SaschaSalamander

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Thema: Rezensionen Hörbuch

Der Menschenmacher

mcfadyen_menschenmacher_1.jpegIch habe den Menschenmacher nun also komplett gehört, und ich habe einige Tage überlegt, ob ich reine Rezension schreibe oder nicht. Ich weiß nicht so recht, was ich mit dem Buch anfangen soll und wo ich die Rezension festmachen soll. Aber gut, ich werde es trotzdem versuchen, weil ich weiß, wie viele Leute dieses Buch aktuell lesen, und wie viele Leser an einer Meinung zu diesem Titel interessiert sind.

David, Charlie und Allison wurden von einem alleinstehenden Mann adoptiert, Bob Gray. Dieser ist jedoch kein liebender Vater, sondern er scheint ein geisteskranker Mann, der ihnen seine Weltansicht ins Gedächtnis bläut. Brutale Erziehungsmethoden, anfangs herzlos, später immer grausamer und unmenschlicher. Sein Ziel ist es, die Kinder zu Übermenschen machen, angelehnt an Nietzsches Theorie. Er geht so weit, dass die Kinder sich eines Tages nicht mehr zu helfen wissen als ihn zu töten. Und dann trennen sich ihre Wege. Bis sie eines Tages jeweils eine Nachricht erhalten, die sie zusammenführt. Jemand bezieht sich auf Bob Gray, doch der ist tot, und niemand als er könnte von dem wissen, was damals geschah ... für die drei Freunde beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Sie müssen sich der Frage stellen: "Wie weit würdest Du gehen, um das zu verteidigen, was Dir am meisten bedeutet?"

Nun, es ist nicht leicht, etwas über diesen Roman zu schreiben. Viele zerreißen ihn, teils weil Smoky Barret nicht darin vorkommt (das dürfte man aber sehen, wenn man den Klappentext liest. Das ist, als würde man eine Kartoffelsuppe schlechtreden, weil sie keine Spaghetti enthält). Andere finden ihn sterbenslangweilig. Und wieder andere sind hellauf begeistert ob der ungewöhnlichen Idee, die sich mal so ganz von dem Mainstream - Thriller - Einheitsbrei befindet.

Meine Meinung liegt irgendwo dazwischen.

Ich habe mich sehr gut unterhalten. Die Story ist tatsächlich mal ungewöhnlich aufgebaut und ungewöhnlich erzählt. In der Regel hat man einen Ermittler und einen Täter, und diese liefern sich bis zum Ende einen Wettkampf, in dem meist das Gute gewinnt. In diesem Fall ist das Gute nicht vom Bösen zu trennen. Denn die Kinder, welche Böses erlebt haben, wurden selbst zu Mördern. Und statt es dabei bewenden zu lassen, geht es weiter. Sie gründen eine Hilfsorganisation gegen Kinderprostitution, und David und Charlie entledigen sich der Täter auf definitiv illegalem und grausamem Wege, das Töten geht weiter. Nein, Töten ist nicht gut, selbst wenn man einen "Bösewicht" tötet. Und als sie dann bedroht werden, müssen sie einen anderen Menschen töten, um das Leben ihrer Freundin / Tochter zu retten. Würden sie so weit gehen und dieses Mal einen unschuldigen töten? Sofern eine Frau, die in einer Klinik Abtreibungen durchführt, überhaupt unschuldig sein kann? Und auch beim Täter wird sehr schnell klar, dass die Frage "angeboren oder anerzogen" sehr wichtig ist. Wie frei ist der Wille eines Menschen tatsächlich, wenn er von Geburt an indoktriniert wird?

Dann ist die Erzählweise recht interessant. Sie springt zwischen verschiedenen Zeitebenen und verschiedenen Orten. Größtenteils in der Gegenwart, sehr viel auch in der Vergangenheit der drei Kinder. In der Gegenwart erfährt man mal mehr über die Hilfsorganisation, dann begleitet man David auf dem Weg zum Töten der Engelmacherin, erfährt mehr aus Allisons Leben, über die Hintergründe von Charlies Kindheit vor Bob, und in Form von Tagebüchern und Gesprächen erfährt man mehr über das, was Bob abgesehen von dem Erzieher an den Kindern noch war: Ehemann, Vater, Soldat, gequältes Kind.

Eigentlich eine prima Idee, so das grobe Ganze. Aber trotzdem vermochte all das mich nicht zu fesseln. Es wurden zuviele Themen ineinandergemixt, und keines davon wurde wirklich erschöpfend behandelt. Kinderprostitution ist schrecklich, das wird angesprochen. Aber das wussten wir schon vorher. Die Frage, ob das Verhalten, das Denken und Fühlen eines Menschen angeboren oder erlernt sind (nature or nurture) wird angesprochen aber auf eine reißerische Weise, die dem Thema nicht gerecht wird und lediglich schockieren soll, wie brutal dieses "nurture" sein kann, wenn man Zigarettensummel, Gürtelschläge, Demütigungen einsetzt. Dass Gut und Böse oft nur zwei Seiten der exakt selben Medaille sind, wussten wir auch schon, und wieder wirkt es hier nur halbgar. Alles in einen Topf geworfen, schon haben wir einen ganz besonderen Thriller, der anders sein soll als alle zuvor. Weniger ist manchmal mehr, denke ich mir, und weniger hätte diesem Roman sichtlich gut getan.

Während des Schreibens gerade fällt mir auch auf: man kann fast nicht spoilern. Denn alles, was wichtig ist, wird bereits beim Klappentext oder einer kurzen Beschreibung des Buches genannt. Ein paar Details folgen noch, gut, und das Ende. Das Ende kann man sich nach kurzer Zeit denken (in diesem Fall bin ich mir ziemlich sicher, dass es nicht nur mir so ging, sondern es war wirklich sehr einleuchtend von Beginn an). Im Grunde hat der Roman kaum eine Handlung, sondern besteht vielmehr aus einer Erzählung von damals und heute.

Zuviele Theorien werden dem Leser zwischen den Zeilen dargeboten, vermixt mit brutalen Tötungen, einer kräftigen Fäkalsprache (jedoch deutlich gemäßigt zu seinen anderen Büchern). Nichts Halbes und nichts Ganzes.

Für mich blieb nach dem Hören noch immer die Frage: was wollte der Autor mir jetzt eigentlich sagen?

SaschaSalamander 14.03.2011, 09.33 | (0/0) Kommentare | PL

Die Blutlinie

Das kommt davon, wenn ich Rezensionen ein paar Wochen oder Monate liegen lasse: sie sind nicht mehr aktuell. Denn inzwischen liegt nicht mehr AUSGELÖSCHT in den Läden, überall in der U-Bahn, in der Buchhandlung, auf den Litfaßsuälen sieht man nun den MENSCHENMACHER. Aber bevor ich diesen Rezensiere, wäre es sinnvoll, zuerst einmal meine Meinung über die BLUTLINIE endlich zu veröffentlichen, um mich später ggf darauf beziehen zu können. Naja, ich habe es lange hinausgezögert. Ich mag es nicht, schlecht über ein Buch zu schreiben. McFadyen hat viele Fans, ich möchte niemandem den Spaß nehmen. Aber es muss halt immer zwei Seiten geben, denn der Autor hat nicht nur Fans, und auch die Nicht-Fans sollen im Web Ihresgleichen finden dürfen ;-)

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Nachdem überall in den Buchhandlungen derzeit "das Böse in uns" und "ausgelöscht" liegen, wollte ich mir mal den ersten Teil der Thriller-Reihe um die FBI-Agentin Smoky Barrett ansehen. Vorgetragen von Franziska Pigulla, das ist schon mal sehr gut, die Dame weiß zu überzeugen in all ihren Arbeiten, ich möchte gar nicht mehr viel zu ihr schreiben, Scully aus Akte X dürfte jedem ein Begriff sein.

Smoky verlor ihren Mann und ihre Tochter bei einem schlimmen Mord, seitdem ist sie nicht mehr im Dienst, das Trauma belastet sie zu stark. Doch bald taucht ein grausamer Killer auf, der sie als Nemesis erkoren hat und seine Spiele speziell auf ihre Ängste abstimmt, ihre Freunde involviert. Dieser Killer behauptet zudem, er stamme in direkter Linie von Jak the Ripper ab, und wenn sie ihn nicht bald einfange, würden weitere Morde geschehen. Smoky setzt alles daran, den Täter zu fassen und dem brutalen Spiel ein Ende zu bereiten.

Offen gesagt war ich wenig begeistert. Ja, die Zeit verflog schnell, ich wurde gut unterhalten. Aber ich werde nicht viel behalten. Pigulla war wie immer spitze, aber der Inhalt und der Stil konnten mich nicht überzeugen. Die Bilder, die der Autor verwendet sowie stetig wiederkehrende Begriffe gingen mir irgendwann einfach nur auf die Nerven. Es wirkt auf mich platt und gedankenlos. Da hat jemand einen 0815-Fall konstruiert, und dann mit ein paar ungelenken Worten drumherumgeschrieben.

Ich glaube, wenn ich noch einmal das "tschua, tschua, tschua" das Zuges hören muss, etwas von einem Drachen im Inneren lese, wenn ich die Worte "Zuckerschnäuzchen" oder "zerschmettern" oder "noch nicht gebrochen" höre, muss ich mich übergeben. Es war einfach zuviel davon.

Ein Roman, getrieben von brutalen Aktionen (ich finde ja doch, dass das angedeutete Grauen häufig schlimmer ist als das tatsächlich gezeigte), gespickt mit haufenweise obszönen Begriffen und Flüche. Wirklich, ich lese gerne auch mal Derbes, aber kein Hardcore-Porno bringt so bösartige und vulgäre Begriffe wie ein amerikanischer Thriller, in dem es von F*tzen, H*ren, Dreckskerlen, Arschl*chern, Schw*nzen, verd*mmter Sch*iße und derlei Dingen nur so wimmelt. Mich ekelt das an. Dazu ein perönliches Rachemotiv, damit ein wenig Emotion und Action ins Spiel kommt. Und schon hat man einen typischen amerikanischen Thriller, wie er ganz sicher zum Erfolg werden wird.

Ich verstehe den Reiz, denn wie gesagt ist die Zeit sehr schnell verflogen. Man kommt kaum zum Durchatmen, man will um den Fortgang wissen, und irgendwie bangt man dann doch mit den Leuten mit. Aber wirklich begeistert kann mich dies trotzdem nicht. Momentan gibt es keinen Grund für mich, die folgenden Bände zu lesen, ...

Mir ist bewusst, dass viele den Autoren und seine Werke mögen, von daher denke ich, jeder sollte selbst mal antesten, ob er den Stil und den Inhalt seiner Bücher mag. Aber empfehlen würde ich ihn von mir aus selbst nicht. Da gibt es dann doch andere Titel, die mir am Herzen liegen ...

SaschaSalamander 07.03.2011, 09.02 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Der Trakt

strobel_trakt.jpgInzwischen habe ich den TRAKT also beendet. Ich war während des Lesens absolut begeistert. Einen langen Nachgeschmack habe ich nicht behalten, das Buch ist schnell wieder verblasst (für mich immer ein wichtiges Kriterium, und bei manchen Büchern warte ich gerne noch ein paar Tage, bis ich darüber schreibe).

Sibylle Aurich ist nachts im Park unterwegs, als man ihren Sohn Lukas kidnappt. Sie selbst verfällt daraufhin ins Koma und erwacht nach zwei Monaten. Der Arzt erklärt ihr, dass sie kein Kind hat, es muss wohl eine Einbildung sein. Sie flieht aus dem Krankenhaus und macht sich auf den Weg zu ihrem Ehemann. Der weist sie ab und ruft die Polizei, denn Sibylle weiß alles, was nur seine Frau wissen kann. Aber sie sieht anders aus. Und außerdem hatten sie niemals einen Sohn!

Eine wilde Jagd beginnt, bei der Sibylle Unterstützung von der resoluten älteren Dame Rosie bekommt. Auch ein Mann stellt sich ihr zur Seite, der ihr erzählt, dass sie Rosie auf keinen Fall vertrauen dürfe. Wem kann Sibylle überhaupt noch trauen? Jagd die Polizei sie, oder lässt die Polizei sie aus unerfindlichen Gründen absichtlich entkommen? Will Rosie ihr helfen, oder ist Rosie eine Komplizin von "denen", die Sibylle dies angetan haben, was immer "das" sein mag? Wer ist dieser fremde Mann, der ihr angeblich helfen will? Warum erkennen nicht einmal ihr Mann und ihre beste Freundin sie? Was ist mit Lukas?

Meine Erwartung an das Hörbuch war absolut simpel: Unterhaltung. Und die habe ich bekommen. Auf der ganzen Linie und absolut. Ganz grandiose Unterhaltung.

Mehr habe ich vorerst nicht erwartet, denn bei einem solchen Thema ist immer klar, dass es die perfekte Lösung eigentlich nicht gibt. Sie ist mir noch nicht begegnet, und ich selbst wüsste auch keine Antwort. Entweder, es entpuppt sich als Traum (einfallslos), oder es waren Aliens im Spiel (schlimmste Variante ever). Manchmal wird ein absolut hanebüchenes Ende an den Haaren herbeigezogen (unglaubwürdig). Ein andermal war es eine Verschwörung, meist medizinischer Art (sehr abgehoben, da diese Form von Medizin in der Regel noch nicht realistisch ist, es jedoch ein realistischer Roman sein soll). Oder es entpuppt sich als ein Problem verschiedener Persönlichkeiten in einer Person (einfachste Lösung, am nachvollziehbarsten, inzwischen aber schon zu häufig von Autoren angewendet).

Hier wurde eine Lösung gefunden, mit der ich mich anfreunden konnte, auch wenn es doch recht überzogen war. Aber gut, wie gesagt, eine perfekte Lösung für diese Art Roman und Problem gibt es eben nicht, und Strobel hat sich wacker geschlagen. Einziges Manko: warum müssen die Bösen ihren Plan immer so endlos lange erklären? *seufz*, das weiß doch jedes Kindergartenkind, dass das immer zur Ergreifung des Täters führt! Und als literarisches Stilmittel halte ich es für ungeeignet, da es zu offensichtlich ist, dass der Autor dem Leser hiermit also erklären will, was auf den hunderten seiten davor nun geschehen ist.

Die Charaktere im Buch waren nett. Mehr nicht. Eben nett. Ich habe weniger mit den Figuren mitgefiebert, sondern eher mit der Handlung, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es ausging. Deswegen konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Absolut spannend geschrieben. Wo andere Schreiberlinge stückchenweise irgendwelche Situationen aneinanderreihen, erkennt man hier sehr klar, dass der Autor den Leser nach und nach immer näher an die Lösung heranführt, bis dieser selbst die Antwort kennt und sich dann bestätigt zurücklehnen kann. Strobel hatte ein Konzept und hat danach das Buch aufgebaut, was mir gerade bei diesem Genre sehr gefällt, da es wohl viel zu selten praktiziert wird bisher. Die Charaktere bleiben dabei leider ein wenig auf der Strecke, aber das macht nichts. Ich war absolut zufrieden, habe das Hörbuch begeistert verschlungen!

Das perfekte Mindfuck-Buch habe ich leider noch nicht gefunden für mich, ich suche noch. Aber Strobel hat bereits super Ansätze geliefert, er kommt dicht ran. DER TRAKT ist ein klasse Buch, und wer dieses Genre liebt, kommt nicht daran vorbei :-)

SaschaSalamander 18.02.2011, 11.03 | (0/0) Kommentare | PL

Kühlfach 4

profijt_kuehlfach_1.jpgNun habe ich "Kühlfach 4" also abgeschlossen. Geniales Buch, wenn auch mit einigen Startschwierigkeiten in der Audioversion ...

Sascha, genannt Pascha, ein kleiner Autodieb. Ein großer Coup, doch in dem gestohlenen Mercedes SL befindet sich leider eine Leiche im Kofferraum. Und ehe Pascha es sich versieht, wird er von der Brücke gestoßen und sieht auf einmal alles aus einer ganz neuen Perspektive. Beobachtet sich selbst, wie er in das Rechtsmedizinische Institut gebracht wird. Just, als Martin Gänsewein das Skalpell an seine edelsten Teile anlegen will, begehrt Pascha auf, und Martin kann ihn hören! Als einziger.

Was nun zu einigen vertrackten Situationen führt. Denn Martin scheint Selbstgespräche zu führen, er benimmt sich seltsam, weiß auf einmal Dinge, die er nicht wissen könnte, von dem misslungenen Schäferstündchen ganz zu schweigen. Seine Kollegen beginnen sich zu sorgen. Und auch Pascha sorgt sich, denn er würde gerne wissen, wer ihn umgebracht hat und warum. Den Nervenkrieg gegen Pascha kann er nicht gewinnen, also hat Martin gar keine andere Chance als in diesem Fall zu ermitteln.

Ein Buch, das mindestens so ungewöhnlich ist, wie es auch klingt. Hauptspielort das Rechtsmedizinische Institut mit seinen Stahlliegen und Kühlfächern, der Protagonist ein Kleinkrimineller mit frecher Klappe und ohne Manieren, die zweite Hauptfigur ein schüchternes, unsicheres Männchen. Doch beide entwickeln sich weiter, gehen aufeinander zu, und eigentlich sind sie ein tolles Team, das nur voneinander profitieren kann.

Ich liebe die Wortgefechte zwischen den beiden, der eine verklemmt spießig, der andere überzogen lässig. Zimperlich darf man nicht sein, denn da fallen auch mal Sätze wie "Er war so wenig zu fassen wie ein Phantom. Ja, Phantom. Das sage ich Martin zuliebe. Denn früher hätte ich gesagt, er ist so wenig zu fassen wie Wi*hse am Duschvorhang". Ja, Pascha hat eine verdammt große Klappe, daran muss man sich erstmal gewöhnen, und man schwankt doch sehr zwischen "hör endlich auf zu nerven" und "eigentlich ist er ja doch ganz nett". Grade das macht für mich einen großen Reiz des Buches aus, diese beiden gegensätzlichen Charaktere und ihre Kleinkriege untereinander. Erstaunlich, wie zickig Männer sein können *ggg*.

Die Handlung ist klar ein Krimi, wobei das aber eigentlich eher die Nebensache ist. Dem Leser ist recht bald klar, worauf es hinausläuft, eine große Überraschung bietet die Autorin nicht. Braucht es auch nicht, denn die Kriminalgeschichte ist eher Mittel zum Zweck, irgendein Ziel muss der Roman ja haben ;-)

Mir lag die Hörbuchvariante aus der Bibliothek vor. Dachte anfangs, das Gekürzte würde mich nicht stören (als Hörbuch lausche ich meist Büchern, die ich eher konsumieren denn genießen will), aber bald ärgerte ich mich, denn es wäre schade, auch nur einen Dialog zu verpassen. Und die Stimme des Sprechers, nun ja, die ist mindestens so gewöhnungsbedürftig wie Paschas Sprachstil. Die ersten eineinhalb CDs habe ich oft mit mir gerungen, ob ich weiterhöre, komplett abbreche oder zum Buch wechsle. Ich bin dann beim Hörbuch geblieben, inzwischen komme ich mit der Stimme klar und werde beim Lesen der folgenden Bände auch immer Ingo Naujoks im Ohr haben.

Den zweiten Band habe ich bei Tauschticket bereits angefordert, und den dritten werde ich auf jeden Fall kaufen, denn nun zähle auch ich zu den Pascha-Fans.

Ich kann die Bücher all denen empfehlen, die einen sehr schrägen, schwarzen Humor haben und auch ein paar sprachlich deftigere Momente vertragen. Profijt hat mit Pascha einen außergewöhnlichen Romanhelden geschaffen, wie man ihm nicht allzu oft begegnet :-)

SaschaSalamander 11.02.2011, 10.33 | (0/0) Kommentare | PL

Splitterherz

belitz_splitterherz_1.jpgNun also habe ich Splitterherz beendet. Es ging recht flott, denn ich konnte es nicht erwarten, wie es weitergehen würde. Endlich mal ein netter, softer Jugendroman mit ein wenig Erotik, nicht zuviel, aber OHNE Vampire, Werwölfe oder ähnliche Gestaltwandler. Klar, Fantasy und eine Prise Gefahr gehört trotzdem dazu. Also widmet man sich dem Thema Nachtmahr.

Ellie ist 17, kurz vor dem Abitur, und sie ist gezwungen, mit ihren Eltern aus der Großstadt in dieses kleine, lästige Kaff zu ziehen. Irgendwie will gar nichts so recht passen, und in die Klassengemeinschaft fügt sie sich trotz ihrer Versuche auch nicht wirklich ein. Am liebsten möchte sie ihre Koffer packen und wieder zurück. Bis sie eines Tages Colin trifft, den sie anfangs nicht einzordnen weiß. Doch nach und nach zieht der junge Mann sie immer mehr in seinen Bann. Bald erfährt sie sein dunkles Geheimnis und muss erkennen, dass sie wohl keine Zukunft zusammen haben werden, ...

Ich möchte im Gegensatz zu den anderen Rezensionen nicht mehr als dies verraten. Gut, Nachtmahr, damit nehme ich bereits einiges vorweg, doch mit ein wenig Kombination kann man das auch recht bald selbst herausfinden, da sich dieses Thema vom ersten Moment an durchs Buch zieht. Doch wie sich dies äußert, was das für Colin und Ellie bedeutet, das erfährt man erst recht spät. Etwa ein Drittel des Hörbuchs muss man hinter sich bringen, bevor es klar wird, worauf die Geschichte abzielt.

Es scheint mir nachvollziehbar, wenn dies für viele Leser ein Kritikpunkt ist: "es passiert ja kaum was". Doch das stört mich nicht, im Gegenteil. Ich mag die Ruhe, welche dieser Roman ausstrahlt. Bis auf den Showdown keine Hektik, sondern beschauliche Stille, viel Wald, Naturbeobachtung, Spaziergänge, ich habe es sehr genossen, mit Ellie durch die Wälder zu laufen auf der Suche nach Colin.

Prima finde ich auch, wie ein altbekanntes Thema (junges Mädchen, geheimnisvoller junger Mann, dunkles Geheimnis) mal ein wenig anders aufgezogen wird. Schließlich gibt es so viele faszinierenden Mythen, Legenden, so unzählige fremde Wesen, dass es mir doch erstaunlich scheint, warum es immer nur Gestaltwandler und Blutsauger sein müssen heutzutage. Ich muss zugeben, dass ich mich noch nicht allzu intensiv mit den Legenden der Mahre befasst habe, sodass ich nicht beurteilen kann, ob und inwieweit sich die Autorin auf alte Legenden beruft, oder ob sie da ihrer Phantasie völlig freien Lauf ließ. Eine nette Anregung, selbst mal ein wenig Nachforschung zu betreiben.

Die Geschichte endet wunderschön, mir gefällt die ungewöhnliche Art des Abschlusses, der mal so gar nicht typisch für dieses Genre ist. Ein wenig zwiespältig stehe ich dem gegenüber, dass ich nun erfahren habe, dass es zwei Folgebände geben wird. Wie schön, noch mehr von Colin und Ellie! Und ach nein, war wohl nix mit dem untypischen Ende, doch nur ein Mehrteiler, in dem sie am Ende vermutlich zusammenkommen werden, ...

was mir besonders gefällt ist die Sprecherin, welche wundervoll zu dem Buch passt. Da sie bisher nur Petterson und Findus, Pippi Langstrumpf, Kindergedichte von Maar oder ähnliche Dinge vertonte (finde ich toll, habe ich aber schon vor Jahren gelesen und höre sie in der Regel nicht mehr), kannte ich sie noch nicht. Zumindest bei Amazon konnte ich als einzigen vollständigen Roman von ihr lediglich Splitterherz finden. Doch ich hoffe, dass noch mehr folgen (sie hätte mir für Nosferas, Twilight, die Beschenkte und andere Bücher weit besser gefallen). Sie hat eine beeindruckende Art, ihrer Stimme Gewicht und Bedeutung zu verleihen, Emotionen hineinzulegen. Man hört richtig, wie sie mit den Figuren mitleidet, sich mitfreut, alles an eigenen Gefühlen hineinlegt, um so die Charaktere lebendig werden zu lassen. Ein großes Talent, wie es bei Frauen meiner Ansicht nach eher selten zu finden ist, und ich hoffe in Zukunft Weiteres von ihr hören zu dürfen ...

Ich denke, wer den Stil von Stephenie Meyer und Konsorten mag, sollte sich Splitterherz auf jeden Fall auch gönnen. Entweder als Buch, mit mehr Details und etwas genauer. Oder aber als gekürztes Hörbuch, dafür aber mit der einmaligen Stimme von Laura Maire, die nicht besser hätte gewählt werden können. In beiden Fällen sehr zu empfehlen :-)

(kleines PS: trotzdem schiebe ich es bei den Tags in die Kategorie "Vampire". Denn ich denke, wem das eine gefällt, wird auch das andere gefallen. Ich kann schlecht eine Kategorie basteln für böser Vampir, guter Vampir, Werwolf, Gestaltwandler, Nachtmahr, Seelenbewohner und alle anderen Varianten, also packen wir mal alles in die größte der Schnittmengen zur einfacheren Orientierung)

(zweite PS: diese Rezension zeigt mir, dass ich wirklich versuchen sollte, die Beiträge zeitlos zu schreiben. Es ist blöd, wenn ich hier schreibe, dass ich die Sprecherin des Buches nicht kenne, und ein paar Beiträge vorher habe ich im Blog geschrieben, dass ich sie bereits in Splitterherz so toll fand. Wäre wohl besser, auf so etwas zu achten *g*)

SaschaSalamander 09.02.2011, 10.14 | (0/0) Kommentare | PL

Trigger

dorn_trigger_1.jpgTRIGGER war nun also mein erster Roman von Wulf Dorn, und ich habe ihn als Hörbuch genossen. Vorgetragen vom Autor selbst. Doch bevor ich auf Inhalt und Vortrag eingehe, erstmal ein paar Details zum Inhalt:

Psychiaterin Elli Roth bekommt von ihrem Lebensgefährten und zugleich Kollegen einen BIF in die Hand gedrückt, einen Besonders Interssanten Fall. Vor ihr kauert eine verängstigte Frau, die etwas von einem Schwarzen Mann erzählt. Sie weißt Spuren von Misshandlung auf. Elli möchte ihr gerne helfen, bittet einen weiteren Kollegen um Hilfe. Doch als dieser nach der Patientin sehen will, ist sie nicht da. Niemand hat die junge Frau gesehen, keiner kann sich an sie erinnern. Doch plötzlich erhält Elli Nachrichten vom Schwarzen Mann, der nun auch hinter ihr her ist. Wenn sie die Patientin retten will, muss Elli sich auf sein grausames Spiel einlassen und seiner Fährte folgen. Der Fall wird immer mysteriöser, und Elli droht langsam den Verstand zu verlieren. Kann sie rechtzeitig das Geheimnis um den Schwarzen Mann lösen, bevor er ihr und der geheimnisvollen Patientin ein Leid zufügen wird?

Das Thema klingt unheimlich spannend. Wer viel liest, wird natürlich sofort an Fitzeks Romane denken (THERAPIE, SPLITTER), und auch Strobels DER TRAKT kommt in den Sinn (steht noch auf meiner Liste für die kommenden Wochen) oder Filme wie DIE VERGESSENEN oder THE GAME. Ein Verwirrspiel erster Güte, wie es einfach Spaß macht, vor allem wenn das Ende dann auch noch stimmig ist. Dies ist bei TRIGGER der Fall.

Trotzdem finde ich den Aufbau des Romanes etwas ungewöhnlich. Die Einleitung geht recht flink, das finde ich gut, man stürzt sehr schnell in die Geschichte und wird mitgerissen vom Sog der Handlung. Dann beginnt die Schnitzeljagd, so spannend, dass man kaum aufhören kann. Ich hatte ein paar Vermutungen und konnte es nicht erwarten, wie - falls dies tatsächlich der Fall sein sollte - dann tatsächlich geschehen sein kann und was dahinter stecken mag. Viel zu schnell ist aufgeklärt, was es mit dem seltsamen Fall auf sich hat, und dann beginnt das Nachspiel. Dies fand ich außergewöhnlich lang für einen Roman dieser Art, und ich hatte damit gerechnet, dass noch einmal eine weitere Wende kommen würde, aber sie kam nicht. Gegen Ende begann ich mich dann doch irgendwann zu langweilen und fragte mich, ob der Autor mich für ein Kleinkind hält, dem man jede Kleinigkeit akribisch erklären muss und das nicht selbst ein wenig mitdenken kann?

Der Vortrag war wirklich klasse, ich habe dem Sprecher gerne gelauscht. In diesem Fall der Autor Wulf Dorn himself. Er hat eine äußerst angenehme Stimme, und ich hoffe auf weitere Hörbücher von ihm. Ein wenig hapert es bei den Dialogen. Auffälligen Figuren (kleine Kinder, alte Leute) kann er sehr gut Persönlichkeit verleihen, die Erwachsenen dagegen klingen leider ein wenig monoton. Macht jedoch nichts, ich habe schon weit schlechtere professionelle Sprecher gehört. Aber es ist auf jeden Fall ausbaufähig, und ich hoffe, dass er weitermachen wird!

Insgesamt ein super spannendes Buch, das ich nur empfehlen kann. So spannend, dass ich stellenweise das Gefühl hatte, jemand stünde hinter mir. Es gab ein paar Szenen, bei denen ich aufs Heftigste erschrak. Nicht wegen Blut, gewalt oder großartigen Szenen, sondern einfach weil ich so gefesselt war von der Handlung und mich richtig mitreißen ließ. Dorn ist ein deutscher Autor, von dem ich mir auf jeden Fall weitere Titel holen werde. Und wer Mindfuck im Thrillerformat liebt, wird an ihm nicht vorbeikommen :-)

SaschaSalamander 07.02.2011, 10.14 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Numbers

ward_numbers_1.jpg Jem hat eine recht unglückliche Kindheit hinter sich. Unterschicht, ihre Mutter starb an Überdosis, aufgewachsein in einer Pflegefamilie. Eines der Kinder, die im Grunde kaum eine Chance haben. Und so sieht auch ihr Schulalltag aus: Schüler mobben sie, der Lehrer stellt sie vor der Klasse bloß, Freunde hat sie auch nicht. Zu allem Überfluß hat Jem auch noch eine Gabe, oder für sie vielmehr ein Fluch. Denn sie sieht das Todesdatum eines Menschen, sobald sie einer Person in die Augen blickt. Also sieht sie niemandem mehr in die Augen und wird zu einem freakigen Außenseiter.

Bis ihr eines Tages Spinne über den Weg läuft, ein punkiger Junge, anfangs nervt er, doch recht bald werden sie enge Freunde. Jem lässt sich nicht näher darauf ein, denn sie sieht, dass Spinne nur noch ein paar Wochen zu leben hat. Bis dahin kann sie die Zeit mit ihm ja nett verbringen. Als sie beide vom Schulunterricht suspendiert werden, gehen sie auf den Rummel, wo Jem plötzlich überall das gleiche Todesdatum erblickt und panisch davonrennt. Kurz darauf explodiert eine Bombe. Die beiden flüchtenden Jugendlichen werden als dringende Zeugen oder gar Täter gesucht. Und hier beginnt ein abenteuerliches Roadmovie (nennt man das beim Buch dann Roadbook?) ...

Whoa, das Buch hat mich absolut mitgerissen! An erster Stelle möchte ich mal die Sprecherin nennen, Laura Maire. Schon in SPLITTERHERZ fiel mir auf, mit wieviel Talent sie den Text vorlas. Oder, nein, sie liest nicht vor, sie lebt den Text. Sie spricht die Dialoge so intensiv, als hätte sie einen Film synchronisiert. Man hat nicht das Gefühl, einem Hörbuch zu lauschen, sondern es scheint, als stünde sie vor mir und spräche direkt mit mir, würde gestikulieren, als würde sie von sich aus ihre eigenen Worte erzählen, spontan und lebendig, quirlig, ich wüsste gerne, welche reale Persönlichkeit hinter diesem Mädchen / dieser Frau stecken mag, sie ist mir unglaublich sympathisch in ihrer Lebendigkeit und Energie. Sie schreit, sie tobt, sie jammert, sie weint, sie bettelt, sie ist frustriert, gibt sich geschlagen, sie durchlebt alle Facetten der Romanfigur, als wären es ihre eigenen.

Aber auch sonst habe ich Numbers fast in einem Rutsch beendet. Die Story ist spannend von der ersten zur letzten Seite. Die Gefühle von Jem werden sehr einfühlsam vermittelt, und die rotzige Sprache an manchen Stellen passt hervorragend zu ihrem Leben, ihrer Einstellung. Mal kein geschliffenes literarisches Werk, sondern ein Jugendroman in Jugendsprache, ohne dabei aber zusehr in die Fäkalsprache abzudriften, trotzdem immer mit einem gelangweilten, frechen Unterton.

Auch die Handlung ist mitreißend. Ein Mädchen, das den Todestag der Leute sehen kann, nette Idee für ein Buch, kann man viel draus machen und hat die Autorin auch gemacht. Immer wieder fragt sich der Leser, wie es wohl weitergehen wird. Jem und Spinne treffen unterschiedliche Leute - können sie ihnen vertrauen, oder werden die sie verraten? Sie müssen unterschiedliche Hindernisse überwinden, und immer wieder kommen Jem Zweifel, ob ihre Zahlen nicht doch eine Wahnvorstellung sind, oder ob sie das Datum vielleicht beeinflussen kann, ja nicht vielleicht sogar sie selbst Schuld an den Todesfällen trägt.

Die Handlung mag zwar nach Fantasy klingen (klar, Todesdatum zu sehen ist nichts Normales), aber es ist im realen Stil gehalten, und abgesehen von dieser Fähigkeit gibt es auch absolut nichts in dem Buch, das Fantasy wäre, sodass ich es nur ungern diesem Genre zuordne.

Für das Ende solltet Ihr Euch auf jeden Fall eine Packung Taschentücher bereithalten. Es ist zwar nicht rührselig oder kitschig, aber auf jeden Fall sehr bewegend. Ich glaube, dass kaum jemand es zu Ende bringen kann ohne nicht wenigstens ein paar einzelne Tränen vergossen zu haben (wer sehr empfindsam auf solche Momente reagiert, sogar an mehreren Stellen des Buches).

Ein Jugendbuch, fernab vom aktuellen Fantasyboom, ohne erhobenen Zeigefinger, absolut flüssig zu lesen, noch besser zu hören. Auch für Erwachsene sehr zu empfehlen, wenn sie sich nicht an der jugendlichen Sprache stören :-)

SaschaSalamander 02.02.2011, 09.11 | (2/1) Kommentare (RSS) | PL

DU

drvenkar_du_1.jpgInzwischen habe ich DU beendet und bin schlauer als zuvor. Weiß jetzt endlich, worum es geht, was es damit auf sich hat. Die Zeit vom ersten Satz bis hin zum letzten Moment war sehr kurzweilig, wenn auch stellenweise sehr anstrengend. Die Handlung ist nicht wirklich zu beschreiben ohne Spoiler. Ich werde also nicht den Inhalt wiedergeben, sondern versuchen, das Buch zu beschreiben:

der Autor Zoran Drvenkar schreibt in der 2. Person. Allerdings ist unklar, ob er den Leser direkt anspricht, denn "Du" sind viele verschiedene Personen. Jedes Kapitel ist einer Person gewidmet. So bist Du einmal "der Reisende", welcher kalt und gnadenlos unzählige Menschen tötet. Ein andermal bist Du ein junges Mädchen in einer Clique, nennst Dich "Stinke", "Talia", "Nessie". Ein andermal bist Du ein Junge, der Stinke begegnet und sich sofort verliebt und bereit ist, alles für sie zu tun. Du bist ein anderes Mädchen aus dieser Clique. Bist der Logist. Bist ein mittendrin in der Handlung auftauchender Junge, der nur für kurze Zeit den Weg kreuzt. Bist der Freund des Jungen, der Stinke kennenlernt und bist der Sohn des Mannes, welcher wiederum der Onkel des Vaters des anderen Mädchens, und manchmal bist Du mehrere Funktionen und Rollen mit einer Person (denn es gibt Bindeglieder, welche Kontakt zu mehreren Akteuren aufweisen).

Ach jeh, versteht Ihr, was ich meine? Es ist ein sehr komplexer Zusammenhang. Anfangs ist es sehr verwirrend, man kann sich nicht alle Personen merken, bringt sehr viel durcheinander, versteht auch nicht, was es mit dem "Du" auf sich hat. Und dann ist es auch extrem seltsam, wenn man aus mehreren Perspektiven das gleiche Geschehen liest und dann plötzlich die Person, die man selbst war im vorherigen Kapitel als dritte Person von außen beschrieben wird. Sehr konfus, und man darf wirklich nicht abgelenkt werden, muss sich sehr genau konzentrieren, was nun aktuell passiert. Vor allem, weil es auch eine Menge Zeitsprünge gibt. Und innerhalb dieser Zeitsprünge gibt es weitere Rückblicke, während der allwissende Erzähler jedoch bereits in die Zukunft vorausgreift. Also, Lektor dieses Werkes wollte ich garantiert nicht sein!

Während anfangs alle Figuren für sich stehen und kein Zusammenhang ersichtlich ist, wird nach einigen Kapiteln bereits ersichtlich, dass sie etwas gemeinsam haben, dass sie sich kennen oder aber bald aufeinandertreffen werden. Alles zielt ab auf einen großen, finalen, gigantischen Showdown aus allen Beteiligten. Bis dahin jedoch braucht man sehr viel Geduld und Durchhaltevermögen. Doch dann wird die Story immer rasanter. Eine Mischung aus Drama, Roadmovie, Coming-of-Age, Thriller, Gangster, Teenie, ein Experimentalwerk fernab jeglichen Genres.

Gefallen? Auf jeden Fall! Es ist mal komplett anders, und ich könnte es auch nicht mit einem anderen Werk vergleichen. Auf jeden Fall sehr kurzweilig und unterhaltsam, man musste sofort wissen, wie es weitergeht! Anfangs aufgrund der vielen komplexen Zusammenhänge sehr anstrengend, aber doch äußerst spannend. Schon der Gedanke "was soll das alles werden" hält einen gefesselt.

Das Ende fand ich sehr faszinierend, ich dachte mir, dass es darauf hinauslaufen würde (nicht die Gesamtsituation an sich, sondern gerade diese beiden Charaktere und ihre Verbindung zueinander). Allerdings wird - da kann man jetzt interpretieren - auch das "DU" erklärt, und diese Erklärung fand ich (so es eine war) eher mau. Es rechtfertigt nicht, den gesamten Roman in dieser Form zu schreiben. Aber, wie gesagt, vielleicht ist es keine Erklärung, sondern nur ein letzter roter Faden am Ende, ein "Schlussgag". Egal, trotzdem ein prima Finale, das mir sehr gefiel.

Manche meinen, dass das Buch durch das "Du" intensiver würde. Ging mir nicht so, denn als ich merkte, dass es nur ein Stilmittel ist und ich nicht jede der Personen verkörpere, habe ich gedanklich das Du immer sehr schnell durch Er / Sie ersetzt, was mir leichter fiel und mir half, die Handlung zu begreifen. Ich lese Inhalte, keine Feinheiten (außer ich konzentriere mich bewusst darauf oder genieße die Worte, aber das ist eher bei Wilde, Hugo, Kafka, Rilke etc der Fall, nicht bei moderner Belletristik), und es kann vorkommen, dass ich während des Lesens eines normalen Romanes nicht einmal sagen kann, ob es in der ersten oder dritten Person geschrieben ist, weil ich über so etwas hinweglese ...

Nur das Hörbuch hat sehr viele Mängel in meinen Augen. Ich wünschte, ich hätte statt dessen das Buch gelesen. Denn der Sprecher liest recht eintönig, variiert seine Stimme kaum, es ist mir nicht leichtgefallen, ihm stetig zu folgen. Es hängt sehr stark vom Sprecher ab, ob ich einer Geschichte folgen kann oder ständig abdrifte in Gedanken, und bei ihm ist mir dies recht oft passiert. Einige Tracks musste ich mehrfach hören, weil ich einfach nicht mitkam und in komplexen Momenten, die er eintönig herunterleierte, völlig den Faden verlor. Eine Minute nicht aufgepasst, und schon war die komplette Story verlustig, bei diesem Buch zählt jeder Moment. Bei dem Sprecher bekam man stellenweise nicht einmal Kapitelwechsel mit, und ich fragte mich, warum ich gerade noch das Mädchen, jetzt auf einmal der Logist und plötzlich wieder der Sohn war, ohne es mitbekommen zu haben? Und wer liegt da gerade auf dem Boden und wird bedroht, und wer hält mir da auf einmal eine Knarre an den Kopf? Sollte ich nicht in diesem Kapitel die Person sein, die jetzt auf einmal von außen als dritte Person beschrieben wird?

Sinnvoll wäre es gewesen, das Hörbuch mit mindestens zwei Sprechern zu gestalten (ein männlicher, ein weiblicher), noch besser mit drei Sprechern (ein Mann, ein Junge, ein Mädchen), idealst mit einem Sprecher pro Charakter.

Es ist einfach lästig, wenn ein kaltblütiger Killer mit dem gleichen Tonfall spricht wie ein junges unerfahrenes Mädel. Gut, man kann argumentieren, dass es ja nicht der Charakter ist, der spricht, sondern immer der Erzähler, welcher den Leser anspricht. Trotzdem, fürs Hörbuch sehr ungünstig. Oder wenigstens jemanden wie Beck, Kaminski, Jäger, Nathan, Steck, Pigulla, die dem Text Leben einhauchen statt ihn nur vorzulesen.

Nein, das Hörbuch werde ich niemandem empfehlen. Eigentor des Verlages. Aber das Buch, von dem schwärme ich begeistert! Es ist ein Genuss für jeden Leser, der mal etwas völlig Neues möchte und sich gerne auf ein spannendes Lese-Experiment einlässt. Naja, und er / sie sollte Thriller und schräge Inhalte mögen und offen für alle möglichen Genres sein. Das ideale Buch für den Leser, der von Einheitsbrei auf den Bestsellerlisten gelangweilt ist und endlich mal etwas Abwechslung wünscht ;-)

SaschaSalamander 24.12.2010, 08.22 | (0/0) Kommentare | PL

House of Night

Ach ja, noch ein Vampirbuch. Ich kann sie nicht mehr zählen. Und wie immer war ich neugierig, ob Top oder Flop. Hier also meine Zusammenfassung:

ein ganz normaler Schultag, als Zoey von einem Vampir gezeichnet wird. Einfach so, aus heiterem Himmel. Dies bedeutet, dass sie nun in das House of Night muss, quasi ein Internat für Vampire. Sie überwirft sich mit ihren Eltern (die bisher eh nur Probleme bereiteten, seit ihre Mutter mit dem neuen Typen zusammen ist) und holt sich Trost bei ihrer Großmutter, welche sie weiterhin unterstützen wird. Dann zieht sie um in das House of Night. Lernt neue Leute kennen, besucht spannende Schulfächer (natürlich ein komplett anderer Unterricht als für Menschen), ist aufgrund ihres ungewöhnlich starken Males etwas Besonderes, hat Bewunderer und natürlich auch gleich eine böse Gegnerin. Sie muss sich gegen die Feindin behaupten, erhält den besonderen Segen der Göttin und ist auch sonst eine sehr ungewöhnliche junge Vampirdame.

Top oder Flop? Schwer zu sagen. Der Schreibstil ist simpel, die Story ist fesselnd, die Idee keinesfalls neu aber eben ein altbewährtes Rezept. Vampirstory, Internatsgeschichte (Hanni und Nanni ziehen nicht mehr, also müssen sie aktuell eben mit Sonderbegabten, Zauberlehrlingen, Vampiren, Lykanern gefüllt werden, wie aktuelle Bestseller überall beweisen), Romantik und ein bisschen jugendgerechte Erotik.

Für mich nicht sonderlich reizvoll. Die Serie ist ellenlang, und ich habe nicht das Bedürfnis, sie weiterzuverfolgen. Ich habe mal reingechnuppert, das war interessant. Denn nun kann ich zumindest verstehen, was viele Jugendliche daran begeistert. Ich muss es nicht groß wiederholen, denn wie gesagt: altbewährtes Rezept und netter Mix (die Story erdacht von der Mutter, mit Hand und Fuß. Von der Tochter korrekturgelesen, mit Jugendslang aufgefrischt (was mich manchmal ganz schön stört, wenn in wirklich erhabenen Momenten wie einer Beschwörung dann ein richtig blöder Spruch folgt, aber so sind die Jugendlichen wohl angeblich?) und schön trendy gehalten mit vielen Bezügen zu aktuellen Modeerscheinungen).

Mich erinnerten die Vampire ehrlich gesagt vielmehr an Hexen in ihrer Magie, ihrem Wirken, ihrem Verhalten. Gut, Blut kommt in dem Buch vor, aber alles andere (magische Zirkel, Rituale, Messen, Frauencliquen, Elementarbeschwörungen in einem Kreis in alle vier Himmelsrichtungen etc) lässt mich sehr viel mehr an Hexenkulte denken (zumindest so, wie man meist davon liest in anderen Romanen, die statt Vampiren eben Hexen behandeln).

Für Jugendliche, die spannende Unterhaltung mögen, sehr zu empfehlen. Für Erwachsene, die schon unzählige Bücher dieser Art gelesen haben und ihre Zeit lieber mit etwas Neuem verbringen, eher weniger geeignet. Aber warum es fesselt, ist auf jeden Fall nachvollziehbar. Und zumindest mal reinlesen, damit man mitreden kann, lohnt sich auf jeden Fall, es ist sehr kurzweilig :-)

SaschaSalamander 20.12.2010, 08.38 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Das Tal

kuhn_tal_1.jpegZufällig stieß ich vor einiger Zeit auf Krystyna Kuhn. Die Autorin schreibt bisher Kriminalromane für Erwachsene, 2007 erschien mit "Schneewittchenfalle" ihr erstes Jugendbuch. Und seit 2010 steht nun "das Tal" in den Buchhandlungen. Bereits die ungewöhnliche Namensgebung "das Tal 1.1" für den ersten, "das Tal 1.2" für den zweiten Band usw lassen viel Spielraum offen, ob es auch noch eine zweite Reihe geben wird? Ich wüsste gerne, wieviele Bände für den ersten Teil geplant sind, konnte jedoch leider keine Information darüber finden. Es frustriert mich ein wenig, eine Serie zu beginnen ohne Näheres über die geplante Länge zu wissen (die Mangageschädigten unter meinen Lesern wissen, wovon ich rede *seufz*). Trotzdem schnupperte ich kurz in den ersten Band und wurde sofort in das Tal gesogen. Ich habe mit der Rezension extra gewartet, bis ein paar mehr Bände erschienen sind, sodass ich nun ausführlich über 1.1 bis 1.3 erzählen kann :-)

Der Ort des Geschehens ist das Grace-College in den Kanadischen Rockies. Es ranken sich Gerüchte und Geheimnisse um das Tal, in welchem das College liegt. Google Earth zeigt den Ort nicht an, es gibt keine zuverlässigen Landkarten, und immer wieder erleben die Studenten, dass es scheinbar nicht mit rechten Dingen zugeht.

Rahmenhandlung bildet das Verschwinden von acht Studenten. Das Ereignis wird totgeschwiegen, doch nach und nach erfährt man, dass jeder der Protagonisten aus der Clique mehr über die Vermissten weiß, als sie den Kameraden gegenüber vorgeben. In jedem Band finden sich einzelne Hinweise auf die Beteiligten, den Ort, mögliche Hintergründe des Verschwindens. Und natürlich gibt es auch hier wieder vereinzelte Andeutungen auf Übersinnliches. Noch ist es absolut unklar, ob tatsächlich düstere Kräfte am Werk sind, oder ob jemand mit allen Mitteln der Trickkiste versucht, die Vergangenheit zu verbergen. Gänsehautgarantie für die Leser!

Die Hauptfiguren wechseln. Im Gesamten jedoch ist es eine Clique von jungen Studenten, die jeder sein eigenes dunkles Geheimnis mit sich tragen. Denn keiner von ihnen ist ohne Grund auf dem Grace Colloge. Der erste Band ist geschildert aus der Sicht von Julia und ihrem Bruder Robert. Robert beobachtet den Tod eines jungen Mädchens, doch er leidet an Alpträumen und schrecklichen Visionen, daher glaubt ihm niemand, alle halten es für einen seiner schlimmen Träume, und die Geschwister versuchen dieses Rätsel zu lösen. Der zweite Band ist geschrieben aus Sicht der Koreanerin Kathie, welche den Berg bezwingen will und sich gemeinsam mit ihren Freunden auf die beschwerliche Klettertour begibt, um die Verschwundenen zu suchen. Natürlich hat auch sie Motive, welche den Komilitonen verborgen sind und welche in ihrer tragischen Vergangenheit liegen. Im dritten Teil schlüpft der Leser dann in die Rolle von Chris und Debbie, eher Unsympathen der ersten beiden Bände, nun auf einmal in völlig neuem Licht. Das College ist eingeschneit, ein Sturm zieht auf, alle Personen haben das Gebäude verlassen, nur diese Gruppe befindet sich noch im Haus. Und der Rest erinnert in seiner beängstigenden Atmosphäre und Handlung sehr an Shining ;-)

Die Story klingt ausgelutscht und schon zigmal dagewesen. Und, ganz ehrlich? Ist sie auch. Aber egal, bewährte Rezepte funktionieren immer, solange sie gut umgesetzt sind. Und so vermag die Autorin es, die Leser absolut zu fesseln. Man kann sich sehr gut in die Studenten hineinversetzen und fiebert mit ihnen mit, sosehr, dass man das Buch kaum zur Seite legen kann. Immer wieder wirft sie den Lesern kleine Bröckchen vor die Nase, nur um dann wieder zurückzuweichen und alles im Unklaren zu lassen, und man MUSS einfach weiterlesen, denn vielleicht erfährt man ja ein paar Seiten danach mehr?

Die vermeintlichen Hinweise auf den Verbleib und das Schicksal der Studenten entpuppen sich als leere Hülsen, die nicht wirklich eine Antwort geben aber trotzdem gierig auf mehr machen. Ich hoffe von Herzen, dass die Reihe sich nicht endlos hinziehen wird sondern recht bald abgeschlossen ist, denn ich mag es als Leser / Zuschauer nicht, endlos hingehalten zu werden und irgendwann den Eindruck zu gewinnen, dass Kommerz wichtiger ist als die Handlung. Aber noch ist alles in Ordnung, noch ist die Geschichte spannend, und ein oder zwei weitere Teile wären durchaus noch verträglich.

Für Jugendliche bietet diese Reihe auf jeden Fall Gänsehaut, Grusel, ansatzweise Horrorelemente und packende Spannung. Für Erwachsene sehe ich es gemischt. Wer wie ich gerne Jugendliteratur liest, wird begeistert sein und von den Geheimnissen um das College mitgerissen werden. Wer eher adulte Literatur bevorzugt, wird damit wohl eher wenig anfangen können, da es eben doch ein klassischer Teenie-Mystery ist, grandios geschrieben, packend und süchtigmachend, aber eben doch für eher Jugendliche und junge Erwachsene.

Ich selbst war auf jeden Fall begeistert und kann die Reihe unbedingt empfehlen! Aber Vorsicht - alleine im Dunkeln könnte es ganz schön unheimlich werden ;-)

SaschaSalamander 15.12.2010, 10.12 | (0/0) Kommentare | PL

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