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Blogeinträge (Tag-sortiert)
Tag: Tip
Mitternachtsraben
Statt großer Worte werde ich mir also einen gemütlichen Abend machen, die CD in ansprechender Atmosphäre ein zweites Mal genießen: entsprechende Verköstung natürlich, Kerzenlicht, Räucherstäbchen und die Konzentration einzig bei den Texten.
Besonders die MITTERNACHTSRABEN, der SCHATTENBASTARD und DER FREMDE IN DER TOTENSTADT haben es mir angetan, darauf freue ich mich heute Abend besonders. Ach, ich warte quasi minütlich auf den Sonnenuntergang, bis ich hier eine herrliche Atmosphäre im Zimmer habe, bis ich eine Kerze anzünden und ein kleines Trinkritual bereiten kann ...

SaschaSalamander 28.03.2012, 18.45 | (0/0) Kommentare | PL
Die Flamingofrau

Einige Zeit habe ich überlegt, ob ich die FLAMINGOFRAU lesen soll oder nicht. Es sprach einiges dagegen. Aber die Neugier siegte. Denn ich mag >Verwandlungsmärchen< und darin besonders Vogelfrauen. Anhand der Inhaltsangabe war mir klar, dass es sich um kein Verwandlungsmärchen handeln würde, trotzdem wäre ich wohl vor Neugier gestorben, wenn ich nicht einen Blick in das Buch geworfen hätte ;-)
DIE AUTORIN
Laura Lay ist eine erfahrene Autorin, die in Publikumsverlagen unter ihrem realen Namen in verschiedenen Genres schreibt. Unter ihrem neuen Pseudonym möchte sie sich von diesen Büchern abgrenzen und einer neuen Zielgruppe ihre vergriffenen Geschichten sowie ihre neuen erotischen Phantasien zugänglich machen. DIE FLAMINGOFRAU stellt hierbei den Anfang.
INHALT
Leon ist ein erfolgloser Schriftsteller. Als er vor dem endgültigen Aus steht, spricht ihn eine Mäzenin an. Sie wünscht sich eine erotische Geschichte, deren Verlauf sie selbst bestimmen kann. Einige Seiten soll er ihr schicken, und sie sagt ihm, ob er etwas ändern soll und in welche Richtung es sich entwickeln muss, der Rest obliegt ihm. Seine Aufgabe besteht darin, zu den Flamingos im Zoo zu gehen, dort eine junge Frau zu beobachten, sie in die Geschichte einzubinden und zu schreiben. Wer ist diese seltsame Frau, und was hat es mit dem Fenster hinter dem Gehege auf sich?
Die Geschichte um Leon ist die Rahmenhandlung. Der erotische Anteil findet sich in der Binnengeschichte: Tania von Rosenfels ist neu in dem kleinen Ort, wo Christian als Lehrer unterrichtet und gelegentlich für die Lokalzeitung seine Artikel schreibt. Sie gibt sich unnahbar und kühl. Und dann ist da noch dieses zerbrechlich wirkende Mädchen an ihrer Seite, gleich einem Schmuckstück, einem Spielzeug, einem Objekt. Christian findet dies unmoralisch, doch sehr schnell zieht ihn Tania in ihr Spiel ein, er kann sich nicht entziehen. Mit sanfter aber bestimmtender Hand führt Tania die Fäden.
SPRACHE, EROTIK
An einigen kleinen Stellen merkt man, wie zumeist üblich in Eigenpublikationen, kleine Fehler wie Wortwiederholungen oder ähnliche. Diese fallen jedoch nicht ins Gewicht, die Geschichte selbst ist sehr kunstvoll geschrieben und lässt sehr schnell alles andere vergessen. Was mir besonders gut gefällt: die Autorin versteht es, in wenigen Worten klare Bilder zu erschaffen und die Figuren mit Leben zu erfüllen. Besonders in den erotischen Momenten war ich hingerissen: keine Gewalt, keine wilde Lust, kein heißes Begehren. Dafür Sinnlichkeit und eindrückliches Erleben. Obwohl es um Dominanz geht, ist die Geschichte sehr sanft. Tania wirkt zwar unnahbar, ist im Umgang mit ihrer Sklavin (dieses Wort fällt kein einziges Mal, überhaupt werden alle wertenden oder klischeebesetzten Wörter ausgespart) sehr sanft und still. Sie beherrscht nicht, sie führt und leitet verantwortungsvoll und ruhig.
Viele verbinden Dominanz und BDSM mit strengen Befehlen und lauten Worten. Wen dies stört, der sollte DIE FLAMINGOFRAU lesen, denn hier wird gezeigt, dass Führung von innen kommt. Sie liegt in der Ausstrahlung, in den Blicken, in einer selbstbewussten Haltung und einer starken Persönlichkeit. Wer dies verkörpert, benötigt keine laute Stimme.
Mancher mag anschließend fragen - ja, und wo war jetzt der Sex? Nein, es muss nicht immer Sex sein. Eine innige Verbindung zwischen zwei oder drei Menschen, das ist es, was zählt. Eine gemeinsame Erfahrung, eine intime Berührung, das kann weit lustvoller sein als das körperliche Verbinden zweier Leiber. Und dies beweist Laura Lay in ihrer sensiblen Kurzgeschichte.
ERZÄHLPERSPEKTIVE, AUFBAU
Zu Beginn lernt man Tania nur indirekt kennen, denn alle reden über sie, jeder weiß etwas Neues, die Bewohner überschlagen sich regelrecht mit Gerüchten. Auf diese Weise wird die Figur Tanias mit Leben gefüllt: "[...] hatte ich ein Gefäß vor Augen. Ein Gefäß, das nach und nach mit den Vorstellungen und der Neugier anderer gefüllt worden war." Auf diese Weise erfährt der Leser sehr viel über den Ich-Erzähler sowie die Dorfbewohner. Und je mehr dieser angeblichen Informationen man erhält, desto mehr drängt es, endlich die echte Tania kennenzulernen und auch zu erfahren, was es mit der jungen Frau an ihrer Seite auf sich hat.
Die Rahmengeschichte ist in der dritten Person aus Sicht des Schriftstellers geschrieben. Es gefällt, wie sein Alltag in die Geschichte um Tania einfließt und beide Ebenen sich auf diese Weise verbinden.
Nur als Ebook erschienen, beinhaltet die Geschichte umgesetzt 50 Seiten. Ein viel zu kurzes Lesevergnügen, an dessen Ende es den Leser nach mehr verlangt.
FAZIT
DIE FLAMINGOFRAU ist ein kleiner Leckerbissen für Liebhaber sinnlicher Erotik und sanfter Dominanz. Ideal für einen gemütlichen Abend allein zu Hause bei Kerzenlicht und romantischer Musik.
SaschaSalamander 28.03.2012, 09.18 | (0/0) Kommentare | PL
Verboten gut

Josh ist neu an der Uni und lernt dort Marc kennen. Zwischen den beiden funkt es auf Anhieb, der umtriebige Marc kann sich sogar vorstellen, dass es mit Josh etwas Festes werden könnte. Und Josh fühlt, dass Marc nicht nur der Erste sein wird sondern für ihn etwas ganz Besonderes ist. Doch plötzlich verhält sich Marc abweisend, er geht Josh aus dem Weg. Bald wird Josh erfahren, warum Marc ihn gemieden hat - und diese Erkenntnis könnte sein Leben kosten!
STORY, AUFBAU
Der Prolog handelt von George und Jason, zu Beginn bleibt dem Leser unklar, was die beiden mit dem Geschehen zu tun haben. Die Haupthandlung zu Beginn (mehr als den Anfang verrate ich vorab noch nicht) wird wechselweise aus dem Erleben der beiden Protagonisten erzählt. Doch auch aus Sicht von Marc erfährt der Leser bis zum entscheidenden Ereignis nicht, was vorgefallen ist und weshalb er sich von Josh distanziert, die Frage steht lange im Raum, und der Leser versucht die Zusammenhänge zwischen George, Jason, Marc und Josh zu erkennen.
Ich erwartete eine reine Romanze. Diese wandelte sich jedoch nach einem knappen Drittel des Buches in einen spannenden Thriller. Aber gut - wer die Autorin Inka Loreen Minden kennt, der weiß, dass alles mit einem astreinen Happy End abschließen muss. Der Thrill hielt sich für mich also in Grenzen, denn mit Auflösung des bisherigen Geheimnisses und somit dem Einsetzen der Gefahr konnte man natürlich sofort das Ende erahnen. Und es war herrlich zu lesen! Die Spannung einerseits, und doch auf der anderen Seite das Wissen "alles wird gut". Ich habe das Buch an einem Wellness-Nachmittag gelesen, denn zum Abschalten und Entspannen möchte ich keine keine Leichen und kein Drama, keine tiefschürfenden Charakterstudien, aber ich möchte mich trotzdem mit Spannung gut unterhalten und glaubhafte Protagonisten geboten bekommen. Und dafür war es einfach die perfekte Wahl. Zugegeben, früher mochte ich das klassische Happy End - Genre nicht. Aber die Autorin hat mich inzwischen so richtig auf den Geschmack gebracht ;-)
CHARAKTERE
In Josh und Marc kann man sich vom ersten Moment sehr gut hineinversetzen. Zugegeben, stellenweise sind sie, vor allem Josh, noch etwas unreif. Aber warum sollen junge Menschen nicht auch dazulernen dürfen. Was George und Jason betrifft - manchmal könnte ich schreien! Wenn Menschen miteinander reden würden statt immer nur Dinge anzunehmen und dann überstürzt zu handeln, dann wäre das Zusammenleben so viel einfacher, dann könnten wir sehr viel friedlicher miteinander leben! Aber andererseits - ohne Missverständnisse und Geheimnisse gäbe es auch keine spannenden Romane ...
Mir persönlich hat es vor allem Josh angetan. Er ist so herrlich unschuldig, ein wenig naiv noch, und manche Leserin, mancher Leser wird sich denken "den würde ich ja zu gerne verderben". Oder umgekehrt, von Marc würde man sich gerne verderben lassen. Sie sind trotz ihrer manchmal unvernünftigen Handlungen sofort sympathisch. Der Leser fragt sich, was hinter Marcs Verhalten steckt, und er bangt gemeinsam mit Josh auf eine baldige Lösung. Die Beziehung zwischen den beiden wird nicht lange aufgebaut, sondern sie spüren sofort eine Verbindung, das muss man hinnehmen, und das passt sehr gut zum Rest des Buches: nicht fragen, nicht analysieren, einfach zurücklehnen und genießen, wie die Autorin uns mit Worten verzaubert und drumherum eine mitreißende Geschichte webt ;-)
EROTIK
Bei jedem Buch, das ich neu von Inka Loreen Minden lese, frage ich mich "was hat sie sich dieses Mal einfallen lassen?". Denn inzwischen weiß ich, dass sie neben der üblichen Erotik mindestens eine oder gerne auch mehrere Besonderheiten eingebaut hat, etwa eine spezielle Technik oder ein ausgefallenes Spiel. Und auch dieses Mal hat mir sehr gut gefallen, was Josh und Marc im Club bei ultraviolettem Licht erleben durften. Eine heiße Idee, die richtig Lust macht!
FAZIT
Erotische Unterhaltung auf allerbestem Niveau, das ist Inkas Spezialität. Heiße Jungs, viel Gefühl, eine spannende Handlung, und im Hinterkopf das Wissen "alles wird gut". Was will man mehr ;-)
SaschaSalamander 27.03.2012, 08.21 | (0/0) Kommentare | PL
Linus Lindbergh und der Riss in der Zeit

Linus Lindbergh ist Sohn einer Erfinderfamilie und lebt in einem eiförmigen Haus auf dem Flugplatz. Sein Vater arbeitet mit Zeitmaschinen, seine Mutter beeinflusst die Naturgewalten und kann sogar Tornados im Haus entstehen lassen. Sein Opa bastelt Flugmaschinen. Und Linus will einen Helm gegen Albträume erfinden, aber es will einfach nicht klappen. Zur Seite steht ihnen allein der Roboter Majus 12. In der Schule ist Linus ein Außenseiter, denn er darf nichts von den genialen Erfindungen erzählen, sodass er einfach grundlos wie ein Freak wirkt und gehänselt wird. Und so kommen drei Handlungsstränke zusammen: die neue Mitschülerin Riana von Waldenfels könnte eine gute Freundin werden, wenn die Mutter nicht allen Gästen sofort das Gedächtnis löschen würde. Der böse Hausmeister des Flugplatzes will ihnen die Wohnung kündigen und sie vom Flughafen vertreiben. Und dann ist vor einiger Zeit sein Vater verschwunden - wurde er entführt, oder gab es Komplikationen bei einer seiner Zeitreisen?
TRILOGIE
Das Buch ist der erste Teil einer Trilogie, der zweite Band ist im Herbst diesen Jahres zu erwarten. Die Handlung des ersten Bandes ist nicht abgeschlossen, lässt sich aber dennoch gut als Einzelband lesen, da bis auf einen wichtigen Hauptstrang andere Themen abgeschlossen werden.
CHARAKTERE
Die Charaktere sind sympathisch ausgebaut und in der Tiefe genau richtig für ein Kinderbuch: nicht zu komplex, aber doch mit Hintergrund und Eigenheiten. Linus ist sympathisch aber doch eher ein junger Antiheld. Riana dagegen ist ein richtiges Powergirl, sie hat sehr viel Energie, ist kreativ und ziemlich gewitzt. Sie hat eine hervorragende Auffassungsgabe und einen recht eigenwilligen Humor, ich habe sie sofort ins Herz geschlossen, für mich war sie die eigentliche Heldin des Buches. Und Majus ist auch etwas ganz Besonderes. Roboter mit menschlichen Gefühlen und seltsamen Schrullen sind ja nun wirklich keine Besonderheit mehr in der Literatur, aber Majus ist schon SEHR schrullig und SEHR menschlich. Und sogar er erhält eine komplexe Vergangenheit, die sich erst im Laufe der folgenden Bände offenbaren wird.
ERFINDUNGEN, ABENTEUER
Das Buch ist für Jungen wie Mädchen gleichermaßen geeignet, wobei Action, Erfindungen und Abenteuer im ersten Moment eher nach einem Buch für Jungs klingt. Trotzdem, die Erfindungen werden Mädchen sicher ebenso begeistern, und Riana wird bestimmt eine Menge weiblicher Fans unter den Lesern finden.
Die Erfindungen sind oft nebenbei in der Handlung eingebunden. So wünscht sich Linus an einer Stelle, er könnte die Erwachsenen besser verstehen. Dafür gibt es sogar ein Gerät, den Zwi-Zei-Les, den Zwischen-den-Zeilen-Leser. Aber der funktioniert nur an Erwachsenen. Kinder scheinen klar und direkt zu reden, bei ihnen schlägt das Gerät nicht an. Oder ein Geruchsneutralisator, den man auf einer öffentlichen Toilette oder anderen ekligen Orten tragen kann. Ein Computerspiel, das hypnotisiert und das Gedächtnis löscht. Ein Grammophon, das versetzt mit ein wenig Duftöl schöne Erinnerungen hervorruft. Fluggeräte, Zeitmaschinen, Tornadowirbler, eine Erfindung aufregender als die andere.
Und auch mit Abenteuern unterschiedlichster Art wartet der Autor seinen jungen Lesern auf. Das Buch beginnt bereits mit einem Beinaheabsturz mit einer der vielen Flugmaschinen. Immer wieder gerät Linus in spannende Momente. Welcher Jugendliche kann schon von sich sagen, dass seine Hausaufgaben von einem Tornado gefressen wurden? Dass sein Haushaltsroboter ihn mit hässlicher Kleidung in die Schule schickt? Dass der Vater bei einer Zeitreise verschwunden ist?
HANDLUNGSAUFBAU, SPANNUNGSBOGEN
Das einzige, was ich schade fand, war der Spannungsaufbau. Man merkt klar, dass es der erste Band einer Trilogie ist. Es wird sehr viel Zeit für die Charaktere, die Beschreibung von Schule und Flughafen verwendet. Das ist nicht schlimm, denn auch ohne eine konkrete Handlung zu Beginn liest sich das Buch humorvoll und spannend. Im Grunde las ich es auch weniger wegen der Handlung als vielmehr wegen der vielen ungewöhnlichen Ideen. Trotzdem störte es mich ein wenig, dass etwas so Wichtiges wie das Verschwinden des Vaters lediglich in einigen kurzen Momenten angeschnitten wird. Es erstaunte mich, warum Linus und der Rest der Familie so wenig unternahmen, ihn wiederzufinden, so als hätten sie sich damit abgefunden.
Die ersten zwei Drittel dienen lediglich dazu, Linus und Riana bekannt zu machen. Auch der Plot um den möglichen Verlust ihres Hauses auf dem Flughafen ist eher am Rande erwähnt und wird in einem kurzen Kapitel abgehandelt. Dadurch fiel es mir recht leicht, das Buch immer wieder beiseitezulegen. Für mich als Erwachsenen finde ich das schade, denn ich liebe Cliffhanger und mag eine komplexe Handlung, und es gibt auch Kinderbücher, die dem erwachsenen Leser dies bieten können. Andererseits ist LINUS LINDBERGH dadurch perfekt geeignet, dass Eltern vor dem Schlafengehen kurz ein Kapitel vorlesen oder die Kinder selbst 10 Seiten lesen und es dann aber auch konsequent beiseitelegen bis zum nächsten Tag. Von daher sehe ich das nicht als Manko, eher als "schade".
Im letzten Drittel dann allerdings zieht der Autor so richtig an der Spannungsschraube, Riana und Linus geraten in Gefahr und müssen sich einem seltsamen Test unterziehen, Majus wird bedroht und kann ihnen nicht zur Hilfe eilen, alles steuert zu auf einen gewaltigen Showdown. Die beiden Kinder sind auf sich alleine gestellt und können nun endlich zeigen, was wirklich in ihnen steckt. Riana voller Esprit und Flexibilität, Linus logisch und rational. Ab hier kann man das Buch dann nicht mehr aus der Hand legen.
ZEICHNUNGEN
Das Buch selbst hat leider keine Zeichnungen im Verlauf der Handlung, obwohl es sich angeboten hätte. Dafür aber ziert eine witzige Landkarte des Flughafens die Innenseiten des Buches. Die Protagonisten werden auf einer Doppelseite vorgestellt. Ich mag den liebevollen Stil der Bilder, die Charaktere werden sehr gut in ihren Eigenschaften eingefangen. Wie gesagt: diese zwei Seiten mit Bildern gefallen mir so gut, dass ich zu gerne noch mehr davon innerhalb des Textes gesehen hätte, z.B. am Kapitelanfang oder im Text.
FAZIT
Spannend erzählt, ideal zum Vorlesen und Selberlesen ist LINUS LINDBERGH ein wundervolles Kinderbuch, das Jungen und Mädchen gleichermaßen lieben werden. Humorvoll, aufregend und kreativ, genau richtig für aufgeweckte Kids.
SaschaSalamander 22.03.2012, 09.18 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Zuschauer - exzessive Freunde
Eine leider viel zu kurze Geschichte, die mir sehr gefallen hat. Für eine Kurzgeschichte dieser Länge sind die beiden Hauptcharaktere Kathy und Ian recht gut ausgebaut, der Leser erfährt zwischen den Zeilen ein bisschen mehr über die Hintergründe der beiden, sodass man mitfühlen und sich gut in die Story hineinversetzen kann.
Was Kathy macht und Ian noch weiter ausbaut, hat mich im ersten Moment sehr geärgert. In der Realität würde ich wütend werden: einfach das intime Geheimnis eines anderen weitersagen und das dann auch noch schamlos ausnutzen. Aber man hat Kathy als Charakter gut genug kennengelernt um zu begreifen, dass sie es nicht böse meinte, sondern nur helfen wollte. Und außerdem - es ist nur eine Fiktion, und wenn alles immer moralisch und politisch korrekt wäre, dann müsste ich keine Geschichten lesen sondern könnte die Zeitung abonnieren. Also habe ich mich einfach in der Handlung fallenlassen und das Setting genossen.
Piero, noch so unschuldig und scheu aber doch so verlangend, die personifizierte Versuchung. Der draufgängerische Ian, der ihm zwar sanft aber doch sehr bestimmt zeigt, wonach es ihm verlangt. Und die freche Kathy, die - ebenso wie wir Leserinnen, die wir uns an solchen Geschichten ergötzen - gerne zusieht und mindestens soviel Spaß hat wie die beiden Männer. Eine kurze aber heiße Szene, die prima umgesetzt wurde.
Sprachlich ist ZUSCHAUER weitgehend gelungen, ein paar kleine Schwächen sind zu finden, die jedoch Geschmackssache sind: ob man bei wörtlicher Rede nur Verben des Sagens verwenden darf oder auch andere Begriffe, da wurde schon viel diskutiert. Mich stört es, und auch hier bin ich einige Male gerade zu Beginn darüber gestolpert. Im Gesamtbild aber ließ es sich trotzdem angenehm flüssig lesen.
ZUSCHAUER - EXZESSIVE FREUNDE ist eine gelungene Kurzgeschichte, genau richtig für zwischendurch. Nur zu gerne möchte ich mehr von Kathy, Ian und Piero lesen, schon nach wenigen Seiten habe ich sie ins Herz geschlossen. Romantik, Lust und Sex in perfektem Mischungsverhältnis neben Charakterbeschreibung und Handlung. Ein perfekter Happen, der Appetit auf mehr macht.
SaschaSalamander 20.03.2012, 09.38 | (0/0) Kommentare | PL
Tote Mädchen lügen nicht

Die Erzählweise des Buches ist ungewöhnlich und erwähnenswert: es gibt zwei Erzählstränge. Das eine ist die wörtliche Rede Hannahs auf den Kassetten, der Leser (bzw der Hörer der Kassetten) wird mit "Du" angesprochen. Das andere ist in normaler Schriftweise der Ich-Erzähler Clay, der zwischendurchden Text Hannahs während des Hörens gedanklich kommentiert und der, wenn er nicht die Kassetten hört, sein aktuelles Handeln beschreibt. Beide Erzählstränge fügen sich perfekt ineinander, sodass man einem ungestörten Lesefluss folgen kann.
Ich fand diese Methode sehr gelungen, denn der Leser fühlt sich durch das "Du" direkt angesprochen, als wäre er selbst ein Teil der Umstände, die Hannah zu ihrer Tat brachten, was ein sehr beklemmendes Gefühl auslöst. Zugleich durch den Ich-Erzähler erhält er einen tiefen Einblick in das Erleben eines der Betroffenen. Clay und den Leser treibt die gleiche Frage voran: was hat er damit zu tun? Warum erhält auch er die Kassetten? Und wie können kleine Neckereien und unbedachte Handlungen dazu führen, dass Hannah sich das Leben nehmen wollte? Immer wieder macht das Mädchen Andeutungen auf das Kommende, und man will endlich wissen, was dahintersteckt.
Dazu die bange Frage: WANN erscheint Clay auf den Kassetten? Je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr Schuld haben die erwähnten Personen auf sich geladen. Doch käme Clay bereits am Anfang, welche Motivation hätte er noch, die anderen Kassetten zu hören, welche Motivation hätte der Leser, das Buch zu beenden? Aber kann dieser sympathische Junge, der so liebenswürdig scheint, wirklich etwas so Schwerwiegendes getan haben?
Während Clay das Tonband hört, wird er zudem von Hannah aufgefordert, die Punkte aufzusuchen, die sie auf einer Landkarte markiert hatte, welche alle Betroffenen vor dem Suizid erhalten haben. Und so wandert Clay durch die Stadt und trifft andere, die bereits vor ihm auf der Kassette erwähnt wurden. Jeder geht anders mit seiner Schuld um, manche tragen schwer daran, andere nehmen ihren Teil daran nicht wahr, laden neue Schuld auf sich und erkennen nicht, was ihr Verhalten bei anderen auslöst.
Der Roman geht unter die Haut, ist sehr realistisch gehalten. Ein Satz, der mir sehr gut gefiel: "Wenn Du jemanden lächerlich machst, bist Du dafür verantwortlich, wie andere sich ihm gegenüber verhalten". Eine wichtige Aussage. Denn Mobbing ist an Schulen keine Seltenheit. Und es beginnt bereits im Kleinen, wo man es noch nicht einmal als Mobbing wahrnehmen würde. Es sind Kleinigkeiten, unbedachte Aussagen, harmlose Späße, die große Wunden reißen können. Auf gewisse Weise muss sich jeder fragen, was er hätte tun können, um Hannahs Selbstmord zu verhindern.
Für die achte und neunte Klasse halte ich das Buch auch sehr gut als Schullektüre geeignet (wobei ich allerdings deutsche Autoren hierfür bevorzuge). Denn es bietet sehr viel Stoff zum Diskutieren. Es fällt mir schwer, hier keine ausufernde Analyse einzelner Szenen, Charaktere und Verhaltensweisen zu erstellen, denn es bietet sich dafür geradezu an. Die Jugendlichen können sich hervorragend in die Handlung einfinden, die Sprache ist flüssig und angenehm. Sogar Lesemuffel werden dieses Buch nur ungern aus der Hand legen. Ideale Voraussetzung zu einem Schulbuch, um sich im Klassenverband über ein wichtiges Thema auseinanderzusetzen.
SaschaSalamander 17.03.2012, 15.28 | (0/0) Kommentare | PL
Todesblüten

Clara und ihre Freundin Melanie wollen gemeinsam Urlaub im Spreewald auf dem Hausboot der Tante machen. Dummerweise muss Melanie ihren Freund Alex mit anschleppen, und der hat auch noch den schweigsamen David im Schlepptau! Clara will keine Spielverderberin sein, auch wenn sie lieber mit Melanie alleine gewesen wäre. Der Urlaub wird immer mehr zur Katastrophe, die Jungs benehmen sich schrecklich. Und dann finden die vier plötzlich auch noch eine Leiche! Clara hatte dieses Mädchen schon einige Male am Bahnhof und in der Nähe des Hausbootes gesehen, hat etwa David etwas damit zu tun? Warum verhält sich der Nachbar auf dem anderen Boot so seltsam? Und wer ist dieser verrückte Taucher, der sie alle zu beobachten scheint?
CHARAS
Die Charaktere finde ich für einen Jugendroman sehr realistisch und gut ausgebaut. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive Claras, die jedoch auch die anderen Protagonisten und Nebencharaktere sehr gut darstellt. Da sie etwas frustriert ist von der gegenwärtigen Situation, ist sie eher stille Beobachterin, sodass der Leser durch sie einen guten Blick auf das gesamte Umfeld erhält. Über das Privatleben, den Schulalltag, die Vergangenheit der vier Jugendlichen erfährt man nichts, das ist auch nicht relevant. Dafür ist das geschilderte Verhalten sehr eindrücklich und verdeutlicht sehr schön die jeweilige Gesinnung, macht schnell klar, wer sympathisch ist und wer nicht. Je nach bisherigen Erfahrungen wird da jeder Leser wohl auch schnell seine eigene Schlüsse ziehen, was ich sehr angenehm finde. Das Buch lässt in vielen Dingen einen gewissen Spielraum eine gewisse Interpretation frei, z.B. der Umgang zwischen Alex und Melanie, der sehr konfliktreich ist und Stoff für viele weiterführenden Diskussionen bietet. Der Leser findet sehr schnell den Zugang zu Clara und fühlt mit ihr.
GENRE, AUFBAU
Das Buch ist eindeutig ein Jugendkrimi. Trotzdem liegt die Betonung angenehmerweise stärker auf Jugend als auf Krimi. Der Fall wird nicht aufgebauscht, es wird kein unnötiges Blut vergossen, es wird keine Gewalt zelebriert. Nach dem Fund der Leiche gibt es keine endlosen Berichte über Polizeiarbeit, Verhöre oder Ermittlungen. Sondern die Teenager können zurück auf das Boot, sie wollen ihren Urlaub beenden. Und der Mord hängt stets über ihnen, vergiftet das Zusammensein und lässt Claras Angst stetig wachsen.
Die Spannung steigert sich kontinuierlich: es beginnt mit dem schlichten Frust über die ungewollten Gäste. Dann beginnt sich Clara über das Verhalten des aggressiven Alex und des schweigsamen David zu ärgern. Dann die Leiche. Und immer mehr Beobachtungen lassen den Leser die Gefahr erahnen, in der die Mädchen schweben. Seltsame Personen, ungewöhnliche Beobachtungen, geheimnisvolle Hinweise, gruslige Funde. Selbst harmlose Dinge scheinen plötzlich eine Bedrohung zu werden und lassen den Leser angespannt die Luft anhalten. Stetig kleine Ereignisse treiben die Handlung voran, sodass man das Buch nicht mehr weglegen möchte. Bis hin zum Showdown, an dem sich endlich alles aufklärt.
REGIONALES
Der Roman spielt im Spreewald. Ich war noch nie dort und kenne die Region nicht. Aber TODESBLÜTEN macht definitiv Lust auf Urlaub! Zu gerne wäre ich mit auf dem Hausboot, würde die Landschaft erleben, die kleinen Kanäle entlangpaddeln und einfach einmal abschalten vom Alltag. Aber auch die unschönen Seiten werden angesprochen: die Mückenplage, und zum Baden ist es wirklich nicht geeignet bei all den Grünpflanzen, der Umweltverschmutzung und dem morastigen Wasser ... trotzdem, jetzt hab ich "Fern"weh ;-)
SPRACHE
Die Sprache ist Jugendlichen entsprechend gehalten. Nicht anbiedernd lässig, aber doch vereinzelte Worte und Formulierungen, die man in regulärer Schriftsprache nicht findet, die jedoch klar der Sprache Claras entspringen. Zum Beispiel "die Sonne knallt herunter" oder "wir waren klitschnass", "die beiden waren nicht gut drauf" oder "Melanie hatte unbedingt mitgewollt". Das ist nicht falsch aber eben keine gehobene Sprache. Es liest sich sehr flüssig, so als würde Clara ihre Geschichte persönlich erzählen. Ich kann mir vorstellen, dass das gerade in einem Hörbuch sehr gut ankäme, z.B. vorgetragen von Marie Bierstedt oder Laure Maire.
In der wörtlichen Rede ist diese den entsprechenden Charakteren angepasst. Leon der Schriftsteller hat natürlich eine andere Sprache als der genervte Nachbar. Oder gar als Alex, der stolz darauf ist, keine Bücher zu lesen. Auch tauchen gelegentlich typische Alltagsfehler auf wie etwa "das Handy von dem Typen", was in der entsprechenden Situation der wörtlichen Rede prima ist. Ich mag es, wenn ohne künstlichen Dialekt oder aufgesetztes Pseudo-Cool die Sprache in Dialogen auf eine Weise realistisch gehalten ist, als würde man tatsächlich einem echten Gespräch lauschen.
FAZIT
TODESBLÜTEN ist ein spannender Krimi, der sich vor allem an Jugendliche richtet. Eine Teenie-Clique, ein gefährliches Abenteuer und Urlaubsfeeling. Das ideale Buch, um dem Alltag zu entfliehen: man möchte direkt in das Buch schlüpfen und Clara Gesellschaft leisten.
SaschaSalamander 05.03.2012, 09.17 | (0/0) Kommentare | PL
Tim und das Geheimnis von Knolle Murphy

Eoin Colfer ist bei uns vor allem durch "Artemis Fowl" bekannt geworden. Aber auch seine anderen Bücher verdienen Beachtung, etwa das wunderbare Kinderbuch "Meg Finn und die Liste der vier Wünsche" oder "Tim und das Geheimnis von Knolle Murhpy". Ich möchte es Euch unbedingt vorstellen, weil es mich absolut begeistert hat!
Fünf Brüder bedeuten eine Menge Leben in der Bude, und so werden die beiden Ältesten - Tim und Marty - zur Strafe für einen etwas zu lebhaften Nachmittag im Haus ins Straflager Bibliothek verbannt: zwei Stunden, jeden einzelnen Tag der Sommerferien. Das ist wirklich grausam! Außerdem weiß doch jedes Kind, dass die Aufpasserin Knolle Murphy Kinder hasst und mit der Kartoffelpistole abknollt! Als ihnen dann gleich am ersten Tag ein schreiender Junge aus der Bibliothek entgegenrennt, ist der Urlaub gelaufen. Knolle gibt ihnen einen Ausweis, befiehlt ihnen, den Teppich der Kinderabteilung nicht zu verlassen und sich keinesfalls zu laut zu amüsieren. Na toll! Aber Kinder wären keine Kinder, wenn sie nicht alles versuchen würden, um Knolle und ihre Grenzen zu testen. Ob sie die beiden wirklich ständig bewacht? Was passiert, wenn man den Teppich verlässt? Und bald stellen die Brüder fest, dass es in der Bücherei gar nicht einmal so schrecklich ist, wie sie anfangs dachten.
Ich liebe dieses Buch! Colfer schreibt mit jeder Menge Humor. Die knapp 100 Seiten hatte ich in einem Zug durchgelesen, unterbrochen nur von vielfachem lauten Lachen. Die Jungs sind wirklich zwei freche Bengel, und Knolle ist mit allen fiesen Wassern gewaschen! Und die Zeichnungen (auf fast jeder Seite ein etwa halbseitiges Bild) tragen zum Spaß des Buches bei, sie stellen die einzelnen Szenen recht treffend und komisch dar, Bild und Text ergänzen sich sehr gut.
Eigentlich ist "Tim und das Geheimnis von Knolly Murphy" ja ein reines Kinderbuch, aber Erwachsene werden mindestens genauso ihre Freude daran haben wie Kinder. Man müsste wohl schon sehr, sehr erwachsen geworden sein, um nicht über das witzige Abenteuer der Jungs zu lachen ;-)
SaschaSalamander 01.03.2012, 09.59 | (0/0) Kommentare | PL
Virtuosity

Carmen ist eine talentierte Violinistin. Und vom Schicksal gesegnet, denn sie hat eine Mutter, die zugleich ihre Managerin ist und sie fördert. Außerdem hat sie reiche Großeltern, die ihr eine Stradivari kauften und stolz auf die Karriere sind. Doch die Fürsorge der Mutter und der Stolz der Großeltern sind ein goldener Käfig, Carmen selbst ist nur eine Marionette zur Erfüllung der Träume anderer. Statt ein normales Teenagerleben zu führen, muss sie von einem Konzert zum nächsten, muss Preise gewinnen und mit strahlendem Lächeln in die Kamera blicken. Ein Freund? Eine normale Schule? Nein, aber dafür Welterfolg. Ein Erfolg, an dem sie zu zerbrechen droht. Bis sie eines Tages Jeremy kennenlernt, ihren härtesten Konkurrenten für den wichtigsten Preis ihrer Laufbahn. Er stellt ihr Leben auf dem Kopf, und sie versucht ihrem Käfig zu entfliehen.
THEMA, GENRE
Das Cover und der Trailer des >Lübbe Verlages< lassen auf eine Teenie-Romanze schließen, wie man sie derzeit an jeder Ecke nachgeworfen bekommt. Dass ich >VIRTUOSITY< dennoch lesen wollte, lag vor allem am Thema: klassische Musik, Konzerte, Geigenspiel. Ich liebe klassische Musik, und als Jugendliche habe ich selbst in einem Jugendsymphonieorchester gespielt, intensiv Unterricht erhalten und im Freundeskreis erlebt, wie eine Musikerkarriere aufgebaut wird (ein Teil meiner damaligen Mitschüler ist heute weltweit bekannt und gefeiert, das ist schon ein seltsames Gefühl). Daher war ich sehr gespannt, wie die Autorin dieses für mich persönlich spannende Thema umsetzen würde. Ich freue mich, dass ich über >BloggDeinBuch< ein Exemplar lesen durfte.
VIRTUOSITY beweist, dass auch ohne Fantasy und magische Wesen ein spannender Jugendroman möglich ist. Die Welt der klassischen Musik, sowohl in ihrer Leidenschaft und Eleganz wie auch in ihrer Verlogenheit und Bestechlichkeit ist sehr schön dargestellt. Wenn Carmen ihre Geige ansetzt und spielt, fühlte ich mich oft an damals erinnert, wenn ich im Konzertsaal saß, die Atmosphäre wurde hervorragend eingefangen. Und auch die Feinheiten der Profimusiker wurden gut beschrieben: immer die Hände schonen, nicht mit den Fingerknöcheln an Türen anklopfen, Körperteile versichern, keine Ringe tragen, der stete rote Abdruck im Gesicht und viele Kleinigkeiten mehr, die nebenbei einfließen aber der gesamten Geschichte sehr viel Echtheit verleihen.
Obwohl das Buch als Romanze vermarktet wird, halte ich es eher für eine Mischung aus Drama und Erwachsenwerden. Der Prozess von Carmens Ablösung ist sehr gut herausgearbeitet und stellt das dominierende Thema des Buches dar. Ihr Gefangensein, ihre Zweifel, die folgende Rebellion und die Befreiung. Zwar ausgelöst durch eine Liebe, diese aber nicht der Knackpunkt sondern das Mittel zum Zweck. Trotzdem - auch der romantische Anteil ist gekonnt dargestellt und lässt das Leserherz höher schlagen. Es ist der Autorin gelungen, verschiedene Anteile geschickt zu verweben, ohne es zu kitischig oder zu dramatisch werden zu lassen.
CHARAKTERE
Carmen ist äußerst gelungen gezeichnet. Das Buch ist in der Ich-Perspektive geschrieben und gewährt dem Leser einen ungeschönten Einblick in ihre Welt. Sie fügt sich in die Welt, die ihre Mutter und Großeltern ihr vorgeben, sie kennt es nicht anders, und sie verzichtet dafür auf ein eigenes Leben. Schrittweise wird beschrieben, wie der Erfolg immer mehr zur Belastung wird, bis sie eines Tages nicht mehr ohne Medikamente auf die Bühne treten kann und schrittweise in die Abhängigkeit rutscht. Immer wieder lässt sie den Leser auf die unschönen Dinge ihres Erfolges blicken: der aggressive Lehrer, die viel zu kurze Leine ihrer Mutter, der stete Druck von Presse, Familie und aus sich selbst heraus. Dem gegenüber steht das verletzliche Mädchen, das sich verzweifelt danach sehnt, um seiner selbst willen geliebt zu werden. Als sie rebelliert, steigert sie sich in einen wahren "Rebellionsrausch" hinein, der alles zerstören könnte.
Jeremy ist das genaue Gegenteil von Carmen: er ist frei, lebendig, hat eine liebende Familie, er ist sozial kompetent und hat ein offenes Herz für die Dinge um ihn herum. Seine Vitalität ist ein markanter Kontrast, doch auch sein Leben hat dunkle Momente. Und stets schwebt die erdrückende Frage im Raum: will er Carmen manipulieren, um selbst den Preis zu gewinnen? Oder ist tatsächlich er der eine, der sie um ihrer selbst willen liebt?
Außer den beiden gibt es nur vier weitere Charaktere: Diana, die Mutter, die durch die Nähe zur Protagonistin sehr häufig anzutreffen und sehr gut beschrieben ist. Clark, Carmens Stiefvater, ein Lichtblick zwischen all dem Erfolg und der künstlichen Fassade. Heidi, die junge Privatlehrerin, die das Mädchen in ihrer Rebellion unterstützt und dafür viel aufs Spiel setzt. Und der Lehrer Juri, zweimal die Woche terrorisiert er Carmen und formt ihre Musik. Jede dieser Figuren ist sehr emotionsbeladen und für den Leser direkt greifbar.
WIDERSPRÜCHE
VIRTUOSITY ist ein Buch voller Widersprüche. Einerseits ist das die offizielle Welt der Musik: teure Preise, wertvolle Instrumente, perfekt gestylte Kleidung, eine elegante Performance, Äußerlichkeiten und Oberflächlichkeiten. Auf der anderen Seite sind da Heidi und Jeremy, die immer wieder Einblicke in die "andere" Welt normaler Jugendlicher bieten. Als Carmen auf Jeremy trifft, blitzt immer mehr dieser für sie neuen Welt hervor.
Für die Musik empfindet Carmen eine Hassliebe. Sie spielt verträumt die Melodien, genießt ihre regemlässigen Rituale, sie liebt das atmende und singende Instrument und schwärmt von Musik wie andere von ihrem Geliebten. Doch zugleich ist ihr die Musik verhasst, sie ist der Käfig, der sie gefangenhältt, es ekelt sie an, es ist grässlich, widerlich, sie fühlt sich beschmutzt und möchte - wie bereits im ersten Kapitel ersichtlich - am liebsten ihre 1,2 Mio teure Stradivari vom Balkon fallen lassen.
Carmen weiß auch nicht, was sie möchte, sie muss sich ihrer selbst erst bewusst werden. Sie will geliebt werden, wie sie ist. Als das junge Mädchen, als Person, als Mensch. Und doch will sie, dass die Konzertbesucher zu ihr aufsehen, sie wegen ihrer Musik lieben und sie verehren.
Der größte Widerspruch in diesem Buch ist Jeremy. Sie liebt ihn, denn er ist, was sie gerne wäre. Er findet sie hübsch, er besucht nichtmusikalische Veranstaltungen mit ihr, er küsst sie, mit ihm kann sie auch über andere Dinge reden als über Musik. Zugleich aber darf und wil sie ihn nicht lieben, da er ihr Gegner ist. Sicher lenkt er sie nur vom Wettbewerb ab und verfolgt seine eigenen Ziele, sicher will auch er sie nur manipulieren. Sein Verhalten verärgert Carmen. Sie stößt ihn ab und zieht ihn an sich, sie verachtet ihn und verehrt ihn, er ist ihr Retter und ihr Untergang.
Dies sind die meiner Ansicht nach vier wichtigsten Elemente, doch es gibt noch sehr viele weitere. Etwa die Medikamente, die sie zu brauchen glaubt und die sie im Zuge ihrer Rebellion absetzt. Die Figuren ihrer Mutter und des Lehrers, denen sie zwiespältig gegenübersteht. Auch sich selbst gegenüber ist Carmen immer wieder im Zweifel. VIRTUOSITY beschreibt überdeutlich den Prozess der Selbstfindung und Befreiung auf so packende Weise, dass der Leser immer wieder das Gefühl hat, er selbst müsse nun erbrechen, schreien, weinen.
COVER, PASSION
Ausnahmsweise möchte ich einige Worte über die Aufmachung des Buches verlieren: teilweise verdeckte Mädchengesichter sieht man derzeit überall, dadurch hebt sich das Cover leider wenig aus der Masse ab. Doch das verdeckende Element, die Geige, ist sehr schön in den Vordergrund gehoben, sodass der Mensch hinter der Musik verborgen ist, wie auch Carmen hinter ihrer Karriere. Die beherrschende Farbe ist ein dunkles Lila, die Farbe der Passion. Und diese Passion, Leidenschaft ist es, um die es im Buch geht. Gemäß Wikipedia eine starke, inbrünstige Emotion von Liebe und Hass, sie dient der Verfolgung von Zielen, es schwingt ein Beiklang von Zerstörung mit. Besser als mit dem Wort Passion kann man VIRTUOSITY nicht beschreiben.
FAZIT
Die Autorin hat ausder Musik ein mitreißendes Jugenddrama voller Zärtlichkeit und Passion zu erschaffen. Fernab vom Kitsch erlebt der Leser gemeinsam mit Carmen eine Achterbahn der Gefühle, deren Intensität noch lange nachklingt.
SaschaSalamander 25.02.2012, 09.01 | (0/0) Kommentare | PL
Treffpunkt Tatort 04 - Die Schlange

Die ersten drei Bände von >TREFFPUNKT TATORT< habe ich 2007 bereits gehört. Viereinhalb Jahre etwa ist das her. Ich muss doch sehr schmunzeln, wiesehr sich mein Schreibstil in dieser Zeit geändert hat, heute hätte ich meine Gedanken wohl ganz anders geschrieben. Trotzdem spiegelt der alte Beitrag sehr intensiv das wieder, was mir bis heute im Gedächtnis geblieben ist. Und dass es auch nach fast fünf Jahren noch immer präsent ist, stellt ein riesiges Lob an den Autor dar! Ich habe einen enormen Durchlauf an Büchern, manche finde ich grandios aber habe sie nach wenigen Wochen wieder komplett vergessen. Nicht so bei Klaus-Peter Wolf, der mit mit FELIX UND DIE KUNST DES LÜGENS und TREFFPUNKT TATORT zwei Serien beschert hat, die für mich persönlich in der Rangliste meiner liebsten Kinderbücher recht weit oben stehen und die mir so präsent erscheinen, als hätte ich sie erst vor wenigen Wochen gehört.
INHALT BAND VIER
Helden der Reihe sind die vier Schüler Tim, Jan, Doro und Lina, die immer wieder in Kriminalfälle verwickelt werden. Im vierten Band DIE SCHLANGE wird Tims Oma von einem Giftpfeil getroffen ins Krankenhaus eingeliefert. Es ist ein Mordversuch in einer Reihe von Angriffen: ein Serientäter schießt auf ältere Frauen und tötet sie mit Schlangengift. Die Polizei tappt lange im Dunkeln, die Kids ermitteln auf eigene Faust. Sie klappern die Zooläden ab, besuchen Sportvereine für Bogenschützen. Was steckt hinter den Morden? Werden die Kids den Fall rechtzeitig lösen, bevor ein nächstes Opfer sterben muss?
WAS IST ANDERS AN DIESER KRIMIREIHE
Obwohl es fast fünf Jahre her ist, dass ich die dritte Folge hörte, war ich sofort wieder mitten im Geschehen, erinnerte mich glasklar an alle Protagonisten. Doch auch ohne die anderen Teile zu kennen, kann man jede Episode für sich hören, die Bände sind in sich geschlossen. Trotzdem genoss ich natürlich das Widersehen mit den vier Freunden und dem Inspektor.
Im Grunde ist es ein Jugendkrimi, wie es viele dieser Art gibt, ob sie sich nun Detektive nennen, Satzzeichen, Bande, Trio, Team, Gang, Freunde oder sich mit den Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen begnügen. Klassischer Ablauf: Ein Verbrechen geschieht, die Kids sind auf irgendeine Weise involviert, ermitteln von sich aus, drehen der Polizei eine lange Nase und lösen den Fall mit Bravour. Trotzdem hebt sich TREFFPUNKT TATORT für mich deutlich von der Masse ab:
Es spielt hier in Deutschland, ist modern und vor allem alltäglich. Die Jugendlichen sind keine überzeichneten Charaktere (man denke z.B. an den Pummel, Computerfreak, durchtrainierten Helden und die pfiffige Tierfreundin), die immer ihrem Rollenklischee gerecht werden müssen. Sondern sie sind eben ganz normale Jugendliche, nicht überzeichnet aber dennoch ausgestattet mit Persönlichkeit und Charakter. Ihre Ermittlungsmethoden sind legal, realistisch und nachvollziehbar. Auch wirkt es nicht, als würden Erwachsene im Körper eines Kindes agieren, sondern ihre Verhaltensweisen, Schlussfolgerungen und Ermittlungsmethoden sind altersgerecht.
Klaus-Peter Wolf ist ein Autor, der junge Menschen ernst nimmt. Er beugt sich nicht gönnerhaft zu ihnen herab, sondern er spricht zu ihnen auf Augenhöhe, ohne sich dabei anzubiedern oder sich cool geben zu wollen. Ich denke, mit TREFFPUNKT TATORT kann man auch Lesemuffel an Bücher heranführen. Denn die Titel sind aus der Erlebniswelt der Zielgruppe geschrieben und bieten auch ohne erhobenen Zeigefinger sehr viel Stoff für Diskussionen.
Normalerweise schreibe ich immer darüber, wie ein Buch ist. Hier schreibe ich fast nur, was das Buch nicht ist. Das liegt einfach daran, dass ich Bücher dieses Genres normalerweise nicht rezensiere, weil sie alle gleich sind und ich den 150ten Band der Reihe nicht mehr vorstellen muss. Hier möchte ich jedoch darstellen, was anders ist, das geht eben ausschließlich durch Vergleiche. Aber gut, es wäre ja auch langweilig, wenn alle meine Rezensionen immer gleich gestrickt wären, oder? ;-)
HÖRBUCH
Ein paar Informationen noch zum Hörbuch: Klaus-Peter Wolf ist der Hauptsprecher, seine Stimme ist sehr angenehm, ich höre ihn gerne. Er liest sehr natürlich, als spräche er gerade statt einen Text abzulesen. Autorenlesungen sehe ich meistens skeptisch, in seinem Fall ist das jedoch ein deutlicher Gewinn für das Buch. Auch Maxi Wolf spricht im vierten Teil der Reihe. Ihre Stimme ist ebenfalls sehr gut für das Hörbuch geeignet. Eine szenische Lesung, bei der sich beide abwechseln, hätte mir allerdings gefallen. Ebenso sie als Sprecherin alleine. Hier jedoch wechselten sich die beiden ab, stellenweise mitten im Track, mitten im Absatz. So spricht also einmal der Mann, ein andermal die Frau die Rolle der Jugendlichen, was anfangs eher verwirrend ist: man neigt als Hörer dazu, bei wechselnden Stimmen diese mit bestimmten Charakteren zu assoziieren. Wenn nun also plötzlich ein Junge mit einer Frauenstimme spricht, ist das gewöhnungsbedürftig. Leider ein kleines Manko, an das man sich aber nach einigen Tracks gewöhnt und das man dann gut übergehen kann ...
FAZIT
Alles in allem kann ich TREFFPUNKT TATORT nur empfehlen, ob nun am Stück oder einen beliebigen Band. Ob nun als Jugendlicher oder als Erwachsener. Wer gerne Serien um jugendliche Detektive liest, der kommt an Klaus-Peter Wolf einfach nicht vorbei!
SaschaSalamander 21.02.2012, 09.38 | (0/0) Kommentare | PL
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