SaschaSalamander

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Vanitas 01 - Schwarz wie Erde

Klappentext: Auf dem Wiener Zentralfriedhof ist die Blumenhändlerin Carolin ein so gewohnter Anblick, dass sie beinahe unsichtbar ist. Ebenso wie die Botschaften, die sie mit ihren Auftraggebern austauscht, verschlüsselt in die Sprache der Blumen - denn ihre größte Angst ist es, gefunden zu werden. Noch vor einem Jahr war Carolins Name ein anderer; damals war sie als Polizeispitzel einer der brutalsten Banden des organisierten Verbrechens auf der Spur. Kaum jemand weiß, dass sie ihren letzten Einsatz überlebt hat. Doch dann erhält sie einen Blumengruß, der sie zu einem neuen Fall nach München ruft - und der sie fürchten lässt, dass sie ihren eigenen Tod bald ein zweites Mal erleben könnte …


Online-Games mit >EREBOS<, LARP-Feeling bei >SAECULUM<, das Ermittlerteam >Kaspary und Wenninger<, eine dystere Jugend-Dystopie mit der >ELERIA-REIHE<, Zusammenarbeit mit Arno Strobel in den Thrillern >ANONYM< und >FREMD<, fliegende Drohnen in >ELANUS< sowie die Titel >LAYERS<, AQUILA und THALAMUS (letzteren beiden ohne Rezension) ... DAS ist Poznanski, durch und durch. Da frage ich gar nicht, worum es geht. Das ist mir völlig egal. Es steht Poznanski drauf, es wird gelesen. Fertig. Klar hat sie bessere und schlechtere Werke, niemand haut einen Top-Titel nach dem anderen raus.

Nach ungefähr 15 Titeln, die ich von ihr gelesen habe, kann ich sagen, dass dieser hier der erste ist, der mich unbefriedigt und enttäuscht zurückließ. Wäre es nicht von ihr, wäre ich vielleicht etwas gnädiger, würde sagen "naja, hat mich irgendwie trotzdem unterhalten", so aber bleibe ich etwas ratlos zurück.

Der Schreibstil ist wie immer gut, deswegen habe ich auch weitergelesen. Von der ersten Seite an war ich sofort mitten im Geschehen, konnte das Buch nicht aus der Hand legen und habe bis spät in die Nacht geschmökert, länger als mir lieb war. Ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht.

Der Grund dafür war diesmal aber weniger, weil ich vor Spannung nicht schlafen konnte - sondern vielmehr, weil ich ständig das Gefühl hatte "Ich raff es nicht, da muss doch jetzt endlich mal was kommen! Worauf will sie hinaus? Und was soll das alles? WTF wieso handelt sie so bescheuert, wer ist dieser komische Typ, und überhaupt?"

Zur Protagonistin konnte ich keine wirkliche Beziehung aufbauen. Was sie damals erlebt hat, ist ziemlich schrecklich. Nach und nach erfährt man immer mehr. Aber je mehr man davon erfährt, desto unglaubwürdiger und seltsamer wird ihr Verhalten. Auch dauert es für mich gefühlt zu lange, bis man einigermaßen im Bilde ist (und als ich einigermaßen im Bilde war - hat es mich nicht wirklich überzeugt).

Das mag daran liegen, dass Vanitas der Auftakt einer Reihe ist. Ich hatte gehofft, dass wie bei Kaspary und Wenninger die Teile dennnoch in sich geschlossen sind. Das ist hier leider nicht der Fall. Zwar wird der Fall selbst geklärt, aber über die Protagonistin (sowie einige weitere Charaktere) stellen sich am Ende dennoch mehr Fragen als beantwortet wurden. Auch bleibt vieles offen, das später fortgesetzt werden wird. Vielleicht, wenn ich am Ende das Gesamtbild erkenne, verstehe ich besser, was die Autorin mir damit sagen wollte. Bisher aber bin ich unzufrieden.

Das Buch wirkt wie ein Sammlung von Bruchstücken. Hier ein Rückblick, dort ein Szenenwechsel. Vieles, das man nicht versteht. Am Ende klärt sich das, was den Fall betrifft auf. Doch die Aufklärung enthält dennoch einige Plotholes und Logikfehler, die für die Autorin normalerweise nicht üblich sind. Ich hatte eine Menge Fragezeichen über dem Kopf, die sich mir auch am Ende einfach nicht erschließen wollten.

Die Idee selbst (Blumen als Kommunikationsmittel, eine untergetauchte Ermittlerin / Kronzeugin als Blumenverkäuferin auf dem Friedhof wird reaktiviert und wird trotz Gefahr erneut aufs Spielfeld gschickt, Korruption und Intrigen in der Baubranche) ist wirklich gelungen. 

Aber, sorry, zu den Blumen noch etwas von meiner Seite anzumerken: die Methoden mit den Blumen ist stellenweise sehr löchrig, sehr unsicher und hinterlässt selbst für die Protagonistin mehr Fragen als es tatsächlich klärt. Es gibt in der heutigen Zeit andere und deutlich bessere Wege, auf versteckten Kanälen zu kommunizieren, dabei aber nicht von einem Missverständnis ins nächste zu tappen (trotzdem mal ein abwechslungsreiches Thema. Und es wird später ein weiterer Kommunikationskanal ins Spiel gebracht, den ich noch ungünstiger und noch logiklöchriger finde, aber so weit will ich jetzt gar nicht ausholen, sonst müsste ich nonstop spoilern)

Ich schätze bei der Autorin neben ihrem Schreibstil vor allem ihre ungewöhnlichen Geschichten, die immer wieder innovativ sind und von viel Kreativität zeugen. Sie kupfert nicht von alten Plots ab sondern erfindet sich stets neu, jedes Buch wieder eine Überraschung. Und das Tempo, in denen sie ihre Neuerscheinungen auf den Markt wirft, ist beachtlich, daher ist die Qualität ihrer Titel umso bewunderswerter. Da kann ich es also gut verschmerzen: Nach 15 Büchern der erste Titel, der mich enttäuscht hat. Das ist eine Statistik, die sonst kein Autor geschafft hat. Daher ist es auch nicht schlimm, wenn ich jetzt mal ganz direkt sage "ne, Frau Poznanski, das war diesmal echt nix". Im Gegenteil: es beweist mir, dass sie keine leere Schreib-Maschine ist, und dass ich kein hirnloser Fanboy bin. 

Und, weil ich wissen will, wie es weitergeht, werde ich den zweiten Teil dennoch lesen. Die Zeit wird schnell vergehen, ich werde den Stil mögen. Und dann wird sich zeigen, ob die Story sich entwickelt und die Schwächen des ersten Bandes ausgebügelt werden können. Ich bin sehr gespannt darauf!

SaschaSalamander 09.12.2019, 09.50

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