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Ausgewählter Beitrag
Berlin Ripper
Klappentext: Bereits mehrere Frauen sind einem grausamen Serienmörder zum Opfer gefallen. Alle waren sie jung, blond, attraktiv und keine Kinder von Traurigkeit. Die Medien sprechen schon vom 'Ripper von Berlin'. Die Privatdetektivin Sabrina Lampe folgt einer Spur ins Allgäu. Neugierig wühlt sie in der Vergangenheit und bringt dabei eine dunkle Familientragödie ans Tageslicht. Zeitgleich führen die Ermittlungen von Kriminalhauptkommissar Niklas Steg direkt in die höchsten Berliner Regierungskreise.
BERLIN RIPPER ist der dritte Teil der Reihe um Niklas Steg und Sabrina Lampe. >LEIDE< ist Band eins, VERGELTE ist Band zwei. Siegfried Langer gehört zu den Autoren, bei denen ich ungesehen zugreife, denn er verspricht spannende Unterhaltung, die Bücher sind eher kurz und lassen sich leicht zwischendurch lesen, wenn wenig Zeit ist, außerdem hat er einen flüssigen Schreibstil, der sich quasi wie von selbst liest.
Natürlich kann man diesen Band auch ohne Kenntnis der ersten beiden Titel lesen. Trotzdem würde ich nicht dazu raten, da die Charaktere sich schrittweise entwickeln, annähern. Wo anfangs noch Hintergründe erklärt wurden und der Autor erst einmal beschrieb, so geht er hier nun tiefer, sodass der Leser Mojito, Sabrina und ihre Tochter, Frau Schimmelpfeng, Niklas und seine Eltern immer besser kennenlernt.
Da die anderen Bände schon einige Zeit her sind, benötigte ich ein paar Seiten, um mich wieder zurechtzufinden. Aber es genügten ein paar kurze Andeutungen, schon war ich mittendrin. Und mir wurde bewusst, wiesehr ich sie vermisst hatte. Den alternativen Mojito, den nichts aus der Ruhe bringen kann und der immer wieder für ein Lächeln sorgt. Niklas, der mit seiner eher schüchternen Art mal nicht dem typischen verlotterten Hardboiled entspricht. Frau Schimmelpfeng, die Nachbarin, die vermutlich jeder Leser persönlich aus seinem eigenen Umfeld kennt, weil sie den Archetyp der alten Dame hinter dem Türspion verkörpert.
Mir persönlich gefiel dieser Band sogar etwas besser als die anderen. Zwar geschehen blutige Morde, doch diese geraten aufgrund der persönlichen Anliegen eher in den Hintergrund. Und, ja, mir ist bewusst, dass ich etwas schreibe, das ich sonst kritisiere. Denn normalerweise bin ich am Fall interessiert, nicht an den Charakteren. Es nervt mich normalerweise, wenn (gerade bei den nordischen Krimis) ellenlang die Familienprobleme aufgerollt werden, wenn ich doch bitteschön einen Krimi und kein Drama lesen möchte. Hier aber mag ich die Originalität der Charaktere, die eben keine Helden sind, die aber auch nicht völlig kaputt sind, sondern in denen man sich sehr gut wiederfinden kann und die man schnell liebgewinnt. Für den nächsten Roman wünsche ich mir allerdings, dass es mal ein bisschen vorangeht und die Leute "in die Pötte" kommen, schüchtern hin oder her ;-)
In den ersten beiden Romanen waren die Morde und Szenen brutaler dargestellt, und einige Male hatte es mir den Magen verdreht ob der Grausamkeiten, die Langer schilderte. Hier wird es zwar angerissen, ist auch blutig, doch die psychischen Qualen wurden glücklicherweise nicht geschildert. - Und, ja, mir ist bewusst, dass das Buch als Thriller vermarktet wird und für manche Leser möglicherweise genau das Fehlen dieser Szenen ein Kritikpunkt ist. Wer tatsächlich einen brutalen atemraubenden Thrill mit Brutalität und actionreichen Momenten erwartet, der wird dieses Mal eher enttäuscht werden.
Auch der Humor ist etwas, das nicht so ganz zu einem typischen Thriller passt, das mir hier aber außerordentlich gefiel. So gibt es etwa Einschübe und Szenen, die mit der Haupthandlung eher am Rande zu tun haben, die aber das Geschehen etwas auflockern, so etwa eine alte Dame, die zwei Trickbetrüger auffliegen lässt. Ebenso Mojito mit seiner tiefenentspannten Art sorgt immer wieder für ein Lachen, wenn er Konflikte völlig lässig löst. Auch das Verhalten einer Katze, die Gedankengänge der Verliebten, kleine Macken der Protagonisten, überambitionierte Eltern mit ihrem Sohn bei der Presse, und und und. Viele Kleinigkeiten, die den Inhalt recht lebendig und alltäglich werden lassen.
Der Spannungsaufbau ist dem eher lässigen Grundton angemessen: Ein kurzer Einblick in ein brutales Verbrechen, dann wird das Leben der einzelnen Protagonisten beleuchtet und wie sie schrittweise die einzelnen Puzzlestücke erhalten und zusammensetzen. Man konnte anfangs nicht mit dem Täter rechnen, ist am Ende aber nicht allzu überrascht. Es fügt sich alles so flüssig ineinander, dass es eben in sich stimmig ist, man kann dem Autor gut folgen. Er eilt nicht, lässt aber auch keine Langeweile aufkommen.
Da das Buch eher kurz ist, konnte ich es flink an einem Abend lesen. Es hat mich hervorragend unterhalten, und ich freute mich, den Charakteren wieder zu begegnen, mit ihnen zu lachen und dabei einen spannenden Fall zu erleben. Als typischen Thriller würde ich es dieses Mal nicht benennen, denn das würde die Erwartungen der Leser wohl enttäuschen. Für den dritten Band in Reihe fand ich ihn klasse. Für weitere Bände hoffe ich auf eine gewisse Entwicklung, da sich die Themen (nervige Nachbarin, alternativer Freund, Konflikt Mutter Tochter, kranke Mutter des Protagonisten, Vater als Berater des Protagonisten uvm) dann doch wiederholen und nun gerne in "Runde zwei" übergehen dürfen ...
Also, kurz gesagt, ich warte auf Band vier ;-)
SaschaSalamander 01.06.2016, 08.42
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