SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

Das Durchdrehen der Schraube

Klappentext: 

Es klingt nach einer Aufgabe wie jede andere auch, die eine junge Lehrerin auf einem abgelegenen Landsitz zu erfüllen hat. Kinder unterrichten, das richtige Benehmen lehren, dafür sorgen, dass alles in geordneten Bahnen läuft. Anfangs scheint alles genauso zu laufen. Bald aber zeigt sich, dass hinter der goldigen Fassade der Kinder etwas lauert. Etwas Unaussprechliches. Etwas Böses. Etwas, dass nur eines will - zurückkehren ins Reich der Lebenden.


Bereits beim Lesen der Inhaltsangabe fühlte ich mich sofort an ein Hörspiel der Reihe Gruselkabinett erinnert. Und tatsächlich, es wurde mit dem Titel DIE UNSCHULDSENGEL (Folge 5) bereits umgesetzt. Das Buch ist ein Klassiker von Henry James, der bereits 1898 erschienen ist.

Obwohl es schon einige Jahre her ist, dass ich das gehört hatte, konnte ich mich noch sehr gut erinnern. Denn ganz ohne Blut, Gewalt oder greifbar übersinnliche Ereignisse ist die Handlung dennoch sehr eindringlich und intensiv. Daher freute ich mich sehr, nun die Novelle selbst einmal zu hören.

Das Spannende an diesem Werk ist vor allem, dass niemals komplett aufgeklärt wird, ob es sich nun tatsächlich um einen Geisterroman handelt, oder ob die Erscheinungen / Ereignisse lediglich dem Kopf der jungen Lehrerin entspringen. Wer wirklich Grusel und Thrill sucht, ist hier eher falsch, aber wer viktorianische Schauerromane liebt, der ist genau richtig. Die Novelle selbst möchte ich gar nicht näher auseinandernehmen, das haben andere schon ausgiebig für mich getan. >Hier< ein Artikel bei Wikipedia mit vielen Infos sowie weitere Links zu Interpretationen und Analysen.

Anfang Dezember 2018 erschien nun im Label ZYX das ungekürzte Hörbuch mit 2,5 Stunden. Ich freute mich sehr über diese kleine Perle und habe es sehr genossen. Allerdings bin ich sehr irritiert über die Sprecherwahl: Omid Paul Eftekhari hat eine Stimme, der zu lauschen sehr angenehm ist. Mit Ruhe trägt er durch das Hörbuch und vermag es ser gut, dass der Hörer sich in das Geschehen hineinversetzen kann.

ABER: es ist eine weibliche Ich-Erzählerin, gesprochen von einem Mann. Warum das? Laut Wikipedia trägt in der Novelle ein Erzähler (Geschlecht männlich / undefiniert - auch hier unterschiedliche Angaben) das Tagebuch der Lehrerin vor. Dieser Part wird aber ausgelassen im Hörbuch. Zudem - wäre es eine Rahmenhandlung mit zwei Erzählern, so könnte man auch zwei Sprecher engagieren. Es war immer wieder verstörend und stellenweise sehr unpassend. Ich habe ziemlich lange gebraucht, mich daran zu gewöhnen und diesen Aspekt auszublenden, bevor ich mich komplett auf die Handlung einlassen konnte.

Auch das Cover finde ich sehr ungewöhnlich. Es impliziert eher einen modernen Thriller, vielleicht im Winter, vermutlich ein Home-Invasion. Die Zielgruppe dürfte davon eher nicht angelockt werden, und vom Cover angesprochene Hörer könnten enttäuscht werden. Im Grunde egal, ich bewerte keine Cover und interessiere mich rein für die Inhalte. Wenn es aber so krass voneinander abweicht wie hier, dann finde ich das doch erwähnenswert.

Ansonsten: wirklich ein sehr schönes Hörbuch, das ich Freunden alter Schauerromane wärmstens ans Herz legen kann. Licht aus, Kerze an, viel Spaß beim wohligen Schauern ;-)

SaschaSalamander 22.02.2019, 08.53

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