SaschaSalamander

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Tag: Dark

Finsteres Verlangen

hamilton_verlangen_1.jpgHier ist der Gastbeitrag der >Geschichten-Agentin< aus ihrem Projekt >Adopt a Blogger<. Wer mag, kann ihr außer im Blog gerne auch auf >Facebook< folgen. >Hier< verlinkt sie auf meinen Beitrag. "Bloggt wild und quer durch die Welt" beschreibt sie mein Konzept, das gefällt mir. >Hier< Ihr Link zu meinem Beitrag und einer kurzen Beschreibung zum Buch.

Ich bedanke mich herzlich für diese Rezension und wünsche Euch viel Spaß beim Lesen :-)

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Manchmal muss es einfach Trash sein – >Anita Blake!<

Die Abenteuer der Vampirhenkerin, die im Hauptberuf als Animator Verstorbene zum Leben erweckt, damit diese so wichtige Fragen wie „Wo hast Du das Testament versteckt?“ beantworten können, haben schon von Beginn an einen hohen Trash-Faktor. Da Laurell K. Hamilton schon seit vielen Jahren an dieser Serie schreibt, kamen mit der Zeit immer mehr Trash-Elemente dazu. Das reicht von uralten Monstern, vor denen sogar Meister-Vampire Angst haben, bis hin zu der Frage, mit wievielen Männern eine Frau ausgehen darf. Dazwischen detaillierte Beschreibung und Verwendung von Waffen und Kampftechniken aller Art. Und dazwischen jede Menge Sex. Oder auch nicht, wenn die amerikanische Moral gerade mal wieder verbietet, mit einem ganzen Rudel Wer-Leoparden ins Bett zu gehen.


Die Serie um die Vampir-Henkerin Anita Blake hat für europäische Leser einen doppelten Trash-Faktor. Da sind einmal die Charaktere, Schauplätze und Handlung. Gestaltwandler aller Art, Meistervampire mit französischen Akzent, Monsterjäger die mit P. Marlowe verwandt sein könnten besiedeln amerikanische Strip-Clubs, Wüsten, Vororte und Hochhausschluchten und stürzen sich in Machtkämpfe, Intrigen und die Suche nach der wahren Liebe. Übel genug, doch der besondere amerikanische Blickwinkel verdoppelt den Trash-Genuss. Anita Blake fragt sich allen Ernstes, ob sie die klassische amerikanische Dating-Regel brechen darf: Gehe niemals mit jemanden aus, der attraktiver ist als Du! Und dieser Vampir ist schon verdammt attraktiv. Oder die Frage, mit wievielen Monstern eine Frau ins Bett gehen darf. Oder ihre Probleme, angemessen weiblich gekleidet zu sein und trotzdem voll bewaffnet.


Für immer im Gedächtnis bleibt mir die Szene, als ein Schneider ihr ein Brautjungfern-Kleid nähen soll – noch so etwas typisch Amerikanisches. Der arme Kerl verzweifelt an der Aufgabe, die vielen Narben mit Stoff zu verstecken. Anita hingegen ist es nur wichtig, ihre Waffen in dem Brautjungfern-Kleid so zu verstecken, dass sie schnell dran kommt. Nicht, dass es einen konkreten Anlass gäbe – aber bei so vielen Menschen wie auf einer Hochzeit kann immer etwas passieren. Nein, und jemand der mit einem Stoff-Pinguin schläft kann ja nicht paranoid sein …


Und spätestens seit dem Wer-Kaninchen war mir klar, dass diese Autorin vor nichts zurückschreckt und sich ihr Plot immer auf der falschen Seite der Wahrscheinlichkeit aufhält. Hat mal jemand gemessen, wieviel Liter Blut die Heldin pro Buch verliert?


Für mich hat die Serie nur ein Manko: Der deutsche Heimatverlag Bastei Lübbe braucht unangemessen lange, um die neuen Folgen ins Deutsche zu übersetzen. Und er hält die Reihenfolge nicht so wirklich ein. Deswegen gehören die Anita Blake Romane von >Laurell K. Hamilton< zu den wenigen Büchern, die ich zum Teil auf Englisch gelesen habe.

SaschaSalamander 17.10.2012, 08.45 | (0/0) Kommentare | PL

Mindnapping 10 - Der Traumtänzer

VORAB
 
Im Februar 2011 erschien die erste Folge AUF GUTE NACHBARSCHAFT der Reihe MINDNAPPING. Seitdem gibt es regelmässig düstere Unterhaltung, spannende Twists und atemlose Action auf anspruchsvollem Niveau des Erwachsenen-Hörspiels. Meine bisherigen Highlights waren Teil 6 >DOPAMIN< und 9 >MONTANA<, die ich bereits ausführlich im Blog besprochen habe.

Gerade einmal ein halbes Jahr also ist es erst her, und doch darf das Label mit der aktuellen Folge bereits ein kleines Jubiläum feiern: DER TRAUMTÄNZER ist die zehnte Folge, und dafür hat man sich nicht lumpen lassen. Statt wie bisher eine eigenständige Folge zu kreieren, hat man hier ein Crossover mit dem erfolgreichen Projekt >DARKSIDE PARK< gewagt. Ein Grund zu feiern, und umso gespannter war ich natürlich, was den Fans nun also in dieser besonderen Folge geboten wurde.


INHALT

Der Psychologe Dr. Frank Morgan führt eine Therapiesitzung mit der jungen Mary Bellows. Sie erzählt von ihrer Kindheit, ihren Ängsten und sie bis heute begleitenden traumatischen Erlebnissen, erzählt von fiktiven Freunden und realen Bedrohungen. Doch nicht alles im Gespräch ist das, was es anfänglich scheint. Wer ist Mary Bellows wirklich? Ist sie Jäger oder Gejagte? Sind ihre Erinnerungen real oder geschickte Täuschung? Wer hat es auf sie oder Dr. Morgan abgesehen? Eine halsbrecherische Flucht in die Dunkelheit beginnt ...


CROSSOVER DARKSIDE PARK

Das Projekt >DARKSIDE PARK< ist schon etwas älter, ich habe es allerdings erst kürzlich gehört. Umso frischer war natürlich mein Eindruck während des TRAUMTÄNZERS, und ich freute mich, so kurz nach Beenden des ursprünglichen Projektes direkt mit "Nachschub" versorgt zu werden.

Autor des TRAUMTÄNZERS ist Hendrik Buchna, der für den DARKSIDE PARK (DP) bereits vier Geschichten (darunter auch das Finale) schrieb und auch Folgen zu der Serie DIE DR3I sowie DIE ??? beisteuerte. Für DP schrieb er unter anderem die Geschichte um den Psychologen Dr. Frank Morgan, der hier also aufgegriffen wird mit einem eigenen, von der Hauptgeschichte unabhängigen Fall.

Wer den DP kennt, freut sich hier über viele bekannte Elemente, etwa das Tonband mit der Einleitung zur Therapiesitzung. Auch stößt man auf bekannte Namen, deren Kenntnis nicht erforderlich ist aber einige Aha-Effekte beschert. Die Figur des Nachtlings ist hier besonders faszinierend: ich fand ihn bereits im DP sehr interessant und hatte mir mehr über ihn gewünscht, freue mich somit also besonders über sein Erscheinen hier bei MINDNAPPING.

Wie jemand, der die ursprüngliche Geschichte nicht kennt, das Hörspiel wahrnimmt, kann ich natürlich nicht beurteilen. Ich habe jedoch schon in verschiedenen Rezensionen gelesen, dass es auch ohne Kenntnis des DP gut verständlich ist. Bisher war MINDNAPPING realistisch gehalten, spielte mit Mindfuck, Twists und Thrill sowie angedeuteten mystischen Elementen. DP passt inhaltlich daher sehr gut in die Reihe.

Für Sammler bietet die CD zusätzlich ein Wendecover, man kann diese Folge also beiden Serien zuordnen.


AUFBAU

Was mir an DER TRAUMTÄNZER besonders gut gefällt ist der Aufbau. Die Folge beginnt als Kammerspiel zwischen Therapeut und Klient, die Sitzung wird sehr ausführlich geschildert. Intensiv und realistisch wird das Gespräch zwischen den beiden dargestellt, dialoglastig und sehr eindringlich in seinem Inhalt. Für mich war besonders dies der beste Teil des Hörspiels, gespannt lauschte ich jedem Wort, versuchte die ersten Hinweise auf das Kommende zu erhaschen, achtete auf jede noch so kleine Aussage, bemühte mich um jedes Wort. Durch das geschilderte Erzählen der Klientin baut sich bereits erste Spannung auf, der Hörer wird mitgerissen von ihren Kindheitserlebnissen, spürt ihre Angst förmlich selbst. Ich finde es interessant, wie alleine durch einen Dialog eine solche Spannung erzeugt werden kann.

Allerdings muss ich zugeben, dass dies deutlich Geschmackssache ist, für manchen mag dies als langatmig oder zäh gelten, einige Hörer wünschen mehr Action. Es ist auf jeden Fall ein gewagtes Experiment, das man hier gewagt hat, und ich für meinen Teil finde es durchweg gelungen. Denn was mich betrifft, ich ziehe Inhalt der Action und dem Krach-Bumm vor, ich liebe die subtilen Untertöne und kann mit temporeichen Stories oft nicht ganz so viel anfangen (was z.B. die Folge DAS GESCHWÜR deutlich zeigt: hochgelobt von Fans, für mich aber eine der am wenigsten interessanten Folgen, ich bevorzuge die Spannung von innen statt von außen).

Nach der sehr langen Therapiesitzung dann kommt ein lauterer, actionreicherer Teil. Wie erwähnt, mein Geschmack ist das nicht, aber da es hier eher gering gehalten wird vom Anteil her, fand ich es in Ordnung und eine passende Abwechslung zum eher ruhigen Start. Dr. Morgan und Mary Bellows müssen fliehen, treffen auf weitere Charaktere, hier gibt es greifbare Handlung und Action.

Dann der Abschluss, grandios und hervorragend inszeniert. Er präsentiert sich nachdenklich und düster, lässt je nach Interpretation einige Fragen offen oder rundet das Thema nun sehr gut ab, klingt noch lange im Ohr und Gedächtnis.


SPRECHER

Den Großteil der Handlung tragen Eckard Dux und Ulrike Stürzbecher. Eckard Dux kennt man bereits aus dem DP als Frank Morgan, und ich freue mich, dass man ihn nun auch für MINDNAPPING gewinnen konnte. Er ist unter anderem bekannt als Arthur aus KING OF QUEENS und passt sehr gut zu dem gesetzten, älteren Therapeuten. Ulrike Stürzbecher kennt man vor allem als deutsche Stimme von Jennifer Aniston, Kate Winslet und Patricia Arquette, als Hörspielsprecherin war sie für mich neu und somit eine profesionelle aber doch frische Abwechslung.

Kleine Gastrollen haben Helmut Krauss, Katja Brügger, Robert Missler und Mark Bremer, die in für MINDNAPPING gewohnter Qualität agieren und dem Text ihre ganz eigene Note verleihen. Besonders Missler und Krauss mag ich sehr, da sie unterschiedlichste Charaktere zu verkörpern vermögen und mir besonders in düsteren Charakteren gefallen. Patrick Holtheuer als Nachtling kommt eine besondere Rolle zu, die ich hier aber nicht spoilern möchte, lasst Euch überraschen ;-)


MUSIK, EFFEKTE

Die Musik untermalt das Hörspiel sehr schön, drängt sich an keinem Punkt in den Vordergrund und trägt sehr zur beklemmenden Atmosphäre des TRAUMTÄNZERS bei. Boccherinis Musica Notturna erhält eine wichtige Bedeutung zum Ende hin, man kann sich wunderbar in diesen Klängen fallenlassen und ganz in die "nächtliche Musik" eintauchen. Auch die Soundeeffekte und Hintergrundgeräusche sind sehr gut gelungen. Gelungen finde ich es dann, wenn sie das Hörspiel stetig begleiten und ich mich im Nachhinein frage "gab es da überhaupt Geräusche?", so auch hier: sie passen perfekt zur jeweiligen Szene, sodass man sie gar nicht als gesonderte Effekte wahrnimmt und sie als Teil des Ganzen erfasst.


FAZIT

Man muss etwas Geduld mitbringen, sich auf die sich eher langsam entwickelnde Story einlassen und den geschickt verpackten Horror hinter den Worten genießen. Audionarchie liefert mit DER TRAUMTÄNZER insgesamt eine gelungene Jubiläumsfolge ab, die sowohl Fans des DARKSIDE PARK als auch neue Hörer in ihren Bann schlägt.

Wertung: 8,6 von 10 Tinkerbelle-Püppchen

  

SaschaSalamander 10.10.2012, 09.06 | (0/0) Kommentare | PL

Dark Mysteries 03 - Hotel der verlorenen Zeit

darkmysteries_03hotel_1.jpgINHALT

Ein junges Pärchen wartet weitab von zu Hause auf eine Verabredung, doch ihr Freund erscheint nicht. Also suchen sie das nächstgelegene Hotel und wollen dort übernachten. Das Hotel ist seltsam, gehalten im amerikanischen Stil der Nachkriegszeit um 1950. Sie halten es für ein Spiel, eine Abenteuer-Location, es wird sehr viel Wert auf Authenzität gelegt, und auf Fragen bezüglich W-Lan und anderen Dingen reagiert der Portier sehr irritiert. Plötzlich werden die beiden Zeugen eines Mordes, er wird verhaftet. Als der Geist der Leiche der Ermordeten nun neben ihr steht und um Hilfe bittet, ahnt die junge Frau, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht ...


REIHE "DARK MYSTERIES"

Die erste Folge >FUCHSJAGD< war leider nicht das erhoffte Highlight aber immerhin ganz unterhaltsam zu hören. Die zweite Folge DAS LOCH habe ich nicht näher rezensiert, da sie in Machart und Stil der ersten recht ähnlich war. Ehrlich gesagt habe ich inzwischen sogar fast wieder vergessen, worum es in der zweiten Folge überhaupt ging, sie hatte wenig Wiedererkennungswert, war im Hörspielbereich quasi eine von vielen. Trotzdem war ich neugierig auf weitere Veröffentlichungen, und so habe ich nun auch den dritten Teil HOTEL DER VERLORENEN ZEIT gehört. Und ich muss sagen, klasse gemacht, ich bin begeistert!


GENRE

Was mir nicht ganz klar ist, ist allerdings das Konzept der Reihe. Dachte ich in den ersten beiden Folgen, es ginge um junge Erwachsene abgeschottet von der Umwelt, dazu jede Menge Splatter, trifft dies auf den dritten Teil nicht zu. Gut, die beiden Protagonisten sind abgeschottet von der realen Welt, doch sie treffen auf weitere Charaktere, die erst später im Laufe der Handlung dazukommen. Auch der Splatter- und Ekelfaktor wurde dieses Mal deutlich heruntergeschraubt, sodass ich als Genre eher Mindfuck und Mystery-Thriller nennen würde als Splatter. Aber gut, ich bin aufgeschlossen und freue mich, wenn die einzelnen Titel sich deutlich voneinander unterscheiden.


SPRECHER

Was mir hier wieder sehr gut gefällt ist die Sprecherwahl. Marie Bierstedt, Kirstin Hesse, Leon Boden, Peter Flechtner, Jens Wendland, Frank Röth. Professionelle Sprecher, die eine sehr gute Leistung abliefern, deren Präsenz in Hörspielen aber noch nicht durch zu häufige Auftritte verbraucht ist.


AUFBAU

Ich finde es spannend, dass auf dem Klappentext der Reihe keine Inhaltsangabe zu finden ist sondern ein kurzer Textausschnitt. Dadurch ist der Inhalt eine Überraschung, man muss sich ganz auf die Handlung einlassen und weiß nicht, was nun als nächstes geschehen wird. Deswegen möchte ich auch nicht vorwegnehmen, was das Pärchen in dem Hotel erleben wird. Dieser Teil hat tatsächlich eine Handlung, die im Grunde zwar recht simpel aufgebaut, durch die verschiedenen Ebenen (welcher Art möchte ich nicht verraten) aber recht clever verstrickt ist. Man muss stellenweise schon recht genau hinhören und sich konzentrieren, um der Handlung zu folgen. Das hat mich gereizt und ist eine deutliche Steigerung zu den anderen beiden Titeln, die dem Hörer eigentlich keinerlei Mitarbeit abverlangten.

Die Handlung ist abgeschlossen und erfordert keine Fortsetzung oder weitere Erklärung. Das Ende war es für mich allerdings nicht ganz zufriedenstellend, ein paar wichtige Fragen bezüglich des Hotels an sich hätte ich schon noch gehabt. Trotzdem, es ist in sich stimmig und hat mir insgesamt sehr gut gefallen.


MUSIK

Ein großer Kritikpunkt der ersten beiden Teile war die überfrachtete Musik, die unangenehm im Ohr dröhnte. Hier dagegen hat man passend zum Stil des Hotels einen gemütlichen Swing der Golden Fifites eingespielt, der den Hintergrund perfekt untermalt, für eine dichte Atmosphäre sorgt und der gut ins Ohr geht. Die an manchen Stellen dennoch brutale und actionreiche Handlung wird durch den harmlos klingenden Soundtrack umso mehr verstärkt, der Widerspruch bildet einen interessanten Kontrast. Effekte und Geräuschkulisse waren wieder sehr gelungen, und auch hier hat man sich etwas zurückgenommen, sodass die einzelnen Momente umso besser wirken. Insgesamt ist die Menge der verwendeten Mittel in allen Bereichen dieses Mal sehr gut dosiert.


FAZIT

DAS HOTEL DER VERLORENEN ZEIT bietet dem Hörer die optimale Mischung aus Mystery, Horror und komplexer Handlung. Effekte, Musik und Sprecher bilden eine gelungene Einheit. Der dritte Teil hat mir außerordentlich gut gefallen und ist ein echter Tip für Hörspielfreunde. Hier und da noch etwas feilen, dann ist die volle Punktzahl nicht mehr weit ;-)

Wertung: 8,3 von 10 Einzelzimmer

SaschaSalamander 04.10.2012, 08.20 | (0/0) Kommentare | PL

Amadeus 03 - Schofar

INHALT

In der dritten Folge der neuen Reihe AMADEUS bekommt Mozart angeboten, als Organist im Kloster an der alten Orgel zu spielen. Er ist begeistert und setzt sich sofort an das Instrument. Dabei bemerkt er, dass eines der Register defekt ist und will der Sache nachgehen. Auch verwundert es ihn, dass von beiden vorherigen Organisten keine Aufzeichnungen über den Gebrauch der Orgel vorhanden sind, ja man sogar einen der beiden sogar regelrecht totzuschweigen versucht. Was ist mit den Organisten geschehen? Und was hat es mit dem seltsamen Geräusch aus den Katakomben des Klosters auf sich?


AUFBAU

Auffällig und positiv bisher finde ich, dass es bisher keine "klassischen" Kriminalfälle sind, in denen Mozart und Resch ermitteln. In der ersten Folge ein grausamer Todesfall, dessen Zeuge sie gezwungenermaßen wurden. Darauffolgend ging es eher nebenbei um die Klärung des Falles (der eigentlich recht offensichtlich erschien anfangs) und vielmehr um eine bahnbrechende Neuheit. Und in SCHOFAR nun weiß der Hörer zwar durch das Intro von einem Verbrechen, doch dessen Hintergrund wird dem Hörer erst recht spät klar, und Mozart selbst hat in dieser Folge nicht wirklich mit einem Mord zu kämpfen als vielmehr mit einer kaputten Orgel. Wie man aus einem kaputten Register fast ein komplettes, spannendes Hörspiel gestalten kann und dann zum Ende hin nicht nur einen blutigen Mord, sondern sogar noch ein bombastisches Finale zaubern kann, finde ich erstaunlich und hätte es nicht für möglich gehalten. Erstaunlich und beachtenswert!


CHARAKTERE UND SPRECHER

Mozart und Resch agieren wieder perfekt als Team: frech und gewitzt vs rational und gelassen. Während Resch sachlich seine Schlüsse zieht, überschreitet Mozart wieder einmal einige Grenzen, um sich mit kleinen Listen die Aussagen anderer Personen einzuholen, für ihn scheint alles ein Spiel. In dieser Folge bilden nicht nur Mozart und Resch einen Gegenpart, sondern auch Mozart und die Kirche. Sein Programm ist sehr weltlich angehaucht, und sein Verhalten ist für die Ordensbrüder sehr gewöhnungsbedürftig bzw geht einige Male zu weit, der Hörer kommt in den Genuss einiger witziger Dispute.

Bodo Wolf als Bruder Adelphus spricht seine Rolle überzeugend und mit entsprechender Würde, ich sah den Mönch regelrecht vor mir. Obwohl er als Inspektor Gomery eine regelmässige Rolle in LADY BEDOFORT spielt, hatte ich kein Problem, sofort umzuschalten und in ihm statt des Inspektors nun den Ordensbruder zu sehen. Was mich fasziniert ist Rainer Fritzsche, den ich nun schon in vielen unterschiedlichen Rollen hörte und der es dennoch schafft, jedes Mal neu zu erscheinen, sodass ich ihn zwar erkenne aber dennoch nicht mit einer festen Rolle assoziiere (und das, obwohl Basil Creeper aus JACK SLAUGHTER wirklich sehr markant ist). Auch Dennis Rohling, Stefan Fredrich, Helmut Gauß und Bert Franzke sind Hörspielfreunden inzwischen gut bekannt und verkörpern ihre jeweiligen Rollen passend und angenehm.


THEMEN

Natürlich geht es wieder um Musik. Hier besonders um die Königin der Instrumente, die Orgel. Ohne sie explizit zu erklären, wird hier ziemlich intensiv auf Bauart und Spielweise der Orgel eingegangen. Die Beschreibung der verschiedenen Register, die Kalkanten und der zugehörige Klingelzug, die Bauweise und die Besonderheiten des Orgelspiels. Ich denke, das ist schon sehr speziell, und ich kann mir durchaus vorstellen, dass gerade diese Teile für manche Hörer wenig interessant sein könnten, es ist recht gewagt vom Hörplaneten, ein solch ungewöhnliches und vor allem spezielles Thema für ihre neue Reihe zu wählen. Dafür finde ich die Umsetzung umso gelungener, kann mir vorstellen, dass auch Hörer, die sich im Alltag wenig mit klassischer Musik und Instrumentenbau beschäftigen, von AMADEUS fasziniert sind, einfach weil es einmal etwas komplett anderes ist und diese Themen eben geschickt in den Fall um die verschwundenen Organisten und die zu Beginn angedeutete Leiche eingebaut ist, ohne den Hörer zu langweilen.

Der Kriminalfall selbst ist ebenfalls sehr gut inszeniert. Da es ein historisches Hörspiel ist, sind die Motive nicht nur die heute üblichen, sondern eben entsprechend eingebunden in die damalige Zeit, in diesem Fall die katholische Kirche und entgegengesetzte häretische Ansinnen. Auch das, was dem Hörspiel seinen Titel gab, ist wirklich grandios. Allein dieses uralte Thema auf diese Weise einzubinden finde ich wirklich einzigartig und neu, würde dafür gerne zusätzliche Extrapunkte vergeben sowohl für den Mut zu solch ungewöhnlichen Themen wie auch für die Idee an sich.


UMSETZUNG

Einzelne Stücke von Mozart, aber auch eigens für das Hörspiel komponierte Melodien sorgen für die perfekte Untermalung. Auch hier wurde wieder sehr gut die Waage gehalten zwischen leichtfüßiger Unterhaltung und düsteren Momenten, in denen die Musik unterschwellig bereits die Gefahr ankündigt und später in den Katakomben für wohlige Schauer sorgt.

Besonders gelungen fand ich in dieser Folge die Geräusche. Und wieder betone ich die Szenen, die sich in den Katakomben abspielen. Bereits die Stimmung des Klosters bzw der Kirche war sehr gewichtig und beklemmend, versetzen den Hörer in kalte Gemäuer und dunkle Gänge, doch als es dann unter die Erde ging, fühlte ich mich regelrecht beklommen, meinte den alten Moder zu riechen, die Nässe aus den Wänden kriechen zu spüren, ein Effekt führte sogar dazu, dass ich regelrecht erschrak und danach erst einmal tief durchatmen musste (und ich bin in Hörspielen beileibe nicht schreckhaft, doch diesmal war ich sosehr in das Hörspiel versunken, sosehr von der Szene gebannt, dass ich richtig zusammenzuckte).


EIGENE MEINUNG

Ich habe mich zu Beginn amüsiert (über Mozart, Resch und die witzigen Dialoge), später etwas gegruselt (als die Atmosphäre immer dunkler wurde) und war zum Ende hin einerseits angeekelt (von der Auflösung eines Teils des Falles) wie auch tief berührt (von der Tragik der Situation). AMADEUS ist eine Reihe, die für mich mehr ist als nur Unterhaltung oder Spannung, sie berührt etwas in mir und trifft genau meinen Nerv wie nur wenige andere Titel.


FAZIT

Waren eins und zwei bisher schon gelungen, Folge drei vermag sie zu toppen. Die Verbindung von historischen Elementen, witzigen Dialogen und einem packenden Mordfall ist hier besonders dicht gewebt. Beim Hören taucht man sofort ab in die Atmosphäre des Klosters und der dunklen Katakomben, wird hineingezogen und am Ende mit einem bombastischen Finale belohnt. Absoluter Hör-Tipp!

Wertung: Wertung: 14,8 von 15 häretische Beile im Haupt der Madonna

SaschaSalamander 24.09.2012, 09.05 | (0/0) Kommentare | PL

Amadeus 02 - Rosignolo

amadeus02_rosignolo_1.jpgINHALT

Eine Sängerin wird nach ihrem großen Auftritt umgebracht. Der Täter, ihr Liebhaber Ferragosta, richtet sich danach selbst. Der Fall scheint eindeutig. Doch als plötzlich die Stimme der angeblich toten "Nachtigall" zu hören ist, wird bald klar: hier wurde ein hinterhältiges Spiel inszeniert, in dem alle nur als Marionetten benutzt wurden, um am Ende etwas Bahnbrechendem den Weg zu ebnen. Doch die Strippenzieher haben nicht mit Mozarts aufbrausendem Temperament und Reschs Entschlossenheit gerechnet ...


ATMOSPHÄRE

ROSIGNOLO besticht durch seine sowohl in historischer als auch akustischer Hinsicht realistisch umgesetzte Kulisse: In >WOLFER< wurden die Hörer in einen dunklen Wald geführt. Hier dagegen ist es hell, glänzend und voller Leben: das Nationaltheater, ein großer Empfang, die Reichen und Mächtigen der Gesellschaft. Hier wird mit hocherhobener Nase diskutiert und philosophiert, und natürlich gibt es auch Intrigen, Betrug und Neid. Schon vom ersten Moment an konnte ich mich gut an den Ort des Geschehens versetzen, das Durcheinander der vielen Menschen, die Musik, die angeregten Diskussionen, das alles wurde sehr lebendig umgesetzt, die Geräusche als perfekte unauffällige Hintergrunduntermalung eingebaut.


THEMEN

Thematisch werden hier Realität und Fiktion sehr gut gemixt, und Mozarts Schaffen nimmt eine wichtige Rolle in dieser Episode ein, alles dreht sich um die Musik. Und natürlich um einen Mord. Zwar ist nach der Hälfte des Hörspieles klar, worauf es hinausläuft, doch auch danach bleibt es spannend, geht in eine völlig neue Richtung, und ich möchte nichts vorweg verraten, halte mich bedeckt. Was ich aber anmerken möchte: interessant, was man daraus gemacht hat, wie Mozart darauf reagiert und wie man um die Sache herum eine solche Geschichte entspinnen konnte. Ob das zu Mozarts Zeiten bereits ein Thema war, vermag ich nicht zu sagen, doch eine Andeutung ganz am Ende stellt eine Frage, die einige Aspekte des Hörspieles sowieso in ein völlig neues Licht rückt. Ich bin gespannt, wie sich dies in den zukünftigen Folgen auswirken wird und was sich daraus entwickelt. Ein wirklich geschickt - fieser Cliffhanger, den man hier geboten bekommt!


CHARAKTERE UND SPRECHER

Was Mozart von all dem hochtrabenden Geschwätz und der Arroganz seiner Mitmenschen hält, gibt er in recht eindrucksvollen Worten wider, der Hörer darf sich auf einige Wutausbrüche und unschickliche Beleidigungen ganz im Stil des frechen Komponisten freuen. War er im ersten Teil schon recht dreist, legt er hier noch einmal einen Zacken an Schärfe zu, eine seiner ersten Beschimpfungen über den Arbeitgeber, welcher ihn vor die Tür setzte, wage ich hier gar nicht widerzugeben ;-)

Neben Mozart und Resch begegnet der Hörer hier erstmals Constanze Weber, Mozarts späterer Ehefrau, ein interessanter Nebenstrang im Rahmen der Hörspielreihe. Constanze wird gesprochen von Luisa Wietzorek, die als Schauspielerin und Synchronsprecherin schon einige Erfahrungen gesammelt hat. Sie vermag mit ihrer Stimme neben Kluckert, Knauer und Hasper gekonnt die bisher fehlende weibliche Note einzubringen und die Gruppe zu bereichern.

Auch die anderen Sprecher überzeugen in ihren Rollen. Wen ich diesmal allerdings besonders hervorheben möchte, das ist der Sprecher des Georg Tonlechner, und als ich ihn hörte, musste ich doch glatt zurückspulen und noch einmal hören, ob ich mich nicht verhört hatte: Santiago Ziesmer? Tatsache, Santiago Ziesmer! Der herzliche Inspektor Miller, der hyperaktive Steve Urkel, der freundliche SpongeBob - er kann auch ganz anders, nämlich so richtig unsympathisch und fies! Mag sein, dass er schon in anderen Rollen den Fiesling gesprochen hat, für mich war es neu, und ich war erstaunt. Und er macht es hervorragend, schon vom ersten Moment an ist der Hörer abgeneigt und fühlt sich angewidert von dieser unangenehmen Person. Ich hätte es nicht gedacht, aber Ziesmer ist richtig klasse als widerlicher Unsympath


AUFBAU

Was leider nicht ganz perfekt ist, das ist der Aufbau der Geschichte. Anfangs scheint alles offensichtlich, sodass sich in der ersten Hälfte die Frage stellt, wohin all die später folgenden Diskussionen um gänzlich andere Themen bitte hinführen sollen und was das mit der Sache zu tun hat. Als dies dann offenbar wird, steigt die Spannung etwas an, bis hin zu einem ziemlich actionlastigen (und von den Effenten her wieder hervorragend umgesetzten) Showdown. Dazwischen aber gab es einige Längen, die zwar nicht gravierend ins Gewicht fallen, leider aber dafür sorgen, dass das Hörspiel nicht ganz so dicht gestrickt ist und der Hörer hier und da einmal kurz gedanklich abschweifen könnte.


FAZIT

Nach dem grandiosen Auftakt mit >WOLFERL< hatte ich natürlich sehr hohe Erwartungen, die nicht ganz aber immerhin fast erfüllt wurden. Die Story ist sehr schön umgesetzt, die Sprecher leisten professionelle Arbeit, neue Handlungsstränge für weitere Fortsetzungen werden gelegt, Musik und Geräusche bilden eine harmonische Einheit mit den Dialogen und dem Erzähler. Trotz kleiner Längen im Mittelteil ist ROSIGNOLO angenehm zu hören und weiß die Hörer auf hohem Niveau zu unterhalten.

Wertung: 12 von 15 zukunftsweisende Aufzeichnungen

SaschaSalamander 22.09.2012, 09.05 | (0/0) Kommentare | PL

Amadeus 01 - Wolferl

VORAB

Bereits letztes Jahr hat der Hörplanet sein neues Projekt angekündigt, lange wurden die Hörer auf die Folter gespannt, lange stellte sich die Frage, was nun bald kommen würde. Dann wurde es enthüllt: AMADEUS. Ein Hörspiel um den berühmten Wolfang Amadeus Mozart. Was natürlich zu Ratlosigkeit aber auch Neugier führte, denn das klang doch sehr gewagt und ungewöhnlich, die ersten Teaser dienten weniger einer Antwort auf die Frage nach dem Inhalt der neuen Serie als darauf, die Hörer neugierig zu machen. Auch das Genre war unklar. Was mich persönlich betrifft muss ich offen sagen, dass ich sehr, sehr skeptisch war. Sosehr ich klassische Musik liebe, und so gerne ich Hörspiele mit historischem Hintergrund mag - ein Mozartfan war ich noch nie, und auch Ort und Zeit in Wien sind nicht gerade das, was ich mir als spannende Kulisse ausgemalt hätte. Um die Hörproben bin ich lange herumgeschlichen, habe es nicht so recht gewagt. Nun aber lagen die ersten drei Folgen vor mir, und ich habe mich auf das Abenteuer AMADEUS eingelassen. Und jetzt ... tja, jetzt bin ich angefixt und werde versuchen, Euch ebenfalls neugierig zu machen ;-)


KLAPPTENTEXT

Es war im Frühjahr 1781. Wir hatten unsere Reise nach Wien unterbrochen und in einer kleinen Poststation Halt gemacht. Dort gingen furchterregende Dinge vor sich. Was mochte dem armen Mädchen widerfahren sein, das am ganzen Leib zitterte und unentwegt ins Feuer starrte? Und welch blutiges Schicksal war dem Gangleder beschieden, den wir tot auf dem Häußgen fanden - grausam zugerichtet und mit geraubtem Herzen. Mit dem Mute der Verzweiflung folgten Amadeus und ich der Blutspur des Mörders…


GRUNDIDEE, RAHMEN, GENRE

Jürgen Kluckert (Tim Denham, Benjamin Blümchen, Mr Crabs) bildet den äußeren Rahmen der Geschichte. Der gealterte Arzt Dr. Justus Resch erzählt von damals, als er Mozart begegnete und was er mit ihm erlebte. Kluckerts Texte sind teils philosophisch angehauchte Monologe, teils handlungsbegleitende Beschreibungen. Jedoch wird hier nicht der Schwerpunkt auf den Erzähler gelegt, der die Geschichte vorantreibt, die Geschichte wäre auch ohne diesen Part sehr gut zu verstehen und könnte gut auf eigenen Beinen stehen. Von daher bin ich sehr gespannt, ob dies noch eine tiefere Bewandnis haben wird. Natürlich, Resch und Mozart werden gemeinsam vieles erleben, sodass er sich als Beobachter eignet. Doch noch ist offen, ob dem Arzt später eine engere, vertrautere Rolle zukommen wird, oder ob er weiterhin der zufällige Begleiter an der Seite des jungen Komponisten bleibt.

Die Handlung selbst wird als Hörspiel erzählt, beinhaltet mystische und kriminalistische Elemente. In der ersten Folge ist anfangs unklar, ob Mozart und Resch es mit einem Werwolf zu tun haben, oder ob menschliche Machenschaften hinter dem grausen Mord stecken. Durch die düstere Untermalung wirkt es gruslig, jagt beim Hören einen leichten Schauder über den Rücken, ist stellenweise regelrecht eklig. Der Hörplanet hat die Einteilung in ein einziges Genre hier klar vermieden, setzt sich über die Schubladen hinweg und vermischt Historie, Krimi, Thriller und Mystery auf ungewöhnliche Weise. Zugegeben, ich hatte diese Konstellation anfangs für nicht möglich gehalten, und das Cover mit einerseits dem traditionell mystischen Wolf und andererseits dem allseits bekannten Mozart-Bild lässt den Hörer irritiert zurück. Doch nach dem Hören ist klar: dieser Mix ist gelungen!

Die Verbindung aus Fiktion und Realität ist etwas, das ebenfalls zum Konzept dieser neuen Serie gehört. So finden sich immer wieder Anspielungen auf reale Geschehnisse sowie auch das Leben des großen Komponisten. Auf der anderen Seite ist da natürlich die künstlerische Freiheit, Mozart auf eine Reise zu schicken, wo er immer wieder in tödliche Abenteuer verstrickt wird. Es gibt reale Charaktere (so trifft der Hörer ab der zweiten Folge etwa auf Constanze Weber), doch die meisten Figuren, allen voran Mozarts Begleiter Dr. Justus Resch, sind fiktiv.

Mozart und Resch stellen übrigens kein klassisches Ermittlerduo dar. Während Dr. Resch sich seine eigenen Gedanken dazu macht, ist Mozart vielmehr mit sich selbst beschäftigt. Dies gefällt mir, weicht in seiner Struktur klar von den klassischen Mustern aus Ermittler und Helfer ab und bietet dadurch abwechslungsreiche Spannung, die einmal nicht nach dem üblichen Muster verläuft.


CHARAKTERE, SPRECHER

Mozart ist ein Charakter, der für ein Hörspiel ungewöhnlich ist, in den üblichen Medien aber bereits eine inzwischen schon übermäßige Präsenz zeigt. Zeichentrickfilm, Realverfilmung, Bücher, er ist einfach eine schillernde Persönlichkeit, eine ideale Mischung aus Genie und Wahnsinn, dazu eine ordentliche Ladung Arroganz, Egoismus und kindlichem Gemüt. Es ist schwer, ihn wirklich zu mögen, er war ein unangenehmer Zeitgenosse, und dennoch faszinierend und auf seine Weise trotz allem auch irgendwie sympathisch. Diese Widersprüche werden hier sehr gut eingefangen. Tim Knauer ist die ideale Besetzung für den quirligen Lebemann, verkörpert die kindlich verspielte Leichtigkeit ebenso realistisch wie den derben Humor und die selbstbezogenen Momente. Tim Knauer hat als Sprecher sowohl in Hörspielen wie auch TV-Serien bereits Erfahrung gesammelt, war mir bisher als Stimme jedoch nicht präsent. Es gefällt mir, eine neue Serie auch mit neuen Sprechern zu besetzen. Dadurch wird mir als Hörer der Zugang erleichtert, ich muss keine alten Rollen und Bilder aus meinem Kopf löschen, um mich neu darauf einzulassen, sondern kann völlig aufgeschlossen den neuen Stimmen lauschen.

Dr. Resch wird gesprochen von Kim Hasper. Ihn kannte ich bereits als Tom Cole aus POINT WHITMARK, außerdem spricht er in weiteren Hörspielreihen wie auch als Synchronsprecher für Filme, TV-Serien und Anime. Auch er also ein professioneller Sprecher, der dennoch angenehm frisch klingt und wunderbar zu dieser ruhigen Rolle passt. Der analytische und gebildete Dr. Resch ist das Gegenstück zum hyperaktiven Mozart, ist ruhig und besonnen, macht sich umfassende Gedanken und ist ein scharfer Beobachter. Als Arzt hat er schon viel gesehen, ist nicht leicht zu beeindrucken. Während die anderen Mozarts grenzverletzendes Verhalten als störend empfinden, kommt er gut mit ihm klar, vermag seine Aufdringlichkeit zu ignorieren und sich stattdessen auf seine Lebendigkeit und Lebensfreude einzulassen

Die Nebencharaktere sind sehr schön dargestellt, die Sprecher verleihen ihnen glaubhaft Leben, und auch die Dialoge werden ihnen geschickt in den Mund gelegt, schnell hat man einen Zugang gefunden zu den Mitreisenden und den Wirtsleuten. Mit Tomas Petruo, Victoria Sturm, Sabine Jäger, Rainer Fritzsche, Stefan Fredrich, Bert Franzke, Harald Effenberg, Frank-Otto Schenk und Dennis Rohling finden sich hier Sprecher, die man als LADY BEDFORT-Fan alle bereits gehört hat, gelegentlich auch aus anderen Produktionen kennt und die mit ihrem Auftreten überzeugen.


DIALOGE

Die Dialoge sind das, was für mich den größten Reiz an dieser Folge ausmacht. Sie stellen die Verbindung zwischen den düsteren Geschehnissen und der locker-verspielten Art des "Wunderkindes" Mozart dar. Mir gefällt der Witz, den der Autor Sebastian Weber (ORDENSSCHWESTER AMELIE, LADY BEDFORT) hier geschickt eingebaut hat. Mozart steht immer im Mittelpunkt, selbst wenn er nur im Hintergrund agiert, ständig muss er dazwischenreden, Selbstgespräche führen, sich unpassenderweise einbringen. Er fällt den Leuten ins Wort, beendet ungefragt deren Sätze, immer muss sich alles nur um ihn drehen. Und er ist bekannt für seine derben Ausdrücke, die auch hier nicht geschönt werden. Hier spricht er auch schon mal von Ärschen oder davon dass er furzen muss. Dabei wirkt die Sprache nicht vulgär, sondern eher humorvoll, und sie passt auch in die damalige Zeit, wo es nicht unüblich war, sich auf diese Weise auszudrücken. Es freut mich, dass man hier kein Blatt vor den Mund genommen hat. So unverblümt Mozarts Äußerungen sind, so filigran, gewandt und voller Wortwitz sind die Aussagen von Dr. Resch und den anderen Charakteren. Ich liebe die Wortgefechte, mal simpel und direkt, mal wortreich und verstrickt. So etwa "Ich habe die Ehre, das Missvergnügen zu haben", "wenn ich mich damit zufrieden geben würde, was ich habe, wenn ich mich je zufrieden gegeben hätte, was wäre ich dann" oder "der Mann HAT keine Wunde, der IST eine Wunde".

Die Handlung selbst ist recht düster, es gibt einige Gänsehautmomente, actionreiche Spannung und einen Showdown mit einer Verfolgungsjagd. Und besonders in den tragischen Momenten kann Mozart es nicht lassen, ein unpassendes Kommentar abzuliefern. Es klingt wie eine unvereinbare Mischung, doch dem Label ist es gelungen, diesen schmalen Grat nicht zu überschreiten, niemals ins Alberne abzudriften oder die Atmosphäre zu zerstören.


UMSETZUNG

Die Atmosphäre ist trotz des Humors und der Leichtigkeit der Charaktere eher düster, man meint beim Hören regelrecht den Nebel zwischen den Bäumen aufsteigen zu sehen, wenn die Kutsche ihre Rast im Wald macht. Die Geräusche und Effekte sind genau so, wie ich sie mag: man muss sehr bewusst darauf achten, sonst gehen sie wie selbstverständlich in der Handlung unter, ergänzen die Sprecher und dienen vor allem einem dichten Hörgenuss ohne "Lücken". In besonderen Momenten allerdings treten sie hervor, man hört beispielsweise die Knochen knacken, das Blut spritzen, eine ordentliche Portion Ekel, die sogar den erfahrenen Wundarzt Dr. Resch überrascht.

AMADEUS ist ein Hörspiel auf historischer Basis, und die damalige Zeit wird hier vor dem inneren Auge des Hörers lebendig. Altmodische Formulierungen, damals übliche Redensarten, die Gepflogenheiten, auch Anspielungen auf die Forschung, Politik und Gesellschaft finden sich zuhauf und sorgen für eine realistische Umsetzung des Themas. Der Autor hat sich intensiv mit dieser Zeit auseinandergesetzt und versteht es, die Hörer in seinen Bann zu ziehen, auf eine spannende Zeitreise zu schicken.

Dem Hörspiel gelingt es außerdem, beide Hörerschaften zufriedenzustellen: die "Nebenbei-Hörer", die gerne während des Abspielens Hausarbeit erledigen, Auto fahren etc. Aber auch die "Puristen", die sich bewusst hinsetzen und nur dem Inhalt lauschen. Der Handlung ist einfach zu folgen, die Atmosphäre wird gut transportiert, der Humor ist auch nebenbei ersichtlich. Wer sich allerdings intensiver auf das Werk einlässt, bekommt viele Feinheiten und unterschwellige Anspielungen und Scherze geboten, die bei oberflächlichem Hören wohl verlorengehen (aber nicht handlungsrelevant sind). Somit also perfekt, die CD auch mehrfach zu hören, ob nun nebenbei oder pur.


MUSIK

Die Musik sind Variationen zu - na, zu was sonst, zu Mozarts Werken. Sowohl inhaltlich (etwa die Anspielung auf sein Werk IDOMENEO) als auch musikalisch dreht sich neben dem Mord natürlich alles um Mozart. Titelsong der Serie ist die bekannte Melodie aus der Symphonie No 40 in einer sehr schönen, Hörplanet-typischen Variation. Diese taucht abgesehen vom Intro auch gelegentlich als Teil des Soundtracks auf. Auch andere bekannte Themen des Komponisten werden aufgegriffen, bekommen ein neues Gewand und werden teilweise recht original übernommen und andernorts geschickt überarbeitet und zu beinahe neuen Melodien verarbeitet. Auch hier ist der Spagat gelungen: es ist erstaunlich, dass diese verspielten, leichten Melodien als Untermalung für ein solch düsteres Hörspiel dienen können, doch es funktioniert.

Bekannte und weniger bekannte Melodien des großen Musikers werden in das Hörspiel eingebunden. Auch eigene Kompositionen des Hörplaneten fließen in den Soundtrack ein und bilden eine kongeniale Untermalung der jeweiligen Handlung. Auch, wenn man als Hörer wohl nicht jede von Mozarts 626 Melodien kennt und daher nicht immer klar differenzieren kann - es gefällt und passt wunderbar zusammen. Mir hat die Musik in dieser ersten Folge ausgesprochen gut gefallen und sorgt dafür, dass ich mir die CD gerne mehrfach anhören werde.


FAZIT

AMADEUS 01 WOLFERL ist ein gelungener Auftakt in die lange erwartete neue Serie. Dramatik, Mystery, Spannung, ein historisches Setting und jede Menge Unterhaltung - der Hörplanet hat es geschafft, ein Hörspiel auf den Markt zu bringen, wie es in dieser Form noch nicht zu hören war. Ich wünsche der Serie großen Erfolg und hoffe auf viele weitere Folgen voller Tiefgang und Esprit.

Wertung: 14,5 von 15 schändlichst vernachlässigte Spinette

SaschaSalamander 18.09.2012, 08.29 | (0/0) Kommentare | PL

Furcht, Freundschaft, Altersunterschiede und Vanilleeis

Angefixt! Und jetzt will ich mehr, will mir nach und nach die Bücher des Herrn >Christian von Aster< alle holen. Er schreibt nicht nur >Kurzgeschichten< und >Gedichte< und Romane (DER SCHATTENSCHNITZER, derzeit auf meinem SuB) und und und, sondern von ihm erschien auch ein Kinderbuch: DER WASSERSPEIER FLEDERMEIER.

Bestellt, und heute kam es endlich an. Auf dem Heimweg schon konnte ich mich nicht halten, riss die Verpackung ab, blätterte im Buch (während des Laufens. Inzwischen habe ich mich auf Hörbücher verlegt, seit ich als Jugendliche häufiger Bekanntschaft mit Laternenpfählen oder verschlossenen Türen gemacht hatte, aber manchmal packt es mich, und das Buch in der Hand ist wichtiger als der Knopf im Ohr).

Oh, es fällt mir SO verdammt schwer, es nicht heute Abend schon zu lesen. Ein Kinderbuch. Viele tolle (nicht unbedingt bunte) Bilder. Hab ich flink durch. Willwillwill jetztjtztjetzt!!! Aber ich will es auch würdig genießen. Mit einer Tasse Kakao, in den Lesesessel gekuschelt, Bild für Bild betrachten, mir Zeit nehmen für die Wirkung der Worte, will die Geschichten fühlen und miterleben und selbst dabei sein. Sie nicht gierig verschlingen, sondern Bissen für Bissen genießen. Und das ist soooo schwer *seufz* ...

aber dafür freu ich mich so richtig darauf, das am Wochenende zu zelebrieren :-)

Worum es geht? Es geht um die Geschichte von Boris und Herrn Fledermeier. Um eine Geschichte über Furcht, Freundschaft, Altersunterschiede und Vanilleeis ...


SaschaSalamander 12.09.2012, 19.14 | (0/0) Kommentare | PL

Solange die Nachtigall singt

INHALT

Die Handlung ist sehr komplex und schwer widerzugeben, wenn man nicht zuviel verraten möchte. Deswegen hier nur der Klappentext:

Ein Haus, abgeschieden von der Zivilisation.
Ein Wanderer, der sich verirrt.
Ein Wald mit zu vielen Gräbern.

Völlig unverhofft trifft der achtzehnjährige Jari auf die geheimnisvolle Jascha, deren Schönheit er sich nicht entziehen kann. Er folgt ihr in das abgeschiedene Haus mitten im Wald, wo sie lebt. Und das, obwohl er spürt, dass dieser Ort ein düsteres Geheimnis birgt. Etwas ist geschehen. Etwas, das schrecklicher ist als alles, was Jari sich je hatte ausmalen können. Etwas, das ihn in tödliche Gefahr bringt


GENRE

Inzwischen wissen die Fans der Autorin, dass sie sich auf kein Genre einstellen sollten. Antonia Michaelis ist eine Meisterin darin, die Grenzen der vorgegebenen Erzählmuster und Plotstrukturen aufzubrechen und eigenständige Werke zu erschaffen.

Hier gibt es viele Elemente, die aufgrund ihrer Vielzahl und vermeintlichen Widersprüchlichkeit eine Zuordnung unmöglich machen: ein märchenartiges Setting zu Beginn, ein zahmer Fuchs, das Thema Schönheit, auf den ersten oberflächlichen Blick wirkt dieses Buch wie ein verträumtes Märchen. Doch bald erkennt der Leser, dass hinter der verspielten Fassade der Tod lauert. Spannend wie ein Mystery-Thriller steigt die Spannung an, verursacht Gänsehaut, bietet Sex and Crime, Erotik und Gewalt bis hin zu einem Plot-Twist, der die meisten Leser sehr überraschen dürfte (Vielleser können möglicherweise damit rechnen, ich hatte es an einigen Stellen bereits geahnt, die Hinweise sind versteckt aber vorhanden). Die Hintergrundgeschichte um die entführten Drillinge birgt ein Drama, nach und nach erfährt der Leser, was hinter diesem Erzählstrang steckt und wie er mit der eigentlichen Geschichte zusammenhängt. Michaelis rüttelt an den Tabus ihrer Leser, manches Mal überschreitet sie die Grenze und schreibt sehr gewagte Szenen, welche den Leser verstören und aufrütteln.

Wer SOLANGE DIE NACHTIGALL SINGT liest, muss sich einstellen auf einen psychedlischen Trip voller Verwirrungen und Fallstricke. Am Ende wird zwar alles erklärt, doch nicht jedes Detail wird beantwortet. Wie auch schon in ihren anderen Büchern wird sie mit dem Ende die Leserschaft spalten: die einen finden es unbefriedigend und hätten sich mehr Antworten erhofft. Die anderen finden ihre eigene Interpretation, ihre eigenen Antworten. Ich war begeistert, für mich blieb nichts offen, und die von vielen Rezensenten angesprochenen Lücken kann ich für mich selbst sehr gut füllen und erklären.


CHARAKTERE

Konkret kann ich nur über Jari sprechen, alles andere wäre ein Spoiler. Es tauchen mehrere Personen auf, doch ihre Identität bzw ihre Existenz ist unklar. Traum, Illusion und Realität werden geschickt gemischt. Ich hatte versucht, einen klaren Überblick zu bekommen, indem ich während des Lesens einen Notizzettel hatte, auf dem ich mir die Namen, körperlichen Merkmale, Eigenheiten und Talente der jeweiligen Mädchen notierte. Das war sehr hilfreich, allerdings zweifelte ich immer wieder an meinen Notizen: waren das Logikfehler des Buches, oder hatte ich beim Notieren etwas verwechselt? Ich empfehle Euch, selbst Notizen anzufertigen, Euch von den Fehlern (?) aber nicht verwirren zu lassen, am Ende klärt es sich alles auf. Diese nicht greifbaren Charaktere machen einen großen Reiz in diesem Buch aus, es ist, als läge es dem Leser auf der Zunge, und doch kann er es nicht benennen.

Jari dagegen ist einfach zu beschreiben: er ist Mattis Freund, der Sohn seiner Mutter, Tischler-Lehrling seines Vaters. Über diese Eigenschaften definiert er sich zu Beginn, und seine Selbstfindung ist ein wichtiger Prozess. Denn im Wald gibt es keinen Matti, keine Mutter, keinen Lehrmeister, hier ist Jari nur er selbst. Doch wer oder was ist er? Und was möchte er werden, wenn er so lange im Wald bleibt? Im Trailer (den ich zum Glück erst nach der Lektüre ansah) wird leider bereits gespoilert, wer oder was Jari werden soll. Wer ohne Vorkenntnisse an das Buch herangeht, für den ist die drohende Ahnung gerade zu Beginn ein tragendes Element. Immer wieder gibt es kleine Momente, die darauf hinweisen. Als man es auf Seite 188 endgültig erfährt, wird die bisher nur empfundene Bedrohung plötzlich Realität, wird der verwunschene Märchenwald zu einer tödlichen Gefahr. Und Jari beschreitet diesen Weg offenen Auges, denn er ist nun ein anderer.


HANDLUNGSAUFBAU, ERZÄHLTEMPO

Das Buch besteht aus zwei Handlungssträngen: Jaris Erlebnisse im Wald bilden den Großteil der Erzählung. Dazwischen gibt es immer wieder Einschübe um die drei entführten Schwestern. Im Laufe der Geschichte werden diese beiden Stränge zusammengeführt, bis sie am Ende eine gemeinsame Handlung ergeben und als ein Faden weitergesponnen werden.

Das Erzähltempo ist eher beschaulich. Keine Actionszene, keine hektischen Momente. Langsam, fließend und gemütlich führt die Autorin den Leser in die geheimnisvolle Welt des Waldes ein. Genaugenommen gibt es anfangs keine klare Handlung, eher eine Aneinanderreihung von Szenen und Tagesabläufen. Mal stellen sie Apfelmost her, pflügen den kleinen Acker, musizieren sie, unterhalten sich, machen einen Spaziergang im Wald, hacken Holz und viele anderen alltäglichen Dinge mehr. Dennoch geht es im Buch stets vorwärts, sorgen kleine Andeutungen und Geheimnisse dafür, dass die Spannung konsequent steigt und niemals abbricht. Es gibt keine Längen, kein Wort, kein Absatz ist unnötig, alles bildet eine perfekte Einheit und vervollständigt das Gesamtbild am Ende.


SPRACHE

Antonia Michaelis ist eine Meisterin der zarten Andeutung. Es ist ihr möglich, schockierende Ereignisse in malerische Worte zu verpacken. Ein Tabubruch liest sich so zerbrechlich wie der Flügel der Nachtigallen, so weich wie der dunkle Samt der Kleider, so unschuldig wie der fallende Schnee. Dieser Widerspruch aus Worten und Inhalt ist der verstörende Kontrast, der das neueste Werk zu etwas Besonderem macht. Der Leser wird im Innersten gepackt, kann sich den schmeichelnden Worten nicht entziehen, nichtsahnend blickt er mit weit offenen Augen auf das Geschehen, und umso brutaler entfalten die dargebotenen Bilder ihre Wirkung.

Die Worte sitzen an den richtigen Stellen, sind perfekt gewählt, aus allen verfügbaren Synonymen das jeweils beste. Farben, Gerüche, Gefühle, sie alle haben eine Bedeutung und sorgen sowohl sprachlich als auch inhaltlich für eine dichte Atmosphäre.


ATMOSPHÄRE

Die Atmosphäre des Buches ist anfangs geheimnisvoll, mit Fortschreiten der Handlung wird sie immer bedrückender und beängstigender. Da die Autorin quasi "um die Handlung herum schreibt", nur andeutet statt beim Namen zu  nennen, ist die Bedrohung eher ein Gefühl als eine Gewissheit. Man spürt die Gefahr wie den berühmten Blick im Nacken, kann sie nicht zuordnen, bleibt in Lauerstellung, stets gespannt um vorbereitet zu sein. Wie bei einem guten Horrorfilm: je intensiver man die Handlung beobachtet, desto erschreckender ist ein unerwartet ins Bild springendes Objekt. Dies umzusetzen gelingt ihr mit Worten, wie es nur wenige Autoren vermögen.

SOLANGE DIE NACHTIGALL SINGT strahlt auch eine subtile Erotik aus, geeignet ab 16 Jahren aufgrund der Art der Darstellung, inhaltlich jedoch sehr erwachsen und erschreckend, ja sogar grenzwertig. Eine kleine Zungenspitze lugt zwischen den Lippen hervor, der Finger gleitet vielversprechend über einen Gegenstand, unschuldige Haut blitzt unter der Bluse hervor, Hände ertasten sich ihren Weg, die Silhouetten von Körpern bewegen sich wiegend im Dunkel. Ooh, der Leser hat Gänsehaut pur, teils aus Grusel, teils aus Lust, manchmal auch beides zugleich, und er kann sich nicht dagegen wehren, selbst wenn es ihm unmoralisch erscheint. Er ist eine Marionette, und die Autorin bewegt die Fäden, lässt uns hilflos zappeln und führt uns von einer Szene in die nächste.


FAZIT

Wieder hat Antonia Michaelis ein Meisterwerk erschaffen. Sie entführt uns in einen Wald, wo die Gesetze der Realität außer Kraft gesetzt werden und alles eine neue Bedeutung erhält. Düster, bedrohlich und doch feinsinnig, voller Zauber ist dieses Buch.

Wertung: 100 von 100 Fliegenpilze


SaschaSalamander 11.09.2012, 08.51 | (0/0) Kommentare | PL

Solange die Nachtigall singt

Das Buch liest sich langsam. Im positiven Sinne. Ich spüre es, lasse es wirken, mag nicht eilen sondern bewusst Seite für Seite, Wort für Wort genießen. Es steckt voller Symbole, Andeutungen und Hinweise, von denen ich keinen verpassen möchte. Es strahlt eine dunkle Erotik aus, unschuldig und zugleich erschreckend erwachsen. Es zieht den Leser in eine Finsternis, und doch ist es leichtfüßig, zart und zerbrechlich. Der Leser fühlt sich beobachtet, und doch ist er es, der beobachtet, der Eindringling, der Voyeur, der Fremde. Über allem ein Gefühl von Bedrohung und Gefahr, nicht greifbar. Wie ein Spaziergang im Wald, nachts, alleine. Still, die Nacht sanft und schwer, die Luft leicht und klar, das Licht des Mondes zaubert geheimnisvolle Schatten, diese nicht greifbare Freiheit und zugleich Angst, von der Autorin perfekt eingefangen, mit Worten gemalt.

Der Verlag hat das Buch angekündigt als "Meisterwerk der Märchenerzählerin". Mit solchen Vorschusslorbeeren bin ich immer Vorsichtig. Einige Blogs und Kritiker loben das Buch als "Highlight des Lesejahres 2012". Auch das finde ich im August etwas unfair gegenüber allen bisher noch nicht erschienenen Büchern. Ich bin kein Fan von Superlativen, auch vergleiche ich nicht gerne, wie kann man auch die Qualität von Antonia Michaelis mit der eines Thrillers, einer Romance, eines Unterhaltungsbuches vergleichen, wäre das nicht unfair allen Beteiligten gegenüber? Doch abgesehen davon - ja, dieses Buch begeistert mich, und ich bereue es nicht, dass ich sofort zum Erscheinungstermin sofort in die Stadt gefahren bin und alle anderen Bücher liegengelassen habe.

Das halbe Buch liegt noch vor mir. Ich wünschte, ich hätte es schon gelesen, die Spannung ist nur schwer erträglich, das unbestimmte Gefühl verdichtet sich, ist körperlich beim Lesen spürbar. Und ich wünschte, es würde nie aufhören - es ist die Art Geschichte, bei der man alle beneidet, die den Genuss noch vor sich haben.

Ausnahmsweise gefällt mir übrigens auch der Trailer. Obwohl ich sonst kein Fan von Buchtrailern bin. Doch wie schon im >MÄRCHENERZÄHLER< und >DIE WORTE DER WEISEN KÖNIGIN< beschreibt Michaelis keine fortlaufende Handlung sondern malt die ihre Worte poetisch um die Geschichte herum, das Geschehen ergibt sich aus den Bildern, eher eine Ahnung denn ausgesprochene Klarheit. Diese Bilder wurden in den Trailern der jeweiligen Bücher sehr gut eingefangen, sie vermitteln sehr gut die Atmosphäre, die beim Leser entsteht.

Ebenfalls ungewöhnlich: mir ist egal, wie ein Cover aussieht, in den meisten Fällen hat das sowieso nichts mit dem Buch zu tun. Ich will ein Buch nicht anfassen, brauche kein Relief, kein buntes Bild, von mir aus könnten alle Bücher gleich aussehen (wäre im Regal sogar wesentlich praktischer). Aber bei dieser Autorin gibt man sich ganz besondere Mühe, beide oben genannten Bücher und auch dieses hier sind wirklich prächtig. Die Farben gedeckt, geheimnisvoll, der Schutzumschlag fest und glänzend. Und das Buch ohne Schutzumschlag sieht fast ebenso aus, das Bild das gleiche nur ohne die Andeutung des Menschen, allein die Landschaft. Da ich Bücher stets ohne Schutzumschlag lese, freue ich mich über solche kleinen Bonbons.


Der Klappentext:

Ein Haus, abgeschieden von der Zivilisation.
Ein Wanderer, der sich verirrt.
Ein Wald mit zu vielen Gräbern.

Völlig unverhofft trifft der achtzehnjährige Jari auf die geheimnisvolle Jascha, deren Schönheit er sich nicht entziehen kann. Er folgt ihr in das abgeschiedene Haus mitten im Wald, wo sie lebt. Und das, obwohl er spürt, dass dieser Ort ein düsteres Geheimnis birgt. Etwas ist geschehen. Etwas, das schrecklicher ist als alles, was Jari sich je hatte ausmalen können. Etwas, das ihn in tödliche Gefahr bringt

>Das Lied der Nachtigall< auf der Seite des Verlages downloaden.

SaschaSalamander 01.09.2012, 21.03 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

After.Life

Liam Neeson und Christina Ricci. Gibt es zwei bessere Gründe, einen Film anzusehen? Noch dazu, wenn es sich um einen Mindfuck bzw Mystery-Thriller handelt? Beide zählen zu meinen liebsten Schauspielern.

Die junge Lehrerin Anna verlässt nach einem Streit mit ihrem Verlobten das Restaurant und fährt mit dem Auto nach Hause. Dabei geschieht ein Unfall. Sie wacht auf im Haus des Bestatters, liegt auf dem Tisch zur Präparation, und der Bestatter offenbart ihr - dass sie tot ist. Sie müsse es nur akzeptieren. Sie glaubt an eine Entführung, hält sich selbst nicht für tot. Sie bewegt sich, sie atmet, sie spricht mit dem Bestatter, also muss sie doch lebendig sein! Einer ihrer Schüler sieht sie sogar am Fenster stehen, er informiert ihren Verlobten, und dieser will nicht an den Tod seiner Freundin glauben, doch die Polizei tut nichts, denn Anna ist nachweislich tot. Ist sie tot? Oder ist sie es nicht? Perfides Spiel oder Afterlife?

Vom ersten Moment an ist der Zuschauer zwiegespalten, für beide Varianten gibt es sehr viele Hinweise. Immer wieder einmal denkt man "ja, klar, sie kann gar nicht tot sein", und kurz darauf "natürlich sie ist tot, das lässt sich ganz leicht erklären".

Der Film zeigt viel nackte Haut, macht auf Mystery, ist in ruhigen Tönen erzählt, Suspense und Mindfuck wo man nur hinsieht, man kann gar nicht wegsehen. Ebensowenig wie man wegsehen kann, wenn sich mal wieder einer von ihren riesigen ... äh, heute mal eine jugendfreue Rezension, belassen wir es davon, dass sich alle Rundungen und Knochen mit viel nackter Haut in die Kamera strecken. Das ist Kunst und gehört so. Ein Schelm, wer etwas anderes unterstellt. Sie zeigt ihren Körper in allen erdenklichen Posen, mal hübsch mit Kleidchen, mal nackt, und sie sieht gut darin aus. Auch abgesehen von diesen Momenten gibt es viel zu sehen, der Film spielt gut mit der Optik, ist sehr ästhetisch.

Außerdem wirkt der Film sehr lange nach, die Bilder bleiben im Kopf, sind sehr (im positiven Sinne) sehr eindringlich. Die Macher spielen gut mit der Wirkung ihrer in Szene gesetzten Motive. Es war ein Genuss, diesen Film auf einer Leinwand zu sehen, gestochen scharf und in Lebensgröße, das ist hier wirklich anzuraten, falls möglich.

Trotzdem war ich am Ende recht enttäuscht. Es bleibt vieles offen, auch wenn ich das Ende und die "Lösung" ziemlich klar und deutlich fand. Ich erwarte kein komplett erklärendes Ende, denn ein Mindfuck ist dazu da, dass man interpretiert und sich unsicher ist. Dennoch gibt ein Film dieses Genres dem Zuschauer das Gefühl, dass die Zeit nicht umsonst war. Hier allerdings hatte ich am Ende das Gefühl, dass ich nach den eineinhalb Stunden nicht klüger war als vorher. Es wurde bewusst alles offen gehalten, und mir scheint, als hätten die Macher selbst nicht gewusst, für welche Lösung (oder vielleicht eine andere sogar) sie sich entscheiden wollten und dann spontan eine Lösung hergezaubert (die andere hätte es auch getan, und auch dafür hätte es im Film genügend Hinweise gegeben).

Es werden viele Themen angeschnitten, etwa der Sinn des Lebens, die Frage nach Tod und Sterben, der Inhalt von Liebe, eine besondere Gabe oder doch Wahnsinn, und die Frage "was würdest Du tun, wenn Du weißt, dass Du nicht tot bist". Dazu die Frage, was ein Leben lebenswert macht und wer seines Lebens würdig ist. für mich zuviel cineastisches Geschwurbel ohne Aussage. Gab eine Menge Leute, denen der Film gefiel, auch mein Mann fand ihn nicht schlecht. Und ja, ich habe ihn gern gesehen, Ricci sieht gut aus und Neeson ist sowieso klasse, schade nur dass das alleine nicht genügt. Wollte ein Mystery-Thriller sein, ist statt dessen ein sexy Hingucker geworden.

Optik: Sehr sexy, viel Klinik und Nylon und nackte Haut. Beeindruckend in Szene gesetzt, die Bilder klingen noch lange nach.

Christina Ricci: Ebenfalls sehr sexy, viel nackte Haut, viele Knochen und zwei ... äh, ihr wisst schon was ...

Liam Neeson: sehr gut, sehr subtil und undurchsichtig

Gesamteindruck: will viel hermachen, kriegt aber nicht die Kurve vom Mindfuck zum Film mit Sinn ...

Wertung: 6 von 10 nackte Brüste


SaschaSalamander 31.08.2012, 08.46 | (0/0) Kommentare | PL

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