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Ausgewählter Beitrag
Changers Band 1-4 (abgeschlossen)
CHANGERS ist eine vierteilige Buchreihe, wie es queerer kaum geht. Ein hochkomplexes Highlight für alle, die jegliche Schubladen über Bord werfen möchten. Gepaart mit dem Stil einer typisch amerikanischen Teenie Soap. Ob dem Autorenteam dieser Spagat gelungen ist?
Anmerkung: CHANGERS ist eine vierteilige Reihe. Ich werde keine konkrete Handlung spoilern, aber ich gehe auf die einzelnen Charaktere der jeweiligen Verwandlung ein und benenne Themen, die in den Büchern behandelt werden. Dies ist jedoch bereits mit einem Blick auf den Klappentext der jeweiligen Titel erkennbar ;-)
Das Buch stammt von >T Cooper< und >Allison Glock<. Viel möchte ich hier nicht über die beiden erzählen, aber bei Interesse habe ich die Homepages verlinkt :-)
STORY
"Als Ethan eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem merkwürdigen Mädchen verwandelt", so könnte der erste Satz dieses Buch es lauten. Seine Eltern eröffnen ihm / ihr, dass er / sie ein Changer ist. Ein Mensch, der sich im Alter von 14 Jahren verwandelt: jedes Jahr ein neuer Avatar, vier Mal. Bis er / sie die endgültige Entscheidung treffen muss.
Ethan wird zu Drew, einem relativ gewöhnlichen Highschool-Mädchen. Zu Oryon, einem afro-amerikanischen Skater-Boy. Zu Kim, einer asiatischen lesbischen übergewichtigen Feministin. Und zu Kyle, dem perfekt aussehenden, von allen vergötterten jungen Sportler und Traumprinz. Und dabei lernt er, wie unwichtig Aussehen, Geschlecht und weitere Äußerlichkeiten eigentlich sind, doch die Gesellschaft sieht das anders und behandelt ihn entsprechend ihrer Schubladen. Und dann ist da noch das Mädchen, in das Drew / Oryon / Kim / Kyle sich verliebt und die eigentlich nichts von seiner Identität als Changer wissen darf. Wie wird Ethan sich entscheiden?
CHARAKTERE
Protagonist*in ist in jedem Buch die gleiche Person, wenn auch mit wechselndem Namen und Geschlecht. Das ist eine sehr spannende Basis, die viel Raum für Möglichkeiten lässt. Dazu kommt, dass Ethan natürlich Freunde findet und sich im Kreis der Changers bewegt, sodass weitere Personen mit wechselnden Körpern / Namen auftauchen. Zugegeben, ohne Liste ist es hier in vier Bänden nicht mehr möglich den Überblick zu behalten, wer wann welchen Körper hatte, wer sich wie weiterentwickelt, mit wem er befreundet ist, wer "normaler" Kumpel ist und wer ein Changer.
Im ersten Band war ich sehr enttäuscht über die Oberflächlichkeit von Drew, die ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellte, nur um ein fleißiges Mitglied der Schafherde zu sein. Dazu ein bisschen Cheerleading, moderne Klamotten und Tussitalk - die Wandlung vom Klischeejungen hin zum Klischeemädchen war langweilig und wurde dem Thema nicht gerecht, da hätte man mehr herausholen können, das Buch / der Charakter wirkte platt und wie ein weiteres Buch aus der Trendschmiede.
Doch bereits in der zweiten Verwandlung wird der Protagonist stärker, beginnt selbst zu denken, erkennt den Druck der Gesellschaft und entwickelt ein Eigenleben. Die dritte Verwandlung dann ist die stärkste: hier haben die Autoren wirklich eine breite Palette an Diskriminerung und somit auch Entwicklungspotential hineingepackt, hier prallen Gesellschaft und Persönlichkeit massiv aufeinander. Das Püppchen wird eine selbstbewusste Frau, die auf der Straße mit dem Einsatz ihres Lebens für den Feminismus kämpft. Und die vierte Verwandlung dann ist das volle Gegenteil: hier erfährt der Protagonist, dass auch positive Reaktionen diskriminieren, etwa wenn Menschen ihn aufgrund seines Aussehens anderen vorziehen, ihm Vergünstigungen gewähren und er sich zum Objekt degradiert fühlt.
Die Frage "angeboren oder anerzogen" wird immer wieder gestellt. Und nicht immer ist geklärt, welche Dinge aus dem Körpergedächtnis stammen, was der Situation geschuldet ist, und was erlernt wurde. Auch wird deutlich, wiesehr die Umwelt das Verhalten eines Menschen beeinflusst, indem sie ihn in eine Richtung drängt, kategorisiert und abweichendes Verhalten saktioniert. Jedoch wird dies nicht konkret augesprochen, solche tiefgründigen Gedanken macht die Hauptfigur sich nicht wirklich, der Leser macht sich sein eigenes Bild.
ERZÄHLWEISE
Das Buch ist in der Ich-Form geschrieben: Ethan erhält einen Chip, welcher seine Gedanken aufzeichnet. Wichtige Ereignisse werden hervorgehoben, manchmal werden viele Tage, Wochen, ja sogar Monate ausgelassen, bis Ethan etwas aufzeichnet. Leider verliert die Hauptfigur sich sehr oft in Banalitäten, die an eine simple Teenie-Soap erinnern. Wortwahl und Stil sind ebenfalls extrem schlicht gehalten. Gerade dann und dort, wo es wichtig wird, endet die Aufzeichnung oft, sodass Ethan erst rückblickend darüber erzählt (im Sinne von "es war SO viel los, ich hatte gar keine Zeit / Lust / Muse etwas zu notieren").
Dadurch wird der Story für mein Empfinden jegliche Spannung genommen. Rein erzähltechnisch leider ein ganz großer Reinfall, der durch die authentische jugendliche Tagebuchform zwar mitreißen soll, leider aber nur seicht dahinplätschert. Zu oft plappert die Hauptfigur über Nichtigkeiten, während die wirklich relevanten Dinge in einem knappen Nebensatz abgehandelt werden im Stil von "ach ja, ich habe drei Monate nichts aufgezeichnet, aber das Gebäude ist explodiert, und da war ein ganz schönes Chaos. Zum Glück konnten wir gerettet werden, und jetzt ist alles wieder gut".
Die Erzählweise ist - für mich - das ganz ganz ganz ganz große Manko des Buches und der Grund, warum ich jeden Band nur überflogen habe. Es wird zuviel Unwichtiges geschrieben, das Gejammer, das Selbstmitleid und das jugendliche Überdramatisieren waren sehr anstrengend für mich zu lesen, die Kernthemen schrillen mit Leuchtschrift aber werden als Nebenschauplatz ignoriert.
Das Buch ist so geschrieben, wie ein Jugendlicher in seiner Findungsphase es in Worten und Inhalten wohl auch geschrieben hätte. Daher liest es sich vor allem für Erwachsene extrem zäh, stellenweise banal. Wie ich dieses Buch als Jugendlicher empfunden hätte, weiß ich nicht, aber als 40ähriger konnte ich keinerlei Verbindung zur Hauptfigur herstellen. Im Gegenteil hat deren Handlungsweise mich sehr oft genervt, konnte ich die Handlungen nicht nachvollziehen und war stets Beobachter, niemals mitten in der Handlung dabei.
Viele Dinge, die für den Leser interessant wären, fallen einfach unter den Tisch. So als hätten die Autoren keine Lust gehabt, sich damit auseinanderzusetzen. Aber das jetzt näher auszuführen würde deutlich den Rahmen sprengen. Kurz gesagt: die Autoren haben eine tolle Story, aber sie füllen das Buch mit falschen und unnötigen Informationen und enthalten dem Leser die tatsächlich interessanten Dinge vor.
INHALT / AUFBAU
Betrachte ich aber alleine nur den Inhalt und den Aufbau - es ist mustergültig, wie sich die Geschichte entwickelt, der Charakter ausgebaut wird und der Leser zusammen mit Ethan begreift, wie unwichtig Äußerlichkeiten sind und welche Probleme das binäre Schubladensystem mit sich bringt. Das Buch ist ein Buch, das ich inhaltlich am liebstem jedem Menschen ungefragt aufs Auge drücken will als MUST READ! Eigentlich müsste dieses Buch mein Regal zieren als eines DER Bücher meines Lebens. Eigentlich. Müsste. Wenn es nicht so schrecklich banal geschrieben wäre.
UMSETZUNG DES THEMAS
Das Thema Bodyswap, Genderbender, Drag usw ist in der Literatur nicht neu und wird in den letzten Jahren immer häufiger behandelt. Von Klassikern wie ORLANDO natürlich einmal ganz zu schweigen. Dennoch ist CHANGERS mit all seinen klischeebrechenden Charakteren außergewöhnlich und innovativ. Soviel Intersektionalität wie hier ist mir in noch keinem Buch begegnet!
In meiner Rezension zum >ersten Buch< habe ich geschrieben, dass die Autoren sich wohl wenig mit dem Genderthema befasst haben. Das lag daran, dass nur 0815 Banalitäten abgehandelt wurden, das Thema Gender an sich aber wie ein Alibi für die nicht vorhandene Storyline wirkte. Doch im Laufe der Bände wurde ich richtig begeistert: altersgruppengerecht werden alle möglichen Situationen angesprochen, in denen Gender eine Rolle spielt, wie Menschen damit umgehen und welche Konsequenzen dies für die Gesellschaft und den Einzelnen hat. Gespickt mit jeder Menge Gesellschaftskritik.
Gegen Ende war ich absolut baff darüber, welche Gedanken das Autorenteam sich dazu gemacht hatte. Und ich begann näher zu recherchieren. Die Homepage habe ich oben schon verlinkt, und wer ein bisschen stöbert, dem wird schnell klar, dass der Autor sich sehr wohl damit auskennt und dies auch sehr gut vermitteln kann.
EIGENE MEINUNG
Eine Hassliebe. Ich liebe den Inhalt, die Story, den Aufbau, die Charakterentwicklung. Und generell die Tatsache, dass jemand dieses komplexe Thema so lockerflockig zu Papier gebracht hat. Dennoch: von Band zu Band wurde ich während des Lesens genervter, rollte mit den Augen und ärgerte mich über die Erzählweise. Ich war froh, wenn ein Band endlich zu Ende gelesen war und konnte es nicht abwarten, sofort den nächsten zu holen. Das Ende dann hat mich ziemlich enttäuscht (irgendwie sehr unspektaktulär und in zwei drei Seiten abgehandelt. Nach vier Bänden hätte ich mir etwas mehr gewünscht, auch wenn es in sich stimmig und rund ist), und trotzdem muss ich seit dem Abschluss dieses Buches vor einigen Wochen noch immer daran denken und bekomme das Buch nicht aus meinem Kopf.
Ein paar Stichwörter: Bodyshaming, Rassismuss, Mobbing, Chauvinismus, Depression, Suizidgedanken, non-binäre Charaktere, Gender-Bender, Drag, Diskriminierung, Bullying, Rollenbilder, Schubladendenken, Body-Swap, die Liste ließe sich beliebig fortführen. Also, kurz gesagt, allein schon dieser Themen wegen ist das Buch ein absolutes MUST HAVE.
FAZIT
Das Buch hat viele Schwächen, und es gibt deutlich bessere Titel auf dem Markt. Trotzdem kenne ich keines, welches das Gender-Thema aus so vielen verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und in welchem es Jugendlichen so leicht gemacht wird, sich aktiv damit auseinanderzusetzen. Auf meiner Hitliste der zu empfehlenden Bücher steht es ziemlich weit oben. Also, kurz gesagt: holt es Euch! ;-)
SaschaSalamander 02.07.2018, 08.49
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