SaschaSalamander

Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Verschwörung

Zwei aktuelle Romane

Noch immer bin ich dazu verdammt, Kisten zu räumen und Klamotten zu sortieren, anstatt in aller Ruhe Rezensionen zu tippen. Ich hoffe, dass ich heute wenigstens mal ein paar Minuten finde, über Frank Schätzing zu plaudern, denn ich fand es einen extrem unterhaltsamen Abend. Ich möchte ihn nicht in "gut" oder "schlecht" stecken, dann an den Maßstäben einer regulären Lesung kann man ihn nicht messen. Ich möchte einfach Eindrücke schildern nachher ...

aber ich muss jetzt wenigstens ein paar Gedanken loswerden über die beiden Bücher, welche ich aktuell lese bzw höre.

Ich lese gerade "das Buch der Namen" ovn Gregory und Tintory und bin recht enttäuscht. Es zieht und zieht sich. Eigentlich eine sehr spannende Story (die ich noch recherchieren werde) über einen jungen Mann, der seit seinem Unfall Namen in einem Notizbuch sammelt. Es stellt sich heraus, dass all diese Menschen bereits getötet wurden, bzw noch getöte werden sollen, denn sie sind die "36 Gerechten" Lamedwowniks, welche das Gefüge der Welt zusammenhalten. Ein Wettlauf gegen die Zeit und eine böse Geheimorganisation beginnt, in welcher mal wieder die Zukunft der Welt auf dem Spiel steht.

Super Sache eigentlich, prima Stoff für ein tolles Buch. Aber ich kann mich mit dem Schreibstil nicht wirklich anfreunden, bereits die Hälfte habe ich gelesen, und ich fiebere mit keinem der Charaktere mit, keiner liegt mir am Herzen, eigentlich sind sie alle mir egal. Ich lese, weil ich die Handlung wissen will, und diese ist zwar turbulent, aber das war es dann auch. Mir fehlt ein wenig Hintergrund, es wird zuviel angerissen, zu wenig erklärt und dann einfach drauflosgeballert. Es gibt zwar viele Erklärungen, doch für diese fehlt die Basis, die widerum nur angerissen wird, und daher scheint mir alles sehr an den Haaren herbeigezogen. Schade :(

Und auf den Ohren habe ich momentan "Ich bin kein Serienkiller" von Dan Wells. Sagte mir gar nichts, der Titel, aber Kaminski als Sprecher KANN nur gut sein. Ich ließ mich völlig offen auf das Buch ein und war dann sehr erstaunt. Doch erst kurz zur Handlung:

der 15jährige Ich-Erzähler John spürt, dass in ihm eine Bestie schlummert, ein grausamer Serienkiller, der nur darauf wartet, dass John die Kontrolle verliert. Also schafft er sich Regeln, mit denen er seinen Dämon im Zaum halten kann. Nach außen wirkt er für die meisten wie ein normaler Junge. Wenn man davon absieht, dass er seiner Mutter im Bestattungsinstitut bei den Leichen hilft, und wenn man mal außer Acht lässt, dass er eigentlich ein Sonderling ist und sich zudem auch noch für Serienkiller interessiert, unter Enuresis leidet, Feuer faszinierend findet, das Sezieren von toten Tieren als spannend empfindet und manchmal andere Leute einfach umlegen will. Dann geschehen eines Tages grauenvolle Morder in der kleinen Stadt, in der John lebt, und John findet mit seinem Fachwissen über Serienmörder heraus, wer der wahre Täter ist. Wie soll es nun weitergehen?

Ich ließ mich wie gesagt völlig offen auf das Buch ein und war erstaunt. Ich hatte anfangs einen Thriller erwartet, den als solcher ist er ausgeschrieben, auch das Cover sieht entsprechend aus. Dann ist der Protagonist auf einmal ein 15jähriger. Und dann wird es auf einmal auch noch mystisch. Ist dieser Dämon eine Metapher? Oder driftet das Buch nun in eine völlig andere Richtung ab? Ich kann verstehen, dass einige der Leser enttäuscht und verärgert sind, wenn sie einen Krimi erwarten und Fantasy bekommen. Mich dagegen freut das natürlich, denn es wird gerade richtig spannend, und ich finde es meisterhaft erzählt, wie John mit seinem Konflikt umgeht. Dazu die stete Frage, ob er wirklich ein Psychopath ist, oder ob er einfach ein ganz normaler 15jähriger Junge ist, der einfach ein paar seltsame Hobbies und Interessen hat und das Interesse an Mädchen aus erweckenden männlichen Gefühlen heraus vielleicht mit Stalking und krankhaftem Zwang verwechselt? ;-)

SaschaSalamander 04.03.2010, 15.51 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Ein König für Deutschland

eschbach_koenig_150_1.jpgUnd wieder ist Andreas Eschbach ein Geniestreich gelungen. "Das Jesus-Video" dürfte fast jedem bekannt sein, es ist sein Meisterwerk, an dem er nun immer wieder gemessen wird. Und bei jedem Buch, das seitdem erscheint, darf er sich anhören, dass das aktuelle Buch niemals daran heranreiche. Das Los jeden Autors, der mal einen solchen Bestseller landete ;-)

Nun, Eschbach hat auch viele andere Werke. Er ist variabel, und ich liebe seine Vielfalt. Er schreibt brandaktuelle Thriller, er begibt sich auf die Pfade der Religion, er erfindet futuristische Welten, er spinnt Dystopien einer nur sehr wenige von unserer Zeit entfernten Zukunft, er bastelt aus aktuellem Tagesgeschen in der Zeitung eine unvorhersehbare Fortsetzungsgeschichte. Er bot Schreibkurse an (zu gerne hätte ich daran teilgenommen), und er setzt sich für den schreibenden Nachwuchs ein. In meinen Augen ist Eschbach ein Genie. Diese Ansicht mögen wohl nicht alle Leser hier teilen, aber ich selbst kann immer nur wieder begeistert von ihm berichten! Seine Werke haben hier und da kleine Schwächen, aber das liegt daran, dass Fiktion und Realität sich niemals perfekt vereinen lassen und entweder die Fantasyfreunde es gerne etwas actionreicher und abgedrehter hätten, die Realisten auf etwas mehr Ernst und Fakten pochen. Für das Kunstwerk, beides dennoch immer wieder erneut auf faszinierende Weise miteinander zu vereinen, gebührt Eschbach wirklich Ehre!

Simon König ist Lehrer in Stuttgart. Ein eher ruhiger, zurückgezogener Mensch. Der damals einen großen Fehler beging, aus diesem ging ein unehelicher Sohn, Vincent, in Amerika hervor, und seine Frau verließ ihn. Eines Tages, sehr viele Jahre später, der Sohn ist inzwischen erwachsen, landet eine CD in seinem Briefkasten, mit der dringenden Aufforderung Vincents, diese verschwinden zu lassen und niemandem davon zu erzählen. Doch bevor Simon wirklich begreift, was vor sich geht und wie wichtig diese CD tatsächlich ist, wurde sie ihm bereits entwendet.

Die junge Frau Sirona tritt an Simon heran, welche zuvor von Vincent kontaktiert wurde. Und so erfährt der Leser langsam, worum es überhaupt in dieser Geschichte geht: Vincent hat ein Computerprogramm entwickelt, mit welchem Wahlcomputer manipuliert werden können. Dies solle bei der nächsten Landtagswahl in Hessen eingesetzt werden. Und so verrückt das für Simon alles klingt, die nächsten Wahlergebnisse sehen tatsächlich nach einem Betrug aus. Gemeinsam mit Sirona und deren Freunden schmiedet Simon einen Plan, die Manipulation der Rechner mittels einer von Vincent eingebauten Hintertür aufzudecken: sie gründen eine Partei namens VWM, die Volksbewegung zur Wiedereinführung der Monarchie.

Es beginnt als kleines Projekt, sie wollen nicht auf sich aufmerksam machen und unauffällig bleiben, um durch spätere hohe Wahlergebnisse zu beweisen, dass die Wahl gefälscht wurde. Doch die Situation entwickelt sich immer mehr zum Selbstläufer. Simon ist anfangs abgeneigt, gewöhnt sich jedoch immer mehr an seine Rolle als angehender König. Und Sironas Freunde, begeisterte Rollenspieler und LARPer, sehen in dieser Aktion ein Spiel, welches in dieser realistischen und spannenden Form noch niemals möglich war. Auch die Mitspieler beginnen, ihre Rollen sehr ernst zu nehmen, und die Presse hat ein gefundenes Fressen. Warum nur neidvoll auf fremde Königshäuser blicken, wenn man den König im eigenen Lande haben kann? Bald werden die Bundestagswahlen anstehen ... was ist inzwischen Spiel? Und wo beginnt die Realität? Und was geschieht, falls das Volk tatsächlich von einem Monarchen regiert werden will?

Die Handlung an sich klang für mich eher wenig interessant, muss ich gestehen. Doch Eschbach versteht es hervorragend, Fakt und Fiktion so zu vermischen, dass es richtig Spaß macht. Ich fühle mich nicht in der Lage zu beurteilen, wie gut oder schlecht die Fakten hiervon recherchiert sind, aber dies ist mir offen gesagt auch egal. Er ist ein Autor, den ich zur reinen Unterhaltung lese, und die ist mir jedes Mal gewiss. Selbstverständlich mag die Handlung Schwächen haben, doch all seinen Büchern ist eines gewiss: der Leser muss bereit sein, sich auf eine völlig schräge Denkweise einzulassen und die Realität zwar immer im Auge zu behalten, sie aber dennoch hinter sich zu lassen.

Es gibt auch Dinge, die eher beiseite gelassen wurden. Ich fragte mich oft, wie wohl die anderen Parteien auf diese plötzlich erschienene vermeintliche Spaßpartei reagieren würden? Was andere Zeitungen als die speziellen Frauenblättchen auf sein Erscheinen sagen würden? Was das Ausland dazu sagen würde? Andererseits denke ich, dass der Roman in dieser Form nicht möglich gewesen wäre, wenn all solche Feinheiten beschrieben worden wären, es wäre zusehr ausgeufert und hätt ein politischen Diskussionen geendet, welche das Buch dann eher zerstört als bereichert hätten.

Ich weiß definitiv nicht, in welches Genre ich dieses neue Werk einordnen soll. Wie üblich gelingt es Eschbach, sich über alle Grenzen hinweg eine völlig neue Schublade zu erschaffen. Es ist stellenweise dramatisch. Oft lustig. Manchmal schon nervenzerfetzend spannend. Eine Verschwörung taucht darin auf. Sci-Fi kann man es aufgrund der Aktualität nicht nennen, Dystopien liegen in zu weiter Ferne. Gibt es einen Begriff für eine Dystopie oder einen Sci-Fi, welches in der Gegenwart liegt? Aber selbst Phantastik trifft es nicht, denn es gibt weder Übernatürliches noch Futuristisches. Es ist lediglich eine Aneinanderreihung von Gedanken und Ideen, die in dieser Form vielleicht niemals geschehen werden, theoretisch - rein theoretisch - aber vielleicht sogar möglich wären, wer weiß?

Der Gedanke an eine Monarchie in Deutschland lässt sofort negative Assoziationen aufkommen, und man fragt sie, wie dieses Thema bitte positiv verkauft werden soll. Und es gelingt Eschbach tatsächlich, den Leser für seinen König zu gewinnen. Ich bin sicher, auch andere Leser haben sich am Ende gewünscht, dass es vielleicht doch wahrwerden möge, und dass Herr König vielleicht tatsächlich DIE Änderungen bewirken könnte, die in all den letzten Jahren versäumt wurden. Es mag sein, dass es nur Gedankenfetzen sind, Stammtischphrasen, aber so geschickt verpackt, dass es wirklich Spaß macht, ihnen zu folgen. Man wird ja noch träumen dürfen von einer Bildungsreform, einem fairen Steuersystem und anderen Vorzügen, die Herr König seinem Volk verspricht ;-)

Das Ende hat mich ein wenig enttäuscht. In den anderen Büchern ist es ihm oft gelungen, mit einem Paukenschlag alles über den Haufen zu werfen oder aber eine völlig neue Wende einzubringen. Dieses Mal hatte ich eher das Gefühl, er wusste nicht so recht, wie er am Ende noch einmal einen solchen Punkt einführen könnte. Andererseits muss ich gestehen, dass ich keine Ahnung habe, wie man dieses Buch anders hätte enden lassen sollen. Von daher ist es okay. Nicht grandios, aber okay.

Das Buch an sich auf jeden Fall kann ich nur sehr empfehlen: jedem Leser, der bereit ist, sich von Eschbach für eine Weile entführen zu lassen in eine Welt gleich der unseren, in welcher es jedoch einem Lehrer und einer Gruppe rollenspielender Twens auf einmal möglich ist, Dinge zu bewegen, die jeder von uns schon einmal bewegen wollte. "Das alles, und noch viel mehr, würd ich machen, wenn ich König von Deutschland wär". Was würden wir an Simons Stelle tun? Um diese Frage zu beantworten, sollte jeder dieses Buch einmal in die Hand nehmen ;-)

SaschaSalamander 11.12.2009, 10.41 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Das verlorene Symbol

brown_symbol_150_1.jpgDer neue Dan Brown, und ich konnte es nicht mehr erwarten. Die ersten beiden Romane Sakrileg und Illuminati waren erstklassige Unterhaltung. Literarisch hatte ich ein paar Dinge zu bemängeln, aber die Idee war neu, die Umsetzung klasse, man konnte es nicht aus der Hand legen, und es hat mich in seinen Bann gezogen. Auch Meteor gefiel mir sehr, von Diabolus ganz zu schweigen. Ein bisschen arg reißerisch alle, aber wie gesagt perfekte Unterhaltung und ein paar nette Infos über verschiedene Verschwörungstheorien, der Autor verfügte über eine Menge Background, und der Leser hing gebannt an seinen Lippen. Genialer Mix für einen abendfüllenden Kinofilm, was ja auch sehr schnell umgesetzt wurde.

Dieses Mal dagegen war ich bereits zu Beginn ... ach, bevor ich erzähle, kurz einmal die Handlung. Falls jemand noch nicht weiß, worum es geht ;-)

Robert Langdon wird gebeten, in Washington einen Vortrag zu halten. Und schwupps tappst er in die erste Falle und darf einem wortwörtlichen Fingerzeig folgen, den die abgetrennte Hand seines Freundes als Beginn einer langen Schnitzeljagd darstellt. Der Rest ist schnell erzählt, falls man die anderen Romane bereits kennt: eine wilde Hatz über viele berühmte Schauplätze der Stadt beginnt, in der es um mehr als nur ein kleines Menschleben geht. Es geht nämlich und die Apotheose, die Gottwerdung des Menschen und um das verlorene Wort, welches eine ungeahnte Macht in sich birgt.

Und nun könnte ich die Rezension ganz lange ausdehnen mit allem, was mich störte. Ich könnte es auch kurz fassen unter "dritter Aufguss". Was im ersten Roman begeisterte, gefiel im zweiten und ist im dritten nur noch ermüdend. Natürlich wird dieses Buch als Fortsetzung der ersten beiden gehandelt, es hat den gleichen Protagonisten, also sollte der Leser auch wieder etwas Ähnliches erwarten. Dass er allerdings exakt das gleiche bekommt, war dann doch enttäuschend für mich.

Die Handlung ist im Grunde exakt die selbe, nur dass Namen und Schauplätze vertauscht wurden. Außerdem geht es diesmal nicht um die katholische Kirche (naja, irgendwie schon am Ende) oder die Illuminaten, sondern die Freimaurer. Es wird eine recht ungewöhnliche Wissenschaft eingebracht, die "Neoetik". Und dazu ein paar interessante Fakten aus dem Web recherchiert, die man dann als neue Puzzleteile an die alten Stellen des vorherigen Buches setzt. Am Ende eines Kapitels ein Cliffhanger, damit es immer spannend bleibt. Zwischendrin unzählige Fachbegriffe und extrem intelligent klingende "Weisheiten", die bei genauer Betrachtung allerdings recht flach wirken und teilweise auch recht unangebracht sind.

In den ersten beiden Büchern habe ich noch mit den Helden mitgebangt, sie hatten für mich Leben, und ich konnte mich sehr gut hineinversetzen. Dieses Mal muss ich leider sagen, dass ich vom ersten Moment immer wieder darauf wartete, dass mich die Handlung endlich mitreißen würde. Ich habe bald mehr nebenbei gehört und war dann froh, als es sich dem Ende zuneigte, auf das ich so lange gehofft hatte. Leider wurde ich enttäuscht, und statt eines grandiosen Finales wie in den ersten beiden Büchern erwartete mich ein endloser Monolog, der dem Aufwand des Buches in meinen Augen nicht wirklich gerecht wurde. Auch, als Langdon in eine wirklich schlimme Situation gerät und alles verloren ist, berührte mich dieser Moment sogut wie gar nicht, er als Hauptheld interessierte mich nicht einmal.

Eigentlich würde ich das ganze jetzt gerne an Beispielen begründen und den Roman so richtig zerlegen, aber offen gesagt ist mir das zuviel Aufwand, ich wende mich lieber dem nächsten Buch zu. Ich weiß auch, dass ich mit meiner Meinung viele Gleichgesinnte habe, bei eingefleischten Fans nun aber womöglich Empörung hervorrufen werde. Aber gut, es muss nicht jedem alles gefallen, und ich werde auch das nächste Buch von Brown wieder lesen, vielleicht ist das nächste (welches bereits angekündigt wurde) dann wieder besser?

Und jetzt bin ich so richtig gespannt auf wilde Diskussionen! Wie fandet Ihr das Buch? Wart Ihr ebenso enttäuscht wie ich, oder könnt Ihr meine Meinung so gar nicht nachvollziehen, hat es Euch richtig gut gefallen?  Sollte man ein gutes Erfolgskonzept so richtig durchziehen, weil man das Rad nicht ständig neu erfinden kann? Oder wollt Ihr lieber aber dafür einzigartigere Bücher? Werdet Ihr den nächsten Brown lesen?

Feuer frei! ;-)

SaschaSalamander 11.11.2009, 19.37 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Bibbi Bokkens magische Bibliothek

gaarder_bibbibokken_150_1.jpgJostein Gaarder dürfte allen Lesern hier bekannt sein durch das Buch "Sofies Welt", welches eine Art Sachbuch zur Philosophie in Romanform ist. Klaus Hagerup ist Osloer Regisseur sowie Autor von Jugendromanen und Hörbüchern. Beide gemeinsam verfassten das Jugendbuch "Bibbi Bokkens magische Bibliothek". Der Titel ließ mir keine Wahl, als das Buch zu lesen, denn Geheimnisse sind spannend, Bibliotheken und alles mit Büchern sowieso. Zudem erinnert mich der Name Bibbi Bokken natürlich an Karl Konrad Koreander, Bastian Balthasar Bux, >Thaddäus Tillmann Trutz<. Und somit natürlich an Sara Salamander) ... quasi an all das, was Bücher und Literatur für mich bedeuten ...

Nils und seine Cousine Berit verbringen einen gemeinsamen Urlaub, verewigen sich mit einem netten kleinen Gedicht im Gästebuch und müssen sich dann wieder trennen. Doch sie beschließen, ein Brieftagebuch zu führen, welches sie sich gegenseitig zusenden und weiterführen. Schon beim Kauf des Buches begegnet Nils einer seltsamen Frau, was er auch in seinen Brief an die Cousine einbaut. Und Berit findet einen Brief, welcher an eine Bibbi Bokken gerichtet ist und dessen Inhalt äußerst mysteriös erscheint. Die beiden malen sich in ihren Briefen aus, was es mit dieser seltsamen Frau, die sich als ebendiese Bibbi Bokken herausstellt, auf sich hat. Mal märchenhaft, mal schaurig gehen sie die Sache an, mal witzig, mal düster. Und es hat den Anschein, als stecke mehr dahinter als nur ein kleines unterhaltsames Spiel zwischen den beiden Jugendlichen. Denn ein schmieriger Mann versucht das Briefbuch mit Gewalt an sich zu bringen, und rätselhafte Hinweise führen Nils und Berit auf die Spur zu Bibbi Bokkens magischer Bibliothek.

Und wieder ein Briefroman. Schon früher mit Inbrunst gelesen (Leiden des jungen Werther) und heute (>Gut gegen Nordwind<) so beliebt wie damals. Der erste Teil des Buches ist ein Briefwechsel zwischen den beiden Protagonisten. Witzig zu lesen oder hören, das auf jeden Fall. Die Handlung hochspannend und so richtig fesselnd. Der zweite Teil dann eine aktuelle Beschreibung abwechselnd von Nils und Berit über das aktuelle Geschehen. Der Schreibstil selbst ... nun, ich möchte es nicht näher ausführen, mir persönlich ist er zu trocken, und ich kann mit Gaarder wenig anfangen, auch wenn Fans von "Sofies Welt" mir da wohl heftig widersprechen mögen (auch diesen Roman habe ich eher überflogen denn verschlungen, so spannend ich die Geschichte auch fand).

Die Handlung ist recht mitreißend, und es gibt immer wieder ein paar nette Cliffhanger, wie es eben bei gewechselten Briefen so üblich ist: man will unbedingt die Antwort auf diese oder jene Frage, und man will natürlich wissen, was aus einer geplanten Aktion wurde. Allerdings hatte ich gleich zu Beginn des Buches die Befürchtung, dass das Ende sich ähnlich wie Sofies Welt entpuppen könnte, und dass ... nun, nicht identlisch, aber in der Grundidee sehr ähnlich, das fand ich schade. An sich eine großartige Idee des Autors, aber großartige Ideen darf man nicht zweimal hintereinander anwenden, das wird langweilig ... zumindest für Vielleser wie mich, die sich Inhalt, Aufbau und Besonderheiten einer Geschichte auch über Jahre hinweg einprägen können ...

nebenbei erfährt der Leser so einiges über Bibliotheken, Katalogisierungssysteme, einige Autoren, bekannte Titel, das Schreiben von Literatur und vieles mehr rund um Bücher. Wie Sofies Welt ein Buch über die Philosophie ist, vermittelt "Bibbi Bokkens magische Bibliothek" einige interessante Informationen rund um Bücher. Eine Art Trivia in diesem Fall, das auch Erwachsene bestimmt interessiert und fasziniert.

Ich kann das Buch auf jeden Fall uneingeschränkt empfehlen, eine wirklich zauberhafte Geschichte für Groß und Klein. Und wer wie ich nicht allzu viel mit Gaarders Schreibstil anfangen kann, der sollte sich zumindest auf jeden Fall das Hörbuch vornehmen (meisterlich gesprochen von Philipp Scheppmann und Beate Himmelstoß). Doch, ein Titel, den man unbedingt gelesen oder gehört haben sollte!

SaschaSalamander 09.05.2008, 10.07 | (2/0) Kommentare (RSS) | PL

Die Rotkäppchen Verschwörung

Freitag ist Kinotag. Ab und zu. Kein Film, den ich mir ansehen würde, bei einer Einladung allerdings bin ich nicht besonders wählerisch *g* ... und so kam es, dass ich mir entgegen einiger Vorurteile "die Rotkäppchen-Verschwörung" ansah.

Über das eigentliche Märchen an sich muss ich nicht allzu viel erzählen, ihr kennt es. Ein naives kleines Mädchen, eine gebrechliche Großmutter, ein böser Wolf, ein heldenhafter Jäger. Gähn. Und dazu jede Menge Variationen sowie Interpretationen unterschiedlichster Natur. Welche Version auch immer man uns diesmal zeigen wird - sie wird auch nicht interessanter oder besser sein als die anderen, dachte ich. Erst recht, als ich die nicht gerade hübschen Figuren sah. Doch ich wurde positiv überrascht!

Statt die übliche Geschichte zu erzählen, wurde die Story einmal von hinten aufgerollt. Ein genervter Wolf, ein sich mit Karate verteidigendes Mädchen, eine recht rüstige Großmutter, ein axtschwingender Förster. Und ein Team von Polizisten und Ermittlern, das dem auf den Grund gehen will, denn sie vermuten einen Zusammenhang mit den geklauten Rezepten. Der Frosch befragt alle Beteiligten dazu, wie es denn zu dieser Situation kam. Und los geht es mit vier haarsträubenden, sich gegenseitig ergänzenden, völlig abgefahrenen und absolut märchenuntypischen Geschichten. Und so erzählen ein depressiver Teenager, ein verdeckter Reporter, eine Extremsportlerin und ein talentloser Schauspieler ihre Geschichte. Was in der ersten Geschichte noch völlig absurd erscheint (eine Lawine aus dem Nichts, ein Eichhörnchen mit Flashlight, eine im Himmel schwebende Großmutter, ein viel zu niedlicher Hase, usw), wird plötzlich absolut klar, und was so selbstverständlich erschien (ein knurrender Wolf, ein axtschwingender und schreiender Mann, eine gefesselte Großmutter) bekommt eine völlig neue Bedeutung in dem von den Verdächtigen erzählten Zusammenhang. Rotkäppchen, wie wir es bisher nun WIRKLICH noch nicht kannten ...

Der Film besteht aus fünf Teilen, und zwar den vier unterschiedlichen Variationen des Märchens und zum Abschluss die wilde Jagd nach dem Rezept-Dieb mit einem angemessenen Showdown. Ich mag es, rückwirkend einzelne Puzzleteile zu erhalten, Filme wie "11:14" oder "Memento" sind da mein Maßstab, und es ist selbstverständlich, dass ein Kinderfilm da nicht mithalten kann. Und bei Animationen denke ich vor allem an "Ice Age" oder "Shrek" und muss auch hier bei Rotkäppchen einige Abstriche machen.

Gerade die Animationen fand ich ziemlich traurig. Die Bewegungen recht hölzern, die Figuren ziemlich hässlich. Vielleicht ist es Geschmackssache, vielleicht wollten die Macher bewusst solche Effekte einsetzen, um das Märchen dadurch etwas zu verfremden. Wie dem auch sei, mir gefielen die Figuren ü-ber-haupt nicht.

Und während Rotkäppchen als erste ihre Geschichte erzählte, brachte ich höchstens ab und zu ein müdes Grinsen hervor. Hässliche Figuren, langweilige Songs im Pseudo-Disney-Stil, der x-te Aufguss eines inzwischen langweilig gewordenen Märchens. Verschont mich! Aber als dann der Wolf zu erzählen begann, konnte ich mir ein Lachen zwischendurch doch nicht verkneifen. Das Eichhörnchen, ein genialer Sidehook (vergleichbar Scrat aus "Ice Age" oder Hammy aus "Ab durch die Hecke"), war einfach zu komisch! Und als dann die Geschichten auch noch anfingen, sich gegenseitig in ihren absurden Wirrungen zu ergänzen, wurde ich etwas neugieriger auf den Fortgang. Je dichter die Story wurde, desto mehr ignorierte ich den grausigen Gesang und die hässlichen Animationen und konnte am Ende frei und offen so richtig herrlich lachen. Doch, die Ideen der Macher waren nicht übel, ...

Und wenn man von den unansehnlichen Kartoffelfrisuren, Pausbacken und Polygon-Beinen absieht, sind auch die Charaktere wirklich so richtig liebenswert. Denn eigentlich sind sie ja doch vom Leben frustriert, so ohne Job, ohne wirkliche Herausforderung, im Alltagstrott gefangen und immer auf der Suche nach Arbeit, Geld, Liebe, Rezepten und dem, was es im Leben hinter dem Märchenwald noch gibt. Und die Nebencharaktere sind immer wieder für einen Lacher gut. Ich bin sicher: fast jeder Zuschauer wird den schrulligen Ziegenbock anfangs grauenvoll finden und genervt aufstöhnen, wenn er schoooon wieder das Singen anfängt. Aber am Ende des Filmes kriegt man diese Melodie einfach nicht mehr aus dem Ohr ;-)

Und all die Anspielungen auf XXX, Mission Impossible, diverse Disney-Schmalzer und andere Filme werden begeisterten Cineasten bestimmt gefallen.

Nein, im Kino muss es wirklich nicht sein, das ist dieser Film nicht wert. Die DVD kaufen, naja, das mag jeder für sich entscheiden. Mir hätte es wohl genügt, ihn später aus der Videothek zu leihen. Zumindest ein gemütlicher, witziger Abend. Hässliche Animationen, platte Sprüche, aber jede Menge Fun und Action in einer völlig durchgeknallten Story - ein Film, den man zumindest mal ansehen kann, wenn man sich mal wieder so richtig unter Niveau amüsieren will, ...


SaschaSalamander 22.01.2007, 14.25 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Der Nobelpreis

Hans-Olof Andersson ist Mitglied des Nobelkomitees für Medizin und nimmt seine Funktion sehr ernst. Als eines Tages ein fremder Mann vor ihm steht und ihm eine unglaubliche Summe für die Wahl einer bestimmten Ärztin bietet, kann er es nicht glauben! Er erzählt seinem Vorgesetzten davon, doch dessen Reaktion desillusioniert ihn. Er will der Polizei von diesem Bestechungsversuch erzählen, doch dort begegnet ihm der Fremde. Und so steht Hans-Olof alleine da, er kann niemandem trauen. Aus der Bestechung wird Erpressung, und dann schrecken sie nicht einmal vor Entführung zurück: Kristina ist in der Gewalt der Gangster, und da Hans-Olof und Kristina nun die Gesichter der Betrüger kennen, werden sie nach der Verleihung des Nobelpreises wohl sterben müssen. Hans-Olof sieht nur noch eine einzige Möglichkeit: seinen Schwager Gunnar Forsberg! Dieser sitzt wegen Industriespionage im Gefängnis. Hans-Olof verhilft ihm zu einer vorzeitigen Entlassung, und nun übernimmt Gunnar als ich-Erzähler den Part der Geschichte. Aus seiner Sicht erlebt der Leser nun eine spannende Hetzjagd nach den Entführern.

Das Buch hat mir sehr gefallen. Begeistert nicht wirklich, dazu fehlte noch ein kleiner Funke, aber es war sehr unterhaltsam und spannend. Und vom Ende wurde tatsächlich nicht zuviel versprochen. Zugegeben, zwei oder dreimal hatte ich tatsächlich den Verdacht, dass [...], und ich verwarf diesen Gedanken sofort wieder. Denn wie sollte der Autor DAS bitte zuwege gebracht haben? Aber dann war ich überrascht. Er hatte es tatsächlich getan. Ein absolutes Novum, zumindest ist mir das bisher in keinem anderen Buch begegnet. Ganz schön gewagt, Herr Eschbach, alle Achtung! Nicht zu Unrecht haben Sie sich am Ende bei den Lesern entschuldigt. Aber mir gefiel es, denn genaugenommen gibt der Autor zu Beginn schon einige kleinen Hinweise, und ich stellte mir einige Male die Frage, welche dann auch am Ende die große Wende herbeiführt ...

Ansonsten, was gibt es zu diesem Buch zu sagen? *grübel* Die Charaktere sind nicht allzu tiefgründig, der Schreibstil ist kein überragender aber auch kein schlechter, der Spannungsbogen verläuft normal wie es bei einem Thriller dieser Art eben üblich ist. Da der Ich-Erzähler ein Krimineller ist und einen recht abenteuerlichen Lebenslauf hinter sich hat, ist der Erzählstil entsprechend ungewöhnlich, recht derb und einfach. Kann gefallen, muss aber nicht. Nun ja, es muss auch nicht alles ein "Jesus-Video" oder "Sakrileg" oder ähnlich berühmter Bestseller sein. Und Eschbach hat mit diesem Buch wirklich ein hochspannendes (wenn auch etwas seichtes) Werk geschaffen, das sich gut und flüssig lesen / hören lässt. Und dessen Wende wohl jeden Leser hinsichtlich seiner Vorahnungen auf das Ende bei kommenden Thrillern beeinflussen wird, denn wer weiß, ob der Autor nicht vielleicht ...?

Doch, es lohnt sich auf jeden Fall. Der Inhalt wird vermutlich recht schnell vergessen sein, in dieser Hinsicht ist das Buch eines von vielen. Die Wende und die damit verbundenen Zusammenhänge auf jeden Fall sind ein Kniff, der wohl jeden Leser überraschen wird. Mancher wird begeistert sein, mancher sich vielleicht verar***t vorkommen. Aber man sollte sich zumindest einmal darauf einlassen haben ;-)

SaschaSalamander 10.05.2006, 11.16 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Das Jahr der Verschwörer

CoverJetzt trage ich einige Rezensionen nach und überlege, ob ich zu diesem oder jenem Werk etwas schreiben soll oder nicht. Ich sollte es einfach nicht so lange aufschieben, die Gedanken müssen frisch sein, um den Leser zu überzeugen oder vor denselben grausigen Leseerfahrungen zu schützen. Trotzdem sind einige Bücher, über die ich trotz der langen Zeitspanne ein paar Worte verlieren möchte. Nachdem ich über >"Die Seele der Nacht"< von Ulrike Schweikert so schlechte Worte verloren habe, möchte ich jetzt wenigstens meinen Eindruck über mein erstes historisches Werk von ihr schildern, wenn auch nur in kurzen Worten.

Schwäbisch Hall, 1450: Jos und Stefan sind Freunde. Als eine Leiche aus dem Fluss gefischt wird, sind sie in heller Aufregung. Sie wollen dem Geheimnis auf die Spur kommen. Bald wird auch Stefans Leiche im Fluss treibend gefunden, und nun ist für Jos kein Halten mehr. Gemeinsam mit der Henkerstochter Rebecca macht er sich auf die Suche nach dem Mörder und den Hintergründen der Tat. Denn Stefan schien einer unglaublichen Sache auf der Spur zu sein ...

Historische Jugendromane. Ich habe schon einiges dieser Art gelesen und lese sie auch immer wieder gerne. Dieser hier war meiner Ansicht nach nicht der Beste der bisher gelesenen, aber doch recht nett. Ulrike Schweikert hat hier auf jeden Fall weit, weit Besseres geleistet als mit ihrem traurigen Spin-Off zu den Legenden Phantásiens. Wenn ich Romane dieses Genres empfehlen müsste, würde ich vor allem auf Rainer M Schröder verweisen, aber auch dieses Buch ist lesenswert. Stellenweise zieht es sich zwar etwas in die Länge, und ich konnte auch nicht so wirklich mit den Hauptcharakteren mitfühlen, aber alles in allem war die Handlung doch recht spannend. Frau Schweikert ist, trotz ihres üblen Ausrutschers der "Seele der Nacht" eine begabte Schriftstellerin, die zu kennen sich auf jeden Fall lohnt.

SaschaSalamander 17.03.2006, 09.42 | (0/0) Kommentare | PL

Pompeji

CoverPompeji. Antike Stadt eines tragischen Vulkanausbruchs. Eingepackt in eine Geschichte aus dem alten Rom. Soll toll sein. Wollte ich auch einmal gelesen haben. Allzu viel habe ich mir nicht davon versprochen. Anfangs versuchte ich, mich wenig überzeugt von den ausführlichen Beschreibungen des damaligen Lebens und der langsam beginnenden Haupthandlung zu geben. Aber ich hielt es nicht lange durch ;-)

Der Aquarius Attilius, Betreuer des Aquäduktes "Aqua Augusta" wird von Corelia, der Tochter des reichen Ampliatus, zur Hilfe gerufen: ein Sklave soll den Muränen verfüttert werden. Er behauptet, Schuld am Tod der teuren Meerbarben sei nicht seine Pflege, sondern das Wasser. Attilius kann dies bestätigen, doch seine Hilfe kommt zu spät. Im Laufe des Tages ereignen sich weitere seltsamen Vorfälle, die mit dem Wasser der Aqua Augusta zusammenzuhängen. Dies geschieht zwei Tage vor dem Ausbruch des Vesuv. Attilius kommt während seiner Untersuchungen einer großen Verschwörung auf die Spur, zwischen ihm und Corelia bahnt sich eine zarte Liebe an, und das Rätsel um den verschwunden Vorgänger des neu im Amt befindlichen Attilius wird ebenfalls gelöst.

Einige Kapitel lang fand ich es ganz nett, und dann wurde es richtig spannend. Der Autor schafft es wirklich, den Leser für seine Erzählung zu begeistern. Auch, wenn mir das Leben im alten Rom inzwischen recht vertraut ist (die Antike interessierte mich schon immer, zudem wurde ich sieben Jahre mit Latein gequält beglückt) und ich die Beschreibungen anfangs fast etwas zu ausführlich fand, es ist lebensnah und locker beschrieben. Man fühlt sich regelrecht in die Kaiserzeit zurückversetzt, während Festgelage, aber auch alltägliche Haushaltsverrichtungen beschrieben werden.

Zudem könnte man "Pompeji" fast als "Sachbuch - Roman" bezeichnen. Denn der Autor hat nicht nur das übliche Maß für seinen Roman recherchiert. Er hat gleichzeitig mit einer spannenden Verschwörung auch viel Wissen über das Leben und die Architektur des alten Reiches und die natürlichen Auswirkungen eines Vulkanausbruches eingebunden, mehr als in der Belletristik üblich. Während es anfangs meiner Ansicht nach etwas dozierend wirkt, fließt es nach kurzer Zeit perfekt in die Handlung ein und ist mindestens ebenso spannend wie die Verschwörung, welche Attilius nach und nach aufdeckt.

Ich dachte anfangs, das Ende müsste absolut klar sein. Der Vulkan bricht aus, logischerweise ist die Geschichte nicht so wirklich beendet (warum sollte es sich der Autor auch unnötig kompliziert machen, das wäre doch einmal etwas anderes, ein Ende mittendrin in der Handlung). Oder zumindest nur halbherzig abgeschlossen. Statt dessen schafft es Harris tatsächlich, soviel Handlung in die zwei Tagen vor dem Ausbruch zu packen und auch noch abzuschließen, dass ich ziemlich erstaunt war. Und am Ende eine pfiffige Wendung, die dem Leser ein verschmitztes Lächeln auf die Lippen zaubert. Schade, dass das Buch an dieser Stelle enden musste. Es ist abgeschlossen, aber zu gerne wüsste ich ja, wie es nun weitergeht, war das Ende doch erst der Anfang zu einer neuen, weiteren Geschichte ;-)

Sprecher Jürgen Tarrach (Sedlmayr in "Wambo") gefiel mir sehr. Mancher mag seine Stimme vielleicht etwas zu ruhig empfinden, ich mag seinen Klang und den Tonfall sehr, es passte sehr gut zu der Hauptfigur des ruhigen, sanftmütigen und entschlossenen Attilius. Außerdem kommt mir seine Stimme sehr bekannt vor, dieses Gefühl macht mich fast kirre, ich komme einfach nicht darauf, woher ich sie kenne *grmbl* ...

"Pompeji" ist ein historischer Roman aus der Zeit der römischen Antike, flüssig zu lesen und ebenso informativ wie unterhaltsam. Eine Verschwörung im alten Rom. Nichts Neues, aber sehr gut aufbereitet. Prädikat lesenswert :-)

SaschaSalamander 30.01.2006, 10.07 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Der silberne Sinn

CoverÜber den silbernen Sinn eine Rezension zu schreiben, fällt mir zugegeben sehr schwer. Dieses Buch ist unglaublich komplex, und ich kam mir ziemlich klein danach vor. Spannende Thriller sind eine Sache, reine Fantasy eine andere. Aber was Ralf Isau wieder einmal geleistet hat, ist unglaublich: wie auch schon im "Kreis der Dämmerung", meinem Lieblingsbuch von ihm (und einem meiner Lieblingsbücher überhaupt), spinnt er aus Realität und Fiktion ein so dichtes Netz, dass die Grenzen verschwimmen.

1978 in Jonestown: Der Sektenführer Jim Jones und seine Anhänger zelebrieren die letzte "weiße Nacht", sie vergiften sich selbst mit einem Zyankali-Getränk, die anderen werden erschossen. Dies ist das erste Ereignis, mit dem auch das Buch beginnt. Das Mädchen Yeremi "Jerry" Bellman überlebt das Massaker und wächst zu einer jungen und erfolgreichen Frau heran. Sie arbeitet als Forscherin an einer Universität, ihr nächstes Ziel soll das "silberne Volk" im Dschungel von Guyana sein. Die "Silbernen" dort verfügen über einen weiteren Sinn, mit welchem sie die Gefühle anderer Menschen nicht nur empathisch aufnehmen, sondern sogar manipulieren können. Widerwillig überwindet Jerry sich, den Ort ihres Traumas aufzusuchen. Doch dort entgleitet ihr schnell die Führung dieser Expedition, das Volk wird vernichtet, und sie versucht mit dem letzten Überlebenden, Saraf Argyr, zu fliehen. Wieder zu Hause beginnt sie mit den Nachforschungen, weshalb Sarafs Volk sterben musste und wer hinter diesem Genozid steckt. Auch ihre eigene Vergangenheit muss sie dabei aufarbeiten, und sie stößt in ihrem Stammbaum auf den telepathisch begabten Eric Hanussen. Was haben die Terroranschläge des 11. September mit ihrem Urahn, dem Sterben in Jonestown und der Ausrottung der Silbernen miteinander zu tun?

Genial, einfach genial ... ich weiß im ersten Moment nicht, was ich noch zu diesem Buch sagen kann (und das will, wie ihr mich inzwischen kennt, wirklich etwas Besonderes heißen!). Um zu wissen, wo die Fiktion beginnt und der Autor seine eigene Phantasie spielen ließ, genügt es nicht, kurz ein wenig im Internet zu recherchieren oder sich ein wenig mit dem Thema auszukennen, dazu müsste man tief in die Materie eindringen. Terrorismus, Hanussen, Jonestown, aber auch die Architektur und Geschichte alter Kulturen wie der Inka sind Gebiete, die er in seinem Buch einbaut, und ich bin fasziniert.

Über seinen Schreibstil möchte ich gar nichts mehr sagen, er ist einer meiner Top Lieblingsautoren nicht nur aus Deutschland und nicht nur im Bereich Fantasy, sondern insgesamt. Seit ich mein erstes Buch von ihm verschlungen habe (die Neschan-Trilogie), verlangt es mich nach mehr. Spannungsbogen, Wortwahl, Charakteraufbau, all das beherrscht er meisterlich. Mit dem "Kreis der Dämmerung" ging er über das Genre der Kinder- und Jugendliteratur Fantasy hinaus, und "Der silberne Sinn" ist ein weiteres Meisterwerk der Erwachsenenliteratur, das in keine Schublade eines Genres passt. Ich kann es kaum erwarten, demnächst die "Galerie der Lügen", ein weiteres Werk dieser Art, zu lesen!

SaschaSalamander 04.01.2006, 13.13 | (0/0) Kommentare | PL

Manchmal braucht es eine Badewanne

Animiertes SchafWenn ich >gestern schon "schimpfte"<, dass Murakami bei der mehr oder weniger wilden Jagd nach seinem Schaf doch endlich mal in die Pötte kommen solle, dann möchte ich heute wenigstens als kleine "Wiedergutmachung" diesem Autor gegenüber posten, wie es dann gestern Abend für mich weiterging: ein gemütlicher Nachmittag mit Lemony Snicket, eine Runde am Crosstrainer, ein Frettchenspaziergang und ein absolut bequemer Tag. Abends dann wollte ich kurz in die Badewanne und noch ein wenig in der Schafsjagd lesen. Tja, und da las ich dann. So lange, bis es weit nach Mitternacht war und das Wasser in der Wanne eiskalt.

>Vorgestern< schrieb ich von Büchern, in denen man einfach einmal jegliche Logik abstellen muss. Und während ich sogar selbst gerade ein solches Buch lese, renne ich einfach mit Scheuklappen an dessen Aussage vorbei. Päng. Mensch, war ich vernagelt. Vielleicht brauchte es die Badewanne, um mir zu zeigen, was Murakami dem Leser vermitteln möchte. Eben einfach einmal alles loslassen und den Worten hinter den Worten des Autors lauschen. Ich Animiertes Schafkann es kaum erwarten, meine Gedanken zu diesem Buch zu tippen ... die Rezi kommt dann (da das Buch weniger aktuell und vielmehr zeitlos ist) bei Gelegenheit einmal :-)

SaschaSalamander 28.12.2005, 09.57 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

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