SaschaSalamander

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Morgan und Bailey 04 - Das letzte Abendmahl

Klappentext: Eine Geburtstagsfeier in Harry´s Pub wird nicht nur von einem unheimlichen Sturm erschüttert, sondern auch von einem mysteriösen Todesfall. Offenbar starb der alte Mr. Douglas durch das Gift eines seltenen Skorpions. Pfarrer Morgan und seiner Kollegin Bailey ist klar, dass nur einer der Anwesenden für die Tat infrage kommt. Zu dumm, dass Mr. Douglas nicht gerade beliebt war und mehr als einer ihm den Tod gewünscht hat.


Bei Morgan und Bailey legt man ein rasches Veröffentlichungstempo an den Tag, und neue Fans der Reihe müssen nicht lange auf Nachschub warten. Vier Hörspiele in einem halben Jahr, das ist ordentlich, macht natürlich Lust auf mehr. Die neueste Folge, Nummer vier, heißt DAS LETZTE ABENDMAHL und ist mein bisheriger Favorit (sofern es bei vier Folgen sinnvoll ist, schon von einem Favoriten zu reden statt erst einmal abzuwarten). 

Der Fall war diesmal relativ simpel gestrickt und bietet wenig Handlung. Was mir daran aber so gefällt ist die Hommage an alte Krimiklassiker, quasi die ganze Folge ist ein einziges genretypisches Kunstwerk. Alle zusammen in einem Raum, das Licht geht aus, Mord im Dunkel, nur einer kann der Täter gewesen sein. Jeder verdächtigt jeden. Wie aus dem Lehrbuch. Und dann stellt der Erste seine Vermutung an, benennt ein Motiv und schildert den angeblichen Tathergang. Wie im Film gibt es eine Rückblende. Wo auf der Leinwand dann die Beleuchtung wechselt, der Kamerablick sich verändert, die Szene seitlich aus dem Bild geschoben wird oder von oben nach unten wellenförmig verschwimmt, um den Übergang zu signalisieren, musste man hier ein akustisches Merkmal setzen, um zwischen Realität und fiktiver Vergangenheit zu trennen. Kleine Glöckchen passen wunderbar, um zwischen den Realitäten zu trennen und auch den Humor der Szene schön darzustellen. 

In diesen Szenen leisten die Sprecher wirklich grandiose Arbeit. Denn wie in den typischen Krimikomödien hat es etwas Witziges, stark Überzogenes. Die Dialoge sind überzeichnet, und die Betonung durch die Darsteller ist stark theatralisch gekünstelt. "Stirb, Du Hund" - "Nein, bitte nicht *wimmer*", das ist einfach so klassisch, dass man sich beim Hören köstlich amüsiert. Ein Stilmittel, das ich so im Hörspiel bisher noch nicht bewusst wahrgenommen habe und das mir sehr gefällt. Ohne ins Alberne abzugleiten, wird hier (vor allem vorangetrieben durch die Figur des Neffen Liam) ganz bewusst ein Klischee nach dem anderen bedient, und ich habe viel gelacht. Dadurch, dass MORGAN UND BAILEY eher im Cottage / Cosy - Krimi angesiedelt ist und etwas ruhiger wirkt, ist diese humorvolle Einlage einmal etwas anderes, was aber sehr gut zum Konzept der Reihe passt. 

Die geladenen Gäste der Feier passen wunderbar in die Folge: die Familie hat ihre Streitigkeiten und Leichen im Keller, die Dynamik untereinander bietet jede Menge Konfliktpotential. Die Charaktere sind alle sehr archetypisch, um dieses Mal auch alle gängigen Tatmotive abzudecken und schön in der Spur zu bleiben.

Der Neffe Liam - er hat das Potential zu einer häufiger auftretenden Figur. Was wohl auch geschehen wird, da er zur Familie von Bailey gehört und sich ungefragt bereits zu Beginn der Folge einnistet. Christoph Piasecki hat sich selbst dieser Rolle angenommen und mischt die ansonsten eher beschauliche Truppe mit seinem Auftreten ganz schön auf. Auch Samantha Weeks, eine durch und durch nervige Person (Reporterin der Klatschpresse, was sonst) wird vermutlich noch oft auftauchen, denn gewollt nervig hin oder her bringen die Dialoge mit ihr die Handlung voran, und ein Vertreter der Presse ist zwar nicht obligatorisch aber immer wieder gern gesehener Stammgast in einem typischen Krimi. Tatjana Auster mit ihrer angenehmen Art gelingt es, den Charakter zwar inhaltlich störend zu transportieren, stimmlich aber nicht zu aufdringlich zu klingen, daher freue ich mich schon auf ein Wiedersehen. Bernd Stephan als das verstorbene Ekel und Familienoberhaupt darf vor allem in den Rückblenden seine Theatralik beweisen, und auch Jürgen Thormann, Tim Knauer, Wolfgang Bahro sowie Sprecher ergänzen das Kammerspiel. 

Bei all der humorvollen Überzeichnung fällt die dieses Mal recht brutale Schilderung des Toten in ihrer Ausführlichkeit ziemlich deutlich auf, sorgt dafür, dass die Folge dennoch einen gewissen Ernst behält und die Tragik der Situation erhalten bleibt. Humor hin oder her, es ist ein Mensch gestorben! Die Auflösung dann - eine überraschende Wende, die zwar oft auf der Hand liegt aber eher selten angewendet wird und deswegen noch nicht abgenutzt ist. Allzu oft sollte so etwas nicht geschehen, aber für zwischendurch eine tolle Idee. 

Und obwohl das Setting nur auf sehr kleinem Raum stattfindet und der verstrichene Zeitraum ein recht kurzer ist, wird die Rahmenhandlung durch den Neffen, die Reporterin und den Ersatz-Barmann gut vorangetrieben. Man darf gespannt sein, wie es nun weitergeht und welche Fälle die beiden Hirten mit Gottes Beistand nun als nächstes in Angriff nehmen werden. 

Wie gesagt ist DAS LETZTE ABENDMAHL meine bisherige Lieblingsfolge, weil sie sich selbst nicht so ernst nimmt und dabei aber einen trotz allem spannenden Fall präsentiert. Ich würde gerne sagen "mehr davon", aber dann würde es sich abnutzen. Von daher: eine Folge zum "immer mal wieder hören" und einzeln genießen!

SaschaSalamander 20.06.2016, 09.05

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