SaschaSalamander

Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Historisch

Amadeus 01 - Wolferl

VORAB

Bereits letztes Jahr hat der Hörplanet sein neues Projekt angekündigt, lange wurden die Hörer auf die Folter gespannt, lange stellte sich die Frage, was nun bald kommen würde. Dann wurde es enthüllt: AMADEUS. Ein Hörspiel um den berühmten Wolfang Amadeus Mozart. Was natürlich zu Ratlosigkeit aber auch Neugier führte, denn das klang doch sehr gewagt und ungewöhnlich, die ersten Teaser dienten weniger einer Antwort auf die Frage nach dem Inhalt der neuen Serie als darauf, die Hörer neugierig zu machen. Auch das Genre war unklar. Was mich persönlich betrifft muss ich offen sagen, dass ich sehr, sehr skeptisch war. Sosehr ich klassische Musik liebe, und so gerne ich Hörspiele mit historischem Hintergrund mag - ein Mozartfan war ich noch nie, und auch Ort und Zeit in Wien sind nicht gerade das, was ich mir als spannende Kulisse ausgemalt hätte. Um die Hörproben bin ich lange herumgeschlichen, habe es nicht so recht gewagt. Nun aber lagen die ersten drei Folgen vor mir, und ich habe mich auf das Abenteuer AMADEUS eingelassen. Und jetzt ... tja, jetzt bin ich angefixt und werde versuchen, Euch ebenfalls neugierig zu machen ;-)


KLAPPTENTEXT

Es war im Frühjahr 1781. Wir hatten unsere Reise nach Wien unterbrochen und in einer kleinen Poststation Halt gemacht. Dort gingen furchterregende Dinge vor sich. Was mochte dem armen Mädchen widerfahren sein, das am ganzen Leib zitterte und unentwegt ins Feuer starrte? Und welch blutiges Schicksal war dem Gangleder beschieden, den wir tot auf dem Häußgen fanden - grausam zugerichtet und mit geraubtem Herzen. Mit dem Mute der Verzweiflung folgten Amadeus und ich der Blutspur des Mörders…


GRUNDIDEE, RAHMEN, GENRE

Jürgen Kluckert (Tim Denham, Benjamin Blümchen, Mr Crabs) bildet den äußeren Rahmen der Geschichte. Der gealterte Arzt Dr. Justus Resch erzählt von damals, als er Mozart begegnete und was er mit ihm erlebte. Kluckerts Texte sind teils philosophisch angehauchte Monologe, teils handlungsbegleitende Beschreibungen. Jedoch wird hier nicht der Schwerpunkt auf den Erzähler gelegt, der die Geschichte vorantreibt, die Geschichte wäre auch ohne diesen Part sehr gut zu verstehen und könnte gut auf eigenen Beinen stehen. Von daher bin ich sehr gespannt, ob dies noch eine tiefere Bewandnis haben wird. Natürlich, Resch und Mozart werden gemeinsam vieles erleben, sodass er sich als Beobachter eignet. Doch noch ist offen, ob dem Arzt später eine engere, vertrautere Rolle zukommen wird, oder ob er weiterhin der zufällige Begleiter an der Seite des jungen Komponisten bleibt.

Die Handlung selbst wird als Hörspiel erzählt, beinhaltet mystische und kriminalistische Elemente. In der ersten Folge ist anfangs unklar, ob Mozart und Resch es mit einem Werwolf zu tun haben, oder ob menschliche Machenschaften hinter dem grausen Mord stecken. Durch die düstere Untermalung wirkt es gruslig, jagt beim Hören einen leichten Schauder über den Rücken, ist stellenweise regelrecht eklig. Der Hörplanet hat die Einteilung in ein einziges Genre hier klar vermieden, setzt sich über die Schubladen hinweg und vermischt Historie, Krimi, Thriller und Mystery auf ungewöhnliche Weise. Zugegeben, ich hatte diese Konstellation anfangs für nicht möglich gehalten, und das Cover mit einerseits dem traditionell mystischen Wolf und andererseits dem allseits bekannten Mozart-Bild lässt den Hörer irritiert zurück. Doch nach dem Hören ist klar: dieser Mix ist gelungen!

Die Verbindung aus Fiktion und Realität ist etwas, das ebenfalls zum Konzept dieser neuen Serie gehört. So finden sich immer wieder Anspielungen auf reale Geschehnisse sowie auch das Leben des großen Komponisten. Auf der anderen Seite ist da natürlich die künstlerische Freiheit, Mozart auf eine Reise zu schicken, wo er immer wieder in tödliche Abenteuer verstrickt wird. Es gibt reale Charaktere (so trifft der Hörer ab der zweiten Folge etwa auf Constanze Weber), doch die meisten Figuren, allen voran Mozarts Begleiter Dr. Justus Resch, sind fiktiv.

Mozart und Resch stellen übrigens kein klassisches Ermittlerduo dar. Während Dr. Resch sich seine eigenen Gedanken dazu macht, ist Mozart vielmehr mit sich selbst beschäftigt. Dies gefällt mir, weicht in seiner Struktur klar von den klassischen Mustern aus Ermittler und Helfer ab und bietet dadurch abwechslungsreiche Spannung, die einmal nicht nach dem üblichen Muster verläuft.


CHARAKTERE, SPRECHER

Mozart ist ein Charakter, der für ein Hörspiel ungewöhnlich ist, in den üblichen Medien aber bereits eine inzwischen schon übermäßige Präsenz zeigt. Zeichentrickfilm, Realverfilmung, Bücher, er ist einfach eine schillernde Persönlichkeit, eine ideale Mischung aus Genie und Wahnsinn, dazu eine ordentliche Ladung Arroganz, Egoismus und kindlichem Gemüt. Es ist schwer, ihn wirklich zu mögen, er war ein unangenehmer Zeitgenosse, und dennoch faszinierend und auf seine Weise trotz allem auch irgendwie sympathisch. Diese Widersprüche werden hier sehr gut eingefangen. Tim Knauer ist die ideale Besetzung für den quirligen Lebemann, verkörpert die kindlich verspielte Leichtigkeit ebenso realistisch wie den derben Humor und die selbstbezogenen Momente. Tim Knauer hat als Sprecher sowohl in Hörspielen wie auch TV-Serien bereits Erfahrung gesammelt, war mir bisher als Stimme jedoch nicht präsent. Es gefällt mir, eine neue Serie auch mit neuen Sprechern zu besetzen. Dadurch wird mir als Hörer der Zugang erleichtert, ich muss keine alten Rollen und Bilder aus meinem Kopf löschen, um mich neu darauf einzulassen, sondern kann völlig aufgeschlossen den neuen Stimmen lauschen.

Dr. Resch wird gesprochen von Kim Hasper. Ihn kannte ich bereits als Tom Cole aus POINT WHITMARK, außerdem spricht er in weiteren Hörspielreihen wie auch als Synchronsprecher für Filme, TV-Serien und Anime. Auch er also ein professioneller Sprecher, der dennoch angenehm frisch klingt und wunderbar zu dieser ruhigen Rolle passt. Der analytische und gebildete Dr. Resch ist das Gegenstück zum hyperaktiven Mozart, ist ruhig und besonnen, macht sich umfassende Gedanken und ist ein scharfer Beobachter. Als Arzt hat er schon viel gesehen, ist nicht leicht zu beeindrucken. Während die anderen Mozarts grenzverletzendes Verhalten als störend empfinden, kommt er gut mit ihm klar, vermag seine Aufdringlichkeit zu ignorieren und sich stattdessen auf seine Lebendigkeit und Lebensfreude einzulassen

Die Nebencharaktere sind sehr schön dargestellt, die Sprecher verleihen ihnen glaubhaft Leben, und auch die Dialoge werden ihnen geschickt in den Mund gelegt, schnell hat man einen Zugang gefunden zu den Mitreisenden und den Wirtsleuten. Mit Tomas Petruo, Victoria Sturm, Sabine Jäger, Rainer Fritzsche, Stefan Fredrich, Bert Franzke, Harald Effenberg, Frank-Otto Schenk und Dennis Rohling finden sich hier Sprecher, die man als LADY BEDFORT-Fan alle bereits gehört hat, gelegentlich auch aus anderen Produktionen kennt und die mit ihrem Auftreten überzeugen.


DIALOGE

Die Dialoge sind das, was für mich den größten Reiz an dieser Folge ausmacht. Sie stellen die Verbindung zwischen den düsteren Geschehnissen und der locker-verspielten Art des "Wunderkindes" Mozart dar. Mir gefällt der Witz, den der Autor Sebastian Weber (ORDENSSCHWESTER AMELIE, LADY BEDFORT) hier geschickt eingebaut hat. Mozart steht immer im Mittelpunkt, selbst wenn er nur im Hintergrund agiert, ständig muss er dazwischenreden, Selbstgespräche führen, sich unpassenderweise einbringen. Er fällt den Leuten ins Wort, beendet ungefragt deren Sätze, immer muss sich alles nur um ihn drehen. Und er ist bekannt für seine derben Ausdrücke, die auch hier nicht geschönt werden. Hier spricht er auch schon mal von Ärschen oder davon dass er furzen muss. Dabei wirkt die Sprache nicht vulgär, sondern eher humorvoll, und sie passt auch in die damalige Zeit, wo es nicht unüblich war, sich auf diese Weise auszudrücken. Es freut mich, dass man hier kein Blatt vor den Mund genommen hat. So unverblümt Mozarts Äußerungen sind, so filigran, gewandt und voller Wortwitz sind die Aussagen von Dr. Resch und den anderen Charakteren. Ich liebe die Wortgefechte, mal simpel und direkt, mal wortreich und verstrickt. So etwa "Ich habe die Ehre, das Missvergnügen zu haben", "wenn ich mich damit zufrieden geben würde, was ich habe, wenn ich mich je zufrieden gegeben hätte, was wäre ich dann" oder "der Mann HAT keine Wunde, der IST eine Wunde".

Die Handlung selbst ist recht düster, es gibt einige Gänsehautmomente, actionreiche Spannung und einen Showdown mit einer Verfolgungsjagd. Und besonders in den tragischen Momenten kann Mozart es nicht lassen, ein unpassendes Kommentar abzuliefern. Es klingt wie eine unvereinbare Mischung, doch dem Label ist es gelungen, diesen schmalen Grat nicht zu überschreiten, niemals ins Alberne abzudriften oder die Atmosphäre zu zerstören.


UMSETZUNG

Die Atmosphäre ist trotz des Humors und der Leichtigkeit der Charaktere eher düster, man meint beim Hören regelrecht den Nebel zwischen den Bäumen aufsteigen zu sehen, wenn die Kutsche ihre Rast im Wald macht. Die Geräusche und Effekte sind genau so, wie ich sie mag: man muss sehr bewusst darauf achten, sonst gehen sie wie selbstverständlich in der Handlung unter, ergänzen die Sprecher und dienen vor allem einem dichten Hörgenuss ohne "Lücken". In besonderen Momenten allerdings treten sie hervor, man hört beispielsweise die Knochen knacken, das Blut spritzen, eine ordentliche Portion Ekel, die sogar den erfahrenen Wundarzt Dr. Resch überrascht.

AMADEUS ist ein Hörspiel auf historischer Basis, und die damalige Zeit wird hier vor dem inneren Auge des Hörers lebendig. Altmodische Formulierungen, damals übliche Redensarten, die Gepflogenheiten, auch Anspielungen auf die Forschung, Politik und Gesellschaft finden sich zuhauf und sorgen für eine realistische Umsetzung des Themas. Der Autor hat sich intensiv mit dieser Zeit auseinandergesetzt und versteht es, die Hörer in seinen Bann zu ziehen, auf eine spannende Zeitreise zu schicken.

Dem Hörspiel gelingt es außerdem, beide Hörerschaften zufriedenzustellen: die "Nebenbei-Hörer", die gerne während des Abspielens Hausarbeit erledigen, Auto fahren etc. Aber auch die "Puristen", die sich bewusst hinsetzen und nur dem Inhalt lauschen. Der Handlung ist einfach zu folgen, die Atmosphäre wird gut transportiert, der Humor ist auch nebenbei ersichtlich. Wer sich allerdings intensiver auf das Werk einlässt, bekommt viele Feinheiten und unterschwellige Anspielungen und Scherze geboten, die bei oberflächlichem Hören wohl verlorengehen (aber nicht handlungsrelevant sind). Somit also perfekt, die CD auch mehrfach zu hören, ob nun nebenbei oder pur.


MUSIK

Die Musik sind Variationen zu - na, zu was sonst, zu Mozarts Werken. Sowohl inhaltlich (etwa die Anspielung auf sein Werk IDOMENEO) als auch musikalisch dreht sich neben dem Mord natürlich alles um Mozart. Titelsong der Serie ist die bekannte Melodie aus der Symphonie No 40 in einer sehr schönen, Hörplanet-typischen Variation. Diese taucht abgesehen vom Intro auch gelegentlich als Teil des Soundtracks auf. Auch andere bekannte Themen des Komponisten werden aufgegriffen, bekommen ein neues Gewand und werden teilweise recht original übernommen und andernorts geschickt überarbeitet und zu beinahe neuen Melodien verarbeitet. Auch hier ist der Spagat gelungen: es ist erstaunlich, dass diese verspielten, leichten Melodien als Untermalung für ein solch düsteres Hörspiel dienen können, doch es funktioniert.

Bekannte und weniger bekannte Melodien des großen Musikers werden in das Hörspiel eingebunden. Auch eigene Kompositionen des Hörplaneten fließen in den Soundtrack ein und bilden eine kongeniale Untermalung der jeweiligen Handlung. Auch, wenn man als Hörer wohl nicht jede von Mozarts 626 Melodien kennt und daher nicht immer klar differenzieren kann - es gefällt und passt wunderbar zusammen. Mir hat die Musik in dieser ersten Folge ausgesprochen gut gefallen und sorgt dafür, dass ich mir die CD gerne mehrfach anhören werde.


FAZIT

AMADEUS 01 WOLFERL ist ein gelungener Auftakt in die lange erwartete neue Serie. Dramatik, Mystery, Spannung, ein historisches Setting und jede Menge Unterhaltung - der Hörplanet hat es geschafft, ein Hörspiel auf den Markt zu bringen, wie es in dieser Form noch nicht zu hören war. Ich wünsche der Serie großen Erfolg und hoffe auf viele weitere Folgen voller Tiefgang und Esprit.

Wertung: 14,5 von 15 schändlichst vernachlässigte Spinette

SaschaSalamander 18.09.2012, 08.29 | (0/0) Kommentare | PL

Beim ersten Sonnenstrahl

Teil 1 habe ich >hier< bereits besprochen, >hier< findet Ihr meine Gedanken zu Teil 2.

Dies ist also der dritte Teil des Projektes BEIM ERSTEN SONNENSTRAHL. Die Autorin hat dieses Buch in drei Teilen veröffentlicht, was einen recht gewagten Versuch darstellt: man kann nichts mehr rückgängig machen und ist an die vorherige Story gebunden, die Leser hegen bereits gewisse Erwartungen, und es ist alles "nicht so ganz aus einem Schliff" wie sonst bei Büchern üblich. Ich bin sicher, dass dies eine Form des Arbeitens ist, an dem ein Autor sehr viel über sich, sein Arbeiten, seine Technik erfahren kann und an sich selbst wächst.

Was ebenso wie in den ersten beiden Bänden auffällt ist die detailgetreue historische Recherche. Besonders die Ausstellung hat mich sehr fasziniert, von der Anordnung der Räume und Aussteller hin zu den vorgestellten Erfindungen. Der Leser profitiert davon, dass die Autorin konkrete Vorlagen für ihr Buch verwendet hat und selbst ein sehr klares Bild vor Augen hatte beim Schreiben.

Bei all dieser Detailverliebtheit hätte ich mir gewünscht, alle Anspielungen und Besonderheiten zu entdecken. Der dritte Teil strotzt weit mehr als die ersten beiden vor Produkten, Händlern, Gimmicks, aber auch Anspielungen auf berühmte Schriftsteller, auf die Palmblattbibliothek, ja sogar ein kleiner kleinen Hommage an Batman (jedoch absolut in die Zeit passend und mit einem witzigen Twist).

Was mich freute war das Einbinden einiger meiner Lieblingsautoren. Verne, Hugo, Shelly, die habe ich als Jugendliche und auch jetzt noch verschlungen. Geschickt baut sie hier und da etwas Trivia ein, und das erste Zusammentreffen zwischen David und einem der Autoren ließ mich herzhaft lachen. Inka hat sich hier wirklich ausgetobt und die Chance genutzt, einfach mal historische Fakten, Fantasy, Humor und Erotik so bunt durcheinanderzuwürfeln, dass ich es für unmöglich gehalten hätte, hätte man mir dies zuvor erzählt.

Sprachlich ist das Buch noch sanfter und weicher als die ersten beiden Teile. War die innige Verbindung zwischen Mensch und Gargole schon zu Beginn spürbar, so wird sie hier noch intimer, verbundener. Das führt dazu, dass der Autorin gelegentlich die "typischen" Formulierungen romantischer Romane unterkommen, die sie in anderen Büchern meistens geschickt vermeidet. Aber gut, für David und Zahar passt es ausnahmsweise sehr gut, und auch mich - die ich ja sonst einen Bogen um klassisches Romances mache - hat sie wieder überzeugt.

Auch in erotischer Hinsicht bekommt der Leser diesmal noch mehr geboten. Die beiden nähern sich vorsichtig in den ersten beiden Teilen an, am Ende haben sie sich entschieden und wissen um ihre Gefühle. Es geht hier also über Schaumspiele in der Badewanne und zärtliches Streicheln hinaus, hier kommt dann auch Grannys Paste zum Einsatz ;-)

Ebenfalls neu im dritten Teil ist, dass hier erstmals richtig auf Zauber und Magie zurückgegriffen wird. Gab es anfangs nur die Aussage, dass David ein Halbmagier sei, so wurde er hier endlich richtig aktiv, darauf hatte ich lange gewartet. Während in Band 1 und 2 abgesehen von dem Gargoyle als mythisches Wesen an sich wenig Fantasy enthalten war, geht Inka im Schlussteil so richtig in die Vollen: andere Gargoyles werden als Charaktere in die Handlung eingebunden, den Leser erwartet noch mehr Dämonenkontakt und Information über die Unterwelt, es treten aktiv mehrere Menschen mit magischen Kräften auf, und David steigert seine Fähigkeiten.

Während die anderen Bücher der Autorin erotische Romane mit einer sehr guten Handlung sind, aber eben doch Bücher, hatte ich hier erstmals das Gefühl, die Grundlage für einen Film vor mir zu sehen. Die reichhaltige historische Kulisse, die Aufklärung des Mordes als handlungstreibende Kraft, die verbotene Liebe fürs Herz, dazu ein tragischer Fluch und die mystische Welt der Gargoyles. Perfekte Zutaten für einen abendfüllenden Film. Ich wüsste auch schon, welche Schauspieler und Synchronsprecher ich mir wünschen würde ;-)

Das Projekt wird abgerundet von einem ausführlichen Nachwort, in dem Inka einige der historischen Aspekte erklärt und ihre Recherche erläutert. Abgesehen davon erfährt man auch um die Bedeutung der einzelnen Namen sowie ein paar persönliche Gedanken der Autorin.

Abschließend muss ich sagen, dass mir alle drei Teile sehr gut gefielen. Der dritte ist sprachlich und inhaltlich etwas anders als die ersten beiden, rundet die Geschichte jedoch perfekt ab und hinterlässt ein warmes "Ach-das-tat-gut" - Gefühl beim Leser.

SaschaSalamander 14.08.2012, 09.15 | (0/0) Kommentare | PL

Das Geheimnis der weißen Mönche

Weil ich für Montag keine aktuelle Rezension eingetragen habe (bzw weil nicht alle Leser über mehrere Wochen hinweg nur vom DARKSIDE PARK lesen wollen, so spannend er auch sein mag), präsentiere ich Euch heute wieder eine Rezension von damals, bisher unveröffentlicht. Sie stammt vom März 2006, ist also schon über sechs Jahre alt! :-)

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>Das Geheimnis des Kartenmachers< habe ich ja bereits vorgestellt. >"Das Geheimnis der weißen Mönche"< ist mein fünftes oder sechstes Buch, das ich bereits von Rainer M Schröder gelesen habe, und alle Titel gefielen mir bisher sehr gut.

Jacob Tillmann begegnet einem kranken Mönch, der ihn bittet, ihn in das Zisterzienserkloster nach Himmerod zu bringen. In einer stürmischen Gewitternacht erreicht Jakob endlich sein Ziel, der Mönch kurz vor dem Tod, nur seine Brüder können ihn noch retten. Statt Jacob für seine Tat zu danken und entsprechend zu entlohnen, wird er nur vertröstet und befragt. Es stellt sich heraus, dass der Mönch der hochrangige Ordensbruder Anselm ist. Und einige der Mönche lassen Jacob keine Ruhe mehr, bedrängen ihn, es wird immer gefährlicher für den Jungen, denn scheinbar trug Bruder Anselm ein großes Geheimnis mit sich. Doch anstatt zu fliehen, will Jacob diesem auf die Spur kommen. Im letzten Moment verhelfen Bruder Basilius und sein Gehilfe ihm zur Flucht. Und hier beginnt das Abenteuer, ...

Wow, ich war wie immer begeistert. Anfangs zwar etwas öde. Ich dachte, ich hätte mich langsam an Jugendliteratur und historischen Romanen sattgehört, aber bald hatte mich die Handlung so richtig gepackt. Sie ist vom ersten Moment an spannend geschrieben (wenngleich es eben wie üblich anfangs immer dasselbe ist, sodass ich nicht sehr angetan war. Eben die Einleitung, das muss sein). Doch als es eng wird für Jacob und er kurz vor der Inquisition steht, konnte ich einfach nicht mehr aufhören. Die Zeit der Inquisition und Hexenverbrennung, das "dunkle Mittelalter", Schröder versteht es einfach großartig, diese Zeit lebendig werden zu lassen und ganz eigene Helden in ihr zu erschaffen.

Die Geschichte ist flüssig erzählt, der Spannungsbogen zieht sich vom Anfang bis zum Ende. Es werden immer kleine Teile des großen Puzzles gelöst, man erfährt nach und nach immer mehr über Bruder Basilius, über das Wirken des Bruder Anselm, über Jacobs Vergangenheit und natürlich auch dem Geheimnis der Mönche. Eine Geschichte um die erste Liebe muss natürlich auch dabeisein, was wäre ein Jugendroman ohne einen errötenden Helden und eine kecke Heldin, die gemeinsam lebensgefährliche Abenteuer bestehen müssen?

Schröder versteht es, mit seiner einfachen Sprache Kinder und Jugendliche genauso zu fesseln wie Erwachsene. Es müssen nicht die "Säulen der Erde" oder "der Name der Rose" sein, wenn man einen gehaltvollen, unterhaltsamen historischen Roman lesen möchte. Und Rainer M. Schröder ist da meine erste Empfehlung!

SaschaSalamander 06.08.2012, 12.30 | (0/0) Kommentare | PL

Black Sun

ogasawara_blacksun_1.jpgKlappentext: Inmitten der Kreuzzüge bietet sich der Ordensritter Leonard de Limbourg selbst dem Feind als Unterpfand, um seine verbleibenden Männer zu retten. Der berüchtigte Befehlshaber der gegnerischen Truppen, ein Mann namens Jemal Jan, nimmt Leonard als seinen persönlichen Bettgespielen mit in seine Heimat. Und Leonard bleibt in seiner Verzweiflung nichts weiter übrig, als zum Scheitern verurteilte Fluchtpläne zu schmieden ...

Ein Manga, der verschweißt und klar als 18+ deklariert ist. Während das in manchen Fällen einfach nur Werbung sein soll und über Händchenhalten und ein paar Berührungen unter der Bettdecke nicht hinausgeht, geht BLACK SUN eindeutig über Shonen Ai hinaus und ist ein Titel, den ich in seiner Deutlichkeit und Intensität gerne neben FINDER und >CRIMSON SPELL< von Ayano Yamane stelle.

Was die Geschichte in BLACK SUN betrifft - naja, es Yaoi, da erwarte ich nicht allzu viel. Ja, es hat historischen Hintergrund, aber der ist nicht allzu ausgebaut. Die Kulisse hätte schöne Möglichkeiten geboten an Recherche, Kultur und Plot, allerdings beschränkt sich das Thema Okzident und Orient vor allem auf die hübsche Gewandung und gelegentlich etwas Architektur, im Grunde hätte man die Geschichte in jede beliebige Epoche und in jedes beliebige Land versetzen können. Sexszenen und explizite Darstellung des Aktes (dessen Freiwilligkeit eher dem Vaterland dient denn aus freien Stücken geschieht) haben also eindeutig Vorrang vor komplexen Handlungsstrukturen.

Die Zeichnungen sind dafür umso gelungener: zwar sind die Männer hübsch, aber es sind vor allem Männer, keine Bübchen und keine Jungs wie in softeren Titeln üblich. Wer Muskeln sehen möchte und es dabei auch zielstrebig und grob mag, der kann bei BLACK SUN definitiv nichts falsch machen. Die Körper werden dabei mit Händen über dem Kopf gestreckt, gefesselt, schmerzverzerrt und zusammengeschnürt, nackt in der Öffentlichkeit präsentiert oder willig dargeboten - Ogasawara lässt sich einiges einfallen, um mehr als "nur" die typische Körperhaltung zu zeichnen. Und immer sind die Proportionen stimmig, anregend und hübsch in Szene gesetzt. Auch die Tiere sind wunderschön und geschmeidig gezeichnet, etwa die Kriegspferde oder später in der Bonusgeschichte der Panther. Ansonsten ist in diesem Manga nicht wirklich viel zu sehen: Körper, hübsche Gewandung, nette Architektur und natürliche Eleganz. Mehr braucht es nicht, schließlich geht es sowieso nur um das Eine ;-)

Kurz gesagt: Immer nur Händchenhalten ist langweilig. Manchmal soll es einfach nur Sex sein. Und dafür ist BLACK SUN genau richtig ;-)

Wertung: 9 von 10 Peitschenhieben

SaschaSalamander 11.07.2012, 08.12 | (0/0) Kommentare | PL

Beim ersten Sonnenstrahl

minden_sonnenstrahl1_1.JPGINHALT

Davids Eltern werden 1862 nach dem Besuch der Weltausstellung in London getötet, die Unterlagen für eine neue Erfindung des Vaters werden gestohlen. David ist dabei, als seine Eltern getötet werden, doch er selbst wird im letzten Moment von einem seltsamen Unbekannten gerettet. Er lebt fortan bei seiner Großmutter, die Jahre vergehen, er arbeitet als Schriftsteller, findet jedoch keinen rechten Anreiz im Leben. Auch fühlt er sich immer wieder beobachtet, bis er diesem Wesen eines Nachts folgt und auf seinen Retter trifft: den Gargoyle Zahar, seinen Beschützer, seinen nächtlicher Schatten. Vom ersten Moment an spüren beide die innige Verbindung, doch hat ihre Liebe überhaupt eine Zukunft?


DREI TEILE

Und wieder ist es Inka Loreen Minden gelungen, mich zu verzaubern, zu begeistern und - nach einem gemeinen Cliffhanger frustriert zurückzulassen. Selbst schuld, ich könnte ja auch warten, bis nach drei Teilen auf dem Kindle die gesamte Geschichte als Buch erscheinen wird. Aber ungeduldig wie ich bin, konnte ich wieder einmal nicht warten ;-)


CHARAKTERE

Die Charaktere sind angenehm ausgearbeitet. Die Autorin hat das ungewöhnliche Talent, in kleinen Nebensätzen sehr viele Inhalte zu packen. Dadurch gelingt es ihr, den Text an sich kurz zu halten, gleichzeitig jedoch viele Informationen unterzubringen ohne den Leser zu erschlagen. Dadurch gewinnen die Charaktere sowie die Handlung eine für das Genre ungewöhnliche Tiefe, die mich jedes Mal aufs Neue erstaunt.

Schön finde ich an BEIM ERSTEN SONNENSTRAHL die Verteilung der Rollen der beiden Protagonisten, keiner von ihnen ist unterlegen oder steht über dem anderen. Sie haben beide ihre Stärken und Schwächen, in denen sie sich hervorragend ausgleichen. David als Mensch kennt unsere Gesellschaft, beherrscht die moderne Technik, er darf frei leben, er kann Zahar mit Speisen versorgen, ihm ein sauberes Bad anbieten, ihn bei sich willkommen heißen. Doch er hat den Tod seiner Eltern nicht verwunden, er lebt als Außenseiter und spürt, dass ihm etwas Wichtiges im Leben fehlt. Zahar ist mächtig, er hat Klauen und Schwingen, kann fliegen und ist weise. Doch er ist unter den Gargoyles ein Ausgestoßener um Davids willen, und ein Fluch, der über all den Gargoyles lastet, macht ihn verwundbar. So also begegnet der Leser zwei starken Männern, die dennoch scheu und vorsichtig aufeinander zugehen, die Möglichkeiten ihrer neuen Bindung langsam austesten.


HANDLUNG

Die Handlung, wie bereits erwähnt, ist erstaunlich komplex und gut in die Romance eingearbeitet. Zu Beginn dachte ich, es ginge lediglich um den Mord an den Eltern und die gestohlene Erfindung. Doch als Zahar die Bühne betritt, gewinnt der Roman an Tempo. Die Großmutter scheint mehr zu wissen, als sie vorgibt, der Mord an den Eltern erscheint vor einem neuen Hintergrund, die Welt der Gargoyles und Dämonen entfaltet sich vor den Augen Davids und birgt ihre ganz eigenen Regeln und Gesetze. David erfährt mehr über das Leben und Wirken seines Vaters, und gerade, als es richtig spannend wurde und der Kindle gar nicht so schnell umblättern konnte, wie ich lesen wollte - hört die Geschichte auf. Fortsetzung folgt ... und jetzt heißt es warten ;-)


FANTASY, HISTORISCHER ROMAN

Der Fantasyanteil der Geschichte ist angenehm und ungewöhnlich. Das Thema ist noch nicht allzu verbraucht, deswegen liest es sich recht erfrischend, ich konnte das Kommende nicht vorhersagen, freute mich über neue kreative Ansätze und bin schon sehr gespannt, in den kommenden Bänden die Welt der Gargoyles näher kennenzulernen. Denn in einer Welt, in der es Gargoyles gibt - gibt es auch Magie, Davids Familie besteht aus Magiern, sodass auch hier interessante Elemente in die Geschichte eingewoben werden können.

Auch der historische Hintergrund ist sauber recherchiert, das Bild des viktorianischen London wird vor den Augen des Lesers lebendig. Ob nun die detailgenaue Beschreibung der Weltausstellungshalle, die dort präsentierten Erfindungen, das Alltagsleben in London, der Aufbau der Stadt, fast als würde Minden uns eine kleine Zeitreise schenken.


EROTIK

Ach ja, und das Wichtigste natürlich noch: Erotik. Hier eher noch ein Nebenplot, der wohl bald deutlich intensiver wird. Aber bereits im ersten Teil der Geschichte spürt man die innige Verbindung, wird mitgerissen von den Emotionen und darf bereits einige heiße Momente erleben. Die Sprache passend zum Inhalt etwas ruhiger, sanfter in den entsprechenden Szenen, noch müssen die beiden Männer sich erst annähern, und ich bin schon gespannt, wenn es dann bald selbstbewusster wird ;-)


FAZIT

Teil Eins konnte mich also in jeder Hinsicht überzeugen. Und ich frage mich, ob ich mir den zweiten Teil und somit den nächsten Cliffhanger antun soll, oder ob ich nicht doch einfach auf das gesamte Buch warte. Aber wie ich mich kenne ...

SaschaSalamander 29.05.2012, 09.19 | (2/1) Kommentare (RSS) | PL

Dracula

stoker_dracula_1.jpgINHALT, AUFBAU

Nein, den Inhalt dieses Buches muss ich nicht widergeben. Bram Stokers DRACULA ist ein Klassiker. Es mag nicht der erste Vampirroman sein, aber er setzte Maßstäbe, an ihn denkt man, wenn man das Wort VAMPIR hört. DRACULA kennt man, meine Generation spätestens seit der Verfilmung durch Coppola 1992 mit Gary Oldman und Sir Anthony Hopkins. Wer trotzdem gerne lesen möchte, worum es in diesem Roman geht, der kann bei >Wikipedia< eine umfassende Beschreibung des Inhalts lesen.

Der Roman ist keine reine Erzählung von A nach B, sondern die Handlung wird in drei inhaltliche Hauptteile gegliedert: zuerst schreibt der Anwalt Jonathan Harker Tagebüch über seine Erlebnissen auf Schloss Dracula. Die Spannung wächst, der Leser beginnt zu ahnen, was es mit dem geheimnisvollen Schlossherrn auf sich hat, die Angst steigert sich, und es ist am Ende ungewiss, was mit Jonathan Harker passierte. Die Geschichte baut sich auf, durch die Unmittelbarkeit des Ich-Erzählers in Tagebuchform ist der Leser sofort mitten im Geschehen.

Im zweiten Teil folgt ein Briefwechsel zwischen verschiedenen Personen (Jonathans Verlobte, deren Freundin, deren Bewunderer, Professor Van Helsing) sowie Berichte unbeteiligter Personen (eine Krankenschwester, Zeitungsausschnitte, ein Logbuch). Durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven Bekommt der Leser nach und nach immer mehr Puzzleteile gereicht, das Gesamtbild bleibt vorerst unklar. Die Bedrohung, welche dadurch entsteht, ist noch nicht greifbar und dadurch umso beängstigender: eine junge Frau weist seltsame Krankheitssymptome auf, ihre Heilung scheint unmöglich.

Der dritte Teil befasst sich endgültig mit der Jagd nach dem Vampir. Hier nutzt der Autor wie auch schon im zweiten Abschnitt vor allem Briefe und Tagebücher als Transportmittel für die Handlung. Der Leser wird hin- und hergerissen zwischen den einzelnen Charakteren, spürt deren Angst und Entschlossenheit.


ERZÄHLWEISE DES HORRORS

Ach, ich liebe die alten Bücher, diese gehobene Sprache. Die Autoren spielen gekonnt mit Worten, und besonders im Genre Horror liegt der Horror nicht wie heute auf der Hand, es muss kein Blut fließen und sinnlos gemetzelt werden. Das Grauen spielt sich ab im Kopf des Lesers. Die Sprache erzeugt eine dichte Atmosphäre, und die subtilen Andeutungen lassen den wahren Schrecken hinter den Worten erahnen.

Wer offensichtlichen Thrill wünscht und voyeuristische Zurschaustellung von Gewalt braucht, um sich so richtig zu gruseln, der ist bei Autoren wie Bram Stoker, Edgar Allan Poe, H P Lovecraft, Mary Shelley falsch. Aber wer es mag, wenn der Nebel auf dem Kopfsteinpflaster wabert, wenn das Käuzchen ruft, wenn Symbole und Ahnungen mehr Gewicht erhalten als bloße Fakten, ... wer es mag, wenn das Grauen so unvorstellbar und schrecklich ist, dass kein menschliches Wort es zu fassen vermag und der Protagonist dem Wahnsinn anheimfällt ... der ist bei DRACULA genau richtig.


SPRACHE

Und das Schöne: habt keine Angst, dass das Buch verstaubt daherkommt. "Klassiker", das hat was von "langweilig", meint man im ersten Moment.Ja, die Sprache liest sich manchmal etwas ungewohnt. Aber dennoch sehr gut verständlich und flüssig. Hier und da finden sich veraltete Wörter bzw Fremdwörter anstatt der heute üblichen Begriffe, etwa >"Kalesche"< oder "Rekognoszierung". Ein Satz, der mir sehr gefiel: "Sie sind ein Mann, und nicht der schlechtesten einer". Soviel Aussage in den wenigen Worten, so klar und direkt, und dahinter so viel Unausgesprochenes.

Dieses Hörbuch basiert auf dem Buch "Bram Stoker: Dracula. Ein Vampyr-Roman" in der Übersetzung von Heinz Widtmann 1908, erschienen am 1. Januar 2012 bei dtv. Es wurden nur unwesentliche Kürzungen vorgenommen, ansonsten ist das Buch im Original belassen worden.

Nun muss ich zugeben, dass ich mich nicht auskenne, welche Übersetzung wohl die beste ist. Kull, Leder, Willms, Widtmann, Bergner, da habe ich keinen Vergleich. Aber ich empfand die Sprache als sehr angenehm und lauschte den Sprechern gerne.

Ein Zitat, das mir ebenfalls sehr zusagte und die Sprache des Buches gut widergibt, habe ich bereits gebloggt: >Dracula<


UMSETZUNG ALS HÖRBUCH

Als ich die riesige Anzahl von Sprechern las, dachte ich, es handle sich um ein Hörspiel: Jacob Weigert, Katharina Thalbach, Bernd Stephan, Regina Lemnitz, Robert Missler und einige andere. Doch statt dessen wurden jedem Protagonisten einzelne Sprecher zugeteilt. Jonathans Tagebücher, Lucys Briefe, Minas Tagebücher und Briefe, der Korrespondent für den Zeitungsartikel, der Kapitän des Schiffes in seinem Logbuch und so weiter.

Die Sprecher passen sehr gut in die jeweiligen Rollen. Besonders Jacob Weigert als Jonathan Harker, Katja Danowski als Mina Harker und Ulrike Hübschmann als Lucy Westenraa gefielen mir sehr gut, ich hatte sofort ein klares Bild der jeweiligen Person vor Augen. Besonders Mina, die die unterschiedlichsten Emotionen durchläuft, präsentiert sich als absolut überzeugend.

Und dann hat der Verlag etwas gewagt, das ich wirklich mutig finde: Die Rolle des DRACULA wird gesprochen von - Katharina Thalbach! Ja, richtig, von einer Frau. Katharina ist eine der Großen im Hörbuchgeschäft, über ihre Qualität als Sprecher muss man nicht diskutieren. Aber als Mann? Noch dazu als einer DER Männer der Weltliteratur? Ich kann verstehen, wenn dies die Meinungen spaltet, und gerade deswegen finde ich es sehr mutig. Und ich muss sagen, mir hat dieses Experiment außerordentlich gut gefallen. DRACULA ist schließlich kein junger Mann mehr in der Blüte seiner Jahre, er ist ein alter, gebrechlich wirkender Mann, seine Stimme krächzend und hoch, wie alte Männer eben manchmal klingen. Und ganz ehrlich - mir ist es am Telefon schon häufig passiert, dass ich einen Mann als Frau angesprochen habe oder umgekehrt, nicht immer ist das sofort ersichtlich, daher fand ich diese Idee auch sehr glaubhaft. Ich empfand Frau Thalbach als eine gelungene Wahl für den Grafen. Ich brauchte ein paar Minuten, mich umzustellen, aber danach war ich begeistert und hätte gerne noch mehr davon gehört.

Durch die unterschiedlichen Sprecher ist das Hörbuch gekonnt umgesetzt. Trotzdem gibt es etwas, das mich ein wenig störte: Wenn Jonathan Tagebuch schreibt, legt er Dracula Sätze in den Mund. Diese werden von Frau Thalbach gesprochen. Im weiteren Verlauf der Geschichte wird dies unterschiedlich umgesetzt: wenn jemand in einem Brief oder Tagebucheintrag eine andere Person in wörtlicher Rede auftreten lässt, spricht mal der Schreiber, mal die sprechende Person. Ich hätte mir hier mehr Regelmässigkeit und Konsequenz gewünscht: entweder, man lässt immer den Schreiber sprechen, oder man übergibt jegliche wörtliche Rede an den betreffenden Sprecher. Aber gut, es hat den Hörgenuss nicht beträchtlich getrübt, mir lediglich ein "schade" entlockt.


BOOKLET

Normalerweise sind die Booklets im Jumbo- und GoyaLit - Verlag wenig erwähnenswert, hier hat man sich dafür mal wieder richtig Mühe gegeben. Es ist toll, wenn man als Käufer nicht nur die CDs, sondern auch ein bisschen Material auf der Hand hat. Eine Beschreibung aller Sprecher und ihrer Rollen, dazu ein wenig Hintergrundinformation über das Werk DRACULA selbst im damals zeitlichen Kontext sowie seiner Bedeutung für das Vampirgenre. Interessant ist auch, welche Recherchen der Autor für dieses Buch betrieben hat und warum der Roman letztendlich in Rumanien spielte statt wie ursprünglich geplant in der Steiermark. Auch Leben und Werk des Autors werden chronologisch aufgeführt.


FAZIT

DRACULA selbst mag ich nicht bewerten, es ist zu Recht einer der Klassiker, und es war mir eine Freude, dieses Werk erneut zu genießen. Was hier also zu bewerten ist, das ist die Umsetzung. Und die hat mich mit wirklich überzeugt, sodass ich sie gerne weiterempfehle.

SaschaSalamander 24.04.2012, 09.33 | (0/0) Kommentare | PL

Wie ein Stein in mir

vandewijer_stein_1.jpgWARUM DIESES BUCH

An sich lese ich Bücher dieses Genres nicht gerne. Auch ohne, dass ein persönliches Schicksal mit dem dritten Reich verknüpft ist, finde ich das Thema sehr belastend. Ich lese da eher Fachbücher oder besuche Ausstellungen. Filme und Bücher, die in dieser Zeit spielen, finde ich schrecklich. Aber deswegen verschließe ich natürlich dennoch nicht die Augen und greife hier und da zu. In diesem Fall deshalb, weil ich die Person des Janusz Korczak schon immer sehr interessant fand. Auch lese ich gerne Bücher um Kinderschicksale, zum Beispiel von Torey L Hayden. Dieses Buch vereint mehrere Themen: das Schicksal eines traumatisierten Kindes, die Zeit des dritten Reiches 1942, die Pädagogik des Janusz Korczak. Ein Jugendbuch, aber aus genau diesen Gründen dennoch harte Kost, oh ja!

Die Rezension wurde sehr lang, denn in Rezensionen verarbeite ich gelegentlich auch Leseeindrücke. Dies ist hier der Fall: WIE EIN STEIN IN MIR ist ein Buch, das verarbeitet werden muss. Wem das zuviel ist, der kann gerne auf meine >Kurzfassung bei Amazon< zurückgreifen ;-)


INHALT

Esther ist 13 Jahre alt, als sie in das Waisenhaus Dom Sierot des Janusz Korczak gebracht wird. Was sie zuvor erlebte, ließ sie verstummen, kein Wort vermag sie mehr zu sprechen. Der Arzt, die Schwestern und die Kinder nehmen Esther herzlich in ihrer Mitte auf. Schritt für Schritt gewinnt Esther Vertrauen, lernt ihre Vergangenheit aufzuarbeiten und sich in der Gruppe zu integrieren. Doch während im Dom Sierot die Welt Wärme und Liebe verspricht, tobt draußen der Krieg, und auch vor den Kindern wird er nicht innehalten ...


KEIN SPOILER

Ich habe lange überlegt, ob ich spoilern soll oder nicht. Aber ich empfinde es nicht als Spoiler. Denn, mal ehrlich: das Buch spielt im dritten Reich und handelt von realen Personen. Gut, Korczak ist vielen vielleicht nicht so bekannt wie meinetwegen Anne Frank oder andere Menschen, die im KZ verstarben. Dennoch ist er ein bedeutender Pädagoge, Autor sowie Namensgeber vieler Schulen und Straßen. Deswegen sehe ich es nicht als Spoiler, wenn ich im Laufe der Rezension Andeutungen über das schreckliche Ende des Buches mache. Ich spoilere auch nicht, wenn ich sage, dass ANNE FRANK am Ende stirbt oder dass in SCHINDLERS LISTE viele Juden den Tod finden. Und ebenso ist es hier bei WIE EIN STEIN IN MIR. Wer das Buch liest, der sollte wissen, was ihn erwartet. Ich habe das Tagebuch des Dr. Korczak noch nicht gelesen, daher weiß ich nicht, ob das Mädchen Esther eine fiktive Figur aus der Feder der Autorin Vandewijer ist, oder ob sie tatsächlich in seinen Aufzeichnungen vorkommt und das Buch somit eine dramatische Aufarbeitung der realen Ereignisse ist. Doch Esther hin oder her - das Buch behandelt reale Ereignisse und ist somit ein Stück Geschichte. Und Geschichte kann man nicht spoilern ;-)


CHARAKTERE

Die Charaktere des Buches berührten mein Herz. Obwohl alles aus Sicht Esthers geschrieben ist, werden sie doch sehr greifbar und lebendig. Der "alte Doktor" erzählt hier und da aus seiner Vergangenheit, berichtet was ihn bewegt und beschäftigt. Doch er ist mit Ausnahme von Esther die einzige Figur, über deren Leben man etwas erfährt. Der Leser erhält ein sehr gutes Bild über seine Pädagogik, seine Einstellung, seine Liebe zu den Kindern. Die Kinder des Waisenhauses werden nur von außen geschildert und bleiben somit im Hintergrund aber keineswegs blass. Sie alle erhalten Persönlichkeit, Vorlieben, sehr schnell kann der Leser sie alle auseinanderhalten. Den kleinen Geigenspieler, der Gärtner, die quirlige Plaudertasche, den in Esther verliebten Jungen und all die anderen Waisen. Der Leser erlebt sie so innig, dass sie während der Lektüre quasi zu Freunden werden. Und je mehr man sie lieb gewinnt, desto schwerer fällt es, umzublättern, desto größer wird der Kloß im Hals, wenn man sich dem Ende nähert.


AUFBAU

Das Buch besteht aus drei sich abwechselnden Einheiten: eine leere Seite mit einem Zitat von Korczak. Diesen entnimmt man Gedanken über Pädagogik, Kinder oder seine Einstellung zum Leben. Die Zitate sind sehr gut passend zum Buch gewählt. Dann gibt es Aus der Ich-Perspektive das Erleben von Esther. Sie beschreibt ihren Alltag, das Erleben der Umwelt, das Handeln der anderen. Hierin erfährt der Leser viel über das Leben im Heim sowie nach und nach immer mehr über die drohende Gefahr des Krieges. Und dann gibt es Esthers Tagebucheinträge. In diesen schreibt sie das täglich Erlebte aus ihrer Innensicht, hier schreibt sie ihre Gefühle und Gedanken nieder, die im Alltag keinen Platz finden. Die Kapitel sind in der Regel 2 bis 10 Seiten.

Die Bedrohung im Hintergrund ist stetig präsent. Korczak schützt die Kinder, sogut es ihm möglich ist, er hält die Welt von ihnen fern, vermittelt ihnen Liebe und Geborgenheit. Doch durch Esthers frühere Erlebnisse und durch einzelne Aktionen mit der Außenwelt (Verkauf von Büchern, ein Kind kommt zu spät nach Hause und erzählt von seiner Flucht vor den Kontrollen) erfährt der Leser immer wieder kurze, schreckliche Einzelheiten über das Voranschreiten des Krieges.

Anfangs interessiert es den Leser brennend, was nun mit Esther geschehen ist. Das ist ja schließlich eines der Hauptthemen des Buches. Doch je mehr die Handlung voranschreitet, desto unwichtiger wird es. Es ist egal, denn alle haben Schlimmes erlebt. Was nun immer mehr zählt, das ist wie es weitergeht. Obwohl man das Ende kennt, hofft man doch, dass die Kinder diesem Schicksal entgehen können. Es zählt nicht mehr, was Ester damals wiederfahren ist. Es ist nur wichtig, dass sie sich in die Gruppe eingliedert, Freunde findet, dass sie sich wohl fühlt, dass sie wieder Vertrauen fassen kann, dass sie die Schrecken ihrer Vergangenheit ablegt. Und je glücklicher sie wird, desto schrecklicher wird das Buch zu lesen, denn man weiß, dass ihr Glück nicht von Dauer sein wird. Das Buch endet vermeintlich glücklich, denn es ist aus Sicht von Esther erzählt. Der Doktor will die Kinder vor dem Schicksal schützen, und die Kleinen ahnen nicht, was ihnen droht. Und so erlebt Esther den schönsten Tag seit langer Zeit, hat endlich gefunden, was sie suchte, und sie geht strahlend in eine neue Zukunft. Es zerreißt dem Leser das Herz, die glückliche Wahrnehmung des Kindes gegenüber der grausamen Realität zu sehen ...


SPRACHE

Die Sprache ist schlicht gehalten und passt sehr gut zur Person der Esther. Kurze Sätze, selten ein Komma, der Satzbau sehr einfach. Oft nur Gedankenfetzen, die sich dem Leser zeigen. Doch trotz der knappen Worte vermag es die Autorin (bzw zugleich der Übersetzer), die Welt in melodische Bilder zu verpacken.

Ein Beispiel für die Gedankenfetzen: "Ich sammle die Fetzen. Wie die Glieder einer Kette will ich sie aneinanderreihen. Ich darf diese Kette nicht verlieren. Der Junge zieht mich weiter. Am Arm, ungeduldig. Ich sehe mich selbst gehen. Meine Seele hoch in der Luft. Ich weiß nicht, ob mein Körper atmet. Das Haus hier. Welches Haus? Spielende Kinder." Diese knappen Worte lesen sich sehr flüssig, es dauert nur drei bis vier Seiten, bis man sich daran gewöhnt hat.

Auffällig in der Beschreibung der Außenwelt Esthers ist auch die Form der Dialoge: nicht wie sonst üblich mit "sagte" oder "erklärte" und anderen Verben des Sprechens. Sondern der Satz wird in Anführungszeichen quasi hingeworfen, und in Klammern steht dahinter der Name der sprechenden Person. Dies verdeutlicht sehr schön, wie Esther Sätze hört und sie im Nachhinein, verlangsamt noch immer durch ihren Schock, einzelnen Personen zuordnet. Die Aussage. Die Person. Alles andere ist unnötiger Ballast für das Mädchen.

Obwohl das Buch durch viel freies Papier (ein Kapitel beginnt auf einer neuen Seite, die Zitate stehen auf einer eigenen Seite), eine angenehme Schriftgroße und die einfachen Sätze sehr schnell gelesen sein könnte, brauchte ich erstaunlich lange für meine Verhältnisse. Der schwer verdauliche Inhalt führt dazu, dass man es nicht überfliegen möchte. Man sollte sich also Zeit und Muse nehmen für dieses Buch.


JUDEN, DRITTES REICH

Immer wieder blitzen Momente des Krieges in die Welt der Kinder. Und auch das Thema Judentum ist stets präsent. So besuchen der Doktor und Esther eine Beerdigung. Auch soll Esther einen Aufsatz schreiben über die Stimme der Steine, wo sie über die Steine auf den Friedhöfen sinniert. Später wird ihr ein Aufsatz über die 36 Gerechten zugeteilt, und im Waisenhaus laufen die Vorbereitungen für das Versöhnungsfest Jom Kippur. In der Gruppe der Kinder ist zudem auch ein Junge, der gerne Witze erzählt von Moschje, dem Rabbi, seiner Religion. Doch abgesehen von solchen Momenten geht es in diesem Buch vordergründig nur um Ester, die Kinder und Korczak. Doch im Hinterkopf des Lesers schwebt das Wissen um das Ende wie ein Damoklesschwert über jeder Seite, über jedem glücklichen Moment.


JANUSZ KORCZAK

Er wurde in WIE EIN STEIN IN MIR wunderbar eingefangen. In vielen herzlichen Situationen erfährt der Leser von seiner Pädagogik. Wie er zuhört, wie er die Kinder behandelt. Das Buch ist kein Lehrstück, kein Sachbuch. Doch zwischen den Zeilen erfährt man sehr viel über das Leben der Kinder im Heim: es gibt eine eigene Zeitung, ja sogar ein Kindergericht. Nicht nur die Erzieher verhängen Strafen über das Fehlverhalten. Sondern die Kinder leben in einer Art eigenem kleinen Staat mit eigener Hirarchie und einem Rechtssystem. Es ist bewegend, mit wieviel Verantwortung und kindlicher Weisheit sie an ihre Aufgabe herangehen.

Neben Esther ist er die einzige Figur, die klar beschrieben ist und von der man mehr erfährt. Ich halte dieses Buch für sehr gut geeignet als Schullektüre: es werden sehr viele Werte vermittelt, es ist höchst pädagogisch und behandelt eine wichtige Zeit unserer Geschichte. Während aber Bücher wie zum Beispiel DER HERR DER FLIEGEN die schlechte Seite der Menschen zeigen und die Verderbtheit von Kindern darlegen, zeigt WIE EIN STEIN IN MIR, wozu Kinder fähig sind, wenn man sie als Erwachsener mit Liebe führt und ihnen hilft, ihre innewohnenden Kräfte zu erkennen und auszuleben.

Über den "alten Doktor" als Person (wie er von den Medien damals genannt wurde und wie er auch einmal im Buch genannt wird) erfährt man in kleinen Brocken viele interessanten Dinge. Etwa über sein Buch KÖNIG MACIUS, seine Tätigkeit als Arzt im Krieg, seine Radioauftritte. Dies ist nicht Hauptbestandteil des Buches, macht interessierte Leser aber sehr neugierig auf mehr von diesem fasziniernden Mann.


FAZIT

Eine bewegende Geschichte, ein ergreifendes Schicksal, ein ungewöhnlicher aber wundervoller Schreibstil: WIE EIN STEIN IN MIR ist eines der seltenen Bücher, das ich uneingeschränkt für alle Leser empfehlen kann.

SaschaSalamander 22.02.2012, 09.34 | (0/0) Kommentare | PL

Venezianische Verführung

sera_venezianisch_1.jpgINHALT

Als Auroras Eltern sterben, bekommt Leandro die Vormundschaft über die gerade einmal volljährig gewordene Dame. Der gefällt das gar nicht, sie hat ihren eigenen Kopf, und der Weiberheld Leandro als Aufpasser sagt ihr so gar nicht zu, zumal er ein ebensolcher Tyrann wie ihr Vater scheint. Leandro möchte sie standesgemäß verheiten, und noch dazu soll sie lernen das Geschäft der Eltern weiterzuführen! Sie hat stattdessen anderes im Sinn, verfolgt ihn heimlich zu seinen Orgien, vergnügt sich mit ihrer Zofe und lässt sich von Männern umschmeicheln. Dass Leandro und Aurora sich zueinander hingezogen fühlen, möchte keiner von beiden sich so recht eingestehen. Leider bringt Aurora sich dadurch ihr naives Verhalten in Schwierigkeiten. Und Leandro trägt eine schwere Bürde: als die Vergangenheit ihn einholt, bringt er nicht nur sich, sondern auch sein Mündel in Gefahr.


AUFBAU

Das erste Drittel des Buches besteht im Grunde nur aus sexuellen Handlungen, und ich hatte die Befürchtung, dass die auf dem Klappentext benannte Handlung nur ein Alibi für alle möglichen wilden Ausschweifungen sein würde. Aber nach einiger Zeit kommt die Handlung dann doch in Gang, zwischen den einzelnen Sessions, Akten, Verlustierungen gibt es auch einzelne Momente, die das Geschehen vorantreiben und dem Leser Spannung vermitteln.

Das zweite Drittel ist hervorragend, sehr gut ausgewogen aus Sex und Handlung, es kommt zu Wirrungen und teilweise auch sehr humorvollen Einlagen. Ich mag Aurora, sie ist ein ziemlich verwöhntes Gör, das wenig Ahnung aber sehr viel Interesse hat, nicht nur in sexueller Hinsicht. Einige Male musste ich laut auflachen, wenn sie mit ihrem frechen Mundwerk den Freiern Kontra gibt, sie nimmt kein Blatt vor den Mund, und sie weiß sich nicht nur mit Worten zu verteidigen.

Leandro und Aurora begehren sich, lieben sich, doch beide sind zu stolz, dies zuzugeben, sodass der Leser wieder einen Tick mehr weiß als die Protagonisten und nicht selten schmunzelt, wenn die Situation wieder einmal völlig aus dem Ruder läuft aufgrund der fehlenden Kommunikation der beiden.

Im letzten Drittel wird das, was zu Beginn leider versäumt wurde, ziemlich abrupt nachgeholt: die Handlung wird gerafft und überschlägt sich regelrecht, so als hätte man Knall auf Fall das Buch beenden müssen. Das Ende ließ sich bereits erahnen, und ich hätte es schön gefunden, wenn es sich etwas besser über das Buch verteilt hätte.


SEXUELLE ASPEKTE

Als Erotikroman möchte ich VENEZIANISCHE VERFÜHRUNG nur ungern bezeichnen. Ja, es gibt Gefühle, aber die sind hier Nebensache, ich empfinde dieses Buch vielmehr als Pornographie denn als Erotik. Und dieses Buch beweist, dass Porno sehr wohl Handlung, Niveau und Charakter haben kann!

Es wimmelt nur so von Sexszenen, in denen mal Männlein und Weiblein, mal Weibchen und Weibchen sich mit- oder aneinander verlustieren. Sie besuchen Orgien, beschäftigen sich alleine, sehen einander zu, beobachten die anderen heimlich oder vergnügen sich zu zweit oder mehreren. Ein buntes Treiben im wörtlichen Sinne. Dadurch bieten sich sehr viele Möglichkeiten, und der Leser darf fasziniert erfahren, wie viele sexuelle Handlungen doch möglich sind, ohne dass die noch unschuldige Aurora dadurch ihre Unschuld verliert. Holla, und was alles erst geschieht, nachdem sie diese verloren hat! ;-)

Verschiedenste Spielarten werden angedeutet oder explizit erwähnt. Was erwähnt wird, sind gängige Praktiken und Varianten. Was angedeutet wird, das geht in den härteren Bereich und befasst sich mit Seilen, Spielzeugen, Dominanz und unfreiwilligen Momenten. Von daher ist das Buch aufgrund der Freizügigkeit auch für diejenigen Leser geeignet, die es gerne derb und wild mögen, der dennoch niveauvollen Sprache und der soften Praktiken wegen jedoch auch passend für Leser, die lieber auf gewohnten Gewässern segeln. Ein Spagat, den ich in dieser Form noch nicht allzu oft gelesen habe und äußerst gelungen finde!


EIGENE MEINUNG

Zu Beginn hielt ich das Buch für einen einfachen Porno, es entpuppte sich jedoch recht bald als humorvolle und zugleich anregende Lektüre, die dann flink an Fahrt gewinnt und den Leser zu fesseln versteht. Ich hätte mir gewünscht, dass das Buch etwas länger gewesen wäre, um einigen angedeuteten Phantasien mehr Raum zu verleihen und um die Handlung ein wenig in den Vordergrund zu rücken.

Diese Rezension ist wieder einmal der Grund, dass ich überlege, eventuell eine Ü 18 Rubrik mit Passwortschutz im Blog einzuführen. Es gibt eine Menge, was ich hier gerne geschrieben hätte, ohne es umständlich zu umschreiben und was ich gerne näher ausgeführt hätte. Aber man muss ja nicht übertreiben, und die Zeit lässt es leider nicht zu, dass ich Rezensionen doppelt schreibe. Daher einfach als Hinweis für die Leser: dieses Buch bietet mehr, als ich es hier im jugendfreien Bereich wiedergeben könnte ;)


FAZIT

VENEZIANISCHE VERFÜHRUNG ist ein historischer Erotikroman, der ziemlich deutlich zur Sache kommt. Ich kann ihn aufgrund seiner angenehmen Sprache, des saftigen Inhalts und der insgesamt betrachtet recht spannenden Handlung eindeutig empfehlen. Zum Einstieg in das Genre ist er allerdings nicht geeignet, man sollte schon einige erotischen Titel gelesen haben ohne rot zu werden, sonst wird man hier schnell überfordert. Also ideal für alle, die mal etwas anderes möchten als das übliche brave Spiel :-)

SaschaSalamander 26.10.2011, 09.06 | (0/0) Kommentare | PL

Secret Passions

minden_secret_1.JPGDas neueste Buch aus der Feder von Inka Loreen Minden heißt "Secret Passions" und ist wieder ein Gay Historical. Diesmal spielt es um 1850 und handelt - abgesehen von einer Liebesgeschichte zwischen zwei Männern natürlich - von einem Lord, der erpresst wird sowie von einem brutalen Serienmörder, der nachts in London sein Unwesen treibt. Ein schönes Setting, das von Jack the Ripper inspiriert sein könnte, mit dieser Geschichte jedoch rein gar nichts zu tun hat. Dafür ein Schauplatz mit jeder Menge viktorianischem Flair, "very British", genau mein Ding.


INHALT

Derek lebte als Kind auf der Straße, bis ein Inspektor ihn unter seine Fittiche nahm. Nun ermittelt er tagsüber beim Scotland Yard bezüglich des Maskenmörders, seine Nächte verbringt er gerne in einem angesehen Herrenclub, der hinter seiner Fassade ein Treffpunkt für homosexuelle Männer ist. Dort begegnet ihm ein junger Mann, zu dem er sich hingezogen fühlt.

Simon ist ein Lord aus reichem Hause, der erpresst und bedroht wird und Hilfe von Polizeiseite anfordert. Doch nachts wagt er seine ersten Schritten in den Herrenclub, streng darauf bedacht, seine Identität zu wahren. Er trifft auf einen geheimnisvollen Mann, der ihn sofort in seinen Bann zieht.

Am nächsten Tag trifft Derek auf Simons Anwesen an, um ihm zukünftig Personenschutz zu gewähren und in der Erpressung zu ermitteln. Noch wissen die beiden nicht, wer der Gegenüber im Herrenclub war, und wieder entsteht zwischen ihnen ein Band der Zuneigung, das sie sich als angesehene Männer der Gesellschaft jedoch nicht anmerken lassen dürfen. In der Zwischenzeit geschehen weitere Morde, und nur Derek weiß, dass die Opfer allesamt Besucher des Clubs waren ...

Mmh, ein Genuss! Die Autorin hat sich wieder viele neue Ideen einfallen lassen, um ihren Lesern spannende Unterhaltung darzubieten :-)


EROTIK

Klar, Liebe ist Liebe, wie soll man das immer wieder neu verpacken. Man kann das Rad nicht ständig neu erfinden. Trotzdem gelingt es Inka, jedes Mal neue Möglichkeiten auszureizen. Mal bringt sie softe SM Elemente ein, ein andermal ist es eher reiner Sex, dieses Mal darf sich der Leser auf Tantra und fantasievolle, sanfte Berührungen mit und ohne Hilfsmittel freuen. Dennoch ist es keineswegs nur "kuschlig", sondern die Männer lassen sich gehen, und einmal wird Derek von seinen Emotionen gepackt und geht sogar fast zu weit. Von den bisher gelesenen Büchern von ihr fand ich persönlich dieses hier am intensivsten, konnte ich die Verbindung zwischen den beiden Protagonisten am besten spüren.

Dies liegt vor allem daran, wie gut sich die Geschichte entwickelt und wie gut die Anziehung zwischen beiden erklärt und auch in die Handlung verpackt wird. Zu Beginn musste ich noch etwas schmunzeln, weil ich es recht typisch fand: klar, man trägt eine Maske, und schon wird man nicht erkannt! Andererseits, es ist dunkel, und Inka beschreibt nachvollziehbar, wie man wirklich nur Schemen erkennt, nicht einmal die Augen des Gegenüber richtig sehen kann. Da ist es dann verzeihlich und sogar verständlich, wenn sie sich anfangs nicht erkennen ;-)

Außerdem beweist Inka, dass Dominanz keine Macht sein muss, keine lauten Befehle, sondern dass es auch leise geschehen kann, alleine durch Gesten und Handlungen. Man spürt als Leser regelrecht die machtvolle Ausstrahlung Dereks, ohne dass er ein Wort sagen muss. Die Perspektive wechselt sehr oft zwischen den zwei Protagonisten, sodass der Leser sich recht gut in beide hineinversetzen kann.


HANDLUNG, HISTORISCHER ASPEKT

Die Handlung besteht aus den zwei Hauptsträngen der Erpressung und des Maskenmörders. Ob dies ein und derselbe Täter oder zwei verschiedene Aspekte sind, ist eine Frage, die der Leser sich bis kurz vor Ende stellen wird und welche die Spannung des Buches aufrecht erhält. Neben diesen beiden Themen gibt es noch viele kleine Nebenplots, von denen manche im Laufe des Buches eine große Bedeutung erhalten werden und andere nur so nebenbei laufen aber doch alle zum Ende aufgelöst werden. So gibt es zum Beispiel das seltsame Verhalten von James (Simons langjähriger Freund), die schwer in eine Heirat zu vermittelnde Schwester, der getötete Mr. Tipps, den Tod von Simons Familie durch einen ungeklärten Brand, eine ehemalige Verlobte und deren neuer Ehegatte, Dereks geheimnisvolle Vergangenheit, Simons Bruder Benjamin, ein anonymer Brief für Simon mit der Adresse des Herrenclubs, Dereks Freunde aus Kindertagen, ein Schuss aus dem Hinterhalt. Und natürlich das Problem, dass Derek zu Beginn seiner Ermittlungen von Simons Identität im Herrenclub erfährt und nun vor der komplizierten Situation steht, dass er Privatleben und Arbeit trennen muss ...

Etwas, das die Sache besonders spannend macht: durch die wechselnde Perspektive erfährt der Leser beide Seiten und hat dadurch immer ein bisschen mehr Ahnung als die Akteure. Während Simon noch rätselt, was seine Schwester wohl vor ihm verbergen mag, hat Derek dies bereits in Erfahrung gebracht. Das lässt den Leser verschmitzt lächeln, ohne ihm jedoch die Spannung vorwegzunehmen. Denn die Hauptthemen bleiben ungeklärt, und alles, was man aktuell erfährt, könnte bereits ein neuer Hinweis sein. Obwohl man aufgrund des Genres und der Autorin weiß, dass das Buch ein Happy End haben wird, bangt man in jeder gefahrvollen Situation auf deren Ausgang.

Für einen normalen Roman ist das Buch mit rund 280 Seiten nicht gerade dick, aber doch ist sehr viel Handlung hineingepackt. Inka gelingt es, sehr viel Geschehen in nur ganz wenige Worte zu packen. Sie vermittelt dem Leser klare Bilder, sodass sich die Atmosphäre dicht und lebendig anfühlt. Die Regel "Show, don´t tell" ist etwas, das sie meisterhaft beherrscht: sie vermeidet unnötige Worte, indem sie anhand von Gesten und Gedanken wie nebenbei komplexe Zusammenhänge darstellt.

Aufgrund der gerafften Handlung, der vielen Nebenplots und sehr vielen Personen muss man schon recht genau lesen, um den Überblick zu wahren, was ich für das Genre Erotik als großes Kompliment sehe und wohl der beste Beweis ist, dass Erotik und Handlung sehr wohl Hand in Hand gehen können. Ich gebe zu, dass ich anfangs etwas zu gierig auf die Story war und daher ein, zwei Hinweise überlesen habe, auf die später wieder Bezug genommen wurde. Vielleicht hätte ich mit diesen Hinweise schon etwas früher erahnen können, wer hinter der Erpressung und den Morden steckt, vielleicht hätte Inka mich dennoch in die Irre geführt. Auf jeden Fall webt sie sehr geschickt die Morde und die Erotik ineinander, sodass die Grenzen oft verschwimmen.

Auch die Zeit des alten England wird realistisch und detailliert geschildert. Wie oben erwähnt, benötigt sie dafür keine Handlung, sondern es gibt viele kleine Andeutungen, die alles lebendig werden lassen. Eingestreute Hinweise auf die neuen Automobile, auf das Ritual des Duellierens, die Versiegelung von Briefen, solche Kleinigkeiten verleihen der Story Flair und gefühlte Tiefe. Die Wortwahl trägt ihren Teil dazu bei, indem sie von Peelern, Blaustrümpfen, dem "Ton" und anderen Dingen erzählt, die damals übliche Begriffe waren. Für mich bot das einigen Anlass, selbst einmal bei Wikipedia und anderen Quellen nachzuforschen, ob das damals wirklich so war, was hinter der Bezeichnung steckte und wie manche Dinge gehandhabt wurden im Altag.

Die Autorin hat am Ende des Buches sogar ein Nachwort geschrieben, in welchem sie dieses Mal auf die Recherche eingeht und beschreibt, wie sie großen Wert auf detailgetreue Beschreibung einzelner Dinge Wert legte und bis zu letzt immer wieder ihren Text infrage stellte und nachprüfte, ob dies damals wirklich so war (z.B. auf welche Weise Wunden versorgt wurden). Dies bezieht sich sogar bis hin zu Redewendungen, die heute üblich sind aber in der damaligen Zeit nicht existierten und somit störende Anachronismen für den kundigen Leser darstellen würden.

Die Sprache ist in den erotischen Szenen wie ihre bisherigen Bücher, daher diesmal keine ausführliche Beschreibung, sondern eine kurze Erwähnung: Inka schreibt flüssig, sodass man nicht über allzu blumenreiche oder vulgäre Begriffe stößt. Sexualität ist etwas Natürliches, und so wird es auch geschildert, die Szenen sind anregend und gefühlvoll.

Was mich sehr freut: Inka liegen die Protagonisten all ihrer Bücher am Herz, sie haben ein Eigenleben, und so bekommen sie gelegentlich auch Cameo-Auftritte in anderen Titeln. In SECRET PASSIONS dürfen sich die Leser freuen, dem Adligen und seinem Stallburschen aus TEMPTATIONS zu begenen ;-)


FAZIT

Wieder einmal hat die Autorin sich selbst übertroffen. Von Buch zu Buch wird ihr Stil besser, werden die Protagonisten ein Stück lebendiger, wird die Handlung bildlicher, der Sex heißer. SECRET PASSIONS ist ein hervorragender historischer Krimi mit jeder Menge Erotik. Für Neueinsteiger von Inka eine absolute Empfehlung, für Fans ein Muss!

SaschaSalamander 19.09.2011, 09.20 | (0/0) Kommentare | PL

Young Bride´s Story

Amira ist 20 Jahre alt, als sie mit dem 12jährigen Karluk verheiratet wird. Sie stammt aus einem Volk von Kriegern und Kämpfern, wohingegen die Familie des Bräutigams vor allem von Tierzucht und Ackerbau lebt. Amira ist eigentlich schon recht alt, normalerweise heiraten junge Frauen etwa im Alter von 16. Doch die Ehe ist glücklich, und die neue Familie nimmt Amira sofort in ihre Reihen auf. Sie sind freundlich zu ihr, lehren sie neue Rezepte, Traditionen, Künste. Auch Amira kann die Menschen ihres neuen Umfeldes viel lehren: sie jagd mit dem Bogen Hasen und bereitet ein köstliches Mahl, aus den Pelzen näht sie wundervolle Kleidung für ihren Ehemann. Doch Amiras Herkunftsfamilie schmiedet andere Pläne und will die Tochter zurückholen, um sie an einen anderen Mann zu verheiraten.

Ein Manga, wie man ihn nur selten in die Finger bekommt. Ich habe mich sofort in die Zeichnungen verliebt und würde am liebsten sofort alle weiteren Bände in der Hand halten! Ein Ausnahmemanga, den ich ohne Zögern sofort als Meisterwerk bezeichne.

Über die Handlung kann man nicht wirklich viel erzählen. Es gibt fünf Kapitel, die jedoch blitzschnell beschrieben sind: erstes Kennenlernen, ein Junge beobachtet einen Schnitzer bei der Arbeit, das Brautpaar reitet aus und trifft den anderen Teil der Nomadenfamilie, die Brautfamilie verlangt die Tochter zurück und wird abgewiesen, der Bräutigam erkrankt und wird rasch wieder gesund. Nein, wirklich von "Handlung" im klassischen Sinne kann man nicht sprechen. Aber das ist auch nicht notwendig. Es geht weniger um einen typischen Konflikt oder eine fortwährende Erzählung, vielmehr werden einzelne kleine Episoden aus dem Zusammenleben der beiden unterschiedlichen Charaktere erzählt.

Mir ging das Herz auf beim Lesen dieses Mangas. Die Herzlichkeit der neuen Familie ist wunderbar, und ich hatte oft ein Strahlen in den Augen, ebenso wie die Protagonistin, wenn sie von der neuen Familie so liebevoll aufgenommen wird. Auch der Umgang der Eheleute miteinander ist einfach herzerwärmend. Mir fallen keine anderen Worte ein als immer wieder im Kontext mit "Herz". Ja, dieser Manga strotzt nur so vor Herz. Ohne Action, Konflikt, Gewalt oder Handlung. Es ist ein Manga voller liebevoller Gesten. Eine Mutter, die ihr Kind bestrafen muss (Konsequenz in der Erziehung muss sein) und am liebsten sofort die Strafe wieder rückgängig machen würde. Eine Ehefrau, die sich über den schlafenden Gatten beugt und ihn besorgt ansieht, ob es ihm auch gutgeht. Ein Schnitzer, der sich den neugierigen Fragen eines kleinen Jungen stellt und ihm einen extra für ihn gefertigten Talisman schenkt. Die Offenheit der Personen untereinander. Ach, einfach nur schön, am liebsten würde ich sofort Teil dieser Familie!

Die Charaktere sind mir schon nach wenigen Seiten sofort ans Herz gewachsen. Ihr Handeln ist menschlich, herzlich, manchmal auch humorvoll. Man lacht, weint, leidet, feiert mit der Familie. Es fällt von Beginn an leicht, die Personen auseinanderzuhalten, da sie sehr individuell gezeichnet sind und ihre typischen Eigenheiten aufweisen.

Zum Abschluss erzählt die Autorin Kaoru Mori, was sie zu diesem Manga bewegte: sie war schon immer begeistert von der Kultur in Zentralasien und der Kaukasusregion. Pferde (Turkmenische Achal-Tekkiner), Schafe, Zelte, Teppiche, das karge Leben des Volkes. Und diese Leidenschaft sieht man in jedem Bild. YOUNG BRIDE´s STORY ist ein bildgewaltiges Werk, opulent und detailverliebt. Manchmal sieht man auf zwei Bildern nur Landschaften, doch das ist nicht langweilig, sondern einfach nur umwerfend. Eine Landschaft, dann rückt das Bild etwas näher, man sieht einen Hasen, der Hase flitzt aus dem Bild, man sieht nur noch seine Hinterläufe. Unberührte Natur, die Fernweh in mir weckt, und ich fühlte mich direkt in die Erzählung hineinversetzt, meinte den Wind auf meiner Haut zu spüren, das frische Gras und die klare Luft zu riechen.

Die Details machen den Manga zu einem Kunstwerk. Verzierte Kleidung, Nahrungsmittel, Geschirr, Schnitzereien, Schmuck und Accessoires der Tiere und Menschen, gewebte Teppiche, es gibt keinen Zentimeter, der nicht gefüllt ist mit winzigen Details. Die Charaktere werden ebenfalls sehr genau gezeichnet: Augen, Gestik und Mimik wirken so lebendig, als hätte sie diese von lebenden Menschen abgezeichnet. Die Gesichter strahlen eine Wärme aus, dass ich in dem Manga versinken möchte.

Wo andere Zeichner oft im Klischee versinken und immer wieder die gleichen Bilder abliefern, die gleichen Rasterfolien verwenden, die immer gleichen Stilmittel einsetzen, sticht YOUNG BRIDE´s STORY durch seinen individuellen Stil positiv hervor.

Ein großartiger Manga, den ich jedem Leser ans Herz lege, der Wert auf Zeichnung und emotionale Tiefe legt. Jüngere Leser werden sich mit einzelnen Figuren identifizieren und ihre Freude an den Abenteuern der kleinen Geschwister haben. Ältere Leser haben ihre Freude an den wundervollen Zeichnungen und der intensiven Darstellung des Familienlebens in diesem historischen Rahmen. Einer der besten Mangas, die ich seit vielen Monaten gelesen habe!

Eine sehr gute Review mit gut gewählten Bildern kann man bei >Animey< lesen. Seht Euch die Bilder an, und Ihr versteht meine Begeisterung ;-)

mori_youngbride_1.jpg

SaschaSalamander 22.07.2011, 14.35 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

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