SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

My genderless boyfriend 01

KlappentextMeguru hat ein Händchen für alles, was kawaii ist! Wenn der Influencer mit dem farbenfrohen Genderless Style Make-up- oder Modetipps postet, kann er sich vor Likes kaum retten. Doch obwohl er schon sein halbes Leben mit seinen Followern teilt, wissen sie nichts von seiner großen Liebe, der hart arbeitenden Manga-redakteurin Wako. Wird es seinem Image schaden, wenn seine Fans erfahren, dass ihr Idol schon vergeben ist?




An diesen Manga bin ich wohl mit falschen Erwartungen herangegangen. "Genderless" klingt nett und hat mich sofort angesprochen, nonbinäre Charaktere finde ich interessant. Meguru auf dem Cover sieht wirklich süß aus, und unter der Beschreibung stellte ich mir eine lässige Romantic Comedy vor. Insta und Modewelt nicht so mein Thema, aber ninbinäre Charaktere öffentlich zu vermarkten klingt spannend.

Naja, ich hatte insofern recht, als all dies tatsächlich enthalten ist. Allerdings ist es keine fortlaufende Story, in der sich etwas ereignet und die Story aufeinander aufbaut. Tatsächlich sind es eher kleine Snaps, die verschiedene Einblicke in Megurus und Wakos Alltag geben. In einer Episode schminkt Meguru seine Freundin für einen wichtigen Kundentermin. Ein andermal geht Meguru mit seinem besten Freund, der ebenfalls modelt, in ein Nagelstudio. In der nächsten Episode wird Meguru von der Chefin angehalten, den Kundinnen der Boutique nichts von seiner Beziehung zu verraten, weil er sonst kein Kassenmagnet mehr ist. Er geht mit seiner Freundin in ein Café und wird für ein Mädchen gehalten. Er ist zu Hause und kocht, während sie arbeitet. Sie gehen beide bei Ikea shoppen und kaufen ein Sofa. Jede dieser Episoden ist teils nur 10 bis 15 Seiten lang.

Ich verstehe, warum der Manga viele Fans hat. Meguru und Wako sind wirklich niedlich, und Meguru sieht toll aus. Man spürt die Verbindung zwischen den beiden. Der Manga liest sich wie eine kleine Alltagsflucht, man muss zwischendurch lächeln, weil Meguru ziemlich naiv liebenswert ist. Auch, wenn sich in den Szenen nicht viel entwickeln kann, entsteht bald ein schönes rundes Gesamtbild über ihn und seine Freunde und Mitschüler:innen.

Die Zeichnungen sind gelungen: niedlich, klar zu erkennen, Panels gut unterteilt, flüssig zu lesen, hübsche Designs bei Kleidung und den Details wie zB Fingernägel, Accessoires, Möbel, Umgebung.

Der Manga mag sich mit seinen Charakteren über Gender-Klischees hinwegsetzen. Dafür werden andere Klischees umso mehr bedient. Es wird wirklich alles an kawaii aufgefahren, was es so gibt. Auch weisen die Figuren für mich wenig Besonderheiten auf, sind ziemlich schablonenhaft skizziert, erleben keine Entwicklung und bleiben für mich leider ziemlich flach, haben außer ihrer Arbeit oder dem Thema Styling keine weiteren Hobbies, von Ecken und Kanten ganz zu schweigen. Eben das typische "hach wie niedlich Du bist" und "ich liebe Dich, egal wie Du bist" und "ich bin so schlecht, ich habe Dich nicht verdient" und so weiter ;-)

Für mich selbst ist der Manga jetzt zwar nett zu lesen, ich habe einige Male gelächelt und mich beim Lesen gefreut. Aber behalten werde ich ihn nicht. Als Einzelband wäre es hübsch anzusehen, mehr auch nicht. Über mehrere Bände hinweg würde ich mich wohl recht schnell langweilen. Falls sich noch eine Handlung aufbaut oder sich eine Story entwickelt, war dies im ersten Band zumindest noch nicht ersichtlich, und ohne Story hat der Manga für mich keinen Reiz. Es ist einfach ein niedlicher Schuljunge, der sich modisch über Gender-Klischees hinwegsetzt, gelegentlich für ein Mädchen oder für schwul gehalten wird und sein Leben auf Insta teilt. Hübsch anzusehen, aber für mich als Mittvierziger bin ich dann wohl doch die völlig falsche Zielgruppe ;-)

Jüngeren Manga-Fans, die sich für niedliche Charaktere außerhalb der üblichen Gender-Schubladen interessieren, kann ich MY GENDERLESS BOYFRIEND gerne empfehlen, es ist ein richtiger Feel-Good. Wer dagegen eine tragende Story oder Charaktere mit Tiefgang sucht, sollte eher zu anderen Titeln greifen.

SaschaSalamander 29.06.2021, 15.30

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