SaschaSalamander

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Tag: Dark

Solange die Nachtigall singt

INHALT

Die Handlung ist sehr komplex und schwer widerzugeben, wenn man nicht zuviel verraten möchte. Deswegen hier nur der Klappentext:

Ein Haus, abgeschieden von der Zivilisation.
Ein Wanderer, der sich verirrt.
Ein Wald mit zu vielen Gräbern.

Völlig unverhofft trifft der achtzehnjährige Jari auf die geheimnisvolle Jascha, deren Schönheit er sich nicht entziehen kann. Er folgt ihr in das abgeschiedene Haus mitten im Wald, wo sie lebt. Und das, obwohl er spürt, dass dieser Ort ein düsteres Geheimnis birgt. Etwas ist geschehen. Etwas, das schrecklicher ist als alles, was Jari sich je hatte ausmalen können. Etwas, das ihn in tödliche Gefahr bringt


GENRE

Inzwischen wissen die Fans der Autorin, dass sie sich auf kein Genre einstellen sollten. Antonia Michaelis ist eine Meisterin darin, die Grenzen der vorgegebenen Erzählmuster und Plotstrukturen aufzubrechen und eigenständige Werke zu erschaffen.

Hier gibt es viele Elemente, die aufgrund ihrer Vielzahl und vermeintlichen Widersprüchlichkeit eine Zuordnung unmöglich machen: ein märchenartiges Setting zu Beginn, ein zahmer Fuchs, das Thema Schönheit, auf den ersten oberflächlichen Blick wirkt dieses Buch wie ein verträumtes Märchen. Doch bald erkennt der Leser, dass hinter der verspielten Fassade der Tod lauert. Spannend wie ein Mystery-Thriller steigt die Spannung an, verursacht Gänsehaut, bietet Sex and Crime, Erotik und Gewalt bis hin zu einem Plot-Twist, der die meisten Leser sehr überraschen dürfte (Vielleser können möglicherweise damit rechnen, ich hatte es an einigen Stellen bereits geahnt, die Hinweise sind versteckt aber vorhanden). Die Hintergrundgeschichte um die entführten Drillinge birgt ein Drama, nach und nach erfährt der Leser, was hinter diesem Erzählstrang steckt und wie er mit der eigentlichen Geschichte zusammenhängt. Michaelis rüttelt an den Tabus ihrer Leser, manches Mal überschreitet sie die Grenze und schreibt sehr gewagte Szenen, welche den Leser verstören und aufrütteln.

Wer SOLANGE DIE NACHTIGALL SINGT liest, muss sich einstellen auf einen psychedlischen Trip voller Verwirrungen und Fallstricke. Am Ende wird zwar alles erklärt, doch nicht jedes Detail wird beantwortet. Wie auch schon in ihren anderen Büchern wird sie mit dem Ende die Leserschaft spalten: die einen finden es unbefriedigend und hätten sich mehr Antworten erhofft. Die anderen finden ihre eigene Interpretation, ihre eigenen Antworten. Ich war begeistert, für mich blieb nichts offen, und die von vielen Rezensenten angesprochenen Lücken kann ich für mich selbst sehr gut füllen und erklären.


CHARAKTERE

Konkret kann ich nur über Jari sprechen, alles andere wäre ein Spoiler. Es tauchen mehrere Personen auf, doch ihre Identität bzw ihre Existenz ist unklar. Traum, Illusion und Realität werden geschickt gemischt. Ich hatte versucht, einen klaren Überblick zu bekommen, indem ich während des Lesens einen Notizzettel hatte, auf dem ich mir die Namen, körperlichen Merkmale, Eigenheiten und Talente der jeweiligen Mädchen notierte. Das war sehr hilfreich, allerdings zweifelte ich immer wieder an meinen Notizen: waren das Logikfehler des Buches, oder hatte ich beim Notieren etwas verwechselt? Ich empfehle Euch, selbst Notizen anzufertigen, Euch von den Fehlern (?) aber nicht verwirren zu lassen, am Ende klärt es sich alles auf. Diese nicht greifbaren Charaktere machen einen großen Reiz in diesem Buch aus, es ist, als läge es dem Leser auf der Zunge, und doch kann er es nicht benennen.

Jari dagegen ist einfach zu beschreiben: er ist Mattis Freund, der Sohn seiner Mutter, Tischler-Lehrling seines Vaters. Über diese Eigenschaften definiert er sich zu Beginn, und seine Selbstfindung ist ein wichtiger Prozess. Denn im Wald gibt es keinen Matti, keine Mutter, keinen Lehrmeister, hier ist Jari nur er selbst. Doch wer oder was ist er? Und was möchte er werden, wenn er so lange im Wald bleibt? Im Trailer (den ich zum Glück erst nach der Lektüre ansah) wird leider bereits gespoilert, wer oder was Jari werden soll. Wer ohne Vorkenntnisse an das Buch herangeht, für den ist die drohende Ahnung gerade zu Beginn ein tragendes Element. Immer wieder gibt es kleine Momente, die darauf hinweisen. Als man es auf Seite 188 endgültig erfährt, wird die bisher nur empfundene Bedrohung plötzlich Realität, wird der verwunschene Märchenwald zu einer tödlichen Gefahr. Und Jari beschreitet diesen Weg offenen Auges, denn er ist nun ein anderer.


HANDLUNGSAUFBAU, ERZÄHLTEMPO

Das Buch besteht aus zwei Handlungssträngen: Jaris Erlebnisse im Wald bilden den Großteil der Erzählung. Dazwischen gibt es immer wieder Einschübe um die drei entführten Schwestern. Im Laufe der Geschichte werden diese beiden Stränge zusammengeführt, bis sie am Ende eine gemeinsame Handlung ergeben und als ein Faden weitergesponnen werden.

Das Erzähltempo ist eher beschaulich. Keine Actionszene, keine hektischen Momente. Langsam, fließend und gemütlich führt die Autorin den Leser in die geheimnisvolle Welt des Waldes ein. Genaugenommen gibt es anfangs keine klare Handlung, eher eine Aneinanderreihung von Szenen und Tagesabläufen. Mal stellen sie Apfelmost her, pflügen den kleinen Acker, musizieren sie, unterhalten sich, machen einen Spaziergang im Wald, hacken Holz und viele anderen alltäglichen Dinge mehr. Dennoch geht es im Buch stets vorwärts, sorgen kleine Andeutungen und Geheimnisse dafür, dass die Spannung konsequent steigt und niemals abbricht. Es gibt keine Längen, kein Wort, kein Absatz ist unnötig, alles bildet eine perfekte Einheit und vervollständigt das Gesamtbild am Ende.


SPRACHE

Antonia Michaelis ist eine Meisterin der zarten Andeutung. Es ist ihr möglich, schockierende Ereignisse in malerische Worte zu verpacken. Ein Tabubruch liest sich so zerbrechlich wie der Flügel der Nachtigallen, so weich wie der dunkle Samt der Kleider, so unschuldig wie der fallende Schnee. Dieser Widerspruch aus Worten und Inhalt ist der verstörende Kontrast, der das neueste Werk zu etwas Besonderem macht. Der Leser wird im Innersten gepackt, kann sich den schmeichelnden Worten nicht entziehen, nichtsahnend blickt er mit weit offenen Augen auf das Geschehen, und umso brutaler entfalten die dargebotenen Bilder ihre Wirkung.

Die Worte sitzen an den richtigen Stellen, sind perfekt gewählt, aus allen verfügbaren Synonymen das jeweils beste. Farben, Gerüche, Gefühle, sie alle haben eine Bedeutung und sorgen sowohl sprachlich als auch inhaltlich für eine dichte Atmosphäre.


ATMOSPHÄRE

Die Atmosphäre des Buches ist anfangs geheimnisvoll, mit Fortschreiten der Handlung wird sie immer bedrückender und beängstigender. Da die Autorin quasi "um die Handlung herum schreibt", nur andeutet statt beim Namen zu  nennen, ist die Bedrohung eher ein Gefühl als eine Gewissheit. Man spürt die Gefahr wie den berühmten Blick im Nacken, kann sie nicht zuordnen, bleibt in Lauerstellung, stets gespannt um vorbereitet zu sein. Wie bei einem guten Horrorfilm: je intensiver man die Handlung beobachtet, desto erschreckender ist ein unerwartet ins Bild springendes Objekt. Dies umzusetzen gelingt ihr mit Worten, wie es nur wenige Autoren vermögen.

SOLANGE DIE NACHTIGALL SINGT strahlt auch eine subtile Erotik aus, geeignet ab 16 Jahren aufgrund der Art der Darstellung, inhaltlich jedoch sehr erwachsen und erschreckend, ja sogar grenzwertig. Eine kleine Zungenspitze lugt zwischen den Lippen hervor, der Finger gleitet vielversprechend über einen Gegenstand, unschuldige Haut blitzt unter der Bluse hervor, Hände ertasten sich ihren Weg, die Silhouetten von Körpern bewegen sich wiegend im Dunkel. Ooh, der Leser hat Gänsehaut pur, teils aus Grusel, teils aus Lust, manchmal auch beides zugleich, und er kann sich nicht dagegen wehren, selbst wenn es ihm unmoralisch erscheint. Er ist eine Marionette, und die Autorin bewegt die Fäden, lässt uns hilflos zappeln und führt uns von einer Szene in die nächste.


FAZIT

Wieder hat Antonia Michaelis ein Meisterwerk erschaffen. Sie entführt uns in einen Wald, wo die Gesetze der Realität außer Kraft gesetzt werden und alles eine neue Bedeutung erhält. Düster, bedrohlich und doch feinsinnig, voller Zauber ist dieses Buch.

Wertung: 100 von 100 Fliegenpilze


SaschaSalamander 11.09.2012, 08.51 | (0/0) Kommentare | PL

Solange die Nachtigall singt

Das Buch liest sich langsam. Im positiven Sinne. Ich spüre es, lasse es wirken, mag nicht eilen sondern bewusst Seite für Seite, Wort für Wort genießen. Es steckt voller Symbole, Andeutungen und Hinweise, von denen ich keinen verpassen möchte. Es strahlt eine dunkle Erotik aus, unschuldig und zugleich erschreckend erwachsen. Es zieht den Leser in eine Finsternis, und doch ist es leichtfüßig, zart und zerbrechlich. Der Leser fühlt sich beobachtet, und doch ist er es, der beobachtet, der Eindringling, der Voyeur, der Fremde. Über allem ein Gefühl von Bedrohung und Gefahr, nicht greifbar. Wie ein Spaziergang im Wald, nachts, alleine. Still, die Nacht sanft und schwer, die Luft leicht und klar, das Licht des Mondes zaubert geheimnisvolle Schatten, diese nicht greifbare Freiheit und zugleich Angst, von der Autorin perfekt eingefangen, mit Worten gemalt.

Der Verlag hat das Buch angekündigt als "Meisterwerk der Märchenerzählerin". Mit solchen Vorschusslorbeeren bin ich immer Vorsichtig. Einige Blogs und Kritiker loben das Buch als "Highlight des Lesejahres 2012". Auch das finde ich im August etwas unfair gegenüber allen bisher noch nicht erschienenen Büchern. Ich bin kein Fan von Superlativen, auch vergleiche ich nicht gerne, wie kann man auch die Qualität von Antonia Michaelis mit der eines Thrillers, einer Romance, eines Unterhaltungsbuches vergleichen, wäre das nicht unfair allen Beteiligten gegenüber? Doch abgesehen davon - ja, dieses Buch begeistert mich, und ich bereue es nicht, dass ich sofort zum Erscheinungstermin sofort in die Stadt gefahren bin und alle anderen Bücher liegengelassen habe.

Das halbe Buch liegt noch vor mir. Ich wünschte, ich hätte es schon gelesen, die Spannung ist nur schwer erträglich, das unbestimmte Gefühl verdichtet sich, ist körperlich beim Lesen spürbar. Und ich wünschte, es würde nie aufhören - es ist die Art Geschichte, bei der man alle beneidet, die den Genuss noch vor sich haben.

Ausnahmsweise gefällt mir übrigens auch der Trailer. Obwohl ich sonst kein Fan von Buchtrailern bin. Doch wie schon im >MÄRCHENERZÄHLER< und >DIE WORTE DER WEISEN KÖNIGIN< beschreibt Michaelis keine fortlaufende Handlung sondern malt die ihre Worte poetisch um die Geschichte herum, das Geschehen ergibt sich aus den Bildern, eher eine Ahnung denn ausgesprochene Klarheit. Diese Bilder wurden in den Trailern der jeweiligen Bücher sehr gut eingefangen, sie vermitteln sehr gut die Atmosphäre, die beim Leser entsteht.

Ebenfalls ungewöhnlich: mir ist egal, wie ein Cover aussieht, in den meisten Fällen hat das sowieso nichts mit dem Buch zu tun. Ich will ein Buch nicht anfassen, brauche kein Relief, kein buntes Bild, von mir aus könnten alle Bücher gleich aussehen (wäre im Regal sogar wesentlich praktischer). Aber bei dieser Autorin gibt man sich ganz besondere Mühe, beide oben genannten Bücher und auch dieses hier sind wirklich prächtig. Die Farben gedeckt, geheimnisvoll, der Schutzumschlag fest und glänzend. Und das Buch ohne Schutzumschlag sieht fast ebenso aus, das Bild das gleiche nur ohne die Andeutung des Menschen, allein die Landschaft. Da ich Bücher stets ohne Schutzumschlag lese, freue ich mich über solche kleinen Bonbons.


Der Klappentext:

Ein Haus, abgeschieden von der Zivilisation.
Ein Wanderer, der sich verirrt.
Ein Wald mit zu vielen Gräbern.

Völlig unverhofft trifft der achtzehnjährige Jari auf die geheimnisvolle Jascha, deren Schönheit er sich nicht entziehen kann. Er folgt ihr in das abgeschiedene Haus mitten im Wald, wo sie lebt. Und das, obwohl er spürt, dass dieser Ort ein düsteres Geheimnis birgt. Etwas ist geschehen. Etwas, das schrecklicher ist als alles, was Jari sich je hatte ausmalen können. Etwas, das ihn in tödliche Gefahr bringt

>Das Lied der Nachtigall< auf der Seite des Verlages downloaden.

SaschaSalamander 01.09.2012, 21.03 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

After.Life

Liam Neeson und Christina Ricci. Gibt es zwei bessere Gründe, einen Film anzusehen? Noch dazu, wenn es sich um einen Mindfuck bzw Mystery-Thriller handelt? Beide zählen zu meinen liebsten Schauspielern.

Die junge Lehrerin Anna verlässt nach einem Streit mit ihrem Verlobten das Restaurant und fährt mit dem Auto nach Hause. Dabei geschieht ein Unfall. Sie wacht auf im Haus des Bestatters, liegt auf dem Tisch zur Präparation, und der Bestatter offenbart ihr - dass sie tot ist. Sie müsse es nur akzeptieren. Sie glaubt an eine Entführung, hält sich selbst nicht für tot. Sie bewegt sich, sie atmet, sie spricht mit dem Bestatter, also muss sie doch lebendig sein! Einer ihrer Schüler sieht sie sogar am Fenster stehen, er informiert ihren Verlobten, und dieser will nicht an den Tod seiner Freundin glauben, doch die Polizei tut nichts, denn Anna ist nachweislich tot. Ist sie tot? Oder ist sie es nicht? Perfides Spiel oder Afterlife?

Vom ersten Moment an ist der Zuschauer zwiegespalten, für beide Varianten gibt es sehr viele Hinweise. Immer wieder einmal denkt man "ja, klar, sie kann gar nicht tot sein", und kurz darauf "natürlich sie ist tot, das lässt sich ganz leicht erklären".

Der Film zeigt viel nackte Haut, macht auf Mystery, ist in ruhigen Tönen erzählt, Suspense und Mindfuck wo man nur hinsieht, man kann gar nicht wegsehen. Ebensowenig wie man wegsehen kann, wenn sich mal wieder einer von ihren riesigen ... äh, heute mal eine jugendfreue Rezension, belassen wir es davon, dass sich alle Rundungen und Knochen mit viel nackter Haut in die Kamera strecken. Das ist Kunst und gehört so. Ein Schelm, wer etwas anderes unterstellt. Sie zeigt ihren Körper in allen erdenklichen Posen, mal hübsch mit Kleidchen, mal nackt, und sie sieht gut darin aus. Auch abgesehen von diesen Momenten gibt es viel zu sehen, der Film spielt gut mit der Optik, ist sehr ästhetisch.

Außerdem wirkt der Film sehr lange nach, die Bilder bleiben im Kopf, sind sehr (im positiven Sinne) sehr eindringlich. Die Macher spielen gut mit der Wirkung ihrer in Szene gesetzten Motive. Es war ein Genuss, diesen Film auf einer Leinwand zu sehen, gestochen scharf und in Lebensgröße, das ist hier wirklich anzuraten, falls möglich.

Trotzdem war ich am Ende recht enttäuscht. Es bleibt vieles offen, auch wenn ich das Ende und die "Lösung" ziemlich klar und deutlich fand. Ich erwarte kein komplett erklärendes Ende, denn ein Mindfuck ist dazu da, dass man interpretiert und sich unsicher ist. Dennoch gibt ein Film dieses Genres dem Zuschauer das Gefühl, dass die Zeit nicht umsonst war. Hier allerdings hatte ich am Ende das Gefühl, dass ich nach den eineinhalb Stunden nicht klüger war als vorher. Es wurde bewusst alles offen gehalten, und mir scheint, als hätten die Macher selbst nicht gewusst, für welche Lösung (oder vielleicht eine andere sogar) sie sich entscheiden wollten und dann spontan eine Lösung hergezaubert (die andere hätte es auch getan, und auch dafür hätte es im Film genügend Hinweise gegeben).

Es werden viele Themen angeschnitten, etwa der Sinn des Lebens, die Frage nach Tod und Sterben, der Inhalt von Liebe, eine besondere Gabe oder doch Wahnsinn, und die Frage "was würdest Du tun, wenn Du weißt, dass Du nicht tot bist". Dazu die Frage, was ein Leben lebenswert macht und wer seines Lebens würdig ist. für mich zuviel cineastisches Geschwurbel ohne Aussage. Gab eine Menge Leute, denen der Film gefiel, auch mein Mann fand ihn nicht schlecht. Und ja, ich habe ihn gern gesehen, Ricci sieht gut aus und Neeson ist sowieso klasse, schade nur dass das alleine nicht genügt. Wollte ein Mystery-Thriller sein, ist statt dessen ein sexy Hingucker geworden.

Optik: Sehr sexy, viel Klinik und Nylon und nackte Haut. Beeindruckend in Szene gesetzt, die Bilder klingen noch lange nach.

Christina Ricci: Ebenfalls sehr sexy, viel nackte Haut, viele Knochen und zwei ... äh, ihr wisst schon was ...

Liam Neeson: sehr gut, sehr subtil und undurchsichtig

Gesamteindruck: will viel hermachen, kriegt aber nicht die Kurve vom Mindfuck zum Film mit Sinn ...

Wertung: 6 von 10 nackte Brüste


SaschaSalamander 31.08.2012, 08.46 | (0/0) Kommentare | PL

Mitternachtsraben

>Hier< habe ich von meinem ersten Hörerlebnis geschrieben. Die CD hatte mir eine Freundin in die Hand gedrückt "da, könnte Dir gefallen", ich habe sie auf dem Weg zur Arbeit gehört und abends nochmal mit meinem Mann gemeinsam auf dem Sofa, und tags darauf stand ich sofort im Laden und bestellte sie mir, seitdem kann ich gar nicht mehr zählen, wie oft ich sie bereits gehört habe. Sie begleitet mich im Alltag in den unterschiedlichsten Situationen, und leider kann ich die Texte noch immer nicht auswendig, aber bald dürfte es so weit sein. Mal höre ich nur einen bestimmten Track, ein andermal das gesamte Album.

Anlässe, bei denen ich die CD höre, gibt es viele. Z.B. wenn ich mit Kerzen in der Badewanne liege und komplett entspannen möchte. Oder wenn ich von der Arbeit komme, aufgeputscht und noch voller Hektik, etwas Ruhiges brauche zum Abkühlen. Wenn es mir gerade schlecht geht und ich etwas brauche, das mich wieder hochzieht. Wenn ich den Umweltlärm vor dem Fenster überdecken möchte, um nachmittags ein Schläfchen zu halten, sind die sanfte Stimme und die geheimnisvolle, ruhige Begleitmusik ideal. Wenn ich einfach mal ein paar Minuten Kultur brauche, die mich vom Alltag ablenkt und dabei dennoch anspruchsvoll ist. Wenn ich es mir mit einem Gläschen auf dem Sofa gemütlich mache und die CD gerade dazu passen würde. Oder weil ich beim Scrollen durch meine Playlist auf dem Ipod über das Album gestolpert bin. Oder weil ich dachte "jetzt hätte ich mal wieder Lust auf Numensang und Schattenbastard". Es gibt unzählige Gründe, und eigentlich brauche ich gar keinen Grund. Ich liebe diese CD und habe sie weit öfter gehört als alles andere, was ich auf dem Player an Texten habe.

Fast ein halbes Jahr ist das nun her, mindestens einmal die Woche habe ich mindestens eines der Gedichte gehört, und jedes Mal habe ich mir vorgenommen "JETZT schreibe ich ENDLICH eine Rezension". Trotzdem habe ich bis jetzt gewartet. Der Grund ist, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Und dass ich auch nicht so recht weiß, wie ich meine Gefühle und Gedanken in Worte fassen soll. Eine beobachtende Beschreibung, wie ich sie normalerweise verfasse, ist mir hier nicht möglich, zu tief berühren mich die Gedichte und die Musik. Und eine allzu persönliche Beschreibung, was sage ich damit über mich aus, will ich das, und wer will das überhaupt lesen?

Bevor ich mich weitere zahllose Monate mit einem schlechten Gewissen plage, weil diese CD auf jeden Fall eine Rezension verdient hat und ich mich weiterhin davor drücke, möchte ich sie also wenigstens vorstellen, meine Gedanken mit Euch teilen. Eine sachliche Rezension ist es nicht. Aber muss es ja auch nicht sein, oder? Also, hier ein paar meiner Gedanken, unsortiert, kunterbunt und äußerst unobjektiv, aber sosehr von Herzen, wie es ein Beitrag hier nur sein kann

Frank Zappa sagte einmal "Über Musik zu schreiben ist wie über Architektur zu tanzen". Gut, nun sind es Worte, über die es hier zu schreiben gilt, aber diese Worte empfinde ich als sehr viel mehr. Für mich sind diese Worte Melodie, ein Lebensgefühl, sie vermitteln Emotionen, sie gehen über reine Unterhaltung hinaus. Dazu die Musik, die so perfekt passt, so viel transportiert, auch sie zu beschreiben wäre ... naja, wie eben über Architektur zu tanzen. Es geht nicht, ich schaffe es nicht.

Die Gedichte in ihrer düster-romantischen Art erinnern in ihrer Schwermut, ihrer Aussage, ihren Themen und vor allem ihrem Stil an Poe. Eine Aussage, die ich keinesfalls leichtfertig treffe, da Poe für mich einer der absolten Größen und mein Favorit ist. Schon oft las und hörte ich Gedichte oder Geschichten, denen man dies nachsagte, und immer wurde ich enttäuscht. Nur, weil etwas düster ist oder melancholisch, gothic oder was auch immer, ist es noch lange nicht "wie Poe". (Aber auch hier: das zu analysieren wäre hier zu aufwändig)

Der Hörer (und Leser, denn die kompletten Gedichte sind auf einem Büchlein im Booklet enthalten) begegnet fantastischen Wesen, etwa dem personifizierten Tod, einer Nymphe, einem steinernen Engel, einem Schattenwesen, einer Fee, mehreren Raben, dem ewigen Juden Ahasver. Manche dieser Wesen sind real, andere Metaphern, und wieder andere Trugwesen, wer vermag zu sagen, was echt und was Traum?

Themen sind Eros und Thanatos, die Sehnsucht nach Liebe und Tod. Und dazwischen die Gier nach Leben, nach Fülle, nach Erfüllung, Leidenschaft und Lust. Das Geheimnis der Metarmorphose, häufig verbunden mit dem Übergang vom Leben in den Tod oder eine andere Wesensform, Tod als Wandlung und Transformation. Man könnte es als kitschig-romantisch bezeichnen, doch in meinen Augen hebt sich der Autor mit dieser CD deutlich von ebendiesem Klischee ab. Die Gedichte sind so verfasst, dass sie sich von typischen Todessehnsuchtsgedichten a la "ich-bin-Goth/Emo-und-deswegen-ach-so-literarisch" abheben (unnötig zu erwähnen, ich möchte jedoch nicht, dass bei dem, was ich hier schreibe dieser Eindruck entsteht. Denn diese Art Gedichte mag ich nicht). Im Grunde hätte jedes dieser Gedichte eine eigene Analyse verdient, den Aufbau und die Sprache hier explizit auszuführen würde eine einfache Rezension um Weiten sprengen, ein objektiver Rezensent könnte das in einer kurzen Zusammenfassung und jeder Menge hochliterarischem Geschwurbel vielleicht schaffen, aber mir ist es nicht möglich.

Außerdem: Ich will die Gedichte gar nicht analysieren, möchte sie nur wirken lassen, ihren Zauber spüren, möchte ausgelassen mit "Nymph und Sylph und Salamander" im trunkenen Bachhanal tanzen. Allein der Wohlklang dieser drei Worte, der Sylph eine lautmalerische Brücke zwischen Nymph und Salamander, mit m und ph des ersten und den Buchstaben S und l an erster bzw dritter Stelle). Ich habe es mir bereits ungezählte Male auf der Zunge zergehen lassen, die Worte geschmeckt, mich daran gelabt. Wie soll ich eine komplette CD rezensieren, wenn ich doch schon bei jedem einzelnen Satz ins Schwärmen gerate?

So viele einzelne Sätze, die ich herauspicken könnte. Nur einen: "Schatten sind seltsame Delikatessen, und seltsam ist auch die Moral der Geschicht: will einer dich zwingen, Schatten zu fressen, so schlage ihn tot und trete ins Licht". Aus dem Zusammenhang gerissen klingt dies seltsam, im Kontext der gesamten Geschichte ist es einleuchtend, und die Verbindung zwischen Leben, Tod und Wandlung, der Übergang vom Schatten ins Licht, ist hier in diesem abschließenden Satz gelungen zusammengefasst. Und dieser Satz ist ein gutes Beispiel für die ungewöhnliche Erzählweise des Autor. Doch bevor ich ausschweife: lest diesen Satz laut, lauscht seinem Klang, spürt ihn auf der Zunge, spürt ihn in Euch, versucht nicht ihn zu ergreifen, sondern laucht nur nach innen ...

Christian von Aster liest seine Texte selbst ein. Er nimmt sich sehr zurück, überlässt die Wirkung komplett dem Text. Still und ruhig umschmeichelt er mit sanfter Stimme das Ohr des Hörers, es ist entspannend und beruhigend ihm zu lauschen. Dazu die Musik, die den klangvollen Worten das rechte Gewicht verleiht, ohne sie mit Schwere zu belasten, immer etwas leiser als die Sprache aber stets präsent, eine perfekte Einheit aus Wort und Melodie. Beides zusammen, die Stimme und die Musik, empfinde ich als perfekt zum Träumen: es entschleunigt, beruhigt, regt zum Träumen an und sorgt mit einer gewissen Wehmut dennoch für die erforderliche Erdung, um nicht vollständig abzudriften. Was mir sehr gut gefällt und wofür ich diese CD besonders liebe: gerne würde ich Musik oder Text hören zum Einschlafen oder Entspannen, doch auf allen CDs ändert sich Tempo, Lautstärke, die mich dann aus meiner Stille herausreißen. Hier dagegen ist alles so abgemischt, dass man durchgehend hören kann, dass man auch gerne einmal abdriften, einnicken, vollständig abschalten kann. Und trotzdem ist es niemals monoton, dennoch folgt alles einer gleichmäßigen, wohltönenden Melodie, auch die Stimme wirkt wie ein Teil der Musik.

So, das war es, was mir auf dem Herzen lag. Im Groben. Denn eigentlich wäre es noch zehnmal soviel. Und jedes Mal, wenn ich einen Track oder die CD höre, finde ich weitere Gründe, warum ich so begeistert bin, erschließen sich mir weitere Interpretationen, höre ich wieder eine Besonderheit, die mir bisher entgangen war. Aber ich denke, das hier sollte vorerst genügen ;-)

Wertung: Außer Konkurrenz!


SaschaSalamander 27.08.2012, 08.17 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Mottenlicht

VORAB

ANTJE WAGNER studierte Literatur- und Kulturwissenschaften und arbeitet seit rund 12 Jahren als freie Autorin, veröffentlicht Kurzgeschichten und Romane. MOTTENLICHT ist eines der ältesten Bücher der Autorin, das noch recht zu Beginn ihres Schaffens entstand. Nachdem ich zuerst >SCHATTENGESICHT< und >UNLAND< gelesen hatte, war ich natürlich neugierig auf ihre älteren Werke.


INHALT, THEMEN

MOTTENLICHT ist eine Sammlung von Kurzgeschichten. Nahezu alle Geschichten erzählen von Menschen, die traumatisiert, verstört und verletzt wurden. Leben, Liebe und Tod als treibende Kraft. Die Autorin greift verschiedene Tabus auf und verleiht ihnen, auch ohne sie beim Namen zu nennen, ein menschliches Gesicht. Abtreibung, Suizid, Selbstaufgabe, Brudermord, Depression, Inzest, Missbrauch, Fremdgehen und andere. Im Grunde hätte jede Geschichte eine ausführliche Analyse verdient, denn es ist meist keine konkrete Handlung, die erzählt wird, sondern eine Aneinannderreihung von Momenten und Gedanken, die erst zum Schluss ein stimmiges Bild ergeben. Das tatsächliche Geschehen hinter den Worten und Symbolen erschließt sich erst am Ende. Möchte man die Geschichten verstehen, so muss man sehr genau lesen, sehr genau den geflüsterten Botschaften lauschen, manchmal ist es ein kleines Wort nur, das den Ausschlag gibt.

Die große Stärke des Buches ist leider aber auch eine Schwäche: zu ähnlich sind sich die Geschichten in Aufbau, Verwicklung, Auflösung und Aussage. Nachdem ich zwei, drei Geschichten gelesen habe, ahnte ich recht schnell den Knackpunkt und das Ende, wodurch der eigentliche Reiz auch verlorengeht. Es ist daher sinnvoll, MOTTENLICHT nicht von vorne bis hinten zu lesen sondern heute mal eine Geschichte herauszupicken, nächste Woche wieder eine, dann ein paar Tage darauf die nächste. So bleibt der Zauber länger erhalten, ohne sich durch die kontinuierliche Wiederholung abzunutzen.


SPRACHE, STILMITTEL

Die Sprache ist sehr poetisch, Antje Wagner experimentiert mit der Wirkung ihrer Sätze und Worte, möchte damit verzaubern und einwickeln wie mit einer seidenen Fessel: sie berührt den Leser, webt die Geschichte um ihn herum, erregt ihn mit Worten und sanften Berührungen, sodass er kaum merkt, wie sich das anfangs weiche Band nun immer fester um ihn legt, ihn einschnürt, beengt, ihm die Luft zum Atmen nimmt. Sie erzeugt ein im Lauf der Geschichte immer stärkeres Gefühl von Bedrohung und Angst. Es gelingt ihr sehr gut, auch ohne konkret formulierte Gefahr den Leser zu verunsichern.

Häufig wiederkehrende Stilmittel hierfür sind der Einsatz von Farben, Stimmungen, es liegt über allem ein Grauschleier, verschwommen und schemenhaft. Das Cover vermittelt einen Eindruck von der Atmosphäre des Buches.

Die Autorin arbeitet viel mit Wiederholungen: wiederkehrende Sätze manchmal wortwörtlich, manchmal in leichter Variation. Immer wieder aufs Neue ausgeführte Rituale, die Routine und Gelassenheit vermitteln sollen, aber auch das Verschließen vor dem Tabu, das konsequente Nichtbeachten des eigentlichen Kernthemas. Die Charaktere wenden ihren Blick ab vor dem Unaussprechlichen, springen ablenkend von einem Moment zum nächsten, so wie auch die Autorin ihre Szenen scheinbar zusammenhanglos präsentiert, bevor sich alles im Kontext erschließt.

Was ebenfalls in jeder Geschichte zu finden ist, das ist ein Widerspruch. Innig Liebende ohne Intimität. Reiche Menschen reden am vollen Tisch über die Armut anderer Völker. Eine Frau sehnt sich nach Liebe und tut zugleich alles diese zu verhindern. Ein junges Mädchen oder doch eine Frau mit erwachsenen Bedürfnissen. Sätze wie etwa "sie konnte vor Stille nicht einschlafen" sind oft zu lesen. Weitere Beispiele ließen sich noch finden, denn auch dies wird von der Autorin regelmässig angewendet. Sehr geschickt, verleiht es den Geschichten doch zusätzlich Spannung und Konflikt. Trotzdem auch hier - weniger wäre mehr gewesen.

In MOTTENLICHT fühlt sich der Leser stellenweise erschlagen von allzu viel Symbolik und Wortkunst. Vor 10 Jahren, als das Buch entstand, experimentierte Wagner noch, übte sich im Umgang mit Wort und Wirkung, jongliert mit Inhalten, das merkt man dieser Sammlung deutlich an. Inzwischen experimentiert sie noch immer (und wird es hoffentlich niemals aufgeben, denn ich liebe es, wenn Autoren sich an etwas Neuem versuchen und sich konstant weiterentwickeln), ist jedoch deutlich gefestigter und weiß ihre Worte mit Bedacht einzusetzen, wendet ihre Stilmittel dezenter an und gibt dem Leser dadurch etwas mehr Freiraum im persönlichen Erleben der Handlung.

Der Inhalt ist manchmal so gut verpackt, dass es sich zum entspannten Lesen nur bedingt eignet, MOTTENLICHT verlangt vom Leser volle Konzentration. Dadurch wirken die Texte stellenweise trotz der zerbrechlichen, verspielten Sprache etwas schwerfällig. Gelegentlich aber blitzt etwas von der Leichtigkeit durch, die die Autorin in ihren späteren Werken vermittelt, diese Momente gefielen mir besonders.  


FAZIT

MOTTENLICHT ist eine wundervolle Sammlung von Kurzgeschichten, die damals schon vom Potential der Autorin zeugte. Perfekte Lektüre für einen nebligen Herbstabend, dazu ein schweres Glas Rotwein und instrumentale Musik. Aber wie auch den guten Wein sollte man das Buch sehr dosiert in kleinen Portionen genießen, da man sonst schnell übersättigt ist und die Geschichten nicht mehr ihre Wirkung entfalten können.

Wertung: 7 von 10 Murgor


SaschaSalamander 16.08.2012, 08.44 | (0/0) Kommentare | PL

Darkside Park

INHALT

Porterville ist ein kleines Städchen, beschaulich und gemütlich. Nette Nachbarn, eine stets aufmerksame Polizei, die Straßen sauber und frei von Kriminalität. Wer hierherkommt, der kann sich auf einen ruhigen Lebensabend freuen, und auch seine Kinder kann man hier perfekt großziehen, einfach ideal für jeden, der kleine idyllische Orte mag. Doch hinter der Fassade lauert das Grauen. Menschen verschwinden, einige bleiben auf ewig verschollen, andere tauchen wieder auf, sind danach völlig verändert und traumatisiert. Ein Serienmörder verteilt zur Warnung Tarotkarten an seine ausgewählten Opfer. Und immer wieder hört man vom "bleichen Mann". Was ist das Geheimnis von Porterville?


GESAMMELTE LINKS

Eine Gesamtrezension für eine komplette 18teilige Serie ist schwierig, und deswegen habe ich mir vorab schon einige Gedanken gemacht. Zu jedem der 18 Teile habe ich meine Gedanken notiert. Nicht als Rezension, sondern als kurze Meinung zur jeweiligen Folge.

Einleitung
>Teil 01 - Interview mit Ed<
>Teil 02 - Das böse Zimmer 01<
>Teil 03 - Der Gesang der Ratten 01<
>Teil 04 - Das böse Zimmer 02<
>Teil 05 - Porterville Times<
>Teil 06 - In den Jagdgründen<
>Teil 07 - Die verbotene Lichtung<
>Teil 08 - Porterville Steaks<
>Teil 09 - Das kalte Licht<
>Teil 10 - Lauter nette Damen<
>Teil 11 - Der Gesang der Ratten 02<
>Teil 12 - Jenseits des Rubikon<
>Teil 13 - Augen der Nacht<
>Teil 14 - Die Stille des St Helena Parks<
>Teil 15 - Die geheimen Kinder<
>Teil 16 - Die Farbe des Chamäleons<
>Teil 17 - Frischling, Frischling<
>Teil 18 - Willkommen in Porterville<


UMSETZUNG, AUFBAU

Die ersten 17 Folgen sind jeweils in sich geschlossene Geschichten aus der Ich-Perspektive. Verschiedene Beteiligte kommen zu Wort. Mal ist es ein fremder Gast von außerhalb der Stadt, mal ein Bewohner der Stadt ohne Hintergrundwissen, später auch Eingeweihte und Mitwisser. In der ersten Staffel haben die Folgen sehr wenig Bezug zueinander, und recht lange fragt man sich, was die einzelnen Figuren verbindet und welchem Zweck die Darstellung deren Situation jeweils dienen soll. Während die Serie dann langsam voranschreitet, gibt es nach und nach immer mehr Querverbindungen. Figuren aus anderen Geschichten werden erwähnt, hier und da wird eine Handlung aus nun einer anderen Perspektive geschildert, Symbole und Elemente aus anderen Episoden tauchen erneut auf. Doch der eigentlichen Lösung kommt man nicht wirklich näher. Da man weiß, dass DARKSIDE PArK mit 18 Folgen abgeschlossen ist, stört das jedoch nicht, auch wenn man gerade in der zweiten Staffel manchmal nah an der Verzweiflung ist, endlich mehr wissen will und sich noch so weit von der Antwort entfernt fühlt. Perfekt gemacht, die Spannung steigt von Stunde zu Stunde.

Auch, wenn jede Geschichte eine eigene Handlung in sich birgt und für sich selbst abgeschlossen ist, so gibt es doch eine übergeordnete Handlung. Manche Episoden dienen dabei lediglich als Füllelement und vervollständigen das Gesamtbild. Andere dagegen treiben das Geschehen um Martin Prey, der bald zum eigentlichen Protagonisten der Serie wird, voran. Die oben unter "Inhalt" geschilderte Zusammenfassung ist das Gesamtbild, die Handlung um Martin ist wesentlich konkreter: Martin trifft auf Sarah und erfährt durch sie, dass die Stadt ein Geheimnis birgt. Er beginnt zu ermitteln, wird dabei selbst zum Gejagten und irrt durch die Stadt, trifft auf verschiedene Mitstreiter und Gegner, bis er endlich am Ziel ist und alles erfahren soll.


SECHS VERSCHIEDENE AUTOREN

Die Zusammenarbeit verschiedener Autoren finde ich mehr als gelungen. Ein Gesamtkonzept, an dem sich alle orientieren, dabei aber kreative Freiheit. "Viele Köche verderben den Brei", mag man im ersten Moment denken. Hier aber hat das Projekt eine außergewöhnliche Eigendynamik gewonnen, die Anerkennung verdient. Sechs Autoren, unterschiedlich in ihrer Erzählweise und ihrem Ausdruck, haben gemeinsam ein Bild gemalt, das in sich stimmig ist. Sie alle haben dem DARKSIDE PARK ihren eigenen Stempel aufgedrückt, ohne sich dabei in den Vordergrund zu drängen.

Bei 18 Folgen kann es schnell passieren, dass es bald langatmig wird, dass man abbrechen möchte oder mittendrin die Lust verliert, Spannung hin oder her. Mir zumindest geht es so, dass ich nicht gerne allzu lange mit einer einzigen Reihe beschäftigt bin. Durch die unterschiedliche Vorgehensweise der Autoren allerdings hätte es für mich noch ewig so weitergehen können, es gab ausreichend Abwechslung und trotzdem immer einen roten Faden.

Folgen, die mir weniger gut gefielen, wurden von anderen Hörern teilweise als Lieblingsfolgen benannt. Was mich absolut begeisterte, fanden andere wieder nicht so gut. Mit anderen Worten, das Gesamtbild ist grandios, es gibt schwächere und stärkere Folgen, doch dies liegt nicht an schlechtem Handwerk sondern persönlichen Vorlieben der Hörer. Es ist also für jeden etwas dabei, Porterville dürfte aufgrund seiner Vielfalt und des auf verschiedenen Ebenen erzeugten Spannung weit mehr Fans ansprechen, als ein einzelner Autor es geschafft hätte.

Spannung baut sich durch die sechs Autoren und deren voneinander abweichende Erzähltechnik auf vielen verschiedenen Ebenen auf, die Genres mischen sich bunt durcheinander. Hardboiled, Phantastik, Horror, Thriller, Krimi, Cosy. Mal der knallharte Typ mit rauer Schale weichem Kern, mal die netten alten Ladies, mal eine historische Geschichte um Indianer, ein andermal ganz normale junge Erwachsene wie Du und Ich. Einige Geschichten erinnern in ihrer Düsternis und Direktheit an Stephen King, andere führen den Hörer im Stil eines H P Lovecraft direkt an die Grenzen des Wahnsinns. Mal Blut und Knochenknacken, mal "Arsen und Spitzenhäubchen", mal Gänsehaut und nackte Angst.


SPRECHER

Alle Rollen sind durchweg grandios besetzt mit bekannten Stimmen aus den Bereichen Hörbücher, Hörspiele, Filme. Sie alle machen ihre Sache professionell und mit sehr viel Elan, man hat hier sehr gute Arbeit geleistet bei der Auswahl, Koordination und Regie. Nicht nur im Ausdruck, auch Tonfall, Klang der Stimme, alles passt so perfekt zu den jeweiligen Protagonisten, dass man regelrecht einen 18stündigen Film vor sich zu sehen glaubt.

Bei diesem Punkt weiß ich gar nicht so recht, was ich weiter schreiben kann als "prima gemacht". Einzig mit einem Sprecher konnte ich mich nicht so recht anfreunden, da ich die Art des Vortrags zu wenig emotional und zu monoton fand. Bei 18 Folgen kann man keinesfalls 100 Prozent erwarten, aber der DARKSIDE PARK ist verdammt nahe dran ;-)


HÖRBUCH / HÖRSPIEL

Teil 1 bis 17 sind reine Hörbücher. Hörspieltypisch allerdings ist das klassische Intro von Friedrich Schönfelder, der den Hörer begrüßt und dann die Überleitung zur aktuellen Geschichte gibt. Zu Beginn und am Ende gibt es dann noch jeweils ein kurzes Geräusch. Es ist nur ein leises, unaufdringliches Geräusch, aber es ist faszinierend, wie stark diese Wirkung ist! Besonders in einer Folge stach es drastisch heraus und verlieh der gesamten Story zusätzlich noch einmal den perfekten Abschluss.

Obwohl es ein Hörbuch ist, sortiere ich es gedanklich immer in die Kategorie Hörspiele. Teilweise wegen der typischen Hörspielsprecher, aber auch weil ich es trotz des jeweils einzelnen Sprechers immer als Hörspiel empfunden haben. Sie haben die jeweiligen Dialoge so gut verkörpert, dass man stellenweise regelrecht vergass, dass nur ein einziger Sprecher vor dem Mikrofon saß!

Folge 18 dagegen ist ein Hörspiel mit zwei Protagonisten und kleinen Nebencharakteren. Ich muss zugeben, dass ich sosehr auf die Gespräche zwischen Martin und Hudson fixiert war, dass ich wenig auf Musik und Geräusche geachtet habe, jedoch ist mir nichts negativ aufgefallen, auch hier war wieder alles in sich stimmig und eben richtig "rund". Nur selten nimmt ein Hörspiel mich derart gefangen, dass ich das "Drumherum" völlig vergesse und mich nur noch komplett auf den Inhalt konzentriere.

Ich weiß nicht, ob ein Hörspiel teurer ist als eine Lesung, vermutlich ja (da man mehr Sprecher braucht, Musik und Geräusche, es macht wohl mehr Arbeit als ein Soloauftritt). Ansonsten hätte ich es großartig gefunden, wenn die Reihe komplett als Hörspiel gemacht worden wäre, oder wenn man wenigstens die reine Lesung zu einer szenischen Lesung aufgestockt hätte, mit etwas mehr Geräuschen und hier und da Musik im Hintergrund zum Verdichten der Atmosphäre.


ABSCHLUSS IN FOLGE 18

Das Ende hat mir sehr gut gefallen. Recht schnell zeichnet sich ab, worauf es hinausläuft. Klar, exakt das Ende konnte wohl niemand vorhersehen, aber die Tendenz war klar. Und auch für konkretere Informationen gab es einige Hinweise. Absolut zufriedengestellt hat es vermutlich niemanden, dazu ließ es einfach zuviele Fragen offen. Trotzdem, gerade in diesem Genre ist es nicht wirklich möglich, alles zur Zufriedenheit zu klären, und das offene Ende sowie die unbeantworteten Fragen sind in einem für mich annehmbaren Umfang. Dafür, dass man 17 Folgen lang auf diesen einen Moment hingezittert hat, wäre etwas mehr wünschenswert gewesen, der DARKSIDE PARK ist perfekt für jede Menge Spin-Offs, Prequel, Sequel und eine Fortsetzung. Auch, wenn ich das Ausschlachten eines erfolgreichen Titels durch Fortsetzungen verachte, würde ich es hier ausnahmsweise sogar begrüßen. Nicht, weil ich unbedingt mehr will, sondern weil es einfach schade ist, dass so viel genialer Stoff nun ungenutzt in den Hirnen der Autoren brachliegt und nicht geteilt wird. Es gibt so viel, was man noch aus der Serie noch machen kann!


FAZIT

Der DARKSIDE PARK ist ein Projekt, das es in dieser Form noch nicht gab. Ivar Leon Menger und seinen Kollegen ist ein Meisterwerk gelungen, das so schnell niemand wiederholen kann, etwas ganz Eigenes und Anderes wurde hier erschaffen. Die Reihe packt den Hörer von der ersten Folge an und hält ihn bis zur letzten Episode gefangen, indem sie eine perfekte Mischung unterschiedlichster Genre und Erzähltechniken darbietet.

Und zum Abschluss: wer die Reihe bereits gehört hat, der wird nach Folge 18 wohl sehr viele Fragen haben. Viele von diesen Fragen wurden von Ivar Leon Menger und anderen Autoren ausführlich und nachvollziehbar im Forum der >Hörspiel-Freunde<

Wertung: 95 von 100 Versandhauskataloge

SaschaSalamander 15.08.2012, 09.18 | (0/0) Kommentare | PL

Darkside Park Staffel 3 - Folge 17 und 18

menger_park03.jpg17 - FRISCHLING, FRISCHLING

Autor: >Raimon Weber< (G. Burns, Point Whitm., Mindnapping ua)

Sprecher: J Kerzel (Jack Nicholson ua)

Daniel Chester Kipling, der zu seinem Leidwesen leider Kip genannt wird, empfängt die Gäste im Hudson Tower und bedient den Lift. Bald ist es soweit, bald ist sein Dienst beendet, darauf arbeitet er hin, denn was er bisher hier erlebt hat, konnte er nur noch mit heftigen Medikamenten überstehen. Er muss Dinge mitansehen, die kein Mensch ertragen kann, und bisher hat er immer geschwiegen. Bisher ...

Sowohl der Plot als auch der Sprecher sind hervorragend, passen sehr gut zusammen. Sie spielt nur im Lift, im "Monet", so genannt wegen des originalen Gemäldes an der Wand des Aufzugs. Dort im Lift steht Kip, macht sich seine Gedanken, kommentiert für den Hörer das Erlebte. Er ist ein durch und durch sympathischer Charakter. Man fragt sich, was ihn überhaupt bewegt hatte, diese Arbeit anzunehmen, und warum er sich nicht dagegen wehrt. Zugleich verspürt man Mitleid über all die Schrecken, die er mitansehen muss, wenn die Anwälte und anderen Würdenträger sich selbst vergessen und ihn die "Reste beseitigen" lassen. Diese Geschichte geht nahe, zeigt sie, wie kalt und grausam Menschen sein können. Zugleich erfährt man wieder ein bisschen mehr über Porterville und den 56. Stock, doch Antworten gibt es nicht, die wird es erst im letzten Teil geben ...

Was Kerzel betrifft, gibt es nicht viel zu sagen. Er passt, als hätte man die Rolle für ihn geschrieben, ich sah regelrecht einen Film vor mir ablaufen, während ich diese Episode hörte. Er ist die Stimme von Jack Nicholson, bis vor kurzem war er Erzähler bei JOHN SINCLAIR, er sprach / sang meinen liebsten Song bei E NOMINE, und auch sonst begegnet man ihm im Alltag häufig. Er ist eine der Stimmen, die man einfach kennt, selbst wenn man weder Filme ansieht noch Hörbücher hört. Und er weiß seine Stimme einzusetzen, wow!


18 - WILLKOMMEN IN PORTERVILLE

Autor: >Hendrik Buchna< (Die Dr3i)

Sprecher: >Jürgen Thormann< u.a. (M v Sydow, I McKellen, uvm)

Martin Prey hat es endlich geschafft, den 56. Stock zu erreichen! Hier trifft er nun auf den Bürgermeister der Stadt, Angus Hudson. Und hier soll er nun also erfahren, was mit Porterville auf sich hat. Doch wird er die Wahrheit wirklich verkraften?

Ein rundum gelungener Abschluss der Serie, der mich wirklich begeistert hat. Ich werde in einer gesonderten Rezension auf die gesamte Reihe und somit auch das Ende eingehen. Aber vorab soviel: ich hatte große Angst vor dem Ende, denn ich hatte viel Negatives darüber gelesen. Aber Hendrik Buchna (und natürlich auch I L Menger sowie die anderen beteiligten Autoren) hatten es geschafft, mich durchweg zufriedenzustellen. Hier und da gibt es offene Fragen, aber dies verleiht manchen Geschichten auch einen gewissen Reiz, und gerade hier bei DARKSIDE PARK passt es.

Besonders gefielen mir die Dialoge zwischen Hudson und Prey. Der eine großväterlich, manchmal leicht tadelnd und doch vermeintlich sanft und nett im Tonfall, in seinen Worten jedoch unmoralisch, selbstsüchtig und ohne jegliches Mitgefühl gegenüber anderen. Der andere dem Wahnsinn nahe, überreizt und aggressiv, zugleich aber auch kurz vor dem Zusammenbrechen und hilfos ob der schrecklichen Dinge, die er nun nach und nach erfährt. Die Wortgefechte zwischen den beiden sind gekonnt.

Und man hätte keinen besseren nehmen können als einen meiner Lieblingssprecher, Jürgen Thormann. Er passt perfekt in die Rollen der Bösewichter, die mit einem Lächeln im Gesicht auftreten und alles Menschliche auf den Kopf stellen, ob nun in NEEDFUL THINGS, als Magneto in den X-MEN oder in vielen anderen Filmen und Hörspielen. Er verkörpert die Art von Antagonist, die ich am meisten schätze: bösartig durch und durch, aber dennoch mit sehr viel Verstand und Überzeugungskraft, fast schon hypnotischem Charisma.

Ich hätte mir gewünscht, dass man mehr erfährt, gerne hätte die Folge doppelt so lang sein dürfen. Die wichtigsten Geheimnisse wurden geklärt, doch durch das Beantworten der Fragen stellten sich weitere Fragen, und das hier geschaffene Universum ist einfach zu spannend, als dass man es einfach hierbei belassen sollte. Ich hoffe inständigt, dass weitere Geschichten folgen werden, das Ende ist offen, und es bietet gute Ansätze für eine Fortsetzung (was nicht sein muss, hier aber durchaus wünschenswert ist. Sogar für mich, die ich offene Enden mag und Fortsetzungen eher widerwillig als Geldschneiderei betrachte)

Insgesamt von allen Folgen eine meiner liebsten. Abgesehen davon, dass ich sie gerne länger ausführlich gehabt hätte, ist es sogar meine Lieblingsfolge, und allein schon die Dialoge zwischen Hudson und Prey sind es wert, die Folge mehrfach zu hören.

SaschaSalamander 10.08.2012, 13.29 | (0/0) Kommentare | PL

Darkside Park Staffel 3 - Folge 15 und 16

menger_park03.jpg15 - DIE GEHEIMEN KINDER

Autor: >Raimon Weber< (G. Burns, Point Whitm., Mindnapping ua)
Sprecher: >Franziska Pigulla< (Gillian Anderson)

Melinda McFaden arbeitet im Hotel des Hudson-Tower, und sie ist eine von denen, die Bescheid wissen. Doch eines Tages bittet ihre Schwester sie um Hilfe, nachdem man ihr das Baby genommen hat. Melinda muss sich entscheiden, und sie hilft ihrer Schwester, doch damit wird sie zur Gejagten des bleichen Mannes ...

Eine sehr spannende Geschichte. Zu der ich offen gesagt wenig schreiben kann. Weiß nicht, wieso, aber sie zog irgendwie eher an mir vorbei. Nicht postiv oder negativ, aber sie hat mich erstaunlich wenig bewegt. Macht nichts, habe ja keine Pflicht hier alles genau zu zerlegen und detailliert vorzustellen ;-)


16 - DIE FARBE DES CHAMÄLEONS

Autor: >Christoph Zacharie<
Sprecher: Gerrit Schmidt-Foß (Point Whitmark, Leonardo di Caprio, ua)

Diesmal trifft der Hörer erneut auf Martin Prey. Nachdem Martin und Jason >zu fliehen versuchten<, macht sich Martin nun alleine auf den Weg, er will endlich das Geheimnis lüften. Anstatt die Stadt zu verlassen und sein Heil in der Flucht zu suchen, geht er tief ins Herz Portervilles.

Auch hier: eine sehr spannende Folge, die Serie geht in Riesenschritten dem Ende entgegen, Martin erlebt eine erste Konfrontation, und wie üblich endet es mit einem riesigen Knall, der dem Hörer gar keine Wahl lässt als sofort weiterzuhören, wohlwissend, dass in der nächste Folge gewiss keine Antworten kommen, nur noch weitere Fragen ...

SaschaSalamander 08.08.2012, 13.24 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Darkside Park Staffel 3 - Folge 13 und 14

menger_park03.jpg13 - AUGEN DER NACHT

Autor: >Simon X Rost< (Mindnapping, Mitschnitt, Playmos uvm)
Sprecher: >Jan-David Rönfeldt< (Wesley Crusher)

Jason Hincks führt die Apotheke seines Vaters weiter, wenn auch anders als von diesem erhofft: Jason ist Dealer, bastelt chemische Drogen. Plötzlich steht Martin vor seiner Tür, im Arm Sarah (die Folge schließt nahtlos an >JENSEITS DES RUBIKON< an, wenngleich der Spannung halber natürlich vieles ausgelassen wurde, was zwischen Folge 12 und 13 geschah). Als Cops an Jasons Tür klingeln, glaubt er, dass es Drogenfahnder sind. Doch Martin weiß es besser, sie suchen nach ihm und Sarah. Gemeinsam begeben sich die beiden Männer auf eine Flucht, die in einem Rachefeldzug (Jason würde es wohl "Verhör" nennen) gipfelt.

Puuuh, diese Folge war schweißtreibend. Während einige Episoden düster, schaurig und geheimnisvoll sind, ist diese hier actiongeladen und sehr realistisch. Hier geht es nicht nur um unheimliche leuchtende Augen, seltsame Kühlschränke und Tarotkarten, hier geht es um eine wilde Verfolgungsjagd, um handfeste Gewalt. Storytechnisch geht es im DarkSide Park wenig voran, da man im Grunde bereits alles weiß, trotzdem empfand ich es nicht als "Füllepisode", sondern sehr wohl der Serie zugehörig. Ich gehe davon aus, das Martin am Ende eine wichtige Rolle spielen wird, er taucht immer wieder in Geschichten unterschiedlicher Autoren auf und bleibt konsequent "an der Sache" dran, obwohl er um die drohende Gefahr weiß.

Simon X Rost versteht es, die Spannung vom ersten Moment an aufzubauen und bis zur letzten Minute zu halten, er packt den Hörer im Klammergriff und reißt ihn mit Martin und Jason in den Abgrund. Storytelling vom Feinsten, das zwar etwas derber als der Rest der Serie ist aber dadurch die mystische Komponente um reale, körperliche Bedrohung und pures Adrenalin erweitert, DarkSide Park spricht mit seinen Folgen inzwischen alle Sinne an, spielt mit den Ängsten auf verschiedenen Ebenen.

Der Sprecher ist top. Und Rönfeldt macht es wirklich klasse, man nimmt ihm seinen lässigen Tonfall, das selbstherrliche Gehabe (und die versteckte Unsicherheit hinter seinen Worten) sehr gut ab, genau so stellt man sich einen Typ wie Jason Hincks vor. Ob Wahnsinn oder Drogenrausch, gegen Ende wird Rönfeldt richtig beängstigend, man meint das irre Flackern in seinem Blick zu sehen, und das Geräusch am Ende (alle Folgen werden zu Beginn und Ende mit einem Geräusch unterlegt, das ist aber auch alles an Effekten) in Kombination mit seiner Stimme ist perfekt, allein dieser kleine Moment am Ende verdient Höchstpunkte innerhalb der Serie.


14 - DIE STILLE DES ST HELENA PARKS

Autor: >John Beckmann< (>Lady Bedfort<)
Sprecher: >Florian Halm< (Jude Law, Colin Farrell, Wickie, Chopper)

Diese Episode spielt im Jahre 1881, als die Zeitung "Porterville Times" erstmals in Druck geht. Samuel Wilcomb ist Reporter, er hat ein spannendes Thema gefunden für die erste Ausgabe, soll sich statt dessen freundlicheren, positiveren Dingen widmen, damit die Leser stolz sein können auf "ihre Stadt". Doch bei seinen Interviews und einem Besuch des St Helena Parks stößt er auf ein düsteres Geheimnis ...

Diese Folge ist "typisch Beckmann". Er schreibt ja auch für Lady Bedfort, das im Vergleich zu einigen anderen Serien etwas beschaulicher ist. Für den DarkSide Park schrieb er die >JAGDGRÜNDE<, die >NETTEN DAMEN< und nun diese Folge. Alles etwas ruhiger im Grundton, er punktet nicht mit Action, sondern mit dem Horror, der sich hinter dem scheinbar beschaulichen Alltag verbirgt. Sein Stil ist leise, gemütlich, und die Gefahr lauert dort, wo man sie am wenigsten vermutet.

Ich liebe es, wie die Autoren hier kongenial zusammenarbeiten. Mal Vergangenheit, mal Gegenwart, mal springt ein Autor in die Zukunft, und der nächste geht wieder ein paar Wochen zurück. Der eine pumpt Adrenalin durch unsere Kopfhörer, der andere flüstert uns lächelnd Geheimnisse ins Ohr, und doch erzählen alle eine einzige Geschichte, die Folgen passen wie Puzzlestücke perfekt ineinander.

Anfangs hatte ich Angst, dass die Serie schnell langweilig werden könnte, wenn das Geheimnis um Porterville zu lange hingezogen wird und die Autoren sich zusehr verbiegen, um gemeinsam ein großes Projekt im einheitlichen Look zu präsentieren, aber das Gegenteil ist der Fall: jeder schreibt auf seine Weise, und die Serie pulsiert vor Leben, WOW!

Florian Halm (den ich ebenso wie Rönfeldt leider nicht erkannt hatte) passt sehr gut zur Rolle des Samuel, er spricht ruhig und doch mit der passenden Neugier und dem Tatendrang, der dem Reporter innewohnt. Der Hörer wird von ihm in das alte Porterville gezogen und lernt es von einer ganz anderen Seite kennen ...

SaschaSalamander 06.08.2012, 15.07 | (0/0) Kommentare | PL

Darkside Park Staffel 2 - Folge 11 u 12

menger_park02.jpg11 - DER GESANG DER RATTEN 02

Autor: >Christoph Zacharie<
Sprecher: Nana Spier (Buffy, Lucy Liu, Claire Danes, uvm)

Dies ist die Fortsetzung der Geschichte >aus der ersten Staffel<. Aus der Geschichte >PORTERVILLE STEAKS< wissen wir bereits, dass sie verschwunden ist. Hier erfahren wir nun genau, wie es mit ihrem Freund Tom weiterging und was mit dann ihr geschehen ist.

Zugegeben, ich kann mich mit den Geschichten von Zaccharie nicht anfreunden. Ich weiß nicht, ob es an seiner Erzählweise liegt oder daran, dass er die Geschichten zugetragen bekommen hat, die mir inhaltlich nicht so recht gefallen. Mein größtes Problem hier war unter anderem wieder die Erzählperspektive, die ich leider sehr unpassend fand. Das Problem ist, dass DARKSIDE PARK bisher komplett aus der Ich-Perspektive erzählt ist, da kann man hier keine Ausnahme machen. Dennoch ist es hier unpassend, ein auktorialer Erzähler wäre aufgrund des Inhalts passender, zu oft habe ich mich an Dingen gestoßen, die in der Ich-Form so nicht möglich wären.

Wenn ich diesen Punkt ausblende, war diese Folge dennoch wieder sehr spannend und unterhaltsam, passt perfekt in die Reihe. Es wurden viele Dinge erklärt, der Hörer bekommt sehr viel geboten, die Handlung wird rasant vorwärts getrieben.



12 - JENSEITS DES RUBIKON

Autor: >John Beckmann< (>Lady Bedfort<)
Sprecher: Jürgen Kluckert (Benjamin Blümchen, Mr. Crabs,
               Chuck Norris, >Lady Bedfort<)

Reginald Broadus ist einer von denen, die um das Geheimnis von Porterville wissen. An ihn wendet sich Martin Prey - den wir aus >PORTERVILLE TIMES< und dem GESANG DER RATTEN kennen - um Hilfe. Doch Reginald will sich heraushalten, er kennt die Gefahren und will nichts damit zu tun haben. Aber es ist zu spät, durch den Kontakt mit Martin gerät nun auch er ins Visier der anderen. Und so trifft er eine wichtige Entscheidung.

Abschluss der zweiten Staffel, und ich kann nur sagen, diese Geschichte war der Hammer! Jürgen Kluckert als Sprecher passt perfekt. Er ist die Stimme des Mannes, der schon viel gesehen und erlebt hat, der als stiller Beobachter seine eigenen Wege ging und der nun aus seinem Schattendasein heraustreten und sich entscheiden muss. Wie haben die Macher es nur geschafft, für jede Folge die Sprecher so perfekt zu besetzen? Selten habe ich eine Reihe erlebt, in der alles so gut aufeinander abgestimmt war!

Diese Geschichte empfand ich als besonders atmosphärisch. Anfangs wenig gruslig, aber Kluckert verleiht ihr die passende Aura von Schwermut, Düsternis und drohender Gefahr, bis es dann gegen Ende tatsächlich bedrohlich wird, und zwar so richtig. Auch hier hat man wieder sehr, sehr viel über das Geheimnis von Porterville erfahren, die Richtung ist mir inzwischen klar. Ich bin sehr gespannt auf das Ende. Viele haben sich beschwert, doch wenn ich nun die Kritikpunkte sehe, dann denke ich mir, dass die bisherigen Folgen doch schon sehr deutlich darauf hinweisen, dass es in diese Richtung geht.

Die erste Staffel war schon genial, die zweite aber hat es um Längen getoppt. Wenn die dritte Staffel gar NOCH besser ist, dann hat sie es geschafft, für mich einer der besten Hörtitel ever zu sein. Aber erst einmal abwarten ... (sollte das Ende jedoch tatsächlich so enttäuschend sein, würde alles in sich einstürzen. Oh, ich kann es nicht erwarten, sechs Folgen noch!)

SaschaSalamander 03.08.2012, 15.01 | (0/0) Kommentare | PL

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