SaschaSalamander

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Vegan? Von wegen, wir sind bayerisch!

Daheim habe ich ja schon länger eine fast pflanzliche Ernährung umgesetzt, seit einigen Wochen ziehe ich das durch. Inzwischen auch öffentlich. Die Umstellung für mich ist, das jetzt nicht mehr nur zu Hause zu machen, sondern auch in Restaurants mal nach `ner Sojamilch zu fragen oder darum zu bitten, bei dem Salat einfach den Speck wegzulassen. Habe bisher wirklich super Erfahrungen gesammelt. Warum auch nicht, ich bin höflich, wenn es nicht geht bestell ich halt den Tee statt Kaffee. Aber irgendwas ging immer, man will ja auch was verkaufen, und zu Gästen ist man nett. Während viele Veganer jammern und schimpfen über die böse Umwelt, kann ich nur Gutes berichten. Bisher. Heute war ich dann erstmal wie vor den Kopf geschlagen. 

Morgen ein großes Treffen in München. Großes bayerisches Traditionsbrauhaus mit jeder Menge deftigen Spezialitäten. Sicher rappelvoll, von den zusätzlich rund 50 Leuten unserer Gruppe ganz zu schweigen. Dass dort kein reichhaltiges veganes Angebot ist, das ist mir klar. Bevor ich morgen in dem ganzen Trubel Chaos verursache (und mich dann 50 irritierten Gesichtern stellen muss, bin noch nicht so geübt im Outing), rufe ich heute also an. Mein Plan: fragen, ob man das Gemüsegericht auch veganisieren kann. Das vorab zu klären würde morgen eine Menge Stress sparen vor Ort, für das Gasthaus wie auch mich. 

Angerufen. Erstmal recht schroff abgefertigt worden, dass es hier bayrisch sei und es sowas nicht gäbe. Ich fragte nach, ob man nicht - nein, mitten im Satz unterbrochen, das könne man nicht, irgendwo in der Nähe sei ein vegetarisches Lokal, ich solle dorthin. Aber er sei nur der Hausmeister, ich könne ja später anrufen, wenn die Frau aus der Küche da sei. Äh, okay. Wtf?!?

Am Nachmittag nochmal angerufen, als die Dame aus der Küche vor Ort war. Ich schilderte ihr mein Anliegen. Ihr Tonfall sehr ruppig, abweisend und unfreundlich. Unterbrach mich mehrfach. Das Zeug wird geliefert, da wird nix dran geändert, sowas gibts dort nicht. 

Ähmja, danke, sehr freundlich. Mir ist klar, dass es bei viel Betrieb vielleicht nicht möglich ist. Aber bisher bin ich immer sehr freundlich behandelt worden, man kann eine Ablehnung auch höflich formulieren, vielleicht noch "aber es ist okay, wenn Sie selbst etwas mitbringen und vor Ort verzehren" oder "wir haben immerhin Brezeln, ist das okay für Sie".

Na, wenn die Bedienung morgen so freundlich ist wie heute am Telefon, dann muss sie ´ne Menge anderer Qualitäten aufweisen, wenn sie den Gästen serviert. Und die Vorstellung, dass die das Zeug geliefert kriegen und die Küche scheinbar selbst nichts zubereitet finde ich sehr aussagekräftig, ... aber gut, Weißwürste im Topf kriegt auch der Hausmeister von heute früh hin, und das Bier zu zapfen erfordert keine große Küche ... 

SaschaSalamander 21.03.2014, 16.59

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Kommentare zu diesem Beitrag

1. von Brigitte Mair

Ups, wo bist du denn da gelandet – Service-Hölle?
Ich kenn sowas zwar, weil ich auch mal Extra-Wünsche hab, aber so krass hab ich es noch nie erlebt.
Tja und bayrisch, auch wenn ich viel Gemüse esse – auf Lebakas und Weiße mächad i na doch ned verzichtn.
Hoffentlich geht’s morgen glatt für Dich.
Liebe Grüße, Gitti


vom 23.03.2014, 10.33
Antwort von SaschaSalamander:

Tscha, nachdem ich dort war, weiß ich, wo ich gelandet bin: Touristen-Abzocke. Ist okay. Traditionell, Kundenbearbeitung am Fließband aber halt mit top Produkten, ist schon prima für Leute, die mal bayerisches Flair wollen, aber Zeit für was Individuelles ist nicht. Ein Mitfahrer der Gruppe (Fleischesser) ging demonstrativ woanders essen und kam dann zurück. Da ist halt alles zackzack ohne Chance, mal irgendwas zu fragen oder minimal zu variieren.

Naja, ich hatte nicht erwartet, dass ich was kriege, aber fragen kostet nix. Dass man sich allerdings blöd anquatschen lassen muss, wenn man höflich fragt, ist schon heftig. Aber was solls, die leben nicht von Stammkunden sondern von Touristen, vermute ich, da kann man sich sowas erlauben ...

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