SaschaSalamander

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Tag: Deutsch

Porterville

Ich bin absolut begeistert! Endlich eine Weiterführung des >DARKSIDE PARK<. Was PORTERVILLE mit dem DARKSIDE PARK gemeinsam hat: "Projektleiter" (ich nenne ihn mal so) ist wieder Ivar Leon Menger, und verschiedene Autoren tragen in einzelnen Geschichten ihren Teil zum Gesamtwerk bei. Es wird mehrere Episoden geben, die jede für sich eine eigene Story erzählen, insgesamt jedoch ein Gesamtbild ergeben.

Kann man PORTERVILLE auch ohne Kenntnis des DARKSIDE PARK lesen? Ich kann es nicht beurteilen, aber ich denke schon. Natürlich stellen sich bereits in der ersten Folge sehr viele Fragen. Aber das gehört zur Serie dazu, genau das macht den Reiz aus: in jeder Episode erhält der Leser kleine Puzzlestücke, bis sich am Ende ein vollständiges Bild ergibt. Und daher denke ich, dass man gut bei PORTERVILLE einsteigen kann, ohne den DARKSIDE PARK zu kennen. Aber ich wette, wer PORTERVILLE mag, wird gar nicht anders können als süchtig nach dem Vorgänger zu greifen ...

Es tauchen wieder einige Personen auf, deren Schicksale miteinander verknüpft sind. Man muss nicht wissen, wer Martin Prey, Hudson, Douglas Benchley oder Sarah Freeman sind, um die Handlung um Emily, Jeffrey, Jonathan, Sato und Co zu verstehen. Aber es ist eine riesige Freude, wenn man den bekannten Namen wieder begegnet und einige Anspielungen auf vorherige Geschichten deuten kann.

Soviel jedenfalls nun mein erster Eindruck nach dem Lesen der ersten drei Geschichten. Ausführliche Rezensionen werden selbstverständlich folgen.

SaschaSalamander 21.02.2013, 14.25 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Die Speckners - eine fränkisch-bayerische Sitcom

Am Wochenende habe ich nun >DIE SPECKNERS< angesehen, eine "fränkisch-bayerische Sitcom", wie es präsentiert wird. Norbert Speckner ist aus Franken (dem "Allmächd", seinem Verein und den Bratwürsten nach dürfte klar sein, woher) nach Oberbayern gezogen, dort lebt er mit seiner Frau Inge  (Kosmetikerin), seinem Sohn (pubertierender Bubi, der gerne Rockstar wäre und sich mit Phytagoras abmühen muss) und seiner Tochter (Schokojunkie, Bankerin und immer noch zu Hause wohnend). Schwiegermutter, die sich für ihre Tochter etwas Besseres gewünscht hätte, darf natürlich nicht fehlen.

Am 15.02.13 ging es los, die erste Folge wurde um 22 Uhr im Bayerischen Rundfunk ausgestrahlt. Um diese Zeit sitze ich garantiert nicht vor der Kiste, aber dafür gibt es ja >die Mediathek< ein paar Tage später. Ich konnte es nicht erwarten und habe lange gehibbelt, bis es dann soweit war. Das Ergebnis war - nun ja, sagen wir "ernüchternd" ...

In der ersten Folge geht es darum, wie Inge wegen ihres kaputten Autos von ihrem Chef Ralf zur Arbeit gefahren wird. Ralf ist gutaussehend, gebildet und fährt einen 69er Camaro. Klar fühlt Norbert sich da als Mann zurückgesetzt und hat Angst, dass seine Frau ihn betrügt. Zusammen mit seinen Kollegen Zwitcher und Hassan versucht er das Problem zu lösen, während zu Hause die Schwiegermutter bereits fröhlich die Scheidung plant und die Kinder die Garage für sich aufteilen, wenn der Vater ausziehen wird. Norbert muss handeln!

Ich hatte mit einer modernen, pfiffigen Sitcom gerechnet, in der ich - Franke mit Leib und Seele - mich wiederfinden kann, in der ich viele Dinge wiedererkenne. Mit fränkischem Humor (der ja doch recht speziell ist und wirklich jede Menge Potential für eine Sitcom bietet mit seinem trockenem, derben aber immerherzlichen Charme). Statt dessen wurden Gags geboten, die mich an die volkstümlichen Sendungen erinnerten, die ich Anfang 1980 mit meinen Großeltern abends auf der Couch angesehen habe. Der junge attraktive Chef: "Sie spielen Golf? Was ist Ihr Handicap?" - Die mannstolle Schwiegermutter: "Mein Handicap? Ich bin tadellos in Schuss!" Oder wenn Speckner den Schuhschrank seiner Frau kontrollieren möchte (daran erkennt man, ob eine Frau fremdgeht), dieser über ihn umkippt und die Schwiegermutter lakonisch meint "ich wusste ja schon immer, dass Du einer von den Perversen bist, der nachts in Frauenkleidern rumläuft. Kauf Dir wenigstens eigene Heels". Das wirkt aufgesetzt und nicht wirklich komisch, Situationskomik fehlte völlig.

Dazu kommt, dass zu den aufgesetzten Dialogen auch die Schauspieler sehr steif wirken. Ich möchte damit nicht die schauspielerische Leistung infrage stellen, denn ich kann mir durchaus vorstellen, dass es gewollt war, sowohl die Wortwahl und Aussage der Dialoge als auch die gekünstelte Betonung. Sowas kenne ich von damals aus Sketchen mit Didi oder Dieter Krebs, man hörte deutlich die überdramatisierte Betonung, wenn die Darsteller in ihrem Zimmer, welches als extra aufgebauter Raum auf einer Bühne stand, vor dem Publikum loslegten. Aber das zieht heute einfach nicht mehr. Wir Franken mögen manchmal altmodisch (ich nenne es gerne "traditionell") sein, aber wir sind keine Hinterwäldler, deren Wohnung mit Messingwerbeschildern, Blümchentapeten und achteckigen Lampenschirmen geschmückt sind.

Den Lokalkolorit fand ich enttäuschend. Er bestand, wie ich oben bereits sagte, im Grunde nur aus drei Dingen: Bratwürste, eine einzelne Anspielung auf den 1. FCN und das ständige "Allmächd". Naja, und darin, dass Norbert fränkisch redet, die anderen dagegen eher hochdeutsch oder leicht gefärbt. Und um zu zeigen, dass Bayern weltoffen ist, gab es sogar den Quotentürken Hassan, der als einziger in der Werkstatt relativ intelligente Sätze von sich gibt, doch auch er wirkt gekünstelt in seiner Rolle.

Vielleicht bin ich einfach die falsche Zielgruppe für diese Sendung. Allerdings habe ich mich mehrfach während der Sendung gefragt, wer die Zielgruppe sein soll, und ich konnte keine wirkliche Antwort darauf finden. Für intelligenten Humor fehlt einfach das Köpfchen, und für rein platte Unterhaltung (die ich manchmal auch genieße, warum auch nicht) ist es einfach zu aufgesetzt. Nichtfranken werden sich für die Sendung kaum interessieren, und als Franke fühle ich mich ziemlich auf den Schlips getreten und billigst reduziert.

Schade, wirklich schade. Ich hatte mir mehr erhofft ...

Wertung: 3 von 10 verbrannte Nürnberger Bratwürste

SaschaSalamander 18.02.2013, 08.53 | (0/0) Kommentare | PL

Wenn das Glück fliegen lernt

Bei der Installation des Hörstern-Apps erhält der Kunde derzeit das kostenlose Hörspiel >WENN DAS GLÜCK FLIEGEN LERNT<.

Das Cover mit dem Glücksdrachen sprach mich einfach an, ich mag diese Wesen sehr. Und der Titel klang auch interessant. Die Geschichten sind für Kinder ab 3 Jahre, das mag Erwachsene im ersten Moment natürlich abschrecken. Trotzdem war ich neugierig, und ich habe es nicht bereut. René Wagner, den ich als Sprecher noch nicht kannte, liest die Geschichten von Stephanie Fiedler sehr angenehm vor, variiert gekonnt ohne zu übertreiben, bringt  genügend Abwechslung in den Vortrag. Das gefällt mir und passt sehr gut für die junge Zielgruppe.

Die Geschichten sind einfach niedlich. Manche ähneln Fabeln mit Moral, andere sind einfach nur nett, und viele von ihnen halten kleine Überraschungen bereit. Oft musste ich herzlich lachen. So wird endlich einmal erklärt, was Enten eigentlich unter Wasser treiben - wer sagt denn, dass sie einfach nur nach Futter suchen? Auch Enten wollen mal Spaß haben! Sehr schön auch die Frage, was Glück eigentlich ist - hier wird es mit einem Schmunzeln erklärt. Was passiert, wenn eine Maus im Angesicht des Todes plötzlich einer Wunschfee gegenübersteht?

Wer kindliche Geschichten mag, wird hier seinen Gefallen daran finden. Und wer Kinder hat und eine CD sucht, die in Dauerschleife dennoch nicht allzu nervig wird - diese hier ist prima geeignet. Und Kinds werden wohl begeistert sein von den liebenswerten Charakteren und witzigen Geschichten.

Wertung: 8 von 10 Hüpfburgen


SaschaSalamander 12.02.2013, 09.24 | (0/0) Kommentare | PL

Hieronymus Frosch 2 - Erfindung mit Kawumm

Nachdem ich vom ersten Teil >HIERONYMU FROSCH - DARAUF HAT DIE WELT GEWARTET< absolut begeistert war, freute ich mich riesig, als ich von einem weiteren Band hörte: HIERONYMUS FROSCH - EINE HÖCHST PRAKTISCHE ERFFINDUNG MIT VIEL KAWUMM. Das klingt vielversprechend, und Kawumm klingt nach einem großen Abenteuer, das Stefan Kaminski wieder mit viel Stimmakrobatik zum Leben erwecken kann. Ich konnte es kaum erwarten.

Ich mag es nicht, ein Buch / eine CD im Vergleich zu einem anderen Titel zu bewerten, schließlich ist jedes Werk einzeln zu betrachten. In diesem Fall aber werde ich ausnahmsweise doch einige Vergleiche ziehen müssen, weil die Unterschiede eben doch sehr gravierend sind.

Hieronymus Frosch ist Erfinder, lebt im Garten der Frau Butterweck, ist Nachbar der Spitzmaus Frau Wackernagel und ihren kleinen Kindern, den Wackernägeln. Außerdem ist er Ehrenmitglied der Königlich-Erkenntnisreichen Sozietät. Als ein Erfinderwettbewerb zum Thema Garten ausgeschrieben wird, kann er nicht an sich halten und hat sofort eine faszinierende Idee: Leuchtende Bohnen, die man auch im Dunkel ernten kann. Der böse Nick will natürlich seine Forschungen ausspionieren. Und dann taucht plötzlich ein anderer Kröterich auf, stellt sich als weiteres Ehrenmitglied vor und möchte mit Hieronymus zusammenarbeiten. Wird Hieronymus den großen Preis gewinnen?

Während im ersten Teil mehrere kleine Geschichten erzählt wurden (viele einzelne Erfindungen wurden vorgestellt, missglückte und gelungene Arbeiten, Treffen mit den Wackernägeln, eine Begegnung mit Frau Butterweck und viele andere kleine Episoden), gibt es hier nur eine einzelne Geschichte ohne weitere Exkurse. Alles konzentriert sich auf die großartige Erfindung und die Hindernisse auf dem Weg dorthin.

Im ersten Teil war ein Spannungsaufbau nicht erforderlich, weil es viele kleine Höhepunkte gab. Hier dagegen gibt es einen Spannungsaufbau, nämlich erst die Frage, was er erfinden wird, dann die Umsetzung der Forschungen, Nicks Spionage und dann die Frage, wer der fremde Kröterich ist und ob man mit ihm zusammenarbeiten kann und zum Schluss natürlich das große Kawumm. Trotzdem konnte ich das Hörbuch ohne Probleme unterbrechen, hatte nicht die drängende Frage "wie geht es nun weiter", dazu war die Handlung dann doch zu vorhersehbar.

Im ersten Band habe ich regelrecht mitgelitten, mitgefiebert, es gab immer wieder neue Situationen. Hier dagegen war es recht nett, humorvoll, aber es hebt sich als Hörbuch nicht sehr von anderen Kinderhörbüchern ab.

Einen großen Teil zu meiner Begeisterung für den ersten Band trägt Stefan Kaminski bei. Und das fehlte mir bei der ERFINDUNG MIT KAWUMM. Im ersten Teil zeigte er sein Können als Stimmakrobat, ahmte Geräusche nach (ich denke allein an die Rakete), jonglierte mit Lauten und Silben, verzerrte seine Stimme, imitierte und tanzte. Hier dagegen ist er einfach nur ein guter Sprecher mit der Fähigkeit, seine Stimme ein wenig zu variieren. Vielleicht hatte er einen schlechten Tag, vielleicht gab es einfach in der Vorlage nicht die passenden Möglichkeiten.

Auch habe ich ein paar Running Gags vermisst. Zwar kamen einige der bekannten Sprüche vor, aber es schien mir weit weniger, und auch deutlich zurückhaltender vorgetragen. Ein paar weitere Schmunzler und Lacher, die ich erwartete hatte und die mir fehlten.

Es fällt mir schwer, so zu tun, als würde ich Teil 1 nicht kennen, daher kann ich schwer sagen, wie ich das Buch für sich bewerte. Insgesamt habe ich mich sehr gut unterhalten. Ich denke, man kann den Unterschied gut zusammenfassen: Teil 1 ist für Kinder wie auch Erwachsene ein Hörgenuss, da Vortrag und Aufbau auch die Großen abwechslungsreich begeistern. Teil 2 besticht vor allem mit einer witzigen durchgehenden Handlung, die für Erwachsene aber dann doch etwas zu einseitig ist. Aber für Erwachsene ist es ja auch nicht gedacht ;-)

Auch, wenn ich also manches vermisst habe - insgesamt habe ich HIERONYMUS FROSCH wieder gerne gehört und mich sehr über das Wiedersehen gefreut, mich über viele humorvollen Einlagen gefreut.


SaschaSalamander 11.02.2013, 08.59 | (0/0) Kommentare | PL

Lady Bedfort 60 - Die elf Geschworenen

bedfort60_geschworenen_1.jpgINHALT

Die Lady ist hocherfreut, als sie und ihr Bekannter Thomas Portman als Geschworene berufen werden. Kann sie auf diese Weise doch einmal nicht nur hautnah sondern vor allem ganz offiziell ihren Beitrag zu einem juristischen Fall beitragen. Die Sachlage ist eindeutig, an den Überwachsungsvideos gibt es nichts zu rütteln, eigentlich könnte man binnen Minuten abstimmen. Aber die Lady möchte natürlich alles etwas genauer unter die Lupe nehmen und ist nicht bereit, leichtfertig über die Zukunft eines jungen Menschen abzustimmen. Bei der genaueren Untersuchung fallen ihr Ungereimtheiten auf, die sie unbedingt klären will. Doch die Zeit drängt, die Demonstranten vor dem Gericht werden unruhig, ...


AUTOR

Mit Wolfgang Schroeder nimmt der Hörplanet einen neuen Autor in seine Reihen auf. Seit einigen Jahren schreibt Schroeder Kurzgeschichten, Krimis und Thriller, veröffentlichte in einigen Anthologien. Ich denke, es ist keine Schande, wenn man bisher noch nichts von ihm gehört hat, und ich finde es prima, dass der Hörplanet auch einmal das Abenteuer mit einem noch unbekannten aber erfolgversprechenden Autor wagt. Und nach dem, was ich hier nun gehört habe, hoffe ich auf weitere Hörspiele aus der Feder von Schroeder.


THEMA

Das Thema "Geschworene" war ja schon lange einmal fällig bei Lady Bedfort, und ich freue mich, dass man sich in Folge 60 dessen angenommen hat (nur zu gerne lese ich Gerichtskrimis oder liebe Filme wie "die zwölf Geschworenen" und ähnliche). Natürlich geht es dann weniger um die Gerichtsverhandlung als vielmehr darum, wie die Geschworenen über den Fall diskutieren. Während es in den anderen Filmen dieser Art meistens darum geht, wie ein Geschworener die anderen nach und nach zu Fall bringt, sind hier die Rollen doch sehr klar verteilt, denn die Lady kann keine neuen Beweise bringen. Gleichzeitig muss also Inspektor Miller für sie im Hintergrund arbeiten.

Was einige Male angesprochen wird, ist das Thema Rassissmus. Einer der Mitgeschworenen betont immer wieder, wiesehr diese weiße Mittelschicht ihn ankotzt, er schimpft und flucht in einer Tour, und es kommt zu einem kleinen Höhepunkt innerhalb der Gespräche untereinander.


UMSETZUNG

Was mir als erstes auffiel war, dass das Thema Rassismus völlig fehl am Platz schien. Es wird so plakativ in Szene gesetzt, dass man damit rechnet, dass dies ein entscheidender Beitrag im Fall sein wird. Doch dann verpufft das Thema sang- und klanglos, spielt keine Rolle. Es trägt lediglich zur Stimmung untereinander bei. Hier hätte ich mir gewünscht, dass der Autor fallbezogene Mittel findet, die Spannung aufrecht zu erhalten, statt zusätzliche Themen einzubinden, die im Grunde nichts zur Weiterführung des Falles beitragen. Dafür sind 50 Minuten einfach zu kurz.

Inspektor Miller, der unerlaubterweise von der Lady hinzugezogen wird, fehlen dafür einige Minuten. Sein Part hätte gerne länger sein dürfen, die Auflösung wird zu schnell präsentiert.

Ansonsten allerdings finde ich die Umsetzung gelungen, das Setting in dem geschlossenen Raum kommt sehr gut beim Hörer an. Große Effekte bei den Geräuschen dürfen nicht erwartet werden, sind für diese Folge jedoch auch unnötig. Die Enge im Raum, der aufgewühlte Mob und die alltäglichen Geräusche wurden dafür sehr glaubwürdig umgesetzt und verstärken den Eindruck von Zeitdruck und dem Eingepferchtsein, schaffen eine sehr schöne Atmosphäre.


SPRECHER

Für diese Folge wurden zudem sehr viele Sprecher engagiert, wodurch DIE ELF GESCHWORENEN außergewöhnlich lebendig und greifbar wirkt. Dabei finden sich Namen, die man aus anderen Bedfort-Folgen schon kennt ebenso wie neue Sprecher. Keiner sticht dabei besonders heraus, sie bilden eine gekonnte Einheit. Sprechertechnisch hatte ich den Eindruck, dass hier wirklich alles zusammengepasst hat und das Miteinander sehr gut gelungen ist. Bei 19 Sprechern möchte ich ausnahmsweise darauf verzichten, sie hier alle aufzuzählen ;-)


MUSIK

Die Musik fand ich dieses Mal ungewöhnlich, recht "experimentell", stellenweise sehr spacig. Insgesamt fand ich die Musik interessant, allerdings bevorzuge ich doch die bisher etwas gewohnteren Klänge. Sehr gelungen fand ich jedoch eine Szene, in der die Situation zwischen den Geschworenen eskaliert und eine Art dumpfes Brummen für zusätzliche Beklemmung sorgt, da wurden alle Möglichkeiten wirklich perfekt genutzt.


FAZIT

Eine atmosphäre Folge, die mir bis auf ein paar Kleinigkeiten sehr gut gefallen hat. Atmosphärisch, spannend und mal in einer anderen Umgebung als bisher gewohnt. Ich hoffe auf weitere neue Ideen von Wolfgang Schroeder.

Wertung: 7,5 von 10 codierte Anrufe

SaschaSalamander 06.02.2013, 08.38 | (0/0) Kommentare | PL

Palzki ermittelt - 30 Rätselkrimis

schneider_mitraten_1.jpgKeine lange Rezi, nur eine kleine Empfehlung: in seinem Buch 30 RÄTSELKRIMIS bietet der Autor Harald Schneider lauter kleine Häppchen für Krimifreunde zum Mitraten.

Harald Schneider ist Autor der Regionalromane um Kommissar Palzki, der in der Pfalz ermittelt. Diese habe ich noch nicht gelesen, werde es nach dem Spaß, den ich mit den kleinen Kurzgeschichten hatte, aber auf jeden Fall nachholen.

Die einzelnen Geschichten sind jeweils aus der Ich-Perspektive, meist des Kommissars. Manchmal jedoch aus Sicht seiner Tochter oder seines Sohnes, eines ihm bekannten Schriftstellers oder seines Vorgesetzten. Witzig dabei ist, wie der Leser die kleinen Scharmützel zwischen den einzelnen Parteien aus verschiedenen Sichtweisen erleben kann, das führte bei mir zu einigem Schmunzeln, manchmal auch bösem Lachen.

Auch sonst sind die Geschichten sehr humorvoll gehalten: erst wird in einigen Absätzen kurz eine Szene aus dem Alltag des Kommissars (oder der anderen Ich-Erzähler) gschildert, gespickt mit jeder Menge Selbstironie und urtümlichem Humor. Ziemlich schräg stellenweise, muss ich zugeben, es dürfte nicht jedermanns Sache sein, aber dafür kann man in der Buchhandlung ja bestellen und mal ein paar Seiten probelesen oder online einen Blick in die Leseprobe werfen.

Die Fälle selbst sind fast alle zu lösen. Manche mit ein wenig gesundem Menschenverstand, andere wenn man genau liest, andere sind Variationen klassischer Kopfnüsse. Für ein paar wenige benötigt man Fachwissen. Und nur zwei (von 30) fand ich eher dürftig, da sie in meinen Augen keine wirkliche Erklärung darstellten sondern das angebliche Mordmerkmal / Indiz etc auch andere Gründe haben könnte als die genannten. Schade fand ich, dass die meisten Rätsel so leicht waren, über ein paar kniffligere Fälle hätte ich mich gefreut.

Kurzweilig, unterhaltsam, komisch. Perfekt für zwischendurch :-)

Wertung: 8,5 von 10 original antike Vasen

SaschaSalamander 31.01.2013, 08.11 | (0/0) Kommentare | PL

Dem Tod auf der Spur - Der Totenleser

In seinen beiden Büchern / Hörbüchern DEM TOD AUF DER SPUR und DER TOTENLESER erzählt der Rechtsmediziner Michael Tsokos von seiner Arbeit und von interessanten Fällen. Rechtsmedizin ist interessant, und Krimifans sind sowieso neugierig auf den Background dessen, was sich in den Serien, Filmen und Romanen abspielt. Uns ist ja schließlich klar, dass das alles nicht ganz so läuft wie auf dem Bildschirm dargestellt.

Nun erzählt Herr Tsokos also, indem er unterschiedliche Fälle darstellt und diese dann ein wenig fachlich unterlegt. Ein Sachbuch darf man nicht erwarten, eher Kategorie Infotainment (ich nenn es gerne "Plauderbuch", wenn ein Fachmann für Laien aus dem Nähkästchen erzählt und dabei nahezu alle Fachbegriffe und komplexen Inhalte vermeidet, ob es nun um Medizin, Jura, Philosophie, Physik oder was auch immer geht).

Die Fälle sind interessant, daher lässt sich alles flüssig lesen / hören, und man möchte gerne mehr davon. Allerdings gebe ich zu, dass ich selbst mir gerne ein wenig mehr Info erwartet hätte, meiner Ansicht nach setzt Herr Tsokos sehr niedrigschwellig an. Für mich erweckt es eher den Eindruck, als wolle er einfach nur spannende Fälle erzählen, und diese möglichst reißerisch verpacken.

Stellenweise geschieht es, dass der Fall definitiv Vorrang vor der Rechtsmedizin erhält. Und nicht nur das, er wertet auch. Ähnlich wie Herr Wilfling in seinem Buch >ABGRÜNDE< scheint er die Perversion verschiedenartiger erotischer Neigungen erwähnenswerter zu finden als fachliche Informationen über den Fall (hier bezogen auf DER TOTENLESER). Er beschreibt einige Merkmale des Toten, auf die er in keinster Weise eingeht (kleine rote Punkte). Erst einige Kapitel später, in einem anderen Fall, wird dies erklärt. Wen interessieren schon kleine rote Punkte, wenn statt dessen von einem Mann die Rede ist, der - igitt, wie abartig, dass sowas überhaupt existieren darf - Frauenkleider trägt und bei einem autoerotischen Akt einen tragischen Unfall erleidet. Sorry, das ist meiner Ansicht nach nicht nur unprofessionell, sondern wertend und verachtend. Etwas, das in dem Buch eigentlich nichts verloren hätte.

Auch wird (wieder im TOTENLESER) gerne mal gesplattert. Wenn dies vor allem der Sache dienen würde, wäre das okay, aber in einem der letzten Fälle wird sehr klar geschildert, welch grausame Vergehen ein Mann an seiner Frau in der kleinen Gartenlaube ausübt. Er schmückt die Handlung gerade in dieser Geschichte mit ziemlich vielen Details aus, die wohl eher der Dramaturgie dienen als der Darstellung des Falles (ob und wie laut die Frau schreit, und ob sie sich wieder beruhigt, sorry, das ist Effekthascherei). Voyeurismus pur, ich habe mich gegen Ende geekelt, nicht vor dem Fall sondern davor, dass scheinbar eine Menge Leser genau diese Details wollen, nur um hinterher zu sagen "boah, ey, toll, ich hab wieder was gelernt". Niveau von Galileo und Welt der Wunder, aber nicht von einem Fachmann. Dass man Infotainment auch spannend betreiben kann, dabei aber dennoch sachlich und dem Menschen gegenüber wertneutral bleibt, zeigt z.B. sehr schön Herr Bausch in seinem Roman >KNAST<.

Und ich hätte mir gewünscht, dass Fall und Input wesentlich klarer getrennt sind. Manchmal wird ein Fall geschildert, dann kommt der Autor zu einer fachlichen Erklärung, dieser folgt eine etwas längere Exkursion, und dann wieder zurück zum Fall, bei dem man inzwischen längst den Faden verloren hat. Ich hätte es praktisch gefunden, wenn kurz der Fall geschildert worden wäre, und danach dann die fachliche Seite, sodass man sich auf beides jeweils besser konzentrieren kann.

Ansonsten wie gesagt fand ich die beiden Titel recht nett, unterhaltsam und flüssig. Viel Neues habe ich nicht gelernt, aber es war nett, einiges aufzufrischen und hier und da mal hinter die Kulissen blicken zu dürfen. Und ich möchte anmerken, dass DEM TOD AUF DER SPUR weniger reißerisch ist als DER TOTENLESER.

Fazit: unterhaltsames Buch über die Fälle eines Rechtsmediziners, pro Forma ein wenig gewürzt mit ein wenig "how to". Es ist spannend zu lesen, ist jedoch reißerischer und vor allem wertender aufgemacht als notwendig.

tsokos_totenleser_1.jpg 

SaschaSalamander 30.01.2013, 12.48 | (0/0) Kommentare | PL

MindNapping 12 - Die letzte Wahrheit

mindnapping12_wahrheit_1.jpgINHALT

Der Journalist Mabou Dlanga bekommt die einmalige Gelegenheit, den "Ort der letzten Wahrheit" aufzusuchen: ein geheimer Bunker, in dem das Apartheit-Regime grausame Dinge praktizierte. Der Organisator der Erkundungstour will die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen und das schreckliche Geschehen publik machen. Doch Dlanga wundert sich, dass neben ihm und anderen Fachleuten auch eine Seherin und ein Pfarrer anwesend sind? Bald treten Erscheinungen und Phänomene auf, und bald verschwindet der erste Teilnehmer der Gruppe ...


AUTOR

Raimon Weber ist unter den Hörspielautoren einer der Großen. Er trug drei Folgen zum >DARKSIDE PARK< bei, zeichnet sich verantwortlich für die Folge "DIE 9 MM ERBSCHAFT" hier bei MindNapping, war Autor der ersten 16 Folgen von Gabriel Burns, schrieb zuvor schon zweimal für MindNapping, auch für Terminal 3, Point Whitmark, Kommissar Dobranski, veröffentlichte einige Romane und ... warum stelle ich ihn eigentlich noch vor? Nur soviel: Was ich an seinen Geschichten mag, ist die fast körperlich spürbare Anspannung in seinen Werken, vor allem durch Andeutung und Auslassung vermag er seine Hörer / Leser zu fesseln.


THEMA

In dieser Folge geht es um das Wirken der Regierung in Zeiten der Apartheid. Eine perfekte Kulisse (ich habe den Gedanken, dass die Geschichte ebensogut vor dem Hintergrund der NS-Verbrechen hätte spielen können. Um dies jedoch abzuschwächen, könnte es nach Südafrika verlegt worden sein. Ich bin jedenfalls froh, dass es zur Abwechslung mal nicht das dritte Reich ist, sondern ein anderer Schauplatz. Aber vielleicht interpretiere ich da auch zuviel hinein).

Wie auch der Journalist stellt sich der Hörer die Frage, was eine Seherin und ein Pfarrer in Mindnapping, das ja meist doch recht realistisch gehalten ist, verloren hat. Wie passt diese Folge in die Reihe? Doch bald wird klar, dass diese Folge nicht nur in die Reihe passt sondern wieder einmal ein Glanzstück wurde ...


AUFBAU

Im Prolog weiß der Zuhörer nicht, worum es geht, erst später wird dies klar. Dann zum Einstieg der Folge geht die Handlung eher langsam voran. Es werden die Charaktere alle vorgestellt, und dafür lässt der Autor sich gut Zeit. Obwohl in diesen Tracks wenig geschieht, muss man als Hörer dennoch sehr aufmerksam folgen, da die spätere Handlung zum Teil darauf basiert und nach und nach alles, was bisher geschah, sich nun zusammenfügt. Ein zweites Hören ist auf jeden Fall sinnvoll, um die Geschichte komplett zu erfassen.

Der Hauptteil dann ist etwas kürzer, die Spannung steigt drastisch an. Wo andere Blut, Horror und Grauen beim Namen nennen, genügen ihm Andeutungen. Wo andere den Tod und das Sterben in splatternden Effekten zelebrieren, genügt ihm die schlichte Aussage, dass jemand starb, er braucht solche billigen Stilmitteln nicht und verlässt sich ganz auf die Wirkung der Story.

Und dann natürlich ein Twist und das Ende, auch hier lässt er sich wieder Zeit, alles zu erklären, die Charaktere miteinander agieren zu lassen und das Geschehen rückwirkend zu beleuchten. Beim zweiten Hören erkennt man dann auch einige Hinweise bzw kann manche der Szenen mit dem Wissen um die "Auflösung" neu wahrnehmen. Zugegeben, das Ende ist ziemlich naheliegend, doch da ich während des Hörens sosehr im Bann der Geschichte war, kam ich einfach nicht von selbst drauf ;-)


SPRECHER

Gordon Piedesack macht seine Rolle als Erzähler hervorragend. Und auch, wenn ich sonst nicht so für Erzähler zu haben bin (ich bevorzuge es, wenn eine Geschichte ohne auskommt), passt er hier sehr gut in das Geschehen, ergänzt das Hörspiel durch seine markante Stimme.

Nana Spier, die ich lieber in softeren Rollen mag, konnte mich hier dennoch überzeugen. Till Hagen und Helmut Krauss, da muss ich gar nicht viel sagen, die spielen sowieso jeglicher Vergleiche. Mir fiel in diesem Hörspiel niemand auf, der nicht gepasst hätte oder der negativ aus der Gruppe der anderen Sprecher hervorgestochen wäre. Während manche Folgen aus MindNapping mit weniger auskommen, wurden hier recht viele Rollen verteilt, und sie werden weiterhin gesprochen von Peter Flechtner, Stefan Friedrich, Katja Brügger, Jaron Löwenberg, Oliver Böttcher, Peter Weis, Wolfgang Bahro und Patrick Holtheuer.


GERÄUSCHE, MUSIK

Die Stimmung des verschlossenen Bunkers kommt sehr gut beim Hörer an. Passend zu Weberes Geschichte werden keine großen Effekte aufgefahren. Dadurch wirken die eingesetzen Mittel umso intensiver, sodass Beklemmung und Enge drastisch spürbar werden. Die Musik nie aufdringlich, stets unauffällig im Hintergrund untermalt die Handlung und verstärkt mit ihrem treibenden Rhythmus die Spannung.


FAZIT

Beklemmend, düster und unheimlich. Wieder eine herausragende Folge Mindnapping. Die Serie schöpft von Mal zu Mal mehr ihr Potential aus, und ich bin gespannt, was bald an weiteren Highlights folgen wird.

Wertung: 9 von 10 Obsessionen

SaschaSalamander 28.01.2013, 09.43 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Das Sterben der Bilder

INHALT

Wien, Anfang des 20. Jahrhunderts. Julius Pawalet wird als Nachfolger seines Vaters im Kunsthistorischen Museum als Saaldiener angestellt. Dabei kommt er einer breit angelegten Verschwörung innerhalb des Museums auf die Spur. Außerdem geht ein Serienmörder in Wien um - als Todesart wählt er die kunstvoll inszenierte Darstellung berühmter Gemälde. Julius wird immer tiefer in beide Geschehen verstrickt. Die Drahtzieher des Museums planen Julius zu beseitigen, und auch der Mörder hat ihn als Opfer seines grausigen Finales im Visier ...


AUTORIN, VERLAG

>Britta Hasler< veröffentlichte als >Nora Schwarz< bereits das Buch >LESSONS IN LACK<, welches mich ziemlich begeisterte. Abgesehen von den witzigen Anekdoten und dem ernsten Hintergrund war es auch ihre treffsichere Sprache, die mir gefiel. Die 1982 geborene Autorin studierte Kunstgeschichte und Germanistik, und nun bringt sie in ihrem ersten Krimi DAS STERBEN DER BILDER ihre Leidenschaft für Kunst, Geschichte und das alte Wien zum Ausdruck.

Das Buch erschien im Verlag >DOTBOOKS<, einem jungen Ebookverlag. Eine innovative Idee, die mir gefällt: Ebooks werden immer beliebter, sie sind günstig und praktisch. Viele Indie-Autoren veröffentlichen auf eigene Faust, und vielen der Texte merkt man an, dass hier ein Könner mangels Lektorat, Betreuung und Verlagsarbeit einfach untergeht. Dotbooks arbeitet mit den Autoren, die Titel werden lektoriert, das Ergebnis ist ein fertiges Buch, wie man es in dieser Qualität auch in einem Printverlag erwarten kann.


GENRE

Der Roman wird beworben als "ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien". Für mich klingt das, als handele es sich um einen Mystery-Thriller, Horror oder einen Gruselroman. Zugegeben, als "unheimlich" empfand ich es nicht. Mit Mystery und Grusel hat DAS STERBEN DER BILDER wenig zu tun. Ich sehe ihn eher als einen historischen Krimi, gewürzt mit einer Portion stilvoller Erotik.


CHARAKTERE

Meiner Ansicht nach verdienen die Charaktere ein ganz großes WOW. Mit viel Liebe zum Detail schmückt Britta Hasler ihre Figuren aus, verleiht ihnen Persönlichkeit und lässt sie vor der prächtigen Kulisse des alten Wien lebendig werden. Dies gelingt ihr unter anderem durch zahlreiche Perspektivwechsel, aber vor allem durch eine sehr bildreiche Beschreibung. Als Leser kann man sich sehr gut in die jeweilige Situation hineinversetzen, die Beweggründe und Gedankengänge sind nachvollziehbar.

Besonders erwähnenswert ist die Charakterentwicklung. Viel geschieht im Laufe des Buches, und die Ereignisse hinterlassen ihre Spuren in und an ihnen. Sie reifen an dem Erlebten, ziehen ihre Konsequenzen aus den Niederlagen, zweifeln an sich selbst und beginnen sich zu wandeln. Und so vielfältig die Menschen sind, so vielfältig sind auch die Entwicklungen, die sie durchleben, einige davon habe ich erwartet, andere haben mich überrascht und begeistert. Ich betone es, weil es in anderen Romanen zwar auch geschieht, jedoch selten so eindringlich und schlüssig wie hier.

Und auch, wenn die Charaktere so stark präsent sind, bleibt für den Leser noch immer Raum zur freien Interpretation: alle Beteiligten wahren ihre Geheimnisse und bleiben weiterhin faszinierend. Auch lässt die Autorin noch genügend Raum für den Handlungsverlauf, schafft eine Balance aus dem Geschehen und den Akteuren.

(Das ist mir wichtig zu erwähnen, weil gerade in Krimis ich es nicht mag, wenn dem Privatleben der Charaktere zuviel Raum geschenkt wird und die Handlung meiner Ansicht nach auf der Strecke bleibt, wie besonders bei beliebten Bestsellern aus kälteren Regionen üblich. Das ist hier nicht der Fall.)


SPRACHE

Britta Hasler weiß, wie man Worte perfekt platziert und immer den richtigen Ton trifft. Typisch für ihren Stil sind geschickte Metaphern und Vergleiche. Meist wirken sie so natürlich und selbstverständlich, dass sie im ersten Moment gar nicht als solche erkennbar sind, dafür aber das Geschehen anschaulich vermitteln.

Ein Stilmittel, das sie ebenfalls häufig anwendet, ist der Perspektivwechsel hin zu nicht anwesenden, ja teils nicht einmal vorhandenen Figuren. "Ein zufälliger Passant hätte lediglich ... wahrgenommen", "X ahnte nicht, dass an einem anderen Ort gerade xy geschah." Auf diese Weise wird die Handlung vom simplen Geschehen wieder zum Erlebten, wird das Erzählte zum Gezeigten. Außerdem verknüpft sie auf diese Weise geschickt die verschiedenen Handlungsstränge.

Ihre Worte sind nicht gewaltig, vielmehr zart, elegant und still. In Anbetracht des teils grausigen Geschehens ist es wirklich beachtlich, wie es dennoch zurückhaltend wirkt, die Brutalität ist lediglich ein Mittel zum Zweck (weil der Mordfall eben dazugehört). Es gelingt der Autorin, die Morde in ausgewählten Worten so zu schildern, wie der Mörder es umsetzen möchte, zwar grausam aber dennoch ästhetisch und würdevoll. Es ist stellenweise beinahe verstörend, wie man der Bewunderung für die Präzision, Ästhetik und die Perfektion hinter den Bluttaten erliegt, angewidert von der Abscheulichkeit und doch fasziniert von der Inszenierung.

Hinter der glasklaren Sprache erkennt der Leser den Subtext, der sich zwischen den Zeilen verbirgt, das Unausgesprochene, das Unterbewusste.  Was einer der Charaktere, Luise Schattenbach, als Herrin praktiziert, das setzt Britta Hasler mit Worten um: kleine Gesten, kurze Sätze, präzise Aussagen, und daraus resultierend eine mächtige Wirkung, der Leser wird von ihr geführt und geleitet, lässt sich genussvoll fallen in den Sog der Geschichte.


AUFBAU

Das Vorwort beginnt mit der Perspektive des Mörders. Das Buch selbst beginnt dann mit einer Person, einem Handlungsstrang. In einer Mischung aus Fügung und Schicksal wird die Handlung von dann erweitert um einen zusätzlichen Handlungsstrang, ein Geheimnis und einen weiteren Teil der Charaktere, und im weiteren Verlauf kommen weitere Handlungsebenen, weitere Figuren, weitere Verschwörungen hinzu, wird die Handlung immer komplexer. Das Buch hat eine Sogwirkung, die bereits auf den ersten Seiten beginnt und den Leser immer tiefer hinabzieht in den Strudel aus Korruption, Gier und Verlangen. Da der Leser durch die vielen Perspektiven sehr gut informiert ist, bleibt es dennoch überschaubar und verständlich.

Der Spannungsaufbau ist stetig ansteigend, durchsetzt von kleinen Höhepunkten hin zum endgültigen Showdown, ohne Längen oder unnötige Verzögerungen, präzise und durchdacht. Das Buch ist in sich geschlossen, verheißt aber dennoch eine spannende Fortsetzung.


SONSTIGES

Cover sind mir ziemlich egal, weil sie meistens eh nichts aussagen und mir der Inhalt zählt. Hier jedoch finde ich es sehr schön gewählt, das schlichte Motiv passend zur präzisen Sprache des Buches, das Blut nicht einfach "hingeklatscht" (wie es häufig bei Krimis der Fall ist auf dem Cover) sondern entsprechend dem Inhalt kunstvoll in Szene gesetzt.

Die Erotik des Buches ist ungewöhnlich und bizarr und übt einen ganz eigenen Reiz aus, dem zu entziehen dem Leser kaum möglich ist. Luise zieht die Menschen in ihrem Umfeld in ihren Bann, und auch der Leser wird zu einem Spielzeug ihrer Macht.

Im letzten Viertel des Buches musste ich innehalten und kurz darüber nachdenken, was eben geschehen war: ich hatte in atemloser Spannung eine Szene gelesen, in der darüber diskutiert wurde, wie man nun Original und Fälschung auseianderhalten kann. Begriffe rund um Gemälde, Bilder, Kunst. Dinge, die man nun wirklich nicht mit "atemloser Spannung" gleichsetzen würde. Wirklich beachtlich!

Interessant finde ich die von Autoren begleiteten Leserunden bei Lovelybooks. Auch DAS STERBEN DER BILDER wurde in einer >Leserunde< besprochen. Wer mag, kann ja dort einmal vorbeisehen ;-)


FAZIT

2013 startete für mich dieses Jahr mit einem literarischen Highlight, das die Messlatte für die folgenden Bücher sehr hoch setzt.

DAS STERBEN DER BILDER ist ein außergewöhnlicher Krimi, bildgewaltig und voller Spannung. Man spürt, dass Britta Hasler nicht nur Fachkompetenz rund um Kunstgeschichte und Germanistik zeigt, sondern vor allem auch ihre Leidenschaft zwischen die Zeilen webte. Ein Roman, der lange nachwirkt ...

Wertung: 5 von 5 Korallenkettchen


SaschaSalamander 21.01.2013, 08.14 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Der Wasserspeier Fledermeier

VORAB

Es gibt Bücher, die hat man in zehn Minuten gelesen. Und genau deswegen darf man sie nicht einfach zwischen Tür und Angel vernaschen, nur weil man mal die Zeit überbrücken will. Sondern gerade diese kleinen Leckerbissen muss man genießen, bewusst und mit allen Sinnen. Und das habe ich getan: draußen dunkelte es bereits. Plätzchenduft in der Wohnung und zwei Kekse auf dem Teller neben einer Tasse mit heißem Kakao. Untermalt von hellgrünem Stimmungslicht, eingekuschelt in eine warme Decke. Perfekt für ein Bilderbuch. Also her mit dem WASSERSPEIER FLEDERMEIER :-)


INHALT

Der kleine Boris wohnt in einem Haus, auf dem Wasserspeier wachen. Sie sehen immer recht böse aus, deswegen hat er etwas Angst. Eines Tages rumpelt es auf dem Dachboden, auch die folgenden Nächte. Der Junge stellt fest, dass einer der Wasserspeier auf dem Dach fehlt! Er stellt sich seiner Angst und freundet sich bald mit "Herr Fledermeier", wie er ihn nennt an. Denn eigentlich sind die beiden gar nicht so verschieden.


AUTOR

Dieses Kinderbuch stammt aus der Feder von >Christian von Aster<, den regelmässige Leser meines Blogs inzwischen kennen sollten. Ich mag seine Fähigkeit, mit Worten zu spielen und treffsichere Pointen zu setzen, auch als Sprecher höre ich ihn gerne. >MITTERNACHTSRABEN< war meine erste Begegnung, es folgten >TIMMY KENNT DEN WEIHNACHTSMANN< und >STIRNHIRNHINTERZIMMER<. Weitere Werke warten in meinem Regal. Was mir auf- und gefällt ist die Wandelbarkeit des Autors, der mal ernst, mal satirisch, mal gereimt, mal in Prosa, mal bitterböse für Erwachsene und dann auch für Kinder schreibt. Er experimentiert, er spielt, er reizt aus, er provoziert, er unterhält, und er kann sogar pädagogisch ;-)


GENRE

DER WASSERSPEIER FLEDERMEIER ist ein reines Kinderbuch. Der Text ist sprachlich sehr einfach gehalten, von Aster hält sich mit seinen wortgewandten Spielereien zurück und vermittelt einen klaren Inhalt, geeignet für das kindliche Verständnis. Die Bilder sind recht düster, passen jedoch zur Geschichte und dürften - doch da sollen Eltern selbst entscheiden - keine Ängste bei den Kindern auslösen, passen sie schließlich gut zur Geschichte und werden gut erklärt. Es eignet sich wunderbar zum Vorlesen und gemeinsamen Betrachten, zum wohligen Schaudern und befreitem Aufatmen.

Wer als Erwachsener Kinderbücher liebt, der wird auf jeden Fall begeistert sein. Ansonsten sollte man sich bewusst sein, dass es sich eben an kindliche Ängste richtet, die Zielgruppe eine sehr junge ist, und dass man es selbst in wenigen Minuten gelesen hat. Eben ein Bilderbuch. Eines von der Sorte, wie ich es liebe und immer wieder gerne lese :-)


THEMA, PÄDAGOGIK

Das Buch setzt sich kindgerecht mit dem Thema Angst auseinander und wie man diese überwinden kann. Es handelt auch davon, dass Ängste aus Unverständnis entstehen können und es möglich ist, sie zu überwinden, wenn man aufeinander zugeht. Das Anderssein wird thematisiert, das Finden von Gemeinsamkeiten. Und es wird gezeigt, dass Dinge, die auf den ersten Blick gruslig scheinen, eigentlich völlig harmlos sein können. Außerdem kann es Kindern eine Hilfe sein, die sich alleine im Dunkeln fürchten.

Die Kinder können mit Boris gemeinsam ein Abenteuer erleben: zu Beginn fürchten sie sich, die Wasserspeier sind düster, die Bilder dunkel und vielleicht auch schaurig (das vermag ich als Erwachsener nicht zu beurteilen). Doch wenn man genau hinsieht (hier ist dann der Erwachsene gefordert, mit dem das Kind das Buch gemeinsam liest), findet man witzige Elemente in den Bildern, bunte Farben. Als die beiden sich annähern, werden die Bilder bunter, freundlicher, dennoch dominieren dunkle Hintergründe und Schatten, denen jedoch der Schrecken genommen wurde. Und das anfangs Gruslige wird dann sogar niedlich. Mal ehrlich, ein Wasserspeier mit geblümtem Kleid, Ringelschal und Bommelmütze, das ist doch richtig süß, da kann man gar keine Angst mehr haben. Das Kind kann am Ende befreit aufatmen und sich dann mit Boris auf den nächsten Winter und die anstehende Begegnung mit Herrn Fledermeier freuen.


SPRACHE

Normalerweise hat Christian von Aster einen sehr eigenen, markanten Stil. Hintergründig, schwarzhumorig, voller Alliterationen, lautmalerisch, wortgewand und meistens mit sehr viel Text zwischen den Zeilen. Für den WASSERSPEIER FLEDERMEIER wählt er dagegen einfache Worte, die auch ohne Subtext gut zu verstehen sind. Dabei gelingt es ihm dennoch, den Kindern Freiraum zu geben für eigene Interpretationen. Sie können sich selbst hineinversetzen, Boris´ Angst nachempfinden, mit ihm aufatmen und eine wunderbare Zeit mit den beiden Freunden verbringen. Nicht alles wird erzählt, der Autor lässt auch Raum für die Phantasie. Er gibt eine märchenhafte Rahmenhandlung vor, das Kind darf sie mit Leben füllen.

Sehr schön finde ich, dass auch die Beschreibung der Beteiligten hübsch dargestellt wurde, mit witzigen Worten und netten Bildchen. Es muss nicht immer die übliche Autorenbeschreibung sein und ein normales Foto. Die Macher dieses Buches beweisen, dass es auch anders geht, der Humor dabei ist sympathisch.


ZEICHNUNGEN, GESTALTUNG

Die Zeichnungen stammen von >Benswerk< und passen perfekt zu dem Buch. Düster und unheimlich, aber nicht beängstigend, teilweise auch niedlich. Die Wasserspeier mit ihren Glubschaugen und schiefen Zähnen, das ist ein recht skurriler Humor. Es wirkt nicht wie eine Imitation, ist nicht abgekupert, sondern etwas ganz Eigenes, erinnert mich aber ganz eindeutig an die Motive von Tim Burton. Ringelmuster, Spiralen und Windungen, lange Hälse, dürre Gliedmaßen, große Köpfe auf kleinen Körpern, eine düsterromantische Stimmung. Der bleiche Mond scheint durch ein Astskelett. Häuser und Fenster sind schief und unarchitektonisch. Ach, ich liebe diesen Loook :-)

Text und Bilder sind in einer Einheit gestaltet. Ein Bild erstreckt sich über eine Doppelseite, die Worte sind darin integriert, mal mit Hintergrund, mal im Bild selbst, mal leicht zu lesen, manchmal etwas schwerer zu erkennen (zugegeben, im Schummerlicht tat ich mir auf manchen Seiten etwas schwer bei dunkler Schrift auf dunklem Grund. Aber das ist okay, ich wollte es ja gerne langsam lesen. Es trug zur Atmosphäre bei und gefiel mir sehr. Und normalerweise hat man ja normales Licht, wenn man etwas vorliest).

Der Text ist auch mal perspektivisch geschrieben oder schräg auf der Seite. "Gerade" und "normal" sind zwei Dinge, die man sowohl in Wort wie auch Text bewusst vermieden hat. Es macht Spaß, sich den Tet auf jeder Seite neu zu erarbeiten und ihn quasi zu entdecken. Einmal wird auch die Leserichtung geändert, man muss das bisher regulär gelesene Buch nun plötzlich um 90 Grad drehen, weil das Bild hochkant ist und nicht auf eine Breitseite gepasst hätte. Klar, warum sollte der Künstler auch jedes Bild gleich gestalten? Das wäre schließlich langweilig. Und "langweilig" und "von Aster" in einem Satz, das geht gar nicht ...

Es sind keine Bilder, bei denen man immer wieder etwas neu entdecken kann als Erwachsener. Trotzdem sind sie einen genaueren Blick auch von den Erwachsenen wert und weisen interessante Details auf. So findet sich z.B. gegen Ende zweimal das gleiche Motiv, doch einmal blickt der Wasserspeier grimmig, das andere mal freundlich mit Blümchen auf dem Kopf. Als Boris sich einmal selbst als grimmiger Wasserspeier versucht, musste ich sehr über seinen Pulloveraufdruck schmunzeln, der so gar nicht dazu passen wollte. Ich  musste sehr oft beim Lesen lächeln, empfand die Bilder als sehr liebevoll gestaltet und bin gerne einen Moment in ihnen verweilt.


FAZIT

Ein wunderschönes Bilderbuch, das Kindern den Umgang mit der eigenen Angst erleichtert und das Zeug zum Lieblingsbuch hat. Wort, Text und Inhalt bilden eine kongeniale Einheit, an der auch Erwachsene Gefallen finden, wenn sie Kinderbüchern gegenüber offen sind. Ich kann den WASSERSPEIER FLEDERMEIER guten Gewissens empfehlen und werde ihn selbst noch oft lesen :-)


SaschaSalamander 07.12.2012, 09.01 | (0/0) Kommentare | PL

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