SaschaSalamander

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Die sonderbare Buchhandlung des Mr Penumbra

Es ist schon etwas länger her, dass ich das Hörbuch gehört hatte. Ich habe auch irgendwie nicht den Nerv und die Zeit, die Rezension zu schreiben, die das Buch meiner Ansicht nach verdient hätte. Also ist es mal wieder Zeit für unsortierte Stichpunkte ;-)

Klappentext: Als Clay Jannon seinen Job als Webdesigner verliert, meldet er sich auf eine Stellenanzeige hin bei Mr. Penumbra, der in San Francisco eine alte, verstaubte Buchhandlung betreibt, die rund um die Uhr geöffnet ist. Clay übernimmt die Nachtschicht, und bald ist ihm klar, dass hier irgendetwas nicht stimmt: Die Kunden kaufen nichts, sondern leihen die Bücher nur aus, drei Stockwerke hohe Regale beherbergen riesige Folianten, die keine Texte beinhalten, sondern nur ellenlange Reihen aus Buchstaben. Nach und nach findet Clay heraus, dass Mr. Penumbra und seine Kunden einem uralten Geheimnis auf der Spur sind. Mit der Unterstützung seiner Freundin Kat und seines ältesten Kumpels Neel, sowie der Weisheit von Mr. Penumbra, macht sich Clay daran, dieses Geheimnis zu lüften. Ein Geheimnis, das bis in die Anfangszeiten des Buchdrucks zurückreicht.

- ein Nerdbuch ohnegleichen. Zwar geht es um Bücher, aber nur Leseratten finden keine Freude daran. Mal sollte technikaffin sein, Freude an Pen and Paper haben, sich mit Comics auskennen und insgesamt ein wenig seltsam sein.Und vielleicht ein bisschen Latein. Das hilft ungemein. Das Buch hat sehr viele Anspielungen, ohne die es sonst schnell langweilig wird.

- viele Leser beschweren sich über Product-Placement und ärgern sich über Schleichwerbung. Sehe ich nicht so. Wenn Kat auch bei Google arbeitet und die Arbeit nicht nur mit der Maschine sondern dem kompletten System ein wichtiger Part der Handlung ist, dann ist die Erwähnung von Google und anderen Produkten einfach unabänderlicher Teil des Buches. Es wäre lächerlich es zu tarnen und der Firma einen anderen Namen zu geben, da würde der Autor seine Leser für blöd verkaufen, also lieber direkt und geradeheraus.

- außerdem ist es witzig, wenn man viele Dinge wiedererkennt, ob nun die verwendeten Apps und Programme oder die Methoden, wie gearbeitet wird sowie die Gadgets, die sie nutzen. Oder die Bücher, die erwähnt und gelesen werden

- Apple, Google, Koble, Kindle, Amazon, Fruit Ninja,  Tolino und Co. Nein, kein Product Placement. Sondern eine Verbindung zwischen Tradition (verstaubte alte Bib) und Moderne. Beides hat seinen Platz, beides wird gelobt. Und die militanten Verfechter beider Parteien bekommen ihr Fett weg, Kritik wird zwischen den Zeilen geübt, wenn Google doch nicht alles kann und immer wieder Grenzen überschreitet oder die Bücherfreunde in ihrer Forschung nicht vorankommen, weil sie sich weigern Technik in ihre Arbeit einzubeziehen und einfach nicht wahrhaben wollen, dass die Welt nach Erfindung des Buchdruckes nicht aufgehört hatte sich zu drehen. Das Buch sagt "schließt endlich Freundschaft, Ihr seid beide toll"

- Spannung von der ersten zur letzten Minute. Aber keinerlei Action. Spannung eher im sozialen Miteinander, im Lösen des Rätsels (das nicht mal wichtig ist, sondern einfach nur interessant). Kein Blut, keine Gefahr. Ich mag es, wie die Handlung vor sich hinfließt

- Alte Nerds (Astrolab, Geheimcodes, Kult, Sekte, Kellergewölbe, Arbeit im Kerzenschein) treffen auf moderne Nerds (Google, Apple, Vernetzung, Pen and Paper, Comics, Actionfilme, Fantasyliteratur, Programmcode zur Berechnung der naturgetreuen Animation von 3D-Busen in Computerspielen)

- die Charaktere sind sympathisch, aber ihnen fehlt der letzte Schliff. Sie wirken stellenweise etwas steif und leblos. sie sind nicht so tiefgründig, wie das Buch es vorgaukelt, und man hat sie sehr schnell nach der Lektüre wieder vergessen. Hier hätte das Buch mehr Potential gehabt

- Beziehung der Menschen untereinander ist eher nebensächlich. Am Ende trennt sich ein Paar, das ich bisher eher als Freunde empfunden hatte und erstaunt war, dass sie scheinbar als Paar galten. Egal, das war auch nie die Hauptsache das Buches 

- gelegentlich bissiger Humor. Weniger Splapstick oder Situationskomik. Vielmehr die Windungen des Lebens und die Interaktion der Charaktere. Eine Menge schräger Vögel und noch schrägere Dinge, die sie tun und denken

- die Auflösung ist etwas enttäuschend. Irgendwie wartete ich auf den Twist, den großen Knall, das AHAAAAA. Nichts davon kam. Es gibt eine Lösung, sie passt zum Buch, aber sie schwächt das Buch in der Nachwirkung ziemlich ab. Auch hier wäre mehr möglich gewesen, schade

- überhaupt: ich hatte zwischendurch gewartet, dass irgend etwas passiert. Es war spannend, ja. Aber es passiert fast nichts. Das ist sehr ungewohnt für ein Buch, und gelegentlich wäre etwas weniger mehr gewesen. Der Spannungsbogen hat sich etwas zu lang gestreckt.

FAZIT: trotz des schwachen Endes und der gelegentlichen Schwächen im Tempo ein tolles Buch. Allerdings ein Buch für eine eher kleine Zielgruppe: Technikfreaks mit Vorliebe für Comics, Fantasy und den Duft von alten Büchern. Alle anderen werden sich fragen "was soll das", aber die Zielgruppe dürfte restlos begeistert sein


SaschaSalamander 26.06.2014, 08.48

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