SaschaSalamander

Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Vampire

Fledermausland

Ich hatte zum Einstieg in meinen Urlaub Lust auf ein Buch, das mich einfach gut unterhält. Ein bisschen Spannung, etwas zum Lachen, kein großer Anspruch aber trotzdem eine packende Story. Etwas, das mich ablenkt und in Ferienstimmung bringt. >FAUSTO< von Oliver Dierssen hatte mir außerordentlich gut gefallen, also war ich damals bereits neugierig auf andere Werke geworden. Besonders FLEDERMAUSLAND hatte es mir angetan.
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SaschaSalamander 05.01.2015, 08.48 | (0/0) Kommentare | PL

I sell the Dead

Ich mag britischen Humor, und groteske Themen wie Zombies, Vampire und Grabräuber sind genau meine Welt. Nachdem ich von mehreren Seiten auf I SELL THE DEAD aufmerksam wurde, musste ich mir diesen Film ansehen. 

Ein Grabräuber offenbart sich vor seiner Hinrichtung dem Geistlichen. In einzelnen Episoden erzählt er, wie er als Kind an diesen Job geriet, wie er und sein Partner immer neue Wege fanden, sich Leichen zu besorgen. Und sie treffen nicht nur auf Tote, sondern auf allerlei Untote und geheimnisvollen Wesen. 

Als Horrorfilm ist es nicht bezeichnen, eher als Trash-Komödie im Stil der alten Schinken aus den Hammer-Studios, gedreht mit der Tricktechnik und Optik von heute. Eine tolle Kombination. Die Schilderungen sind schon sehr morbide und bizarr, und Freunde des Grotesken kommen hier voll auf ihre Kosten, Grusel und Albernheiten Hand in Hand.

Trotzdem konnte uns der Film nicht wirklich überzeugen. Die Episoden sind mir zu zusammenhanglos aneinandergereiht, Spannung im Handlungsverlauf kam nicht wirklich auf. Die Mischung aus Ich-Erzähler, "normaler" Filmhandlung und gelegentlichen Comic-Elementen ist zwar ungewöhnlich und einfallsreich, aber es fehlt einfach der Pep. Ich kam nie so wirklich in den Film hinein, und viele Gags purzelten einfach über mich hinweg, ich verzog gelegentlich mal kurz den Mund, aber wirklich lachen konnte ich an keiner Stelle, dafür war es mir dann an vielen Stellen einfach zu flach.

In der ersten Hälfte dachte ich immer "wann gehts denn los, wann kommt was". Aber dann habe ich irgendwann verstanden, dass das keine Einleitung war sondern tatsächlich die Erzählweise des gesamten Films. 82 Minuten Geplauder in schicker Optik.

Nun ja, die Friedhofsstimmung, die stinkende alte Stadt, der Nebel über den Gräbern, das hat eine ganz eigene Atmosphäre, und die Charaktere sind herrlich dreckig, eklig (viele Filme wollen zwar die damalige Zeit imitieren, scheitern aber an zu sauberen Kostümen und Frisuren). Und in der zweiten Hälfte wird der Film dann auch etwas spannender, sobald mehr Akteure und Wesen auf der Bildfläche erscheinen. 

Dominic Monaghan (HERR DER RINGE, LOST) und Ron Perlan (NAME DER ROSE, HELLBOY) sowie auch die anderen Schauspieler machen ihre Sache wirklich hervorragend. sie können die schrägen Charaktere mit all ihren Macken glaubhaft verkörpern. Wenn ich mal schmunzelte, lag es weniger am Humor als vielmehr an den Künsten der Darsteller. Der niedliche, etwas naiv-trottelige Monaghan, der düstere Perlman mit seinem durchdringenden Blick, sie passen so gut, als wären die Rollen auf sie zugeschnitten worden. 

Alles in allem hat I SELL THE DEAD mich also nicht in allen Punkten überzeugt, in mein Regal wird er es nicht schaffen, und zwischendurch hatte er etliche Längen. Humor und Erzählweise sind einfach nicht zu mir durchgedrungen. Aber die Optik, das Setting und die Schauspieler haben eine Menge davon wieder herausgeholt, sodass es insgesamt ein doch recht unterhaltsamer Film ist. 

Wertung: 5 von 10 aufgeregt im Käfig hüpfende Ghule

SaschaSalamander 14.03.2014, 08.37 | (0/0) Kommentare | PL

Sarg niemals nie

wells_sarg_1.jpgFrederic Withers sitzt im Gefängnis. Eigentlich plant er einen großen Coup, und dafür stellt er sich tot, um im Sarg aus dem Gefängnis gebracht zu werden. Auf dem Friedhof wird er von Vampiren für den Auserwählten gehalten, sie folgen ihm nun überall hin. Doch er hat nur ein Ziel: sich als Neffe des verstorbenen Beard auszugeben und das reiche Erbe abzusahnen. Dabei begegnet er vielen Personen, die ihm helfen, zu Freunden werden. Aber auch anderen, die ihn jagen und töten wollen. Und seiner Geliebten Gwen, die ein falsches Spiel spielt. Alles geht drunter und drüber, es kommt ganz anders als geplant ...

Von Dan Wells kenne ich bisher nur den ersten Teil der Serienkiller-Reihe. Der Roman hatte mich zwar nicht vom Hocker gerissen, ich kann mich nur noch bruchstückweise daran erinnern, aber ich fand ihn gut genug, um mir den Autor positiv im Gedächtnis zu behalten. Da SA(R)G NIEMALS NIE ein Einzelband ist und der Inhalt recht witzig klang, war ich neugierig und habe ihn gelesen. Und dieses Buch werde ich wohl nicht so schnell vergessen wie den Auftakt des Serienkillers ;-)

Es ist herrlich schräg, ein Gag jagt den nächsten, die Charaktere sind unglaublich skurill. Frederic trifft auf eine recht freie Interpretation des Dichters John Keats, auf eine ebenso ungewöhnliche Auslegung von Mary Shelley (was würde die echte Autorin wohl dazu sagen, was Dan Wells aus ihr gemacht hat?), besonders diese beiden Figuren wuchsen mir mit ihren Macken sehr ans Herz. Mary, ständig auf der Jagd nach der nächsten Leiche und deren Einzelteilen, John stets am Reimen, Schreiben, Dichten, das Leben nur genießend, wenn es ihm Leid, Elend und Jammer bietet, ihn anspornend zu noch größeren Kunstwerken.

Ich habe das Buch zu Beginn rasend schnell verschlungen, denn ich lieben den eigenwilligen Humor: schwarz, makaber, düster, dabei aber auch sehr viel Situationskomik, jede Menge spritziger Dialoge, eine große Portion Wortwitz und sehr viel Ironie. Was schiefgehen kann, das geht ganz sicher schief, und jedes Missverständnis wird ausgereizt bis zum Äußersten.

Das ist auch die Schwäche des Buches: es ist einfach too much. Das erste Drittel habe ich laut gelacht, ich bin über die Seiten gerast. Im zweiten Drittel begann ich langsam, nach etwas mehr Handlung und weniger Chaos zu suchen. Das letzte Drittel habe ich eher überflogen, weil es dann sehr verworren wird und die Missverständnisse einfach zuviel. Was am Anfang lustig ist, das ist nach der 50sten Wiederholung eher ermüdend denn erheiternd. Es hätte dem Buch gut getan, entweder den Humor zu variieren und ein paar zusätzliche Ideen einzubringen, oder aber es drastisch zu kürzen. Oder, den Humor etwas zurückzunehmen. Es gibt quasi keinen Satz, der nicht mindestens zwei Scherze enthält. Hätte man sich auf vier oder fünf Gags pro Seite beschränkt, wäre es wohl langfristig besser gewesen, so aber fühlte ich mich wie nach fünf Tafeln Schokolade: mir war etwas übel, und ich konnte einfach nicht mehr, war froh als ich den letzten Bissen verdrückt hatte, aber genießen konnte ich nicht mehr.

Insgesamt also ein wirklich komisches Buch, ein Gagfeuerwerk ohnegleichen. Das sein Pulver viel zu schnell verschießt. Weniger wäre mehr gewesen. Schade, denn im Grunde war ich begeistert, und ich werde demnächst gerne ein weiteres Buch von Dan Wells lesen. Hoffend, dass dies eine Mischung aus dem eher subtilen Humor der Serienkiller-Reihe und der übergezogenen Keule des Frederic Withers ist.

Wertung: 6 von 10 Ghoule

SaschaSalamander 06.03.2013, 09.06 | (0/0) Kommentare | PL

Finsteres Verlangen

hamilton_verlangen_1.jpgHier ist der Gastbeitrag der >Geschichten-Agentin< aus ihrem Projekt >Adopt a Blogger<. Wer mag, kann ihr außer im Blog gerne auch auf >Facebook< folgen. >Hier< verlinkt sie auf meinen Beitrag. "Bloggt wild und quer durch die Welt" beschreibt sie mein Konzept, das gefällt mir. >Hier< Ihr Link zu meinem Beitrag und einer kurzen Beschreibung zum Buch.

Ich bedanke mich herzlich für diese Rezension und wünsche Euch viel Spaß beim Lesen :-)

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Manchmal muss es einfach Trash sein – >Anita Blake!<

Die Abenteuer der Vampirhenkerin, die im Hauptberuf als Animator Verstorbene zum Leben erweckt, damit diese so wichtige Fragen wie „Wo hast Du das Testament versteckt?“ beantworten können, haben schon von Beginn an einen hohen Trash-Faktor. Da Laurell K. Hamilton schon seit vielen Jahren an dieser Serie schreibt, kamen mit der Zeit immer mehr Trash-Elemente dazu. Das reicht von uralten Monstern, vor denen sogar Meister-Vampire Angst haben, bis hin zu der Frage, mit wievielen Männern eine Frau ausgehen darf. Dazwischen detaillierte Beschreibung und Verwendung von Waffen und Kampftechniken aller Art. Und dazwischen jede Menge Sex. Oder auch nicht, wenn die amerikanische Moral gerade mal wieder verbietet, mit einem ganzen Rudel Wer-Leoparden ins Bett zu gehen.


Die Serie um die Vampir-Henkerin Anita Blake hat für europäische Leser einen doppelten Trash-Faktor. Da sind einmal die Charaktere, Schauplätze und Handlung. Gestaltwandler aller Art, Meistervampire mit französischen Akzent, Monsterjäger die mit P. Marlowe verwandt sein könnten besiedeln amerikanische Strip-Clubs, Wüsten, Vororte und Hochhausschluchten und stürzen sich in Machtkämpfe, Intrigen und die Suche nach der wahren Liebe. Übel genug, doch der besondere amerikanische Blickwinkel verdoppelt den Trash-Genuss. Anita Blake fragt sich allen Ernstes, ob sie die klassische amerikanische Dating-Regel brechen darf: Gehe niemals mit jemanden aus, der attraktiver ist als Du! Und dieser Vampir ist schon verdammt attraktiv. Oder die Frage, mit wievielen Monstern eine Frau ins Bett gehen darf. Oder ihre Probleme, angemessen weiblich gekleidet zu sein und trotzdem voll bewaffnet.


Für immer im Gedächtnis bleibt mir die Szene, als ein Schneider ihr ein Brautjungfern-Kleid nähen soll – noch so etwas typisch Amerikanisches. Der arme Kerl verzweifelt an der Aufgabe, die vielen Narben mit Stoff zu verstecken. Anita hingegen ist es nur wichtig, ihre Waffen in dem Brautjungfern-Kleid so zu verstecken, dass sie schnell dran kommt. Nicht, dass es einen konkreten Anlass gäbe – aber bei so vielen Menschen wie auf einer Hochzeit kann immer etwas passieren. Nein, und jemand der mit einem Stoff-Pinguin schläft kann ja nicht paranoid sein …


Und spätestens seit dem Wer-Kaninchen war mir klar, dass diese Autorin vor nichts zurückschreckt und sich ihr Plot immer auf der falschen Seite der Wahrscheinlichkeit aufhält. Hat mal jemand gemessen, wieviel Liter Blut die Heldin pro Buch verliert?


Für mich hat die Serie nur ein Manko: Der deutsche Heimatverlag Bastei Lübbe braucht unangemessen lange, um die neuen Folgen ins Deutsche zu übersetzen. Und er hält die Reihenfolge nicht so wirklich ein. Deswegen gehören die Anita Blake Romane von >Laurell K. Hamilton< zu den wenigen Büchern, die ich zum Teil auf Englisch gelesen habe.

SaschaSalamander 17.10.2012, 08.45 | (0/0) Kommentare | PL

Wie man die Ratschläge seiner Eltern ignoriert

INHALT

Marcus ist ein Halbvampir, und gerade jetzt erklären seine Eltern ihm, dass er demnächst zwei "Blutfieber" - Attacken erleiden wird. Deswegen soll er in den nächsten Wochen unbedingt eine Flasche Blut mit sich tragen. Bitte in der rechten Hosentasche, die linke hat nämlich ein Loch! Und dann wäre da noch Marcus´ Klassenkameradin Tallulah, die auf Vampirjagd geht (sie weiß natürlich nicht, dass er ein Halbvampir ist). Um sie zu beschützen, spielt er mit und besucht die ältere Dame, die im Internet vorgab, mehr über die dunklen Wesen zu wissen. Außerdem ist da das junge Halbvampir-Mädchen Gracie, das sich ebenfalls in der Wandlung befindet und dem Marcus auf Bitten seiner Eltern hin ein bisschen Aufmunterung zukommen lassen soll. Und als wäre all das nicht schon genug, vereinbart sein Kumpel auch noch ein Doppeldate mit dem Ziel, Marcus mit der hübschen Julie zu verkuppeln. Na, wenn das mal nicht alles schiefgeht ...


AUTOR, BUCH, GENRE

WIE MAN DIE RATSCHLÄGE SEINER ELTERN IGNORIERT ist der dritte Teil einer Vampir-Reihe, wie ich nun im Nachhinein erfahren habe, steht allerdings komplett für sich und erfordert keinerlei Kenntnisse über die anderen Titel, auch ist es in sich geschlossen und lässt keine weiteren Fragen offen. Im Original heißt das Buch THE VAMPIRE HUNTERS, wurde für Deutschland jedoch in Anlehnung an andere erfolgreiche Titel des Autors (WIE MAN SEINE ELTERN ERZIEHT, WIE MAN IM CHAOS ÜBERLEBT u.a.) umbenannt.

Ein Jugendbuch, und wieder einmal Vampire. Klingt abgedroschen und langweilig, aber >Pete Johnson< ist nicht umsonst so erfolgreich: Er hat erneut ein faszinierendes Buch geschaffen, das sogar ich als Erwachsener kaum beiseite legen konnte.

Was das Buch für mich zu etwas Besonderem macht ist nicht der Humor oder der Vampir-Aspekt, sondern der realistisch geschilderte Alltag des Jugendlichen. Ganz normale Probleme, witzig verpackt und mit dem aktuell beliebten Thema Vampire versehen, das ist genau DIE Mischung, mit der man Lesemuffel wachkitzelt. Denn eigentlich ist dieses Buch ein ganz normales Werk über das, was einen Jungen in Marcus´Alter beschäftigt: die Veränderungen des Körpers und die Unsicherheit gegenüber anderen. Mädchen sind nicht mehr nur doof sondern werden plötzlich interessant. Und obwohl man schon längst groß ist, behandeln einen die Erwachsenen noch immer wie ein Kind und kommandieren einen herum, geben irgendwelche Ratschläge und wissen alles besser. Dabei fühlt man sich, als könnte man Bäume ausreißen und die Welt verändern! Zumindest solange, bis einem der "neue" Körper und die eigene Impulsivität einen Strich durch die Rechnung machen und man sich so richtig blamiert.


CHARAKTERE

Marcus und seine Freunde bieten als Identifikationsfiguren beste Vorlage. Durch Gracie und Tallulah werden auch typische Mädchen-Probleme benannt, und ihre beiden Charaktere bieten abwechslungsreiche Projektionsflächen. Nebenfiguren wie die alte Dame, Marcus´ Eltern, sein Kumpel und der böse Vampir werden dabei aber nicht vernachlässigt. Sehr schön finde ich, dass gut und böse hier von Beginn an nicht überzeichnet werden sondern viel Freiraum für Interpretationen lassen und der Geschichte dadurch sehr viel Spielraum für Entwicklung und spannende Wendungen lässt.


AUFBAU

Die Geschichte beginnt an einem ganz normalen Schultag, als Marcus von seinem bevorstehenden Blutfieber erfährt. Natürlich schlägt er die Warnungen in den Wind, außerdem hat er andere Sorgen. Einige Probleme kündigen sich bereits an, immer steigert sich das Chaos. Das Buch ist sehr gut geplottet, bietet kleine Hinweise auf Kommendes und baut gut aufeinander auf, sogar mich vermochte es zu überraschen. Alltagsprobleme werden geschickt mit der fortlaufenden Handlung um die Suche nach dem Supervampir verbunden.


SPRECHER

Anton Sprick macht seine Sache prima, passt sehr gut zu dem jugendlichen Darsteller und vermag die witzigen Momente gut hervorzuheben, ohne das Buch albern werden zu lassen. 1994 geboren, ist er noch einer von den jungen Sprechern. Ich finde es schön, wenn gerade für Jugend- und Kinderhörbücher bevorzugt frische Stimmen genommen werden. Und es freut mich, wenn ich neue Stimmen für mich entdecke statt immer nur die gleichen bekannten Sprecher zu hören.


FAZIT

WIE MAN DIE RATSCHLÄGE SEINER ELTERN IGNORIERT ist ein pfiffiges Hörbuch für Jugendliche, das mir große Freude bereitet hat und das ich sehr gerne weiterempfehle.


SaschaSalamander 08.10.2012, 08.47 | (0/0) Kommentare | PL

Verlockende Versuchungen - Neuauflage

2009 erschien VERLOCKENDE VERSUCHUNGEN der Autorin Inka Loreen Minden im Ubooks Verlag. Das Buch ist nicht mehr erhältlich, also wurde ein wenig überarbeitet und erscheint jetzt, Juni 2012, in neuem Gewand als Eigenpublikation der Autorin. Das nehme ich zum Anlass, auch meine Rezension zum Buch selbst ein wenig zu überarbeiten und dem aktuellen Buch anzupassen ;-)


INHALT DES BUCHES

In VERLOCKENDE VERSUCHUNGEN nahezu jedes Märchen- und Fantasyelement geschnappt, das nicht bei drei auf den Bäumen war. Hier ein Drache, dort ein Dämon, Schneewittchen, Rapunzel und Dornröschen dürfen auch nicht fehlen, es gibt einen Zauberspiegel, Elben sind auch zu finden, und natürlich Vampire. Kunterbunt durcheinander, wild vermengt und das Ergebnis ist ein Buch, so humorvoll und zugleich auch erotisch, wie man es noch nicht gelesen hat. Ich habe versucht, einen roten Faden zu finden, doch gemeinsam ist allen Geschichten wohl wirklich nur, dass sie in einer fiktiven Märchen- oder Fantasywelt spielen und direkt oder indirekt mit Sex zu tun haben.

Da verliert ein Vampir seine Geliebte und findet sie nach langer Zeit zurück, doch gehört sie nun nicht einem anderen? Ein Engel und ein Dämon verlieben sich und verbringen gemeinsam ihre Zeit in den unteren Örtern, auf der Erde und im Kino. Das devote Schneewittchen wurde von den Zwergen leider mit dem falschen Prinzen verheiratet und klagt nun über fehlende Schläge. Die böse Moorhexe will ein unschuldiges (?!?) Mädchen verführen und wird von einem selbstlosen Jäger bezwungen. Wer ein Zauberartefakt zu seinem eigenen Vorteil missbraucht, der macht Bekanntschaft mit Rapunzels lukrativem Nebenjob. Eine Elfenprinzessin soll den Prinzen des Nachbarvolkes heiraten, obwohl doch alle wissen, dass dessen Bewohner alle knollennasig und krummbeinig sind. Und einige weitere Geschichten, die den Leser ungläubig, lachend und begeistert mit dem Kopf schütteln lassen.


ÄNDERUNGEN IN DER NEUAUFLAGE

Im Buch selbst waren die Geschichten in mehrere Teile getrennt und bunt im Buch verteilt, zwischen Teil eins und Teil 3 lagen oft mehrere andere Geschichten. Dies wurde nun geändert: die dreiteilige Geschichte, BRENNENDE BEGIERDE, wurde zu einer einzigen Geschichte zusammengefasst (übrigens auch getrennt vom Buch erhältlich), die Zweiteiler sind nun hintereinander angeordnet. Großer Pluspunkt!

Das Cover selbst wurde natürlich auch geändert. Ich poste hier zum Vergleich beide Titel. Das alte Cover ist recht nett, der Blick der Frau verspielt, ihr Haar ein wenig verstrubbelt und passend zu den Geschichten wirkt es erotisch aber doch nicht ganz so ernst. Das neue Cover mit mit dem weißen Kleid, der roten Unterlage und der drapierten Frau betont etwas stärker den Märchenaspekt des Buches. Beide Bilder haben ihren Reiz, das neue dürfte vermutlich aufgrund des netten Farbkontrastes die Blicke der Leser noch mehr auf sich ziehen.

Und natürlich wurde ein klein wenig am Text gefeilt, drei Jahre sind eine lange Zeit für einen aktiven Autor, Minden hat sich seitdem gesteigert, und entsprechend hat sie hier und da ein wenig ausgebessert. In den meisten Stories nur ein paar Formulierungen oder kleine Ergänzungen, in den beiden Gaystories an der Perspektive gefeilt, die Geschichten selbst sind jedoch alle original beibehalten.

Als Bonus gibt es zusätzlich die Geschichte WILDES BEGEHREN aus dem Buch LUSTPUNKTE (erscheint in den nächsten Tagen bei Elysion Books), das die bisherigen dunkleren Geschichten des Bandes um einen Gestaltwandler bereichert.


ERZÄHLWEISE, HUMOR

Die Stimmung des Buches erinnerte mich in nahezu jeder Geschichte an eine Disney - Parodie. Eine Prinzessin, zwitschernde Vögel auf dem Baum, dazu ein geträllerter Song im höchsten Sopran, bauschige Kleider und wunderhübsche Gesichtlein mit geröteten Wangen. Und dazu die witzigen Umschreibungen. Ich bin froh, dass ich noch das ältere Buch habe, denn da sieht man, wie die Autorin sich weiterentwickelt hat, ich mag diese Vergleiche. Doch insgesamt besser ist natürlich die Neuauflage, und die kann man inzwischen nicht mehr nur Fans von Minden empfehlen, sondern auch Neulingen.

Ich habe sehr oft gelacht über die absurden Situationen. Meine Lieblingsszene (kein Spoiler) ist ein sterbender Mann, und zack puff steht plötzlich ein goldener Drache auf der Lichtung und bringt alles wieder ins Lot. Keine Ahnung woher, keine Ahnung wohin, aber sollten wir nicht alle so einen goldenen Zauberdrachen haben? Oder der selbstlose Jäger, der - wir sind ja im Erotikroman - der die Moorhexe mit seinem "Jagdgewehr" von hinten außer Gefecht setzt und dem wirklich außerordentlicher Dank für sein uneigennütziges Tun gebührt (wer will es schon mit einer Moorhexe treiben). Wie gesagt: skurril, völlig abgefahren und so ganz anders als alles, was man von einem Buch mit erotischen Kurzgeschichten erwartet.


FAZIT

Aufgeschlossen sollte man auf jeden Fall sein. Denn abgesehen davon, dass eine Menge Märchen und Fantasyfiguren aufs Korn genommen werden, gibt es hier auch so ziemlich alles: Gay, SM, Hetero, freiwillig und unfreiwillig. Wer also ausschließlich Heteroerotik sucht, oder wer sich nicht für SM begeistern kann oder eben etwas Spezielles sucht, der wird hier nicht fündig. Wer vielseitig ist und sich vorstellen kann, dass Humor und Erotik sich nicht gegenseitig ausschließen, der ist hier auf jeden Fall richtig. Absoluter Geheimtipp für alle Inka Loreen Minden Fans, die bisher nur die neueren Werke kennen ;-)

  

SaschaSalamander 09.06.2012, 08.48 | (0/0) Kommentare | PL

Usher Grey 01 - Vampirküsse

henser_usher01_1.jpgNach ihrer Kurzgeschichte >DUNKLE SCHWINGEN< veröffentlicht Nicole Henser nun den ersten Teil ihrer Reihe USHER GREY. Usher Grey ist Dämonenjäger, und er ist ... nun ja, er lässt nichts anbrennen, ob es nun Mensch, Dämon, Männlein oder Weiblein ist ;-)

Im ersten Teil VAMPIRKÜSSE jagt er eine geheimnisvolle Frau, die sich recht bald als Vampir entpuppt. Sie ist noch frisch, kennt sich nicht aus in der für sie neuen Welt, und Usher hat alle Hände voll zu tun, sie vor ihrem Verfolger zu schützen. Einige Zeit später treffen sie einen weiteren Vampir, der ihnen seine Hilfe anbietet - können sie ihm trauen?

Nicole Henser kommt in ihren Geschichten direkt zur Sache. Kein langes Verhandeln, keine unnötige Romantik, sondern aus purer Lust am Sex erlebt der Protagonist leidenschaftlich ein Abenteuer nach dem anderen. Sein dämonischer Freund mag es gerne heiß, die Vampirin dagegen ist noch unerfahren. Und als sie auf den fremden Vampir treffen, muss der erfahrene und dominante Usher sogar den braven Sklaven spielen und so tun, als wäre er ein Untergebener der Lady. Für den Leser heißt das jede Menge Abwechslung. Homoerotik, Heteroerotik, ein wenig Dominanz und Unterwerfung, sogar ein flotter Dreier mit zwei Männern wird hier geboten. Und das war erst der erste Teil! Ich bin gespannt, womit die Autorin in den nächsten Bänden aufwarten wird ;-)

Es ist ein erotischer Roman, daher ist es nur zu erwarten, dass es oft zur Sache geht. Handlung gibt es auch, etwa ab dem zweiten Drittel kommt sie richtig in Fahrt. Davor ist die Handlung eher Mittel zum Zweck, die Autorin kommt in Sachen Erotik meistens gleich zur Sache, sodass dem Protagonisten oft wenig Zeit für Action bleibt, dafür umso mehr Zeit für ein erotisches Abenteuer nach dem anderen. Aber wie gesagt, gegen Ende zieht die Handlung recht gut an, und ich hoffe, dass dies in den weiteren Bänden ebenso vorangeht, denn die Serie hat Potential, und ich kann mir vorstellen, dass Usher noch das ein oder andere Abenteuer nicht nur erotischer Natur vor sich hat.

Was mir besonders gefiel ist der Humor, zwischen Usher und der Vampirin knistert es, und beide können sich hier und da gelegentliche Spitzen nicht verkneifen, die Beziehung (so es denn eine werden wird) zwischen den beiden ist vielversprechend.

Insgesamt eine Geschichte, die sich flink lesen lässt. VAMPIRKÜSSE bietet als Auftakt in die Reihe USHER GREY einen guten Überblick, was die Leser zukünftig erwarten wird: heiße Erotik, die sich an aufgeschlossene Leser richtet, die sich nicht unbedingt auf ein erotisches Genre festlegen wollen sondern die Abwechslung lieben ;-)

SaschaSalamander 06.06.2012, 08.44 | (6/1) Kommentare (RSS) | PL

Moths

skylark_moths_1.jpgINHALT

Jonathan ist Direktor im Naturkundemuseum, privates Hobby sind seine gesammelten Exemplare besonderer Falter. Als ihm ein ungewöhnliches Exemplar eines Totenkopffalters begegnet, ist er begeistert. Doch kurz darauf ist der getötete und präparierte Falter verschwunden, fast als hätte er den Glaskasten gesprengt und wäre davongeflogen. Auf Arbeit begegnet er kurz darauf dem geheimnisvollen Maurice, der sich sehr für einen alten Falter in den Archiven des Museums interessiert und diesen entwendet. Die Ereignisse überstürzen sich: wohin ist der Totenkopffalter verschwunden? Warum interessiert sich erst Maurice und später eine Studentin für den alten, fast zerfallenen Falter im Archiv? Außerdem beginnt auf einmal Eliot, sein bester Freund, der mit einer Frau verheiratet ist, die Zuneigung Jonathans zu erwidern. Und auch Maurice beginnt ihm Avancen zu machen. Was ist das Geheimnis der Schmetterlinge? Und was ist es, das ihn auf einmal an Maurice anzieht?


THEMEN

Auch, wenn Jonathan erst im Laufe des Buches auf die Antwort kommt, so dürfte es kein Spoiler sein, wenn ich sage, dass es in diesem Buch auch um Vampire geht. Recht schnell ist dem Leser klar, warum Maurice auf der Kamera nicht zu sehen ist, woher der unangenehm süßliche Geruch kommt und was es mit dem seltsamen Falter auf sich hat.

Die beiden Themen "Vampire" und "Schmetterlinge" wurde hier wunderschön verwoben. Assoziiert man die Nachtwesen doch eher mit Fledermäusen und anderen dunklen Tieren, so hat Justin sich hier einmal auf ungewohntes Gebiet gewagt. Eine Idee, die durch die Figur Renfields in Bram Stokers DRACULA zwar sehr schön als Vorlage dargeboten aber bisher wenn überhaupt dann nur sehr selten umgesetzt wurde (mir ist keine entsprechende Literatur bekannt).

Für das Thema Vampire selbst hat der Autor einen eigenen Kosmos erschaffen, sich teils auf den klassischen Mythos bezogen, etwa das fehlende Spiegelbild, das Schlafen am Tage, die Ermattung Claudias (die Parallelen zur Figur der Lucy Westenraa bei Bram Stoker aufweist), andererseits aber die bekannten Pfade verlassen. So sind die Vampire hier auf keine Einladung angewiesen und sind auch nicht zwingend auf menschliches Blut angewiesen. Auch ein ungewöhnlicher Trank, der Maurice für kurze Zeit besondere Fähigkeiten verleiht, wurde in die Geschichte eingewoben. Kurz, das Thema wurde geschickt aufgegriffen und dabei doch innovativ umgesetzt, sodass es etwas ganz Eigenes darstellt. Kein Schmachtschinken a la Meyer, keine künstliche Reihe wie Lara Adrian oder J R Ward, sondern einfach ein spannender Einzelband, der sich geschickt den Vergleichen zu anderer Vampirromantik entzieht.

Auch die nebenbei eingestreuten Informationen über Falter bzw Schmetterlinge wurden gekonnt in die Geschichte eingebaut. Man erkennt die Recherche des Autors, zugegeben animiert sie sogar stellenweise dazu, selbst nachzuschlagen, sich die entsprechenden Bilder der zugehörigen Arten anzusehen und mehr über den Mythos dieser als Unheilsboten gefürchteten Wesen zu erfahren.



CHARAKTERE

Die Charaktere des Buches haben es mir besonders angetan, denn der Autor hat nicht wie in diesem Genre (sowohl Vampire als auch Erotik) übertrieben. Er hat realistische Charaktere erschaffen, ganz ohne Superlative. Maurice ist nicht Jahrhunderte alt, "nur" etwa 100 Jahre. Er ist in dieser Zeit reifer geworden, ihn umgibt ein Hauch von Mysterium, seine Ausstrahlung zieht Jonathan in den Bann, jedoch alles in einem angenehm dezenten Rahmen.

Jonathan ist ein rationaler Mensch, und auch ihn finde ich sehr realistisch dargestellt. Er ist verliebt in einen Mann, der mit einer Frau verheiratet ist. Ich bin dem Autor dankbar, dass er mit diesem Hintergrund keinen Schmachtfetzen aus unglücklicher verbotener Liebe gemacht hat, sondern dieses Element nüchtern in das Buch einfließen lässt. Eliot ist verheiratet, Jonathen ist Realist und weiß sich zurückzuhalten, bis tatsächlich ein Zufall zu mehr führt.

Auch die Bindung zwischen Maurice und Jonathan ist sehr gut dargestellt. Zu Beginn fühlt sich Jonathan abgestoßen, der Vampir ist ihm unangenehm in seinem Auftreten, seinem Verhalten, seinem Geruch. Doch die Art, wie die beiden sich näherkommen, ist nachvollziehbar. Ohne Bauchkribbeln, ohne aufgesetzten Zuckerguss, dafür aber glaubhaft und realistisch (soweit ein Buch über Vampire realistisch sein kann, versteht sich).


SPRACHE

Die Sprache passt zu Jonathan: nüchtern, sachlich, beschreibend. Der Protagonist ist Wissenschaftler, er ist äußerlich kühl und weiß seine inneren Bedürfnisse zurückzuhalten. So ist auch das Buch: die Geschichte ist schnörkellos erzählt, zielstrebig und ohne Umschweife schildert der Autor das Aufeinandertreffen der drei unterschiedlichen Figuren. Dabei wirken Wortwahl und Satzbau oft ein wenig altmodisch und distanziert, was sich sehr angenehm liest und dem Buch sogar einen zusätzlichen Hauch von Mystik verleiht. Man meint die verstaubten Archive des Museums zu riechen, den süßlichen Geruch von Maurice, fühlt sich inmitten das Wüten des Spanischen Bürgerkrieges versetzt.


HANDLUNG / EROTIK

MOTHS ist ein homoerotischer Roman, den ich in diesem Fall aber nicht neben die typischen Gay und Paranormal Romances stellen möchte. Er hat, wie oben bereits erwähnt, etwas Eigenes geschrieben, das zu vergleichen mir schwer fällt. Ungewöhnlich die altertümlich anmutende Sprache, die der Geschichte allein schon aufgrund des Schreibstiles einen ganz eigenen Reiz verleiht, sehr gut zu der zwar innigen aber doch unglücklichen Affaire Jonathans passt.

Zudem gibt es zwar erotische Momente, doch diese halten sich sehr im Hintergrund, die Geschichte selbst hat absoluten Vorrang und ist sehr gut durchdacht und aufgebaut. Es ist erkennbar, dass der Autor Wert auf eine spannende Geschichte legte, die zwar angenehm einfach zu lesen aber doch geschickt aufgebaut ist. Kleine zwischendurch gestreute Hinweise verdichten sich, der Leser erfährt nach und nach immer mehr, bis hin zum Showdown, der ebenfalls Überraschungen bereithält, die sich zu Beginn bereits zwischen den Zeilen ankündigten. Ich liebe es, wenn Bücher so geschickt aufgebaut werden.

Die Handlung, wie gesagt im Vordergrund. Die Erotik dennoch ein wichtiger Aspekt. Justin beschreibt keine Details des Aktes, er geht sogar noch weiter: wie soll ein Vampir ohne Stoffwechsel überhaupt zum Akt fähig sein? Und der Mann aus Fleisch und Blut, den Jonathan begehrt, ist bereits vergeben. Hier und da gibt der Autor seinen Figuren die Möglichkeit, sich näherzukommen, doch diese Szenen werden bis auf eine Ausnahme unterbrochen. Aber: Guter Sex beginnt im Kopf. Und so darf Jonathan Lust auf eine Weise erleben, die nur sehr wenigen Protagonisten vergönnt ist, nämlich so intim und innig, wie körperliche Vereinigung der Geschlechter es kaum zu bieten vermag.

Ich fand diesen Ansatz wunderbar. Und ich glaube noch keinen erotischen Roman gelesen zu haben, der so sexy war und dabei nicht einmal wirklich Sexszenen enthielt. Als es einmal wirklich "zur Sache geht", wahrt Justin respektvoll den Abstand, regt das Kopfkino des Lesers umso mehr an.

Ebenfalls ungewöhnlich ist, dass das Buch kein Happy End bietet. Trotzdem war ich völlig zufriedengestellt, denn alle Beteiligten haben an der Situation gewonnen. Das Leben ist nicht immer romantisch und gut, aber auch ein trauriges Ende kan ein gutes Ende sein. Das Buch ist abgeschlossen, bietet dennoch Stoff für eine Fortsetzung, lässt auch dem Leser Raum für eigene Ideen. Selten war ich nach einem erotischen / romantischen Buch innerlich so zufrieden wie nach diesem.


FAZIT

Was das Buch nicht bietet: heiße Liebesschwüre, wilden Sex, animalische Vampirerotik, Erotik der Superlative. Was der Leser statt dessen geboten bekommt: eine intelligente und gut recherchierte Geschichte mit glaubwürdigen Charakteren, gewürzt mit ungewöhnlicher Erotik. MOTHS ist ein Titel, der für mich zu meinen Favoriten des Genres zählt und dessen Figuren mich noch einige Zeit durch den Alltag begleiten werden.

SaschaSalamander 18.05.2012, 18.30 | (0/0) Kommentare | PL

Dracula

stoker_dracula_1.jpgINHALT, AUFBAU

Nein, den Inhalt dieses Buches muss ich nicht widergeben. Bram Stokers DRACULA ist ein Klassiker. Es mag nicht der erste Vampirroman sein, aber er setzte Maßstäbe, an ihn denkt man, wenn man das Wort VAMPIR hört. DRACULA kennt man, meine Generation spätestens seit der Verfilmung durch Coppola 1992 mit Gary Oldman und Sir Anthony Hopkins. Wer trotzdem gerne lesen möchte, worum es in diesem Roman geht, der kann bei >Wikipedia< eine umfassende Beschreibung des Inhalts lesen.

Der Roman ist keine reine Erzählung von A nach B, sondern die Handlung wird in drei inhaltliche Hauptteile gegliedert: zuerst schreibt der Anwalt Jonathan Harker Tagebüch über seine Erlebnissen auf Schloss Dracula. Die Spannung wächst, der Leser beginnt zu ahnen, was es mit dem geheimnisvollen Schlossherrn auf sich hat, die Angst steigert sich, und es ist am Ende ungewiss, was mit Jonathan Harker passierte. Die Geschichte baut sich auf, durch die Unmittelbarkeit des Ich-Erzählers in Tagebuchform ist der Leser sofort mitten im Geschehen.

Im zweiten Teil folgt ein Briefwechsel zwischen verschiedenen Personen (Jonathans Verlobte, deren Freundin, deren Bewunderer, Professor Van Helsing) sowie Berichte unbeteiligter Personen (eine Krankenschwester, Zeitungsausschnitte, ein Logbuch). Durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven Bekommt der Leser nach und nach immer mehr Puzzleteile gereicht, das Gesamtbild bleibt vorerst unklar. Die Bedrohung, welche dadurch entsteht, ist noch nicht greifbar und dadurch umso beängstigender: eine junge Frau weist seltsame Krankheitssymptome auf, ihre Heilung scheint unmöglich.

Der dritte Teil befasst sich endgültig mit der Jagd nach dem Vampir. Hier nutzt der Autor wie auch schon im zweiten Abschnitt vor allem Briefe und Tagebücher als Transportmittel für die Handlung. Der Leser wird hin- und hergerissen zwischen den einzelnen Charakteren, spürt deren Angst und Entschlossenheit.


ERZÄHLWEISE DES HORRORS

Ach, ich liebe die alten Bücher, diese gehobene Sprache. Die Autoren spielen gekonnt mit Worten, und besonders im Genre Horror liegt der Horror nicht wie heute auf der Hand, es muss kein Blut fließen und sinnlos gemetzelt werden. Das Grauen spielt sich ab im Kopf des Lesers. Die Sprache erzeugt eine dichte Atmosphäre, und die subtilen Andeutungen lassen den wahren Schrecken hinter den Worten erahnen.

Wer offensichtlichen Thrill wünscht und voyeuristische Zurschaustellung von Gewalt braucht, um sich so richtig zu gruseln, der ist bei Autoren wie Bram Stoker, Edgar Allan Poe, H P Lovecraft, Mary Shelley falsch. Aber wer es mag, wenn der Nebel auf dem Kopfsteinpflaster wabert, wenn das Käuzchen ruft, wenn Symbole und Ahnungen mehr Gewicht erhalten als bloße Fakten, ... wer es mag, wenn das Grauen so unvorstellbar und schrecklich ist, dass kein menschliches Wort es zu fassen vermag und der Protagonist dem Wahnsinn anheimfällt ... der ist bei DRACULA genau richtig.


SPRACHE

Und das Schöne: habt keine Angst, dass das Buch verstaubt daherkommt. "Klassiker", das hat was von "langweilig", meint man im ersten Moment.Ja, die Sprache liest sich manchmal etwas ungewohnt. Aber dennoch sehr gut verständlich und flüssig. Hier und da finden sich veraltete Wörter bzw Fremdwörter anstatt der heute üblichen Begriffe, etwa >"Kalesche"< oder "Rekognoszierung". Ein Satz, der mir sehr gefiel: "Sie sind ein Mann, und nicht der schlechtesten einer". Soviel Aussage in den wenigen Worten, so klar und direkt, und dahinter so viel Unausgesprochenes.

Dieses Hörbuch basiert auf dem Buch "Bram Stoker: Dracula. Ein Vampyr-Roman" in der Übersetzung von Heinz Widtmann 1908, erschienen am 1. Januar 2012 bei dtv. Es wurden nur unwesentliche Kürzungen vorgenommen, ansonsten ist das Buch im Original belassen worden.

Nun muss ich zugeben, dass ich mich nicht auskenne, welche Übersetzung wohl die beste ist. Kull, Leder, Willms, Widtmann, Bergner, da habe ich keinen Vergleich. Aber ich empfand die Sprache als sehr angenehm und lauschte den Sprechern gerne.

Ein Zitat, das mir ebenfalls sehr zusagte und die Sprache des Buches gut widergibt, habe ich bereits gebloggt: >Dracula<


UMSETZUNG ALS HÖRBUCH

Als ich die riesige Anzahl von Sprechern las, dachte ich, es handle sich um ein Hörspiel: Jacob Weigert, Katharina Thalbach, Bernd Stephan, Regina Lemnitz, Robert Missler und einige andere. Doch statt dessen wurden jedem Protagonisten einzelne Sprecher zugeteilt. Jonathans Tagebücher, Lucys Briefe, Minas Tagebücher und Briefe, der Korrespondent für den Zeitungsartikel, der Kapitän des Schiffes in seinem Logbuch und so weiter.

Die Sprecher passen sehr gut in die jeweiligen Rollen. Besonders Jacob Weigert als Jonathan Harker, Katja Danowski als Mina Harker und Ulrike Hübschmann als Lucy Westenraa gefielen mir sehr gut, ich hatte sofort ein klares Bild der jeweiligen Person vor Augen. Besonders Mina, die die unterschiedlichsten Emotionen durchläuft, präsentiert sich als absolut überzeugend.

Und dann hat der Verlag etwas gewagt, das ich wirklich mutig finde: Die Rolle des DRACULA wird gesprochen von - Katharina Thalbach! Ja, richtig, von einer Frau. Katharina ist eine der Großen im Hörbuchgeschäft, über ihre Qualität als Sprecher muss man nicht diskutieren. Aber als Mann? Noch dazu als einer DER Männer der Weltliteratur? Ich kann verstehen, wenn dies die Meinungen spaltet, und gerade deswegen finde ich es sehr mutig. Und ich muss sagen, mir hat dieses Experiment außerordentlich gut gefallen. DRACULA ist schließlich kein junger Mann mehr in der Blüte seiner Jahre, er ist ein alter, gebrechlich wirkender Mann, seine Stimme krächzend und hoch, wie alte Männer eben manchmal klingen. Und ganz ehrlich - mir ist es am Telefon schon häufig passiert, dass ich einen Mann als Frau angesprochen habe oder umgekehrt, nicht immer ist das sofort ersichtlich, daher fand ich diese Idee auch sehr glaubhaft. Ich empfand Frau Thalbach als eine gelungene Wahl für den Grafen. Ich brauchte ein paar Minuten, mich umzustellen, aber danach war ich begeistert und hätte gerne noch mehr davon gehört.

Durch die unterschiedlichen Sprecher ist das Hörbuch gekonnt umgesetzt. Trotzdem gibt es etwas, das mich ein wenig störte: Wenn Jonathan Tagebuch schreibt, legt er Dracula Sätze in den Mund. Diese werden von Frau Thalbach gesprochen. Im weiteren Verlauf der Geschichte wird dies unterschiedlich umgesetzt: wenn jemand in einem Brief oder Tagebucheintrag eine andere Person in wörtlicher Rede auftreten lässt, spricht mal der Schreiber, mal die sprechende Person. Ich hätte mir hier mehr Regelmässigkeit und Konsequenz gewünscht: entweder, man lässt immer den Schreiber sprechen, oder man übergibt jegliche wörtliche Rede an den betreffenden Sprecher. Aber gut, es hat den Hörgenuss nicht beträchtlich getrübt, mir lediglich ein "schade" entlockt.


BOOKLET

Normalerweise sind die Booklets im Jumbo- und GoyaLit - Verlag wenig erwähnenswert, hier hat man sich dafür mal wieder richtig Mühe gegeben. Es ist toll, wenn man als Käufer nicht nur die CDs, sondern auch ein bisschen Material auf der Hand hat. Eine Beschreibung aller Sprecher und ihrer Rollen, dazu ein wenig Hintergrundinformation über das Werk DRACULA selbst im damals zeitlichen Kontext sowie seiner Bedeutung für das Vampirgenre. Interessant ist auch, welche Recherchen der Autor für dieses Buch betrieben hat und warum der Roman letztendlich in Rumanien spielte statt wie ursprünglich geplant in der Steiermark. Auch Leben und Werk des Autors werden chronologisch aufgeführt.


FAZIT

DRACULA selbst mag ich nicht bewerten, es ist zu Recht einer der Klassiker, und es war mir eine Freude, dieses Werk erneut zu genießen. Was hier also zu bewerten ist, das ist die Umsetzung. Und die hat mich mit wirklich überzeugt, sodass ich sie gerne weiterempfehle.

SaschaSalamander 24.04.2012, 09.33 | (0/0) Kommentare | PL

Blutsvermächtnis

felsing_blutsvermaechtnis_1.jpgINHALT

Klappentext: Man nennt Menschen wie sie Dream Shaper, doch Nevaeh Morrison, eine Paläopathologin aus LA, verdrängt ihre paranormale Gabe. Sie begegnet dem ältesten denkenden Wesen der Welt: Elasippos, eine geheimnisumwobene Persönlichkeit von ganz besonderem Blut. Dem seit Jahrhunderten zurückgezogen lebenden Elia drohen seine unbedacht gelegten Spuren der Vergangenheit zum Verhängnis zu werden. Sie lassen Nevaeh in das Fadenkreuz eines blutrünstigen Vampirs auf der Suche nach dem Blutsvermächtnis rücken. Ein persönlicher Feind hat zudem eine Rechnung mit ihr zu begleichen und zusätzlich steht die erste Begegnung von Nevaeh und Elia unter keinem guten Stern: sie sieht in ihm den Entführer ihres Vaters.


STORY, AUFBAU, GENRE

Die Geschichte ist sehr schwer widerzugeben, da sie viele unterschiedliche Handlungsstränge der Vergangenheit und Gegenwart hat. Außerdem sind einige Menschen nicht die, welche sie vorgeben zu sein. Dazu kommt, dass jemand für tot erklärt wird und dennoch lebt. Außerdem wird von Vampiren geredet, obwohl außer dem langen Leben und dem Ernähren von Blut wenig Gemeinsamkeit besteht, allerdings gibt es für Wesen wie ihn keinen festen eigenen Begriff. Es wäre zu kompliziert, all diese Dinge in wenigen verständlichen Sätzen zu erklären. Dies ist die große Stärke, aber auch eine gewisse Schwäche des Buches: das Buch ist sehr komplex und spannend, bis zum Ende bleiben viele Elemente unklar, auch das Verhältnis der einzelnen Charaktere zueinander wird erst nach und nach entwirrt. Der Stammbaum auf der letzten Seite kann noch nicht alle Zusammenhänge erfassen und offenbart sich dem Leser erst schrittweise. Stellenweise schon etwas zu kompliziert für das eigentliche Genre; abschalten und einfach nur treiben lassen sollte man sich nicht vom Text, dazu muss man ihn stellenweise zu aufmerksam lesen.

Das erste Drittel kommt nahezu ohne romantische Anteile aus. Zwar sehen sich die beiden Protagonisten aus der Ferne, kennen sich jedoch noch nicht. In diesem Drittel ist vieles recht kompliziert zu verstehen, da Dinge angedeutet werden, der Protagonistin selbst noch unklar sind und sich erst nach und nach entwirren. Es erfordert etwas Geduld, am Ball zu bleiben, doch diese Geduld wird belohnt: nach ziemlich genau dem ersten Drittel trifft das Paar aufeinander, dann funkt es gewaltig. Eine Liebe, vom Schicksal vorbestimmt schon seit über 12 000 Jahren, so mächtig und intensiv wie keine andere. Ab diesem Moment verweben sich Action, Thrill, Abenteuer, Romantik, Phantastik und mythologische Inhalte zu einer Geschichte, die ihren eigenen Weg geht, etwas ganz Neues kreiert, frei von den Zwängen anderer Geschichten und Klischees. Das hat den Vorteil, dass man hier etwas ganz Besonderes zu lesen bekommt. Aber, wie gesagt: man muss recht aufmerksam lesen, sich gut konzentrieren.


CHARAS

Die Charaktere sind sehr genau erdacht und beschrieben, das erste Drittel befasst sich vor allem mit Charakterentwicklung und Entwicklung der einzelnen Figuren. Außer den zwei Hauptfiguren gibt es viele weitere Personen, die tragende Rollen innehaben und regelmässig auftreten. Auch wenn man selbst oft anders gehandelt hätte, kann man verstehen, warum Nevaeh und Elasippos auf diese Weise gehandelt haben, ihre Motivation ist sehr gut dargestellt. Jeder Leser wird wohl recht bald seine Lieblingsfigur gefunden haben. Mir selbst gefiel Crichton, Elasippos Butler sehr gut, er verkörpert einen alten Adligen, der treu im Dienst seines Herren steht und dabei doch seinen eigenen Kopf hat.


SPRACHE, ROMANTIK

Die Sprache ist für einen Romance gehoben, der Satzbau und die Wortwahl sind angenehm, manchmal etwas ungewohnt. Man hat sich jedoch flink eingelesen.

In den romantischen Momenten wird es ziemlich heiß. Wer auf inhaltliche Superlative steht, wird hier voll auf seine Kosten kommen: die Liebe zwischen Elasippos und Nevaeh ist etwas ganz Besonderes, mehr als die Liebe zweier normaler Sterblicher. Und entsprechend intensiv sind die Gefühle beschrieben. Der Situation und den Figuren ist dies absolut angemessen und passend. Was ich sehr schön finde: das Buch basiert nicht auf Sex. Bis auf den Schluss muss der Leser sich mit Küssen, Berührungen und Blicken genügen, doch diese sind feuriger und erregender als mancher Akt in anderen Büchern. Eliasippos ist uralt, und entsprechend stehen ihm finanziell, räumlich und emotional eine Menge Kniffe zur Verfügung, um seine Angebetete nach allen Regeln der Kunst zu verführen, ihren Geist für sich einzunehmen und ihr seine Liebe zu zeigen. Doch so alt er auch sein mag - perfekt ist er nicht, und natürlich gibt es auch die obligatorischen Verwicklungen und Missverständnisse, bevor man BLUTSVERMÄCHTNIS mit einem Happy End abschließen kann ;-)


FAZIT

Ein ungewöhnlicher Titel, der die Grenzen der Genres hinter sich lässt. Hauptsächlich geschrieben für Fans von Paranormal Romance und Romantic Thrill, bietet dieses Buch inhaltlich und sprachlich weit mehr als erwartet. Nichts für nebenbei, sondern genau richtig, um sich auf hohem Niveau angenehm zu unterhalten. 

SaschaSalamander 16.01.2012, 09.23 | (0/0) Kommentare | PL

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