SaschaSalamander

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Tag: Tip

Glennkill

CoverNachdem ich "Glennkill" zum letzten Mal zuklappte, war ich irgendwie enttäuscht: ich hätte gerne weitergelesen. Dieses Buch ist so fesselnd, dass mich nicht einmal das abgeschlossene Ende befriedigt. Ich hoffe, dass Leonie Swann bald weitere Bücher veröffentlichen wird. Vielleicht eine Fortsetzung, in der die Schafe endlich Europa sehen. Oder einen anderen Tierkrimi. Oder etwas ganz anderes. Ich mag ihren Stil, und die Leser in weiteren 11 Ländern sehen das genauso. 11 Länder, das ist für das Erstlingswerk einer 30jährigen Autorin nicht übel, finde ich.

Nachdem ihr Schäfer tot auf der Wiese gefunden wird, sind die Schafe erst einmal ratlos. Und dann entschließen sie sich, etwas zu tun. Der Mörder muss entlarvt werden! George, der tote Schäfer, hat ihnen regelmässig vorgelesen, unter anderem auch Krimis, deswegen wissen sie ungefähr, wie man so etwas angeht. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Hinweisen. Miss Maple, das klügste Schafe der Herde. Maude, ein Schaf mit besonders gutem Geruchssinn. Mopple, ein Widder mit phänomenalem Gedächtnis. Othello, der mutige Widder, der so stark ist, dass er sogar einen Hund besiegen konnte, und dessen Vergangenheit den anderen Schafen ein Rätsel ist. Außerdem all die anderen Schafe, die gesamte Herde, alle tragen sie ihren Teil dazu bei. Und als sie endlich den Fall geklärt haben, müssen sie den Menschen irgendwie verständlich machen, was sie herausgefunden haben. Aber wie sollen sie das anstellen?

Ach, der Roman war herrlich! Es müssen ja nicht immer Francis (A. Pirincci) oder Mrs Murphy (R. M. Brown) sein, auch Schafe sind intelligent. Nur wissen das die Menschen nicht, weil sie viel zu wenig auf die Schafe achten. Die Autorin vermenschlicht die Tiere nicht, lässt ihnen ihre Schafsnatur. Ich sehe die kleinen Wollkugeln regelrecht vor mir, das Buch ist sehr bildhaft. Die Sprache ist, da aus Sicht der Schafe, natürlich auch sehr einfach gehalten (schön finde ich, dass sie Worte verwendet, die auch tatsächlich im Sprachschatz von Schafen vorkommen könnten, so sie denn sprächen. Dinge der Menschen können sie nicht benennen, finden eigene Worte oder ziehen sich die Begriffe aus den belauschten Gesprächen der Menschen untereinander).

Häufig werden recht seltsame Begriffe verwendet, ungewöhnliche Vergleiche angestellt, falsch wirkende Worte zur Umschreibung der Szenen verwendet. In manchen Rezensionen beschwerten sich einige Leser darüber, weil sie es als schlechte Sprachfähigkeit der Autorin werten. Allerdings denke ich, dass diese Vergleiche und Unebenheiten aus Sicht der Schafe stimmig sind, weil sie andere Begriffe nicht kennen und die angewandten Worte das Erlebte treffend umschreiben. Wenn man das Buch laut liest, wirken die Worte, der Klang der Sätze sogar sehr lyrisch, sehr melodisch. Doch, ich bin sicher, die Autorin weiß sehr wohl mit der Sprache zu spielen, und jeder Stolperstein ist gewollt.

Schwarzer Humor kommt auch nicht zu kurz. Die Schafe betrachten das Geschehen aus ihrer eigenen Sicht, und das Verhalten der Menschen ist eben einfach unlogisch. Die Tiere gehen da wesentlich nüchterner vor, sie sorgen sich um die wirklich wesentlichen Dinge. Und oft missverstehen sie das, was sie beobachten. Der Leser begreift schnell, worum es geht, wenn von "Gras" die Rede ist, dass Georg versteckt haben muss. Aber die Schafe ziehen ihre eigenen Schlüsse. Auch das Wort "Fleisch" führt in mehrfacher Bedeutung zu köstlichen Ermittlungen in die falsche Richtung. Und auch Gott und sein Acker spielen eine wichtige Rolle bei der Aufklärung des Falles, schließlich wurde George mit einem Spaten ermordet, und das ist ein Hinweis auf den Acker, den er regelmässig pflügte. Und Gott hat die Schafe auch schon auf der Weide besucht. Die Korruption der Menschen, ihr geldgieriges und verschlagenes Verhalten, wirkt umso niederträchtiger, je naiver die Schafe es betrachten.

Schafe haben ihre eigene Philosophie und Mythologie. So wissen sie zum Beispiel, dass Menschen nur eine winzige Seele haben, denn die Seele sitzt im Geruchssinn, und Menschen haben nur einen sehr schlechten. Die Seele löst sich vom Körper, das haben sie von Beth (eine überzeugte Christin) erfahren. Verständlich, denn ein toter Körper beginnt zu stinken, das muss grauenvoll für die Seele sein. Später dann sind die Toten als Wolkenschafe im Himmel. Und dann gibt es da noch den Wolfsgeist, den eines der Lämmer nachts über der Leiche des Schäfers gesehen hatte. Welche Rolle spielt er in diesem Mordfall?

Ich könnte ewig so weiterschreiben, sosehr hat mich dieses Buch gefangengenommen! Empfehlen kann ich es fast jedem. "Glennkill" ist ein ungewöhnlicher Roman, der eine ziemlich breite Lesermasse (wenngleich eher weiblich, vermute ich) ansprechen wird. Krimi, schwarzer Humor, abstruse Gedanken, wollige liebenswerte Schafe, haarsträubende Schlussfolgerungen und am Ende Gerechtigkeit. Diesen Roman muss man einfach lieben!

SaschaSalamander 04.11.2005, 20.47 | (0/0) Kommentare | PL

Tintenblut

CoverNun habe ich auch "Tintenblut" zu Ende gelesen, die langerwartete Fortsetzung von >Tintenherz<. Nachdem ich es rechtzeitig in der Bücherei vorbestellt habe, war ich die erste Leserin, die es in der Hand halten durfte. Das ist immer wieder ein erhebendes Gefühl. Neue Bücher haben so einen Geruch, so einen Duft an den Blättern, das ist einfach etwas ganz Besonderes *smile* :-)

Was Spoiler betrifft: Die zu Anfang beschriebene Handlung lässt, wenn man den ersten Band nicht gelesen hat, keine Rückschlüsse auf das Ende von "Tintenherz" zu. Schriftsteller finden immer einen Weg, eine Handlung auf die eine oder andere Weise in die Wege zu leiten.

In diesem Band macht sich Meggie auf, die Tintenwelt selbständig zu erkunden. Wenn es möglich ist, Charaktere aus dem Buch herauszulesen, dann ist es bestimmt auch möglich, sich in das Buch hineinzulesen! Sie wollte schon immer sehen, wovon ihre Mutter ihr so oft erzählt hat. Gemeinsam mit Farid macht sie sich dort auf die Suche nach Staubfinger, um ihn vor Basta zu warnen. Und wie es scheint, sind nicht alle Bösewichte des ersten Bandes vernichtet, und diese zwingen nach Meggies Verschwinden Mo in die Tintenwelt, wo ihm seine Strafe zuteil werden soll. Resa (Meggies Mutter) klammert sich an Mo und wird ebenfalls in die Welt der Feen und Zauberwesen gezogen.

Bald trifft Meggie auf Fenoglio, den Autor des Buches, der dort weilt. Der alte Mann versteht sich bestens mit dem fahrenden Volk und erfindet Räuberballaden vom Eichelhäher, einer Art Robin Hood, welche ihm die Gaukler gerne abnehmen. Doch die Geschichte des Buches "Tintenherz" entgleitet Fenoglio, sie nimmt ihre eigene böse Wendung. Gute sterben, Böse reißen die Macht an sich, und dem Volk geht es schlecht. Und dann taucht plötzlich der Eichelhäher auf, den es dort eigentlich gar nicht geben sollte.

Mir hat "Tintenblut" weit besser gefallen als "Tintenherz". Während der erste Band stellenweise etwas langgezogen auf mich wirkte, war dieser Teil von der ersten bis zur letzten Seite fesselnd. Gerne hätte ich ihn nur quergelesen, weil ich keine Zeit dafür hatte und die Abgabe in der Bücherei bevorstand, aber es war mir nicht möglich. Zu schön, wie Cornelia Funke hier mit Worten spielt und die Charaktere durch die Handlung führt, ich konnte mich kaum eine Minute losreißen.

Die Handlung ist wesentlich logischer und besser aufgebaut. Das mag allerdings auch daran liegen, dass Cornelia Funke im ersten Band etwas gewagt hat, das nicht allzu viele Autoren wagen: sie hat Figuren einer anderen Welt in unsere gebracht. Das ergibt natürlich manchmal einige Ungereimtheiten. So erscheint es etwa unlogisch, wie sich die Polizei so in die Enge treiben lässt, anstatt große Geschütze aufzufahren. Die gesamte Situation mit Capricorn und dem Dorf inmitten einer abgelegenen Landschaft erscheint nicht nur mir, sondern auch vielen anderen Lesern, mit denen ich mich austauschte, als ziemlich ungewöhnlich und unlogisch. Aber das muss man bei diesem Buch eben in Kauf nehmen, anders wäre es kaum möglich gewesen. Bundeswehr und Kriminalpolizei haben in "Tintenherz" einfach nichts verloren, auch wenn es (wie auch andere Szenen des Buches) unlogisch ist.

In "Tintenblut" dagegen kommen Charaktere aus unserer Welt in eine fremde. Es ist für einen Autor ebenso anstrengend, wenn auch auf andere Weise: es gilt nicht zu überlegen, wie fremde Menschen wohl in unserer Welt leben könnten. Dafür muss genau dargestellt werden, wie diese andere Welt aussieht, es muss quasi ein neues Universum erschaffen werden. Und das ist ihr im zweiten Band wirklich gelungen. Die Figuren wirken sehr realistisch und gut durchdacht, zum Greifen nah. Besonders gut finde ich, dass Fenoglio und einige andere von den klaren gut - böse - Rollen abweichen und eigene Wege gehen, ihr schlechtes Verhalten durch gutes Wollen rechtfertigen. Sie sind schwer einzuschätzen und bleiben für den Leser immer spannend.

Ich fand die Handlungen der einzelnen Hauptpersonen dieses Mal weitaus besser nachvollziehbar und habe richtig mitgelitten. Jetzt, nachdem der zweite Teil erschienen ist, halte ich den Hype um dieses Buch für gerechtfertigt. Allerdings sollte man den ersten Teil auf jeden Fall vorher gelesen habe, er gehört für das Verständnis des folgenden Bandes dazu und ist (fast) genauso unterhaltend wie die Fortsetzung.

SaschaSalamander 31.10.2005, 10.07 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL

Bin mittendrin im schaurigen Mordfall

Derzeit lese ich Glennkill, und ich kann es nur schwer aus der Hand legen. Es ist ein ungewöhnlicher Krimi, das muss ich zugeben. Dass Katzen, denen soviel Intelligenz nachgesagt wird, hier und da in der Literatur einmal einen Fall lösen, mag ja vorkommen, aber Schafe? Trotzdem, ich bin begeistert! Vom Schreibstil, vom Inhalt, von der Betrachtungsweise der Schafe auf das menschliche Geschehen. Und während ich hier eigentlich nur schreiben möchte, dass ich schon gespannt auf den Täter bin (die Autorin scheint den Leser absichtlich in die Irre führen zu wollen, aber das werde ich am Ende sehen), bin ich schon fast dabei, hier eine Rezension zu tippen, so toll finde ich das Buch! Ich bin sicher, dass Krimifreunde, Anhänger des schwarzen Humors, Liebhaber knuddliger Schafe alle auf ihre eigene Weise befriedigt werden, so widersprüchlich knuddlige Schafe und schwarzer Humor auch klingen mögen! (Mist, das wollte ich mir doch für die Rezension aufheben *seufz*)

SaschaSalamander 30.10.2005, 16.37 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Confidential Confessions

Da ich selten ein einziges Buch lese, liegen derzeit neben "Tintenblut" die Mangas "Confidential Confession" von Reiko Momochi bereit. Jeder Band enthält eine oder mehrere abgeschlossene Kurzgeschichten, die unabhängig voneinander gelesen werden können. Die Geschichten handeln von den Problemen Jugendlicher mit ihrer Umwelt und den daraus resultierenden Folgen. Die Themen drehen sich um Selbstmord, Aids, Drogen, Vergewaltigung, Misshandlung, Zivilcourage, Mobbing, Gewalt.

So handelt etwa eine Geschichte von einem Mädchen, das an Selbstmord denkt und verschiedene Wege sucht, diesen tatsächlich zu realisieren. Als ihre Freundin sich dann wirklich umbringt, beginnt sie das Thema auf eine neue Weise zu betrachten. In einer anderen Erzählung wird beschrieben, wie ein Sportlehrer die Mädchen seiner Schule sexuell belästigt. Da sein Urteil ausschlaggebend für den Erfolg an dieser Sportschule ist, traut sich keine der Betroffenen gegen ihn vorzugehen. Als eine Schülerin gegen ihn aufbegehrt, wird sie vom Sportlehrer herabgestuft, die anderen Lehrer glauben ihr nicht, die Schülerinnen stellen sich gegen sie und wollen sie dazu bewegen, ihre Aussage zurückzunehmen. In einer weiteren Episode wird ein Mädchen bei einer Vergewaltigung mit Aids angesteckt und hat nun mit den Reaktionen ihrer Umwelt zu kämpfen.

Da sich die Kurzgeschichten an Jugendliche richten, mag es im ersten Moment klingen, als wäre es im Bravo-Niveau gehalten und billig aufgezogen. Allerdings war ich bereits nach der ersten Geschichte begeistert. Wobei, begeistert ist das falsche Wort. "Betroffen" ist wohl der bessere Ausdruck dafür. Sehr nachvollziehbar und sensibel schildert die Autorin das Leid der Jugendlichen. Manchmal mit Happy End, manchmal mit einem tragischen Ausgang. Die Handlung gleitet niemals ins Kitschige und bleibt realistisch. Am Ende jeden Bandes gibt es einige zusätzlichen Seiten, auf denen Hintergrund- informationen zu den entsprechenden Themen zu finden sind. Selbsthilfegruppen, Merkmale (etwa der Drogenabhängigkeit oder der Selbstmordgedanken), häufig gestellte Fragen, Anschriften wo man Hilfe finden kann. Da der Manga natürlich aus Japan stammt, wurden die Informationen für Deutschland angepasst.

CoverIch finde es gut, Jugendlichen solche Themen auf diese Weise nahezubringen. Sie ernstzunehmen, nichts zu beschönigen, aber gleichzeitig Hilfe anzubieten und Möglichkeiten aus dem Teufelskreis heraus aufzuzeigen. Für Erwachsene ist der Manga auch sehr gut zu lesen. Als Mitarbeiter im Sozialen Bereich mit Jugendlichen halte ich es sogar für sinnvoll, ihn in die Arbeit einzubeziehen und als Diskussionsgrundlage zu verwenden. Es müssen nicht immer Bücher wie die "Kinder vom Bahnhof Zoo" sein, inzwischen gibt es eine größere Auswahl ;-)

SaschaSalamander 24.10.2005, 15.17 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL

Charlie und die Schokoladenfabrik

Gestern war ich mit Tsuzuki im Kino. In einem Film, in den weder sie noch ich zu Hause jemanden fanden, der gerne mitgegangen wäre. Die meisten halten so etwas doch für "Kinderkram". Sie wollte ihn gerne sehen wegen ihrem Lieblingsschauspieler Johnny Depp, und ich liebe die Bücher von Roald Dahl. Sowohl seine bissigen Kurzgeschichten für Erwachsene wie auch seine liebenswerten Kinderbücher (Hexen hexen, James und der Riesenpfirsich, Mathilda). "Charlie und die Schokoladenfabrik" habe ich noch nicht gelesen, und so war ich unglaublich gespannt, auf welche abstrusen Ideen und herrlich verrückten Wendungen der Autor kam. Dass ich das Buch später definitiv lesen werde, steht außer Frage ;-)

Willy Wonka ist Chocolatiér, er besitzt die größte Firma der Welt, fünfmal größer als die nach ihm größte Fabrik. Er ist so berühmt, dass er sogar dem König in Indien einen Palast aus Schokolade bauen sollte, aber das ist ein anderes Thema ...
Aber seit 15 Jahren ist Willy Wonka von der Bildfläche verschwunden. Die Mitarbeiter entlassen, die Fabrik steht still. Seit einiger Zeit rauchen die Schlote erneut, und doch ist kein Mensch zu sehen, der die Fabrik betritt oder verlässt. Und dann die große Überraschung: Willy Wonka steckt fünf goldene Tickets in seine Schokoladentafeln. Das Kind, das solch ein Ticket findet, darf einen Tag seine Fabrik besichtigen. Und eines von ihnen gewinnt einen Preis, so groß, dass sich das keiner vorstellen kann!

Charlie lebt mit seinen Eltern und Großeltern in ärmlichsten Verhältnissen. Und nur einmal im Jahr bekommt er eine Tafel Schokolade geschenkt, nämlich an seinem Geburtstag. Trotzdem gibt er die Hoffnung nicht auf, Gewinner eines solchen goldenen Tickets zu sein. Und wie der Titel verrät, gehört er natürlich zu den Gewinnern, darf Willy Wonka persönlich kennenlernen und seine Fabrik besichtigen.

Tja, und was Charlie in der Fabrik so alles zu sehen bekommt, und wie ein Kind nach dem anderen die verrücktesten "Unfälle" erlebt, das werde ich nicht mehr verraten. Aber ich bin erfreut, dass es so typisch für Roald Dahl war. Niemand sonst wäre auf solche abgefahrenen Ideen gekommen als nur er. Und auch Willy Wonkas Reaktion ist einfach köstlich! Bei solch überzeichneten Charakteren ist ein bisschen diebische Schadenfreude schon erlaubt, wenn die Rotzbälger endlich das bekommen, was ihnen zusteht ;-)

Der Film ist bonbonbunt, alles glänzt in buntesten und strahlendsten Farben. Die Charaktere und Situationen sind allesamt überzeichnet. Der schweinsgesichtige Dicke, der unsoziale Computerfreak, die kaugummikauende Siegerin, das verwöhnte Balg. Und unser bescheidener, verträumter Charlie. Willy Wonka ist scheinbar komplett durchgeknallt. Johnny Depp ist eine Traumbesetzung für den wahnsinnigen Fabrikbesitzer: exzentrisch, selbstverliebt, weltfremd, beängstigend, nicht greifbar. Mit einer Mimik, die einzigartig ist. Und Willy Wonkas Vater, ein Zahnarzt, wird dargestellt von dem Mann, den niemand sich als Zahnarzt wünscht: Christopher Lee! ;-)

Kaum jemand hätte es so gut umsetzen können wie Tim Burton, einer meiner Favourites. "Nightmare before Christmas", "Edward mit den Scherenhänden", "Sleepy Hollow", "Big Fish", "Mars Attacks", "Beetlejuice", "Batman" und viele andere Filme, von denen mir einer besser gefällt als der andere, herrlich verquer. Er hat die Fähigkeit, die Dinge so wundervoll in Szene zu setzen, einen ganz markanten Stil, den man fast immer sofort erkennt.

Filmrezensionen fallen mir meist schwerer als Bücher. Mehr als "der Film ist toll, deswegen müsst Ihr ihn Euch ansehen" fällt mir nicht ein. Deswegen noch knapp zum Abschluss: verrückte Charaktere, genial besetzte Rollen, eine detailverliebte Kulisse, tolle Schauspieler, großartiger Produzent, komplett abgedrehte Handlung und ein Meister des schwarzen Humors bot die Grundvorlage. Wer schräge und ungewöhnliche Werke mag, wird "Charlie und die Schokoladenfabrik lieben".


SaschaSalamander 19.10.2005, 09.54 | (0/0) Kommentare | PL

Elf Minuten

Cover

Paulo Coelho schreibt Bücher, die bewegen und im Gedächnis bleiben. Es fällt schwer, seine Bücher zu beschreiben, man muss sie einfach erleben und fühlen. Man kann sie nicht einfach schnell zwischendurch überfliegen, sie fordern die ihnen zustehende Aufmerksamkeit bereits nach wenigen Seiten von selbst ein. Anschließend werden sie nicht einfach beiseite gelegt, bevor man zum nächsten Roman greift. Es braucht Zeit, sie zu verarbeiten. Es ist schon einige Wochen her, dass ich "11 Minuten" gelesen habe, und noch immer trage ich Tonfall, Inhalt und Aussage in mir.


In dem Buch "Veronika beschließt zu sterben" sprach er über das Tabuthema Selbstmord und psychische Erkrankung, und es gelang ihm, die Geschichte sensibel und mitreißend zu erzählen. Das Buch "11 Minuten" greift ein weiteres Thema auf, an das sich nicht viele Autoren heranwagen, zumindest nicht in dieser Form: Sexualität. Genauer gesagt, die Heiligkeit des Sexuellen.

Die junge Brasilianerin Maria träumt von der großen Liebe. Sie erfährt sehr schnell, dass man sich die passende Gelegenheit nicht entgehen lassen darf. Also sagt sie spontan zu, als ein Mann anbietet, ihr in der Schweiz Arbeit zu verschaffen. Sie arbeitet nun als Animierdame in einem Club, fühlt sich einsam und ist beschämt. Aber sie will nicht aufgeben. Anstatt einfach nach Hause zu fahren, lernt sie die fremde Sprache, bildet sich in der Bibliothek fort und träumt davon, eine Farm in ihrer Heimat zu eröffnen. Sie beginnt als Prostituierte zu arbeiten. Es gelingt ihr, Herz und Seele bei der Arbeit zu bedecken, und schnell gewinnt sie viele Stammkunden. Denn sie interessiert sich vor allem für die psychologische Seite der Prostitution und holt sich viele Anregungen in der Bibliothek und aus ihrer Erfahrung. Sie ist den Männern Femme Fatale, Geliebte, Hure, Mutter, Zuhörerin, Therapeutin. Ihre Kolleginnen sehen das gar nicht gerne.

Eines Tages begegnet ihr in einem Café ein Maler, der sie portraitieren möchte. Er habe ihr inneres Leuchten gesehen und ist nun fasziniert. Maria ist anfangs wenig von ihm angetan, doch die beiden kommen sich immer näher. Sie nahm sich vor, sich nicht zu verlieben, aber Liebe fragt nicht um Erlaubnis. Und bald hat sie genügend Geld angespart, wieder nach Hause zu fahren ...

In diesem Buch ist Sex etwas völlig Selbstverständliches. Maria erkundet Themen wie die Selbstbefriedigung, Lust am Schmerz, die Bedeutung der 11 Minuten eines Aktes, die Trennung von Liebe und Körper sowie viele weitere. Viele Männer lehrten sie, ihre Seele abzuschotten, ein Mann lehrt sie die Liebe und das körperliche Begehren des Herzens. Der Blick des Lesers wird auf das Thema Sexualität gelenkt, wie er es vermutlich noch niemals zuvor betrachtet hat. Das Buch ist sinnlich, erotisch, erschreckend, auch für den Leser eine Erkenntnis. Man ertappt sich, ebenso wie Maria in verschiedene "Fallen" zu gehen, bis die eigentliche Bedeutung und Wahrhaftigkeit der Liebe erkannt wird.

Der Erzählstil gefällt mir sehr gut: die Passagen aus Marias Tagebuch sind sehr gut geeignet, die Entwicklung der jungen Frau zu beschreiben. Anfangs noch sehr naiv und unreif, mit kindlichen Einstellungen und Zielen. Sie wächst heran zu einer selbstbewussten, reifen, intelligenten Frau, die stolz und aufrecht auf das zurückblicken kann, was sie erreicht hat. Auf der Suche nach der romantischen Liebe vom Ritter auf dem weißen Pferd findet sie über Prostitution und Selbstaufgabe den Weg zu ihrer eigenen Unschuld, Reinheit und Jungfräulichkeit.

SaschaSalamander 17.10.2005, 15.57 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Tintenherz

Cover
Cornelia Funke wurde für eine gewisse Zeit als Schriftstellerin angepriesen, mit der man sich das Warten auf den nächsten Harry Potter verkürzen könne. Abgesehen davon, dass ich solche Vergleiche nicht mag und einzelne Werke ungerne mit anderen Bestsellern als Maßstab beurteile, war ich doch neugierig. Der Herr der Diebe hatte mir damals sehr gefallen. Also griff ich gerne zu, als ich vor Kurzem den hochgelobten Bestseller "Tintenherz" von ihr im Regal entdeckte.



Vielleicht waren meine Erwartungen nach all den vielen Lobreden zu hoch, aber ich war am Ende etwas enttäuscht. Die Handlung an sich ist großartig und bietet sehr viel Potenzial:

Ein geheimnisvoller Fremder taucht eines nachts am Fenster der jungen Meggie auf. Sie holt ihren Vater, der Staubfinger - wie er den Eindringling nennt - zu kennen scheint. Am nächsten Morgen brechen die drei ohne besondere Vorbereitungen sofort ab, Tante Elinor besuchen. Meggies Vater Ausschnitt Coverscheint ein wertvolles Buch bei ihr zu verstecken. Und noch bevor Meggie herausfinden kann, warum ihr Vater ihr niemals vorliest, was es mit seinem Spitznamen Zauberzunge auf sich hat und warum dieses unscheinbare Buch so wertvoll ist, wird ihr Vater mitsamt dem Buch von Capricorns Männern entführt.


Meggie, Elinor und Staubfinger folgen Capricorns Handlangern in ein abgelegenes Bergdorf, und hier beginnt das eigentliche Abenteuer. Ein Geheimnis nach dem anderen wird gelüftet, und immer neue Schwierigkeiten tun sich vor dem jungen Ausschnitt CoverMädchen auf. Wem kann sie noch trauen? Wird es ihr gelingen, das Schicksal, welches Capricorn für sie alle vorgesehen hat, abzuwenden? Ihr Gegner ist ein Bösewicht, wie nur ein fantasievoller Autor ihn in liebevoller Feinarbeit erschaffen kann, sein Herz so böse und schwarz wie die schwärzeste Tinte ...


Die Grundidee der Geschichte ist wirklich großartig, und ich habe sie in noch nicht allzu vielen Büchern gefunden (zugegeben, ich kann mich derzeit an keine erinnern, obwohl die Idee wirklich naheliegend ist). Außerdem ist die Geschichte in kindgerechtem Ton erzählt, Kinder bis hin zur Schwelle Jugendliche können sich bestimmt gut mit den Hauptfiguren identifizieren und mitfiebern, die grausamen Szenen sind kindgerecht verarbeitet und nachvollziehbar, moralische Werte werden liebevoll eingebunden.

Ausschnitt Cover Was ich weniger angenehm finde, ist die langatmige Erzählweise. Es stört mich nicht, dass der Erzählton ein ruhiger ist, im Gegenteil. Ich freue mich, wenn spannende Bücher ohne Verfolgungsjagden, wilde Kämpfe und atemberaubende Rettungen in letzter Sekunde auskommen. Doch die Geschichte ließe sich in etwa der Hälfte der Buchdicke ebenso gut erzählen. Manche Kapitel wirken wie unnutze Füllsel, auf die man gut verzichten könnte. Als die eigentliche Handlung nach einem knappen Drittel begann, habe ich viele Seiten nur noch quergelesen und das Tempo erst an handlungsrelevanten Punkten verlangsamt. Eigentlich sehr schade, denn ich mag den ruhigen, erzählerischen Stil der Autorin.

Ausschnitt Cover Cornelia Funke schreibt Kinderbücher, die ich als Kind gerne gelesen hätte. Ebenso wie Astrid Lindgren, Erich Kästner, Ottfried Preußler, Michael Ende und viele andere Lieblingsautoren meiner Kindheit nimmt sie die Sorgen und Ängste der Kinder ernst. Sie möchte sie nicht verhätscheln und vor allem Leid bewahren, sondern sieht in ihnen selbständige, selbstbewusste kleine Menschen in einer Welt von Erwachsenen, fähig zu eigenen Entscheidungen, mit festem Willen und voller Stolz. Sie versteht es, Kindern Mut zu machen, sie zu neuem Denken und vor allem zum Träumen anzuregen. Ich bin sicher, viele Kinder sitzen nach Lektüre dieses Buches in ihren Kinderzimmern und versuchen sich an dem geheimnisvollen Zauber, der Zauberzunge und Meggie innewohnt ;-)

SaschaSalamander 27.09.2005, 08.34 | (4/4) Kommentare (RSS) | PL

Shall we dance

CoverBei Asiafilmen denken die meisten Zuschauer vor allem an Martial-Arts Techniken (Tiger and Dragon, Hero) oder Horror wie (The Ring, The Grudge, Dark Water). Inzwischen gibt es aber immer mehr Filme, die Anklang beim westlichen Publikum finden. Vor einiger Zeit war bei uns der Film "darf ich bitten" mit Richard Gere" in den deutschen Kinos zu sehen. Das Original hierzu stammt aus Japan und heiß eigentlich "Shall we dance".

Shohei Sugiyama ist Büroarbeiter, er hat eine kleine Familie und ein eigenes Haus. Eigentlich müsste er zufrieden sein. Jeden Tag, wenn er mit der Bahn nach Hause fährt, sieht er eine hübsche Frau am Fenster einer Tanzschule stehen, sie beschäftigt ihn. Um sie näher kennenzulernen, meldet er sich für einen Kurs an. Seine Frau weiß nichts davon, doch wenn er nach Hause kommt, scheint er sehr zufrieden, an seinem Hemd ist der Geruch nach fremdem Parfum. Sie engagiert einen Privatdetektiv, der ihn beschatten soll.

Es ist vorab anzumerken, dass der Gesellschaftstanz in Japan anders angesehen wird als bei uns. Dort ist es unschicklich, wenn Mann und Frau sich in der Öffentlichkeit so eng umschlingen, sich miteinander bewegen. Sogar bei Ehepaaren gilt es als ungehörig. Dies ist auch der Grund, weshalb Sugiyama seiner Frau diese Leidenschaft verschweigt.

"Shall we dance" ist eine Komödie, die mir einen gemütlichen Nachmittag zu zweit beschert hat. Nicht zu oberflächlich, ohne Schnulz und Kitsch, aber dennoch amüsant und gut verdaulich. Da es auch viele längere und aussagekräftigen Szenen ohne Dialoge gibt, kann der Zuschauer selbst interpretieren, wodurch der Film an Tiefe und Inhalt gewinnt. Es gibt außerdem einige komischen Nebencharaktere, die vor allem im Bildhintergrund für ein herzhaftes Lachen sorgen. "Beschwingt" trifft die Grundstimmung sehr gut, jedoch erfreulicherweise ohne den typischen amerikanischen Style. Die Schauspieler glänzen nicht wie Richard Gere oder Jennifer Lopez mit ihrem Aussehen, sondern durch menschliche Wärme und Natürlichkeit.

Das Remake habe ich noch nicht gesehen, werde es mir aber die nächsten Tage in den DVD-Player legen. Ich bin gespannt, ob der Film wie viele anderen Remakes 1:1 übernommen wurde oder es einige Abwandlungen gibt. Aber nach diesem schönen Original wird Richard es bei mir als Fan des Asia-Filmes schwer haben ;-)

SaschaSalamander 23.09.2005, 09.17 | (0/0) Kommentare | PL

Gevatter Tod

Pratchett. Meister des Funny Fantasy. Es gibt einige Ausnahmen in seinen Büchern, aber meist kann ich nicht genug von ihm bekommen. Das Buch, das mich damals so richtig von ihm überzeugt hatte, war "Mort". "Mort" ist die Comicvariante des Buches "Gevatter Tod". Gespannt, wie das Buch dazu sei, las ich es und war begeistert. Manche Dialoge kann ich fast auswendig, so genial sind sie. Deswegen war ich auch gespannt auf das Hörspiel. Es interessierte mich vor allem, wie stark gekürzt wurde (ob meine Lieblingspassagen enthalten sein würden?), wie man es als Hörspiel umgesetzt hatte, wie der Tod klingen würde.

Mort findet keine Arbeit, niemand will den ungeschickten Träumer einstellen. Doch dann erscheint TOD und sucht einen Lehrling. Mort lernt viel von seinem Meister. Und bald ist er soweit, auch ohne dessen Begleitung seine Aufgaben zu erfüllen. Während Mort seine Aufgabe vermasselt, genießt TOD seine freie Zeit und vergisst seine Pflichten. Die Scheibenwelt gerät in große Gefahr, und nur ein wirklich mächtiger Magier kann helfen ... aber der hat andere Pläne.

Doch. Das Hörspiel hat mir sehr gefallen. Dass natürlich auch manche meiner Lieblingsdialoge geschnitten wurden (klar, ein ganzes Buch auf zwei CDs geht kaum) hatte ich erwartet, und es war okay. Der Schnitt wurde gut angesetzt. Die Sprecher wechseln sich als Erzähler ab, oft nach nur ein oder zwei Sätzen, was äußerst ungewohnt ist aber super zu dem Buch passt. Es wurden sogar eigene Songs komponiert! Das Eingangslied des Todes gefällt mir recht gut, auch die anderen sind nicht übel in Rhythmus und Melodie. Allerdings stört mich der Text stellenweise etwas dabei, es erinnerte mich vom platten Niveau her irgendwie an den Disney "Hercules".

Anfangs empfand ich Peer Augustinskis (Synchro Robin Williams und Dschinn aus Aladdin) Stimme als unpassend für den Tod, denn sie hat einen hellen Ton, der wenig eindrucksvoll oder gar WIE GROSSBUCHSTABEN (so spricht der Tod in Pratchetts Büchern) klingt. Aber die Dramaturgen haben da tolle Arbeit geleistet und die Stimme mit einer zweiten, nämlich seiner eigenen und tiefer gemixten Stimme, unterlegt. Und das wirkt dann doch sehr gewichtig und geheimnisvoll.

Zwei CDs, während der Hausarbeit gehört. Das dritte Mal, dass ich mir "Gevatter Tod" zu Gemüte geführt habe. Es ist und bleibt mein bisheriges Lieblingsbuch von Terry :-)
Und weil ich die Zeichnungen immer so toll finde, hier das geniale Buchcover dazu, wegen der vielen Einzelheiten etwas größer als meist in diesem Blog üblich.




SaschaSalamander 16.09.2005, 13.23 | (0/0) Kommentare | PL

Die unsichtbare Pyramide

Die unsichtbare Pyramide. Ein Buch, das mir dicker scheint als die anderen Werke von Isau, die ich bisher gelesen habe. Als ich mir dann die Inhaltsangabe durchlas und im Buch blätterte, sah ich auch den Grund dafür: Eigentlich sind es drei Geschichten, die sich erst gegen Ende der Handlung zu einer einzigen zusammenfügen. Und weil das Buch nicht nur dick, sondern auch wirklich beeindruckend ist, wird diese Rezension wieder etwas länger ;-)

Das Universum wurde gespalten in drei Teile. Nun besteht das Triversum aus der (uns bekannte) Erde, Trimundus (welches an alte keltische Dörfer erinnert) und Anx (vergleichbar einem hochmodernen Ägypten). Als die Wellen der drei Welten sich gegenseitig berühren, kommt ein Kind auf die Welt, das über besondere Fähigkeiten verfügt. Und weil die Geburt an einem heiligen Ort stattfand, wird dieses Kind auch in den anderen beiden Welten geboren. Das Triversum droht zu zerbrechen, dunkle Mächte wollen die Macht an sich reißen. Nur diese drei Kinder haben die Möglichkeit, mit ihren gemeinsamen Kräften die Welt(en) zu retten.

Francesco wird von einem Franziskaner-Pater im Klostergarten gefunden und im Orden der Brüder aufgezogen. Er lebt im Glauben an Gott und die heilige Kirche, doch bald kommen erste Zweifel. Als ein Stigma auf seiner Wange auftaucht, beginnt er die seltsamen Kräfte in sich zu spüren. Doch noch kann er sie nicht kontrollieren, er ist zerrissen zwischen der Kirche und seinen neuen Erkenntnissen. Er verliebt sich in ein Mädchen, das sich als seine Nichte herausstellt. Gemeinsam mit seinem leiblichen Bruder macht er sich auf, das Geheimnis der drei Welten zu lüften.

Trevir wird von einem Bauern bei der heiligen Quelle im Feenwald gefunden. Schwarze Reiter dringen in das Dorf und suchen nach dem Feenkind, können es jedoch nicht finden. Die Brüder eines geheimen Ordens finden das gesuchte Kind der Prophezeiung und ziehen ihn bei sich im Orden auf. Trevir glaubt an Feen, Götter und Magie, er lernt seine Kräfte bald zu kontrollieren und einzusetzen. Er verliebt sich in ein Mädchen, das den Mannen seines erbitterten Feindes dienst. Er kann sie befreien, und gemeinsam machen sie sich auf, gegen den dunklen Herrscher zu kämpfen, der Trimundus zerstören will.

Topra ist das uneheliche Kind des Pharaos und seiner Konkubine. Er wird ausgesetzt und von einem Seemann auf dessen Schiff gefunden. Er wächst auf dem Meer auf und entdeckt bald seine wundersamen Kräfte. Unterwegs in vielen Ländern, muss er seine Kräfte unterdrücken, um als Fremder kein Aufsehen zu erregen. Doch bald lernt er die Kräfte zu kontrollieren. Er verliebt sich in die Braut des Prinzen. Er kann sie befreien, und gemeinsam machen sie sich auf, den Pharao zu töten, der das Volk unterdrückt.

Drei Geschichten, die sich ähneln. Ich finde es eine faszinierende Idee, eine Grundidee zu nehmen und auf dieser drei Lebensläufe zu weben, die sich in fast allen Punkten ähneln, aber dennoch verschieden genug sind, eine eigene, für sich spannende Geschichte zu bilden. Der Leser wird nicht durch drei gleichartige Erzählungen gelangweilt, sondern kann geschickt die unterschiedlichen Erkenntnisse der drei Jungen vergleichen und seine eigenen Schlüsse ziehen. Alle drei verfügen über die gleichen Gaben, wenden sie jedoch auf unterschiedlichste Weise an. Auch die Weltbilder und die Theorie über die in Trimundus wirkende Energie, genannt "Wellen" ist spannend: Es klingt wie drei verschiedene Ansätze, bei genauem Betrachten allerdings erkennt man, dass es lediglich drei verschiedene Erklärungsmodelle ein und desselben Sachverhaltes sind. Wirklich geschickt, wie Isau auf diese Weise drei scheinbar unabhängige Geschichten webt, ...

Und was mich besonders freute: Der Hauptcharakter meines Lieblingsbuches von Isau, "Der Kreis der Dämmerung", taucht ebenfalls auf. Eine nur kleine Szene, die jedoch bei Fans einen großen "Aha"-Effekt zurücklassen wird. Ich mag es, wenn Autoren kleine "Bonbons" in ihren Geschichten verstecken ;-)

Anfangs fand ich das Buch wirklich ... gewöhnungsbedürftig. Andreas hat es im Kommentar vor einiger Zeit wirklich treffend formuliert. Gewöhnungsbedürftig. Die anfangs kurzen, später immer seltener werdenden Sprünge zwischen den drei Welten sind etwas ungewöhnlich. Kaum hat man sich anfangs in einen Erzählstrang eingelesen, wird bereits der nächste Faden weitergesponnen. Ich muss zugeben, dass ich anfangs sogar einige Geschehnisse und Welten vermischte, nicht mehr so recht wusste, welchem der drei jungen Männer was geschehen war und wo ich anzuknüpfen hatte beim Beginn des neuen Kapitels. Aber das legt sich nach einigen Kapiteln und wird zu einem Buch, das wirklich einmal einen nicht allzu häufigen Aufbau präsentiert.

Durch den ungewöhnlichen Aufbau und weil das Buch doch recht dick ist, habe ich recht lange gebraucht, bis ich es zu Ende gelesen hatte. Aber es war spannend, und es hätte gerne noch weitergehen können. Denn ich wüsste zu gerne, wie es mit Francesco, Trevir und Topra und ihren Freunden weitergeht. Das offene Ende lässt eigentlich nur auf eine Fortsetzung warten ...

Das Motiv auf dem Cover nimmt eine wichtige Rolle im Buch ein und wird mehrfach erwähnt. Da es mir recht gut gefällt, hier ausnahmsweise wieder einmal ein größeres Bild :-)


SaschaSalamander 12.09.2005, 21.54 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL

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