SaschaSalamander

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Thema: Rezensionen Hörbuch

Das Buch ohne Namen

anonymus_nameless_150_1.jpgZu Beginn der ersten CD war ich sehr angetan von dem Buch. Ich wusste noch nicht, worum es gehen würde, und ich war sehr gespannt. Doch gegen Ende der ersten, Anfang der zweiten CD, begann sich alles für mich zu ziehen. Ich habe lange überlegt, ob ich jetzt noch eine Rezension schreiben oder das Buch einfach für mich abhaken soll, aber ich tippe nun doch ein paar Zeilen …

Die Handlung zu beschreiben fällt mir nicht allzu leicht. Wo fange ich an? Es gibt sehr im Grunde nämlich sehr viele Handlungsstränge, die bald zueinander führen. Da gibt es zum Beispiel die beiden Mönche, die von ihrem Obersten hinausgeschicht werden in die Welt, um nach dem blauen Mondstein zu suchen. Außerdem lernt man ein Gangsterpärchen kennen, das im Hotel gerne die Gäste ausnimmt. Man begegnet einem Barmann, lernt eine Wahrsagerin kennen, trifft auf einen Sonderinspektor für ungewöhnliche Fälle und seinen mürrischen Partner vor Ort, einen mysteriösen  Revolvermann, eine fünf Jahre lang im Koma liegende unbekannte Schönheit und einige andere Personen. Und all dies führt den Leser dann zu dem Stein, der nicht nur materiellen Wert besitzt. Außerdem erfährt man von der Mondfinsternis, welche bald über die Stadt einbrechen wird, und so langsam wird es klar, was es mit dem Stein auf sich hat, und wer aus welchem Grund hinter ihm her ist. Ach ja, und man erfährt, warum das geheimnisvolle „Buch ohne Namen“ des anonymen Autoren so wichtig ist und weshalb nur Menschen reinen Herzens dieses lesen dürfen.

So schwer mir nun eine Beschreibung des Inhaltes fiel, so lässt sich auch mein Problem mit dem Buch beschreiben: mir fehlte irgendwie die Handlung. Ich habe im Grunde nichts gegen innovative Bücher. Und gerne lese ich auch Bücher, die keinen strikten, schnurgeraden Verlauf haben. Aber irgendwie war mir diese Story ein wenig zu chaotisch. Ich hatte den Eindruck, der Autor wollte möglichst kuriose Charaktere an einen noch skurilleren Ort packen und diese dort gemeinsam in einem actionreichen, brutalen Showdown aufeinandertreffen lassen, den man am besten von Tarantino verfilmen lassen könnte. Es war stellenweise sehr verwirrend, die parallelen Handlungsstränge, die Rückblicke und die fortlaufenden Erzählungen zu verfolgen, und einige Male habe ich offen gestanden den Faden verloren. Was ich nicht zwangsläufig dem Buch anlasten möchte, es lag vielleicht auch an mir. Ich habe mir schon oft vorgenommen, eine Dramatis Personae für jedes Buch während des Lesens / Hörens für mich zu erstellen, und hier wäre es wohl wieder einmal besonders wichtig gewesen …

Aber nicht nur Negatives, es gab auch Dinge, die mir dennoch sehr gefielen. Zum einen der Sprecher, der wirklich hervorragende Arbeit geleistet hat: Stefan Kaminski. Ein Ein-Mann-Hörspiel, im Grunde fast schon eine inszenierte / szenische Lesung (das hätte man ihm eigentlich gönnen müssen, finde ich, dann wäre es perfekt gewesen). Und zum anderen das Genre. Es ist nämlich nicht wirklich einzuordnen. So etwas gefällt mir (auch das Konzept des Buches mit den vielen Handlungssträngen, wenngleich es mir in diesem Fall nicht zugesagt hatte), ich mag es gerne nonkonform und ungewöhnlich. Ich habe schon so viele Bücher gelesen, dass ich mich immer über innovative Ideen und ausgefallene Dinge freue. In diesem Fall einen quietschbunten Mix aus Western, Fantasy, Horror, Splatter, Mistery, Thriller, Drama und womöglich noch mehr, ich möchte es gar nicht so genau analysieren, möchte es nicht zu Tode zerpflücken ;-)

Ich möchte dieses Werk weder empfehlen noch davon abraten. Sondern ich finde, es ist ein sehr ungewöhnliches Buch, auf das man sich einlassen muss. Einfach mal anlesen, reinschnuppern und dann selbst eine Entscheidung treffen ;-)

SaschaSalamander 16.11.2009, 10.37 | (0/0) Kommentare | PL

Das verlorene Symbol

brown_symbol_150_1.jpgDer neue Dan Brown, und ich konnte es nicht mehr erwarten. Die ersten beiden Romane Sakrileg und Illuminati waren erstklassige Unterhaltung. Literarisch hatte ich ein paar Dinge zu bemängeln, aber die Idee war neu, die Umsetzung klasse, man konnte es nicht aus der Hand legen, und es hat mich in seinen Bann gezogen. Auch Meteor gefiel mir sehr, von Diabolus ganz zu schweigen. Ein bisschen arg reißerisch alle, aber wie gesagt perfekte Unterhaltung und ein paar nette Infos über verschiedene Verschwörungstheorien, der Autor verfügte über eine Menge Background, und der Leser hing gebannt an seinen Lippen. Genialer Mix für einen abendfüllenden Kinofilm, was ja auch sehr schnell umgesetzt wurde.

Dieses Mal dagegen war ich bereits zu Beginn ... ach, bevor ich erzähle, kurz einmal die Handlung. Falls jemand noch nicht weiß, worum es geht ;-)

Robert Langdon wird gebeten, in Washington einen Vortrag zu halten. Und schwupps tappst er in die erste Falle und darf einem wortwörtlichen Fingerzeig folgen, den die abgetrennte Hand seines Freundes als Beginn einer langen Schnitzeljagd darstellt. Der Rest ist schnell erzählt, falls man die anderen Romane bereits kennt: eine wilde Hatz über viele berühmte Schauplätze der Stadt beginnt, in der es um mehr als nur ein kleines Menschleben geht. Es geht nämlich und die Apotheose, die Gottwerdung des Menschen und um das verlorene Wort, welches eine ungeahnte Macht in sich birgt.

Und nun könnte ich die Rezension ganz lange ausdehnen mit allem, was mich störte. Ich könnte es auch kurz fassen unter "dritter Aufguss". Was im ersten Roman begeisterte, gefiel im zweiten und ist im dritten nur noch ermüdend. Natürlich wird dieses Buch als Fortsetzung der ersten beiden gehandelt, es hat den gleichen Protagonisten, also sollte der Leser auch wieder etwas Ähnliches erwarten. Dass er allerdings exakt das gleiche bekommt, war dann doch enttäuschend für mich.

Die Handlung ist im Grunde exakt die selbe, nur dass Namen und Schauplätze vertauscht wurden. Außerdem geht es diesmal nicht um die katholische Kirche (naja, irgendwie schon am Ende) oder die Illuminaten, sondern die Freimaurer. Es wird eine recht ungewöhnliche Wissenschaft eingebracht, die "Neoetik". Und dazu ein paar interessante Fakten aus dem Web recherchiert, die man dann als neue Puzzleteile an die alten Stellen des vorherigen Buches setzt. Am Ende eines Kapitels ein Cliffhanger, damit es immer spannend bleibt. Zwischendrin unzählige Fachbegriffe und extrem intelligent klingende "Weisheiten", die bei genauer Betrachtung allerdings recht flach wirken und teilweise auch recht unangebracht sind.

In den ersten beiden Büchern habe ich noch mit den Helden mitgebangt, sie hatten für mich Leben, und ich konnte mich sehr gut hineinversetzen. Dieses Mal muss ich leider sagen, dass ich vom ersten Moment immer wieder darauf wartete, dass mich die Handlung endlich mitreißen würde. Ich habe bald mehr nebenbei gehört und war dann froh, als es sich dem Ende zuneigte, auf das ich so lange gehofft hatte. Leider wurde ich enttäuscht, und statt eines grandiosen Finales wie in den ersten beiden Büchern erwartete mich ein endloser Monolog, der dem Aufwand des Buches in meinen Augen nicht wirklich gerecht wurde. Auch, als Langdon in eine wirklich schlimme Situation gerät und alles verloren ist, berührte mich dieser Moment sogut wie gar nicht, er als Hauptheld interessierte mich nicht einmal.

Eigentlich würde ich das ganze jetzt gerne an Beispielen begründen und den Roman so richtig zerlegen, aber offen gesagt ist mir das zuviel Aufwand, ich wende mich lieber dem nächsten Buch zu. Ich weiß auch, dass ich mit meiner Meinung viele Gleichgesinnte habe, bei eingefleischten Fans nun aber womöglich Empörung hervorrufen werde. Aber gut, es muss nicht jedem alles gefallen, und ich werde auch das nächste Buch von Brown wieder lesen, vielleicht ist das nächste (welches bereits angekündigt wurde) dann wieder besser?

Und jetzt bin ich so richtig gespannt auf wilde Diskussionen! Wie fandet Ihr das Buch? Wart Ihr ebenso enttäuscht wie ich, oder könnt Ihr meine Meinung so gar nicht nachvollziehen, hat es Euch richtig gut gefallen?  Sollte man ein gutes Erfolgskonzept so richtig durchziehen, weil man das Rad nicht ständig neu erfinden kann? Oder wollt Ihr lieber aber dafür einzigartigere Bücher? Werdet Ihr den nächsten Brown lesen?

Feuer frei! ;-)

SaschaSalamander 11.11.2009, 19.37 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Grabesgrün

french_grabesgruen.jpgÜberall in den Läden sieht man "Grabesgrün" von Tana French ausliegen. Der Debutroman einer jungen Autorin (36) aus Irland, der einige Preise einheimste. Und wenn das Buch schon von David Nathan gelesen wird, komme ich um das Hörbuch nicht umhin ;-)

Rob und Cassie sind ein Ermittlerin in Dublin. Als ein Mädchen auf dem Opferstein einer Ausgrabungsstätte gefunden wird, zieht man sie beide sofort hinzu. Es gibt viele wilde Spekulationen über Opferrituale, Vergewaltigung, Serientäter oder vielleicht einen Gegner der Bürgerbewegung, welche der Vater des Kindes leitet. Doch Rob zieht eine Verbindung, welche anderen gar nicht in den Sinn kommt, und er behält seine Vermutung für sich. Damals verschwanden drei Kinder, es geschah ein schlimmes Verbrechen an genau diesem Ort, und nur Rob wurde lebend aufgefunden. Ohne Erinnerung, er weiß nicht, was damals geschehen war. Mühsam versucht er nun, sich schrittweise an damals zu erinnern, in der Hoffnung, dass er auf diese Weise mehr über das aktuelle Verbrechen erfährt ...

Doch, das Buch ist recht nett gemacht. Die Charakere sind mir mit der Zeit sehr sympathisch geworden. Haben ihre Schwächen, ihre Stärken, sind eben einfach menschlich. An meine Favoriten kommen sie nicht heran, aber das muss ja auch nicht sein. Mir fehlt einfach ein wenig das gewisse Etwas, das sie dann noch einen Tick anders macht als die anderen. Das, was sie von den normalen AlltagsAntiHelden unterscheidet, die in den normalen Krimis von Fitzek, Franz etc vorkommen.

Die Handlung schlängelt sich wie ein gemächlicher Fluß voran, ohne Hektik, ohne Stromschnellen, dafür aber beständig und gleichmäßig. Das Buch soll, wie ich hier und da gehört habe, wohl manchmal ein wenig zäh sein, im Hörbuch hatte ich dieses Gefühl niemals, da passte jede Szene, nichts war zuviel oder zuwenig, alles sehr gut abgestimmt. Ich mag es, wenn keine rasanten Actionszenen vorkommen, sondern das Buch realistisch bleibt.

Nur das Ende ist ... hm, ich weiß nicht. Es bleibt realistisch, das gefällt mir. Aber ich bin dennoch unzufrieden, denn das, was die Essenz des Buches ausmachte, das, worauf der Leser die gesamte Zeit bangte, mehr als auf die Auflösung des eigentlichen Falles, das wurde dann unter den Tisch fallen gelassen. Es mag sein, dass dies in der Realität auch der Fall ist. Nicht immer geht alles gut aus, nicht immer gibt es für alles eine Lösung, aber wenn dies den Kern des Buches ausmachte, dann fehlt mir einfach etwas. Das Ende hat nich, wie bei anderen Büchern oft, das gesamte Buch verdorben (manchmal hat man das Gefühl "ach hätte ich es doch nicht gelesen"), nein, das nicht. Es hinterlässt nur einen bitteren Nachgeschmack und ein Gefühl von "ich hätte es aber gerne noch gewusst".

Aber ansonsten war das Buch wirklich sehr nett. Solide, könnte man sagen. Sehr gut aufgebaut, ein wenig wie aus dem Schulbuch für moderne Thriller. Eben glatt und geschmeidig, leserfreundlich und unterhaltsam, spannend, das, was man einen "Pageturner" nennt. Ich kann es guten Gewissens jedem empfehlen, der gute Krimis / Thriller zu schätzen weiß. Ein paar Abstriche am Ende, aber damit kommt man recht gut klar. Alles in allem ein Buch, das den Kauf meiner Ansicht nach lohnt.

SaschaSalamander 30.09.2009, 10.07 | (0/0) Kommentare | PL

Für immer Disco

hermanns_disco_150_1.jpgNun also habe ich "Für immer D.I.S.C.O." von Thomas Hermanns gehört. Klar hätte ich das Buch lesen können, dann hätte ich sogar einige Bilder aus seinem privaten Fotoalbum gehabt. Das wäre schon sehr spannend gewesen. Außerdem soll das Buch ein sehr schönes Cover haben, passend im Glitterlook der Discozeit. Aber ich wollte lieber das Hörbuch, denn der Autor spricht den Text selbst, und ich mag seine Art, seine Stimme, seinen Stil einfach sehr gerne. Und dann gibt es natürlich noch die Hörbeispiele, die dabei sind. Das macht es greifbarer, und so erfuhr ich nun den Titel mancher Songs, die ich bisher nur von der Melodie kannte. Der Inhalt des Buches kommt manchmal einfach besser, wenn man nebenbei die Hüfte schwingt und richtig mitgeht ;-)

Thomas Hermanns, bekannter Stand-Up Comedian. An ihm scheiden sich wie an vielen anderen Komikern auch die Geister. Entweder, man mag ihn, oder man mag ihn nicht. Viele mögen ihn nicht, weil er zu tuntig wirkt und zu aufgesetzt strahlend. Ich mag ihn, weil er zu den "leisen" Komikern gehört, nicht rumbrüllt wie viele andere. Sein Humor ist etwas subtiler, er nimmt sich auch gerne mal selbst auf die Schippe. Während andere oft böse gegen andere reden, holt er seine Witze nicht aus der Schadenfreude über andere.

Es dürfte inzwischen jedem bekannt sein, dass er bekennender Schwuler ist. Und dies ist auch Teil des Hörbuches: seine Entwicklung, sein Coming Out, seine ersten Erfahrungen. Und dass er Discofan ist, dürfte ebenfalls kein Novum sein. Er mag den Glitter, den Glamour, die bunte fröhliche Welt der Discomusik. Und beides zusammen mixt er zu einer witzigen, spannenden, leichtgängigen Erzählung.

Es ist ein Ausflug in die Welt der Musik. Amanda Lear, Hot Chocolat, Boney M, Abba, sie alle haben sein Leben, sein Emfinden, seine Entwicklung beeinflusst, und es gelingt ihm hervorragend, Information über Musik perfekt mit persönlichen Eindrücken zu vermischen. Hier ein paar Hintergründe, dort ein paar kleine Anekdoten. Eine Gruppe Jugendlicher, die gemeinsam Charts erstellt, sich die Lieblingsmusik vorspielt und heißblütig über die neuesten Songs diskutiert (immer schön im Nermbärcher Dialeggd).

Und es ist ein Coming-of-Age eines junges Mannes, der sich langsam seiner homosexuellen Neigungen bewusst wird. Ein Liebesbrief an seinen besten Freund, die erste Enttäuschung, der Kontakt zu Gleichgesinnten, das Kennenlernen der Nürnberger Schwulenszene, am eigenen Leib erlebte Gewalt gegen Schwule, sein Umzug nach München. Ohne falsche Dramatik, ohne es tuntig zu verpacken. Klischees werden gerne mal aufs Korn genommen, aber ohne dabei überzogen zu wirken und immer mit einer guten Portion Selbstironie. Doch, man kann sich schon gut in ihn hineinversetzen und nachempfinden, wie erfreulich, peinlich, spannend die Situationen für ihn waren. Am schönsten ja sein erster Abend in der Münchner Disco "New York" und der Faux Pas in der Vorhalle ;-)

Speziell für Freunde der Stadt Nürnberg dann noch der Lokalcolorit. Der Dialekt zwischendurch lässt mich jedes Mal grinsen. Und neugierig verfolge ich seine Spaziergänge in die Altstadt, in die einzelnen Stadtteile. Manches, von dem er erzählt, kenne ich und hat sich bis heute gehalten, anderes war wohl damals gerade in, und manches sagt mir nichts, lässt mich auch zwischendurch mal ein wenig bei Google nachforschen, ob es das heute noch gibt.

Manches finde ich inhaltlich nicht ganz so toll, weil es die Schwulen- und SM-Szene etwas verzerrt aussehen lässt und ich mich ja doch recht gerne in diesen Bereichen engagiere, aber andererseits wird sehr deutlich klar, dass es seine Meinung ist, dass es seine Erfahrungen sind, dass es keine allumfassenden Aussagen sind, sondern eben das, was er damals erlebt hat. Ich bin versöhnt ;-)

Alles in Allem bin ich wirklich sehr begeistert. Doch, dieses Hörbuch hat mir sehr gefallen. Und wer nicht prinzipell etwas gegen Thomas Hermanns hat, sollte sich das auf jeden Fall anhören!

SaschaSalamander 23.09.2009, 10.08 | (0/0) Kommentare | PL

Splitter

fitzek_splitter_150_1.jpgNachdem ich Splitter gehört hatte, war ich sehr ernüchtert und enttäuscht. Aber bevor ich loslege, vor mich hinzujammern, erst mal alles der Reihe nach. Erst mal der Inhalt, bevor ich ihn zerreiße ;-)

Das Leben nimmt für den Sozialarbeiter Marc eine schreckliche Wende, als er einen Unfall verschuldet, bei dem seine schwangere Frau verstirbt. Er überlebt, hat lediglich einen Splitter im Kopf und ist geplagt von Selbstvorwürfen. Da kommt ihm eine Zeitungsannonce, in welcher das gezielte Vergessen angepriesen wird, gerade recht. Er bietet sich als Testobjekt an und begibt sich in die Klinik. Dort wird er befragt, durchläuft verschiedene Tests. Allerdings kommt es ihm immer seltsamer vor, und er willigt nicht in die Durchführung des Experimentes ein. Doch als er nach Hause kommt, ist nichts mehr, wie es einmal war. Sein Schlüssel passt nicht ins Schloss, seine tote Frau steht vor ihm, sein Job wird von einem fremden Mann ausgeführt, an seine Handynummer geht eine fremde Person mit seinem Namen, und wo gestern noch die Klinik stand, ist heute ein riesiges Baugelände.

So geht es in einem Fort, und immer mehr fragt sich Marc ebenso wie auch der Leser, was hier eigentlich vorgeht. Das Buch erscheint mir ein riesengroßer Mix aus vielen bekannten Filmen und Romanen, die gut liefen. Doch was in Filmen oder Büchern wie "The Game", "das zweite Gedächtnis", "Vanilla Sky", "der Nobelpreis", "die Vergessenen", "Weltengänger" und anderen gut lief, muss noch lange kein Erfolgsrezept sein. Fitzek reizt es zusehr aus, und der Plot wird immer verworrener, ohne dem Leser jedoch auch nur die geringste Chance zu bieten, zu erahnen, was nun tatsächlich passiert sein könnte. Eigentlich sehr spannend, denn ich bin geduldig, solange es nur mitreißend geschrieben ist, und lasse mich sehr gerne überraschen am Ende.

Doch dann die herbe Enttäuschung. Das Ende ist so unglaubwürdig, dass ich die CD am liebsten in die Ecke geworfen hätte aus lauter Wut! Ich habe mich um meine Zeit betrogen gefühlt! Ungern möchte ich spoilern, deswegen ist es schwer, zu sagen, was mich daran störte. Sagen wir es mal so: es ist kein Fantasy oder Scifi, sondern an sich real. Aber so unglaublich unrealistisch und unglaubwürdig, dass nie irgend ein Leser solch eine Möglichkeit in Betracht gezogen hätte. Als hätte ein Tierfreund alleine mit einer kleinen Sandkastenschaufel ein Loch von den Ausmaßen des Hoover-Dammes ausgegraben, um den Kopf eines Kanarienvogels zu beerdigen, dessen Körper man zuvor der Katze verfüttert hatte, die ohne diesen Kanarienvogel eines grausemen Hungertodes gestorben wäre. Sorry, aber das ist mir einfach zu blöd, zu konstruiert, zu unangemessen, zu unzusammenhängend und dämlich, anders kann ich es nicht nennen!

Es tut mir sehr leid, ein solch vernichtendes Urteil über dieses Buch abzugeben. Und ich weiß, dass es sehr viele Leser gibt, die auch diesen neuen Fitzek mögen, einfach weil es eben Fitzek ist oder weil es ihnen vielleicht sogar tatsächlich gefallen hat. Aber ich selbst war einfach nur enttäuscht, und wenn ich mich im Internet umsehe, dann ging es sehr, sehr vielen Lesern genauso.

Was man empfehlen kann, ist wirklich "die Therapie". Dieses Buch ist grandios, spannend, hat eine sehr gute Wende, es hat mich zutiefst beeindruckt. Es ist ein Mindfuck allererste Güte, bei dem man geneigt ist, ihn sogar zweimal zu hören, um mit dem Wissen nach Abschluss des Buches die Szenen nochmals neu zu beleuchten. Über "Amokspiel", "Seelenbrecher" und "das Kind" gibt es geteilte Meinungen. Ich finde, an den ersten Erfolg konnte er nicht anknüpfen, aber sie waren ganz nett zur Unterhaltung und haben mir spannende Stunden beschert. Doch nach "Splitter" finde ich, täte eine kleine kreative Pause ihm wohl besser als das mechanische Abarbeiten des nächsten Bestellers (der nur durch den Namen des Autors zum Erfolg wurde, ohne jedoch von dessen Qualität zu zeugen. Das funktioniert einmal, zweimal, dreimal, aber irgendwann nehmen einem die Fans das wirklich übel) ...

Wer Fitzek noch nicht kennt, sollte unbedingt "die Therapie" lesen! Wer ihn kennt, der soll bitte selbst entscheiden, wie er zum neuesten Werk steht ... vielleicht gefällt es ja trotzdem ;-)

SaschaSalamander 21.09.2009, 16.48 | (0/0) Kommentare | PL

Obsession

Kaum begonnen, schon habe ich das Hörbuch bereits beendet. Ein freier Tag, jede Menge im Haushalt zu erledigen, und schon musste ich mir etwas Neues zum Hören suchen ;-)

Als seine Frau stirbt, entdeckt Ben eine verschlossene Schatulle. Darin befindet sich die Geburtsurkunde ihres Sohnes sowie alte Zeitungsausschnitte über das Verschwinden eines Kindes aus dem Krankenhaus. Das Datum des Verschwindens deckt sich mit Jakobs Geburtstag. Ben, der seine Frau erst nach diesem Tag kennenlernte, beginnt sich nun zu fragen, ob Jakob vielleicht das gestohlene Baby von damals sein könnte. Er engagiert einen Detektiv und findet sehr schnell heraus, dass Jakob in Wirklichkeit "Baby Stephen" ist. Er liebt das Kind über alles, doch ihm ist bewusst, dass er den wahren Eltern das Kind nicht vorenthalten kann. Im Hinblick darauf, was das Beste für das Kind ist, macht er sich nun Gedanken, wie es weitergehen soll. Doch leider hat der Detektiv, den er beauftragte, den Fall in seine eigenen Hände genommen, und nun läuft alles ganz anders, als Ben es eigentlich für das Kind wollte ...

Ich möchte nicht zuviel verraten, deswegen stoppe ich an dieser Stelle, obwohl es noch einiges mehr zu erzählen gäbe. Und eines möchte ich vorab gleich anmerken: wer die forensischen Thriller von Simon Beckett begeistert verschlungen hat, der darf auf keinen Fall eine Fortsetzung oder ein Buch von ähnlichem Stil erwarten. "Obsession" ist wirklich klasse, aber es hat in keinster Weise irgend etwas gemein mit den drei aktuellen Romanen. Das Buch entstand VOR dieser Reihe, es wird derzeit von der Verlagen neu herausgebracht, um mit dem Namen des Autors weiteres Geld einzuheimsen. Was ich allerdings nicht schlecht finde, denn mir gefiel dieser Roman sehr gut. Allerdings würde ich ihn in der Kategorie Drama einordnen, nicht unter Krimi oder Thriller wie zu erwarten.

Ben war mir nach kurzer Zeit bereits sehr sympathisch, er ist menschlich in seinem Verhalten, und ich fühlte mich ihm stellenweise sehr nah. Und nun ist er in einen Konflikt geraten, den auszubügeln er sich alle Mühe gibt. Ich leide mit ihm, als alles aus dem Ruder läuft, und mehrfach hätte ich am liebsten die Gegenspieler gepackt, geschüttelt und ihnen klargemacht, dass sie so nicht agieren können, so geht man nicht mit Kindern um, so behandelt man keinen Unschuldigen (Ben, der nichts von der Entführung damals wusste). Bis zum Schluss fragte ich mich, ob all das Chaos doch noch zu einem guten Ende führen kann? Und ich konnte nicht begreifen, wie die Behörden ihm immer wieder so viele Steine in den Weg legen. Aber dies ist wohl auch das, was das Buch ausmacht: es ist frustrierend. Und zugleich leider so unendlich realistisch. Ich bin sicher, wäre dieses Buch real, exakt so könnte es sich zutragen.

Gegen Ende zieht sich der Roman ein wenig, aber da es ein Hörbuch ist, störte mich das nicht weiter, auf einer dreiviertel CD ist das flink gehört. Für einen Leser könnte es wohl etwas langwieriger werden, da bin ich gespannt, wie andere dies empfunden haben. Und ansonsten liest es sich sehr flüssig. Was zum Bestseller fehlt, kann ich nicht mal direkt sagen, es fehlt mir ein wenig der "Pfiff", das "gewisse Etwas", es ist spannend, aber nichts, weswegen ich die Nacht durchmachen würde. Dazu ist wohl einfach das Thema der Handlung ungeeignet, denn der Schreibstil an sich hat mich gefesselt, ich mag Becketts Texte.

Es ist kein Meisterwerk, ich reihe es auch nicht unter meinen Tipps ein, aber es ist ein Buch, das auf jeden Fall spannend ist, und das ich gerne weiterempfehle. Wer es liest, soll sich bewusst sein, dass er keinen Krimi in der Hand hat, sondern ein packendes Drama, in welchem ein Mann um das Sorgerecht eines behinderten Jungen kämpft. Ohne Schmalz, ohne Kitsch, dafür aber packend geschrieben. Mal was anderes ...

SaschaSalamander 22.05.2009, 17.22 | (0/0) Kommentare | PL

Ich hab Dich im Gefühl

ahern_gefuehl_150_1.jpgCecilia Ahern ist vor allem bekannt durch ihren Roman "P.S. ich liebe Dich", auch "Zwischen Himmel und Liebe", "Für immer vielleicht" und "Vermiss mein nicht" sind bekannt, seit Juli ist auch "Ich hab Dich im Gefühl" auf dem Markt und hält sich wie auch die anderen Titel zuvor recht gut in den Bestsellerlisten.

Der Roman handelt von Joyce und Justin. Justin ist Dozent an einer Universität, geschieden. Joyce verlor bei einem Sturz in der Wohnung ihr Baby und wurde im Krankenhaus notoperiert. Nach der Operation stellt sie fest, dass sie sich an Dinge erinnern kann, die nicht zu ihrem eigenen Leben gehören, dass sie so manches weiß, von dem sie eigentlich gar nichts wissen dürfte. Und dann trifft sie bei einem Friseurbesuch Justin, und beide haben das Gefühl, sich schon ewig zu kennen. Es folgen einige weitere Zufallsbegegnungen, und der Leser begleitet die beiden Hauptcharaktere durch den Alltag, bis sie sich immer näher kommen und herausfinden, was es mit den Erinnerungen und dem seltsamen Gefühl der Vertrautheit auf sich hat.

Ich fand das Buch nicht schlecht. Allerdings muss ich ganz offen sagen, dass ich den Hype um Cecilia Ahern nicht nachvollziehen kann. Sie schreibt nett. Aber mehr könnte ich jetzt nicht wirklich sagen (bisher habe ich lediglich "Vermiss mein nicht" gelesen, dies war aber in allen für mich wichtigen Punkten ähnlich). Falls es unter den Lesern hier Ahern - Fans gibt, würde ich mich sehr freuen, wenn Ihr im Kommentar den Reiz beschreibt, den Ihre Werke auf Euch ausüben :-)

Die Charaktere sind recht ... *grübel* ... flach wäre eine böse Bezeichnung, denn die Autorin beschreibt ihre Figuren schon recht ausführlich, und man merkt, dass sie sich sehr genau Gedanken darüber gemacht hat, welche Eigenheiten, Macken, Hintergründe jeder mit sich bringt. Allerdings fällt es mir schwer, mich in eine der größeren Rollen hineinzuversetzen, ich fiebere nicht mit, wäre es eine reale Person, der ich begegne, dann würde ich wenig Interesse haben, sie kennenzulernen. Falls ich sie überhaupt wahrnähme. Aber andererseits, diese unscheinbaren Nebenrollen, diese ganz gewöhnlichen und eher unsichtbaren Menschen sind es auch, die Ahern in ihren Büchern beschreibt, vielleicht ist es gerade dies, was manchen Leser reizt: es gibt in den Büchern keine Helden, keine überaus komplexen Tiefen, keine auffälligen Persönlichkeiten, sondern nur ganz normale Menschen von nebenan, denen man im Treppenhaus ein "hallo" sagt, mit denen man vielleicht kurz über das Wetter plaudert, die man danach aber vermutlich wieder vergisst.

(Eine Ausnahme allerdings: den Vater der Protagonistin habe ich doch sehr ins Herz geschlossen, er wirkte mir am realsten, und er war mir so richtig sympathisch)

Die Handlung ist - zumindest meiner persönlichen Meinung nach - sehr vorhersehbar, schon von Beginn an ist klar, worin die Gemeinsamkeit zwischen den beiden besteht, und dass sie sich, da sie ja beide geschieden und im Herzen einsam sind, vermutlich finden werden. Der Weg dorthin ist zwar hier und da mal ein wenig über Umwege, an sich aber ziemlich klar umrissen. Es gibt keine wirklichen Highlights, einen Spannungsbogen müsste ich erst einmal suchen, denn im Grunde läuft das Geschehen recht linear vom Anfang hin zum Ende. Zugegeben, ich habe es zu Ende gehört in der steten Hoffnung, dass nun einmal ein wenig Leben hineinkommt, und weil es sich eben so flüssig hören ließ, aber am Ende war ich doch ein wenig enttäuscht, und wie dies auch schon bei "Vermiss mein nicht" der Fall war, wird vermutlich kaum etwas hängenbleiben, werde ich nach ein paar Wochen vermutlich nicht mehr wirklich etwas über den Inhalt des Buches wissen außer der knappen Haupthandlung, welche sich kurz in der obigen Inhaltsangabe zusammenfassen lässt.

Es ist ein Liebesroman, zumindest habe ich ihn als solchen zur Hand genommen. Keine Erotik, sondern eben Romantik, ein wenig Schmetterlinge im Bauch und das verliebte Gefühl zwischen zwei Menschen, die sich eigentlich nicht kennen aber zueinander hingezogen fühlen. Es geht in diesem Buch allerdings eher darum, wie sie sich finden, um "könnte es sein, dass dieser der Jemand ist, den ich suche" als um "ich bin bis über beide Ohren verliebt". Ob es also wirklich ein Liebesroman ist, nun ja, da scheiden sich die Geister, viele Fans von Ahern fanden diesen Roman toll und beschreiben, dass sie mitgeweint, mitgelacht und mitgeliebt haben, ich selbst bin doch eher Anhänger von Nicholas Sparks oder ab und zu Mark Levy.

Der Schreibstil selbst ist allerdings sehr locker, sehr gängig und flüssig, sodass ich das Buch dann auch zu Ende hörte. Es ist das Richtige für Zwischendurch oder nach der Arbeit, für abends in der Badewanne oder für kurz vor dem Zubettgehen. Eben genau dann, wenn man abschalten möchte und sich ohne weitere Gedanken einfach ein wenig nett und liebenswert unterhalten möchte. Keine Action mehr, davon hatte man am Tag genug, keine Gewalt, keinen Stress, keine komplizierten Sätze, und nichts zum Nachdenken. Sondern einfach wohlfühlen und abtauchen, den Alltag hinter sich lassen. Dafür ist sie ideal, und unter diesem Gesichtspunkt kann man über die anderen Schwächen locker hinwegsehen. Ein Buch fürs Herz, das man schnell gelesen hat, und das man wohl auch "recht nett" findet.

Ja, und ich denke, das ist es auch, was ich zum Abschluss über "Ich hab Dich im Gefühl" sagen kann: ein nettes Buch. Wer es nett mag, ist bei Cecilia Ahern richtig. Wem "nett" zu oberflächlich und langweilig ist, wird mit diesem Buch vermutlich wenig anfangen können.

SaschaSalamander 03.10.2008, 15.07 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Spur ins Schattenland

stroud_schattenland_150_1.jpgJonathan Stroud ist den Lesern des Fantasy und der aktuellen Jugendliteratur vor allem durch seine Bartimäus-Trilogie bekannt, die das Mächtespiel zwischen einem arroganten Jungzauberer und dessen beschworenem Dschinn hervorragend zeichnet. An dieses Werk denken die meisten Leser bei seinem Namen, und daran wird er gemessen. Ebenso großartige Bücher wie "Eisfestung" verschwinden ein wenig im Lichte des Dschinn, weil sich Realität und schwere, ernsthafte Themen leider nicht mit dem bissigen Sarkasmus einer fiktiven Gestalt messen können. "Drachenglut" ein netter Fantasy, leider im Schatten von Bartimäus komplett übersehen. Ähnlich leider auch "Die Spur ins Schattenland" ...

Charlies Freund Max stirbt bei einem Unfall am See. Charlie ist überzeugt, dass er von den Wassernixen nach unten gezogen wurde, sie will ihn retten, wird beinahe selbst von einer Nixe nach unten gezogen und kann im letzten Moment entkommen. Doch als sie der Krankenschwester und danach ihrer Mutter diese Geschichte im Krankenhaus erzählt, glaubt man ihr nicht so recht. Und weil Charlie nicht für dumm gehalten werden will, schweigt sie und frisst ihren Kummer in sich hinein. Bald kann sie wieder nach Hause, muss noch nicht in die Schule, aber regelmässig zu einem Therapeuten. Geschickt schafft sie es, allen Erwachsenen etwas vorzuspielen. Nur ihr Bruder spürt und sieht, wiesehr der Verlust an Charlie zehrt. Sie setzt alles daran, ihren Freund aus der Schattenwelt zu befreien, macht sich auf den Weg in die geheimnisvolle Welt, in der er nun unterwegs ist. Immer tiefer dringt sie vor in das sogenannte Schattenland, immer näher kommt sie ihrem Freund, immer weiter entfernt sie sich von der realen Welt, und immer dichter verweben sich die Realität und Charlies Träume ... kann ihr Bruder sie noch retten, bevor sie Max erreicht und für immer verloren sein wird?

Das Buch ist ein sehr ernster Roman über den Verlust, welches ein junges Mädchen erleiden muss. Die Erwachsenen nehmen ihr die Möglichkeit, auf ihre eigene Weise zu trauern: Maxens Eltern verjagen sie vom Grundstück, als sie ihn dort noch einmal erleben möchte. Die Mutter verbietet ihr, den See noch einmal zu besuchen. Niemand glaubt ihre Geschichte von den Nixen, und alle wollen ihr einreden, dass es ein Unfall war, und dass sie ihn nicht retten konnte, sosehr sie es auch versuchte.

Dem Leser bleibt es selbst überlassen, ob er das Buch als Fantasy lesen möchte, ob er an Charlies Version glaubt, oder ob er ein Realist ist und in dem Werk den traurigen Versuch der Trauer- und Verlustarbeit eines einsamen Mädchens sieht. Mal wird er entführt in Charlies Träume, die sich nur allzu real durch Kratzspuren, Schlamm und andere sichtbare Beweise manifestieren. Oder ist sie nur eine Schlafwandlerin? Aber woher kommen dann die tiefen Kratzer an ihrem Körper, wenn nicht von den Wölfen? Berichte des Psychologen untermauern dagegen die ernsthafte Seite des Buches. Und wie es leider nur allzu echt ist, gelingt es dem Mädchen, die Mutter von ihren "Fortschritten" zu überzeugen. Der Leser wünscht sich, die Mutter am Kragen zu packen, ihr klarzumachen, dass ihr jugendlicher Bruder mit der Aufsicht über die kleine Schwester überfordert ist! Ihr endlich einmal zu zeigen, wiesehr das Mädchen leidet und doch nur einen Zuhörer braucht, der ihr glaubt! Ihr entgegenzurufen, dass ihre beiden Kinder sie brauchen, alleine niemals mit dieser traumatischen Situation fertigwerden können! Aber die Rufe des Lesers verhallen, verklingen ebenso hilflos in der Dunkelheit wie Charlies Rufe nach Max im finsteren Schattenwald ...

Es ist kein leichtes Buch, das man zwischendurch mal schnell liest oder während des Arbeitens hört. Sondern ziemlich harte Kost, die recht viel Konzentration erfordert. Es geschieht so viel gar nicht einmal, und doch muss der Leser sorgsam auf die Handlung achten, um nicht den Faden zu verlieren zwischen Traum und Wachen und den Ereignissen, die langsam aber konsequent voranschreiten.

Ich weiß leider nicht, wie die wechselnde Erzählperspektive im Buch dargestellt ist (vielleicht unterschiedliche Schriftart? Eine Kapitelüberschrift mit den Namen der Erzähler?). Im Hörbuch jedenfalls ist es zu Beginn äußerst verwirrend, und es hat nicht wenige Kapitel gedauert, bis ich endlich in der Handlung "drin" war und wusste, wer gerade spricht. Man hätte dies durch zwei verschiedene Sprecher lösen können. Zudem halte ich Gerd Köster zwar für einen guten Erzähler, bei "Spur ins Schattenland" jedoch für etwas zu monoton und einsilbig. Es fällt mit der Zeit schwer, ihm zu folgen und nicht einfach gedanklich abzudriften. Man muss sich sehr bemühen, die Konzentration auf seine Worte nicht zu verlieren ...

Das Ende kam für mich extremst abrupt. Entweder, ich habe im Hörbuch aus der Bücherei die letzten Kapitel nicht hören können, weil es defekt war und ich sie einfach nicht angezeigt bekam, oder das Buch war an der Stelle nach dem Berg auf dem Volksfest tatsächlich vorbei?!? (wer es gelesen hat: bitte mir kurze Rückmeldung geben!). Ich habe nichts gegen ein offenes Ende, aber in diesem Fall war es wirklich EXTREM abrupt und derart offen, dass ich nicht das Gefühl hatte, ein abgeschlossenes Buch mit offenem Ende zu hören. Das hat mich dann doch sehr erstaunt ...

Als Fazit fällt es mir diesmal schwer, etwas zu sagen. Zuerst, denke ich, sollte ich darauf hinweisen, dass das Buch vermutlich die bessere Variante darstellt, da das Hörbuch sehr anstrengend und verwirrend ist. Ich kann das Buch nicht als leichte Urlaubslektüre oder als spannende Kost empfehlen. Wer das Buch liest, sollte auf jeden Fall bereit sein, sich überaus intensiv mit dem Thema Trauerarbeit auseinanderzusetzen. Es ist kein Roman über eine Reise in ein fiktives Land, sondern ein Buch, in welchem sehr, sehr viel verarbeitet und aufgearbeitet wird und der Leser am Ende keine Lösung und keinen Abschluss erhält, sondern die Trauerarbeit alleine beenden muss. Ich habe pädagogisch noch nicht mit Kindern an diesem Thema gearbeitet, und ich weiß nicht, ob ich es hierfür geeignet halten soll. Dem Gefühl nach würde ich sagen, dass ein Buch über Trauerarbeit auch Hoffnung bieten sollte. Es muss nicht bunt und lustig sein, auf keinen Fall, es soll die Gefühle ernst nehmen und Trauer zulassen, aber es darf den Betroffenen nicht mit seinen Ängsten alleine lassen. Bei diesem Buch habe ich den Eindruck, dass dies jedoch geschieht. Wer diese Phase überwunden hat und im Nachhinein etwas zu diesem Thema lesen möchte, wird sich und seine alten Ängste vermutlich gut darin wiederfinden. Aber wer aktuell diese Arbeit bewältigen muss, für den könnte es (meiner unfachmännischen Meinung nach) wohl eher zusehr belasten. Selbst für mich als jemanden, der nicht mit diesem Problem kämpft, war es sehr schwer ...

Doch, es war ein sehr gutes Buch. Aber auch sehr schwer. Kein Fantasy, kein direkter Jugendroman, kein Fachbuch. Zu jung die Charaktere für erwachsene Leser, zu heftig das Thema für Kinder oder Jugendliche. Ich glaube, ich bin der falsche Leser, es zu rezensieren ... ich weiß nicht, wer die Zielgruppe ist ... und ich möchte ungern ein so gelungenes Buch abwerten. Aber ich weiß einfach nicht, wem ich "Spur ins Schattenland" empfehlen sollte ...

SaschaSalamander 22.08.2008, 11.45 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Boot Camp

rhue_bootcamp_150_1.jpgNachdem meine Schülerin so begeistert war von der Welle, von "ich knall Euch alle ab" und momentan dem Asphalt Tribe, kaufte sie sich auch "Boot Camp". Und wenn sie schon mal liest, dann möchte ich das gerne tatkräftig unterstützen und lese bzw höre mit, um mich später mit ihr darüber austauschen zu können. So hörte ich nun also "Boot Camp", und war wie immer von den Büchern dieses Autors begeistert ...

Connor ist ein Einserschüler, intelligent und lebhaft. Aber er liebte seine Lehrerin, und weil er es sich von seinen Eltern nicht verbieten ließ, schickten diese ihn in ein Erziehungsheim. Ein BootCamp. Für 4000 Dollar im Monat. Und nun hat Connor keinerlei Rechte mehr, muss schweigen, andere verpfeifen, zusehen, wie andere verprügelt werden, wird selbst verprügelt. Ein Erziehungscamp für Minderjährige, das vor allem Kriminelle vor dem Knast bewahren soll und die Jugendlichen umerziehen soll für die Gesellschaft. Wie lange sie dort bleiben müssen, hängt ab von ihrem Erfolg. Davon, wann ihr Willen gebrochen ist und sie sich komplett den Anweisungen ihrer Anführer unterwerfen. Aber nicht alle Jugendlichen sind straffällig. Manche, wie Connor, Pauli oder Sabrina sind dort, weil sie ihren Eltern zu schwächlich waren, zu frühreif, weil sie sich nicht deren Religion anschließen wollen. Und so schmiedet Pauli einen Fluchtplan, der sogar funktioniert. Doch dann geschieht etwas, das heftig an Connors Gewissen rüttelt und ihn vor eine dramatische Entscheidung stellt ...

Wie alles von Rhue Morton fesselnd, sodass man es nicht mehr beiseite legen kann und wenn möglich in einem Zug beenden muss. Und wie alles von ihm ist auch dieses Buch basierend auf realen Fakten, aber dennoch agieren fiktive Charaktere. Schockierend und grausam, man möchte wünschen, dass es solche Camps nicht gäbe, man möchte gerne die Augen schließen und sagen "das ist nur erfunden". Aber so, wie auch Amokläufe von Jugendlichen oder drogensüchtige Straßenkids auf dem Strich leider grausame Realität sind, ist es auch dieses Buch. Ich habe anschließend einiges im Internet recherchiert, um herauszufinden, was es mit diesen Camps auf sich hat. Eigentlich für Einheiten der Marines gedacht, aber dann auch für Straffällige als Ersatz für eine Freihheitsstrafe angewendet, 120 Tage Boot Camp anstelle der Haftstrafe, die Insassen empfinden das Camp schlimmer als die weitaus längere Haft. Denn dort sind sie körperlichen Strapazen bis ans Limit ausgesetzt, ihr Wille wird gebrochen, sie verlieren jegliche Würde, jeglichen Selbstwert, jegliche Persönlichkeit. Jugendliche, die in solche eigenen "Erziehungsheime" gelangen, sind nicht auf 120 Tage begrenzt, sondern auf Gutwill ihrer Eltern so lange dort, bis sie deren Wünschen und Anforderungen genügen und wieder ein "braves Kind" sind. Das kann wenige Monate dauern, aber auch viele Jahre bis hin zur Volljährigkeit ...

Ein erschütterndes Buch, das sich Jugendliche und Erwachsene nicht entgehen lassen sollten! Es liest sich rasant und liefert viel Stoff zum Nachdenken und Diskutieren ...

SaschaSalamander 18.08.2008, 09.49 | (0/0) Kommentare | PL

Necroscope 02 Vampirblut

lumley_necroscope02_150_1.jpgNachdem >der erste Teil< mich sosehr begeisterte, musste ich natürlich auch unbedingt den zweiten hören. Allerdings mit etwas zeitlicher Verzögerung, so schwer mir das fiel. Denn ich habe festgestellt, dass es einer Serie oft nicht gut tut, wenn man sie zu rasch am Stück genießt ...

Inhaltlich gibt es nicht viel zu sagen. Oder, besser gesagt, gäbe es zwar schon, doch möchte ich ungern eine Zusammenfassung schreiben, da viele Leser den ersten Teil noch vor sich haben und ich nichts vorwegnehmen möchte. Nur soviel: es ist bombastisch, gigantisch, großartig. Ich bin gespannt auf den dritten Teil, wie es wohl weitergehen mag nach diesem furiosen Finale?!? Der zweite Teil hat den ersten um Längen getoppt, so begeistert ich bereits auch vom ersten Teil gewesen sein mag. Es ist unglaublich, auf welche Ideen Lumley kommt ... hoffentlich werden die Folgebände mindestens genauso episch angelegt sein wie die ersten beiden ...

Einziger Unterschied zum ersten Band: diesmal ist nicht Joachim Kerzel, sondern Helmut Krauss der Sprecher. Klingt aber ähnlich und ist fast genauso gut. Es erstaunt mich, dass ich nicht schon zuvor von ihm hörte, so viele Hörbücher ich auch regelmässig konsumieren mag. Seine Stimme klingt natürlich etwas anders als Kerzel, das, was diesen ausmacht, das ist ein gewisses Timbre, wie es nur sehr selten zu finden ist, das hat Krauss natürlich nicht, aber abgesehen davon: alle Achtung, wirklich gekonnt vorgetragen, und ebenfalls eine markante und angenehme Stimme! Es liegt ebensoviel Herzblut darin, und ich finde, Krauss sollte noch sehr viel mehr Werke vortragen und noch viel mehr Bücher sprechen, ich würde ihn sehr gerne öfter hören!

Ich habe jetzt ein wenig gegoogelt: doch, ich kenne Krauss. Er hat bei E Nomine gesprochen, und er ist auch als der Nachbar von Peter Lustig in "Löwenzahn" zu sehen, sprach bei Audible auch C. Marzis "Lycidas". Aha, wäre ich jetzt nicht drauf gekommen, gebe ich zu, allerdings ist das auch schon sehr lange her bzw habe ich noch nicht gehört ... jedenfalls ist >seine Seite< einen Besuch wert *nick*

SaschaSalamander 14.07.2008, 10.37 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL

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