SaschaSalamander

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The Circle

50 Menschen stehen im Kreis, jeder auf einer eigenen markierten Fläche. Alle 2 Minuten wird einer gewählt, der sterben muss. Schnell begreifen sie: sie selbst treffen die Wahl, wer stirbt und wer lebt. Aber wie soll das enden? Gibt es eine Chance, dass sie lebend den Raum verlassen? Welchen Sinn hat dieses tödliche Spiel?




Keine Rezension, sondern einige Gedanken zum Film THE CIRCLE auf Netflix. Bitte selbst sortieren ;-)

- Der Film ist eine Variation des beliebten Themas "sich zum Richter über andere erheben". Das kennt man ganz klassisch von DIE ZWÖLF GESCHWORENEN. Auch Dürrenmatt hat im BESUCH DER ALTEN DAME und später Coelho mit DER DÄMON UND FRÄULEIN PRYM diese Geschichte erzählt. Dann gibt es da die Mangas DOUBT, JUDGE und SECRET, die in die gleiche Kerbe schlagen. Und dann wären da noch die tödlichen Spiele auf Kosten anderer, wie man sie in einer Folge bei DR WHO, bei THE CUBE oder beim beliebten Spiel WERWOLF kennt oder in den Asia-Titeln OUSAMA GAME und BATTLE ROYALE. Die Liste lässt sich beliebig fortführen. Anhand meiner reichhaltigen Aufzählung merkt man bereits: jup, ich kenne eine Menge solcher Titel, mag dieses Genre. Auch, wenn ich mich immer wieder darüber aufregen könnte, wie bösartig die Menschen doch sind. Aber das ist wohl auch der Sinn der Sache. Diese Filme sollen uns vermutlich einen Spiegel vorhalten ;-)

- Kammerspiel mit 50 Protagonisten (Antagonisten? Sie spielen ja eigentlich "jeder gegen jeden"). Spannend ist die Dynamik, die sich entwickelt. Anfangs ein paar Zufälle, bis die Leute den Sinn des "Spiels" begreifen. Dann reden sich ein paar Spieler um Kopf und Kragen. Dann versuchen sie rational eine Lösung zu finden, natürlich gibt es einige Spalter. Dann wird es zwischendurch emotional, dramatisch, wütend, traurig. Bis am Ende eine ungewöhnliche Kombination übrig bleibt. Ich gebe zu, ich hatte gedacht "nachher bleiben zwei übrig, was dann", aber die Macher haben eine erstaunlich spannende Endkombi mit zwei spannenden Twists gewählt, die mich doch überraschte.

- Die Kamera ist wirklich gemein! Manchmal sieht man, wen es erwischt hat, wer gestorben ist. Und manchmal sieht man es nicht. Da gibt es eine heftige moralische Diskussion zwischen zwei Personen, und dem Zuschauer ist klar, dass die anderen sich auf die eine oder andere Seite schlagen werden. Zack, Zeit ist um, einer wird getötet, alle sehen sich betroffen an und sind schockiert. Die Kamera zeigt nicht, wer gestorben ist, zeigt nicht wer lebt, wendet sich wieder den anderen Mitspielern zu. Oft dauert es mehrere Partien, bis man sieht, wer überlebt hat und wer gestorben ist. Das sorgt für zusätzliche Spannung.

- eine konkrete Handlung im klassischen Sinne gibt es eigentlich nicht. Nur Gespräch und Dynamik. Aber das genügt und ist erstaunlich kurzweilig. Denn es werden haufenweise Themen angeschnitten. Natürlich die alles dominierende Frage, wer es "verdient hat" zu leben oder zu sterben. Ob ein alter / kranker Mensch, der sowieso bald stirbt, nicht zuerst gehen sollte. Oder lieber der Kriminelle, der seine Freundin krankenhausreif geprügelt hat. Wie wäre es mit dem Typen, der seine Frau betrogen hat? Oder trennt man nach "hat Kinder zu versorgen" und "ist single"? Oder eher nach "ist wichtig für die Gesellschaft, übt einen ordentlichen Beruf aus" oder "liegt dem Staat nur auf der Tasche"?

- Ein Pfarrer, ein Bankier, einige schwarze und Mexikaner und illegale Einwanderer, eine Lesbe mit Kind und Familie, ein Kriegsheld, eine Schwangere, ein Jugendlicher, ein Kind, eine Kranke, ein Behinderter, unterschiedliche Altersklassen und sozialen Hintergründe. Tolle Auswahl, damit die Leute ordentlich diskutieren können, wessen Leben zu schützen ist und wer besser sterben sollte.

Mein persönliches Fazit: Der Film hat mich nicht unbedingt vom Hocker gehauen, dazu war er einfach zu allgemein und inhaltlich vorhersehbar. Aber er war sehr gut umgesetzt, die Charaktere waren spannend dargestellt. Ich konnte herrlich mitfiebern und war neugierig auf das Ende und mögliche Twists. Insgesamt kann ich den Film auf jeden Fall empfehlen, wenn man sich mit Inhalt aber ohne Anstrengung einfach mal gemütlich am Wochenende entspannen will.

SaschaSalamander 12.09.2018, 07.52

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