SaschaSalamander

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Tag: Fantasy

Das Tal

kuhn_tal_1.jpegMomentan höre ich "das Tal 1.3 - der Sturm". Den ersten Teil habe ich schon vor einigen Wochen gehört, den zweiten nun letzte Woche, und den dritten direkt im Anschluss begonnen. Auf den ersten Blick nur eine klassische Teenie - Highschool - Mystery - Story, wie es viel zu viele davon schon gibt. Bei genauerem Hinhören allerdings kann man sich nicht mehr davon lösen und kann es nicht erwarten, bis es endlich weitergeht. Der vierte Teil wird erst im Februar erscheinen, und ich kaue jetzt schon an den Nägeln. Denn ich bin sicher, man wird auch im dritten nichts über das Geheimnis erfahren, welches den Leser seit dem ersten Teil in den Bann zieht ...

Eine Highschool-Story, jedoch mit Gruselelementen, die nicht ohne sind! In jedem Band ist eine andere Person der Clique als Protagonist geschildert, und mit jeder Person erfährt man mehr über das Geheimnis um die verschwundenen Studenten, ...

ich kann es nicht erwarten, nach dem Ende des dritten Bandes endlich zu rezensieren! Aber die Veröffentlichung meines Textes kann noch etwas warten, schließlich ist die Serie noch lange nicht vorbei, und je mehr Teile der Leser bereits hat, desto weniger muss er auf Veröffentlichung des nächsten Bandes warten ;-)

(und noch ist es auch unklar, worauf alles hinauslaufen wird. Ich ordne die Tags auch einmal der Kategorie Fantasy zu. Ob es eine paranormale Erklärung gibt? Ob uns eine bodenständige, reale Lösung erwarten wird? Ich bin gespannt! Und hoffe, dass die Serie irgendwann auch beendet wird und nicht zu einer Endlosreihe wird)

SaschaSalamander 30.11.2010, 10.16 | (0/0) Kommentare | PL

A Lollypop or a Bullet

sakuraba_lollypop_1.jpgSchon lange habe ich keinen Manga mehr rezensiert. Ich lese sie sehr gerne, aber meist ist einer doch wie der andere. Klar, manche tun sich durch besonders hübsche Zeichnungen oder eine ungewöhnliche Story hervor. Aber meist ist es eben doch nur Manga, was ich sehr gerne lese aber danach einfach wieder beiseite lege. In diesem Fall allerdings würde ich fast eher von einer "Graphic Novel" sprechen. Zu schade, dass dieser Begriff nicht so recht definiert ist. Für mich selbst ist eine Graphic Novel eine Geschichte, welche durch Zeichnungen erzählt wird, ob nun Manga oder Comic, die sich von diesen beiden Genres jedoch in ihrer Komplexität und ihrem Erzählstil abhebt, für mein Empfinden sind meist Dramas in diesem Genre angesiedelt, und während ich Mangas oder Comics nur Fans empfehle, lege ich Graphic Novels auch Neulingen ans Herz, die mit gezeichneten Stories normalerweise wenig anfangen können. Und nun habe ich wieder einmal einen Manga gelesen, der mich sosehr berührt hat, dass ich ihn Euch hier vorstellen möchte.

Nagisa ist schon recht früher erwachsen geworden. Ihre Mutter ist arm, und der Bruder lebt als >Hikkomori< in den Tag hinein (Menschen, die sich komplett zurückziehen ohne Kontakt zur Außenwelt, in Japan mit einem eigenen Begriff belegt und wohl besonders extrem). Sie möchte nach der Schule sofort zum Militär, um Geld verdienen, für sie das einzig Wahre, wenn sie ihre Familie unterstützen will.

Eines Tages kommt eine neue Mitschülerin, Mokuzu. Sie ist die Tochter eines berühmten Stars, und Nagisa hält sich von ihr fern, sie mag dieses verwöhnte Gör nicht, das sich so seltsam benimmt. Doch Mokuzu möchte gerne ihre Freundin werden und lässt nicht locker. Außerdem erzählt sie seltsame Dinge. Sie sei eine Nixe, bald würde ein Sturm kommen und sie müsste, wenn sie keine Freundin fände bis zu diesem Sturm, zu einer Schaumblase auf dem Meer werden. Auch sonst ist Mokuzu sehr seltsam, und doch freundet sich Nagisa nach und nach mit ihr an. In leisen, kaum merklichen Schritten geht der Manga voran und beschreibt die Freundschaft der zwei anfangs scheinbar so ungleichen Mädchen, bis tragische Zwischenfälle die Freundschaft überschatten und Einblick in Mokuzus Schicksal gewähren.

Es ist dem Leser sehr lange unklar, ob es ein Drama ist, ob es ein ungewöhnliches Fantasy-Märchen ist und in welchem Genre die Geschichte anzusiedeln ist. So gerne möchte man Mokuzu glauben, zu wunderschön klingt ihre Geschichte. Und doch gibt es Dinge, die an ihren Erzählungen zweifeln lassen. Wollen wir Menschen nicht an Wunder glauben und müssen alles logisch erklären können? Oder ist Mokuzu nur ein kleines Kind, das der grausamen Realität entfliehen möchte? Kann sie sich wirklich in eine Schaumblase verwandeln, oder war das nur ein einfacher Trick, mit dem sie ihre Klassenkameraden täuschte?

Aber nicht nur dieser Zwiespalt geleitet den Leser voller Spannung von Seite zu Seite. Es sind die sanften Zwischentöne, die es mir besonders angetan haben. Man spürt sehr viel über die Ängste und Wünsche der Protagonistin, die so gerne ein normales Kind wäre und doch schon für ihre Familie sorgen muss. Auf gewisse Weise klagt der Manga an, und doch wird niemals mit dem Finger gezeigt, niemals ein Schuldiger gesucht, sondern immer nur dargestellt und erzählt. Allein was der Leser für sich daraus macht ist entscheidend. Und ein mitfühlender Leser wird sich dem Bann der Erzählung kaum entziehen können, bis er endlich ergründet hat, welches Geheimnis Mokuzu wirklich mit sich trägt.

Ungern möchte ich den Manga hier tiefer analysieren, Charakterstudien betreiben oder näher auf Details der Erzählung eingehen, das würde den Rahmen sprengen, doch die Versuchung ist groß. Nur zwei Taschenbücher voller Zeichnungen, und doch so viel Inhalt, wie es ein Roman gleicher Länge nur schwer vermitteln könnte. Ein modernes Märchen / Drama, das weit mehr Aufmerksamkeit verdient hätte, als nur zwischen "normalen" Mangas in Fanshops zu verkümmern. Ein Manga, den ich jedem feinfühligen Erwachsenen gerne ans Herz legen möchte. Eine Erzählung, die man so schnell nicht wieder vergisst und gerne mit etwas Abstand und dem Wissen über das Ende ein zweites Mal mit neuen Augen lesen wird.

SaschaSalamander 29.11.2010, 20.06 | (0/0) Kommentare | PL

Biss zum ersten Sonnenstrahl

meyer_bissspinoff_1.jpg"Spin Off" nennt man es, wenn aus einem Buch oder Film bestimmte Elemente oder Figuren herausgenommen werden und einen eigenen Auftritt in Roman, Film oder Serie bekommen. So ist "Beedle der Barde" eigentlich eine kleine Randerscheinung in Harry Potter. Der "King of Queens" tauchte erstmals in der Serie "Hör mal, wer da hämmert" auf. Und viele Beispiele mehr, aber um die soll es nicht gehen.

Diesmal geht es um die Bestseller von Stephenie Meyer. Bella und Edward dürften inzwischen fast jedem Fan des Genres bekannt sein, und sie spalten fleißig die Gemüter in Liebhaber des Genres und diejenigen, die es nicht mehr sehen können.

Ungeachtet dessen sind die Bücher ein riesiger Erfolg. Mit sinnlosen Fortsetzungen kann man Geld verdienen, kommt aber nicht so gut beim Publikum an. Besser also Spin-Offs, die zusätzliche Geschichten erzählen. Bree Tanner ist ein neugeborener Vampir, welcher im dritten Band gegen die Cullens kämpfen soll, sich jedoch ergibt und bei ihnen leben möchte. Ihr tragisches Ende ist den Fans der Reihe leider bekannt und stellt kein großes Geheimnis mehr dar.

Im Buch "Biss zum ersten Sonnenstrahl" wird nun das kurze Leben dieser Jungvampirin geschildert. Sie lernt Diego kennen, der ihr von einer faszinierenden Beobachtung erzählt. Außerdem überlegen sie beide, warum wohl so viele neue Vampire geschaffen werden, ob sie vielleicht eine neue Armee werden sollen. Doch gegen wen? Und warum? Diego beschließt mit dem Anführer zu reden und verschwindet plötzlich. Bree steht nun alleine und muss sich den kämpfenden Vampiren anschließen.

Es ist überaus spannend, weitere Hintergründe zu den Biss-Romanen zu erfahren. Denn im Hintergrund verliefen wohl einige Fäden, die sich dem Leser bisher nicht erschlossen, und obwohl der dritte Band auch ohne dieses Werk komplett wäre, ist es doch eine packende Ergänzung. Ein kleiner Bonus, den man als Fan auf keinen Fall verpassen sollte und der die Geschichte richtig schön abrundet. Traurig, tragisch, aber doch romantisch. Eben so, wie die anderen Bücher auch sind.

Mag sein, dass Stephenie Meyer damit den Verkauf ihrer Bücher ankurbeln wollte. Mag sein, dass sie einfach nur ein eigenes Buch mit Hintergrundinfos herausbrachte, die sie schon hatte und nicht im Hauptwerk unterbringen wollte. Egal, wem die anderen Bücher gefielen, der wird an diesem Titel auf jeden Fall seine Freude haben. Wenn ich ganz ehrlich sein soll, mir persönlich gefiel dieses Buch sogar etwas besser als die anderen. Während mich in den anderen vier Bänden die ganzen Verstrickungen irgendwann nerven (Jakob oder Edward, Vampirwerden oder Menschsein, Sex vor der Ehe oder doch lieber warten, eben das übliche Gerangel endloser Lovestories), ist hier die Geschichte kurz, prägnant und knackig ohne Umschweife.

(Soll nichts gegen lange Erzählungen in mehreren Bänden sein. Allerdings ist das Mode geworden, und ich bin der Ansicht, dass weniger manchmal mehr ist. Aber das ist Geschmackssache)

Also, kurz gesagt: ein wirklich lohnenswertes Büchlein, das jede Bella- und Edward-Sammlung endlich vervollständigt.

SaschaSalamander 24.11.2010, 18.27 | (0/0) Kommentare | PL

Biss zum ersten Sonnenstrahl

meyer_bissspinoff_1.jpgFür die Ohren habe ich aktuell das neueste Buch von Stephenie Meyer. Ich fand die Serie nett, kann den Hype verstehen, zähle mich aber nicht zu den Fans. Dennoch, ich will ja informiert sein und mitreden können, und auch das neue Buch verspricht gute Unterhaltung.

"Biss zum ersten Sonnenstrahl" ist ein Spin-Off zur Biss Reihe Teil 3, ich habe bereits das erste Drittel rasch hinter mich gebracht und bin sicher, dass das Buch schneller zu Ende ist als ich "Vampir" sagen kann. Es ist auch nur eine kurze Geschichte, das gefällt mir. Schön, wenn Autoren nicht mit ihren kompletten gesammelten Hintergrundinformationen das Buch überladen und unnötig in die Länge ziehen (ich denke spontan an Schätzing), sondern diesen gesondert verkaufen. So etwa Rowling mit ihren Büchern über die magischen Kreaturen oder die Spielregeln über Quidditch. Manche nennen es Kommerz (was es ja auch irgendwie ist, aber das stört mich nicht), sondern ich finde es eine nette Zugabe für Fans und freue mich darüber.

Wie gesagt: ein Drittel habe ich bereits gehört, und mein erster Eindruck ist prima. Momentan habe ich Lust auf einfache, unkomplizierte Unterhaltung. Und da ist die Biss-Reihe einfach perfekt :-)

SaschaSalamander 08.11.2010, 14.59 | (0/0) Kommentare | PL

Reckless - Nicht meine Welt

funke_reckless_1.jpgReckless habe ich am Wochenende nun als Buch begonnen. Es hat mich anfangs mehr gefesselt als das Hörbuch, doch irgendwann fiel es mir immer schwerer weiterzulesen. Ich habe nun aufgehört. Ziemlich genau an der Stelle, wo ich auch das Hörbuch beendet hatte. Nein, Reckless ist nicht meine Welt.

Eine Rezension möchte ich nicht schreiben, denn ich kann den Reiz des Buches nachempfinden. Die Autorin hat eine spannende Handlung in eine faszinierende Welt gebettet. Aber ich komme mit dem Schreibstil absolut nicht klar. Zu leblos wirkt es mir. Die Sätze zu kurz, fast nur Hauptsätze, Kommas nur ganz selten und in sehr einfachen Satzstrukturen. Für mich wirkt es oft abgehackt. Und so geht es mir auch mit der Handlung. Entweder, sie rafft die Geschichte ganz extrem (als Film wäre das okay) und lässt viele Sachen aus, die sich aus der späteren Handlung dann wohl erschließen sollen. Oder ich komme mit dem Stil nicht klar und überlese einige Dinge. Sie schreibt wichtige Fakten manchmal in ganz kurze Sätze, oft nur Ellipsen oder einzelne Worte, aus denen der "Satz" besteht. Ständig habe ich das Gefühl, dass etwas fehlt. Sie deutet sehr viel an, doch der Hintergrund bleibt dem Leser fern. Ich mag es, wenn eine Geschichte offen ist und Spielraum bietet. Aber im Grunde liest sich dieses Buch für mich wie eine Art Stichpunktsammlung für das eigentliche Werk, welches mindestens fünfmal so dick sein müsste. Es ist nicht offen, es ist nur skizziert.

Was mich auch irgendwie stört, sind die vielen freien Seiten, die ich fast schon für Papierverschwendung halte. Ich muss zugute halten: ich liebe kurze Kapitel, denn sie sind ideal für zwischendurch. Diese Kapitel hier sind sehr, sehr kurz, oft nur drei oder vier Seiten, so etwas mag ich. Was ich weniger mag ist, dass dann immer sehr viel freier Platz dazwischen ist, und das nächste Kapitel beginnt auf der nächsten Seite, die Bilder drumherum sind wunderschön und machen das Lesen auch zu einem optischen Genuss. Aber trotzdem hätte man das komplette Buch mit all seinen 352 Seiten vom fetten Hardcover in eine kurze Erzählung von rund 150 Seiten bringen können. Aber so ein dicker Hardcover macht eben mehr her. Und das Titelbild sieht wirklich sehr schön aus, ich habe das Bild sehr lange einfach nur betrachtet, weil es mir so gut gefällt. Aber ein Buch darf man eben leider nicht nach dem Einband beurteilen ...

Jedenfalls hat es mich nicht gepackt. Es interessiert mich nicht wirklich, wie es weitergeht mit den Figuren. Ob Jacob das Heilmittel für seinen Bruder findet. Ob er der Roten Fee ein zweites Mal entkommen wird. Was Will eventuell noch alles anrichten wird auf dem Wege seiner Wandlung. Ich fiebere nicht mit. Es ist, als wären es Fremde für mich (normalerweise werden die Figuren in einem Buch für mich zu Gefährten, Freunden, Gegnern, sie werden persönlich).

Es ist alles zu knapp. Ein Kampf mit einer grausamen, blutigen Figur, auf zwei oder drei Seiten abgehandelt, in welcher die Figur, der Kampf und die spontane Hilfe aufgelistet werden. Davor und danach keine Erwähnung der Figur. Ähnlich im Dornröschenschloss und bei anderen Figuren. Hingeworfen und fertig, weiter ab zum nächsten Märchen. Manchmal auch nur ein kurzer, liebloser Satz, und schwupps geht es weiter zum nächsten Actionpunkt. Blockbuster-TV, aber kein Roman zum Eintauchen in fremde Welten.

Vielleicht ist meine Lesetechnik einfach ungeeignet. Vielleicht ist es einfach nur nicht mein Geschmack. Oder vielleicht wollte sie schnell etwas produzieren und hat die Handlung den Worten vorangestellt. Ich weiß es nicht. Irgendwann werde ich es vielleicht noch einmal versuchen, aber jetzt erstmal was anderes ...

(nein, es ist keine Rezension. Für eine solche hätte ich den Inhalt beleuchtet und wäre etwas genauer auf den Handlungsbogen und die Charaktere eingegangen. Aber da ich das Buch nicht gelesen habe, möchte ich all dies ungern beurteilen. Trotzdem geht mir sehr viel durch den Kopf, wenn ich an dieses Buch denke)

SaschaSalamander 06.10.2010, 10.15 | (0/0) Kommentare | PL

Tribute von Panem 01

collins_panem_1.jpgAnmerkung vorab: ich schreibe Rezis, die ich manchmal erst später veröffentliche (ist ja blöd, fünf am Tag zu veröffentlichen, wenn ich gerade Zeit und Lust zum Schreiben habe und dann wochenlang garnix zu veröffentlichen). Dies ist eine davon. Gestern schrieb ich schon von Band zwei und drei. Aber damit Ihr überhaupt wisst, von welchem Buch ich rede, hier also endlich die Rezension zum ersten Band der Trilogie "Tribute von Panem" (im Original "die Hungerspiele") von Suzanne Collins.

Die 16jährige Katniss ist seit dem Tod ihres Vaters "der Mann im Haus", sorgt für Nahrung, betreibt den Handel, baut die depressiv gewordene Mutter auf, kümmert sich um die Erziehung und Pflege der jüngeren Schwester und hält die Familie aufrecht. Einmal im Jahr finden die sogenannten "Hungerspiele" statt, in denen die Namen aller Jugendlichen auf Zettel geschrieben und ausgelost werden. Die Ausgewählten einer jeden aus den zwölf Regionen (ein Junge, ein Mädchen) müssen in die Arena und gegen die anderen kämpfen. 24 Jugendliche, und nur einer wird als Sieger überleben. Klar ist es abzusehen, dass unsere Protagonistin und Ich-Erzählerin gewinnen wird, so sie nicht rückblickend als Geist ihre Story erzählt (eine Wendung, die in diesem Genre eher unüblich ist).

Ein wenig Spannung kommt hinzu, als sie natürlich Verbündete innerhalb der Arena gewinnt. Zudem ist der männliche Gegenpart ihrer Region ein Junge, der ihr sehr viel bedeutet und der nun auch noch sagt, er sei in sie verliebt. Immer brutaler wird das Spiel, immer schwerer die Gegner, bis sich nur noch wenige am Ende gegenüberstehen und darum ringen, als Überlebender die Arena zu verlassen.

Nichts Neues, alles schon dagewesen, ich mag die unzähligen Filme und Bücher schon gar nicht mehr aufzählen zu diesem Thema (einige davon sogar sehr gut, meine drei Favoriten darunter "Running Man", "Todesmarsch" und "Battle Royal". Dies allerdings Horrorgeschichten und nicht für Kinder gedacht, "Tribute von Panem" ist freigegeben für alle Altersstufen). Aber NOCH ein Buch zu diesem Thema? Ich war äußerst skeptisch und habe das Lesen lange hinausgezögert. Als ich dann endlich den Anfang wagte, konnte ich es nicht mehr beiseite legen!

Ja, das Thema ist uralt. Aber das Drumherum ist wirklich sehr gut gelungen. Eine Welt, ähnlich der unseren, ein futuristisches Amerika mit einigen Varianten zu unserer Gegenwart. Und es gelingt der Autorin sehr gut, diese Welt lebendig werden zu lassen. Es ist so leicht, sich in die Charaktere hineinzuversetzen, ihre Ängste zu spüren und mit ihnen zu fiebern, dass ich wünschte, das Buch würde nicht enden. Auch die Nebenfiguren, etwa der Bäcker, der Stylist Cinna oder der alte frühere Sieger, Held und Mentor werden beim Lesen lebendig, als wären sie reale Menschen. Die Welt und ihre Eigenheiten, die Landschaft, die Natur, die Gepflogenheiten, es passt alles sehr gut zusammen als ein einziges, wundervolles Bild.

Der Kampf ist gar nicht einmal sosehr das Hauptthema beim Lesen, zumindest empfand ich dies nicht so. Zugegeben war es stellenweise dann doch überraschend brutal dafür, dass es für alle Altersgruppen freigegeben ist (16 wäre als Film mein Minimum gewesen! Ein Junge stürzt sich auf sie, will sie töten, hustet ihr plötzlich Blut ins Gesicht, als er von hinten mit dem Messer erstochen wird, na lecker! Meiner Ansicht nacht nichts für Kinder!). Das war aber für mich auch das einzige Manko, denn ansonsten geht die Autorin mit dem Thema Tod und Sterben zwar recht grausam, aber nicht übertrieben brutal vor. Andere Schreiber weiden sich an dem Leid und ergötzen sich an möglichst schaurigen Schilderungen, während es hier eben eine Notwendigkeit ist, die kurz und knapp geschieht und dann auch schon wieder vorüber. Dadurch emotional sogar umso grausamer, doch weniger detailliert und blutig. Aber, wie gesagt: es gehört zum Buch und wurde so knapp als möglich gehalten, hatte ich den Eindruck. Vor allem, da der Leser Katniss begleitet und diese sich zu Beginn vor den Kämpfen versteckt, sodass die meisten Tode der Arena ohne die Gegenwart des Lesers geschehen ...

Auch die Sprecherin Maria Koschny macht ihre Sache sehr gut. Ich kannte sie davor nicht wirklich, und ich finde ihre Stimme auch wenig einprägsam (das ist bei jungen Frauen leider die Krux, nur wenige sind wirklich so auffällig, dass man sie überall wiedererkennt, da haben es Männer einfach leichter), aber sie spricht hervorragend, passt grandios zur Protagonistin und schafft es sehr gut, Gefühle an den Leser zu übertragen. Gerne habe ich ihr gelauscht und gehofft, sie möge immer weiter erzählen. Werk und Stimme passen sehr gut zusammen, da hat der Verlag eine prima Wahl getroffen!

Der zweite Band liegt bereits auf meinem Schreibtisch, und ich kann es nicht erwarten, bis der dritte endlich bald erscheinen soll! Für den zweiten Band hat sich die Autorin eine Neuauflage des Themas ausgedacht. Der dritte Band ist auf Englisch kürzlich erschienen, und ich frage mich, ob es möglich ist, das Thema noch weiter auszureizen, ohne es dabei zu zerstören. Ich bin gespannt!

SaschaSalamander 28.09.2010, 12.53 | (0/0) Kommentare | PL

Messias

isau_messias_150_1.jpg
Ein blendender Lichtstrahl, und plötzlich fehlt die Jesusfigur am Kreuz. Dafür liegt ein Mann auf dem Boden der kleinen Kirche in Irland. Und damit beginnt eine Reihe seltsamer Ereignisse, die alle darauf hindeuten, dass der Messias auf die Erde gekommen ist, um das jüngste Gericht einzuleiten und die "Schafe" von den "Böcken" zu trennen. Es geschehen faszinierende Wunder, grausame Morde werden wie von Gotteshand begangen, und der junge Mann, welcher nur hebräisch reden kann, prophezeit quasi das Ende der Welt. Der Vatikan schickt seinen Bluthund und lässt ihn prüfen, ob nun wirklich ein Wunder geschehen ist oder nur irgendein Scharlatan Aufmerksamkeit erregen will. Und was Hester McAteer in Irland erlebt, lässt ihn an seinem Verstand zweifeln. Er lässt nicht locker und ist sicher, dass er das Wunder als menschliche Bühnenkunst entlarven wird. Doch bald kommen ihm Zweifel ...

ein Isau ganz nach meinem Geschmack. Anfangs vor allem in der Kinder- und Jugendliteratur zugange, schreibt er nun auch Thriller und Romane für Erwachsene. Hermaphroditen, Synästhesie, Massenselbstmorde in Sekten, Geheimdienst, das sind seine neuen Themen. Und nun auch ein Kirchenthriller, wie sie momentan recht in Mode sind. Da ist die Frage, ob er nun momentan auf der Erfolgswelle mitreiten will, oder ob ihm das Thema selbst auf dem Herzen lag, schon berechtigt ...

hier und da liest man "besser als Dan Brown" oder "braucht keinen Vergleich scheuen". Solche Vergleiche will ich gar nicht erst bringen. Jedes Buch für sich ein eigenes Werk, und was dem einen gefällt, ist nichts für den anderen. Das mag jeder für sich entscheiden. Für mich jedenfalls war "Messias" hervorragende Unterhaltung mit vielen starken Momenten, aber auch einigen Schwächen.

Der Hauptcharakter ist leider ein Mensch, mit dem ich - ebenso wie auch in "die Dunklen" und "der Mann, der nichts vergessen konnte" nicht wirklich warm wurde. Zu fern wirkt er mir, zu fremd für mich in seinem Erleben und Fühlen, seine Handlungen für mich häufig nicht nachvollziehbar. Dafür die Nebencharaktere umso gelungener. Schon nach wenigen Zeilen mochte ich die schrägen Iren. Den Hahn, der allmorgendlich die Leute weckt. Die alte Dame, deren verstorbenem Gatten "ein Schaf in den Schoß fiel" und welche den Racheengel gesehen hatte. Die sanfte und selbstbewusste Anny, der ergebene, fleißige Kirchendiener Kevin, und vor allem die wunderbare Fiona. Allen voran jedoch natürlich der alte Seamus in all seiner "Wunderlichkeit" ...

sehr schön finde ich, wie die Grenze zwischen Wunder und Realität verwischt. Anfangs ist dem Leser nicht wirklich klar, was er glauben soll und was nun tatsächlich vorgefallen ist. Doch bald wird klar, was gespielt wird, und es bleibt die Frage nach dem "warum" und "wie". Bis diese jedoch beantwortet wird, vergehen einige Seiten, und manche Dialoge und Szenen ziehen sich leider auch recht in die Länge, ohne die Handlung voranzutreiben oder die Charaktere besser zu beleuchten. Ein wenig scheint es mir, als würde es immer mehr Mode, dass Autoren ihr für das Buch angeeignete Wissen auch einstreuen wollen, indem sie fachliche Vorträge einbinden, die für den Leser gar nicht so sehr von Bedeutung sind, die aber zeigen, dass der Autor sich mit dem Thema befasst hat. Bücher werden dicker, jedoch nicht zwangsläufig inhaltsreicher dadurch. Aber dicke Bücher verkaufen sich einfach besser ...

Toll finde ich die Locations. Man merkt, dass Isau schon in Irland war, und dass er vor allem reale Schauplätze vor Augen hatte, wenn er von den Pubs und Straßen des kleinen Dörfchens schreibt. Die Stimmung kommt sehr gut beim Leser an, als wäre er selbst dort gewesen.

Die Familiengeschichte der Whealans und McAteers ist sehr spannend Normalerweise mag ich Familienbande und Verstrickungen nicht, es dürfte bei Isau das erste Mal gewesen sein, dass die Vergangenheit einer Familie so mitreißend geschrieben war, dass sogar ich es mit Genuss gelesen habe.

Was das insgesamt sehr positive Bild dieses Romanes etwas geschmälert hat, war wieder einmal das Ende. Isau hat die D´Albis eingebracht, eine Figur aus seinem Roman "die Dunklen". Diesmal kein kleiner Nebenauftritt wie sonst immer, sondern sogar mehrere Seiten eine wichtige Schlüsselrolle zur Auflösung des Romanes. Für Fans von Isau sehr schön. Für Leute, die den Roman alleinstehend lesen jedoch sehr problematisch, da sie wohl nur sehr schwer nachvollziehen können, was auf diesen Seiten passiert ist und wie dies möglich war. Ich bin zumindest froh, dass ich den Roman zuvor gelesen hatte und wusste, worum es ging!

Und dann die "Auflösung" des Romanes. Es waren mir am Ende ein paar Wunder zuviel. Es gab Dinge, die nicht erklärt wurden (für die, die es gelesen haben: kann mir jemand den blühenden Baum oder die blutende Krone erklären?). Es gibt "reale" Wunder, es gibt inszenierte Wunder, ich möchte nicht vorweggreifen, aber meiner Ansicht nach waren es teilweise sehr seltsame Szenerien, und am Ende wurde es mir dann doch etwas zuviel. Fast so, als hätte der Autor nicht gewusst, wie er diese oder jene Situation retten soll, also flink ein Wunder aus dem Ärmel gezaubert. Natürlich war dies nicht der Fall, es passt alles perfekt ins Bild und steuerte von Anfang an darauf hin, schon der Prolog verkündete quasi das Ende des Romanes. Doch es war dann doch etwas sehr geballt.

Es ist sehr schwer, einen Roman zu schreiben, der sowohl reale Elemente wie auch Fantasy enthält, und Isau hat etwas vollbracht, das nur wenigen Autoren gelingt, nämlich beides zu verknüpfen. Er hat das Genre "Phantagon" erschaffen, und niemand beherrscht es so meisterhaft wie er. Da seien ihm ein paar Schwächen verziehen. Meine beiden Lieblingswerke "Kreis der Dämmerung" und "Tillmann Thaddäus Trutz" wird er wohl nicht mehr übertreffen können, aber wie gesagt, ich will nicht vergleichen. Für sich betrachtet ein prima Werk, das ich viel zu schnell verschlungen hatte ... mit nicht gerade geringen Schwächen, die man diesmal aufgrund der packenden Handlung und des spannenden Themas aber ausnahmsweise freundlich übersehen darf ...

Isau empfehle ich denjenigen Lesern, welche offen sind für Neues. Die bereit sind zu akzeptieren, dass unsere Welt nicht nur aus Schwarz und Weiß besteht, sondern dass die vielen Grautöne dazwischen unser Leben bestimmen. Die Dinge sind nicht immer so, wie sie scheinen. Und nur, wer bereit ist, sich auf die kleinen Wunder einzulassen, etwa zweigeschlechtliche Menschen, Personen mit Inselbegabungen oder besonderen Fähigkeiten der Sinneswahrnehmung, nur der wird Isau begreifen und genießen. All jenen, die das Träumen noch nicht verlernt haben, lege ich seine Bücher ans Herz.

Und Messias empfehle ich ganz besonders jenen, die noch an Wunder glauben. Oder aber, die erst recht nicht an Wunder glauben und sich bestätigt sehen wollen, dass es doch nur Show ist ;-)

SaschaSalamander 14.07.2010, 10.17 | (0/0) Kommentare | PL

Wieder ein Kirchenthriller

Nun lese ich also "Messias" von Isau und bin bisher sehr begeistert. Ich habe nicht zuviel erwartet, und nur vom Ende ist meine Meinung nun abhängig, aber momentan ist es einfach klasse!

Ein greller Lichtschein, und die Jesusfigur ist vom Kreuz in der kleinen irischen Kirche verschwunden. Dafür liegt ein Mann mit Stigmata und einer Dornenkrone auf dem Boden, der hebräisch spricht und sich Jeschua nennt. Ein Ermittler aus dem Vatikan wird angewiesen, diesen Vorfall zu prüfen. Handelt es sich um ein Wunder, oder sind geschickte Betrüger am Werk? Was hat es mit den Morden auf sich, die wie Gottesurteile aussehen? Wie ist es möglich, dass sich Hostien plötzlich in Fleischklumpen verwandeln?

Und mittendrin eine spannende Familiengeschichte mit schrulligen Charakteren. Wirklich prima, und es fällt mir schwer, das Buch zwischendurch beiseite zu legen. Wie gesagt, ich bin mehr als nur gespannt auf das Ende!

SaschaSalamander 08.07.2010, 20.02 | (0/0) Kommentare | PL

Der Herr der Finsternis

lukianenko_herrfinsternis_150_1.jpgSergej Lukianenko ist einer der Autoren, deren Name für mich ein Garant für Top Unterhaltung ist. Es gibt eben Schreiberlinge, bei denen es mir egal ist, ob ich nun einen Thriller, einen Sci-Fi, ein Kinderbuch oder etwas ganz anderes in die Finger bekomme. Eschbach, Isau, Hohlbein, auch Lukianenko, sie schreiben egal über was, es wird zu Gold. Und auch beim "Herr der Finsternis" war dies der Fall.

Typische Verlagspolitik: irgendein Buch des Autors wird zum internationalen Megaerfolg. Und dann beginnt man, nach und nach einen Titel nach dem anderen zu veröffentlichen, der davor geschrieben wurde. Und wie üblich sind manche  Leser enttäuscht und andere begeistert. Auch der Bestsellerautor Lukiausw darf sich dieses Schicksales erfreuen, worüber ich sehr froh bin :-)

Danka sitzt in seinem Zimmer, als er einen Lichtstrahl zum Bleiben auffordert und dieser sich in einen Sonnenkater verwandelt. Er führt ihn in eine andere Welt, deren Sonne verkauft wurde. Dort kämpfen Freiflieger gegen Flügelträger im ewigen Kampf um Licht und Dunkelheit, und Danka ist dazu ausersehen, diesen Krieg zu führen.

Ich bin begeistert. Und ein wenig ernüchtert. Wieder einmal hat mich ein Buch dieser Art begeistert. Hohlbeins Fantasywerke mit seiner Frau gemeinsam. Isaus Neschan. Endes unendliche Geschichte. Irgendwie sind sie alle gleich, und immer wieder lese ich sie gern. Es war einfach nichts Neues, die Handlung verlief sehr geradlinig und vorhersehbar, der "Endgegner" hat mich in keinster Weise überrascht. Der Schreibstil ist eher einfach, auch ein paar unangenehme Übersetzungsmängel haben sich eingeschlichen. Ich weiß gar nicht, was ich näher zu diesem Buch schreiben soll, denn es ist ein Buch, wie ich schon unzählige gelesen habe. Und auch die Elemente aus dem Weltengänger (ebenfalls Lukianenko) sind sehr deutlich.

Aber ich bin auf der anderen Seite auch begeistert. Denn ich muss fairerweise auch bedenken, dass es ein Jugendbuch ist, und kein Buch für 30jährige Bücherratten, die schon so viel gelesen haben, dass sie kaum noch etwas überraschen kann. Und auch mit der Wächter-Trilogie darf ich es stilistisch nicht vergleichen, da die Wächter einige Jahre später entstanden und der Autor inzwischen mehr Erfahrung und Stil hatte, wie man sehr deutlich spürt. Und der Vergleich mit dem Inhalt der Weltengänger ist ebenfalls ungerecht, da der Herr der Finsternis 11 Jahre später entstand und nicht der Herr der Finsternis an den Weltengänger erinnert, sondern umgekehrt.

Und ich stelle fest, dass ich nicht einmal über diesen Roman selbst schreibe momentan, sondern über andere Werke. Aber, wie gesagt: es fällt mir schwer, über dieses Buch zu schreiben, so gut es mir auch gefallen hat, so begeistert ich auch während des Lesens war. Doch ich kann eigentlich nur wiederholen, was ich zu zig anderen Büchern schon geschrieben habe:

sehr schöne Charaktere, die sich nachvollziehbar weiterentwickeln. Vor allem der Protagonist Danka und sein Schützling Len bieten eine hervorragende Identifikationsfigur für jugendliche Leser, die sich in dem mutigen Anführer oder dem ängstlichen Schüler wiederfinden können. Der Sonnenkater ist wunderbar beschrieben in seiner arroganten und doch liebenswerten Art. Auch die anderen Personen des Werkes gefallen mir sehr, auch wenn sie doch dezent im Hintergrund bleiben.

Die Handlung ist spannend, und ich habe das Buch in zwei Tagen durchgelesen. Ein absoluter Pageturner, obwohl ich doch "wusste" (recht gut vorhersehen konnte), was geschehen würde. Aber nichtsdestotrotz vermag Lukianenko sogar Erwachsene zu fesseln in der geheimnisvollen Welt ohne Licht.

Und wie für dieses Genre üblich, wird sehr viel in Bildern gesprochen und ein wenig moralisiert. Licht und Schatten stehen im immerwährenden Widerstreit, und doch gehören sie zusammen, kann eines nicht ohne das andere existieren, und die Grenzen zwischen Gut und Böse sind nicht klar definiert. Am Ende muss der Held über sich hinauswachsen und erkennen, dass auch er nicht zwangsläufig zu den Guten gehört, und diese Erkenntnis wird ihn je nach der darauffolgenden Entscheidung zum Untergang oder zum Sieg führen. Verrat, Freundschaft, Vertrauen, Angst, Überwindung, Mut und Stärke begleiten die Helden auf dem Weg bis zum erfolgreichen Ende, das natürlich dennoch einige Verluste verzeichnen muss. Manchmal war mir der moralische Zeigefinger fast ein wenig zu deutlich, aber ich denke, als Erwachsener achtet man eher darauf und liest viele Bücher auch mit pädagogischem Hintergedanken.

Also, kurz gesagt, ich habe das Buch fast nonstop verschlungen. Ich habe keine große Erkenntnis daraus gezogen, es hat mir nichts Neues gezeigt. Ein zweites Mal werde ich es wohl nicht lesen. Aber es hat mich grandios unterhalten und wird mir in sehr positiver Erinnerung bleiben, wenn ich herausragende Jugendfantasy empfehle.

SaschaSalamander 30.06.2010, 19.57 | (0/0) Kommentare | PL

OPUS ANIMA

Ich weiß gar nicht so recht, in welche Kategorie ich diesen Beitrag packen soll. Es ist keine Rezension. Aber auch nichts, das ich aktuell lese, eher nebenbei (ein Regelwerk bzw ein Fach liest man eben nicht, sondern holt sich Infos bei Bedarf). Es könnte auch passen in "rund um Bücher". Aber ich packe es mal in die Spieleecke, denn im Grunde ist es, Regelbuch hin oder her, kein Buch, sondern ein Spiel ;-)

Ich möchte hier gar nicht groß erzählen, was ein Rollenspiel ist, wie es funktioniert, denn für Außenseiter müsste ich hier sehr weit ausholen, und Insider würde ich damit langweilen. Aber vielleicht hat ja jemand schon von "DSA" (das schwarze Auge), "D&D" (Dungeons and Dragons), Vampire the Masquerade, Shadowrun gehört, das sind mit die bekanntesten Rollenspiele, aber es gibt noch unzählige Systeme mehr in allen Welten, Varianten, Spiele jeder Coleur.

Opus Anima ist nun sehr düster: die Menschheit hat in der Zukunft das Weltall erobert, doch bei einem schlimmen Krieg wurde die Welt Kurip-Aleph zerstört, die Schollen treiben nun umher, zusammengehalten von Stahlträgern, jeder Scholle eine eigene kleine Welt für sich. Aus dem Inneren des Planeten quillt Äther, welche ihn wie eine Hülle umgibt und für interessante Effekte und Physik im Spiel sorgt. Es wurde eine Menge Technik zerstört, Elektrizität funktioniert nicht mehr, und so gibt es hier viel Mechanik und Dampfkraft. Klassisches >Steampunk< - Rollenspiel. Das Besondere: hier gibt es keine Zwergen, Elfen, Trolle, Orks etc. Sondern hier gibt es Menschen (und ein paar wenige außerirdische bzw gentechnisch veränderte Rassen), die ihrer Seele beraubt wurden. Sie können nur überleben, weil sie von großen Entitäten / Gottheiten / Wesen Lebensenergie bekommen haben. Aber mit dieser zusammen leider auch den entsprechenden Makel der zuständigen Gottheit. Und hier ginge es nun zusehr ins Detail, das zu erklären. Um es kurz zu fassen:

die Charaktere, welche man spielt, haben den Großteil ihrer Seele verloren und wurden verschiedener Fähigkeiten beraubt, dies hin bis zu sehr drastischen, makabaren Dingen: es gibt etwa den "Gescheiterten", den "Ausgeweideten", den "Blinden", den "Vergessenen", den "Versehrten", den "Toten" und ähnlich bemitleidenswerte Kreaturen, die unter sehr starken Mängeln zu leiden haben, jedoch natürlich auch besondere Stärken haben. Keine übermenschlichen Fähigkeiten, eher besondere Wesenszüge und Stärken wie Zielstrebigkeit, Enthaltsamkeit oder derlei "normale" Dinge. Die Welt um sie herum kann verzerrt werden, was widerum zu faszinierenden Effekten und Spielmöglichkeiten führen kann und Spieler wie Spielwelt beeinflusst.

Es ist sehr düster, sehr makaber, und es ist auch gänzlich anders aufgebaut als viele der üblichen bekannten Rollenspiele, es lässt in seiner Physik, den Spielregeln, den Charakterbögen sehr viel mehr Freiräume. Manche Rollenspieler sehen dies als Manko, weil der Meister zuviele Freiheiten hat. Ich finde dies grandios, denn der Meister hat sehr viele Mglichkeiten, das Spiel zu gestalten, die Mitspieler zu überraschen. Ich mag keine endlosen Diskussionen um Regelwerk. Auch im realen Leben läuft nicht immer alles nach Plan, lässt sich nicht würfeln, und ich liebe diese Willkür, sie macht das straighte Spiel spannend und aufregend, man weiß nicht, was als nächstes kommt, erst recht in dieser schrägen Welt mit ihren ungewöhnlichen Charakteren und ihrer seltsamen Physik und den Verzerrungen der Realität!

Das Buch dazu, wow, einfach genial! Abgesehen davon, dass man nicht ständig neue Regelwerke der Version XY kaufen muss wie bei anderen Spielen (und Rollenspiel kann verdammt ins Geld gehen, das ist nicht mehr feierlich, wie da abgezockt wird), ist das Buch einfach traumhaft gestaltet. Im Internet gibt es kostenlos Charakterbögen zum Herunterladen (bei anderen Spielen sind solche Bögen sehr teuer, wenn man sie neu kauft), auch die komplette Anleitung gibt es gratis zum Download. Das Buch ist dennoch einen Kauf wert, denn es ist ein absoluter Hingucker im Regal. Die Bilder sind grandios, schwarz-weiß-Skizzen, die einen sehr guten Eindruck der Spielwelt vermitteln. Die Schrift verzerrt, um auch die Verzerrungen im Spiel ein wenig deutlicher aufzuzeigen. Wunderschönes Glanzpapier, das ich mich stellenweise kaum zu berühren getraue, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen, mehr ein Bildband denn ein Buch.

Abgesehen davon, dass die meisten Leute (zumindest die ich kenne) lieber ein Buch lesen als Zeilen auf dem Monitor, ist diese Ausgabe des Regelwerkes wunderschön. Ich könnte schwärmen, mit jeder Seite, die ich aufschlage mehr. Und es ist so schön beschreiben alles, dass man es nicht nur als Regelwerk sieht, sondern als Ausflug in eine fremde, unheimliche Welt voller Gefahren. Es ist kein Roman, aber es ist eine Auflistung spannender Besonderheiten in und um Kurip-Aleph, und alleine das Buch macht schon unglaublich Lust darauf, das Spiel selbst auszutesten und sofort loszulegen!

Besonders schön finde ich, wie sich kein gesamtes Bild zeigt, sondern sich die Welt erst nach und nach erschließt. Die meisten Rollenspiele sind "normales" Fantasy oder spannende aber bekannte Welten (Cyberpunk oder basierend auf klassischer Phantastik, typischen Vampirgeschichten). Dieses hier ist eine völlig neuartige Variante. Und aus einzelnen kleinen Bruchstücken, die erzählt werden, entwickelt sich nach und nach ein immer dichteres Bild von der kaputten Welt Kurip-Aleph. Keine Texte zum Drüberlesen, sondern hochwertige Schnipsel, die in Ruhe und Muse genossen werden müssen, um immer tiefer abzutauchen. Sosehr ich mir einen Film oder einen Roman wünsche, vermute ich doch, dass dies die Faszination von OPUS ANIMA zerstören würde.

Für Zartbesaitete ist OPUS ANIMA allerdings nicht geeignet. Man sollte schon einen kräftigen Magen, stramme Nerven und jede Menge Aufgeschlossenheit mit sich bringen, um mit diesem Spielsystem und vor allem in jener Welt zurechtzukommen. Nur für erfahrene Rollenspieler. Oder aber besonders geeignet (aufgrund des nur sehr geringen Regelwerkes) für Einsteiger, diese sollten aber extrem aufgeschlossen und experimentierfreudig sein. Dann kann man sie ohne jegliches Wissen um Welt, Regeln und Situation sofort auf den Planeten schmeißen.

Und auch ohne Rollenspiel ist das Buch auf jeden Fall einen Blick und für Fans des Genres auch einen Kauf wert!

Da ich hier ungern zig Bilder veröffentlichen möchte, die auf meiner Seite gar nicht zur Geltung kämen, hier der Link zu Opus Anima:

>Opus Anima< Regelwerk, Charakterbögen, Abenteuer, Galerie, Forum etc

SaschaSalamander 21.05.2010, 18.52 | (0/0) Kommentare | PL

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