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Blogeinträge (themensortiert)
Thema: Rezensionen Hörbuch
Cupido

Chloé studiert Jura, kurz vor den Prüfungen lädt ihr Freund sie zum zweiten Jahrestag ihrer Beziehung in ein romantisches Restaurant. Enttäuscht, dass er ihr nicht den erwarteten Heiratsantrag machte, betritt sie danach ihre Wohnung. Ein seltsamer Anruf und ein geöffneter Brief lassen sie stutzen, doch sie legt sich müde zu Bett. Darauf hat ER nur gewartet! Chloé wird das Opfer eines brutalen Vergewaltigers, der Täter wird niemals gefasst. Ihr Körper ist von Narben entstellt, Ihre Gebärmutter musste operativ entfernt werden, von ihren sie noch viele Jahre quälenden Ängsten ganz zu schweigen.
Viele Jahre später. Unter dem Namen C.J. Townsend (sprich: Sieh-Tschäi) arbeitet sie nun in Miami als Staatsanwältin. Noch immer plagen sie die Schatten ihrer Vergangenheit. Ein grausamer Serienmörder treibt sein Unwesen, und nun wird er gefasst. C.J. soll als Vertreterin der Anklage fungieren. Doch sie erkennt in ihm den Vergewaltiger von damals. Eigentlich müsste sie den Fall wegen Befangenheit abtreten. Aber kann sie es wirklich riskieren, denn Fall möglicherkweise platzen zu lassen, sodass der Täter freikommt? Sie nimmt den Fall an. Eine Beziehung zwischen ihr und einem Ermittler bahnt sich an. Verfahrensfehler bereits bei der Festnahme könnten zu einer Freilassung des Angeklagten führen. Notwendige Beweise fehlen. Wird sie ihr falsches Spiel im Namen einer höheren Gerechtigkeit zu Ende spielen können? Und wer hat seine Finger noch mit im Spiel? Von wem stammt der anonyme Hinweis, der zur Ergreifung des Täters führte?
Anfangs war es für mich nichts anderes als ein weiterer Krimi, in dem eine Frau persönlich in ein Verbrechen involviert ist. Altbekanntes Schema. Und die Beschreibung am Anfang war mir persönlich auch etwas zu detailliert. Ich kann mir das Grauen einer Vergewaltigung auch ohne die genauen Beschreibungen der Autorin sehr gut vorstellen. Im späteren Verlauf der Handlung werden die Opfer sowie das Vorgehen des Täters ebenfalls recht deutlich beschrieben. Ich kann mir vorstellen, dass es für sensiblere Leser ziemlich heftig ist, was in "Cupido" beschrieben wurde. Noch fehlt mir der Vergleich zu "härterer" Literatur (z.B. Thomas Harris, "Schweigen der Lämmer"), aber ich empfand dieses hier als stellenweise recht brutal.
Mh, sorry, zurück zum Eigentlichen: anfangs schien es mir ein normaler Krimi, aber bald war ich so richtig gefesselt von der Story. Die Protagonistin handelt nur allzu menschlich. Heiligt der Zweck die Mittel? Sie übertritt das Gesetz, als sie den Fall nicht ablehnt, und weitere Gesetzesbrüche folgen zwangsläufig. Einzelne Mitarbeiter des Falles (Anwältin des Angeklagten, der ihr nahestehende Ermittler, der Polizist mit dem Verfahrensfehler, Mitarbeiter der Asservatenkammer, etc) müssen sich fragen, ob sie im Namen einer höheren Gerechtigkeit Verfahrensfehler, Befangenheit, Ungerheimtheiten etc übersehen wollen, oder ob sie trotz seiner scheinbar eindeutigen Schuld eine Freilassung des Täters herbeiführen werden. Ein Satz aus dem Buch, der es sehr gut trifft: "Justizia ist blind. Aber manchmal entschließt sie sich auch, einfach nicht hinzusehen".
Ich fand es hochspannend und nervaufreibend (jau, ich liebe Gerichtsthriller, Justiz an sich hat mich schon immer fasziniert), wie die Verhandlung verläuft, welche Ermittlungen getätigt werden und wie sich die einzelnen Beteiligten jeweils entscheiden. Mir persönlich hätte mehr Ermittlung und innerer Zwiespalt ob dieser verzwickten Gewissensfragen sogar noch besser gefallen als die Beschreibung der Morde, auf die meiner Ansicht nach etwas zuviel Gewicht gelegt wurde.
An manchen Stellen hat die Handlung einige Logikfehler. Oder zumindsest Szenen, die etwas arg platt konstruiert und unglaubwürdig wirken, gerade am Ende, als ... (sorry, Spoiler). Aber ich gebe mir meist Mühe, bei solchen Büchern nicht darauf zu achten, denn dann dürfte ich wohl kein Buch mehr lesen, keinen Film mehr sehen ;-)
Absolut spannend. Die letzten drei von fünf CDs habe ich heute am Stück gehört. Nach einiger Zeit wurde auch klar, dass es wohl einen weiteren Beteiligten geben könnte. Ich hatte so meine Gedanken und Überlegungen, war jedoch von der Wendung und dem Ende absolut überrascht und begeistert. Manche Leser meinen in verschiedenen Rezensionen, es sei ein 0815-Schema und dieses von Anfang an klar gewesen. Vielleicht fehlt mir einfach noch etwas Erfahrung in diesem Genre, vielleicht wissen manche Leser aber wohl hinterher auch einfach alles ;-)
Allerdings würde ich jedem, der sich jetzt eventuell für das Buch interessiert, empfehlen, keinesfalls zur akustischen Version zu greifen. Denn die Sprecherin ist etwas träge: Iris Böhm liest recht emotionslos. Aussprache und Betonung nicht schlecht, aber die Sprachmelodie und die beigelegte Emotion einfach zu flach. Als würde sie jeden Moment einschlafen.
Ansonsten: TOP. Dieser Krimi / Justizthriller (?) hat mich wirklich begeistert, und ich habe mir einige Male die Frage gestellt, wie ich wohl reagiert hätte. Wer packende Krimis im Stil von Val McDermid, Kathy Reichs oder Sandra Brown mag, sollte "Cupido" unbedingt lesen!
Und da ich ja jetzt mitbekommen habe, dass einige das Buch schon gelesen haben, bin ich natürlich neugierig:
- habt ihr das Ende (den Täter) bereits vor dem Ende gekannt, ist das Buch für Genrekundige tatsächlich so durchschaubar?
- falls ihr schon Harris u.a. Autoren gelesen habt: wie "hart" ist dieses Buch etwa einzuordnen in der detaillierten Beschreibung Vergewaltigungen und Morde?
SaschaSalamander 17.04.2006, 10.22 | (4/4) Kommentare (RSS) | PL
Durch Mark und Bein

Ich war insofern begeistert, als mich der Roman von Anfang an in den Bann zog. Eine detaillierte Beschreibung des Absturzortes, recht bildhafte Erklärungen über ihre Arbeit und ihr Vorgehen, dann recht bald das mysteriöse Fundstück und der Beginn der Suche nach dem zugehörigen Toten. Immer mehr Ungereimtheiten, die sich ergeben, lassen die Spannung deutlich steigen. Stellenweise ziehen sich die Ermittlungen ein wenig, doch meist holt Reichs ihre Leser schnell wieder zurück, um ihnen das nächste Indiz zu zeigen und damit umgehend neue Fragen zu stellen und die Handlung auch in unerwartete Richtungen (für Neulinge ihrer Werke. Ich habe jedoch im Web gelesen, dass es sich meist um ähnliche Muster handeln soll) gehen zu lassen.
Warum ich dennoch etwas skeptisch bin: die detaillierte Darstellung der Unfallopfer hielt ich für ... hm, ich weiß nicht. Es lässt sich meiner Ansicht nach nicht rechtfertigen mit "einer Antropologin über die Schulter blicken" oder "etwas über ihre Arbeit erfahren", denn dafür war es zu ungenau. Ich hätte wenn dann beispielsweise gerne nähere Infos bekommen über verschiedene Methoden und Ergebnisse. Da die Autorin tatsächlich selbst Antrophologin ist, wäre dies kein Problem für sie gewesen. Die wenigsten Leser hätte dies allerdings interessiert, daher wäre es unklug zu erwähnen gewesen. Allerdings werden jedoch einzelne Dinge sehr detailliert beschrieben, das halte ich stellenweise für recht voyeuristisch. Nicht für lehrreich, sondern für das typische "ich kann nicht hinsehen, lass mich näher ran", das ein Gaffer von sich geben könnte. Ich bin recht abgestumpft, solange es um fitkive Stories geht, aber der Roman hätte mir gefallen, auch ohne den abgetrennten Kopf des Toten auf seinem aufgeklappten Laptop oder ähnliche Leckereien. Dass die Opfer nach einem solch tragischen Ereignis verstümmelt sind, dürfte jeder gesunde Mensch auch ohne derlei Beschreibungen erahnen.
Allerdings ist es sehr schwer festzulegen, was und wieviel man schreiben soll zu einem solchen Thema, und jeder Leser hat da wohl eigene, ethische Maßstäbe. Von diesen eher grausamen Details jedoch abgesehen war der Roman wirklich gut. Viele verwirrende Namen stellenweise, aber das muss man bei Frauenliteratur vermutlich hinnehmen, vermute ich ;-)
Wer spannende Thriller mag, ist mit den Romanen von Kathy Reichs über die Arbeit ihrer fiktiven Heldin mit dem Fachwissen aus erster Hand genau richtig, und ich werde mir unbedingt weitere Werke über Tempe Brannan aus der Bibliothek besorgen!
SaschaSalamander 12.04.2006, 09.26 | (2/1) Kommentare (RSS) | PL
Du entkommst mir nicht

Emily Graham ist Rechtsanwältin. Nachdem sie lange Zeit bedroht und beobachtet wurde und der Täter nun gefasst ist, zieht sie um in das kleine Städtchen Spring Lake. Dort ist nicht alles so idyllisch, wie es auf den ersten Blick scheint. Bei den Arbeiten für einen neuen Swimmingpool wird eine Leiche auf ihrem Grundstück gefunden. In der Hand den Finger einer weiteren Leiche. Und bald darauf bekommt Emily kleine Botschaften und Hinweise, dass sie erneut beobachtet wird. Bald werden weitere Morde an jungen Frauen aufgedeckt. Eine der Toten ist Emilys Ahnin Madelein Shapley, und so macht sich die Anwältin selbst auf die Suche nach dem Täter. Die zwei jüngsten Mordfälle scheinen in der Ausübung ihrer Tat identisch mit einer Mordserie von vor über 100 Jahren. Wie ist das möglich? Eine Leiche fehlt, um das Puzzle von damals zu vollenden. Kann der nächste Mord rechtzeitig verhindert werden?
Hm. Naja. Ganz okay soweit. Ich habe den Roman gerne zu Ende gehört, aber als Buch weiß ich nicht, ob ich weitergelesen hätte. Viele Personen müssen kein Manko sein, wenn der Autor / die Autorin es versteht, sie entsprechend einzuführen und zu beschreiben. Hier wirkte es auf mich zu chaotisch, zumal einige der Namen sich klanglich sehr stark ähnelten. Da Emily auch ein altes Tagebuch für ihre Recherchen verwendet, werden zusätzliche Charaktere aus der Vergangenheit beschrieben. Ich muss zugeben, dass ich stellenweise eher Schwierigkeiten hatte, mir die einzelnen Personen vorzustellen (wenn ich mir einen Charakter gut vorstellen kann, präge ich mir seinen Namen ein. Von diesen Figuren konnte ich mir einfach kein Bild machen).
Die Spuren führen die Ermittlungen in viele verschiedene Richtungen, auch Sackgassen. Dadurch wird die Geschichte um weitere Erzählstränge und Personen erweitert. Die Indizien für die anfangs Verdächtigen sind so offensichtlich, dass dem Leser klar ist, dass dies keinesfalls der Mörder sein kann. Zumal mir die Geschichte stellenweise einfach zu konstruiert erscheint (z.B. partieller Gedächtnisverlust einer Figur), um meiner Ansicht nach glaubwürdig zu erscheinen.
Womit ich persönlich ein Problem habe: zuviel Mode, Ambiente und Design. Zu oft wird mir beschrieben, welche Kleidung jemand trägt, wie Emily sich zurechtmacht, wie es an verschiedenen Lokalitäten aussieht. Die Worte "geschmackvoll", "elegant" und ähnliche treten mir zu häufig auf. Ich möchte einem Täter auf die Spur kommen, mir nicht die Zeitschrift "Glamour" durchblättern. Dies ist einer der Gründe, warum ich eher ungern auf weibliche Autoren zurückgreife. Ich weiß, dass ich da als Frau nicht gerade repräsentativ bin, aber mich langweilen solche Beschreibungen.
Trotzdem möchte ich dem Buch eines zugutehalten: es ist recht flüssig zu lesen / hören und hält die Spannung weitgehend aufrecht. Die Geschichte selbst ist recht interessant gehalten mit dem 100 Jahre später wiederkehrenden Serienmörder. Ich habe den Roman neugierig zu Ende gehört und nicht ein einziges Mal überlegt, abzubrechen, dafür war es dann doch zu gut.
Wie ich vielen anderen Rezensionen in verschiedenen Foren und Buchhandlungen entnehmen kann, sind die meisten Leser eher begeistert von diesem Roman, es ist also wirklich vor allem meine Abneigung gegen weibliche Literatur und ihre Merkmale, sodass normale Krimifans vermutlich dennoch einige hochspannende Stunden mit Emily Graham und ihren Bekannten verbringen werden.
SaschaSalamander 10.04.2006, 09.37 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL
Kleine freie Männer
Endlich wurde ">kleine freie Männer<" von Pratchett auch vertont. Die Hörbücher des Autors gehören zu den wenigen Werken, für die es sich meiner Ansicht nach lohnt, das Buch zu lesen und direkt anschließend das Hörbuch zu genießen. Wie oft man das Buch auch schon gelesen hat, die Hörbücher waren bisher alle großartig. Als ich diese neue CD jedoch in den Händen hielt, war ich erstaunt: kein Dirk Bach, kein Peer Augustinski. Sondern ein gewisser "Boris Aljinovic". Aha? Dem Booklet zufolge ist er seit 2001 der Berliner "Tatort"-Ermittler und hat sich neben zahlreichen Fernseh- und Filmproduktionen sowie als Hörbuchsprecher einen Namen gemacht. Für mich jedoch zählte nur eines: schafft die neue Version des Hörbuches es, sich an den bisherigen Meisterwerken "Der Zeitdieb", "Die volle Wahrheit", "der fünfte Elefant" (jeweils Dirk Bach) und "Gevatter Tod", "Nachtwachen" und "Ab die Post" (jeweils Peer Augustinski) zu messen?
Kurz zum Inhalt des (geschickt) gekürzten Hörbuches: Die 9jährige Tiffany will Hexe werden. Sie macht sich Gedanken über die Dinge hinter den Dingen. Gleichzeitig sitzt die Hexe Perspicazia Tick in einer parallenen Welt und stellt fest, dass Tiffanys Welt eine große Gefahr durch die Feenkönigin droht. Tiffany als angehende Hexe ist die einzige, die diese Gefahr abwenden kann, deswegen entschließt Perspicazia sich, dem unerfahrenen Mädchen zu helfen und ihr ihre Kröter für gewisse Zeit zu überlassen. Außerdem bekommt Tiffany Hilfe von kleinen, blautätowierten, rauflustigen Männern, den "wir sind die Größten". Als die Feenkönigin Tiffanys Bruder entführt, macht sie sich mit der Kröte und den kleinen Männern auf in das Märchenreich, um ihren Bruder und ihre Welt zu retten.
Die Geschichte selbst ist, wie bei Pratchett üblich, spannend und voller hintergründigem Humor. Das zeitgleich erschienene Hörbuch "Ein Hut voller Sterne", ebenfalls vorgetragen von Aljinovic, ist das darauffolgende Werk um Tiffany, sollte also erst danach gelesen werden. Für Pratchett-Fans wie immer ein Genuss, für Neulinge auf jeden Fall ein sehr gutes Buch zum Einstieg.
Und Boris Aljinovic? Kann er das Niveau der bisherigen Lesungen halten? Er hat keine zu Bach oder Augustinski vergleichbar markante Stimme, klingt etwas "braver" und ruhiger. Allerdings beherrscht er es sehr gut, den unterschiedlichen Figuren durch Tonhöhe, Dialekt und Tonfall einen ganz eigenen Charakter zu verleihen, die Geschichte wird durch ihn greifbarer. Auch, wer das Buch schon gelesen hat, wird durch seine Lesung ganz neue Eindrücke gewinnen und sich noch einmal köstlich über Tiffany, Kröte und die kleinen Männer amüsieren. Musik und Hintergrundgeräusche wurden hervorragend eingefügt: nicht zu laut, atmosphärisch und immer genau im richtigen Moment.
Wer also die bisherigen Pratchett-Hörbücher mochte, kann bedenkenlos zugreifen. Wer bisher noch kein Hörbuch von Pratchett gehört hat: Los, los, nun wird es aber Zeit!

SaschaSalamander 03.04.2006, 14.13 | (0/0) Kommentare | PL
Die Wand

Die namentlich ungenannte Ich-Erzählerin wird von ihren Freunden auf eine Jagdhütte eingeladen. Die Freunde gehen abends noch kurz in das benachbarte Dorf. Am nächsten Morgen sind sie noch immer nicht zurück. Die Frau geht in Richtung des Dorfes und stößt unweit der Jagdhütte mitten auf der Wiese gegen eine unsichtbare Wand. Hinter der Wand scheinen die Menschen in ihren Bewegungen erstarrt, gestorben, ebenso die Tiere. Nur auf ihrer Seite der seltsamen Barrikade geht das Leben weiter. Der Hund Lux, eine ihrer Herde entlaufene Kuh und eine Katze werden zu ihren Gefährten. Die Frau muss lernen, mit dieser Situation zu leben. Um nicht dem Wahnsinn zu verfallen, schreibt sie später dieses Buch.
Mir gefällt das Buch sehr gut. Es zählt zu den 100 Lieblingswerken der Deutschen, was mich nicht erstaunt. Zu den zehn persönlichen Favoriten würde ich es im Gegensatz zu Frau Elke Heidenreich jedoch keinesfalls zählen. Das Buch hat etwas von einer typischen Schullektüre, finde ich. Und es lässt soviele Interpretationsmöglichkeiten offen, dass es schon fast beliebig scheint. Angst vor Atomkrieg, endogene Depression, Emanzipation, Antizipation, das Urwesen des Menschen, autobiographische Züge, was habe ich da beim Überfliegen im Internet alles gefunden. Was wirklich dahinter stecken mag, könnte uns wohl nur Frau Haushofer erzählen, so sie noch lebte. Ich persönlich sehe es einfach als interessantes Buch.
Allerdings ist es sehr beunruhigend. Manch einer gruselt sich vor Blut, Mord, Monstern oder Außerirdischen, ich empfinde offen gesagt (Achtung, hier wirds jetzt sehr persönlich!) Visionen einer leeren Welt, wie etwa "The Stand" oder "Langoliers" von Stephen King oder eben "die Wand" beängstigend. Ich möchte mir diese Situation gar nicht vorstellen. Doch die Frage "wie hätte ich reagiert" kommt jedem Leser während dieser Lektüre zwangsläufig wie von selbst. So kann ich es nicht nachvollziehen, wie scheinbar gelassen die Erzählerin diese Wand hinnimmt. Ich hatte sogar den Eindruck, sie wäre ihr recht willkommen. Kein Versuch, Höhe oder Tiefe der Wand zu erkunden, sie durch Gewalteinwirkung zu zerstören, keine Suche nach anderen Menschen in der von der Wand gesteckten Einsamkeit.
Das Buch ist sehr ungewöhnlich, geschieht in dieser Zeit kaum etwas. Alles wird reduziert auf den Kreislauf des Lebens, bestehend aus Saat und Ernte, Geburt und Tod. Die Frau kümmert sich um ihre Tiere, sie lernt im Einklang mit der Natur zu leben, bebaut ihren Kartoffelacker, melkt die Kuh, bereitet Heu für den Winter vor. Sie hat sich damit abgefunden. Sollten ihr Menschen begegnen, hat sie immer ein Gewehr in ihrer Nähe. Das Buch ist also reduziert auf das Wesentliche, und genau dadurch gibt es soviel Raum für Interpretation. Ein Mensch, auf sich alleine gestellt, fernab jeglicher Zivilisation. Das alte Robinson-Motiv. Immer wieder spannend.
Allerdings kann ich mir vorstellen, dass es manchem Leser rasch langweilig werden mag, sich alleine auf diese Frau, die zu melkende Kuh und den Kartoffelacker zu konzentrieren. Die eigentliche Frage, welche die Frau beschäftigt und weswegen sie diese Niederschrift beginnt, stellt sich erst ganz am Ende, ist quasi die Kernfrage, auf die alles abzielt, und auf die bereits in den ersten Seiten hingearbeitet wird: was trieb den Menschen dazu, ihre Tiere so grausam zu töten? Diese Frage belastet sie während des gesamtes Buches weit mehr als die Mauer, welche sie inzwischen als gegeben hinnimmt, wohl eine von Menschen geschaffene Waffe. Es wäre für mich sehr interessant, über die Weltsicht der Erzählerin, ihre Prioritätensetzung, ihr Menschenbild, ihren Neuanfang, ihr selbstgestaltetes Leben zu diskutieren. Wer solche Fragen eher langweilig findet, der wird vermutlich wenig Interesse an diesem Buch zeigen, denn um kaum etwas anderes geht es.
"Die Wand" ist ein wichtiges Buch, das sich flüssig und rasch in einem Zug lesen lässt. Es fesselt den Leser ab der ersten Seite, oder er wird über die ersten Seiten niemals hinauskommen. Es ist etwas ganz Eigenes, das zu lesen sich auf jeden Fall lohnt.
SaschaSalamander 31.03.2006, 13.22 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL
Kille Kille

Ich würde Euch ja zu gerne den Inhalt einiger Geschichten erzählen, doch ich würde damit einigen Pointen vorweggreifen. In manchen Rezensionen las ich einiges vorweg, doch ich ärgerte mich nur darüber, hatten sie mir schon einiges an Lesefreude genommen. Deswegen möchte ich mich lieber bedeckt halten und Euch den vollen Spaß gönnen!
Der Sprecher, Thomas Fritsch, ist übrigens genial. Einer meiner Lieblingsschauspieler, einer der wenigen guten in unserem Lande. Es gelingt ihm, die Geschichten mit einem fiesen Grinsen im Gesicht zu lesen, das man während des gesamten Vortrages vor sich zu sehen glaubt. Er passt einfach hervorragend!
Die Geschichten beginnen allesamt recht banal, in locker-luftigem Erzählstil, ganz alltäglich. Der Leser kann sich sehr gut in die Szenerie hineinversetzen, denn Heine spielt hervorragend mit deren Phantasie. Er praktiziert die Kunst des Auslassens, und der Leser ergänzt das Fehlende ganz automatisch in Gedanken, malt seine eigenen Bilder im Kopf. Und dann, mit einem lauten PENG, platzt die Geschichte ganz unerwartet. Und der Leser sieht: ich habe falsch gedacht ... oder zumindest nicht mit diesem Ende gerechnet.
Nicht alle dieser Geschichten basieren auf diesem Prinzip, aber unerwartet sind die Wendungen allemal. Zynisch, bissig, voller Schadenfreude. Und mit einem kleinen, verschmitzten Lächeln um die Lippen. Ich liebe solche Kurzgeschichten. Sie lassen sich herrlich im Alltag einbinden, wenn mal gerade keine Zeit für ein dickes Buch ist. Ein kurzes Geschichtlein vor dem Einschlafen, dazu ein befreiendes Lachen, das ist herrlich. Schade, wer sich diesen Autor entgehen lässt ;-)
SaschaSalamander 27.03.2006, 10.39 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Der Fönig

Eigentlich ist der Fönig nur eine furze Geschichte, Dirf Bach hat sie in rund 20 Minuten vorgelesen. Danf >Heife< durkte ich nun dieser Tage auch in dessen Genuss fommen. Der gesamte Text des 60seitigen Büchleins ist übrigens im Cover der CD zu kinden. Alleine Dirf Bach als Sprecher ist kür mich ja schon ein Grund zum Fauf oder Genuss eines Hörbuches. Seine langweilige und meist oberklächliche Comedy interessiert mich nicht, aber er ist ein Wortfünstler ohnegleichen und spricht selbst die fompliziertesten Zungenbrecher, ohne sich die Zunge zu verfnoten und als wären es Findermärchen, ich habe ihn schon okt dakür bewundert.
Und dass Walter Moers, der Erkinder des Fäptn Blaubär, der Stadt der träumenden Bücher und des fleinen Wolpertinger Rumo, nicht nur witzig fann, sondern auch ganz schön krivol ist, hat er ja schon im fleinen Arschloch und ähnlichen Werfen gezeigt. Hier im Fönig geht es ganz schön zur Sache. Die Fönigin scheint auf Dirty Talf zu stehen, und den Ohren des Lesers wird da einiges zugemutet. Sorry, ich schreibe so etwas ungern, ich mag solche Worte nicht ... aber anders als durch ein furzes Beispiel fann ich es faum aukzeigen: er will ihre Kotze füssen etc ... mancher Hörer / Leser kindet das wohl witzig, mir dagegen dreht es jedesmal den Magen um (nein, prüde bin ich wirflich nicht, aber ich verabscheue solche Worte).
Was mir aber gekiel: Moers hat erstaunlich viele Wörter mit K und F gekunden, was mir hier im Text zum Beispiel schwer källt. Und er hat extra viele Wörter verwendet, die manchmal einen anderen Sinn ergeben oder einfach nur bescheuert flingen. Die ganze Geschichte selbst ist Nonsens, absolut sinnlos und das Ende dann so richtig bescheuert. Es ging wohl wirflich nur darum, eine Geschichte mit verdrehten Buchstaben zu schreiben und damit so richtig in die Vollen zu greiken. Vor allem, als dann auch noch bp und gk vertauscht werden, wird es so richtig dook. So dook und akkig, dass man nicht anders fann, als einkach nur noch lachend auk dem Boden zu liegen. Und Dirf Bach liest jedes Wort scheinbar, ohne mit der Wimper zu zuffen, wird an den sprachlichen Höhepunften immer schneller und besser. Wer den Text vor sich hat, soll ihn bitte laut lesen, es ist sehr, sehr schwer, altbekannte Wörter der Gewohnheit entgegen verfehrt auszusprechen, oh ja!
Als der Fönig am Ende endlich karbige Kledermäuse Flarinette spielen hört, liegt der Hörer vermutlich schon längst nach Lukt japsend am Boden und hokkt auf eine Kortsetzung dieses selten dämlichen, sinnentleerten, leider viel zu fnappen und einkach nur fenialen Buches.
SaschaSalamander 20.03.2006, 10.54 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Das Jahr der Verschwörer

Schwäbisch Hall, 1450: Jos und Stefan sind Freunde. Als eine Leiche aus dem Fluss gefischt wird, sind sie in heller Aufregung. Sie wollen dem Geheimnis auf die Spur kommen. Bald wird auch Stefans Leiche im Fluss treibend gefunden, und nun ist für Jos kein Halten mehr. Gemeinsam mit der Henkerstochter Rebecca macht er sich auf die Suche nach dem Mörder und den Hintergründen der Tat. Denn Stefan schien einer unglaublichen Sache auf der Spur zu sein ...
Historische Jugendromane. Ich habe schon einiges dieser Art gelesen und lese sie auch immer wieder gerne. Dieser hier war meiner Ansicht nach nicht der Beste der bisher gelesenen, aber doch recht nett. Ulrike Schweikert hat hier auf jeden Fall weit, weit Besseres geleistet als mit ihrem traurigen Spin-Off zu den Legenden Phantásiens. Wenn ich Romane dieses Genres empfehlen müsste, würde ich vor allem auf Rainer M Schröder verweisen, aber auch dieses Buch ist lesenswert. Stellenweise zieht es sich zwar etwas in die Länge, und ich konnte auch nicht so wirklich mit den Hauptcharakteren mitfühlen, aber alles in allem war die Handlung doch recht spannend. Frau Schweikert ist, trotz ihres üblen Ausrutschers der "Seele der Nacht" eine begabte Schriftstellerin, die zu kennen sich auf jeden Fall lohnt.
SaschaSalamander 17.03.2006, 09.42 | (0/0) Kommentare | PL
Das Lächeln der Sterne

Abgesehen von den wirklich >sinnlosen Titeln< trifft all dies auf Nicholas Sparks nicht zu. Er schreibt Liebesromane, die über das platte Klischee hinausgehen. Seine Romane bewegen und rühren das Herz. Sie können auch traurig enden. Und Liebe wird in einem weiter umfassenden Rahmen verstanden als dem oben genannten Klischee. Ich wurde durch die Filme "Message in a Bottle" und "Wie ein einziger Tag" auf ihn aufmerksam, die mir trotz ihres Genres sehr gut gefielen. Mein erster Roman - oder genauer gesagt: mein erstes Hörbuch - war nun endlich "Das Lächeln der Sterne".
Amandas Ehemann stirbt an Krebs, sie kann den Tod ihres geliebten Mannes nicht verkraften und vernachlässigt nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Kinder, sie sinkt immer tiefer und tiefer. Da entschließt sich ihre Mutter Adrienne, ihr die Geschichte von der Liebe ihres Lebens zu erzählen ...
Adrienne wurde vor Kurzem von ihrem Mann verlassen, sie fühlt sich alt und verbraucht. Der ehrgeizige Arzt Paul wurde von seiner Frau verlassen, weil ihm Erfolg und Karriere stets wichtiger waren als seine Familie. Er beschließt sein Leben zu ändern. In einer kleinen Pension trifft er auf Adrienne, und sie verbringen ein Wochenende miteinander, das ihrer beider Leben verändern wird ...
Eine wunderschöne Geschichte. Nicht sonderlich anspruchsvoll, leicht vorhersehbar, aber wohlschmeckend und leicht verdaulich. Sie tut einfach gut. Nicholas Sparks versteht es, so unendlich viel Gefühl in nur so wenige Worte zu legen. Ohne Schnulz, ohne Kitsch, aber voller Wärme. Seine Bücher sind genau das Richtige für einen gemütlichen Leseabend. Und wie ich von meiner Freundin (die absoluter Sparks-Fan ist) erfahren habe, ist dieses Buch eines seiner schwächeren. Ich kann es also gar nicht erwarten, die anderen endlich zu lesen!
SaschaSalamander 13.03.2006, 18.48 | (4/4) Kommentare (RSS) | PL
Der Elbenstern

Bei einem alle 24 Jahre wiederkehrenden Fest gelangt der Sohn eines Schmieds einen in den Kuchen gebackenen Elbenstern. Er bemerkt ihn nicht, verspeist ihn einfach, doch bald sind erste Veränderungen an ihm zu erkennen. Als er älter wird, entwickelt er sich zum Wanderer zwischen dem Volk der Menschen und Elben. Doch bald ist die Zeit gekommen, an der es dem Stern bestimmt ist, weiterzuwandern ...
Ein sehr schönes Märchen, das mir gut gefiel. Das Hörbuch ist mit sanfter, weicher Stimme gelesen von Joachim Höppner (Synchronstimme Gandalfs). Es ist ein Genuss, ihm zuzuhören, wie er ohne erhobenen Zeigefinger aber doch ernsthafter Stimme die Geschichte um den Schmiedssohn (dies ist sein Name, als er älter wird, nennt man ihn dann selbst "Schmied") erzählt. Freundschaft, Respekt, Ehrfurcht, das sind Werte, die in diesem Werk groß geschrieben werden.
Die Geschichte birgt keinen allzu tiefen Sinn und verbreitet eine recht simple aber doch sehr wichtige Moral. Sie kommt als gemütliche, hübsche Kindererzählung daher und erfreut den Leser. Mehr gibt es zu diesem Buch meiner Ansicht nach eigentlich kaum zu sagen. Aber es muss ja nicht immer so kompliziert und langatmig sein. "Der Elbenstern" ist eine der Geschichten, die eben einfach ein warmes Gefühl nach der Lektüre oder dem Hörgenuss hinterlassen. Und allein deswegen finde ich sie so wertvoll und möchte sie jedem empfehlen, der das Träumen noch nicht verlernt hat ...
SaschaSalamander 10.03.2006, 16.12 | (0/0) Kommentare | PL
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