SaschaSalamander

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Prometheus

Am Wochenende habe ich PROMETHEUS mit meinem Mann und einer Freundin im Kino gesehen. Die Mehrheit (sie und ich) waren recht ernüchtert, er dagegen war begeistert und wird sich auch die Blue-Ray kaufen, sobald sie erhältlich ist. Eine ausführliche Rezension möchte ich nicht schreiben, da müsste ich jetzt erstmal gliedern, sortieren, kürzen, zusammentragen, das haben schon genügend andere getan. Eine sehr gute Rezension findet sich zum Beispiel >hier< im Blog der >Fünf Filmfreunde<. Ein paar meiner Gedanken möchte ich hier trotzdem kurz zusammentragen:

Grundsätzlich erstmal das Positive: der Film hat super unterhalten, er war ordentlich was fürs Auge, Alienfans haben jede Menge Stoff zum Diskutieren (manche finden ihn perfekt passend in die Reihe, andere sehen zu große Differenzen. Spannend, diese Diskussionen im Web), Nicht-Alien-Kenner können den Film auch ohne Kenntnis der erfolgreichen Reihe ansehen. Ich habe PROMETHEUS in 3D gesehen, und das hat sich wirklich gelohnt, allein einige der Landschaften, mächtigen Kreaturen und weitreichenden Räume waren den Kinoeintritt wert. Bereut habe ich den Film nicht, ich habe ihn gerne gesehen. Der Androide war sehr, sehr gut verkörpert und hat hat wettgemacht, was andere Schauspieler komplett vergeigt haben. Aber:

die Handlung ist stellenweise schon arg unlogisch. Klar gehört es dazu, dass Leute sich im Film dämlich verhalten, aber in einem Machwerk von Ridley Scott hätte ich erwartet, dass die Protagonisten ein bisschen Hirn haben. Mehr Hirn als jemand, der mit dem Finger "dutzidutzi" direkt vor der Nase eines bösartig wirkenden Aliens macht a la "ach ist das Tierchen süß". Mehr Hirn als jemand, der nach vorne flieht, wenn es seitlich ohne Probleme ginge. Mehr Hirn als jemand, der einfach auf einem wildfremden erstmals besuchten Planeten einfach seinen Helm vom Kopf reißt, weil hier Sauerstoff ist wie auf der Erde. Mehr Hirn als jemand, der den Infizierten nicht an Board lässt, alle anderen Expeditionsteilnehmer aber schon (weil die ja garantiert NICHT infiziert sind, das spürt man einfach).

Dazu die Charaktere, die entsprechend wenig Tiefe haben. Bis auf den Androiden, die Leiterin und zwei leitende Biologen weiß eigentlich niemand, warum man überhaupt auf diesem Planeten ist und was das Ziel der Reise sein soll. Auch dem Zuschauer sind einige der Rollen und Funktionen unklar, oder besser gesagt, sie erfüllen ihre Rollen nicht entsprechend sondern sind eben einfach da, um als Kanonenfutter zu fungieren. Man erfährt ihre Namen, aber die Charaktere werden nicht vertieft, haben keine wirkliche Beziehung zueinander, und ihr Schicksal rührt mich nicht. "Ah, schon wieder einer tot, na sowas, wen erwischt es wohl als nächstes? - Ui, hey, der lebt ja wieder - ach, jetzt ist er wieder tot. Komisch, dass keiner fragt, warum der zwischendurch wieder lebte. Egal, jetzt ist es ja eh vorbei, der steht nicht mehr auf". Und weiter an den Nachos geknabbert.

Die Dialoge fand ich stellenweise recht albern. So fragt der Kapitän: "Wo sind (Name) und (Name)?" - Antwort: "Sind sie nicht bei Euch?" Und ich dachte nur "klar sind sie bei mir. Ich wollte Euch nur foppen und mal gucken, ob Ihr wisst, wo die stecken, die Frage war nur Spaß um Euch mal zu testen". Solche Momente gab es häufiger.

Ähnlich auch bei den Szenen, die sich stellenweise beinahe zusammenhanglos aneinanderreihen. Da werden Andeutungen gemacht, die zu offensichtlich sind um als subtil zu gelten. Der Zuschauer wird mit der Nase darauf gestoßen. Konflikte werden begonnen, jedoch nie beendet. Mein Mann fand das ja ein Stilmittel, mit dem der Zuschauer zum Denken angeregt werden soll, und die seltsamen Dialoge oder unlogischen Momente einen stillen Humor. Unsere Freundin und ich dagegen fanden, dass die FilmCrew scheinbar selbst nicht so recht wusste, worauf sie eigentlich hinauswill. Eine Menge andeuten, vieles fragen, aber keine Antworten geben und dabei möglichst mystisch rüberkommen, die Fans werden es schon schlucken und dann umso begeisterter in den zweiten Teil gehen, der sicher bald folgen wird.

Die Handlung fand ich sehr vorhersehbar, gegruselt habe ich mich nicht, die Schockmomente waren auf die Sekunde genau wie erwartet, sodass man nicht erschrak. Die Themen des Films waren alle schonmal dagewesen, mit Innovation konnte der Film leider nicht punkten. Gut, man kann das Rad nicht neu erfinden, aber selbst ich, die im Sci-Fi Genre weniger ambitioniert bin, konnte alles ganz exakt vorhersagen und konnte in jeder Szene Parallelen zu anderen Filmen ziehen, die das woanders schonmal umgesetzt hatten, meistens sogar ausführlicher und besser.

Naja, wie gesagt, trotz all der Dinge, die mich störten, ich habe mich grandios unterhalten, wenigstens das konnte der Film sehr gut. Und danach haben wir noch ausführlich und lange diskutiert und viel gelacht, Meinungen ausgetauscht, verschiedene Szenen analysiert, da gab der Film sehr viel her. Man sollte, wenn man PROMETHEUS im Kino sieht, die Logik, die Handlung, den Charakteraufbau und solche Dinge vergessen. Sondern einfach die 3D Brille aufsetzen, die Bilder bestaunen, dem Soundtrack lauschen und sagen "yeah, tolle Bilder, echt toller Film". Es gab sehr viele beeindruckende Szenen, die mir noch lange im Gedächtnis bleiben werden mit ihrer Optik. Und ich werde ihn, wenn er dann als Blu-Ray bei uns liegt, gerne noch einmal ansehen. Mit ein paar Gläschen Wodka Orange oder ein paar leckeren Bierchen aus der Region, und ich werde wieder viel Spaß mit dem Film haben :-)

(dies alles hier nur ein Bruchteil, die Diskussion ging um einiges tiefer, und es gäbe noch mehr, was ich bemängeln, aber auch positiv anmerken könnte. Dies allerdings waren die Hauptpunkte, die mir sofort ins Auge stachen)


SaschaSalamander 22.08.2012, 08.27

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Kommentare zu diesem Beitrag

1. von Susi

Und heute hab ich ihn gesehen und bin ehrlich... Selbst wenn es ein Alien Prequel sein sollte...so richtig vom Hocker gehauen hat es mich nicht. Scott wollte irgendwas verfilmen, was im Alien nicht rüber kam. Ob's ihm gelungen ist, ich weiss es nicht.

Es soll einen zweiten Teil geben. Nunja, mal abwarten. Ich geh dann mal weiterschauen.

LG Susi

vom 08.09.2012, 21.53
Antwort von SaschaSalamander:

*nick* ging mir ähnlich: "ich weiß es nicht". Das versprochene Meisterwerk war es schonmal nicht.

Zweiten Teil werd ich vermutlich ebenfalls 3D im Kino gucken, weil er sicher rein will und ich ihn dann der Neugier halber begleite. Ich alleine bräuchte ihn aber nicht zu sehen, zumindest nicht im Kino ...

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