantastisch! Bei einem Einsatz wird er von seinen Kameraden getrennt, fast von wilden Tieren geötet und von einer jungen Eingeborenen gerettet.
Und nun ist er in der Zwickmühle: er soll für die Wissenschaftler die Menschen, Pflanzen und Tiere erforschen. Für das Militär soll er die Schwachpunkte herausfiltern und das Vertrauen gewinnen, um sie später tiefer zu verwunden. Und er selbst verliebt sich in seine Retterin und wünscht sich nichts mehr, als ein Teil dieses wunderbaren Volkes auf diesem einzigartigen Planeten zu werden.
Als allererstes erinnert die Geschichte natürlich an "Pocahontas". Dann entdeckt man Anleihen aus "Der mit dem Wolf tanzt" oder "1492". Außerdem entdeckt man uralte Mythologien darin, japanische Mechas und japanische Mythologie, alte Märchen, bekannte Sci-Fi-Elemte. Es ist ein grandioser Mix unterschiedlicher Kulturen, Legenden, Mythologien verschiedenster Länder, und die Geschichte ist so alt, dass man sie sich in unzähligen Variationen wohl schon seit Urzeiten erzählt. Und auch die Genres verschwimmen jenseits aller Grenzen zwischen Dramatik, Action, Abenteuer, Science-Fiction, Fantasy, Ethno, Dystopie, Utopie, Romanze und vielem mehr. Es wird geschossen, geliebt, die Natur bewundert, über Tote geweint und fleißig Krieg geführt.
Nein, die Geschichte ist es wirklich nicht, welche die Zuschauer begeistert. Sondern das, was Cameron (Titanic, Terminator, Alien, Abyss usw) daraus gemacht hat. Er hat eine solch fantastische Mischung geschaffen, die in sich so stimmig ist, als wäre es eine schon lange bestehende bekannte Legende. Er schuf eine neue Welt, in der die unterschiedlichen Kulturen und Mythen sich zu einer neuen Kultur, einem neuen Mythos erheben. Und schmückte sie mit den elemtaren Grundbedürfnissen der Menschen nach Liebe und Freiheit im Einklang mit der Natur. Der Film berührt das Innerste und weckt eine tiefe Sehnsucht, die fast schon schmerzt, und all das ganz ohne Kitsch oder überzogene Dramatik.
Und die Bilder, noch dazu in 3D, sind kaum zu beschreiben. Man sieht jeden Euro, der investiert wurde. Man meint förmlich die Pflanzen zu riechen, als stünde man selbst auf diesem Planeten. Ich habe schon einige 3D-Filme im Kino gesehen, doch dieser war kein Vergleich. Andere hatten manchmal Focusprobleme und waren stellenweise etwas unscharf, oder sie wirkten zu aufgesetzt und viel zu bewusst auf 3D konstruiert, doch in diesem Film vergaß man es irgendwann. Denn alles war gestochen scharf, nichts lenkte den Blick ab, und es war irgendwann kein 3D mehr, sondern ein "ich bin mittenddrin". Dazu die Lautsprecher des Kinos von verschiedenen Seiten, ich war manchmal beinahe geneigt, die Hand auszustrecken und eines dieser schwebenden hauchzarten Wesen zu berühren, als wären sie real um mich.
Knapp 60 Prozent des Filmes entstanden am Computer, nur 40 Prozent waren real. Hatten vor einigen Jahren noch Filme wie "Final Fantasy - The Spirits within" das Publikum begeistert, setzt Cameron mit Avatar heute neue Maßstäbe. Alles wirkt so real und echt, als wäre es tatsächlich existenz. Als gäbe es diesen Planeten wirklich, als hätte man vor Ort real gefilmt. Und zusätzlich zu den so real aussehenden Wesen und Pflanzen kommt die Kreativität der Macher. Sie hatten herrliche Ideen, wie die uns fremden Pflanzen und Wesen aussehen sollten. Selbstverständlich haben sie nicht das Rad neu erfunden, Menschen hängen eben an bekannten Dingen, und Beine, Augen, Nasen sind natürlich vorhanden. Doch es gelang ihnen, alles ein wenig abzuwandeln, dass es fremdartig und dennoch faszinierend und wunderschön aussieht. Apart. Fremd. Und sehr, sehr ästhetisch. Auch ohne Liebesszene oder Romantik-Kitsch ist dieser Film erstaunlich erotisch, alleine aufgrund seiner Bilder. Anfangs ungewohnt und fast ein wenig beängstigend, gewöhnt man ich bald an die blauen Wesen, und es bleibt nichts als Bewunderung für die anmutigen Bewegungen. Besonders die Flugsequenzen ließen mich atemlos den Bildern folgen.
Zweieinhalb Stunden dauerte dieses Vergügen. Anfangs dachte ich noch, dass da gefälligst eine Pause notwendig sei, doch mitten im Film vergaß ich alles um mich herum. Kein Popcorn, keine Pause, kein Kinosaal mehr, ich kann mich nicht mehr erinnern, wann ein Film jemals so schnell zu Ende war.
Heute auf Arbeit erzählte ich von meinem Kinoerlebnis. Eine Kollegin meinte, dass ihr zu dieser Art Film der Zugang fehle. Wir unterhielten uns dann über verschiedene Filmgeschmäcker, sie hatte gestern Sissy gesehen und mag gerne die etwas realistischeren Filme, historisch, romantisch. Nun gut, jedem kann ich Avatar also nicht empfehlen, ein gewisses Interesse für Fantasy und Scifi sollte wohl dennoch vorhanden sein, Genremix hin oder her. Aber ich vermute, dass dieser Film nur sehr wenige Menschen unberührt lassen wird. Cameron hat mit diesem Film ein Werk geschaffen, das neue Maßstäbe setzt und sehr lange Zeit wohl unerreicht bleiben wird ...
Wer ihn sehen möchte, der soll bitte nicht auf die DVD warten. Der soll auch nicht ins normale Kino gehen. Sondern wenn möglich in 3D. Es wäre schade um jede kleine Pflanze, um jedes winzige Lebewesen, welches dem Zuschauer durch die einfache 2D-Technik entginge ...
SaschaSalamander 18.12.2009, 18.26 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL
Hansel und Gretel
Eine besonders gelunge Version, die ich heute vorstellen möchte, ist "Hänsel und Gretel". Das Grundmotiv bleibt erhalten: Kinder im Wald, ein böser Mensch, die Kinder begehen Rache.
Eun-Soo fährt gerade zu seiner kranken Mutter, als er im Wald einen Unfall hat. Hilflos irrt er durch das Gehölz, als ihm ein hübsches Mädchen begegnet und ihn zu ihrem nahegelegenen Elternhaus führen will, wo sie mit Vater, Muter und zwei Geschwistern lebt. Alles dort erscheint ihm seltsam, aber er hat keine Wahl, als die Nacht dort zu verbringen. Am nächsten Tag bricht er mit einer Wegbeschreibung auf und will zurück zu seinem Auto, doch er landet am Abend wieder in dem seltsamen Haus. Noch hält er das für einen Zufall. Doch als ihm dieses mehrere Male immer wieder passiert, ahnt er, dass etwas nicht stimmt. Und plötzlich verschwinden die Eltern der drei Kinder und bitten ihn auf einem Notizzettel, für diese Sorge zu tragen. Immer seltsamer wird das Verhalten der Geschwister, immer bedrohlicher die gesamte Situation. Ein weiteres Ehepaar baut einen Unfall und wird von dem Bruder nun ebenfalls in das Haus geführt, kann nicht mehr entkommen. Die beiden Erwachsenen scheinen Böses zu planen, und Eun-Soo schwankt in seinem Verantwortungsgefühl für die Kinder und seiner Sorge um die eigene Familie zu Hause, für welche er seit Tagen verschollen gilt. Die Lage spitzt sich zu, und wenn er den Wald verlassen will, muss er zuvor das schreckliche Geheimnis der Kinder lüften ...
Erst recht spät gegen Ende des Filmes werden die Bezüge zum ursprünglichen Märchen "Hänsel und Gretel" sichtbar, und je deutlicher sie werden, desto faszinierter war ich von der Geschichte, welche die Koreaner hier gewoben haben! Der Film behandelt quasi die Frage was mit Hänsel und Gretel geschehen wäre, wenn sie nicht am Ende ihre bösen Eltern aufgesucht, sondern sich an allen grausamen Erwachsenen gerächt hätten.
Es ist kein "reinrassiger" Horrorfilm, aber dennoch ist er sehr unheimlich. Ohne Schockeffekte, ohne literweise Blut, ohne gruslige Effekte kommt der Film aus, und doch brennen sich die Bilder in ihrer Intensität ins Gedächtnis. Surreale Schauplätze bilden die Kulisse, schaurige Orte werden verzerrt und spielen mit den Urängsten der Menschen. Der Dachboden ist ein Labyrinth ohne Ausgang, der Wald steckt voller düsterer Geheimnisse, und die aufgesetzte Niedlichkeit des Hauses wirkt umso bedrohlicher, je bunter und zuckriger die Bilder werden. Kleine Holzpüppchen beginnen wie im Märchen zu fliegen und mit den Kindern zu spielen, ein Weihnachtsmann lässt Wünsche wahr werden.
Ein zauberhaftes Märchen, ein ernster Hintergrund. Die Handlung ist am Ende nicht leicht zu verkraften, und wie bei Asiafilmen üblich erfährt der Zuschauer, dass Gut und Böse nicht zwangsläufig Gegensätze sein müssen ...
Ich kann diesem Film nur jedem empfehlen, der offen ist für neue Eindrücke. Nichts für nebenbei, sondern tiefgründige Unterhaltung, bei der man sich in Ruhe auf das Geschehen am Bildschirm konzentrieren sollte. Ein Film, auf den man sich einlassen muss ...
SaschaSalamander 28.09.2009, 09.43 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Verwandlungsmärchen verschiedener Kulturen
Japan in der Heian-Zeit, ein Adliger verliert seine Arbeit bei Hofe und zieht mit seiner Familie und Dienerschaft zurück auf den Landsitz. Eine Familie von Füchsen, die sich in den letzten Jahren dort niedergelassen hatte, beobachtet das rege Treiben der Menschen. Und so, wie sich Kaya no Yoshifuji immer weiter von seiner Frau Shikujo entfernt, verliebt sich die Füchsin Kitsune mehr und mehr in den Menschenmann, bis sie all ihren Zauber einsetzt, ihn für sich zu gewinnen... (und ab hier bin ich gespannt, wie es weitergeht ... aus anderen Rezensionen entnehme ich, dass es wohl kein Happy End geben wird *seufz* ... aber das hätte ich bei einem solchen Roman auch nicht erwartet)
Ach, ich mochte solche Märchen schon immer. Märchen, die von einem finsteren Fluch, einer scheinbar unmöglichen Liebe, einer hauchzarten Magie und natürlich einer subtilen Erotik handeln ... die freiwillige oder erzwungene Verwandlung von Frau / Tier - ein beliebtes Motiv vieler alter Legenden aus unterschiedlichsten Kulturen, aufgearbeitet in vielen Filmen, Romanen und auch in der Musik ... Vögel, Füchse, Fische, Schlangen, Bären, Otter, Seehunde und Katzen sind beliebteste Tierarten hierfür. Vorab einmal eine kleine Link-Sammlung, bis ich das Buch beendet haben werde ...
>Schwanensee<, >der Tag des Falken<, ">die kleine Meerjungfrau<", >das letzte Einhorn<, >Wächter der Nacht< sowie viele Märchen, Sagen und Legenden vor allem bei den Indianern und Japanern (nicht wenige Mangas habe ich bereits zu diesem Thema gelesen, denke gerade an "die Schneekönigin" oder "Ayashi no Ceres"), die dieses Motiv enthalten ... und bis ich das Buch beende, stöbere ich noch ein wenig im Internet. Erstaunlich und auch schön, wiesehr sich viele dieser Märchen doch ähneln ...
>indianische< Verwandlungsmärchen
>japanische Verwandlungsmärchen<
>Die Wildgänse< (Polen)
>Von drei Schwänen< (Schwaben)
>der Jäger und die Schwanenjungfrau< (Ostpreussen)
SaschaSalamander 24.04.2007, 10.39 | (0/0) Kommentare | PL
Traumklänge
Izaak ist freier Journalist und hat den Wunsch, ein Buch zu schreiben. Ein ganz besonderes Buch: es soll den Leser in ferne Welten entführen, ihn mit verzaubertem Blick abtauchen lassen hinein in seine Fantasiewelt, und es soll auch nach dem Lesen weiterhin wirken ... doch die Jahre vergehen, und kein Wort dieser Geschichte möchte ihm zu Papier kommen. Da trifft er während eines Vortrages die geheimnisvolle und attraktive Eliza, die sich sofort in eine nette Plauderei mit ihm stürzt und ihn zu sich nach Hause einlädt. Dort entdeckt er eine faszinierende Metallkugel, und er hört ihren Klang, wie von weit her. Die Kugel inspiriert ihn, und so verleiht Eliza sie ihm für ein paar Tage. Und schon beginnt Izaak zu schreiben und zu schreiben ... die Geschichte der Kugel von ihrer Erstellung bis hin in die Gegenwart. Und auch seine, Izaaks Geschichte, erhält einen ungewöhnlichen Verlauf ...
Hm, ja, doch ... ganz nett, muss man dem Autor lassen. Eine Geschichte, in der viele kleine Geschichten erzählt werden. Eine sogenannte "Rahmengeschichte". Ein altbewährtes, immer wieder mitreißendes Prinzip, bei "alten Klassikern" wie 1001 Nachrt ebenso beliebt wie bei den Romanen moderner Autoren wie Hans Bemman ("Massimo Battisti" und "Stein und Flöte"). Für den Leser eine wunderbare Möglichkeit, einzelne Geschichten vor dem Schlafengehen zu lesen, in ferne Welten abzutauchen und dabei doch immer in der Gegenwart zu bleiben und dem Problem zu unterliegen, ein Buch nicht mehr aus der Hand legen zu können ...
In diesem Fall ... hm, der Titel ist ja doch sehr vielversprechend ... "Traumklänge", was geht Euch dabei durch den Kopf? Bei mir entstehen da sofort Bilder und Töne, Sphärenklänge, die Weiten des Universums, wundervolle und magische Orte, verzauberte Wesen, eine Vielfalt an Möglichkeiten ... aber das war es auch schon. "Traumklänge" sind es wohl, die nur wenige Menschen hören, wenn sie die Kugel berühren und zum Klingen bewegen. Diese inspirieren sie, erfüllen die geheimsten Wünsche ihres Besitzers.
Doch wie es mit Wunderzauberdingen ist, hat alles auch seine Nachteile, und die schönste Liebe wird zerstört durch den Neid der Umstehenden, eine geheime Liebschaft offenbar, eine tragische Romanze endet tödlich. Immer das gleiche. Kurz in die Geschichte eingeführt, schon wieder aus ihr verschwunden. Eigentlich ja nicht weiter schlimm, ich kann mit dem Tod eines Protagonisten gut leben. In diesem Fall aber ist mir die Zeit, die Figuren ins Herz zu schließen und sich in die zauberhaften Welten des Orients hineinzuträumen, viel zu kurz.
Auch fehlt es den Worten an einem gewissen Glanz. Den späteren Geschichten, welche zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielen, mag ich dies noch nachsehen, aber gerade in der Welt Scheherazades, was gäbe es da für Möglichkeiten, die Düfte und opulenten Farben im Leser zu erwecken ... Vielleicht lag es auch daran, dass ich statt zu lesen das Hörbuch zu mir nahm. Nina Ruge liest den grausamen Tod eines Protagonisten, als säße sie popcornkauend im Zirkus. Und Joachim Fuchsberger trägt seinen Text recht nett vor, aber ihm fehlt, wie ich finde, das gewisse Etwas. Ob nun die Geschichte oder doch die Vortragenden, nach zwei CDs wurde es mir recht langweilig.
Das Buch ist, wie ich gelesen habe, mit Schrift und Zeichnungen angeblich sehr hübsch aufgemacht. Und ich kann mir vorstellen, dass einzelne Geschichten daraus hier und da vor dem Zubettgehen bestimmt nett sein mögen. Aber die Audiofassung, nun, soll sich jeder sein eigenes Bild davon machen, ich jedenfalls werde ungerührt direkt übergehen zum nächsten Hörbuch ...
SaschaSalamander 04.04.2007, 16.06 | (0/0) Kommentare | PL
Apocalypto
Kurzfassung:
Großartiger Film, der jedoch zu Recht ab 18 ist, da er stellenweise sehr blutig ist. Ich halte ihn nicht für gewaltverherrlichend, die Bilder sind bombastisch, die Kameraführung genial, die Sprache gefiel mir sehr, die Handlung ist zwar minimalistisch udn fast schon etwas platt, aber die Umsetzung grandios. Wer den Film ansieht, sollte sich auf jede Menge Blut gefasst machen und zu Beginn mit einer recht grausamen Darstellung des überfallenen Dorfes umgehen können. Es gibt jede Menge schöner Körper zu sehen und wundervolle Landschaften, aber auch jede Menge offener Wunden, abgeschlagener Köpfe und geschundener Menschen. Die Musik ist spitze, die Untertitel fallen - da der Film eher bild- als dialoglastig ist nicht negativ ins Gewicht.
Manche halten Gibson für wahnsinnig, aber mir gefiel sein neues Werk, sofern "gefallen" das richtige Wort für dieses ungewöhnliche Meisterwerk ist. Statt der langen Rezi eine kleine Aufforderung an alle, die den Film bereits gesehen haben: Feuer frei zur Diskussion um dieses umstrittene Werk :-)
SaschaSalamander 27.12.2006, 09.17 | (3/1) Kommentare (RSS) | PL
Düsternis mal anders
SaschaSalamander 02.09.2006, 10.20 | (2/0) Kommentare (RSS) | PL
Wüstenblume
>Waris Dirie<, 1965 in Somalia geboren, arbeitete viele Jahre als Fotomodel und Mannequin (Re.vlon, Levi´s). 1987 spielte sie das Bond-Girl in dem Film "Der Hauch des Todes". Sie ist seit 1997 UN-SonderBotschafterin und veröffentlichte 1998 ihr erstes autobiographisches Buch "Wüstenblume", welches ihren unglaublichen Lebensweg vom Nomadenmädchen über London in die großen Hauptstädte der Welt beschreibt.
Sie erzählt von ihrem harten Leben in Somalia, wie sie die Tiere hütete und mit ihren Eltern durch das Land zog. Auch von der Tradition der Genitalverstümmelung (euphemistisch "Beschneidung") an Frauen erzählt sie und davon, unter welch schlimmen Bedingungen sie diese erleiden musste. Als sie mit einem alten Mann verheiratet werden soll, flieht Waris zu ihrer Tante nach Mogadischu. Eines Tages sucht ihr Onkel, Botschafter Somalias in London, eine Gehilfin, und Waris bittet darum, diese Aufugabe übernehmen zu dürfen. Fünf lange Jahre arbeitet sie für ihren Onkel und sorgt mit einem Trick dafür, dass sie nicht zurückreisen muss in ihre Heimat. In London lernt sie eine Freundin kennen, welche sie viele Dinge lehrt und ihr erklärt, wie der Alltag in der Großstadt abläuft, denn bisher war sie geschützt in den vier Wänden der Botschaft ohne besonderen Kontakt nach außen. Sie nimmt Kontakt zu einem Fotografen auf, der sie schon seit Jahren beobachtet (er wartete täglich vor der Schule auf sie,wohin sie das Kind ihres Onkels brachte, doch sie wollte sich nicht von dem Fremden ansprechen lassen) und gelangt auf diesem Weg in die Welt der "Schönen und Reichen". Doch noch immer muss sie an den Folgen ihrer Verstümmelung leiden, und erst langsam gewöhnt sie sich an das neue Leben ...
In unglaublich bewegenden Worten vermag Waris ihr Leben zu schildern. Schlimmes hat sie erlebt, aber auch Schönes, und man erkennt an ihren Worten deutlich, welch eine starke Frau sie war und ist.
Hm. Rezension. Bewertung. Von Spannungsaufbau möchte ich mal nicht reden, da es eine Autobiographie ist. Dennoch ist es geschrieben wie ein spannender Roman, den man nicht mehr aus der Hand legen kann. Und der Inhalt - wie sollte ich das Leben eines Menschen mit einem fiktiven Inhalt vergleichen oder gar bewerten? Mehr gibt es eigentlich nicht zu "Wüstenblume" zu sagen: es liest sich sehr angenehm, es ist bewegend, es macht aufmerksam auf ein wichtiges Thema, ohne jedoch zu verurteilen oder zu beschuldigen.
Ich vermute, dass die meisten hier es bereits gelesen haben. Und jedem, der es noch nicht kennt, kann ich es nur ans Herz legen: dieses Buch gehört zu denen, die den Leser tatsächlich bereichern.
SaschaSalamander 21.06.2006, 12.16 | (0/0) Kommentare | PL
Dark Water
"Dark Water" ist kein Roman im eigentlichen Sinne, sondern eher eine Sammlung von Kurzgeschichten, die durch Prolog und Epilog zusammengehalten werden. Alle Geschichten haben gemeinsam, dass in ihnen das Wasser eine wichtige Rolle einnimmt. Die erste und längste davon gab dem Buch seinen Namen und handelt von der alleinerziehenden Mutter Yoshimi, die mit ihrer Tochter Ikuko in einem alten Haus lebt, welches nur noch als Bürokomplex verwendet wird. Ein altes leerstehendes Haus, eine seltsame Tasche, unauffällige Schwebepartikel im Wasserglas, die ängstlichen Gedanken einer Frau und ein Unglück, das sich vor zwei Jahren ereignete, bilden die Grundlage für unheimlichen Grusel. Nichts Konkretes, nur Ängste, Ahnungen und ein kühler Wind verursachen beim Leser eine gehörige Gänsehaut.
Was mir besonders gefallen hat, war die Art des Grusels: es müssen nicht immer Dämonen oder finstere Kreaturen sein, keine grausamen Serienkiller. "Dark Water" spielt mit den Urängsten der Menschen. Furcht verursacht nicht die Handlung, nicht das Geschehen, sondern einzig und alleine die Gedanken und Ängste der jeweiligen Protagonisten, in die man sich sehr gut hineinversetzen kann. Ob sie dem Tod nur knapp entronnen sind, was sie nun letzendlich gesehen haben, oder ob alles nur Einbildung ist, bleibt meist dem Leser überlassen.
Deswegen ist diese Art des Horrors wohl auch Geschmackssache. Mancher Leser wird es einfach beiseite wischen und nicht verstehen, was an ein paar knarzenden Dielen, einem kühlen Wind und einer im Müll liegenden Tasche so schaurig sein soll, ein anderer wird nachts das Licht brennen lassen. Was mich betrifft: ich las das Buch gerne und mit wohligem Frösteln, schlaflose Nächte hat es mir allerdings nicht beschert. Es hat mich nicht sonderlich bereichert, aber zwischendurch einmal ganz nett unterhalten.
Einen Tipp, wem es gefallen könnte, möchte ich nicht geben. Am besten einfach selbst einmal reinschnuppern, falls die Rezension interessant klang. Was der einzelne Leser dann damit anfängt, kann ich schwer beurteilen. Kultur aus Asien ist eben doch ganz anders als die unsere, und man muss sich erst schrittweise daran gewöhnen ...
SaschaSalamander 07.06.2006, 09.38 | (0/0) Kommentare | PL
Mondscheinmädchen
Die Handlung beginnt, als eine Gruppe Männer ihm die kranke und seit Tagen vermisste Akuja ans Haus bringen. Er kann sie nicht mehr retten, es ist zu spät. Sie schämte sich für den Verrat, welche sie an ihm begangen hatte und wollte seine Hilfe nicht annehmen. Rückblickend erzählt der Arzt, was seit seiner Ankunft im Dorf bis hin zu Akujas Tod hin geschah, wie er sich als Fremder zwischen den Dorfbewohnern einlebte, wie Akuja ihn verriet und wie er sie dennoch liebte. Einzelne Episoden, unterschiedliche Menschen, viele Begegnungen mitten in Afrika.
Diese biographische Geschichte ist wundervoll geschrieben! Auch, wenn ich Tatsachenberichte, Biographien und dergleichen weniger gern lese, hat mich "Mondscheinmädchen" sehr beeindruckt. Es ist flüssig und packend wie ein spannender Roman. Die vielen einzelnen Geschichten um den tollwutkranken Jungen, die Ehebrecherin, den Zwist zwischen den zwei Parteien (Häuptlingsfamilie und der reiche Herr Danzu) des Dorfes, alles fügt sich gegen Ende wunderbar zusammen, bis dem Leser klar wird, dass Akuja den Arzt verraten hat, und warum sie gar keine andere Wahl hatte.
Ohne auf die Tränendrüse zu drücken oder etwas zu beschönigen, ist "Mondscheinmädchen" sehr bewegend. Die Armut des Volkes, die sich in vielen Kleinigkeiten widerspiegelt, die Lebensfreude einzelner Menschen, alles ist greifbar. Eines der Bücher, das farbenprächtige Bilder während des Lesens entstehen lässt. Man fühlt sich mitten unter den Dorfbewohnern, während Christian Berkel mit angenehm warmer Stimme von Afrika erzählt. Tiere, Landschaft, Ernährung, Alltag, Hygiene, Sitten und Bräuche bekommen Gestalt. Ein Buch, wie es menschlicher und bewegender kaum sein könnte.
Die wahre Geschichte eines weißen Arztes in Afrika. Die bewegende Geschichte einer unmöglichen Liebe. Die ermutigende Geschichte einer starken Frau. Die bildhafte Geschichte eines farbenprächtigen Landes, so ganz anders als unseres ... wunderbar!
SaschaSalamander 05.06.2006, 22.33 | (0/0) Kommentare | PL
Wilde Schafsjagd
Mein erstes Werk von ihm sollte "Wilde Schafsjagd" sein, denn ich mag Schafe und lese gerne Krimis, speziell Thriller. Meine Freundin, schon seit Jahren begeisterte Leserin des Autors, empfahl mir daher diesen Roman.
Ein junger Mann, Mitinhaber einer Werbeagentur, macht sich auf die Jagd nach einem Schaf. Oder, genauer gesagt: ein von der Agentur veröffentlichtes LandschaftsBild mit Schafen fürt dazu, dass der Agentur Aufträge entzogen werden sollen. Es sei denn, er (der Ich-Erzähler) macht sich auf, ein bestimmtes Schaf, das auf diesem Foto bei genauem Hinsehen erkennbar ist, zu finden.
Klingt seltsam. Ist aber bei weitem nicht so seltsam wie das, was sich dann herausstellt. Der Erzähler wird in eine verrückte Geschichte verwickelt, in der ein machtgieriges Schaf mittels Gedankenbeeinflussung und Fremdsteuerung die Weltherrschaft an sich reißen möchte. Es klingt abstrus und an den Haaren herbeigezogen, wollte man den Inhalt dieses Buches wiedergeben. Murakami schafft es allerdings, diese seltsame Geschichte so alltäglich und banal wirken zu lassen, dass man während des Lesens gar nicht auf die Idee käme, den Sinngehalt dieser Geschichte zu hinterfragen. Es ist einfach so. War Ihr Geist etwa noch niemals von einem machtgierigen Schaf besessen? Nein? Erstaunlich ...
Es ist schwer, dieses Buch irgendeinem Genre unterzuordnen. Verschiedene Elemente vermischen sich und werden zu einer Einheit. Fantastische Krimierzählung ... kriminalistischer Erzählfantasy ... wie auch immer, ein Crossover, das man im ersten Moment gar nicht als solches wahrnimmt, wie ich finde.
Ich war erstaunt, wie westlich das Buch oft wirkte. Heineken-Bier wird da getrunken, der Protagonist hört gerne Rockmusik, ähnlich westliche Dinge findet man oft. Dies liegt daran, dass Murakami lange Zeit in Italien und Griechenland lebte, auch westliche Autoren (darunter vor allem Kafka) favorisiert und der westliche Lebensstil ihm nur allzu bekannt ist. Dies mag für uns im ersten Moment verwirrend sein, da man mit Japan, China, Korea und derlei Ländern doch eher traditionsbewusste Literatur und Kultur verbindet ...
Anfangs hatte ich meine liebe Not mit diesem Buch, wollte es unbedingt lesen, wollte es eigentlich eher überfliegen um es gelesen zu haben und dann endlich etwas anderes lesen, aber dafür ist Murakamis Werk nicht geeignet. Diesem Buch muss man seine gesamte Aufmerksamkeit widmen. Denn es gibt keine geradlinige Handlung, der man folgen kann, oder bei der man getrost auch einmal ein Kapitelchen überschlagen kann. Was dieses Buch ausmacht, das sind die verqueren, verworrenen und abschweifenden Gedanken das Erzählers. Unzählige Bilder kommen während des Lesens auf, das Buch beschreibt Philosophien und Phantastereien über Gott und die Welt. Der Erzähler ist, wie er sich selbst bezeichnet, ein völlig mittelmäßiger Mensch, nichts besonderes, seine Gedanken sind der Alltag um ihn herum. Und die Aufgabe des Lesers ist es, seinem Alltag zu folgen. Immer wieder hörte ich mich laut denken "hey, das sehe ich ganz genauso" oder "stimmt, das habe ich mir auch schon gedacht" ... und manchmal fragte ich mich "warum habe ich daran eigentlich noch nie einen Gedanken verschwendet?". Als ich dies begriff, fand ich endlich Gefallen daran.
Ich wage sogar ganz frech zu behaupten, dass keiner dieser Gedanken tatsächlich von Belang ist. Nein, kein hochtrabendes Geistesgut, keine neuen Ansätze, keine Welterneuerungstheorien. Einfach nur ganz alltägliche Gedanken. Ich musste stellenweise ein wenig grinsen, denn Murakami könnte ein guter Blogger sein. Er schreibt über den banalen Alltag des Erzählers und schweift dabei von einem Thema zum nächsten. Nach dem Aufstehen der Kaffeeduft, ein Blick aus dem Fenster. Dann der Gedanke an die Tageszeitung, aha der neue Artikel, ach und da war ja ein Bekannter letztens der diesundjenes erlebt hat und ... tja, Banales eben, Alltag. Aber er hat es geschrieben, und das war es. Auch für ihn scheint Schreiben eine Art Katharsis und Erleichterung zu sein, wie auch für viele Blogger.
Was das Buch für mich später so wertvoll machte, das waren die vielen Bilder und die Handlung "hinter" der Handlung. Wer Murakami kennt, weiß, wovon ich rede, aber es ist schwer, dies zu beschreiben *grübel* ... mich erinnerte dieses Buch auch an viele Asiafilme, die bildgewaltig eine prächtige Geschichte erzählen, die ein amerikanischer Blockbuster in einer halben Stunde zusammengefasst hätte. Worauf es ankommt, das ist nicht die Handlung, sondern die Art und Weise der Darstellung wird zelebriert, jedes Wort und jedes Bild wird genossen. Dieses Buch (und wie mir meine Freundin die anderen Bücher schildert, könnte dies auf sein gesamtes Werk zuzutreffen) scheint mir ein Gegenpol zur hektischen, actionüberladenen Gegenwart. Ein Moment der Besinnung. Nicht der geistvollen Meditation, sondern des Gedankenschweifens, des Besinnens auf das eigene Sein und das Darumherum ...
Hier ein kurzer Abschnitt über einen der unzähligen Gedankengänge:
""Du sagst doch, dass das Flugzeug über zehn Stunden spart. Diese gesparte Zeit, wo geht die hin?" - "Zeit geht nirgendwohin. Sie summiert sich bloss. Wir können mit diesen zehn Stunden machen, was wir wollen, sei es in Tokyo, sei es in Sapporo. Wenn wir zehn Stunden haben, können wir uns vier Filme ansehen oder zweimal essen gehen. Oder?" - "Und wenn ich nicht ins Kino will und keinen Hunger habe?" - "Das ist dein Problem, nicht das der Zeit" (suhrkamp 2004, S. 157)
Murakamis Bücher sind wirklich nichts für Zwischendurch. Wer sich allerdings die Zeit nimmt, sich in seine abstrakte, oft unsinnige aber faszinierende Gedankenwelt abzutauchen, der wird sich danach ebenso bereichert fühlen wie nach anderen anspruchsvollen Werken mitsamt Handlung und Aussage. Der Lohn seiner Bücher sind - zumindest meiner Ansicht nach, "wahre Kritiker" werden wohl einen weit hochtrabenderen Sinn darin erkennen - nicht Erfahrungen, Weisheiten oder Wissen, sondern aus Gedankenkreisen weiterführende eigene Gedanken und ein gutes Gefühl. Es ist schön, ein Mensch zu sein.
SaschaSalamander 09.01.2006, 10.52 | (0/0) Kommentare | PL
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