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Tag: Horror
Repo - the Genetic Opera
Rotti Largo erfährt, dass er bald sterben muss. Seine drei Kinder sind allesamt ungeeignet, die Firma zu übernehmen. Rotti hatte eine große Liebe, Marni, doch diese verließ ihn für Nathan Wallace. Marnie hinterließ nach ihrem Tod Töchterchen Shilo. Rotti gedenkt sie als Erbin seines Imperiums zu benennen.
Shilo ist süße 17 und schwer krank, ihr Vater hält sie gefangen, bis er ein Gegenmittel gegen die Blutkrankheit gefunden hat, doch Shilo will mehr in ihrem Leben also nur das kleine enge Zimmerchen, und so schleicht sie sich häufig nach draußen.
Nathan Wallace führt ein Doppelleben: als liebender Vater Shilos und Witwer der bei der Geburt des Kindes verstorbenen Marni gibt er sich die Schuld am Tod seiner Frau. Als Repo-Man arbeitet er im Auftrag von GeneCo, verbirgt diesen Teil seines Lebens, indem er sich vor seiner Tochter als Arzt ausgibt.
Dies die drei Hauptcharaktere um die Handlung, von welcher ich ungern zuviel vorwegnehmen möchte. Kurz gesagt, es geht um den Zwist zwischen den drei Largo-Kindern, Shilos Wunsch nach Erfüllung, das Werken des Repo-Man, das große Abschiedskonzert der Sängern Blind Mag und besonders um die Geschichte, welche Rotti, Shilo, Nathan, Blind Mag, Marni und den Erzähler (ein Grabräuber) miteinander verbindet. Viele Intrigen werden aufgedeckt, einzelne spannende Nebenschauplätze wie etwa das Drogenkartell um das aus Leichen hergestellte Produkt Zydrate beleben die Szene. Alles gipfelt in einem gigantischen Showdown aus Korruption, Lügen und Blut.
Der Film ist ein ungewöhnliches, vollgestopftes Spektakel, eine Rockoper ohne Vergleich. Kein gesprochener Text, rein basierend auf Musik. 38 Songs werden gespielt, mal düster, mal fetzig. Die Bilder und Eindrücke erdrücken den Zuschauer fast, man muss sich wirklich sehr auf die Details und den Inhalt konzentrieren, um beim ersten Ansehen folgen zu können. Doch ich sehe dies nicht als Mangel, sondern als großes Plus des Films. Es ist kaum zu beschreiben, wie genial so viele verschiedenen Themen, Elemente, Bilder in gerade einmal 90 Minuten gepresst wurden!
Vor allem die Bilderflut ist überwältigend. Offen gesagt handelt es sich neben einer Rockoper im Grunde auch um einen Fetischfilm: Gasmasken, Latex, Samt, Seide, Stiefel, Stockings, lange Mäntel, Netzröcke, Waffen, viel Schwarz und Dunkelrot, opulente Kostüme, für nahezu jeden Geschmack müsste etwas dabei sein, eben der typische Look einer Dystopie, hier jedoch geballt und weit intensiver. Bleiche Gesichter, lange schwarze Haare, bunte Kontaktlinsen, schaurige Holos, dunkle Gassen, Berge von verwesenden Leichen, sich vom blutigen Fleisch lösende Gesichtsmasken nach einer misslungenen Schönheitsoperation. Das Herz eines jeden Horrorfans, Fetischisten, Goths, Hardcore-Rockers dürfte höher schlagen, wenn er diesen Film sieht.
Absolute Empfehlung! Ich bin sicher, dass dieser Film die Gemüter spaltet, man liebt ihn oder findet ihn grässlich. Doch allein aus der Inhaltsbeschreibung und nach ein paar Screenshots dürfte jedem Zuschauer klar sein, zu welcher Kategorie er sich zählt. Ich jedenfalls gehöre zu den Fans und werde mir die DVD demnächst in mein Regal stellen!
SaschaSalamander 08.11.2010, 17.51 | (0/0) Kommentare | PL
OPUS ANIMA
Ich möchte hier gar nicht groß erzählen, was ein Rollenspiel ist, wie es funktioniert, denn für Außenseiter müsste ich hier sehr weit ausholen, und Insider würde ich damit langweilen. Aber vielleicht hat ja jemand schon von "DSA" (das schwarze Auge), "D&D" (Dungeons and Dragons), Vampire the Masquerade, Shadowrun gehört, das sind mit die bekanntesten Rollenspiele, aber es gibt noch unzählige Systeme mehr in allen Welten, Varianten, Spiele jeder Coleur.
Opus Anima ist nun sehr düster: die Menschheit hat in der Zukunft das Weltall erobert, doch bei einem schlimmen Krieg wurde die Welt Kurip-Aleph zerstört, die Schollen treiben nun umher, zusammengehalten von Stahlträgern, jeder Scholle eine eigene kleine Welt für sich. Aus dem Inneren des Planeten quillt Äther, welche ihn wie eine Hülle umgibt und für interessante Effekte und Physik im Spiel sorgt. Es wurde eine Menge Technik zerstört, Elektrizität funktioniert nicht mehr, und so gibt es hier viel Mechanik und Dampfkraft. Klassisches >Steampunk< - Rollenspiel. Das Besondere: hier gibt es keine Zwergen, Elfen, Trolle, Orks etc. Sondern hier gibt es Menschen (und ein paar wenige außerirdische bzw gentechnisch veränderte Rassen), die ihrer Seele beraubt wurden. Sie können nur überleben, weil sie von großen Entitäten / Gottheiten / Wesen Lebensenergie bekommen haben. Aber mit dieser zusammen leider auch den entsprechenden Makel der zuständigen Gottheit. Und hier ginge es nun zusehr ins Detail, das zu erklären. Um es kurz zu fassen:
die Charaktere, welche man spielt, haben den Großteil ihrer Seele verloren und wurden verschiedener Fähigkeiten beraubt, dies hin bis zu sehr drastischen, makabaren Dingen: es gibt etwa den "Gescheiterten", den "Ausgeweideten", den "Blinden", den "Vergessenen", den "Versehrten", den "Toten" und ähnlich bemitleidenswerte Kreaturen, die unter sehr starken Mängeln zu leiden haben, jedoch natürlich auch besondere Stärken haben. Keine übermenschlichen Fähigkeiten, eher besondere Wesenszüge und Stärken wie Zielstrebigkeit, Enthaltsamkeit oder derlei "normale" Dinge. Die Welt um sie herum kann verzerrt werden, was widerum zu faszinierenden Effekten und Spielmöglichkeiten führen kann und Spieler wie Spielwelt beeinflusst.
Es ist sehr düster, sehr makaber, und es ist auch gänzlich anders aufgebaut als viele der üblichen bekannten Rollenspiele, es lässt in seiner Physik, den Spielregeln, den Charakterbögen sehr viel mehr Freiräume. Manche Rollenspieler sehen dies als Manko, weil der Meister zuviele Freiheiten hat. Ich finde dies grandios, denn der Meister hat sehr viele Mglichkeiten, das Spiel zu gestalten, die Mitspieler zu überraschen. Ich mag keine endlosen Diskussionen um Regelwerk. Auch im realen Leben läuft nicht immer alles nach Plan, lässt sich nicht würfeln, und ich liebe diese Willkür, sie macht das straighte Spiel spannend und aufregend, man weiß nicht, was als nächstes kommt, erst recht in dieser schrägen Welt mit ihren ungewöhnlichen Charakteren und ihrer seltsamen Physik und den Verzerrungen der Realität!
Das Buch dazu, wow, einfach genial! Abgesehen davon, dass man nicht ständig neue Regelwerke der Version XY kaufen muss wie bei anderen Spielen (und Rollenspiel kann verdammt ins Geld gehen, das ist nicht mehr feierlich, wie da abgezockt wird), ist das Buch einfach traumhaft gestaltet. Im Internet gibt es kostenlos Charakterbögen zum Herunterladen (bei anderen Spielen sind solche Bögen sehr teuer, wenn man sie neu kauft), auch die komplette Anleitung gibt es gratis zum Download. Das Buch ist dennoch einen Kauf wert, denn es ist ein absoluter Hingucker im Regal. Die Bilder sind grandios, schwarz-weiß-Skizzen, die einen sehr guten Eindruck der Spielwelt vermitteln. Die Schrift verzerrt, um auch die Verzerrungen im Spiel ein wenig deutlicher aufzuzeigen. Wunderschönes Glanzpapier, das ich mich stellenweise kaum zu berühren getraue, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen, mehr ein Bildband denn ein Buch.
Abgesehen davon, dass die meisten Leute (zumindest die ich kenne) lieber ein Buch lesen als Zeilen auf dem Monitor, ist diese Ausgabe des Regelwerkes wunderschön. Ich könnte schwärmen, mit jeder Seite, die ich aufschlage mehr. Und es ist so schön beschreiben alles, dass man es nicht nur als Regelwerk sieht, sondern als Ausflug in eine fremde, unheimliche Welt voller Gefahren. Es ist kein Roman, aber es ist eine Auflistung spannender Besonderheiten in und um Kurip-Aleph, und alleine das Buch macht schon unglaublich Lust darauf, das Spiel selbst auszutesten und sofort loszulegen!
Besonders schön finde ich, wie sich kein gesamtes Bild zeigt, sondern sich die Welt erst nach und nach erschließt. Die meisten Rollenspiele sind "normales" Fantasy oder spannende aber bekannte Welten (Cyberpunk oder basierend auf klassischer Phantastik, typischen Vampirgeschichten). Dieses hier ist eine völlig neuartige Variante. Und aus einzelnen kleinen Bruchstücken, die erzählt werden, entwickelt sich nach und nach ein immer dichteres Bild von der kaputten Welt Kurip-Aleph. Keine Texte zum Drüberlesen, sondern hochwertige Schnipsel, die in Ruhe und Muse genossen werden müssen, um immer tiefer abzutauchen. Sosehr ich mir einen Film oder einen Roman wünsche, vermute ich doch, dass dies die Faszination von OPUS ANIMA zerstören würde.
Für Zartbesaitete ist OPUS ANIMA allerdings nicht geeignet. Man sollte schon einen kräftigen Magen, stramme Nerven und jede Menge Aufgeschlossenheit mit sich bringen, um mit diesem Spielsystem und vor allem in jener Welt zurechtzukommen. Nur für erfahrene Rollenspieler. Oder aber besonders geeignet (aufgrund des nur sehr geringen Regelwerkes) für Einsteiger, diese sollten aber extrem aufgeschlossen und experimentierfreudig sein. Dann kann man sie ohne jegliches Wissen um Welt, Regeln und Situation sofort auf den Planeten schmeißen.
Und auch ohne Rollenspiel ist das Buch auf jeden Fall einen Blick und für Fans des Genres auch einen Kauf wert!
Da ich hier ungern zig Bilder veröffentlichen möchte, die auf meiner Seite gar nicht zur Geltung kämen, hier der Link zu Opus Anima:
SaschaSalamander 21.05.2010, 18.52 | (0/0) Kommentare | PL
Hansel und Gretel
Eine besonders gelunge Version, die ich heute vorstellen möchte, ist "Hänsel und Gretel". Das Grundmotiv bleibt erhalten: Kinder im Wald, ein böser Mensch, die Kinder begehen Rache.
Eun-Soo fährt gerade zu seiner kranken Mutter, als er im Wald einen Unfall hat. Hilflos irrt er durch das Gehölz, als ihm ein hübsches Mädchen begegnet und ihn zu ihrem nahegelegenen Elternhaus führen will, wo sie mit Vater, Muter und zwei Geschwistern lebt. Alles dort erscheint ihm seltsam, aber er hat keine Wahl, als die Nacht dort zu verbringen. Am nächsten Tag bricht er mit einer Wegbeschreibung auf und will zurück zu seinem Auto, doch er landet am Abend wieder in dem seltsamen Haus. Noch hält er das für einen Zufall. Doch als ihm dieses mehrere Male immer wieder passiert, ahnt er, dass etwas nicht stimmt. Und plötzlich verschwinden die Eltern der drei Kinder und bitten ihn auf einem Notizzettel, für diese Sorge zu tragen. Immer seltsamer wird das Verhalten der Geschwister, immer bedrohlicher die gesamte Situation. Ein weiteres Ehepaar baut einen Unfall und wird von dem Bruder nun ebenfalls in das Haus geführt, kann nicht mehr entkommen. Die beiden Erwachsenen scheinen Böses zu planen, und Eun-Soo schwankt in seinem Verantwortungsgefühl für die Kinder und seiner Sorge um die eigene Familie zu Hause, für welche er seit Tagen verschollen gilt. Die Lage spitzt sich zu, und wenn er den Wald verlassen will, muss er zuvor das schreckliche Geheimnis der Kinder lüften ...
Erst recht spät gegen Ende des Filmes werden die Bezüge zum ursprünglichen Märchen "Hänsel und Gretel" sichtbar, und je deutlicher sie werden, desto faszinierter war ich von der Geschichte, welche die Koreaner hier gewoben haben! Der Film behandelt quasi die Frage was mit Hänsel und Gretel geschehen wäre, wenn sie nicht am Ende ihre bösen Eltern aufgesucht, sondern sich an allen grausamen Erwachsenen gerächt hätten.
Es ist kein "reinrassiger" Horrorfilm, aber dennoch ist er sehr unheimlich. Ohne Schockeffekte, ohne literweise Blut, ohne gruslige Effekte kommt der Film aus, und doch brennen sich die Bilder in ihrer Intensität ins Gedächtnis. Surreale Schauplätze bilden die Kulisse, schaurige Orte werden verzerrt und spielen mit den Urängsten der Menschen. Der Dachboden ist ein Labyrinth ohne Ausgang, der Wald steckt voller düsterer Geheimnisse, und die aufgesetzte Niedlichkeit des Hauses wirkt umso bedrohlicher, je bunter und zuckriger die Bilder werden. Kleine Holzpüppchen beginnen wie im Märchen zu fliegen und mit den Kindern zu spielen, ein Weihnachtsmann lässt Wünsche wahr werden.
Ein zauberhaftes Märchen, ein ernster Hintergrund. Die Handlung ist am Ende nicht leicht zu verkraften, und wie bei Asiafilmen üblich erfährt der Zuschauer, dass Gut und Böse nicht zwangsläufig Gegensätze sein müssen ...
Ich kann diesem Film nur jedem empfehlen, der offen ist für neue Eindrücke. Nichts für nebenbei, sondern tiefgründige Unterhaltung, bei der man sich in Ruhe auf das Geschehen am Bildschirm konzentrieren sollte. Ein Film, auf den man sich einlassen muss ...
SaschaSalamander 28.09.2009, 09.43 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Der verbotene Schlüssel
Caroline arbeitet in der Hospiz, sie begleitet sterbende Menschen in ihren letzten Tagen. Als ihr Patient stirbt, nimmt sie einen neuen Auftrag an, mitten im wunderschönen New Orleans, wo die rüstige Violet ihren vom Schlaganfall getroffenen Mann Ben pflegt. Violet ist skeptisch, denn vermutlich wird Caroline wie alle bisherigen anderen Pflegekräfte aufgeben. Jedes Haus hat eine Geschichte, und die des alten Hauses im Südstaatenstil ist düster und geheimnisvoll. Doch Caroline bleibt. Sie erfährt von dem schwarzen Ehepaar, welches dort Hoodoo praktizierte und grausam ermordet wurde. Was hat dies mit der verschlossenen Tür auf dem Dachboden zu tun? Was hat Ben vor seinem Schlaganfall auf dem Dachboden gesehen? Wird Caroline gegen die Kräfte des Bösen ankämpfen und den Fluch brechen können?
Nach dem, was mir Freunde erzählt hatten, erwartete ich etwas Grusliges. Aber allzu schlimm fand ich den Film nicht. Im Gegenteil ganz nett. Funkel fasste es am Ende sehr treffend zusammen, wie ich finde: "endlich mal wieder ein spannender Gruselfilm ohne irgendwelche ekligen Schockeffekte".
Der Film ist spannend. Gemeinsam mit Caroline erkundet der Zuschauer den Dachboden und findet den Beschwörungsraum hinter der verschlossenen Tür. Eklige Bilder, unnötige Schockeffekte, eine düstere Atmosphäre und nervenzerfetzende Musik sind dabei unnötig. Statt dessen ist der Film durch das helle Haus und den prächtig blühenden Garten sogar erstaunlich bunt und lebendig. Das finde ich für einen Grusel- oder Horrorfilm einmal ungewöhnlich, aber es gefällt mir sehr gut. Es gibt zwar auch dunkle Szenen in einer tragischen Regennacht oder auf dem schummrigen Dachboden, aber das hält sich in Grenzen.
Von der Wendung waren wir beide dann doch sehr überrascht (es gab Hinweise, aber die hatten wir alle übersehen, und so ist es wohl auch gedacht). Clever gemacht und den Zuschauer herrlich in die Irre geführt, so liebe ich das! Ein schauriges Ende, das einiges offenlässt, nach dem man aber trotzdem bedenklos duschen, Licht löschen und zu Bett gehen kann ohne Angst zu haben ;-)
Doch, ist mal ein netter Horrorfilm. Intelligent gemacht. Einfach und ohne hohe Ansprüche, aber unterhaltsam und spannend. Muss man nicht gesehen haben, wird es aber auch nicht bereuen.
SaschaSalamander 01.09.2008, 16.31 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL
Don Harris
Aber nun hat Rellegard diese Reihe beendet und wendet sich anderen Charakteren zu. Ein Zyklus um eine Hexe, kenne ihn nicht, kann nichts näher dazu erzählen. Und Don Harris, der "Psycho-Cop". Davon habe ich bereits das erste Hörspiel gehört und lese gerade auch das zweite Buch der Serie. Ich denke, nach diesem Einblick kann ich Euch also schon einmal ein paar Takte dazu erzählen ...
Ich gebe zu, dass ich ja schon recht gefrustet bin über das Absetzen von John Sinclair. Der Geisterjäger ist mir wirklich ans Herz gewachsen, gemeinsam mit seinem Kollegen Suko, seiner sexy Freundin, seinem Chef, der "Horror-Oma", seinen Erzfeinden dem schwarzen Tod, Myxin, Asmodina und anderen Dämonen. Aber hier soll es ja nicht um den strahlenden Helden John gehen *snief*, sondern um den neuen Strahlemann und Kundenmagneten Don Harris.
Zur Handlung des Psycho-Cops: die Mutter bei seiner Geburt verstorben, lebt Don Harris unter der Obhut seines Vaters. Da dieser ein reicher und vielbeschäftigter Mann ist, besucht Don ein Internat. Nur selten sieht er seinen Vater, doch die Verbindung zwischen ihnen ist innig. Eines Tages hat der Junge ein unheimliches Erlebnis: er hat eine Vision von einem durch das Eis des Sees gebrochenen Mädchen. Und als er den See erreicht, kann er die Kleine tatsächlich vor dem Ertrinken retten, seine Vision war ein Blick in die Zukunft! Es fällt ihm schwer, seine Gabe zu akzeptieren, aber gemeinsam mit seinem Freund Terry und einigen wenigen anderen Eingeweihten wird aus ihm bald ein intelligenter, junger Mann, der erfolgreich die Schule absolviert, ein grandioses Studium ablegt und nun beim ESP arbeitet, einem noch geheimeren Geheimdienst als dem schottischen Geheimdienst.
Und schon beginnt sein erster für den Leser relevante Fall: ein grausamer Mord geschieht an einer jungen Frau, Dons Telefonnummer mit deren Blut an die Wand über dem Bett geschrieben. Don kannte sie nur flüchtig, doch es ist unübersehbar, dass es der Täter auf IHN abgesehen hat! Und dann stirbt ganz unerwartet Dons Vater an einem Herzinfarkt, ein gesunder, sportlich aktiver Mann in den besten Jahren. Der Polizist besucht das elterliche Anwesen, um die Formalitäten zu klären und stößt in der Kapelle auf ein seltsames Geheimnis. Bei der Beerdigung trifft er auf eine mysteriöse Fremde, und bald kommt es zum Showdown mit dem Killer, den Don mit Hilfe seiner nun neu erwachenden zusätzlichen Fähigkeiten einfängt. Doch dies ist erst der Anfang seines großen Abenteuers, denn er erfährt, dass ER für etwas Großes vorhergesehen ist ...
Najaaaaaa. Hm. Ich weiß nicht. Ich versuche einfach einmal, etwas Positives zu sagen: Die Idee ist nett, und wenn der Autor eines kann, dann ist es Schreiben. Er weiß, wie man den Leser an die Seiten fesselt vom ersten bis zum letzten Satz. Und ein Psycho-Cop mit hellseherischen Fähigkeiten ist mal etwas anderes als ein Geisterjäger nach 1700 oder mehr Heftchen.
Aber irgendwie ... ach, vielleicht liegt es daran, dass wohl jeder Don Harris an John Sinclair messen will, und das ist einfach unmöglich, denn John ist Kult und unschlagbar. Oder vielleicht fehlt Don Wirklich der Pep. Während John mich schon nach wenigen Seiten damals bei meiner ersten Lektüre faszinierte, ringt Don mir eher ein schwaches Grinsen ab. John begeistert als Person. Männer wollen ihn zum Kumpel, Frauen als Held, Senioren als Schwiegersohn. Und Don. Hm, er ist eben Don, und er ist ganz nett, zumindest kann man nichts Gegenteiliges sagen. Aber er bleibt recht unpersönlich und farblos, finde ich. Er ist mir nicht greifbar genug, als dass ich mich für ihn begeistern könnte.
Das erste Buch las sich absolut flüssig, ich habe es in Nullkommanix verschlungen. Trotz des eben genannten Mankos. Jetzt im zweiten Band komme ich doch etwas ins Hängen, und wenn ich mich im Web umsehe stelle ich fest, dass es anderen Lesern ebenso ergeht. Zuviele Dialoge, zuwenig Action, und das passt einfach nicht zu dieser Art Heftchen / Buch. Zusehr zieht sich das in die Länge, was der Leser bereits weiß. Mag in anderen Büchern okay sein, aber für dieses Genre (Groschenroman, so ungern ich das sage) ist das einfach ungeeignet, das ist ein Stilmittel für einen gehobeneren Roman.
Und die erste CD des Hörspiels ... puh, ich war SEHR erstaunt. Und überrascht. Leider im Negativen. Die erste Sinclair-Reihe war prima, und die Auflage "John Sinclair 2000" ist einfach allererste Sahne. Mit grandiosen Stimmen wie Joachim Kerzel und vielen anderen bekannten Synchrosprechern aus TV und Hörbüchern. Tolle Musik, großartige Effekte, super Drehbuch. Und Don Harris dagegen, oh mann, hätte ich nicht gewusst, wer der Autor der Reihe ist, hätte ich auf ein billiges Do-it-Yourself Projekt getippt. Wäre es von ein paar Fans im Hobbykeller aufgenommen worden, mit simpelsten Effekten unterlegt, einem unbekannten, ungeübten aber halbwegs passablen Sprecher vorgetragen - dann wäre es okay, dann hätte es ein Lob von mir bekommen. Aber nachdem ich das Buch gelesen hatte und dann das Hörspiel einlegte, überkam mich das kalte Grausen. Was mag der Verlag sich DABEI bitte gedacht haben? Ich versuche wirklich, überall etwas Gutes zu finden und die Leute nicht abzuschrecken, sondern im Gegegenteil zum Lesen und Hören zu animieren, aber hier will mir partout nichts einfallen, ... das erste Hörspiel ist einfach grottenschlecht. So mies, dass ich wirklich ernsthaft überlege, ob ich mir das zweite überhaupt antun soll ...
Nein, Leute ... bleibt bei John Sinclair. Und wenn ihr was anderes wollt oder die Hefte schon zum zehnten Mal in der Hand haltet, nagut, dann schnuppert mal rein, wie Ihr den Psycho-Cop so findet. Aber lasst bloß die Finger vom Hörspiel! So eine grottige Produktion darf nicht auch noch unterstützt werden. Ich hoffe wirklich SEHR, dass eines Tages eine Neuauflage erscheinen wird mit neuen Sprechern, neuen Effekten, neuer Musik und neuem Skript ...
SaschaSalamander 18.07.2008, 14.40 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL
Relic
Das Museum of natural History in New York wird bald eine Ausstellung über das Thema Aberglaube eröffnen. Doch die Planungen hierzu werden überschattet von grausamen Mordfällen. Schrecklich zugerichtete Leichen mit geöffneter Schädeldecke und Kratzspuren am Körper werden gefunden. Da diese an eine andere Mordserie erinnern, schaltet sich neben der örtlichen Polizei auch das FBI ein, vertreten durch den Special Agent Pendergast. Immer näher rückt der Termin der Eröffnung, und noch immer gibt es keinerlei Hinweis auf den Täter oder wenigstens sein Motiv und sein Vorgehen. Im Gegenteil, immer seltsamer werden die Hinweise, welche der Agent und die Mitarbeiter des Museums herausfinden, und bald stellt sich die Frage, mit welcher Art Geschöpf sie es überhaupt zu tun haben ...
Doch, im Gegensatz zum Film hat das Buch mich wirklich absolut begeistert. Zugegeben, es war stellenweise sehr klischeehaft und vorhersehbar, aber darum geht es ja gar nicht. Und auch, dass ich anfangs mit den vielen Namen zu kämpfen hatte und mir nicht merken konnte, wer nun zu welcher Seite gehört, störte den Fluss kaum. Was mich begeisterte war die Lebendigkeit, mit der die Handlung und Charaktere geschildert sind. Ich sah das Museum vor mir, als wäre ich selbst schon dort gewesen, hatte klare Bilder vor meinem inneren Auge. Und auch, wenn ich durch Spoiler und den Film bereits wusste, worauf es hinausläuft, war die Spannung trotzdem ungetrübt. Die Suche nach all den kleinen Hinweisen, das Nicht-Wahrhabenwollen dessen, was sie herausfinden, die persönlichen Intrigen zwischen Vorgesetzten und Untergebenen, das sorgte dafür, dass ich die ungekürzte Lesung in nur zwei Tagen beendet hatte!
Ab der Ausstellung allerdings ein kleines Manko: ich ging davon aus, die Eröffnung sei der Showdown, auf den alles hinausliefe. Dann allerdings zeigte sich, dass dies nur ein etwas größeres Highlight auf dem Weg zum Finale war und die Spanne zwischen den grausigen Ereignissen auf der Eröffnung hin zum endgültigen Sieg über die Bestie sich seeeeehr lange zog. Draußen vor dem Museum die Sondereinsatzkommandos, unter dem Museum die eine Gruppe der hochrangigen Gäste in den Abwasserkanälen, im Gewölbe des Museums der Special Agent mit den Mitarbeitern der Einrichtung. Diesen Part hätten die beiden Schreiberlinge dann doch deutlich kürzer fassen können *gähn* ...
Zudem kommt ein Aspekt hinzu, den ich dann doch sehr faszinierend fand. Nämlich Ökologie bzw Biologie. Stellenweise erinnerte mich das Buch ein wenig an Jurassic ParK, Beute (beides Crichton), den Schwarm (Schätzing) und ähnliche Öko-Thriller. Zwar stand dieser Aspekt nicht im Vordergrund, hatte jedoch einige spannenden Ansätze und Ideen auf Lager, im Gegensatz zu diesen Büchern zwar rein fiktiv, aber deswegen nicht minder interessant.
Gelesen wird dieser Roman von Tommi Piper. Wer wenig Hörbücher konsumiert, kennt ihn wohl am ehesten als die deutsche Stimme von Alf und wird entsprechend erst einmal etwas irritiert sein. Wer dagegen gerne und oft Krimis hört, wird mit diesem Namen eher knisternde Spannung und klasse vorgetragene Unterhaltung denken.
Freunden spannender Thriller kann ich das Buch uneingeschränkt empfehlen. Preston und Child gehören zu den Autoren, die man unbedingt gelesen haben sollte ...
SaschaSalamander 07.07.2008, 10.17 | (2/1) Kommentare (RSS) | PL
Bisher Spannung pur
SaschaSalamander 12.05.2008, 14.34 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Wolfsspur
Eine Welt, ähnlich der unseren. Eigentlich genau wie unsere. Unsere Zeit, unsere Gesellschaft. Mit einem Unterschied: fast alle Menschen sind Werwölfe, "Lykos", und nur ein paar wenige sind "Nons", oder auch "Glatthäute", wie sie von den Lykos abwertend genannt werden. Das Leben der Nons ist vorbestimmt, sie arbeiten bei ASÜLA, dem Amt zur ständigen Überwachung lykantropher Aktivitäten. Einmal im Monat gehen sie auf "Hundefang", das heißt, sie fangen "Luneure", herumstreunende Werwölfe. Eigentlich ist es Aufgabe der Bürger, sich in ihre Wohnungen oder Schutzbunker zu begeben und dort auf das Ende der Vollmondnacht zu warten, aber es kommt eben vor, dass einmal jemand den Bus verpasst, sich aus der Wohnung befreit oder gar absichtlich draußen bleibt. Und dafür gibt es ASÜLA. Unter anderem.
In einer dieser Nächte wurde Lola Mays Kollegen Johnny eine Hand abgebissen, und somit ist sein Schicksal besiegelt, ein Non, nur noch begrenzt arbeitsfähig. Lola hat nun die Aufgabe, den Lyko als dessen Anwältin zu vertreten, welcher Johnny dies antat. Doch schon bald darauf wird Johnny getötet. Mit einer Silberkugel! Lolas Praktikant Marty und sie werden von einer Gruppe lunierender Wölfe angegriffen, Marty durch ihr Versagen schwer von einem der Wesen verletzt. Und es geht weiter, denn allem Anschein nach hat es eine Gruppe auf die an dem Mordfall beteiligten Mitarbeiter abgesehen. Lola ermittelt, und ihre Fragen ziehen sie immer tiefer und tiefer hinein, ohne dass sie eigentlich wüsste, worin sie nun verwickelt ist ... und dann endlich begreift sie ...
WOW! Düster, dunkel und bedrohlich. Deprimierend, traurig und hoffnungslos. Wenn man etwas Unterhaltung für einen sonnigen Tag am Strand sucht, ein wenig seichte Literatur, dann sollte man diesen Roman besser nicht zur Hand nehmen. Denn Kit Whitfield führt uns in Abgründe. Die der geschilderten Welt, der Protagonistin, aber auch die des Lesers. Denn dieser fragt sich unweigerlich, wie er reagieren würde, was er wohl täte und wiesehr er das Produkt seiner Umwelt ist. Und das Ergebnis ist kein angenehmes ...
Es wird nicht jedem leichtfallen, sich in die Charaktere hineinzuversetzen, denn auch wenn die Welt unserer sosehr gleicht, so ist die doch völlig anders. Sich in Lolas Welt zu begeben erfordert Mut. Denn sie ist eine starke Frau, die in einer kalten, rücksichtslosen Welt lebt. Und die lernte, ebenfalls kalt und rücksichtslos zu sein, um zu überleben. Nur schwer kann sie sich öffnen, als sie Paul kennenlernt, ihre Seele trägt noch mehr Narben als ihr von den Einsätzen im Hundefang gezeichneter Körper. Und endlich hat sich der Leser mit ihr in seine schützenden Arme begeben, schon wird er brutal in die "Realität" aus Rassismus und Diskriminierung zurückgeworfen, in die Welt, in der jeder seinen Platz hat ...
Das Buch bietet keine actionreichen Verfolgungsjagden und blutigen Metzeleien. Die Autorin hätte bei diesem Stoff die Möglichkeit, aber sie nutzt andere Mittel, den Leser zu fesseln. Horror ist mehr als nur Blut und Adrenalin. Horror ... das ist Erkenntnis, Wissen und eine unumstößliche Wahrheit ...
Langsam, träge, aber keiensfalls langweilig zieht sich die Handlung dahin. Geschrieben aus Lolas Erleben heraus, ihrem eigenen Rhythmus folgend, der immer langsamer, apathischer wird. Sie will nicht mehr, kann nicht mehr, muss durchhalten, muss überleben, aber wofür?
Der Leser wird nach und nach in diese Welt eingeführt. Es gibt keine Erklärungen, sondern anhand von Gesprächen, Gedanken und Ereignissen erfährt man schrittweise, wie das Leben zwischen Nons und Lykos abläuft, wie ASÜLA aufgebaut ist und welche Funktionen die einzelnen Menschen dort haben. Man erfährt vom Alltag der einzelnen Parteien. Erziehung, Religion, Ernährung, Arbeit, medizinische Versorgung, Bildung, es ist eine Zweiklassengesellschaft. Und natürlich spielt dieses Buch in einer fiktiven Welt, und natürlich ist es deutlich überzeichnet, aber gerade dadurch wird dem Leser bewusst, wiesehr diese Welt der unseren ähnelt ...
Ich könnte noch so viel über das Buch schreiben, Stunde um Stunde darüber diskutieren, es zerlegen, analysieren. Aber was brächte das, wem könnte ich es damit näherbringen? Nein, ich möchte es jetzt bei dem belassen, was ich bereits geschrieben habe. Und es kurz zusammenfassen:
"Wolfsspur" ist vordergründig ein Werwolfroman, im Grunde jedoch nichts anderes als eine deprimierende Dystopie, welche ihre Leser vermutlich in zwei Parteien spaltet. Wer einen knallharten Actionthriller will, der ist hier falsch. Wer dagegen bereit ist, sich in lockerem, flüssigem und packendem Erzählstil langsam tief hinab in eine düstere Welt zu begeben, ohne daran zu verzweifeln, der bekommt einen großartigen Roman, wie er ihn bisher nur selten gelesen hat. Ich wage ihn auf eine Stufe mit Huxleys "schöne neue Welt" oder Orwells "1984" zu stellen ...
SaschaSalamander 23.04.2008, 10.07 | (0/0) Kommentare | PL
Necroscope 01 Das Erwachen
Ich muss zugeben, dass ich bei den Romanen nicht ganz den Überblick habe. Mehrere Bände der englischen Megasaga (soviel zu lesen, puh, da muss man wirklich so verrückt sein wie ich oder andere Leseratten. Wer mit dem Herrn der Ringe überfordert ist, sollte mit dieser zigfach längeren Reihe gar nicht erst anfangen) sind auf einen Band im Deutschen verteilt, und dann gibt es da noch die Hörbücher. Ob es jetzt schon fertig ist oder nicht, ob es weitergehen wird, ach, darüber informiere ich mich bei nächster Gelegenheit einmal. Vorerst habe ich acht Hörbücher von jeweils sieben oder acht CDs, und DAS will erst mal gehört werden ...
Eine Inhaltsangabe ohne Spoiler ist über den ersten Teil des Hörbuches, "Das Erwachen" nicht möglich. Denn die Saga ist lang, unendlich lang, und beinhaltet eine komplette Geschichte, die im ersten Band ihren Anfang nimmt. Würde ich mich kurzfassen wollen, ohne zu spoilern, müsste ich sagen "Es geht um einen Nekromanten, der in seiner Heimat nach einem alten Vampyr sucht und um einen kleinen Jungen, der seine Gabe zum Nekroscopen entdeckt" ... aber damit wäre den acht CDs kaum Genüge getan. Da diese acht CDs den Einstieg in eine wirklich riesige Saga darstellen und meine Worte kaum die Spannung aus diesem Werk nehmen können, werde ich also trotzdem erzählen, worum es hier geht:
Es werden zwei Handlungsstränge erzählt. Zum einen die Geschichte von Dragosani, der in seine alte Heimat reist und in einem Hotel nächtigt. Von dort aus möchte er ein uraltes Grab aufsuchen, in welchem der seit 500 Jahren untote Vampyr haust. Es wird erzählt, wie er diesem Wesen als Kind begegnete, von ihm die Gabe der Nekromantie erhielt (das Wissen toter Menschen und Tiere in sich aufnehmen, indem er deren Überreste mit allen Sinnen untersucht, was eine recht unappettitliche Angelegenheit ist). Boris Dragosani ist ein Findelkind, ausgesetzt, und vom Vampyr erfährt er über seine leiblichen Eltern, Zigeuner im rumänischen Siebenbürgen, aus der Wallachei ... aufgewachsen hier und dort, erste sexuelle Erlebnisse, die ihn traumatisieren, sein Aufstieg in den Staatsdienst.
Der andere Strang erzählt von Harry Keogh. Kleiner, unscheinbarer Schüler, recht durchschnittlich in seinen Leistungen. Prügelknabe, Sündenbock. Waisenkind, aufgewachsen bei seinem Onkel. Er beobachtet bei einem Schulausflug Lehrer und Lehrerin bei ihren erotischen Eskapaden und macht erste eigene Erfahrungen mit seinem eigenen Körper. Der Leser wird Zeuge seines Erwachsenwerdens, und auch dem Lehrer fällt auf, wiesehr der Junge sich zu ändern scheint. Bisher in Mathematik nur schlechte Leistungen, scheint er auf einmal ein besonderes Talent zu entwickeln. Formeln sind ihm egal, aber eine natürliche Gabe, den Inhalt der Aufgaben intuitiv zu erfassen erwächst in ihm. Der Lehrer, Hennand, fördert ihn, sorgt für seine Aufnahme an einer hohen Fachschule. Harry ist ihm unheimlich, ähnelt sein Blick, sein Wissen doch sosehr dem des alten Hennand Senior, welcher vor vielen Jahren verstarb und der ebenfalls Lehrer für Mathematik war, mit einer natürlichen Gabe, welche sein Sohn niemals erreichen wird ... und Harry verbirgt sein Geheimnis, denn niemand würde ihm glauben, dass die Toten zu ihm sprechen, wenn er sich zu ihnen begibt ...
dies in groben Zügen der Inhalt des ersten Buches. Ungekürzte Lesung (inszeniert, wie auf dem Cover steht, was jedoch nicht stimmt, den Musik zu Beginn und Ende eines Kapitels ist keine Inszenierung. Aber das macht nichts, Kerzel alleine ist ein Abenteuer für sich!). Wie für ihn üblich zelebriert er die Sprache, ja sogar jedes einzelnen Wort. Er kostet es aus, wenn der Vampyr sein düsteres "aaaaaah" aus den Tiefen seiner dunklen Existenz heraus seufzt. Er liest die ersten erotischen Beobachtungen des jungen Harry ebenso begeistert wie die perversen Spiele, deren Zeuge Boris Dragosani unfreiwillig wird, und die Angst des kleinen Boris beim Untersuchen seines ersten toten Tieres ist ebenso spürbar wie die kalte, abgestumpfte Brutalität, mit der der erwachsene Dragosani in den Eingeweiden seines zu lesenden Materiales wühlt. Erotik, Perversion, Angst, Gewalt, Blutdurst, Waten in tiefem Blut, ein zarter Kuss, die unschuldige Liebe eines noch reinen Paares, für ihn sind keine Emotionen fremd, und alles liest er, als gäbe es kein Gestern, kein Heute, kein Morgen, Kerzel zelebriert den Augenblick, wie es nur er kann. >Eigenen Aussagen< zufolge ist das Genre Phantastik und Horror nicht so sein Gebiet ("denn man bekommt ja Albträume davon, wie von zu schwerem Essen"), doch davon merkt man ihm nichts an, er ist ein Könner seines Fachs!
In Necroscope wird der Vampyr einmal von einer anderen Seite beleuchtet. Da ist er nicht der düstere Graf, welcher sich bei Vollmond in eine Fledermaus verwandelt, in die Gemächer zarter Jungfrauen eindringt und diese blutleer zurücklässt. Da ist er nicht der jahrhundertealte Lebemann, welcher Jahrhunderte überdauert, immer am Puls der Zeit, Nachtmensch, Frauenheld und romantischer, melancholischer Beau. Auch kein erotisches Geschöpf oder gar moderner Blutsauger. Nein, hier ist er der urtümlichste aller Vampyre (man beachte auch die Schreibweise, Whampyr oder Vampyr), ein blutgieriger Feldherr, der im Krieg seine Feinde scharenweise niederschlachtete, im Angesicht der Feinde durch deren Blut watete. Sex, Blut, Gewalt, Gier, Lust, Brutalität, Perversion. Finsternis und Hölle. Ein Geschöpf Scheitans, des ersten Vampyr uralter Legenden. Wer Necroscope liest, der braucht in der Tat einen guten Magen und sollte zuvor nicht gerade gegessen haben, denn Brian Lumley jagt den Leser schonungslos von einer grausigen Szene zur nächsten, bevor er ihn ab und zu für ein kurzes Kapitel aufatmen lässt.
Die Geschichte ist großartig erzählt. Alles, was eine atemberaubende Story braucht, ist enthalten. Religion und uraltes Wissen, die Weiheit der Generationen. Arm gegen Reich, Waisenkind, Findelkind, hoher Gelehrter, Staatsdiener, mächtige Genossen der Partei. Sex von unschuldig und rein bis hin zu grausam und brutal. Geheimnisse, mystische Zauber, jahrhundertealte Legenden. Ein Wechsel aus mitreißenden, actionreichen, atemberaubenden Sequenzen und gemütlichen, leichten Erzählungen. Jeder Abschnitt endet mit einem Cliffhanger, der den Leser sofort weiterblättern lässt. Man kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen, die Kopfhörer nicht mehr aus dem Ohr nehmen, man will wissen, wie es weitergeht. Der Zuschauer an der Polizeiabsperrung, der nicht hinsehen kann, weil es zu grausig ist, was er am Unfallort sieht, und doch muss er den Blick auf das Opfer richten und will sehen, wie die Feuerwehr als nächtes vorgeht, ... so fühlt man sich bei Lumley: Willenloser Zuschauer, Gaffer, Opfer des Anblicks. Kein Buch für schwache Nerven. Genau das Richtige für Vampirfans, denen normale Vampirkost zu schwach ist ... genau das Richtige für die, die Gewalt einmal als das vermeintlich Natürlichste auf der Welt erleben wollen ... genau das Richtige für diejenigen, denen die immer gleichen Geschichten von King und Koontz einfach nicht mehr genügen ...
Ach ja, Nachtrag, weil ich vergaß zu erwähnen: was mich an Horrorliteratur häufig stört, ist eine vulgäre Sprache. Ich mag diese plumpen Worte nicht. Und umso mehr bin ich von Lumley begeistert, der es meisterlich versteht (oder zumindest sein Übersetzer ins Deutsche), die Dinge beim Namen zu nennen, ohne sich derber Fäkalsprache zu bedienen ... eine Gabe in diesem Genre leider viel zu selten beherrscht wird ...
SaschaSalamander 04.02.2008, 10.00 | (4/2) Kommentare (RSS) | PL
Zimmer 1408
Och, ja, kann nicht klagen. Funkel kam aus der Videothek zurück und meinte, der sei klasse. Na, ich weiß nicht. Meine King - Phase ist schon lange vorbei. Zu brutal die einen, zu langweilig die anderen. Ein paar gute Bücher und Filme, aber nix mehr, das mich reizt. Hab ihn mir trotzdem angeguckt, hatte grade Zeit. Und ich muss sagen, dass es mal wieder ein richtig guter King in alter Manier war ...
Ein einziger Raum, ein einziger Schauspieler, und der Rest - Einbildung? Wahnvorstellungen? Übersinnliche und geisterhafte Erscheinungen? Grausige Realität oder nur seltsame Halluzinationen? Was es mit dem Zimmer nun auf sich hat, wer die anderen Toten waren, wieso und warum und wer und überhaupt, das kommt nicht zur Sprache. In diesem Film zählt einfach nur "dass" ... sowas mag ich. Filme, die mit einem knappen Plot auskommen und sich mit einer oder sehr wenigen Personen abspielen. Cube, Shining, Nothing, Subject Two und andere. Klasse, gefällt mir sehr!
Und wirklich ordentlich gemacht, John Cusack als Mark Enslin kann prima überzeugen. Arrogant, selbstgefällig, egoistisch und dann auf einmal ziemlich kleinlaut, aber immer noch der verwegene Kämpfer in ihm, so leicht gibt er nicht auf. Nicht einmal seine tote Tochter und sein verstorbener Vater können es mit ihm aufnehmen, oder ist Enslin nun völlig durchgedreht? Mindfuck wirklich erster Güte.
Ach ja, Samuel L Jackson als Hotelmanager und Tony Shalboub (Mr. Monk) als Verleger habe eine nette kleine Nebenrolle. Wirklich prima :-)
Okayokay, der Film ist im etwas altertümlichen Stil aufgemacht. Und grade das gefällt mir sehr. Altes Hotel, biedere Möbel, Teppiche, Gemälde an den Wänden. Hübsch gemacht, wie dann die Bude langsam verfällt, überflutet wird, Blut aus den Wänden tropft (keine Bange, ist das einzige Blut im Film, ansonsten läuft es ohne Geister, Zombies oder Blut ab), vereist und überhitzt. Ein Setting, viele verschiedene Möglichkeiten. Habbich schon erwähnt, dass mir so etwas meist besser gefällt als aufwändige Staffage, haufenweise Schauspieler und Candy für alle Sinne?
"Zimmer 1408" ist einer der Filme, deretwegen man danach keinesfalls Angst im Dunkeln hat. Wozu auch. Denn das Böse lauert hinter der Banalität des Alltags. Kam da gerade ein seltsames Geräusch aus der Nachbarwohnung? Lag dieser Gegenstand tatsächlich vorhin schon genauso da wie gerade eben? Und ist all dies hier überhaupt real?
Ein King, frisch auf DVD gepresst, den ich jedem nur ans Herz legen kann, der alte Gruselfilme mag. Ohne Blut, ohne Gewalt, ohne Schockeffekt. Aber so schaurig, dass man nachts beim Schlafen das Licht anlässt ...
SaschaSalamander 12.12.2007, 21.49 | (0/0) Kommentare | PL
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