SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

Criminale - Regina Schleheck, Alice Spogis, Jutta Profijt

 

Criminale 2014 in Nürnberg und Fürth, 280 deutsche Autoren. Ich wünschte, ich hätte so viel mehr Lesungen besuchen können. So aber habe ich mir meine persönlichen Rosinen gepickt. Und dazu gehörte auch die Lesung mit >Jutta Profijt<, >Regina Schleheck< und >Alice Spogis<. Gerichtsmedizin, eine Klinik und ein Medizinskandal als Orte und Themen der Bücher, passend dazu wurde als Ort für die Veranstaltung das Nordklinikum gewählt. Auf die Bücher selbst möchte ich hier wie auch schon bei meinem letzten >Bericht< wenig eingehen, da dies den Rahmen sprengen würde, aber Rezensionen werden bei Gelegenheit selbstverständlich folgen. 

Während die anderen beiden Lesungen, die ich besuchte, offen waren (kein Eintritt, frei zugänglicher Raum bei dem ungeplant Gäste dazustoßen konnten), war es hier straff geregelt. Ein fixer Raum mit begrenzten Stühlen, 7 Euro Eintritt. Der Raum war bis zum letzten Platz ausgefüllt mit dem Tisch für die Autoren, den Stühlen für die Zuhörer und einem Verkaufstisch. Ich fühlte mich etwas beengt und unwohl, die dunkle Holztäfelung des Raumes, die schweren Vorhänge taten ihr Übriges dazu. Aber gut, das ist mein persönliches Problem, andere würden den Raum wohl als gemütlich und urig beschreiben, und alles war perfekt vorbereitet, die Veranstalter hatten sich große Mühe gegeben. 



Schon vor der Veranstaltung merkte man den drei Autorinnen an, dass sie sich kannten und mochten, die Atmosphäre zwischen ihnen war freundschaftlich und versprach eine unterhaltsame und vor allem nette Zeit für die Hörer. 





Erste war Regina Schleheck, die ihr neues Werk ONE HUNDRED MILLION D MARK BABY vorstellte. Sie liest flink und spitzzüngig, ihr Vortrag klingt ungekünstelt. Sie verkörpert die Protagonistin, eine ältere Dame und Ich-Erzählerin, so perfekt, dass man meint man säße ihr selbst gegenüber und würde ihr zuhören. Den Humor und die Neugier der Dame hat sie so gut eingefangen, dass jeder sich wohl dachte "hey, das ist MEINE Nachbarin", denn eine solche Frau gibt es wohl in jedem Mehrfamilienhaus. Die schnell mal die Post holt, wenn sie etwas im Treppenhaus hört. Die durch den Spion sieht, wenn draußen etwas vor sich geht. Die den Fernseher lauter dreht, nicht weil sie wie eigentlich behauptet schwerhörig ist, sondern weil sie einfach ihre Ruhe möchte von all dem Lärm um sie herum. 

Zu gerne hätte ich mehr von ihr gehört, ihrem gekonnten Vortrag gelauscht und mehr von ihren Charakteren kennengelernt. 



Als zweite folgte Alice Spogis, die aus ihrem Krimi BURNOUT las. Sie las ab dem Prolog, der bereits ziemlich drastisch beginnt und den Leser sofort packt. Ein Suizidversuch, nicht gerade zimperlich beschrieben. Die ruhige, dunkle Stimme und der nüchterne Vortrag passten sehr gut zu der gelesenen Szene, wirkten erschreckend. Dann ging es weiter, als die Protagonistin an der Rezeption der Klinik steht und einigen weiteren Figuren begegnet. Alice hat ein Talent, die Figuren so lebendig zu beschreiben, als kennt man sie persönlich. In wenigen Worten skizziert sie die Menschen um sich herum. 

Ihr Vortrag selbst ist weniger eine Lesung als vielmehr ein freier Vortrag, bei dem sie die Zuhörer ansieht. Sie gestikuliert wild, führt die Bewegungen der Charaktere aus, verstellt ihre Stimme, ändert Klang, Farbe und Melodie ihrer Sätze. Es war ein Schauspiel, eine One-Woman-Show, facettenreich und bunt. 



Zum Schluss trug Jutta ihren Part vor. KNAST ODER KÜHLFACH ist der fünfte Teil der Reihe um den Geist des verstorbenen Autoknackers Pascha. Ich zähle mich zu den großen Fans der Reihe und war überglücklich, den Roman diesmal nicht nur zu lesen, sondern von der Autorin persönlich zu hören!

Als sie von Alice anmoderiert wurde, erfuhr ich auch, wie man ihren Namen richtig ausspricht: "Profeit". Danke! So wirklich zu fragen hatte ich mich nicht getraut, aber jedes Mal habe ich mir bisher gedanklich die Zunge verknotet. Dabei ist es so einfach ;-)

Jutta spricht unglaublich schnell, passend für Pascha, trotzdem sehr klar und deutlich, verständlich. Sie ist so quirlich und (im positiven Sinne) frech, dass ich mir gut vorstellen kann, wieviel Spaß ihr die Arbeit an den Pascha-Romanen macht. 

Sie erklärte kurz, worum es bei den Romanen geht, las dann einen Ausschnitt, erklärte den weiteren Verlauf, las dann weiter hinten ein paar Szenen. Dabei gestikuliert sie sehr viel, und es macht ihr richtig Spaß, sich dabei auszuleben, während sie Pascha seine rotzfrechen Worte in den Mund legt. Dazu hat sie eine Stimme, die ich mir auch sehr gut für ein Hörbuch vorstellen könnte. Nun ja, trotzdem muss ich zugeben, dass der bisherige männliche Sprecher für Pascha wohl doch besser geeignet ist als eine Frau. Was ich sehr schade finde, denn Jutta ist wirklich einzigartig. Sie spricht mit verstellter Stimme, passt ihre Redeart den Charakteren an und spricht so flüssig, dass man ihr nicht anmerkt, dass sie einen Text vorliest. 



Ach, die drei waren wirklich super, der Eintritt jeden Cent wert und die Zeit viel zu schnell vorbei. 20 Minuten pro Autorin für den Vortrag, das war leider recht wenig, gerne hätte ich mehr gehört von ihnen. 


SaschaSalamander 16.06.2014, 08.51

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