SaschaSalamander

Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Tip

Big White

Und schon wieder ein Film. Ich hoffe, ihr bleibt meinem Blog trotz der derzeitigen Abweichungen treu *rotwerd*. Aber als treuer Robin Williams Fan musste ich natürlich unbedingt zu "Big White - immer Ärger mit Raymond" ins Kino und möchte Euch sofort davon erzählen.

Paul Barnell (glaubwürdig: Williams) ist nah am Konkurs. Die Geschäfte seines Reisebüros laufen nicht sonderlich gut, täglich bekommt er neue Mahnungen ins Haus, und die Krankenkasse will die Behandlung seiner am Tourette-Syndrom erkrankten Frau Margarete (sympathisch: Helen Hunt) nicht übernehmen. Sein Bruder Raymond ist seit fünf Jahren verschollen, erst ab sieben Jahren kann man jemanden als tot erklären, die Lebensversicherung lässt also auf sich warten. Da findet Paul ein Geschenk des Himmels: eine Leiche im Container vor seinem Geschäft. Er lässt seinen Bruder einige Tage lang vermeintlich im Ort erscheinen und sorgt dafür, dass kurz darauf die Leiche von Wölfen zerfleischt aufgefunden wird. Die Versicherungssumme von 1 Mio Dollar dürfte ihm damit sicher sein. Doch leider wird ihm ein karrieresüchtiger Mitarbeiter (super: Giovanni Ribisi) zugeteilt, der natürlich sofort alle möglichen Unklarheiten des Falles aufdeckt und dafür sogar seine Beziehung aufs Spiel setzt. Die Mörder der Leiche wollen den Körper und schrecken nicht einmal davor zurück, Pauls Frau zu kidnappen. Und dann taucht zu allem Überfluss auch noch der gar nicht tote Raymond auf und verlangt seinen Anteil an der Lebensversicherung.

Wer bei Titel und Inhaltsbeschreibung direkt an Hitchcocks "Immer Ärger mit Harry denkt" oder sich an die Kleingauner aus "Fargo" erinnert fühlt, liegt gar nicht so falsch. Inhaltlich kann der Film kaum Neues bieten. Aber auch Aufgewärmtes schmeckt lecker, und als Williams - Fan hoffte ich auf beste Unterhaltung. Welche ich die erste halbe Stunde auch geboten bekam. Der Fund der Leiche, das Verstecken des Toten im hauseigenen Kühlschrank, das "Zubereiten" der Leiche für die Wölfe, die schießwütige alte Dame, eine angehend witzige Story, das hat Potential. Aber leider driftet der Film danach in unzählige Klischees ab, und die Witze verlieren an Gehalt.

Nein, Menschen mit Tourette - Syndrom müssen nicht in jedem Satz zwanzig Schimpfwörter nennen. Und, nein, Schwule (die Kidnapper) rennen nicht dauernd quiekend durch die Wohnung und schlagen sich mit Handtüchern auf den nackten Hintern. Das ist einfach zu platt. Auch die übrigen Charaktere waren zu eindimensional dargestellt. Der Bruder einfach nur ein Ar***loch, die Nachbarin lediglich auf ihre Waffe beschränkt, der Versicherungsangestellte karrieregeil und sonst nichts. Da wäre mehr dringewesen, wenn man gewollt hätte. Die Story war als Tragödie aufgebaut und enthielt witzige Elemente. Zu flach für ein Drama, zu tiefschürfend für eine Tragödie. Dass Williams das Genre der Tragikomik beherrscht, hat er in "Club der toten Dichter", "Jakob der Lügner" oder "Zeit des Erwachens" meisterhaft bewiesen. Es ist eine Gratwanderung, und dieses Mal ist er leider gestürzt.

Logikfehler enthielt die Story ebenfalls einige, auf überraschende Wendungen wartete der Zuschauer vergeblich. Von den offenen Handlungssträngen (was geschah damals auf der Kreuzfahrt? Wo war der Bruder in der Zwischenzeit? Ist Margaretes Krankheit nun echt oder gespielt?) ganz zu schweigen. Wirklich unbefriedigend, wenn die Geschichte nur halbgar serviert wird.

Den Film sollten sich wirklich nur absolute Williams - Fans ansehen. Und wie man sieht, werden sogar (oder erst recht?) diese enttäuscht sein. Eine halbherzige Komödie, wie es unzählige andere auch gibt, mit einer flachen Story und unausgereiften Charakteren. Schade, wenn man überlegt, was man eigentlich aus der guten Besetzung und der witzigen Story hätte machen können.

SaschaSalamander 01.05.2006, 10.15 | (2/1) Kommentare (RSS) | PL

Solange Du da bist

Ich bin kein großer Fan romantischer Komödien, Filme wie "Notting Hill", "Kate und Leopold", "Schlaflos in Seattle", "Ein Chef zum Verlieben" oder viele andere in dieser Art sind nicht so wirklich mein Ding, sind mir meist zu seicht, und wirklich lustig finde ich sie auch nicht unbedingt. "Email für Dich" fand ich ganz witzig (obwohl seicht und platt, trotzdem irgendwie süß), aber sonst ... *grübel* ... aber trotzdem, man kann es ja zwischendurch immer wieder einmal probieren. Und von "Solange Du da bist" habe ich von einigen Freunden sehr viel Gutes gehört. 80 Cent in meiner Videothek, das wäre kein großer Verlust, also ran. Und ich bin froh, dass ich ihn mir angesehen habe!

Elizabeth ist hart arbeitende Ärztin im Krankenhaus, ihr Privatleben leidet sehr unter dem harten Einsatz, sie gilt als graue Maus und erntet von Bekannten und Kollegen vor allem heimliches Mitleid. Da hat sie auf dem Nachhauseweg plötzlich einen tragischen Unfall ...

David sucht dringend eine Wohnung. Warum, darüber will er nicht reden. Nachdem ihm keine Wohnung passt, fliegt ihm "zufällig" ein Zettel mit einer Annonce direkt vors Gesicht, und spontan entscheidet er sich für diese Traumwohnung.

Doch diese Wohnung wird "bespukt": Elizabeths Geist taucht plötzlich auf und behauptet, dies sei ihre Wohnung. David beansprucht die Wohnung natürlich für sich. Und Lizzy braucht ganz schön lange, bis sie endlich ihren Zustand akzeptiert. Anfangs versuchen die beiden alles, sich gegenseitig loszuwerden, aber bald arbeiten sie zusammen. Sie bittet ihn, ihr zu helfen: warum muss sie als Geist hier bleiben? Und wer war sie in ihrem früheren Leben eigentlich gewesen? Wie ist sie gestorben?

Ein köstlicher Film. Die Witze sind nicht zu aufgedreht, die Romantik ist nicht zu kitschig. Ich musste sehr oft lachen. Die Versuche, den Geist zu "exorzieren", ihr zickiges Gehabe, allein schon das Sofatesten bei den Wohnungsbesichtigungen zu Beginn. Keine überdrehte Komik, wie sie heute leider in vielen Filmen oft üblich ist, sondern einfach witzige Alltagsszenen, wie sie überall passieren könnten (naja, vom Exorzismus einmal abgesehen).

Man kann dank kleiner Hinweise stellenweise erahnen, in welche Richtung sich der Film bewegen wird, es gibt eine recht gelungene und spannende Wendung. Die Geschichte ist so erzählt, dass man richtig mit beiden mitfühlen kann. Die Charaktere sind einfach sympathisch. Er der lässige junge Mann, frech und selbstbewusst, nur manchmal zeigt er ein wenig von seiner Trauer und Unsicherheit. Sie die zickige Tussi, die langsam mehr über sich selbst erfährt und immer ernster wird, als ihr die Trostlosigkeit ihres bisherigen Lebens bewusst wird. Die beiden passen einfach prima zusammen. Mark Ruffalo war mir bis dato unbekannt, Reese Witherspoon ("Clueless", "Natürlich blond", "Sweet Home Alabama") mag ich sowieso sehr gerne. Ich finde es schön, dass sie hier eine ernstere Rolle spielt, denn das dumme Blondchen habe ich ihr nie wirklich abgenommen.

Das Buch (Marc Levy) zum Film soll wesentlich ernster sein, und ich werde es mir demnächst auf jeden Fall beschaffen, denn dieser Film hat mich begeistert. Ein Film, der wirklich zu empfehlen ist. Leichte Unterhaltung für die ganze Familie, jedoch nicht ohne ernste Untertöne und stellenweise auch hintergründigen Humor. Auch für Romantikmuffel geeignet ;-)

SaschaSalamander 19.04.2006, 09.30 | (0/0) Kommentare | PL

Cupido

">Cupido<" ist das Erstlingswerk von Jilliane Hoffman. Und ich muss sagen: Hut ab, für einen Erstling wirklich TOP! Ich habe mir sofort den Folgeroman "Morpheus" auf den virtuellen SuB gesetzt, allerdings habe ich auch schon gelesen, dass es scheinbar nur ein bloßer Abklatsch des ersten Buches sein soll und kaum einen Leser wirklich begeistert hat. Na, ich bin mal gespannt. Aber jetzt erst einmal zu "Cupido" :-)

Chloé studiert Jura, kurz vor den Prüfungen lädt ihr Freund sie zum zweiten Jahrestag ihrer Beziehung in ein romantisches Restaurant. Enttäuscht, dass er ihr nicht den erwarteten Heiratsantrag machte, betritt sie danach ihre Wohnung. Ein seltsamer Anruf und ein geöffneter Brief lassen sie stutzen, doch sie legt sich müde zu Bett. Darauf hat ER nur gewartet! Chloé wird das Opfer eines brutalen Vergewaltigers, der Täter wird niemals gefasst. Ihr Körper ist von Narben entstellt, Ihre Gebärmutter musste operativ entfernt werden, von ihren sie noch viele Jahre quälenden Ängsten ganz zu schweigen.

Viele Jahre später. Unter dem Namen C.J. Townsend (sprich: Sieh-Tschäi) arbeitet sie nun in Miami als Staatsanwältin. Noch immer plagen sie die Schatten ihrer Vergangenheit. Ein grausamer Serienmörder treibt sein Unwesen, und nun wird er gefasst. C.J. soll als Vertreterin der Anklage fungieren. Doch sie erkennt in ihm den Vergewaltiger von damals. Eigentlich müsste sie den Fall wegen Befangenheit abtreten. Aber kann sie es wirklich riskieren, denn Fall möglicherkweise platzen zu lassen, sodass der Täter freikommt? Sie nimmt den Fall an. Eine Beziehung zwischen ihr und einem Ermittler bahnt sich an. Verfahrensfehler bereits bei der Festnahme könnten zu einer Freilassung des Angeklagten führen. Notwendige Beweise fehlen. Wird sie ihr falsches Spiel im Namen einer höheren Gerechtigkeit zu Ende spielen können? Und wer hat seine Finger noch mit im Spiel? Von wem stammt der anonyme Hinweis, der zur Ergreifung des Täters führte?

Anfangs war es für mich nichts anderes als ein weiterer Krimi, in dem eine Frau persönlich in ein Verbrechen involviert ist. Altbekanntes Schema. Und die Beschreibung am Anfang war mir persönlich auch etwas zu detailliert. Ich kann mir das Grauen einer Vergewaltigung auch ohne die genauen Beschreibungen der Autorin sehr gut vorstellen. Im späteren Verlauf der Handlung werden die Opfer sowie das Vorgehen des Täters ebenfalls recht deutlich beschrieben. Ich kann mir vorstellen, dass es für sensiblere Leser ziemlich heftig ist, was in "Cupido" beschrieben wurde. Noch fehlt mir der Vergleich zu "härterer" Literatur (z.B. Thomas Harris, "Schweigen der Lämmer"), aber ich empfand dieses hier als stellenweise recht brutal.

Mh, sorry, zurück zum Eigentlichen: anfangs schien es mir ein normaler Krimi, aber bald war ich so richtig gefesselt von der Story. Die Protagonistin handelt nur allzu menschlich. Heiligt der Zweck die Mittel? Sie übertritt das Gesetz, als sie den Fall nicht ablehnt, und weitere Gesetzesbrüche folgen zwangsläufig. Einzelne Mitarbeiter des Falles (Anwältin des Angeklagten, der ihr nahestehende Ermittler, der Polizist mit dem Verfahrensfehler, Mitarbeiter der Asservatenkammer, etc) müssen sich fragen, ob sie im Namen einer höheren Gerechtigkeit Verfahrensfehler, Befangenheit, Ungerheimtheiten etc übersehen wollen, oder ob sie trotz seiner scheinbar eindeutigen Schuld eine Freilassung des Täters herbeiführen werden. Ein Satz aus dem Buch, der es sehr gut trifft: "Justizia ist blind. Aber manchmal entschließt sie sich auch, einfach nicht hinzusehen".

Ich fand es hochspannend und nervaufreibend (jau, ich liebe Gerichtsthriller, Justiz an sich hat mich schon immer fasziniert), wie die Verhandlung verläuft, welche Ermittlungen getätigt werden und wie sich die einzelnen Beteiligten jeweils entscheiden. Mir persönlich hätte mehr Ermittlung und innerer Zwiespalt ob dieser verzwickten Gewissensfragen sogar noch besser gefallen als die Beschreibung der Morde, auf die meiner Ansicht nach etwas zuviel Gewicht gelegt wurde.

An manchen Stellen hat die Handlung einige Logikfehler. Oder zumindsest Szenen, die etwas arg platt konstruiert und unglaubwürdig wirken, gerade am Ende, als ... (sorry, Spoiler). Aber ich gebe mir meist Mühe, bei solchen Büchern nicht darauf zu achten, denn dann dürfte ich wohl kein Buch mehr lesen, keinen Film mehr sehen ;-)

Absolut spannend. Die letzten drei von fünf CDs habe ich heute am Stück gehört. Nach einiger Zeit wurde auch klar, dass es wohl einen weiteren Beteiligten geben könnte. Ich hatte so meine Gedanken und Überlegungen, war jedoch von der Wendung und dem Ende absolut überrascht und begeistert. Manche Leser meinen in verschiedenen Rezensionen, es sei ein 0815-Schema und dieses von Anfang an klar gewesen. Vielleicht fehlt mir einfach noch etwas Erfahrung in diesem Genre, vielleicht wissen manche Leser aber wohl hinterher auch einfach alles ;-)

Allerdings würde ich jedem, der sich jetzt eventuell für das Buch interessiert, empfehlen, keinesfalls zur akustischen Version zu greifen. Denn die Sprecherin ist etwas träge: Iris Böhm liest recht emotionslos. Aussprache und Betonung nicht schlecht, aber die Sprachmelodie und die beigelegte Emotion einfach zu flach. Als würde sie jeden Moment einschlafen.

Ansonsten: TOP. Dieser Krimi / Justizthriller (?) hat mich wirklich begeistert, und ich habe mir einige Male die Frage gestellt, wie ich wohl reagiert hätte. Wer packende Krimis im Stil von Val McDermid, Kathy Reichs oder Sandra Brown mag, sollte "Cupido" unbedingt lesen!

Und da ich ja jetzt mitbekommen habe, dass einige das Buch schon gelesen haben, bin ich natürlich neugierig:
- habt ihr das Ende (den Täter) bereits vor dem Ende gekannt, ist das Buch für Genrekundige tatsächlich so durchschaubar?
- falls ihr schon Harris u.a. Autoren gelesen habt: wie "hart" ist dieses Buch etwa einzuordnen in der detaillierten Beschreibung Vergewaltigungen und Morde?

SaschaSalamander 17.04.2006, 10.22 | (4/4) Kommentare (RSS) | PL

Gothic Drama

In der Bücherei lieh ich mir vor einiger Zeit ein Hörspiel von Edgar Allan Poe. Die Geschichte selbst (Die Maske des roten Todes) war recht verkürzt erzählt, dafür war sie in eine Rahmenhandlung eingebettet, mit der ich überhaupt nichts anfangen konnte. Später stellte ich dann im Internet fest, dass es der vierte Teil einer ganzen Reihe (genannt "Gothic Drama") war! Tja, und so habe ich jetzt 12 Hörbücher reservieren lassen, um sie in der richtigen Reihenfolge zu hören.

Die Rahmenhandlung erzählt von einem Mann ohne Gedächtnis, der in einem Irrenasyl aufgenommen und gepflegt wurde. In seinen Träumen sucht er die Verbindung zur Vergangenheit. Die Träume sind die Geschichten Edgar Allan Poes. Bisher fand ich die Erzählweise an sich eher dröge, dem Meister selbst nicht angemessen. Die Musik und Hintergrundkulisse dagegen sehr atmosphärisch und düster, optimal für seine Horrorstories. Da ich allerdings erst drei von bisher 12 (es werden mehr) gehört habe, kann ich mir noch kein abschließendes Urteil erlauben. Wenn ich alle gehört habe, werde ich Euch die Serie natürlich etwas ausführlicher vorstellen :-)

SaschaSalamander 13.04.2006, 09.37 | (0/0) Kommentare | PL

Endlich endlich endlich

Letztes Jahr im August las ich "die Stadt der träumenden Bücher" von Walter Moers. Ich war hin und weg und begeistert wie schon seit Jahren von keinem Buch mehr (von Lemony Snicket kurz darauf einmal abgesehen). Und ich schwor mir: sobald es als Taschenbuch erscheint, MUSS ich dieses Buch haben. Weil es eines der Werke ist, die ich immer wieder lesen werde und in denen ich immer und immer wieder einmal bestimmte Szenen durchblättern werde. Herrliche Bilder, urkomischer Text und ein großartiger Inhalt.

Letzte Woche dann in im Comixladen meines Vertrauens. Ich war heilfroh, dass kaum Mangas diesen Monat für mich erschienen. Aber zu früh über geringe Ausgaben gefreut: frustriert (wegen des Geldes) und hocherfreut (weil ich seit einem halben Jahr darauf warte) sah ich einen riesigen Stapel Taschenbücher. Endlich, endlich ist es soweit!

Meine Rezension (hochbegeistert und deshalb für Neulinge des Buches vielleicht etwas verwirrend) findet ihr >hier<, kaufen kann man das Buch >hier<. Für Büchersüchtige mit schrägem Humor ist Moers Meisterwerk ein ab-so-lu-tes MUSS!


SaschaSalamander 10.04.2006, 15.47 | (4/4) Kommentare (RSS) | PL

Das zweite Gesicht

Cover"Das zweite Gesicht" ist ein Film, den ich vor etwa zehn Jahren schon einmal gesehen hatte. Da er mich ziemlich faszinierte, gehört er zu den wenigen Filmen, die ich später ein zweites Mal ansah, wenn auch erst knapp zehn Jahre später.

Als seine Mutter stirbt und kurz darauf sein Vater auf eine nicht aufzuschiebende Geschäftsreise muss, soll Mark Eavens zwei Wochen bei Verwandten verbringen. Es soll eine schöne Zeit für ihn werden, wo er unbeschwert mit seinem Cousin Henry und dessen Schwester Conny spielen soll. Seine Tante kümmert sich liebevoll um ihn.

Sein Cousin scheint allen ein fürsorglicher Bruder und mustergültiger Sohn. Aber Mark stellt fest, dass tief in Henry das Böse lauert. Sein Spiel ist grausam, und seine Gedankengänge sind krankhaft. Doch Henry versteht es, Mark so in sein "Spiel" einzubeziehen, dass dieser Angst hat, etwas von ihren gemeinsamen Taten zu berichten. Als er erkennt, dass von seinem Cousin tatsächlich eine Gefahr für Conny und ihre Eltern ausgeht, ist es bereits zu spät. Henry hat alles getan, Mark als armen, verwirrten Jungen dastehen zu lassen, der den Tod seiner Mutter nicht verwinden konnte. Niemand glaubt Mark mehr. Ob es Mark gelingt, Henrys Eltern von den Plänen ihres geliebten Sohnen zu überzeugen?

Macaulay Culkin, der Kinderstar aus "Kevin allein zu Haus" spielt hier ziemlich brilliant den bösartigen Cousin. Elijah Wood, der Hobbit Frodo aus dem "Herrn der Ringe" ist in der Rolle des Mark zu sehen und spielt ebenfalls sehr gut. Nun, letzendlich hat nur einer von beiden den Sprung nach oben geschafft ...

Der Film hat einen wundervollen Soundtrack, die Landschaftsbilder und Hintergründe der einzelnen Szenen sind klasse. Trotz des ernsten Themas ist "das zweite Gesicht" vor allem ein Genuss für Auge und Ohr. Der Erzählstil ist recht ruhig und nicht mit den üblichen haarsträubenden Thrillern zu vergleichen. Es gibt keine Schockeffekte, keine Szenen zum Gruseln, allein das Verhalten des Jungen ist erschreckend. Spannung besteht vor allem darin, was er als nächstes plant, wie Mark reagiert und ob Mark am Ende die Pläne seines kranken Cousins vereiteln kann.

Wer Action oder Gänsehaut erwartet, wird von diesem Film enttäuscht sein. Aber wer auf inhaltlichen Tiefgang, schöne Bilder und gute Machart setzt, sollte sich "das zweite Gesicht" auf jeden Fall ansehen.

SaschaSalamander 07.04.2006, 10.22 | (0/0) Kommentare | PL

Die Wand

CoverAls ich mir neugierig das ungekürzte Hörbuch ">die Wand<" von Marlen Haushofer lieh, wusste ich nicht, wie bedeutend dieses Werk eigentlich ist. Vielleicht hätte ich mich sonst lange davor gegraut, es überhaupt anzuhören, denn "wichtige" Werke haben immer einen Beigeschmack von "schwerfällig" und "langweilig". So aber hörte ich das Buch gerne und suchte danach neugierig >im Internet< nach Interpretationen.

Die namentlich ungenannte Ich-Erzählerin wird von ihren Freunden auf eine Jagdhütte eingeladen. Die Freunde gehen abends noch kurz in das benachbarte Dorf. Am nächsten Morgen sind sie noch immer nicht zurück. Die Frau geht in Richtung des Dorfes und stößt unweit der Jagdhütte mitten auf der Wiese gegen eine unsichtbare Wand. Hinter der Wand scheinen die Menschen in ihren Bewegungen erstarrt, gestorben, ebenso die Tiere. Nur auf ihrer Seite der seltsamen Barrikade geht das Leben weiter. Der Hund Lux, eine ihrer Herde entlaufene Kuh und eine Katze werden zu ihren Gefährten. Die Frau muss lernen, mit dieser Situation zu leben. Um nicht dem Wahnsinn zu verfallen, schreibt sie später dieses Buch.

Mir gefällt das Buch sehr gut. Es zählt zu den 100 Lieblingswerken der Deutschen, was mich nicht erstaunt. Zu den zehn persönlichen Favoriten würde ich es im Gegensatz zu Frau Elke Heidenreich jedoch keinesfalls zählen. Das Buch hat etwas von einer typischen Schullektüre, finde ich. Und es lässt soviele Interpretationsmöglichkeiten offen, dass es schon fast beliebig scheint. Angst vor Atomkrieg, endogene Depression, Emanzipation, Antizipation, das Urwesen des Menschen, autobiographische Züge, was habe ich da beim Überfliegen im Internet alles gefunden. Was wirklich dahinter stecken mag, könnte uns wohl nur Frau Haushofer erzählen, so sie noch lebte. Ich persönlich sehe es einfach als interessantes Buch.

Allerdings ist es sehr beunruhigend. Manch einer gruselt sich vor Blut, Mord, Monstern oder Außerirdischen, ich empfinde offen gesagt (Achtung, hier wirds jetzt sehr persönlich!) Visionen einer leeren Welt, wie etwa "The Stand" oder "Langoliers" von Stephen King oder eben "die Wand" beängstigend. Ich möchte mir diese Situation gar nicht vorstellen. Doch die Frage "wie hätte ich reagiert" kommt jedem Leser während dieser Lektüre zwangsläufig wie von selbst. So kann ich es nicht nachvollziehen, wie scheinbar gelassen die Erzählerin diese Wand hinnimmt. Ich hatte sogar den Eindruck, sie wäre ihr recht willkommen. Kein Versuch, Höhe oder Tiefe der Wand zu erkunden, sie durch Gewalteinwirkung zu zerstören, keine Suche nach anderen Menschen in der von der Wand gesteckten Einsamkeit.

Das Buch ist sehr ungewöhnlich, geschieht in dieser Zeit kaum etwas. Alles wird reduziert auf den Kreislauf des Lebens, bestehend aus Saat und Ernte, Geburt und Tod. Die Frau kümmert sich um ihre Tiere, sie lernt im Einklang mit der Natur zu leben, bebaut ihren Kartoffelacker, melkt die Kuh, bereitet Heu für den Winter vor. Sie hat sich damit abgefunden. Sollten ihr Menschen begegnen, hat sie immer ein Gewehr in ihrer Nähe. Das Buch ist also reduziert auf das Wesentliche, und genau dadurch gibt es soviel Raum für Interpretation. Ein Mensch, auf sich alleine gestellt, fernab jeglicher Zivilisation. Das alte Robinson-Motiv. Immer wieder spannend.

Allerdings kann ich mir vorstellen, dass es manchem Leser rasch langweilig werden mag, sich alleine auf diese Frau, die zu melkende Kuh und den Kartoffelacker zu konzentrieren. Die eigentliche Frage, welche die Frau beschäftigt und weswegen sie diese Niederschrift beginnt, stellt sich erst ganz am Ende, ist quasi die Kernfrage, auf die alles abzielt, und auf die bereits in den ersten Seiten hingearbeitet wird: was trieb den Menschen dazu, ihre Tiere so grausam zu töten? Diese Frage belastet sie während des gesamtes Buches weit mehr als die Mauer, welche sie inzwischen als gegeben hinnimmt, wohl eine von Menschen geschaffene Waffe. Es wäre für mich sehr interessant, über die Weltsicht der Erzählerin, ihre Prioritätensetzung, ihr Menschenbild, ihren Neuanfang, ihr selbstgestaltetes Leben zu diskutieren. Wer solche Fragen eher langweilig findet, der wird vermutlich wenig Interesse an diesem Buch zeigen, denn um kaum etwas anderes geht es.

"Die Wand" ist ein wichtiges Buch, das sich flüssig und rasch in einem Zug lesen lässt. Es fesselt den Leser ab der ersten Seite, oder er wird über die ersten Seiten niemals hinauskommen. Es ist etwas ganz Eigenes, das zu lesen sich auf jeden Fall lohnt.

SaschaSalamander 31.03.2006, 13.22 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Der Fönig

CoverDer Fönig hat schlecht geschlaken, er hatte einen furiosen Traum. Nach dem Krühstüff möchte er noch auf den Klohmarft, aber es herrscht Frieg gegen die Kranzosen, und sein Krau will es mal wieder mit fikken davor und danach so wild wie er es ihr noch nie zuvor besorgt hat. Der arme Fönig ist ganz schön kertig mit seinen Nerven, als ihm ein fleines Männlein verspricht: Wenn er bis zum Abend nicht nur das F mit dem K vertauscht, sondern auch das b wie ein p spricht und das g wie ein K, und wenn er es der Fönigin so richtig besorgt, dann soll ihm sein Wunsch erküllt werden.

Eigentlich ist der Fönig nur eine furze Geschichte, Dirf Bach hat sie in rund 20 Minuten vorgelesen. Danf >Heife< durkte ich nun dieser Tage auch in dessen Genuss fommen. Der gesamte Text des 60seitigen Büchleins ist übrigens im Cover der CD zu kinden. Alleine Dirf Bach als Sprecher ist kür mich ja schon ein Grund zum Fauf oder Genuss eines Hörbuches. Seine langweilige und meist oberklächliche Comedy interessiert mich nicht, aber er ist ein Wortfünstler ohnegleichen und spricht selbst die fompliziertesten Zungenbrecher, ohne sich die Zunge zu verfnoten und als wären es Findermärchen, ich habe ihn schon okt dakür bewundert.

Und dass Walter Moers, der Erkinder des Fäptn Blaubär, der Stadt der träumenden Bücher und des fleinen Wolpertinger Rumo, nicht nur witzig fann, sondern auch ganz schön krivol ist, hat er ja schon im fleinen Arschloch und ähnlichen Werfen gezeigt. Hier im Fönig geht es ganz schön zur Sache. Die Fönigin scheint auf Dirty Talf zu stehen, und den Ohren des Lesers wird da einiges zugemutet. Sorry, ich schreibe so etwas ungern, ich mag solche Worte nicht ... aber anders als durch ein furzes Beispiel fann ich es faum aukzeigen: er will ihre Kotze füssen etc ... mancher Hörer / Leser kindet das wohl witzig, mir dagegen dreht es jedesmal den Magen um (nein, prüde bin ich wirflich nicht, aber ich verabscheue solche Worte).

Was mir aber gekiel: Moers hat erstaunlich viele Wörter mit K und F gekunden, was mir hier im Text zum Beispiel schwer källt. Und er hat extra viele Wörter verwendet, die manchmal einen anderen Sinn ergeben oder einfach nur bescheuert flingen. Die ganze Geschichte selbst ist Nonsens, absolut sinnlos und das Ende dann so richtig bescheuert. Es ging wohl wirflich nur darum, eine Geschichte mit verdrehten Buchstaben zu schreiben und damit so richtig in die Vollen zu greiken. Vor allem, als dann auch noch bp und gk vertauscht werden, wird es so richtig dook. So dook und akkig, dass man nicht anders fann, als einkach nur noch lachend auk dem Boden zu liegen. Und Dirf Bach liest jedes Wort scheinbar, ohne mit der Wimper zu zuffen, wird an den sprachlichen Höhepunften immer schneller und besser. Wer den Text vor sich hat, soll ihn bitte laut lesen, es ist sehr, sehr schwer, altbekannte Wörter der Gewohnheit entgegen verfehrt auszusprechen, oh ja!

Als der Fönig am Ende endlich karbige Kledermäuse Flarinette spielen hört, liegt der Hörer vermutlich schon längst nach Lukt japsend am Boden und hokkt auf eine Kortsetzung dieses selten dämlichen, sinnentleerten, leider viel zu fnappen und einkach nur fenialen Buches.

SaschaSalamander 20.03.2006, 10.54 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Das Lächeln der Sterne

coverNichts gegen Liebesromane, ich les ja auch gerne mal was Seichtes, und eben jedem das Seine. Aber mein Geschmack sind sie eindeutig nicht. Am besten noch mit schnulzigem Cover, ein küssendes Pärchen, im Hintergrund ein Strand oder Wasserfall, dazu ein Sonnenuntergang. Der Inhalt immer gleich: Boy meets Girl, Verwicklungen, große Liebe, Happy End. Und dann noch so nichtssagende Titel wie "Zeit der Träume" oder "Wagnis des Herzens" oder "Wege des Glücks" oder Ähnliches.

Abgesehen von den wirklich >sinnlosen Titeln< trifft all dies auf Nicholas Sparks nicht zu. Er schreibt Liebesromane, die über das platte Klischee hinausgehen. Seine Romane bewegen und rühren das Herz. Sie können auch traurig enden. Und Liebe wird in einem weiter umfassenden Rahmen verstanden als dem oben genannten Klischee. Ich wurde durch die Filme "Message in a Bottle" und "Wie ein einziger Tag" auf ihn aufmerksam, die mir trotz ihres Genres sehr gut gefielen. Mein erster Roman - oder genauer gesagt: mein erstes Hörbuch - war nun endlich "Das Lächeln der Sterne".

Amandas Ehemann stirbt an Krebs, sie kann den Tod ihres geliebten Mannes nicht verkraften und vernachlässigt nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Kinder, sie sinkt immer tiefer und tiefer. Da entschließt sich ihre Mutter Adrienne, ihr die Geschichte von der Liebe ihres Lebens zu erzählen ...
Adrienne wurde vor Kurzem von ihrem Mann verlassen, sie fühlt sich alt und verbraucht. Der ehrgeizige Arzt Paul wurde von seiner Frau verlassen, weil ihm Erfolg und Karriere stets wichtiger waren als seine Familie. Er beschließt sein Leben zu ändern. In einer kleinen Pension trifft er auf Adrienne, und sie verbringen ein Wochenende miteinander, das ihrer beider Leben verändern wird ...

Eine wunderschöne Geschichte. Nicht sonderlich anspruchsvoll, leicht vorhersehbar, aber wohlschmeckend und leicht verdaulich. Sie tut einfach gut. Nicholas Sparks versteht es, so unendlich viel Gefühl in nur so wenige Worte zu legen. Ohne Schnulz, ohne Kitsch, aber voller Wärme. Seine Bücher sind genau das Richtige für einen gemütlichen Leseabend. Und wie ich von meiner Freundin (die absoluter Sparks-Fan ist) erfahren habe, ist dieses Buch eines seiner schwächeren. Ich kann es also gar nicht erwarten, die anderen endlich zu lesen!

SaschaSalamander 13.03.2006, 18.48 | (4/4) Kommentare (RSS) | PL

Der Elbenstern

CoverDass Tolkien nicht nur den "Herrn der Ringe" und das "Silmarillion" geschrieben hat, wissen die meisten Leser. Titel anderer Werke des Meisters kann dagegen kaum jemand benennen. Und ich möchte mich da nicht ausschließen. Deswegen war ich froh, als ich in der Bücherei über das Kinderbuch "Der Elbenstern" stolperte, von dem ich bis dato noch nichts gehört hatte. Neben Roverandom ein weiteres Kinderbuch aus der Feder Tolkiens.

Bei einem alle 24 Jahre wiederkehrenden Fest gelangt der Sohn eines Schmieds einen in den Kuchen gebackenen Elbenstern. Er bemerkt ihn nicht, verspeist ihn einfach, doch bald sind erste Veränderungen an ihm zu erkennen. Als er älter wird, entwickelt er sich zum Wanderer zwischen dem Volk der Menschen und Elben. Doch bald ist die Zeit gekommen, an der es dem Stern bestimmt ist, weiterzuwandern ...

Ein sehr schönes Märchen, das mir gut gefiel. Das Hörbuch ist mit sanfter, weicher Stimme gelesen von Joachim Höppner (Synchronstimme Gandalfs). Es ist ein Genuss, ihm zuzuhören, wie er ohne erhobenen Zeigefinger aber doch ernsthafter Stimme die Geschichte um den Schmiedssohn (dies ist sein Name, als er älter wird, nennt man ihn dann selbst "Schmied") erzählt. Freundschaft, Respekt, Ehrfurcht, das sind Werte, die in diesem Werk groß geschrieben werden.

Die Geschichte birgt keinen allzu tiefen Sinn und verbreitet eine recht simple aber doch sehr wichtige Moral. Sie kommt als gemütliche, hübsche Kindererzählung daher und erfreut den Leser. Mehr gibt es zu diesem Buch meiner Ansicht nach eigentlich kaum zu sagen. Aber es muss ja nicht immer so kompliziert und langatmig sein. "Der Elbenstern" ist eine der Geschichten, die eben einfach ein warmes Gefühl nach der Lektüre oder dem Hörgenuss hinterlassen. Und allein deswegen finde ich sie so wertvoll und möchte sie jedem empfehlen, der das Träumen noch nicht verlernt hat ...

SaschaSalamander 10.03.2006, 16.12 | (0/0) Kommentare | PL

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