SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

Devil´s Backbone

Kürzlich wurde ich von Amazon Prime auf den Film DEVIL´S BACKBONE aufmerksam gemacht. Von diesen Empfehlungen halte ich wenig. Zumal das Cover langweilig aussah und der Inhalt mich nicht interessierte. Aber dann: Regie Guillermo del Toro, Produzent Pedro Almodovar. Das ist nicht nur eine Information, das ist ein Versprechen!


1939, der junge Carlos wird in ein Waisenhaus gebracht. Dort scheint ein Geist umzugehen. Die Kinder und auch die Erwachsenen scheinen mehr zu wissen, doch niemand will mit ihm darüber reden. Der Bürgerkrieg, eine entschärfte Bombe im Hof des Waisenhauses, der aggressive Hausverwalter, der unheimliche Geist und die Probleme der Jungen untereinander sind die Kulisse für diesen ungewöhnlichen Film. 

Zugegeben, die Handlung klingt nicht gerade nach einer filmischen Innovation. Auch reizen mich die Kulisse und das Setting wenig. Zumal einige Inhalte und Locations gelegentlich an "das Waisenhaus" von Del Toro denken lassen und ich keine Wiederholung sehen wollte. War es auch nicht. Der Film ist etwas ganz Eigenes, etwas ganz Besonderes. 

Obwohl er unter Horrorfilmen zu finden ist, ist es kein typischer Schocker. Das Blut ist hier kunstvoll eingesetzt, wie in einem Gemälde, computeranimiert und kunstvoll. Die ein, zwei typischen Ekelmomente dienen nicht dem Horror sondern der Untermalung einer wichtigen Szene. Nicht ein einziger Jumpscare. Ich möchte den Film keinem konkreten Genre zuordnen, hier wurde übergreifend gearbeitet. Ein Stück spanische Geschichte. Das Erwachsenwerden eines kleinen Jungen. Das Drama der beteiligten Personen. Ein verwunschenes Haus, ein Geist und das ungelöste Rätsel um das Verschwinden eines Jungen. Dominierenden Themen sind Einsamkeit, Verlassensein, Existenzängste, Kriegsängste, Erwachsenwerden, unterdrückte Aggressionen, also eher anspruchsvoller und tiefer als die sonst üblichen Horrorfilme. 

Es wird nur wenig gesprochen, der Großteil geschieht vor allem durch Bilder und Subtexte, Blicke, wortlose Interaktionen. Und sehr viel Metaphorik in der Kameraführung. Ein Zigarrenring, die entschärfte Bombe, eine Beinprothese, eine Zeichnung, ein zerbrochener Tonkrug, ein Wasserbecken und einige Symbole mehr werden zu handlungstreibenden Elementen und Spannungsträgern. Man muss sehr gut beobachten, um der Handlung zu folgen, und wer einen Film gerne einfach erzählt möchte, der wird sich in DEVIL´S BACKBONE wohl auch bald langweilen, denn hier wird Aufmerksamkeit gefordert. 

Diese Aufmerksamkeit zu erhalten fiel mir auch nicht schwer. Ich konnte kaum den Blick von der Leinwand lösen, war gespannt auf den Fortgang. Meine Anspannung war ähnlich der eines Horrorfilms, denn einige der Erlebnisse Carlos sind unheimlich, und die trostlosse Kulisse tut ihr Übriges. Wenn Carlos nachts durch das Haus streift, wenn er alleine am Wasserbecken steht oder er einen Schatten neben seinem Bett sieht, dann sorgt das für ein wohliges Schaudern!

Die Bilder sind malerisch, wirken verspielt und bilden einen angenehmen Kontrast zu der kargen Ödnis und dem farblosen Gebäude. Es sind kleine Farbtupfer, die zB in rot oder grün das ansonsten braune und gelbe Gemälde vervollständigen und den Zuschauer auf wichtige Momente der Handlung hinweisen. 

Kurz gesagt: Wer Mainstreamhorror mag, wird von DEVIL´s BAcKBONE enttäuscht sein. Wer aber gerne metaphorische Filme voller Spannung und Tiefgang wie beispielsweise auch DAS WAISENHAUS und PANS LABYRINTH mag, der ist hier genau richtig. DEVIL´s BACKBONE ist ein Meisterwerk und Geheimtip, den ich jedem Filmliebhaber nur ans Herz legen kann!

SaschaSalamander 24.02.2015, 09.09

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