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Ausgewählter Beitrag
Das Buch, das Dich findet
Alinas seltsame WhatsApp-Nachricht an Merelie ist ihr letztes Lebenszeichen - jetzt ist sie spurlos verschwunden. Ist Alina ihrem Bruder David in den Tod gefolgt, so wie es die Polizei vermutet? Merelie, die ihrer Freundin Alina seit Davids Unfalltod tröstend und kraftgebend zur Seite stand, glaubt nicht daran und begibt sich auf die Suche. Ihr einziger Anhaltspunkt ist dieses mysteriöse 'Buch, das dich findet', das Alina so sehr beeindruckt hat. Als Merelie danach recherchiert, stellt sich heraus, dass ein Buch mit diesem Titel überhaupt nicht existiert: in keiner Bibliothek, in keinem Buchladen, in keinem Online-Shop.
Doch eines Tages liegt plötzlich eine Ausgabe davon auf ihrem Bett – und bereits die Widmung auf der ersten Seite stellt ihr bisheriges Leben völlig auf den Kopf.
VORAB / AUTOR
Und wieder einmal eine Rezension, bei der ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Während der Autor gerne durcheinander und verwoben erzählt, versuche ich es lieber gegliedert und übersichtlich. Irgendwie langweilig, aber ich will mich ja nicht mit ihm in Erzählkunst messen sondern klar und verständlich beschreiben, was den Leser in dem neuen Werk DAS BUCH, DAS DICH FINDET erwartet ;-)
Als ich hörte, dass es ein neues Buch von ihm gibt, waren mir Genre und Inhalt völlig egal. Bisher hat er mich noch nie enttäuscht, deswegen fing ich einfach an, gespannt was kommen würde. Bisher waren seine Bücher für mich vor allem abwechslungsreich: er hat sich immer wieder neu erfunden, sich vom Mainstream abgehoben und sich in unterschiedlichen Erzähltechniken erprobt, sodass sich die Titel häufig nur schwer in ein Genre einordnen lassen und vor allem auch geübte Leser mit einem überraschenden Ende beschenken.
Die Wortwahl des Titels DAS BUCH, DAS DICH FINDET, klang vielversprechend, ich vermutete eine Mischung aus Fantasy und Mystery, ein wenig bedrohlich, ein wenig fantastisch, ein wenig surreal. Und Tatsache: der Titel passt perfekt zum Inhalt des Buches!
GENRE
Wie gesagt, Siegfried Langer sortiere ich ungern in ein festes Genre. Daher beschreibe ich lieber kurz die wichtigsten Elemente dieses Buches: die Protagonisten sind Jugendliche / junge Erwachsene, auch der Erzählton dürfte beiden Zielgruppen gleichermaßen gefallen. Es spielt in unserer Gegenwart und in unserer Welt, springt aber in der Zeit und zwischen den Welten. Blut, Gewalt und Crime kommen dieses Mal nicht vor - aber es ist dennoch so spannend wie ein Thriller und lässt von der ersten zur letzten Seite nicht mehr los, bietet sogar ein wenig Gänsehaut. Das Thema rund um Tod und Sterben ist düster und könnte einige Personen triggern, das halte ich für wichtig zu erwähnen. MÜSSTE ich es einsortieren, würde ich es unter Urban Fantasy für Jugendliche ablegen.
CHARAKTERE
Der Autor erschafft hier (ebenso wie in seinen anderen Werken) keine Figuren mit langer Hintergrundgeschichte, das ist auch nicht nötig. Denn dafür gelingt es ihm, allen Personen mit kleinen Gesten, kurzen Sätzen und nebenbei erwähnten Infos eine eigene Persönlichkeit zu verleihen. Individuell, schrullig und liebenswert. Manchmal genügt schon ein einziger Satz, und der Leser weiß "wow, den mag ich" oder "was für ein Ekel". Hier war es vor allem das Zwischenspiel von Oma und Opa, die mit ihrer herzlichen (Oma) und knurrigen (Opa) Art ein wunderbares Pärchen darstellen.
Ich habe mitgefiebert und mich gefühlt, als wären es meine Freunde, als stünde ich direkt neben ihnen. Habe mit ihnen mitgelitten, für sie gebangt, gemeinsam mit ihnen dieses Abenteuer erlebt.
SCHREIBSTIL
Während der Autor gerne mit Aufbau und Inhalt experimentiert, hält er seine Sprache im Gegenzug sehr schlicht: klar, direkt und einfach zu lesen. Da man sich bereits auf die Handlung konzentrieren muss (ich habe tatsächlich einige Male zurückgeblättert und manche Passagen mehrfach gelesen), tut diese einfache Sprache gut und sorgt für einen angenehmen Lesefluss. Es ist der perfekte Stil für einen entspannten Nachmittag auf dem Sofa: unterhaltsam und mitreißend.
Ebenfalls ein Vorteil dieses direkten Stils: keine unnötigen Längen. Das Buch ist relativ kurz und schnell gelesen. Die Story dahinter ist allerdings komplex und inhaltsreich, auf jeder Seite passiert etwas, wird die Handlung vorangetrieben, das Tempo des Buches ist genau richtig. Ja, Bücher dürfen kurz sein. Und sie dürfen sogar aus nur einem Teil bestehen, ganz ohne Fortsetzung! Das vergessen viele Schreiberlinge heutzutage leider ...
STORYTELLING, AUFBAU
Das Buch ist in drei Teile gegliedert: Merelies Buch, Alinas Buch und Elias´ Buch. Dies ist inhaltlich sinnvoll, um es für die Lesenden zu unterteilen und dem Werk etwas Struktur zu verleihen. Trotzdem gehen die einzelnen Teile ineinander über, die Handlung spielt sich auf verschiedenen Ebenen ab und verschwimmen ineinander. Das Raffinierte dabei ist, dass der Leser zu Beginn nicht erkennt, wo er sich gerade befindet. Es gibt daher einige WTF-Momente, wenn sich etwas in ähnlicher Form wiederholt oder eine Handlung plötzlich ins Fantastische schwingt. Einige Male habe ich zurückgeblättert, die Kapitelüberschriften noch einmal gelesen und versucht mich zu orientieren. Aber genau das ist eine der Intentionen des Autors (unterstelle ich ihm jetzt einfach mal): den Leser herauszuholen aus der Komfortzone, ihn zu verunsichern und alles bisher Geglaubte auf den Kopf zu stellen. Offen sein, sich auf neue Wege begeben, beim Lesen abtauchen und das Unmögliche möglich werden lassen.
Die Kapitel sind angenehm kurz. Macht das Lesen ebenfalls flüssig, weil man denkt "die paar Seiten noch, dann mach ich Pause", und zack ist das Buch zu Ende. So ähnlich wie bei Netflix, wenn man einfach schnell zur nächsten Episode springt und plötzlich die Staffel zu Ende ist ;-)
EIGENE MEINUNG
Jetzt bin ich fast fertig mit dem Schreiben und stelle fest, dass es eine sehr subjektive Rezension ist, nicht wie in meinem Blog meist üblich sachlich und neutral. Fällt mir hier aber auch sehr schwer, weil dieses Buch mich tatsächlich begeistert hat.
Es ist ein Fantasy-Werk - würde man am Ende in der Auflösung zuviel erklären, ginge ein Teil des Zaubers für mich verloren. Daher finde ich es für mich in Ordnung, wenn manche Dinge offen bleiben und nicht alles erklärt wird.
FAZIT
Mögest Du von dem BUCH, DAS DICH FINDET, verschont bleiben. Wenn es bei Dir zu Hause auf dem Tisch liegt: nicht öffnen, sondern weit weg damit! Aber falls Du über Langers gleichnamigen Roman stolperst, dann lies ihn unbedingt. Nimm Dir einen Abend Zeit und lass Dich hineinziehen in diese unheimliche Welt ...
Zum Abschluss ausnahmsweise noch ein paar Commercials *Jingle einspielt*
>Leide<
SaschaSalamander 01.06.2020, 09.28
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