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Tag: Tip
MindNapping 09 - Montana

Die Handlung ist schwer zu beschreiben, da sie auf mehreren Ebenen spielt. Rahmenhandlung bildet ein Drehbuchautor, der tot in seiner Wohnung aufgefunden wird. Sein letzter Wille: sein Skript muss verfilmt werden, sonst geht sein Geld an die Blackfeet - Indianer. Beim Filmdreh wird schnell klar, dass es mit dem Skript etwas Besonderes auf sich hat, und die Realität beginnt mit der Fiktion zu verschmelzen.
Ein wiederkehrendes Thema des Hörspieles ist die Sebstreferenzialität, einerseits spielerisch erklärt und in witzigen Geschichten oder Paradoxa, andererseits in der Handlung selbst. So handelt der Film von einem Drehbuchautor, der einen Film dreht, in welchem es usw. Nicht umsonst ist auf dem Cover ein >Möbius-Band< abgebildet.
Selten höre oder lese ich etwas zweimal, und noch seltener beginne ich direkt nach dem Ende erneut von vorne. In diesem Fall habe ich es getan, ansonsten wäre es kaum möglich gewesen, die Geschichte zu erfassen. Mit dem Wissen um spätere Entwicklungen und das Ende war das erneute Hören ein komplett anderes Hörerlebnis, das sich absolut lohnte und mir sogar noch besser gefiel als beim ersten Mal. Nein, nebenbei darf man MONTANA auf keinen Fall hören, wenn man es verstehen möchte!
Die Sprecher agieren gekonnt, die Hintergrundmusik vermittelt eine sehr schöne Atmosphäre passend zum Westernsetting des gedrehten Filmes, ich konnte tief in die Welt abtauchen. Mich darin zu verlieren war erst beim zweiten Mal möglich, da anfangs doch zuviele offene Fragen waren und ich Schwierigkeiten hatte, die drei bzw vier Erzählebenen auseinanderzuzalten.
Eine rundum gelungene Folge, die man auch unabhängig vom Rest der Reihe sehr gut hören kann. Wer Hörspiele und Mindfuck liebt, der kommt an MONTANA nicht vorbei!
10 Luchse - 0,9 Kojoten = 9,1 ungleiche Brüder
SaschaSalamander 03.07.2012, 08.27 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL
Mr Gum und der fettige Ingo

Die Essenszeit-Kriege wüten vernichtend über Bad Lamonisch an der Bibber. Wie kam es dazu? MR GUM geht fürs Abendessen nicht mehr zu seinem besten Freund, dem ebenso gemeinen und fiesen Metzger Willi Wilhelm III ff, sondern statt dessen zum fettigen Ingo und dessen Affen "Philipp der Horror". Das kann Willi Wilhelm III ff nicht auf sich sitzen lassen! Und Polly kann nicht einfach tatenlos zusehen, wie die beiden Stinkstiefel die Stadt vernichten, also muss sie sich etwas einfallen lassen.
BAND 6 DER REIHE UM MR GUM
DER FETTIGE INGO ist der sechste Band einer erfolgreichen Kinderbuchreihe um den miesepetrigen MR GUM. Zwar lassen die Bücher sich unabhängig voneinander lesen, trotzdem ist es natürlich schön, wenn man sich bei den Charakteren auf frühere Bücher beziehen kann, und viele Witze sind umso lustiger, wenn man den Hintergrund versteht. Man begegnet alten Freunden wie dem elektrischen Lebkuchenmann Björn Schneyder oder der angetrunkenen Omimi, es kommen aber auch neue Bewohner der Stadt hinzu, so der titelgebende Ingo Fettig und sein bösartiger Affe.
NONSENS UND JEDE MENGE SPAß
Andy Stanton schreibt die Texte, die von David Tazzyman mit witzigen Kritzelzeichnungen illustriert werden. Und Harry Rowohlt als Übersetzer, ein perfektes Dreierteam! Das Buch ist ein gelungenes Werk unsinniger Fabulierkunst, die aberwitzigen Ideen das Autors sind einfach hinreißend. Völlig unzusammenhängende Metaphern und Vergleiche, unrealistische Aktionen und völlig unbedeutende Nebenstränge. Mitten im Buch findet der Leser plötzlich ein Kapitel über einen balzenden Flamingo, und einige Seiten später direkt in Folge der Entschuldigungsbrief des (fiktiven) Verlegers, welcher sich für den Fehler entschuldigt aber gleichzeitig einräumt, dass das statt dessen fehlende Kapitel sowieso völlig langweilig gewesen sei. Man muss, wenn man z.B. in der U-Bahn liest, wirklich aufpassen, dass man nicht überrascht die Augen aufreißt und laut loslacht, so absurd sind manche Szenen dargestellt.
ROWOHLTS ÜBERSETZUNG
Harry Rowohlt ist es wieder geglückt, das Buch im Sinne des Autors zu übersetzen, wobei natürlich einige Wortwitze nicht möglich waren und er diese umformulierte, dafür an passender Stelle andere Scherze einfügte. Ein gelungenes aber unübersetzbares Wortspiel hat er ausnahmsweise mit Fußnote erklärt (die Aufforderung "Duck", also "duckt Euch", als eine Ente angeflogen kommt). Während das erste Buch eine insgesamt trotzdem weitgehend fortlaufende Handlung hatte und vor allem die Charaktere aus Lamonisch an der Bibber einführte, ist der sechste Band vor allem geprägt von Wiederholungen und freien Versen teils in Reimform sowie sehr viel Lautmalerei.
SCHWÄCHE DES 6. BANDES
Zugegeben, dabei hat Andy Stanton ein wenig übertrieben. Wiederholung mag ein Stilmittel der Nonsensliteratur sein, trotzdem sollte sie maßvoll angewendet werden. Als der stinkende Fiesling Willi Wilhelm III ff das erste mal (nicht) auf einem magischen Einhorn einherreitet, mag man noch losprusten bei der Vorstellung, das zweite Mal schmunzelt man, aber spätestens beim sechsten oder siebten Mal ist es wirklich genug. Außerdem gibt es im Buch diesmal fast keine Handlung, sie erschöpft sich bereits in der Inhaltsangabe des Klappentextes. Doch sie wird enorm in die Länge gezogen durch die freien Verse, die sich teils über 6 oder mehr Seiten erstrecken, jedoch einen Inhalt widergeben, der in einem Satz abgeschlossen wäre und teilweise nur aus sich wiederholenden Lautmalerei besteht. Während im ersten Band die Darstellung einzelner Worte wie BUMM, WATSCH, WACK etc lustig war, wurde auch diese Möglichkeit etwas über Maß strapaziert (wenngleich es einige wirklich witzigen Momente gibt wie etwa KA-WUMM, KA-BLAMM, KA-PITELENDE!). Das "Schnatter! Schnatter! Schnatter! Schnatter! Schnatter! Schnie!" des Affen ist gefühlt auf beinahe jeder dritten Seite zu lesen, was bei der sowieso schon geringen Textmenge (teils nur 5 bis 10 Zeilen) pro Seite einfach zuviel ist, man fühlt sich als Leser doch etwas um den Inhalt betrogen.
TEXTBEISPIELE
Mit einem schrecklichen Geruch nach verbranntem Gummi und Lebkuchen drehte sich das Taxi mitten auf der Straße im Kreise und im Kreise und im Kreise. Ein Vorderrad ging ab, flog erst ins Ober-, dann ins Unterhaus und würde zufällig für die nächsten zehn Jahre Premierminister. (S. 150)
Sie waren die ganze Nacht gereist, aber jetzt erhob sich die Sonne über dem Meer, blendend in ihrer Herrlichkeit, wie die größtvorstellbare Pampelmuse, die sich aus ihrem Nest aufschwingt, um auf Zuckerjagd zu gehen. (S. 169)
Er war ein beängstigender Klumpen von einem Heini, Gesicht und Hirn über und über mit Furunkeln übersät. An seinem linken Arm hatte er eine lange Narbe aus der Zeit, als er noch Stacheldrahtvertreter gewesen war, und eine seiner Hände war aus Messing, Folge eines schrecklichen Unfalls, in den eine Kettensäge, etwas Zwei-Komponenten-Kleber und eine Messinghand verwickelt gewesen waren. (S. 40)
FAZIT
MR GUM ist eine grandiose Reihe, die absoluten Kultfaktor hat. Harry Rowohlt hat ein Händchen für herausragende Literatur und drückt ihr im Deutschen seinen ganz eigenen Stempel auf, man kann gar nicht anders als begeistert zu sein. Trotzdem ist DER FETTIGE INGO ein eher schwächerer Band der Reihe, der durch zu viele Wiederholungen und unnötige Längen auffällt. Was soll ich nun bewerten - die Sprache, die Idee, Rowohlts Genie? Oder einfach nur die Geschichte selbst? Na, ganz einfach:
Wertung:
15 von 10 Zitronenbaisers für die Übersetzung und
5 von 10 Pferde, die Rosinen in den Weltraum schnipsen für die Geschichte
ergibt summa summarum 3,7 von 5 Hunden, die keine Anrufe entgegennehmen ;-)
SaschaSalamander 02.07.2012, 08.41 | (0/0) Kommentare | PL
Beim ersten Sonnenstrahl 02
Der erste Teil dient vor allem der Einführung der Charaktere, dem zärtlichen Einstieg in die Liebesgeschichte und dem Aufzeigen der Verwicklungen. Im dritten Teil werden alle Fäden zusammenlaufen, es wird vermutlich einen Showdown geben und - das ist gewiss - ein Happy End. Worauf es hier im zweiten Teil nun ankommt ist die Überleitung von einem zum anderen. Hier besteht in der Regel die größte Gefahr, unnötige Längen einzubauen oder vor lauter Action die Charakterentwicklung zu vergessen. Dieser Fehler ist Inka nicht passiert: Sie hat es wieder einmal wunderbar geschafft, die Elemente aus Handlung, Erotik und Charakteren perfekt auszubalancieren. Keine Längen, keine überladene Story, und gleichzeitig wachsen dem Leser die beiden Protagonisten immer mehr ans Herz. Obwohl der zweite Teil etwas länger ist, empfand ich ihn als ungleich kürzer, konnte mich nur schwer von Zahar und David trennen. Der zweite Teil endet wie von der Autorin angekündigt mit einem heftigen Cliffhanger, aber ich muss zugeben, dass mich diesmal nicht sonderlich ärgert. Dafür weiß ich einfach zu gut, dass alles eine glückliche Wende nehmen wird ;-)
Was mir an der Erotik in diesem Buch besonders gefällt, das ist die Sanftheit. Worte wie "knisternd, prickelnd, heiß" und Co wären hier unangebracht. Ja, natürlich ist es leidenschaftlich. Doch was hier überwiegt sind zwei Seelen, die sich gefunden haben. Der Roman vermittelt das Gefühl des Nach-Hause-Kommens, die angenehme Wärme von Vertrauen und Geborgenheit. Statt zu erklären ein kurzes Zitat: "Sie sprachen kein Wort, endlose Minuten lang, sondern hielten sich an den Händen. Zahar kuschelte sich an Davids Schulter und deckte ihn mit einer Schwinge zu."
Der historische Aspekt ist wie schon im ersten Teil sehr gut recherchiert, und scheinbar nebenbei fließen spannende Details ein. Für die Geschichte selbst unwichtig, doch genau das verleiht dem Text Leben und Fülle, lässt das Bild der damaligen Zeit greifbar werden.
Der zweite Teil ist wunderschön. Kein Sektprickeln, kein elektrisches Knistern. David und Zahars Liebe ist eine sinnliche, süße, wärmende Tasse Kakao ...
SaschaSalamander 29.06.2012, 09.20 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL
Schweig still, süßer Mund

Jana und Ella sind seit Kindertagen unzertrennliche Freundinnen, keine würde einen Schritt ohne die andere tun. Und dann, eines Tages, ist Ella einfach verschwunden. Sie hat ihre Termine nicht abgesagt, erscheint nicht zur Theaterprobe und ist kurz vor der letzten Abiprüfung weg, einfach weg. Doch da Ella bereits 18 ist, gilt sie nicht mehr als Jugendliche, und die Polizei sieht keine Notwendigkeit, eine Suchaktion ins Leben zu rufen. Also beginnt Jana mit ihren Freunden auf eigene Faust zu ermitteln. Doch je mehr sie über Ella zu erfahren versucht, desto mehr erkennt sie, dass ihre Freundin Geheimnisse vor ihr hatte. Je mehr sie herausfindet, desto größer werden ihre Zweifel, ob sie überhaupt das Richtige tut. Gleichzeitig kommt sie dem Täter immer näher und bringt sich damit selbst in Gefahr.
CHARAKTERE
Jana als Protagonistin ist gut ausgearbeitet. Das Buch ist in großen Teilen in der personalen Sichtweise verfasst, und gerade Jugendliche Leser werden schnell Zugang zu ihr finden. Stets erhält sie unterschiedliche Signale von Freunden, der Polizei, ihrer Familie, und immer wieder muss sie entscheiden, ob sie auf ihre Umwelt hört oder ihre innere Stimme. Dieser Zwiespalt trägt einen Teil der Spannung des Buches und ist gelungen umgesetzt.
Andere Charaktere werden aus Sicht Janas erlebt, sodass ihre Motive unklar bleiben. Viele sind im Laufe der Handlung verdächtig, niemandem kann man trauen. Auch Janas Familie wird eher am Rand behandelt. Lediglich die große Schwester bekommt eine wichtige Rolle, die jedoch lange Zeit ebenfalls unklar bleibt, die Mutter als mahnende Instanz und moralisches Gegengewicht zu Janas innerer, impulsiver Stimme.
Auch in die Sicht des Opfers (hier aus Spoilergründen keine Information) wie auch des Täters gewinnt man einen Einblick. Bald fragt man sich, ob es sich wirklich um eine Straftat handelt und was tatsächlich vorgefallen sein könnte. Entführung? Mord? Lösegelderpressung? Rache? Ein Unfall? Ein Missverständnis?
SPRACHE
Die Sprache und Erzählperspektiven machen das Buch abwechslungsreich, insgesamt liest sich SCHWEIG STILL, SÜßER MUND flüssig und direkt. Der Großteil ist aus Janas personaler Sicht geschrieben. Den Täter liest man als ich-Erzähler. In die Erlebniswelt des Opfers hat man zu Beginn wenig Einblick, der Stil wird immer intensiver, je näher Jana der tatsächlichen Lösung kommt. Dazu gibt es die Emails, die Jana an Ella schickt: Jana ist sich unsicher, ob sie das Richtige tut, und um Ella im schlimmsten Falle ihr Verhalten später zu erklären, schreibt sie diese Mails, rechtfertigt sich für ihr impulsives und nach außen hin unvernüftiges Verhalten. Der Sprachstil hier ist umgangssprachlich und passend für eine 17jährige. Gelegentlich schreibt Jana auch ein Mail an ihren Vater, diese sind in anderem Tonfall gehalten. Auch die Antwort des Vaters sowie einzelne Mails von möglichen Zeugen als Reaktion auf die Internetsuchaktion sind alle in eigener Sprache verfasst. Dadurch hebt sich das Buch für mich aus dem Einheitsbrei der Jungmädchenliteratur deutlich ab, die Autorin bringt Abwechslung in das Geschehen und vermittelt einen netten kleinen Einblick in ihre Schreibkünste.
AUFBAU, GENRE
Es braucht ein wenig, bis das Buch in die Gänge kommt. Da es sich um einen Thriller handelt, weiß der Leser natürlich, dass mehr hinter Ellas Verschwinden steckt, doch außer Jana sieht anfangs niemand wirklich einen Grund zur Sorge. Eine Wende kommt in dem Moment, als Jana über die ersten Ungereimtheiten stolpert und erkennt, dass sie vieles über ihre vermeintlich beste Freundin nicht wusste.
Immer mehr Puzzleteile erhält der Leser von Tag zu Tag (die Kapitel sind in Tage gegliedert), Jana leistet Detektivarbeit, sie forscht nach Hintergründen, befragt Betroffene, sucht Schauplätze auf, die Autorin hat die Möglichkeiten einer 17jährigen nachvollziehbar und glaubwürdig geschildert. Durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven erfährt der Leser mehr, als Jana selbst weiß. Während sie also von Selbstzweifeln geplagt wird, weiß der Leser um die drohende Gefahr. Dennoch erfährt der Leser nur Bruchstücke, sodass oft die Frage auftaucht, ob Janas Handeln hilfreich ist oder für sich und das Opfer alles noch schlimmer macht.
Janet Clark legt viele falschen Fährten. Erfahrene Bücherwürmer ahnen schnell, wer der Täter ist, noch bevor dies aus seiner Erzählperspektive ersichtlich ist. Trotzdem ist die Geschichte clever aufgebaut und bietet ebenso Hinweise wie auch Tricks. Es ist erkennbar, dass die Autorin ausführlich geplottet hat, denn oft fallen Andeutungen, die später aufgegriffen werden, Nebensätze vom Anfang des Buches gewinnen an Bedeutung, der rote Faden ist klar erkennbar. Mir fielen trotz der vielen Stränge keine Fäden auf, die ins Leere führten.
Einen geschickten Schachzug finde ich auch, dass dem Leser die Gefahr umso bewusster wird, je mehr Jana an sich selbst zweifelt und ihre Aktivitäten zurückschraubt, sich auf andere Dinge konzentriert. Man möchte fast ihr fast zurufen, selbst eingreifen und ihr Mut zusprechen.
Trotzdem würde ich das Buch nicht als Thriller verkaufen. Gut, "Thriller" vermarktet sich vielleicht besser, aber es ist eine Irreführung. Ich empfinde SCHWEIG STILL, SÜßER MUND eher als Krimi, da der Schwerpunkt weniger auf der Bedrohung und Spannung als vielmehr der Ermittlung und Tätersuche sowie der Ausarbeitung Janas liegt. Jana erlebt eine Entwicklung in diesem Roman, sie wird von ihrer heilen Kinderwelt plötzlich in die harte Realität geworfen: ihr unbedachtes Handeln hat strafrechtliche Konsequenzen, sie muss existenzielle Entscheidungen fällen auch gegen den Willen ihre Familie, sie zweifelt an bis dahin grundlegenden Werten wie Freundschaft, Familie und Loyalität, ihre Welt gerät ins Wanken. Für wen Thriller gleichbedeutend sind mit Blut, Gewalt und stetiger Gefahr für Leib und Leben, der könnte enttäuscht sein. Wer aber die oben genannten Aspekte als spannend empfindet und sich begeistert auf die einzelnen Puzzleteile stürzt, wird das Buch lieben.
THEMEN
Freundschaft, Familie, Loyalität, erste Liebe, geschiedene Eltern, das sind die Dinge, die Jana beschäftigen und die somit auch einen Teil des Buches ausmachen. Doch In SCHWEIG STILL, SÜßER MUND werden noch weitere Themen angeschnitten, die besonders für Jugendliche aktuell und allgegenwärtig sind. Ein großes Thema möchte ich nicht konkretisieren, da es zum Tatmotiv hinführt. Es ist auf jeden Fall sehr schön herausgearbeitet, wie wenig Gedanken sich die Menschen machen über die Hintergründe, und wie schnell einzelne Personen aufgrund (Spoiler) verurteilt werden.
Insgesamt hervorgehoben ist auch die Bedeutung der Medien. Die Jugendlichen nutzen eine Homepage sowie verschiedene soziale Netzwerke für die Suche nach ihrer Freundin. Wertfrei werden dabei die Vorteile aufgezeigt, aber auch die Risiken und Probleme. Gerade der lässige Umgang mit dem Internet wird thematisiert. Die Autorin zeigt auf, was ein Mensch von sich alles unbedacht preisgibt, aber auch, wie die Presse und die öffentliche Meinung einen Sachverhalt verfälschen können. Jana trat, als sie die Polizei zur Suche nach Ella bewegte, eine Lawine los, mit der sie nicht gerechnet hatte, die Konsequenzen hieraus werden sehr schön ausgeführt.
Interessant finde ich auch die ethische Frage, was am Ende zählt: das Ergebnis der Tat oder deren Beweggrund. Sowohl bei Jana wie auch dem Täter wird diese Frage immer wieder gestellt. Die Antwort hierauf muss der Leser für sich selbst finden.
Es wird außerdem sehr schön dargestellt, wie leicht man einem fremden Menschen vertrauen kann. Verbrechen ist nicht schwarz-weiß, und jeder könnte der Täter sein. Sollte Jana deswegen alle Menschen meiden, sich verbarrikadieren und niemanden mehr an sich heranlassen? Aber wie kann sie auf der anderen Seite jemandem vertrauen, wenn sie doch weiß, dass der Täter jemand sein muss, dem Ella vertraute? Auch dies ist eine Frage, die nicht beantwortet wird.
ETWAS KRITIK
Ein paar Kleinigkeiten möchte ich, so begeistert ich insgesamt von dem Buch bin, dennoch anmerken. Besonders das Ende war sehr dramatisch, es kam alles geballt, und ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht ganz einverstanden war mit dem Schluss. Ich verstehe die Botschaft dahinter, doch ich stehe dem sehr skeptisch gegenüber. Gerne würde ich näher darauf eingehen, aber es versteht sich, dass das nicht möglich ist
Ebenso die Frage, ob die Autorin nicht ein wenig übertrieben hat mit der Vorgeschichte einiger Charaktere. Über das Buch verteilt in Ordnung, doch hier ballt sich alles in den letzten wenigen Seiten, sodass es für mich etwas übersteuert wirkt. Es ist durchaus realistisch, und auch die Motive kann ich nachempfinden, trotzdem etwas zuviel des Guten.
Stellenweise hatte das Buch ein paar Längen. Die Treffen mit den Freunden, die Ermittlungsarbeit, ihre Selbstzweifel, die Gespräche mit der Schwester, das wurde sehr gut herausgearbeitet, mancherorts etwas zu gut, zu ausführlich. Etwa 50 Seiten hätte man das Buch gerne kürzen dürfen, ohne dass es an Substanz und Inhalt verloren hätte.
Etwas, wofür die Autorin nichts kann: die Vermarktung des Buches ist ziemlich daneben. die rosa Blumen auf dem Cover und der Titel lassen auf ein reines Mädchenbuch schließen (der Titel weniger in der Aussage als vielmehr in der Wahl seiner Worte und den hervorgerufenen Assoziationen). Das ist etwas, was viele ältere Leser sowie das männliche Publikum abschreckt, obwohl durchaus Erwachsene und auch junge Männer Gefallen an SCHWEIG STILL, SÜßER MUND finden werden. Auch die Klassifizierung als Thriller weckt Erwartungen beim Publikum, denen das Buch nicht gerecht werden kann. Es ist ein hervorragender Krimi und ein sehr schöner Einblick in Janas Entwicklung, jedoch kein Thriller. Sowohl die erwartete Romantik (Blümchen, "süß") als auch der Thrill bleiben aus. Das Buch ist hervorragend, allerdings etwas komplett anderes als erwartet.
FAZIT
SCHWEIG STILL, SÜßER MUND ist ein unterhaltsamer Jugendkrimi, der sich im Aufbau sowie der Klarheit und Aktualität seiner Themen deutlich aus der Masse der derzeitigen Jugendliteratur abhebt. Das Buch liest sich schnell, und oft wird der Leser angeregt, sein eigenes Verhalten zu hinterfragen. Der Inhalt des Romans lässt sich gut auf den Alltag übertragen. Ein Buch, das ich sowohl jüngeren Jungendlichen wie auch Erwachsenen bedenkenlos empfehlen kann.
SaschaSalamander 19.06.2012, 17.06 | (0/0) Kommentare | PL
Lady Bedfort 09 - Das Geheimnis der Tauben
Eine erschöpfte und verletzte Brieftaube landet vor der Tür der alten Lady, einen Hilferuf für Mary Broderick am Bein. Lady Bedfort macht die Adressatin ausfindig, und zu dritt machen sie sich auf den Weg zum Absender: die Taube stammt aus der Zucht des Robert Broderick. Lady Bedfort wäre nicht Lady Bedfort, wenn sie am Tod des Butlers und der sofortigen Anstellung eines neuen Hausdieners nicht etwas verdächtig fände, und so beginnt sie wieder einmal ihre Nase in Dinge zu stecken, von denen man sie unbedingt fernhalten wollte.
John Beckmann, der bis auf wenige Ausnahmen fast durchgehend alle Folgen bis 32 geschrieben hat, ist auch für diese verantwortlich. Man merkt, wie es von Mal zu Mal leichter von der Hand zu gehen scheint, und DAS GEHEIMNIS DER TAUBEN ist besonders gelungen. Vom ersten Moment an wird Spannung aufgebaut, die perfekt zur Serie passt: nicht blutig oder thrillerartig, aber dennoch bedrohlich. Die verletzte Taube als Vorbote für kommendes Unheil. Und dann die typische Situation: alle sind an einem Ort, niemand kann weg, jeder ist verdächtig. Klassisches Setting, klassische Folge. Und hier wurde alles richtig gemacht für meinen Geschmack.
Es ist eine der ersten Folgen, in denen Max langsam etwas auftaut. Er wirkt an der Aufklärung des Falles mit, sein Fachwissen trägt zur Klärung bei. Er ist nicht mehr nur Stichwortgeber, sondern er bringt eigene Ideen ein. Zwar muss die Lady ihn dafür rügen, aber es ist klar erkennbar, dass man nun anfängt, ihn intensiver in die Handlung einzubauen. Die Lady, die in den ersten Folgen stellenweise etwas rüde wirkte, wird hier (so empfand ich es zumindest) ein wenig freundlicher, offener ihm gegenüber.
Der Fall selbst ist nicht allzu komplex, man kann sich die Auflösung von Beginn an denken. Trotzdem gelingt es Beckmann, die Spannung aufrecht zu erhalten und den Hörer einige Male schwanken zu lassen, ob Mr Broderick nun Täter oder Opfer ist. In dieser Folge wird auch sehr schön ermittelt, die Lady sammelt durch heimliche Aktionen und provokante Fragen ihre Informationen - ein Genuss für den Hörer, wenn sie wieder einmal zu Höchstform aufläuft und am Ende ihre Lösung präsentiert.
Die Musik war für damals gelungen, sie unterstreicht den Charakter der Folge gut. Nach inzwischen 53 Fällen bin ich dann allerdings doch etwas verwöhnt, Dennis Rohling hat sich hörbar verbessert, die Musik klingt inzwischen aussagekräftiger und markanter, hat mehr Persönlichkeit. Auch die Geräusche der neunten Folge sind passend und fügen sich gut in die Handlung ein, trotzdem ist erkennbar, dass Hörplanet sich in den letzten 5 Jahren sehr weit entwickelt hat, authentischer und professioneller klingt.
Sprecher sind neben den Hauptrollen diesmal passend gewählt, besonders erwähnenswert sind Dietmar Wunder (Cuba Gooding Jr, Adam Sandler, Robert Downey Jr, Omar Epps aus House u.a.) und mein persönlicher Favorit Jürgen Thormann (Ian McKellen, Max von Sydow, Peter O Toole).
Insgesamt also unter den damaligen Folgen eine der besten. Manchmal fragt man sich ja, wenn man aus Nostalgiegründen alte Filme sieht, ältere Hörspiele hört "was hat mich damals daran überhaupt gereizt". Wenn ich DAS GEHEIMNIS DER TAUBEN höre, weiß ich, warum ich die Serie schon damals geliebt habe :-)

SaschaSalamander 14.06.2012, 09.12 | (0/0) Kommentare | PL
Verlockende Versuchungen - Neuauflage
INHALT DES BUCHES
In VERLOCKENDE VERSUCHUNGEN nahezu jedes Märchen- und Fantasyelement geschnappt, das nicht bei drei auf den Bäumen war. Hier ein Drache, dort ein Dämon, Schneewittchen, Rapunzel und Dornröschen dürfen auch nicht fehlen, es gibt einen Zauberspiegel, Elben sind auch zu finden, und natürlich Vampire. Kunterbunt durcheinander, wild vermengt und das Ergebnis ist ein Buch, so humorvoll und zugleich auch erotisch, wie man es noch nicht gelesen hat. Ich habe versucht, einen roten Faden zu finden, doch gemeinsam ist allen Geschichten wohl wirklich nur, dass sie in einer fiktiven Märchen- oder Fantasywelt spielen und direkt oder indirekt mit Sex zu tun haben.
Da verliert ein Vampir seine Geliebte und findet sie nach langer Zeit zurück, doch gehört sie nun nicht einem anderen? Ein Engel und ein Dämon verlieben sich und verbringen gemeinsam ihre Zeit in den unteren Örtern, auf der Erde und im Kino. Das devote Schneewittchen wurde von den Zwergen leider mit dem falschen Prinzen verheiratet und klagt nun über fehlende Schläge. Die böse Moorhexe will ein unschuldiges (?!?) Mädchen verführen und wird von einem selbstlosen Jäger bezwungen. Wer ein Zauberartefakt zu seinem eigenen Vorteil missbraucht, der macht Bekanntschaft mit Rapunzels lukrativem Nebenjob. Eine Elfenprinzessin soll den Prinzen des Nachbarvolkes heiraten, obwohl doch alle wissen, dass dessen Bewohner alle knollennasig und krummbeinig sind. Und einige weitere Geschichten, die den Leser ungläubig, lachend und begeistert mit dem Kopf schütteln lassen.
ÄNDERUNGEN IN DER NEUAUFLAGE
Im Buch selbst waren die Geschichten in mehrere Teile getrennt und bunt im Buch verteilt, zwischen Teil eins und Teil 3 lagen oft mehrere andere Geschichten. Dies wurde nun geändert: die dreiteilige Geschichte, BRENNENDE BEGIERDE, wurde zu einer einzigen Geschichte zusammengefasst (übrigens auch getrennt vom Buch erhältlich), die Zweiteiler sind nun hintereinander angeordnet. Großer Pluspunkt!
Das Cover selbst wurde natürlich auch geändert. Ich poste hier zum Vergleich beide Titel. Das alte Cover ist recht nett, der Blick der Frau verspielt, ihr Haar ein wenig verstrubbelt und passend zu den Geschichten wirkt es erotisch aber doch nicht ganz so ernst. Das neue Cover mit mit dem weißen Kleid, der roten Unterlage und der drapierten Frau betont etwas stärker den Märchenaspekt des Buches. Beide Bilder haben ihren Reiz, das neue dürfte vermutlich aufgrund des netten Farbkontrastes die Blicke der Leser noch mehr auf sich ziehen.
Und natürlich wurde ein klein wenig am Text gefeilt, drei Jahre sind eine lange Zeit für einen aktiven Autor, Minden hat sich seitdem gesteigert, und entsprechend hat sie hier und da ein wenig ausgebessert. In den meisten Stories nur ein paar Formulierungen oder kleine Ergänzungen, in den beiden Gaystories an der Perspektive gefeilt, die Geschichten selbst sind jedoch alle original beibehalten.
Als Bonus gibt es zusätzlich die Geschichte WILDES BEGEHREN aus dem Buch LUSTPUNKTE (erscheint in den nächsten Tagen bei Elysion Books), das die bisherigen dunkleren Geschichten des Bandes um einen Gestaltwandler bereichert.
ERZÄHLWEISE, HUMOR
Die Stimmung des Buches erinnerte mich in nahezu jeder Geschichte an eine Disney - Parodie. Eine Prinzessin, zwitschernde Vögel auf dem Baum, dazu ein geträllerter Song im höchsten Sopran, bauschige Kleider und wunderhübsche Gesichtlein mit geröteten Wangen. Und dazu die witzigen Umschreibungen. Ich bin froh, dass ich noch das ältere Buch habe, denn da sieht man, wie die Autorin sich weiterentwickelt hat, ich mag diese Vergleiche. Doch insgesamt besser ist natürlich die Neuauflage, und die kann man inzwischen nicht mehr nur Fans von Minden empfehlen, sondern auch Neulingen.
Ich habe sehr oft gelacht über die absurden Situationen. Meine Lieblingsszene (kein Spoiler) ist ein sterbender Mann, und zack puff steht plötzlich ein goldener Drache auf der Lichtung und bringt alles wieder ins Lot. Keine Ahnung woher, keine Ahnung wohin, aber sollten wir nicht alle so einen goldenen Zauberdrachen haben? Oder der selbstlose Jäger, der - wir sind ja im Erotikroman - der die Moorhexe mit seinem "Jagdgewehr" von hinten außer Gefecht setzt und dem wirklich außerordentlicher Dank für sein uneigennütziges Tun gebührt (wer will es schon mit einer Moorhexe treiben). Wie gesagt: skurril, völlig abgefahren und so ganz anders als alles, was man von einem Buch mit erotischen Kurzgeschichten erwartet.
FAZIT
Aufgeschlossen sollte man auf jeden Fall sein. Denn abgesehen davon, dass eine Menge Märchen und Fantasyfiguren aufs Korn genommen werden, gibt es hier auch so ziemlich alles: Gay, SM, Hetero, freiwillig und unfreiwillig. Wer also ausschließlich Heteroerotik sucht, oder wer sich nicht für SM begeistern kann oder eben etwas Spezielles sucht, der wird hier nicht fündig. Wer vielseitig ist und sich vorstellen kann, dass Humor und Erotik sich nicht gegenseitig ausschließen, der ist hier auf jeden Fall richtig. Absoluter Geheimtipp für alle Inka Loreen Minden Fans, die bisher nur die neueren Werke kennen ;-)

SaschaSalamander 09.06.2012, 08.48 | (0/0) Kommentare | PL
Nur eine Woche

Ein Roman, den ich in die Hand nahm, weil ich einfach zwischendurch gerne mal Sachen lese, mit denen ich auf den ersten Blick nicht viel anfangen kann, schließlich lasse ich mich gerne vom Gegenteil überzeugen und befasse mich mit Dingen, die mir nicht unbedingt zusagen. Latex, Bürojob, 24/7 mit Kleiderordnung ... "wem´s gefällt", wie man so schön sagt. Ein gutes Buch schafft es aber, den Leser mitzureißen, ob er sich für ein Thema interessiert oder nicht. Und das war hier absolut der Fall! Und ich muss sagen, der Autor hat das Thema Latex und Fetisch so gut erklärt, dass man auch als Außenstehender wirklich einen schönen Einblick bekommt. Was findet jemand an Latex toll? Wie fühlt es sich an, dieses Material auf der Haut zu tragen? Wie pflegt man Latex, und was gibt es für Möglichkeiten mit diesem Material?
Als ich die Beschreibung las, dachte ich "na toll, und wieder ein Top, der irgendwelche dummen Sachen verlangt, und irgendein Weibchen rennt ihm hinterher und erfüllt ihm seine Phantasien". Pustekuchen! Statt dessen konfrontiert Mike Orca, der sich selbst in der Fetischszene bewegt und sehr gut weiß, wovon er hier in seinem Buch erzählt, den Leser mit einer selbstbewussten jungen Frau, die zwar ihrem Herrn ergeben ist aber dennoch ihren eigenen Kopf hat. Sie weiß, dass sie ihrem Freund vertrauen kann, und sie weiß, dass er sie auffangen wird, falls es auf Arbeit schiefgeht. Zugegeben, hier kommt der Faktor Geld dazu, der so in der Realität wohl nicht gegeben ist in diesem Ausmaß, aber dafür ist es ein Roman, fast schon ein Märchen. Ein Märchen von einer selbstbewussten Prinzessin und ihrem strahlenden Ritter auf dem weißen Pferd, jedoch alltagsnah und fast realistisch.
NUR EINE WOCHE ist stellenweise weniger ein Roman als vielmehr fast schon eine Beschreibung. Sehr detailliert wird auf die Kleidung, die Latexpflege, die Aufgaben eingegangen. Die Charaktere sowie die Handlung selbst bleiben dabei etwas im Hintergrund, sind jedoch trotzdem sehr gut durchdacht und greifbar. Das Verhalten der Protagonistin ist erstaunlich gut nachvollziehbar, und auch wenn der Leser selbst nicht so gehandelt hätte, ist doch alles gut erklärt und einfühlsam geschildert. Besonders gefielen mir die Reaktionen der Kollegen. Wie gesagt, es mutet stellenweise fast ein wenig wie ein Märchen an, es geht alles gut, und recht schnell erkennt der Leser, dass man sich hier weniger auf Konflikte einstellen muss denn auf bewegende Momente. In der Realität mag es nicht so glimpflich ablaufen, und nur wenige würden ihren Job auf diese Weise riskieren wollen. Aber NUR EINE WOCHE ist Fiktion, und dementsprechend geht alles glatt, die Kollegen halten zu ihr, der Chef geht auf ihre neue Rolle ein, und wenn Not am Mann ist hat ihr Herr ganz sicher noch einen Trumpf in der Hand.
In der Realität kann man den Job verlieren, und deswegen (oder vielleicht auch aus einem anderen Grund, das weiß ich nicht) schreibt der Autor unter einem Pseudonym. Aber hey, Lesen soll dazu dienen, dem Alltag zu entfliehen, sich seinen Phantasien hinzugeben. Und deswegen gibt es in diesem Buch ein Outing vor Kollegen, Freunden und Familie, wie jeder es sich nur erträumen kann. Ach, wenn das wahre Leben nur genauso einfach wäre :-)
Was ungewöhnlich ist in diesem Genre, aber was mir außerordentlich gut gefiel: ich habe sehr oft gelächelt, es tat einfach gut: die Reaktionen der Kollegen, die Begeisterung Janinas, ihr stetig wachsendes Selbstbewusstsein von der schüchterenen Frau hin zur stolzen Sub, es berührt den Leser und zaubert mehrfach ein Strahlen ins Gesicht. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Es ist witzig, wenn durch Janinas Verhalten nach und nach die Kollegen anfangen sich zu outen. Denn mal ehrlich, ein klein wenig Abenteuerlust steckt doch in uns allen, und wer weiß schon, was die Chefsekretärin unter ihrer Bluse trägt und welche Schuhe die Kollegin abends für ihren Freund anzieht und ob der schüchterne Kollege die Lederhose wirklich nur fürs Motorrad gekauft hat? Auch wenn Janina ihrer Aufgabe nachkommt und offen allen Fragen Rede und Antwort stehen muss, ergibt sich so manch witzige Situation, sei es im Fitness-Studio, beim Autowaschen, auf der Post oder oder oder.
Erotik im sexuellen Sinne gibt es keine, denn Janina trägt einen Keuschheitsgürtel, außerdem ist ihr Herr in dieser Woche für sie nicht greifbar, sie soll die Situation alleine meistern. Aber Erotik ist nicht nur Sex, Erotik ist Sinnlichkeit, und auch Fetisch hat seinen eigenen Platz in der Welt des BDSM und Bizarr, und für die Sinne wird hier viel geboten, denn das Gefühl von Latex, der Geruch, die Haptik, das vermag der Autor so deutlich zu beschreiben, dass man direkt meint es beim Lesen zu riechen.
Auch, wenn die Geschichte sehr vorhersehbar ist und man nach wenigen Seiten ahnt, worin es gipfeln wird und dass Janina keine wirkliche Gefahr auf Arbeit droht - trotzdem konnte ich das Buch nur schweren Herzens beiseite legen. Ich konnte das nächste Gespräch mit der Kollegin nicht abwarten, danach wollte ich sofort wissen, welche Aufgabe ihr Herr als nächstes stellt, und danach musste ich doch unbedingt erfahren, was sie im Laden für neue Kleidung kaufen wird, und so weiter und so fort, ich war wirklich erstaunt über die Faszination, die dieses Buch auf mich ausgeübt hat.
So begeistert ich bin - eine Kleinigkeit muss ich dennoch anmerken: es ist wie gesagt recht nüchtern geschrieben, die Dialoge klingen stellenweise ein wenig hölzern. Es liest sich eben wie gesagt weniger wie ein glatter Roman als vielmehr wie eine Beschreibung. Doch nach wenigen Seiten hat man sich an diesen ungewöhnlichen Stil gewohnt und empfindet ihn nicht mehr als störend, sondern im Gegenteil einmal angenehm anders. Der >ReDiRoma Verlag< war mir bis dato unbekannt, aber bei einem Blick auf die Homepage wird schnell klar, um was es sich handelt. Von daher sind ein paar Rechtschreibfehler oder grammatikalische Ausrutscher zu verzeihen, ich habe einfach darüber hinweggesehen ;-)
Wer Latex mag und sich für das Thema interessiert, kann bei diesem Buch gar nichts falsch machen, für den ist es sicher ein Festmahl. Und für alle, die aufgeschlossen sind, bietet NUR EINE WOCHE einen sehr schönen Einblick in den Fetischbereich.
SaschaSalamander 08.06.2012, 09.11 | (0/0) Kommentare | PL
Beim ersten Sonnenstrahl
Davids Eltern werden 1862 nach dem Besuch der Weltausstellung in London getötet, die Unterlagen für eine neue Erfindung des Vaters werden gestohlen. David ist dabei, als seine Eltern getötet werden, doch er selbst wird im letzten Moment von einem seltsamen Unbekannten gerettet. Er lebt fortan bei seiner Großmutter, die Jahre vergehen, er arbeitet als Schriftsteller, findet jedoch keinen rechten Anreiz im Leben. Auch fühlt er sich immer wieder beobachtet, bis er diesem Wesen eines Nachts folgt und auf seinen Retter trifft: den Gargoyle Zahar, seinen Beschützer, seinen nächtlicher Schatten. Vom ersten Moment an spüren beide die innige Verbindung, doch hat ihre Liebe überhaupt eine Zukunft?
DREI TEILE
Und wieder ist es Inka Loreen Minden gelungen, mich zu verzaubern, zu begeistern und - nach einem gemeinen Cliffhanger frustriert zurückzulassen. Selbst schuld, ich könnte ja auch warten, bis nach drei Teilen auf dem Kindle die gesamte Geschichte als Buch erscheinen wird. Aber ungeduldig wie ich bin, konnte ich wieder einmal nicht warten ;-)
CHARAKTERE
Die Charaktere sind angenehm ausgearbeitet. Die Autorin hat das ungewöhnliche Talent, in kleinen Nebensätzen sehr viele Inhalte zu packen. Dadurch gelingt es ihr, den Text an sich kurz zu halten, gleichzeitig jedoch viele Informationen unterzubringen ohne den Leser zu erschlagen. Dadurch gewinnen die Charaktere sowie die Handlung eine für das Genre ungewöhnliche Tiefe, die mich jedes Mal aufs Neue erstaunt.
Schön finde ich an BEIM ERSTEN SONNENSTRAHL die Verteilung der Rollen der beiden Protagonisten, keiner von ihnen ist unterlegen oder steht über dem anderen. Sie haben beide ihre Stärken und Schwächen, in denen sie sich hervorragend ausgleichen. David als Mensch kennt unsere Gesellschaft, beherrscht die moderne Technik, er darf frei leben, er kann Zahar mit Speisen versorgen, ihm ein sauberes Bad anbieten, ihn bei sich willkommen heißen. Doch er hat den Tod seiner Eltern nicht verwunden, er lebt als Außenseiter und spürt, dass ihm etwas Wichtiges im Leben fehlt. Zahar ist mächtig, er hat Klauen und Schwingen, kann fliegen und ist weise. Doch er ist unter den Gargoyles ein Ausgestoßener um Davids willen, und ein Fluch, der über all den Gargoyles lastet, macht ihn verwundbar. So also begegnet der Leser zwei starken Männern, die dennoch scheu und vorsichtig aufeinander zugehen, die Möglichkeiten ihrer neuen Bindung langsam austesten.
HANDLUNG
Die Handlung, wie bereits erwähnt, ist erstaunlich komplex und gut in die Romance eingearbeitet. Zu Beginn dachte ich, es ginge lediglich um den Mord an den Eltern und die gestohlene Erfindung. Doch als Zahar die Bühne betritt, gewinnt der Roman an Tempo. Die Großmutter scheint mehr zu wissen, als sie vorgibt, der Mord an den Eltern erscheint vor einem neuen Hintergrund, die Welt der Gargoyles und Dämonen entfaltet sich vor den Augen Davids und birgt ihre ganz eigenen Regeln und Gesetze. David erfährt mehr über das Leben und Wirken seines Vaters, und gerade, als es richtig spannend wurde und der Kindle gar nicht so schnell umblättern konnte, wie ich lesen wollte - hört die Geschichte auf. Fortsetzung folgt ... und jetzt heißt es warten ;-)
FANTASY, HISTORISCHER ROMAN
Der Fantasyanteil der Geschichte ist angenehm und ungewöhnlich. Das Thema ist noch nicht allzu verbraucht, deswegen liest es sich recht erfrischend, ich konnte das Kommende nicht vorhersagen, freute mich über neue kreative Ansätze und bin schon sehr gespannt, in den kommenden Bänden die Welt der Gargoyles näher kennenzulernen. Denn in einer Welt, in der es Gargoyles gibt - gibt es auch Magie, Davids Familie besteht aus Magiern, sodass auch hier interessante Elemente in die Geschichte eingewoben werden können.
Auch der historische Hintergrund ist sauber recherchiert, das Bild des viktorianischen London wird vor den Augen des Lesers lebendig. Ob nun die detailgenaue Beschreibung der Weltausstellungshalle, die dort präsentierten Erfindungen, das Alltagsleben in London, der Aufbau der Stadt, fast als würde Minden uns eine kleine Zeitreise schenken.
EROTIK
Ach ja, und das Wichtigste natürlich noch: Erotik. Hier eher noch ein Nebenplot, der wohl bald deutlich intensiver wird. Aber bereits im ersten Teil der Geschichte spürt man die innige Verbindung, wird mitgerissen von den Emotionen und darf bereits einige heiße Momente erleben. Die Sprache passend zum Inhalt etwas ruhiger, sanfter in den entsprechenden Szenen, noch müssen die beiden Männer sich erst annähern, und ich bin schon gespannt, wenn es dann bald selbstbewusster wird ;-)
FAZIT
Teil Eins konnte mich also in jeder Hinsicht überzeugen. Und ich frage mich, ob ich mir den zweiten Teil und somit den nächsten Cliffhanger antun soll, oder ob ich nicht doch einfach auf das gesamte Buch warte. Aber wie ich mich kenne ...
SaschaSalamander 29.05.2012, 09.19 | (2/1) Kommentare (RSS) | PL
Freigang - warum es sich unter allen Umständen lohnt, Buddhist zu sein

Calvin Malone wurde 1951 in Deutschland als Sohn einer deutschen Mutter und eines amerikanischen Vaters geboren. 1992 kam er für Körperverletzung ins Gefängnis, wo er derzeit noch inhaftiert ist und bereits verschiedene "prisons" und "correction centers" durchlaufen hat. In diesem Buch schildert er, wie er während seiner Haft mit dem Buddhismus in Berührung kam, wie dieser ihn veränderte und wie er ihn nun lebt. In einem Umfeld, das sosehr von Gewalt, Ablenkung geprägt ist und scheinbar so wenig Raum lässt für Meditation und sanftmütiges Wesen. Doch Malone beweist dem Leser, dass gerade hier Großes gewirkt werden kann durch kleine Gesten, liebevolle Worte und das rechte Maß an Zurückhaltung.
GENRE
FREIGANG ist kein Lehrbuch über Buddhismus. Zwar gibt es im Anschluss an seine Erlebnisse auch eine kurze Erklärung sowie ein paar Anregungen zur Meditation in diesem besonderen Umfeld, doch dies ist nicht Kern des Buches. Inhalt ist vielmehr das Erleben seines Alltages sowie die praktische Umsetzung und Anwendung. Auch werden seine Geschichten nicht chronologisch erzählt, denn Ziel ist nicht die Wegbeschreibung der "Wandlung". Als Ziel des Buches empfand ich die Beschreibung seiner Erlebnisse, um auf diese Weise andere Menschen an den Auswirkungen seiner Religion teilhaben zu lassen. Dies ist bewegend und glaubwürdig gelungen.
RELIGIONSÜBERGREIFEND
Das Schöne finde ich unter anderem auch, dass der Leser nicht von einer blinkenden Werbekeule erschlagen wird. Den Untertitel "warum es sich unter allen Umständen lohnt, Buddhist zu sein" könnte Problemlos ersetzt werden durch "Christ", "Jude", "Moslem", "Hindu", "Taoist" oder oder oder ersetzt werden. Denn was Malone praktiziert, das ist Nächstenliebe und Achtsamkeit, die in allen Religionen gelehrt wird. Dadurch erreicht der Autor, dass die Leser nicht mit fremden Philosophien erschlagen werden oder zu etwas bekehrt werden, sondern er - um es christlich zu sagen - "legt Zeugnis ab". Und dies ist die beste Methode, wenn man anderen Menschen seine Überzeugung nahebringen möchte: unaufdringlich, geduldig, als Vorbild.
"WAS KANN ICH ALLEINE SCHON BEWIRKEN"
Der Strafvollzug ist ein eigener Mikrokosmos, den ein Außenstehender sich oft nicht vorzustellen vermag. Es gelingt Malone sehr gut, dem Leser einen Einblick in den amerikanischen Gefängnisalltag zu vermitteln. Und diesen zwar knallhart und direkt zu präsentieren, dabei aber auch die Chancen aufzuzeigen, die sich für ihn daraus ergeben.
Zu den Geschichten selbst: der Autor beschreibt verschiedene Situationen, in denen ihn unangenehme Menschen herausforderten und wie er mit dieser Herausforderung umging. Er macht Menschen, die ihm Probleme bereiten, zu Lehrern, denn sie zeigen ihm seine Schwächen und helfen ihm diese aufzulösen. Man denkt sich oft "ach, was soll ich schon ausrichten" oder "ist doch nur eine Kleinigkeit, nur ein Moment". Wie oft schon hat jeder von uns gesagt "nein, wenn der mir immer so blöd kommt, den lade ich bestimmt nicht ein / den lächle ich bestimmt nicht an / dem werd ich was erzählen". Hier wird wunderschön beschrieben, wie auch ein winziger Moment große Auwirkungen haben kann und warum es sehr wohl von Bedeutung ist, ob ich lächle oder schimpfe, ob ich mich vom Zorn davontragen lasse oder dem anderen vergebe.
Einzelne Geschichten komplett wiederzugeben ist im Rahmen der Rezension nicht möglich. Aber ein paar Schlüsselmomente, die dennoch keine Spoiler sind, möchte ich gerne nennen: Malone hört das Gespräch zweier Rassisten, einer von ihnen hat Hunger, und so bietet er ihm von seinem Essen an, egal ob sie zur gleichen Gruppierung gehören, denn Hunger kennt keine Nationalität. Ein Päckchen Suppe, eine kleine Geste, mit unglaublich bewegender Auswirkung. Er lädt einen Menschen zu seiner Weihnachtsfeier ein, den er eigentlich nicht mag, ohne zu erahnen, welche große Bedeutung dies für den Gast hat. Einem Insassen, der überall aneckt, gibt er etwas zur Aufbewahrung, dieser hintergeht ihn, und statt ihn zu strafen geht Malone freundlich auf ihn zu - was dazu führt, dass der andere ihn respektiert und Tage später ein tragisches Ereignis verhindert werden kann.
All diese kleinen Gesten sind Kleinigkeiten. Sie erfordern jedoch Mut, Respekt und Achtung vor dem anderen. Es sind Gesten, die jedem von uns möglich sind, niemand kann sich herausreden und sagen "was kann ich alleine schon bewirken". Denn Malone zeigt, wie hoch unsere Eigenverantwortlichkeit ist und wieviel zu bewegen uns tatsächlich in unserem Umfeld möglich ist.
KLEINE ANMERKUNG
Es ist unwichtig, führt zu keinerlei Punktabzug und geht im Textfluss unter. Dennoch würde ich für die nächste Auflage empfehlen, dass jemand das Buch noch einmal überarbeitet, speziell im Hinblick auf die dass / das - Problematik. Da schien es dieses Mal ein paar Verwechslungen zu geben ;-)
Schön finde ich übrigens auch den Titel, denn er zeigt auf, wie es möglich ist, trotz der Umstände innere Freiheit zu finden. Innere Freiheit sogar im Gefängnis, ein sehr schönes Bild, das die Auswirkungen der buddhistischen Praxis sehr schön erklärt.
FAZIT
FREIGANG ist ein bewegendes Buch, das religionsübergreifend gelesen werden kann und dazu motiviert, endlich selbst aktiv zu werden. Achte Deinen Nächsten, liebe Deine Feinde, denk nach bevor Du im Zorn etwas zerstörst. Und sei Dir bewusst, dass Du etwas bewirken kannst, egal ob auf Arbeit, in der Familie oder gar an kalten, gefährlichen Orten wie einem Gefängnis. Die Geschichten treffen ins Herz, Malone und seine Freunde, Lehrer und Mitinsassen bleiben dem Leser noch lange im Gedächtnis.
SaschaSalamander 24.05.2012, 12.00 | (0/0) Kommentare | PL
Serial Sausage Slaughter
Zum Inhalt möchte ich gar nicht viel sagen. Nur soviel: Ein brutaler Würstchenkettenwürger geht um und hinterlässt ein Blutbad des Grauens an seinen Tatorten. Schirmann ermittelt, er ist ein genialer Kopf, doch er kann den Anblick blutiger Leichen nicht ertragen. Also stellt man ihm den abgebrühten Entoman zur Seite. Schirmann erkennt nach und nach die Verbindungen des Falles, und er muss über sich hinauswachsen und tief in seiner verdrängten Vergangenheit schürfen, um das Rätsel des Würtchenkettenwürgers zu lösen.
Das Besondere an SERIAL SAUSAGE SLAUGHTER IST, dass es sich um ein interaktives Projekt im Internet handelte. Der Autor nahm Vorschläge seiner Fans entgegen und brachte diese in den Manga ein. Erinnert an Improvisationstheater, bei dem das Publikum einfach Worte auf die Bühne ruft. Und ich finde es faszinierend, wie Def (David Füleki) es geschafft hat, trotz teilweise sehr schräger Vorgaben eine in sich stimmige Handlung zu gestalten und spontan zu reagieren, die Handlung entsprechend anzupassen und stellenweise auch eine völlig neue Richtung dabei einzuschlagen. Klar, man darf keinesfalls mit der Logikbrille kommen oder gar mit "uuuunrealistisch" daherkommen, aber das ist ja auch nicht sein Ziel, denn seine Werke stechen hervor durch absurde Komik, Geschmacklosigkeit, Selbstironie und geniale Gedanken hinter den nach außen zusammenhanglosen Szenen.
Wie schon in Blutrotkäppchen ist das Editorial, das Nachwort, die zusätzliche Info eigentlich wieder das Beste am ganzen Manga und sorgt dafür, dass man direkt nach Beenden der Lektüre noch einmal von vorne lesen muss. Hier schildert Def, welche Vorschläge eingereicht wurden, die er in seinen Manga einbaute. Die meisten konnte ich finden, bei ein paar wenigen wusste ich dies nicht mehr, also gleich nochmal auf die Suche gehen. Ein paar Stichworte gefällig?
Et voila: CSI-Käsebällchen, This Cake is a lie, ein Gummihuhn mit Nagel, ein Geisterschwein, ein Vuvuzela-Bläser, Tisch-Man, Handlungsort Chemnitz mit Showdown am Schlossteich, eine Gehhilfe, Titten, eine Anspielung auf Werner-Comics, ein Opa im Tutu, der Companion Cube, Angela Merkel, eine Therapiegruppe zur Resozialisierung von psychopathischen Clowns, ein Sklave in Ketten ... na, reicht das, um zu zeigen, was Euch in SERIAL SAUSAGE SLAUGHTER erwartet? Mal ehrlich, eine Reizwortgeschichte aus diesen Begriffen dürfte jeden Deutschlehrer vor die Herausforderung seines Lebens stellen, aber Def hat es geschafft und daraus sogar tatsächlich eine zusammenhängende, sinnvolle und in sich stimmige Story gestrickt, Hut ab!
Und wie man es von ihm kennt, zeichnet er skandalös, geschmack- und hemmungslos und fernab jeglicher Political Correctness. Eben sein ganz eigener Stil, den man nicht wirklich beschreiben kann. Man sollte auf jeden Fall im Internet über seine Homepage surfen, wenn man ihn nicht kennt, und sich vor dem Kauf erst einmal informieren, was einen da erwartet. Und dann scheiden sich schnell die Lager, denn nicht jeder kann etwas mit seiner ungewöhnlichen Art anfangen. Aber wer die versteckte Kunst hinter Leichen, Titten und Opas im Tutu zu erkennen vermag und dabei gerne ein wahnsinniges Lachen von sich gibt, der wird auch SERIAL SAUSAGE SLAUGHTER wieder lieben.
Und für mich heißt es nun sehnsüchtig warten, bis im September seine nächstes Veröffentlichung 78 TAGE AUF DER STRAßE DES HASSES erscheint. In der Zwischenzeit amüsiere ich mich im Internet und bin von Tag zu Tag immer wieder ein Stückchen mehr begeistert über seinen Ideenreichtum. Und hoffe natürlich, viele andere Leser mit meiner Begeisterung anzustecken ;-)

SaschaSalamander 23.05.2012, 08.56 | (3/3) Kommentare (RSS) | PL
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