SaschaSalamander

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Tag: Reihe

Amadeus 03 - Schofar

INHALT

In der dritten Folge der neuen Reihe AMADEUS bekommt Mozart angeboten, als Organist im Kloster an der alten Orgel zu spielen. Er ist begeistert und setzt sich sofort an das Instrument. Dabei bemerkt er, dass eines der Register defekt ist und will der Sache nachgehen. Auch verwundert es ihn, dass von beiden vorherigen Organisten keine Aufzeichnungen über den Gebrauch der Orgel vorhanden sind, ja man sogar einen der beiden sogar regelrecht totzuschweigen versucht. Was ist mit den Organisten geschehen? Und was hat es mit dem seltsamen Geräusch aus den Katakomben des Klosters auf sich?


AUFBAU

Auffällig und positiv bisher finde ich, dass es bisher keine "klassischen" Kriminalfälle sind, in denen Mozart und Resch ermitteln. In der ersten Folge ein grausamer Todesfall, dessen Zeuge sie gezwungenermaßen wurden. Darauffolgend ging es eher nebenbei um die Klärung des Falles (der eigentlich recht offensichtlich erschien anfangs) und vielmehr um eine bahnbrechende Neuheit. Und in SCHOFAR nun weiß der Hörer zwar durch das Intro von einem Verbrechen, doch dessen Hintergrund wird dem Hörer erst recht spät klar, und Mozart selbst hat in dieser Folge nicht wirklich mit einem Mord zu kämpfen als vielmehr mit einer kaputten Orgel. Wie man aus einem kaputten Register fast ein komplettes, spannendes Hörspiel gestalten kann und dann zum Ende hin nicht nur einen blutigen Mord, sondern sogar noch ein bombastisches Finale zaubern kann, finde ich erstaunlich und hätte es nicht für möglich gehalten. Erstaunlich und beachtenswert!


CHARAKTERE UND SPRECHER

Mozart und Resch agieren wieder perfekt als Team: frech und gewitzt vs rational und gelassen. Während Resch sachlich seine Schlüsse zieht, überschreitet Mozart wieder einmal einige Grenzen, um sich mit kleinen Listen die Aussagen anderer Personen einzuholen, für ihn scheint alles ein Spiel. In dieser Folge bilden nicht nur Mozart und Resch einen Gegenpart, sondern auch Mozart und die Kirche. Sein Programm ist sehr weltlich angehaucht, und sein Verhalten ist für die Ordensbrüder sehr gewöhnungsbedürftig bzw geht einige Male zu weit, der Hörer kommt in den Genuss einiger witziger Dispute.

Bodo Wolf als Bruder Adelphus spricht seine Rolle überzeugend und mit entsprechender Würde, ich sah den Mönch regelrecht vor mir. Obwohl er als Inspektor Gomery eine regelmässige Rolle in LADY BEDOFORT spielt, hatte ich kein Problem, sofort umzuschalten und in ihm statt des Inspektors nun den Ordensbruder zu sehen. Was mich fasziniert ist Rainer Fritzsche, den ich nun schon in vielen unterschiedlichen Rollen hörte und der es dennoch schafft, jedes Mal neu zu erscheinen, sodass ich ihn zwar erkenne aber dennoch nicht mit einer festen Rolle assoziiere (und das, obwohl Basil Creeper aus JACK SLAUGHTER wirklich sehr markant ist). Auch Dennis Rohling, Stefan Fredrich, Helmut Gauß und Bert Franzke sind Hörspielfreunden inzwischen gut bekannt und verkörpern ihre jeweiligen Rollen passend und angenehm.


THEMEN

Natürlich geht es wieder um Musik. Hier besonders um die Königin der Instrumente, die Orgel. Ohne sie explizit zu erklären, wird hier ziemlich intensiv auf Bauart und Spielweise der Orgel eingegangen. Die Beschreibung der verschiedenen Register, die Kalkanten und der zugehörige Klingelzug, die Bauweise und die Besonderheiten des Orgelspiels. Ich denke, das ist schon sehr speziell, und ich kann mir durchaus vorstellen, dass gerade diese Teile für manche Hörer wenig interessant sein könnten, es ist recht gewagt vom Hörplaneten, ein solch ungewöhnliches und vor allem spezielles Thema für ihre neue Reihe zu wählen. Dafür finde ich die Umsetzung umso gelungener, kann mir vorstellen, dass auch Hörer, die sich im Alltag wenig mit klassischer Musik und Instrumentenbau beschäftigen, von AMADEUS fasziniert sind, einfach weil es einmal etwas komplett anderes ist und diese Themen eben geschickt in den Fall um die verschwundenen Organisten und die zu Beginn angedeutete Leiche eingebaut ist, ohne den Hörer zu langweilen.

Der Kriminalfall selbst ist ebenfalls sehr gut inszeniert. Da es ein historisches Hörspiel ist, sind die Motive nicht nur die heute üblichen, sondern eben entsprechend eingebunden in die damalige Zeit, in diesem Fall die katholische Kirche und entgegengesetzte häretische Ansinnen. Auch das, was dem Hörspiel seinen Titel gab, ist wirklich grandios. Allein dieses uralte Thema auf diese Weise einzubinden finde ich wirklich einzigartig und neu, würde dafür gerne zusätzliche Extrapunkte vergeben sowohl für den Mut zu solch ungewöhnlichen Themen wie auch für die Idee an sich.


UMSETZUNG

Einzelne Stücke von Mozart, aber auch eigens für das Hörspiel komponierte Melodien sorgen für die perfekte Untermalung. Auch hier wurde wieder sehr gut die Waage gehalten zwischen leichtfüßiger Unterhaltung und düsteren Momenten, in denen die Musik unterschwellig bereits die Gefahr ankündigt und später in den Katakomben für wohlige Schauer sorgt.

Besonders gelungen fand ich in dieser Folge die Geräusche. Und wieder betone ich die Szenen, die sich in den Katakomben abspielen. Bereits die Stimmung des Klosters bzw der Kirche war sehr gewichtig und beklemmend, versetzen den Hörer in kalte Gemäuer und dunkle Gänge, doch als es dann unter die Erde ging, fühlte ich mich regelrecht beklommen, meinte den alten Moder zu riechen, die Nässe aus den Wänden kriechen zu spüren, ein Effekt führte sogar dazu, dass ich regelrecht erschrak und danach erst einmal tief durchatmen musste (und ich bin in Hörspielen beileibe nicht schreckhaft, doch diesmal war ich sosehr in das Hörspiel versunken, sosehr von der Szene gebannt, dass ich richtig zusammenzuckte).


EIGENE MEINUNG

Ich habe mich zu Beginn amüsiert (über Mozart, Resch und die witzigen Dialoge), später etwas gegruselt (als die Atmosphäre immer dunkler wurde) und war zum Ende hin einerseits angeekelt (von der Auflösung eines Teils des Falles) wie auch tief berührt (von der Tragik der Situation). AMADEUS ist eine Reihe, die für mich mehr ist als nur Unterhaltung oder Spannung, sie berührt etwas in mir und trifft genau meinen Nerv wie nur wenige andere Titel.


FAZIT

Waren eins und zwei bisher schon gelungen, Folge drei vermag sie zu toppen. Die Verbindung von historischen Elementen, witzigen Dialogen und einem packenden Mordfall ist hier besonders dicht gewebt. Beim Hören taucht man sofort ab in die Atmosphäre des Klosters und der dunklen Katakomben, wird hineingezogen und am Ende mit einem bombastischen Finale belohnt. Absoluter Hör-Tipp!

Wertung: Wertung: 14,8 von 15 häretische Beile im Haupt der Madonna

SaschaSalamander 24.09.2012, 09.05 | (0/0) Kommentare | PL

Amadeus 02 - Rosignolo

amadeus02_rosignolo_1.jpgINHALT

Eine Sängerin wird nach ihrem großen Auftritt umgebracht. Der Täter, ihr Liebhaber Ferragosta, richtet sich danach selbst. Der Fall scheint eindeutig. Doch als plötzlich die Stimme der angeblich toten "Nachtigall" zu hören ist, wird bald klar: hier wurde ein hinterhältiges Spiel inszeniert, in dem alle nur als Marionetten benutzt wurden, um am Ende etwas Bahnbrechendem den Weg zu ebnen. Doch die Strippenzieher haben nicht mit Mozarts aufbrausendem Temperament und Reschs Entschlossenheit gerechnet ...


ATMOSPHÄRE

ROSIGNOLO besticht durch seine sowohl in historischer als auch akustischer Hinsicht realistisch umgesetzte Kulisse: In >WOLFER< wurden die Hörer in einen dunklen Wald geführt. Hier dagegen ist es hell, glänzend und voller Leben: das Nationaltheater, ein großer Empfang, die Reichen und Mächtigen der Gesellschaft. Hier wird mit hocherhobener Nase diskutiert und philosophiert, und natürlich gibt es auch Intrigen, Betrug und Neid. Schon vom ersten Moment an konnte ich mich gut an den Ort des Geschehens versetzen, das Durcheinander der vielen Menschen, die Musik, die angeregten Diskussionen, das alles wurde sehr lebendig umgesetzt, die Geräusche als perfekte unauffällige Hintergrunduntermalung eingebaut.


THEMEN

Thematisch werden hier Realität und Fiktion sehr gut gemixt, und Mozarts Schaffen nimmt eine wichtige Rolle in dieser Episode ein, alles dreht sich um die Musik. Und natürlich um einen Mord. Zwar ist nach der Hälfte des Hörspieles klar, worauf es hinausläuft, doch auch danach bleibt es spannend, geht in eine völlig neue Richtung, und ich möchte nichts vorweg verraten, halte mich bedeckt. Was ich aber anmerken möchte: interessant, was man daraus gemacht hat, wie Mozart darauf reagiert und wie man um die Sache herum eine solche Geschichte entspinnen konnte. Ob das zu Mozarts Zeiten bereits ein Thema war, vermag ich nicht zu sagen, doch eine Andeutung ganz am Ende stellt eine Frage, die einige Aspekte des Hörspieles sowieso in ein völlig neues Licht rückt. Ich bin gespannt, wie sich dies in den zukünftigen Folgen auswirken wird und was sich daraus entwickelt. Ein wirklich geschickt - fieser Cliffhanger, den man hier geboten bekommt!


CHARAKTERE UND SPRECHER

Was Mozart von all dem hochtrabenden Geschwätz und der Arroganz seiner Mitmenschen hält, gibt er in recht eindrucksvollen Worten wider, der Hörer darf sich auf einige Wutausbrüche und unschickliche Beleidigungen ganz im Stil des frechen Komponisten freuen. War er im ersten Teil schon recht dreist, legt er hier noch einmal einen Zacken an Schärfe zu, eine seiner ersten Beschimpfungen über den Arbeitgeber, welcher ihn vor die Tür setzte, wage ich hier gar nicht widerzugeben ;-)

Neben Mozart und Resch begegnet der Hörer hier erstmals Constanze Weber, Mozarts späterer Ehefrau, ein interessanter Nebenstrang im Rahmen der Hörspielreihe. Constanze wird gesprochen von Luisa Wietzorek, die als Schauspielerin und Synchronsprecherin schon einige Erfahrungen gesammelt hat. Sie vermag mit ihrer Stimme neben Kluckert, Knauer und Hasper gekonnt die bisher fehlende weibliche Note einzubringen und die Gruppe zu bereichern.

Auch die anderen Sprecher überzeugen in ihren Rollen. Wen ich diesmal allerdings besonders hervorheben möchte, das ist der Sprecher des Georg Tonlechner, und als ich ihn hörte, musste ich doch glatt zurückspulen und noch einmal hören, ob ich mich nicht verhört hatte: Santiago Ziesmer? Tatsache, Santiago Ziesmer! Der herzliche Inspektor Miller, der hyperaktive Steve Urkel, der freundliche SpongeBob - er kann auch ganz anders, nämlich so richtig unsympathisch und fies! Mag sein, dass er schon in anderen Rollen den Fiesling gesprochen hat, für mich war es neu, und ich war erstaunt. Und er macht es hervorragend, schon vom ersten Moment an ist der Hörer abgeneigt und fühlt sich angewidert von dieser unangenehmen Person. Ich hätte es nicht gedacht, aber Ziesmer ist richtig klasse als widerlicher Unsympath


AUFBAU

Was leider nicht ganz perfekt ist, das ist der Aufbau der Geschichte. Anfangs scheint alles offensichtlich, sodass sich in der ersten Hälfte die Frage stellt, wohin all die später folgenden Diskussionen um gänzlich andere Themen bitte hinführen sollen und was das mit der Sache zu tun hat. Als dies dann offenbar wird, steigt die Spannung etwas an, bis hin zu einem ziemlich actionlastigen (und von den Effenten her wieder hervorragend umgesetzten) Showdown. Dazwischen aber gab es einige Längen, die zwar nicht gravierend ins Gewicht fallen, leider aber dafür sorgen, dass das Hörspiel nicht ganz so dicht gestrickt ist und der Hörer hier und da einmal kurz gedanklich abschweifen könnte.


FAZIT

Nach dem grandiosen Auftakt mit >WOLFERL< hatte ich natürlich sehr hohe Erwartungen, die nicht ganz aber immerhin fast erfüllt wurden. Die Story ist sehr schön umgesetzt, die Sprecher leisten professionelle Arbeit, neue Handlungsstränge für weitere Fortsetzungen werden gelegt, Musik und Geräusche bilden eine harmonische Einheit mit den Dialogen und dem Erzähler. Trotz kleiner Längen im Mittelteil ist ROSIGNOLO angenehm zu hören und weiß die Hörer auf hohem Niveau zu unterhalten.

Wertung: 12 von 15 zukunftsweisende Aufzeichnungen

SaschaSalamander 22.09.2012, 09.05 | (0/0) Kommentare | PL

Seven Days

tachibana_7days_1.jpgFür diese Woche habe ich noch nicht allzu viel vorbereiten können. Deswegen eine Rezension, die ich kürzlich ... oh, Moment ... ich dachte, das wäre irgendwann dieses Jahr gewesen, aber der Manga war bereits vom Februar 2011. Time is fleeting! Hier also eine Rezension von 2011, und auch jetzt, eineinhalb Jahre später, ist mir der Manga in sehr guter Erinnerung, hatte mir wirklich gefallen und stach aus der Masse hervor. Die Rezension betrifft nur den ersten Band, doch ich kann spoilerfrei sagen, dass der zweite Band den ersten wundervoll abgerundet hat, die beiden Bände stehen noch immer in meinem Regal und werden auch irgendwann wieder einmal geschmökert.

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Klappentext und Vorschau auf den Manga ließen mich zu SEVEN DAYS greifen, obwohl ich inzwischen immer seltener die Shonen Ai Titel kaufe, welche in den Regalen liegen. Ich war gespannt, ob der Manga halten konnte, was der Inhalt versprach:

Eine Mädchenschule, nur sehr wenige Jungs sind seit kurzer Zeit zugelassen. Einer von ihnen ist Yuzuru, Weiberheld, dessen attraktives Äußere leider nicht zu seiner rüden Art passt, sodass er doch immer wieder sehr schnell Single ist. Und Toji, der von Mädchen nur so umschwärmt wird. Er will sich nicht so recht binden und gibt jeder eine Chance: das Mädchen, welches ihn am Montag Morgen als erste anspricht und bittet, seine Freundin zu sein, die ist für den Rest der Woche seine Partnerin. Ihr ist er treu, mit ihr unternimmt er sehr viel, ist ihr zugewandt. Doch wenn die Woche vorbei ist, dann ist Schluss. Ohne große Worte. Die Mädchen wissen das, und grade weil diese eine Woche mit ihm so schön sei, nähmen sie dies in Kauf. Und er hofft, dass eines Tages die Richtige dabei ist.

Eher aus Neugier und Langeweile, spricht Yuzuru nun Toji an und bittet ihn, für die Woche mit ihm zusammenzusein. Auch hier: keine großen Worte, nagut, warum nicht. Also sind die beiden für eine Woche ein Paar. Unternehmen gemeinsam etwas, schicken sich Mails, telefonieren miteinander, gehen zusammen aus. Und natürlich ist dem Leser klar, dass sich daraus dann bald etwas entwickeln wird.

Ungewöhnlich an diesem Manga ist, dass er fernab jeglicher Klischees spielt. Normalerweise gibt es den männlichen, starken, dominanten Seme, welcher den unschuldigen, kindlichen, femininen Uke verführt. Tiefgreifende Gefühle, eine Menge Weltschmerz und natürlich auch Küsse, Fummeleien und manchmal auch ein bisschen mehr, immer schön dezent unter der Bettdecke oder aber zensiert und verpixelt.

Nein, das bietet SEVEN DAYS nicht. Weder schnulzige Romantik noch herzergreifende Momente noch Klamauk und Albernheiten und Comedy. Sondern einfach eine spannende Erzählung von zwei jungen Männern, die erst einmal nicht so recht wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen, in die sie sich leichtfertig manövriert haben. Aber sie sind vernünftig, machen das Beste draus und genießen die gemeinsame Zeit.

Soviel zum ersten Band. Dieser enthält die Tage Montag bis Donnerstag, der zweite und abschließende Band wird entsprechend Freitag bis Sonntag enthalten. Mir ist klar, dass sie ganz sicher ein Paar werden. Aber ich hoffe und gehe davon aus, dass dies nicht wie üblich abläuft sondern wie bisher in einem ruhigen, mangauntypischen, mehr romanartigen Erzählstil geschehen wird. Die Geschichte ist erfrischend anders, und ich hatte den Manga schneller durch, als mir lieb war. Die Wartezeit bis zum zweiten Band wird mir sehr schwerfallen. Und während ich Shonen Ai zwar gerne lese aber in der Regel wieder abgebe, werde ich diesen behalten und in mein Regal stellen, falls der zweite Band dem ersten entspricht.

Von daher: wer gerne Boys Love liest bzw las aber in der letzten Zeit immer mehr von den immer gleichen Handlungsmustern gefrustet ist, muss unbedingt zu SEVEN DAYS greifen. Ihr werdet nicht enttäuscht sein! :-)

SaschaSalamander 04.09.2012, 09.15 | (0/0) Kommentare | PL

Wächterschwingen 01 - Herzen aus Stein

minden_waechterschwingen01_1.jpgINHALT

Vincent ist ein ganz besonderer Gargoyle: er verwandelt sich tagsüber nicht in eine Statue, sondern in einen Menschen. Doch alles Lebendige, was er berührt, verwandelt er in Stein. Sein Schützling ist die Hexe Noir, die nach dem Tod ihrer Eltern und dem Verschwinden ihres Bruders auf Dämonenjagd geht. Er ist unsterblich in sie verliebt, doch er darf sich ihr nicht zeigen, darf sie nicht berühren. Noir spürt seine Nähe, hört seine Stimme, und dann steht sie Vincent plötzlich gegenüber ...

Kara ist ein Engel, der im Auftrag des Erzengels Raphael der Hexe Noir ein magisches Artefakt übergeben soll. Doch sie trifft auf den Dämonen Ash, der sich so gar nicht verhält, wie es ein bösartiger Dämon eigentlich tun sollte. Auch zwischen ihnen funkt es gewaltig, und Kara hält sich nicht in allen Punkten an ihren Auftrag ...


BEZUG ZU ANDEREN BÜCHERN

HERZEN AUS STEIN ist eine wundervolle Romance, die sich sowohl für Erstleser der Autorin eignet wie auch für langjährige Fans. Das Buch ist in sich geschlossen, dennoch gibt es sehr viele Anspielungen, vor allem auf >ENGELSLUST<. Wir begegnen meinem Lieblingscharakter Magnus Thorne wieder, dem dominanten Magier, der hier eine kleine aber äußerst wichtige Rolle spiel. Die Geschichte spielt im gleichen Universum wie ENGELSLUST und natürlich auch >BEIM ERSTEN SONNENSTRAHL<. Obwohl die Geschichte um den Gargoyle Zahar und seinen menschlichen Freund David nur wenige Wochen vor den HERZEN AUS STEIN erschienen ist, ähneln sich die beiden Bücher inhaltlich nicht, die Autorin hat komplett neue Charaktere geschaffen. Ich liebe es, wenn Schriftsteller nicht ihre eigenen Werke kopieren sondern stets neue Handlungsspielräume erschaffen, gerade in diesem Genre ist das ja nicht unbedingt selbstverständlich.

Was die anderen Bücher betrifft, waren sie alle wesentlich kürzer, HERZEN AUS STEIN ist mit 400 Seiten das bisher längste. Da der Siebenverlag seine Seiten recht platzsparend bedruckt, hätte der Titel als normales Taschenbuch rund 600 Seiten, ist also ein ganz schön ordentlicher Schmöker. Hier kann sich wirklich keiner beklagen, dass das Buch viel zu kurz war. HERZEN AUS STEIN ist der erste Band der WÄCHTERSCHWINGEN - Trilogie, ist aber in sich geschlossen. Die anderen Bände erzählen eine eigene Geschichte, aber man darf sich auf ein Wiedersehen mit seinen Freunden freuen, und natürlich werden auch ein paar der Themen aus dem ersten Band aufgegriffen ;-)


CHARAKTERE

Wer Romances in Verbindung mit mystischen Geschöpfen und fantastischen Hintergründen liebt, kann hier gar nichts falsch machen. Engel, Gargoyles, Dämonen, Hexen, Magier, hier tummelt sich alles, was das Leserherz höher schlagen lässt. Und nicht nur die fantastischen Wesen, auch deren Charaktereigenschaften werden hier perfekt eingesetzt, für jeden ist eine Lieblingsfigur dabei. Der äußerlich starke Prachtkerl, der innerlich doch unsicher und soft ist. Der arrogante Bad-Boy, der sich zum ersten Mal richtig verliebt. Der mächtige Mann im Hintergrund. Das pfiffige unschuldige Mädchen. Die selbstbewusste stolze Dame. Die Autorin hat ganz typische Protagonisten erschaffen, ohne dabei in Klischees abzurutschen. Mein persönlicher Favorit ist Ash (und wie schon beim letzten Mal natürlich Magnus), der eine ungewöhnliche und äußerst spannende Hintergrundgeschichte zu bieten hat.


ERZÄHLWEISE, AUFBAU

Inka reist mit dem Leser ein paar Tage in die Zukunft, um dann wieder zur Gegenwart zurückzukehren. Handlungsorte hierbei sind London, Florenz, Paris, die Seyschellen, die dämonische Unterwelt, ein Sexclub und einige weitere. Es gibt also jede Menge Abwechslung und viele spannende Schausplätze, trotzdem liest sich das Buch flüssig, man verliert niemals den Faden und weiß sehr genau, wann und wo sich eine Szene gerade abspielt, teils durch die entsprechenden Kapitelüberschriften, teils auch durch die direkte Erzählweise.

Die Geschichte beginnt mit zwei Handlungsfäden: Vincent und Noir, Kara und Ash. Der Engel Raphael macht gleich zu Beginn die Andeutung, dass das Schicksal all dieser Beteiligten zusammenhängt. Zwar offenbaren sich immer mehr kleine Puzzlestücke, doch das Gesamtbild zeigt sich erst kurz vor Ende, und danach wird so manches sichtbar, das bis dahin noch verborgen war. Und zum Abschluss gipfelt die Story in einem gewaltigen Showdown, der endlich alle Fäden zusammenführt und neue Erkenntnisse offenbart.

Wie üblich darf auch in HERZEN AUS STEIN wieder geschmunzelt werden, die Charaktere sind einfach köstlich, haben ihre Macken und Eigenheiten, und einige Male manövrieren sie sich in verzwickte Situationen oder hegen entsprechende Gedanken. Es tut gut, wie dadurch alles etwas aufgelockert wird, wenn Spannung, Erotik, Handlung und humorvolle Leichtigkeit in Balance sind.

Faszinierend finde ich die Erzählperspektive der Hexe: hier hat die Autorin den Kunstgriff gewagt, zwar in der dritten Person aus Sicht Noirs zu erzählen, zugleich aber auch Vincents Unsicherheit darzustellen. Denn Noir kann Gedanken lesen, der Gargoyle in seiner menschlichen Gestalt ist wie ein aufgeschlagenes Buch für sie und somit auch den Leser. Eine clevere Lösung, die mir gefällt.


EROTIK

Je nachdem, ob es sich um Kara und Ash oder Vincent und Noir handelt, ist das Geschehen mal heiß und wild, mal liebevoll und romantisch, es kommt jeder auf seine Kosten. Obwohl die Erotik hier eine große Rolle einnimmt, ist sie geschickt in die eigenständige Handlung eingebaut.

Man merkt, dass die Autorin inzwischen in verschiedenen Bereichen erfolgreich schreibt: normale Romance, aber auch Gay sowie Soft-SM. Hier beschränkt sie sich weitgehend auf die straighte Erotik, trotzdem gibt es für Fans der anderen Spielarten einige Kostproben. Meine Lieblingsszene ist jedenfalls der Besuch im Club. Der große, starke, sexy Vince als Sklave der Hexe, mmmh, davon hätte ich gerne mehr gelesen. Und auch Jamies Interesse an Männern wird hoffentlich in späteren Bänden noch etwas ausführlicher geschildert ;-)


FAZIT

HERZEN AUS STEIN bietet 400 Seiten geballte Romance, Sinnlichkeit und Lust. Wieder einmal hat Inka Loreen Minden bewiesen, dass sie das Wechselspiel aus Handlung und Erotik perfekt umzusetzen vermag. Für Fans des Genres ist dieser Roman ein absolutes MUST-HAVE :-)

Wertung: 8,5 von 10 Zash

SaschaSalamander 30.08.2012, 08.57 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Das Geheimnis von Ashton Place 01

wood_ahston01.jpgPenelope Lumley ist 15, als sie ihre Ausbildung zur Gouvernante in einer Einrichtung für begabte Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen abschließt. Und sie hat Glück, denn sie findet sofort eine Anstellung bei Lord Ashton, soll seine drei Kinder betreuen. Doch schnell stellt sich heraus, dass es drei Kinder sind, die er auf seinem Grundstück bei der Jagd gefunden hatte, scheinbar großgezogen von Wölfen. Sie jaulen, bellen, jagen Eichhörnchen und verhalten sich auch sonst wie junge Hunde. Doch Penelope, kurz Penny, freundet sich sofort mit den Kleinen an und lässt ihnen die bestmögliche Erziehung angedeihen. Beim nächsten Weihnachtsball sollen sie der Dame des Hauses beweisen, wie gut sie sich entwickelt haben. Aber es scheint, jemand will dieses Vorhaben sabotieren ...

Ein wundervolles Buch! Das Cover mit seinen warmen Farben und den quirligen Kindern sprach mich sofort an, und es trifft den Grundton des Buches auch sehr gut: wuselige Kinder, eine freundlich lächelnde Gouvernante als ruhender Pol zwischen ihnen, die Farben bzw die Atmosphäre weich und warm. Ein Buch, das sofort mein Herz berührte, weil ich die Hauptcharaktere vom ersten Moment an mochte und mich sehr gut in die Geschichte hineinversetzen konnte.

Natürlich gibt es auch Unsympathen, doch manche sind nicht böse, und bei anderen ist es unklar, was sie im Schilde führen. Das ist das, was ich schade finde: es ist der Beginn einer Reihe, und das Buch ist nicht abgeschlossen, es häufen sich mehr Fragen auf als beantwortet zu werden. Doch während ich dies bei anderen Büchern ärgerlich finde, konnte ich mich hier wider Willen Pennys Charme nicht entziehen und werde mir wohl flink Band 2 und 3 auf Englisch kaufen (auf Deutsch sind sie noch nicht erhältlich), hoffend auf weitere Geheimnisse und Begegnungen mit den Kindern.

Manches Mal hat es mir regelrecht einen Stich versetzt, wenn die adligen Herrschaften so böse über Penny (niederes Dienstpersonal) oder die Kinder (bezeichnet als "die Unerziehbaren") sprachen, bevorzugt in der dritten Person, während sie neben ihnen standen. Das grausame Verhalten der Reichen wird sehr überzeichnet, sodass auch dem kindlichen Leser schnell klar ist, dass die "Wilden" und "Unzivilisierten" in Wirklichkeit nicht die Kinder sind. Denn die Kinder sind wissbegierig, bemühen sich Penny zu gefallen, sie sind aufmerksam und höflich, wenn auch manchmal etwas ... eigen. Aber dagegen gibt es Tricks, z.b. das "Eichhörnchen - Desensibilisierungs - Programm". Und Penny aus ihren ärmlichen Verhältnissen ist ein Goldstück, sie bleibt ruhig, hat immer einen weisen Spruch ihrer Lehrerin auf den Lippen. Passend für die damalige Zeit: sie ist 15, hat ihre Ausbildung abgeschlossen, ist bereits recht erwachsen und mitten im Leben. Trotzdem ist sie in vielen Dingen noch ein kleines Mädchen, liebt ihre Ponybücher und denkt manchmal noch etwas kindlich und naiv.

Die Reihe wird gelegentlich mit Lemony Snicket verglichen. Zugegeben, als ich das Hörbuch hörte, wunderte ich mich über diese Aussage, ich fand wenig Parallelen (abgesehen von dem jüngsten Kind, das mich mit seiner pfiffigen Art und ihrer Sprechweise ein wenig an die kleine Sunny erinnerte). Als ich allerdings über den "Blick ins Buch" bei Amazon ein paar Seiten des Buches las, musste ich schmunzeln. Ja, mit 3 CDs hat man das Buch wirklich sehr gekürzt, schon auf den ersten Seiten entdeckte ich viele kleinen Einschübe, die man weggelassen hat. Sie tragen nicht zur Handlung bei, sind von daher nicht relevant. Doch wie bei Lemony Snicket sorgen sie für einen gewissen spitzen Humor, die Erzählerin schweift ab, verleiht ihrer Geschichte kleine Akzente. Weniger bissig allerdings, ASHTON PLACE ist in seinem Grundton wärmer und weicher, weiblicher, wo Snicket dagegen bewusst das Düstere und Tragische seiner Erzählung betont. Man kann es nur bedingt vergleichen, finde ich.

Doch der Humor ist, wenn auch etwas stiller, ein ähnlicher. Er ergibt sich vor allem aus der Gegenüberstellung der beiden Parteien und den daraus resultierenden Konflikten. Das Aufeinandertreffen dieser zwei Welten sorgt häufig für ein Schmunzeln, manchmal auch für Traurigkeit, etwa wenn die Kinder plötzlich im Arbeitszimmer des Lords die Trophäensammlung an der Wand betrachten und darunter einen Wolf entdecken. Besonders witzig ist es, auf welche Weise die Kinder ihre Kreativität zum Ausdruck bringen und wie dies von ihrer Umwelt wahrgenommen wird.

Allerdings gibt es wenig Action, der Erzählstil ist ein eher gleichmäßig fließender. Ich würde das Buch eher jungen Bücherwürmern empfehlen, die etwas geübter sind und gerne lesen. Für Lesemuffel oder Gelegenheitsleser dürfte gerade zu Beginn etwas der Anreiz fehlen, die konkrete Handlung und die daraus resultierenden Konflikte finden sich erst im letzten Drittel.

Sprecherin des ersten Bandes ist Katja Danowski. Sie ist deutsche Theaterschauspielerin und hat bereits in einigen Filmen mitgewirkt. Ihre Stimme und Sprachmelodie passt sehr gut zu Penny und klingt angenehm weich im Ohr.

Alles in allem hat mir DAS GEHEIMNIS VON ASHTON PLACE sehr gut gefallen. Die Charaktere, die Atmosphäre, die Herzlichkeit, aber auch der leise Humor gefielen mir sehr. Die Folgebände hole ich mir auf jeden Fall, aufgrund der Kürzungen aber unbedingt in Printform. Ein Kinderbuch, das ich begeisterten Leseratten gerne empfehle.

Wertung: 8,5 von 10 Tableaus

SaschaSalamander 28.08.2012, 08.51 | (0/0) Kommentare | PL

Butler Parker 01 - die weiße Göttin

butlerparker01_1.jpgMike Rander, Anwalt und Hobbyschnüffler. Nicht zum ersten Mal legt er sich mit der Unterwelt an, doch diesmal wollen sie kurzen Prozess machen und ihn beiseite räumen. So landet eine handfeste Drohung im Hause Rander, dem auch der Butler Joshua Parker angehört. Sie ermitteln, und sie begegnen der hübschen Rita Malcona, der man ebenfalls ans Leder will.

BUTLER PARKER basiert auf einer erfolgreichen Krimireihe, die von 1953 bis 1992 als Heftroman und wurde 1972 und 73 sogar verfilmt. Nun hat das Label Zauberstern die Serie aufgegriffen und lässt den Flair der 60er auferstehen. Man darf also keine moderne Storyline erwarten oder trendige Hörspielinszenierung. Auch das Cover lässt bereits darauf schließen, dass man hier bewusst kultig und trashig wirken möchte.

Die Sprecherliste ist beachtlich, so wird die Hauptrolle von Lutz Riedel und David Nathan gesprochen, auch Bekannte wie Krauss, Pan, Bierstedt, Rode sind zu hören. Wo man allerdings in die Hauptrollen investiert hat, hat man zugleich an der Nebenbesetzung gespart, und einige Zwischenrufe oder Einspielungen wirkten völlig deplatziert und unpassend. Und erstaunlicherweise konnte ich mich dieses Mal auch nicht uneingeschränkt mit den Hauptsprechern anfreunden. Zuviel betont, überzogene Reaktionen, unangenehmes Übertreiben der jeweiligen Rolle. Das dies mehrfach und von verschiedenen Sprechern auffällt, ist es vermutlich gewollt. Gewagtes Experiment, das zumindest für meinen Geschmack gründlich in die Hose ging. Der Humor der Serie fällt noch auf, doch auch das ging komplett an mir vorbei. Ich empfand die Dialoge weniger humorvoll als vielmehr zu klischeebeladen und teilweise albern.

Was mir allerdings sehr gut gefiel, war die geschickt eingefangene Atmosphäre. Das Kopfkino sprang sofort an, ich sah klare Szenen vor mir, deutliche Charaktere. Die Musik wirkt im ersten Moment sehr ungewohnt für ein Hörspiel, jazzlastig, mal smooth mal pfiffig, erinnert an verrauchte Bars und dunkle Hinterhöfe, mir hat das sehr gut gefallen, es passt hervorragend zum Gesamtbild von BUTLER PARKER. Auch die Geräuschkulisse wurde gut umgesetzt, ob nun zu Hause beim Anwalt, im Nachtclub oder in den geheimen Treffpunkten der Gangster.

Ob die Originalvorlage gut umgesetzt wurde, kann ich nicht beurteilen, da ich durch das Hörspiel das erste Mal von BUTLER PARKER hörte. Ob das Heft inhaltlich mehr hergegeben hätte, weiß ich auch nicht. Daher kann ich nur das Hörspiel beurteilen. Und das war in sich selbst stimmig, konnte mich aber nicht wirklich begeistern. Trotzdem, ich möchte der Serie eine Chance geben, werde mir auch weitere Teile anhören, vielleicht muss ich mich erst an den doch eigenwilligen Stil gewöhnen.

6 von 10 größenwahnsinnige Gangstergelächter

SaschaSalamander 22.06.2012, 09.34 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Lady Bedfort 09 - Das Geheimnis der Tauben

Ich habe inzwischen alle Folgen der Serie von der ersten bis zur aktuellsten gehört. Normalerweise sind Hörspiele etwas, das ich einmal nebenbei höre und dann nie wieder höre, einmal genügt. Lady Bedfort allerdings höre ich nun inzwischen zum zweiten Mal (diese Ehre wurde bisher lediglich JONAS, dem LETZTEN DETEKTIV und der Reihe EDGAR ALLEN POE zuteil). Seit der ersten Folge DAS GRAB IM MOOR im März 2007 ist viel Zeit vergangen, und natürlich erinnere ich mich nicht mehr an jede einzelne Episode. Doch DAS GEHEIMNIS DER TAUBEN hatte ich noch recht gut in Erinnerung, da mir dieser Fall besonders gut gefallen hatte.

Eine erschöpfte und verletzte Brieftaube landet vor der Tür der alten Lady, einen Hilferuf für Mary Broderick am Bein. Lady Bedfort macht die Adressatin ausfindig, und zu dritt machen sie sich auf den Weg zum Absender: die Taube stammt aus der Zucht des Robert Broderick. Lady Bedfort wäre nicht Lady Bedfort, wenn sie am Tod des Butlers und der sofortigen Anstellung eines neuen Hausdieners nicht etwas verdächtig fände, und so beginnt sie wieder einmal ihre Nase in Dinge zu stecken, von denen man sie unbedingt fernhalten wollte.

John Beckmann, der bis auf wenige Ausnahmen fast durchgehend alle Folgen bis 32 geschrieben hat, ist auch für diese verantwortlich. Man merkt, wie es von Mal zu Mal leichter von der Hand zu gehen scheint, und DAS GEHEIMNIS DER TAUBEN ist besonders gelungen. Vom ersten Moment an wird Spannung aufgebaut, die perfekt zur Serie passt: nicht blutig oder thrillerartig, aber dennoch bedrohlich. Die verletzte Taube als Vorbote für kommendes Unheil. Und dann die typische Situation: alle sind an einem Ort, niemand kann weg, jeder ist verdächtig. Klassisches Setting, klassische Folge. Und hier wurde alles richtig gemacht für meinen Geschmack.

Es ist eine der ersten Folgen, in denen Max langsam etwas auftaut. Er wirkt an der Aufklärung des Falles mit, sein Fachwissen trägt zur Klärung bei. Er ist nicht mehr nur Stichwortgeber, sondern er bringt eigene Ideen ein. Zwar muss die Lady ihn dafür rügen, aber es ist klar erkennbar, dass man nun anfängt, ihn intensiver in die Handlung einzubauen. Die Lady, die in den ersten Folgen stellenweise etwas rüde wirkte, wird hier (so empfand ich es zumindest) ein wenig freundlicher, offener ihm gegenüber.

Der Fall selbst ist nicht allzu komplex, man kann sich die Auflösung von Beginn an denken. Trotzdem gelingt es Beckmann, die Spannung aufrecht zu erhalten und den Hörer einige Male schwanken zu lassen, ob Mr Broderick nun Täter oder Opfer ist. In dieser Folge wird auch sehr schön ermittelt, die Lady sammelt durch heimliche Aktionen und provokante Fragen ihre Informationen - ein Genuss für den Hörer, wenn sie wieder einmal zu Höchstform aufläuft und am Ende ihre Lösung präsentiert.

Die Musik war für damals gelungen, sie unterstreicht den Charakter der Folge gut. Nach inzwischen 53 Fällen bin ich dann allerdings doch etwas verwöhnt, Dennis Rohling hat sich hörbar verbessert, die Musik klingt inzwischen aussagekräftiger und markanter, hat mehr Persönlichkeit. Auch die Geräusche der neunten Folge sind passend und fügen sich gut in die Handlung ein, trotzdem ist erkennbar, dass Hörplanet sich in den letzten 5 Jahren sehr weit entwickelt hat, authentischer und professioneller klingt.

Sprecher sind neben den Hauptrollen diesmal passend gewählt, besonders erwähnenswert sind Dietmar Wunder (Cuba Gooding Jr, Adam Sandler, Robert Downey Jr, Omar Epps aus House u.a.) und mein persönlicher Favorit Jürgen Thormann (Ian McKellen, Max von Sydow, Peter O Toole).

Insgesamt also unter den damaligen Folgen eine der besten. Manchmal fragt man sich ja, wenn man aus Nostalgiegründen alte Filme sieht, ältere Hörspiele hört "was hat mich damals daran überhaupt gereizt". Wenn ich DAS GEHEIMNIS DER TAUBEN höre, weiß ich, warum ich die Serie schon damals geliebt habe :-)


SaschaSalamander 14.06.2012, 09.12 | (0/0) Kommentare | PL

Lady Bedfort 53 - Die Burgess-Tragödie

Die Lady lädt ihre neue Nachbarin Sara Burgess zum Essen ein, doch diese erscheint nicht. Ihr Ehemann wimmelt Lady Bedfort und Tim an der Tür ab, seine Frau sei verreist. Doch die unaufgeräumte Wohnung im Hintergrund sowie die am Vortag geäußerten Bedenken Saras über ein schwarzes Auto lassen unsere Krimilady natürlich hellhörig werden. Tim und Inspektor Miller sind sicher, dass die alte Dame einfach nur Langeweile hat und auf einen Fall hofft - Der Hörer weiß: Sara wurde tatsächlich entführt, und der Täter ist nicht zimperlich. Kann Lady Bedfort der jungen Frau rechtzeitig zu Hilfe eilen?

Während ich die letzte Folge DAS TAL DES UNHEILS eher enttäuschend fand, hat DIE BURGESS-TRAGÖDIE mich wieder völlig zufriedengestellt. Gut, es gab dieses Mal kein so schöne Kulisse, und auch die Atmosphäre war nicht so dicht. Dafür konnte diese Folge wieder einmal mit spitzen Wortgefechten und einem pfiffigen Katz-und-Maus-Spiel überzeugt, vom ersten Moment an wurde das Tempo straff angezogen und hielt sich bis zum Ende. Auch auf die Charakterentwicklung der Hauptfiguren sowie deren Beziehung untereinander wurde dieses Mal wieder Wert gelegt. So schön eine dichte Atmosphäre und ein Plot zum Nägelknabbern auch sein mögen, manchmal darf es auch einfach nur schlichte Unterhaltung sein, die gefällt :-)

Die aktuelle Folge gliedert sich in mehrere Teile: die Vorgeschichte, die Entführung, eine erste Auflösung, zwischendurch die Ermittlungen von Polizei und Lady Bedfort, und bald darauf eine weitere Auflösung und neue Wende im Fall. Das Ende ist zu erahnen, aber es wurde geschickt umgesetzt, der Hörer wird lange Zeit an der Nase herumgeführt. Dieses Mal heißt es "jeder gegen jeden", und die Rollen zwischen Täter und Opfer wechseln mehrfach. Ich habe einige Male herzlich gelacht, sogar Schadenfreude über die unerwarteten Entwicklungen sowie Mitleid mit dem Täter (?) kommt beim Hörer auf.

Was DIE BURGESS-TRAGÖDIE ausmacht ist vor allem die Tatsache, dass der Hörer der Lady, der Polizei und dem Täter ein Stück voraus ist. Dabei allerdings hat der Autor Marc Freund (der nun inzwischen die zwölfte Folge für diese Reihe geschrieben hat) tief in die Trickkiste gegriffen, um mit seiner Erzähltechnik und dem Auslassen wichtiger Informationen auch den Hörer aufs Glatteis zu führen. Ob es ihm gelingt - entscheidet selbst ;-)

Als neue Sprecher tritt dieses Mal das Ehepaar Schmidt-Foss auf, das auch hier in seinem ersten Auftritt die Rolle von Tom und Sara Burgess übernehmen darf. Man merkt, wieviel Spaß sie dabei hatten, und ich hoffe auf weitere Aufnahmen mit ihnen. Arianne Borbach, die als Tochter der Familie Drake in Folge 52 sowie einigen früheren Folgen auftrat und die vor allem durch ihre Synchonrollen in Filmen bekannt ist, passte stimmlich wieder sehr gut auf die Rolle der anfangs sehr undurchsichtigen Dinah Dempsey.

Die Musik ist angenehm im Hintergrund, untermalt die Szenen mit kleinen Variationen der bekannten Melodien und verleitete mich dieses Mal mehrfach dazu, einfach mitzusummen. Leicht, pfiffig und unterhaltsam, wenn auch ohne allzu große Tiefe - dazu passte sie ideal zur aktuellen Folge. Besonderen Mehrfachhörwert hat die Folge nicht, aber das kann man auch nicht immer erwarten, dafür habe ich mich dieses Mal herrlich amüsiert und mich einige Male diebisch gefreut.

DIE BURGESS-TRAGÖDIE ist eine eher leichte Folge, die dafür mit cleveren Twists und witzigen Dialogen punkten kann. Zum Einstieg nett, um die Hauptcharaktere mit ihren liebenswerten Macken kennenzulernen und nebenbei eine spannende Story zu verfolgen. Und für Fans eine unterhaltsame Folge zum Zurücklehnen und Spaß haben.

SaschaSalamander 19.05.2012, 08.42 | (0/0) Kommentare | PL

Ostfriesenangst

wolf_ostfriesenangst_1.jpgOSTFRIESENANGST ist der sechste Roman der Ostfriesen-Krimi-Reihe von Klaus-Peter Wolf, der siebte Band ist bereits für 2013 geplant. Der aktuelle Fall handelt zuerst von Schülern, die ohne ihren Lehrer von einer Wattwanderung zurückkehren. Sind sie Täter, die sich ihres ungeliebten Pädagogen entledigt haben? Oder sind sie Opfer eines verantwortungslosen Mannes, der sie viel zu tief hinein ins Watt führen wollte? Bald kommt ein weiterer Handlungsstrang hinzu. Ich halte dies nicht für einen Spoiler, da dieses Thema sehr früh einsetzt: ein freigelassener Serientäter ist den aufsichtshabenden Polizisten entkommen und macht nun den Norden unsicher. Und er hat bereits ein neues Opfer im Visier ...


CHARAKTERE

Eine der ganz besonderen Stärken des Autors Klaus-Peter Wolf ist die Gestaltung lebensnaher Charaktere. Deswegen liebe ich seine Bücher, denn die Figuren sind aus dem Leben gegriffen, als würden sie jeden Moment vor mir stehen. Jeder Charakter, ob Haupt- oder Nebenfigur, erhält Stärken und Schwächen, Eigenheiten und Macken, eine ganz individuelle Persönlichkeit, die ihn von allen anderen Unterscheidet. Und wie im realen Leben, kann man niemanden zu hundert Prozent mögen oder hassen, denn jeder Mensch trägt mehrere Seiten in sich.

Durch die häufig wechselnde Erzählperspektive erhält der Leser Einblick in viele verschiedenen Charaktere, teilweise auch die eher unbedeutender "Statisten", wodurch ebenfalls sehr viel Realismus entsteht.


NAMEN, ORTSBEZEICHNUNGEN

Ich mag diesen Stil sehr. Ein gewisses Problem birgt dies jedoch: der Autor beschreibt einzelne Figuren so detailreich und wechselt so häufig die Perspektive, dass man oft sehr genau darauf achten muss, bei wem er sich gerade befindet. Manchmal ist es fast schon ein wenig zuviel des Guten. Sogar unbedeutende Nebencharaktere erhalten eigene Vor- und Nachnamen. Ich habe die erste CD wie üblich während des Pendelns gehört und konnte danach fast nichts von der Handlung wiedergeben. Also habe ich von Beginn an nochmal gehört und diesmal alle Namen und Orte notiert, um der Handlung folgen zu können. Da das Hörbuch gekürzt ist (z.B. Ubbos Marzipan-Tick, das habe ich nur aus anderen Rezensionen erfahren, im Hörbuch wird dies nicht erwähnt), sind wohl nicht alle Namen erwähnt. An die 40 habe ich gezählt, darunter auch die Namen von Urlaubsgästen, Partygästen, Haustieren, der früheren Therapeutin des Serientäters, frühere Opfer eines Killers, also für die Handlung eher irrelevante Personen. Zusätzlich erhalten viele Personen einen Spitznamen oder Decknamen, was dem Leser einiges an Konzentration abverlangt.

Ähnlich ist es bei den Ortsangaben. Die Darstellung ist überaus lebendig, ich habe ein klares Bild der jeweiligen Lokalitäten vor mir. Ob es allerdings notwendig ist, jedes Café, jeden Bücherladen und jedes Restaurant namentlich zu benennen, da scheiden sich die Geister. Für Ortskundige mag das wunderbar sein, für Ortsfremde ist das ein wenig zuviel. Ob alles exakt so stimmt, vermag ich als Ortsfremde natürlich nicht zu beurteilen, aber ich gehe davon aus, dass er sich sehr genau an die tatsächlichen Orte gehalten hat. Gelegentlich als ihm eigenes Stilmittel und weil ich seine Romane sosehr liebe, finde ich es okay, aber am Stück mehrere Romane dieser Art wäre mir dann doch zuviel.

Auch wird immer wieder der Roman OTTERNBISS der Autorenkollegin Kölpin erwähnt. Finde ich eine prima Sache, wenn Autoren sich gegenseitig unterstützen, in dieser Häufigkeit allerdings wirkt es ein wenig aufdringlich und kontrapoduktiv. Als Hörbuchfan freute ich mich natürlich über die einmalige Erwähnung des Komponisten Ulrich Maske ;-)


AUFBAU, SPRACHE, ZIELGRUPPE

Der eigentliche Aufhänger, die ohne Lehrer zurückgekehrten Kinder, ist recht schnell Nebenschauplatz. Wird weiterhin behandelt, doch mit dem Auftritt des Serientäters fügen sich mehrere Handlungsstränge ineinander. Viele Dinge werden geklärt, dafür ergeben sich andere Fragen. Etwa danach, weshalb der Täter seinen Bewachern entkommen konnte oder wieso die zuständigen Kollegen sich so auffällig verhalten. Auch die Folgen der voreiligen Berichterstattung ist ein wichtiges Element. Ein sehr schöner Aufbau, der den Leser fesselt und die Spannung bis zur letzten Seite aufrecht erhält.

Die Sprache des Autors gefällt mir außerordentlich gut. Es ist inhaltlich ein klarer Titel für Erwachsene, es geht auch um Sexualität und brutale Verbrechen. Die Sprache ist aber jugendlich frisch gehalten, ich würde das Buch bedenkenlos auch einem Jugendlichen in die Hand geben, der sich für Krimis interessiert. Keine perversen, grusligen Ausdrücke und Beschreibungen (etwas, das mich in vielen modernen Krimis sehr stört. Warum diese Überdramatisierung von Gewalt, die nicht mehr dem Inhalt dient sondern dem gaffenden Publikum?). Sondern Formulierungen, die für Jugendliche wie auch Erwachsene eindeutig sind und die dennoch nicht die Sensationsgier bedienen.

Auch schreibt er gelegentlich Umgangssprache, ohne es dabei zu übertreiben. "Es war ihr grottenpeinlich" oder in der wörtlichen Rede "das war blöde von mir" oder "Och nee, das ist nicht Dein Ernst". Das mag ich, er übertreibt nicht mit diesem Stilmittel und setzt es wohldosiert ein, sodass er den Figuren zwar Leben einhaucht, das Buch aber dennoch durchweg in einer angenehmen Hochsprache gehalten ist.

Hervorragend finde ich, dass Wolf sich auch der neuen Medien bedient: Facebook fließt in die Ermittlungen ein, und ich finde es schön, wie wertneutral dies geschieht, ohne mahnenden Zeigefinger aber ohne Jubelrede auf die moderne Technik. Sondern als das, was es ist: ein Medium der aktuellen Zeit, das man bedacht verwenden sollte und das auch viel Potential in sich birgt.


SPRECHER

Klaus-Peter Wolf lese ich nicht nur gerne, ich höre ihn auch ebensogern, daher ziehe ich seine Hörtitel den Büchern vor. Er hat eine wunderbare Stimme, der ich gerne lausche. Bei den Jugendbüchern (z.B. TREFFPUNKT TATORT) ist es aufgrund geringer Perspektivwechsel und Protagonisten kein Problem. In OSTFRIESENANGST allerdings muss man schon sehr genau darauf achten, was er gerade spricht. Mann, Frau, Jugendlicher, sie klingen bei ihm gleich, da er die Stimme nicht variiert, sodass es manchmal schwierig ist, dem Wechsel rasch zu folgen, falls man gedanklich ein paar Sekunden abgeschweift ist und sich nun andernorts befindet.

Trotzdem, man muss sich bewusst machen, dass man ihn nicht nebenbei hören sollte (weshalb ich in diesem Fall tatsächlich fast eine komplette Woche für das Hörbuch gebraucht habe). Wenn man das beherzigt, dann kann man sich wunderbar in der Geschichte fallenlassen und der grandiosen Erzählstimme lauschen.

Und was Wolf kann, das andere Sprecher nicht können: niemand könnte die Intention einer Geschichte besser an den Leser weitergeben als der Autor selbst :-)



GESAMTEINDRUCK

Ein paar kleine Schwächen hat das Hörbuch. Aber die sehe ich nicht als Manko, sondern als Besonderheit des Autors, und wieder hat er es geschafft, mich mit seinem aktuellen Titel zu begeistern. OSTFRIESENANGST war mein erster Roman aus dieser Reihe, aber ich werde mich flink um die anderen bemühen und freue mich schon darauf. Und ich kann kaum den nächsten Band erwarten.


FAZIT

Klaus-Peter Wolf kann es einfach: spannende Krimis für Jung und Alt. Bücher, die man nicht mehr aus der Hand legen möchte. Und Hörbücher, in denen er mit seiner markanten Stimme verzaubert. Der Autor hat es nicht nötig, seine Leser mit blutigen Details oder einer vulgären Sprache zu ködern. Statt dessen schreibt er einen Krimi, wie er sein sollte: clever durchdacht von der ersten bis zur letzten Seite, unterhaltsam und mitreißend.

SaschaSalamander 02.04.2012, 08.49 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Linus Lindbergh und der Riss in der Zeit

els__sser_lindbergh01_1.jpgINHALT

Linus Lindbergh ist Sohn einer Erfinderfamilie und lebt in einem eiförmigen Haus auf dem Flugplatz. Sein Vater arbeitet mit Zeitmaschinen, seine Mutter beeinflusst die Naturgewalten und kann sogar Tornados im Haus entstehen lassen. Sein Opa bastelt Flugmaschinen. Und Linus will einen Helm gegen Albträume erfinden, aber es will einfach nicht klappen. Zur Seite steht ihnen allein der Roboter Majus 12. In der Schule ist Linus ein Außenseiter, denn er darf nichts von den genialen Erfindungen erzählen, sodass er einfach grundlos wie ein Freak wirkt und gehänselt wird. Und so kommen drei Handlungsstränke zusammen: die neue Mitschülerin Riana von Waldenfels könnte eine gute Freundin werden, wenn die Mutter nicht allen Gästen sofort das Gedächtnis löschen würde. Der böse Hausmeister des Flugplatzes will ihnen die Wohnung kündigen und sie vom Flughafen vertreiben. Und dann ist vor einiger Zeit sein Vater verschwunden - wurde er entführt, oder gab es Komplikationen bei einer seiner Zeitreisen?

TRILOGIE

Das Buch ist der erste Teil einer Trilogie, der zweite Band ist im Herbst diesen Jahres zu erwarten. Die Handlung des ersten Bandes ist nicht abgeschlossen, lässt sich aber dennoch gut als Einzelband lesen, da bis auf einen wichtigen Hauptstrang andere Themen abgeschlossen werden.


CHARAKTERE

Die Charaktere sind sympathisch ausgebaut und in der Tiefe genau richtig für ein Kinderbuch: nicht zu komplex, aber doch mit Hintergrund und Eigenheiten. Linus ist sympathisch aber doch eher ein junger Antiheld. Riana dagegen ist ein richtiges Powergirl, sie hat sehr viel Energie, ist kreativ und ziemlich gewitzt. Sie hat eine hervorragende Auffassungsgabe und einen recht eigenwilligen Humor, ich habe sie sofort ins Herz geschlossen, für mich war sie die eigentliche Heldin des Buches. Und Majus ist auch etwas ganz Besonderes. Roboter mit menschlichen Gefühlen und seltsamen Schrullen sind ja nun wirklich keine Besonderheit mehr in der Literatur, aber Majus ist schon SEHR schrullig und SEHR menschlich. Und sogar er erhält eine komplexe Vergangenheit, die sich erst im Laufe der folgenden Bände offenbaren wird.


ERFINDUNGEN, ABENTEUER

Das Buch ist für Jungen wie Mädchen gleichermaßen geeignet, wobei Action, Erfindungen und Abenteuer im ersten Moment eher nach einem Buch für Jungs klingt. Trotzdem, die Erfindungen werden Mädchen sicher ebenso begeistern, und Riana wird bestimmt eine Menge weiblicher Fans unter den Lesern finden.

Die Erfindungen sind oft nebenbei in der Handlung eingebunden. So wünscht sich Linus an einer Stelle, er könnte die Erwachsenen besser verstehen. Dafür gibt es sogar ein Gerät, den Zwi-Zei-Les, den Zwischen-den-Zeilen-Leser. Aber der funktioniert nur an Erwachsenen. Kinder scheinen klar und direkt zu reden, bei ihnen schlägt das Gerät nicht an. Oder ein Geruchsneutralisator, den man auf einer öffentlichen Toilette oder anderen ekligen Orten tragen kann. Ein Computerspiel, das hypnotisiert und das Gedächtnis löscht. Ein Grammophon, das versetzt mit ein wenig Duftöl schöne Erinnerungen hervorruft. Fluggeräte, Zeitmaschinen, Tornadowirbler, eine Erfindung aufregender als die andere.

Und auch mit Abenteuern unterschiedlichster Art wartet der Autor seinen jungen Lesern auf. Das Buch beginnt bereits mit einem Beinaheabsturz mit einer der vielen Flugmaschinen. Immer wieder gerät Linus in spannende Momente. Welcher Jugendliche kann schon von sich sagen, dass seine Hausaufgaben von einem Tornado gefressen wurden? Dass sein Haushaltsroboter ihn mit hässlicher Kleidung in die Schule schickt? Dass der Vater bei einer Zeitreise verschwunden ist?


HANDLUNGSAUFBAU, SPANNUNGSBOGEN

Das einzige, was ich schade fand, war der Spannungsaufbau. Man merkt klar, dass es der erste Band einer Trilogie ist. Es wird sehr viel Zeit für die Charaktere, die Beschreibung von Schule und Flughafen verwendet. Das ist nicht schlimm, denn auch ohne eine konkrete Handlung zu Beginn liest sich das Buch humorvoll und spannend. Im Grunde las ich es auch weniger wegen der Handlung als vielmehr wegen der vielen ungewöhnlichen Ideen. Trotzdem störte es mich ein wenig, dass etwas so Wichtiges wie das Verschwinden des Vaters lediglich in einigen kurzen Momenten angeschnitten wird. Es erstaunte mich, warum Linus und der Rest der Familie so wenig unternahmen, ihn wiederzufinden, so als hätten sie sich damit abgefunden.

Die ersten zwei Drittel dienen lediglich dazu, Linus und Riana bekannt zu machen. Auch der Plot um den möglichen Verlust ihres Hauses auf dem Flughafen ist eher am Rande erwähnt und wird in einem kurzen Kapitel abgehandelt. Dadurch fiel es mir recht leicht, das Buch immer wieder beiseitezulegen. Für mich als Erwachsenen finde ich das schade, denn ich liebe Cliffhanger und mag eine komplexe Handlung, und es gibt auch Kinderbücher, die dem erwachsenen Leser dies bieten können. Andererseits ist LINUS LINDBERGH dadurch perfekt geeignet, dass Eltern vor dem Schlafengehen kurz ein Kapitel vorlesen oder die Kinder selbst 10 Seiten lesen und es dann aber auch konsequent beiseitelegen bis zum nächsten Tag. Von daher sehe ich das nicht als Manko, eher als "schade".

Im letzten Drittel dann allerdings zieht der Autor so richtig an der Spannungsschraube, Riana und Linus geraten in Gefahr und müssen sich einem seltsamen Test unterziehen, Majus wird bedroht und kann ihnen nicht zur Hilfe eilen, alles steuert zu auf einen gewaltigen Showdown. Die beiden Kinder sind auf sich alleine gestellt und können nun endlich zeigen, was wirklich in ihnen steckt. Riana voller Esprit und Flexibilität, Linus logisch und rational. Ab hier kann man das Buch dann nicht mehr aus der Hand legen.

ZEICHNUNGEN

Das Buch selbst hat leider keine Zeichnungen im Verlauf der Handlung, obwohl es sich angeboten hätte. Dafür aber ziert eine witzige Landkarte des Flughafens die Innenseiten des Buches. Die Protagonisten werden auf einer Doppelseite vorgestellt. Ich mag den liebevollen Stil der Bilder, die Charaktere werden sehr gut in ihren Eigenschaften eingefangen. Wie gesagt: diese zwei Seiten mit Bildern gefallen mir so gut, dass ich zu gerne noch mehr davon innerhalb des Textes gesehen hätte, z.B. am Kapitelanfang oder im Text.


FAZIT

Spannend erzählt, ideal zum Vorlesen und Selberlesen ist LINUS LINDBERGH ein wundervolles Kinderbuch, das Jungen und Mädchen gleichermaßen lieben werden. Humorvoll, aufregend und kreativ, genau richtig für aufgeweckte Kids.

SaschaSalamander 22.03.2012, 09.18 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

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