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Ausgewählter Beitrag
Miracle Creek
Klappentext: In der Kleinstadt Miracle Creek in Virginia geht ein Sauerstofftank in Flammen auf. Zwei Menschen sterben – Kitt, die eine Familie mit fünf Kindern zurücklässt, und Henry, ein achtjähriger Junge. Im Prozess wegen Brandstiftung und Mord sitzt Henrys Mutter Elizabeth auf der Anklagebank. Und die Beweise sind erdrückend. Hat sie ihren eigenen Sohn ermordet? Während ihre Freunde, Verwandten und Bekannten gegen sie aussagen, wird klar: In Miracle Creek hat jeder etwas zu verbergen.
Und wieder habe ich für mich aus der Masse an momentan veröffentlichten Thrillern einen herausgepickt, der mir tatsächlich außerordentlich gut gefiel. Und sogar erstaunlich gut im Gedächtnis blieb. Denn meine Gedanken schreibe ich mehrere Wochen auf, nachdem ich den Titel gelesen habe - und trotzdem ist mir der Inhalt noch sehr klar im Gedächtnis.
Die Autorin lässt die Zeit vor der Explosion aus den verschiedenen Perspektiven ihrer Protagonist:innen erleben. Sehr schnell baut sich ein Bild auf, wer Täter und wer Opfer ist. Und ebenso schnell wird dieses Bild wieder zerstört. So ziemlich alle haben ihre Geheimnisse, und all diese Geheimnisse sind so menschlich, so nachvollziehbar. Jeder strebt auf seine eigene Weise nach dem eigenen kleinen Glück und verstrickt sich immer tiefer in Missverständnisse, Ängste, Anschuldigungen.
Bis zum Ende des Romans bleibt unklar, wer tatsächlich für das Unglück verantwortlich ist und wie die einzelnen Geschichten zusammenhängen. Aah, ich liebe clevere Puzzlearbeit. Und ich weiß es zu schätzen, wenn es Autor:innen gelingt, die Geschichte von A bis Z optimal durchzustrukturieren. Da erkennt man wirklich die herausragende Arbeit, wie ein Steinchen auf das andere gesetzt wurde (denn mit "einfach drauflosschreiben" ist eine solch gut geordnete Handlung wie in diesem Roman nicht möglich).
Nein, die Charaktere sind nicht dazu gedacht, sie zu mögen. Dazu werden sie zusehr von ihrer unschönen Seite gezeigt. Aber sie sind durchweg so angelegt, dass man sich sehr gut hineinversetzen kann. Vermutlich würde man in deren Position ähnlich handeln, ähnliche Fehler begehen (sei es um die Familie zu schützen, um eine Peinlichkeit zu vertuschen, um sich selbst in ein besseres Licht zu rücken, um sich selbst besser zu fühlen. All das ist so normal und realistisch, dass es täglich passiert, und wie könnte man da jemandem Schuld zuweisen?)
Ich habe beim Lesen mit allen mitgefiebert, konnte die nächsten Puzzleteile kaum erwarten und war erstaunt, wie gut sich alles am Ende zusammenfügte. Schatz hat das Buch ebenfalls gelesen. Es war einer der Titel, über die wir uns anschließend noch lange unterhalten haben, weil es trotz seiner sachlichen, unaufgeregten Erzählweise sehr viele Emotionen auslöst und wir all diese Ereignisse des Buches im Gespräch gut verarbeiten konnten.
MIRACLE CREEK ist ein spannender Justiz-Thriller, eine Perle unter den aktuellen Veröffentlichungen.
SaschaSalamander 31.08.2020, 12.18
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