SaschaSalamander

Blogeinträge (themensortiert)

Thema: Aktuelles

Ich arbeite in einem Irrenhaus

wehrle_irrenhaus_1.jpgICH ARBEITE IN EINEM IRRENHAUS hat sich vermutlich jeder schonmal gedacht. Und weil es mir nicht anders geht, fand ich dieses Buch recht interessant. Der Autor kennt sich aus, er weiß wovon er schreibt. Er schreibt über den ganz alltäglichen Wahnsinn, dem man sich täglich im Büroalltag stellen muss.

Das Buch ist sehr unterhaltsam, ich habe oft gelacht. Manchmal ein trauriges Lachen, weil ich ähnliche Situationen kannte. So schräg einzelne Geschichten klingen mögen, sind sie doch nur allzu real. Ich denke, viele Leser könnten weitere Geschichten beisteuern.

Unterhaltungsfaktor des Buches: sehr hoch. Sachlicher Faktor: naja, der Autor bringt viele Platitüden, ergeht sich in Allgemeinplätzen. Ich will nicht sagen, dass er übertreibt, aber Verallgemeinerung macht es auch nicht unbedingt besser. Nach dem zweiten Drittel flacht das Buch ab, er wiederholt sich sehr oft, versucht Ratschläge zu geben und bringt doch nur neues Wasser auf die Mühlen.

Trotzdem, was er anspricht, ist wahr. Und auch der Leser muss sich manchmal an die eigene Nase fassen. Gerade, wenn es darum geht, wiesehr die Eigenheiten der Firma auf den Mitarbeiter und dessen Privatleben und Alltag wirken, wie der Mitarbeiter immer mehr die Firma zu seiner eigenen Identität macht ...

Wer einen wirklichen Ratgeber sucht und Hilfe möchte, ist bei diesem Buch sicher falsch. Aber wer sich gut unterhalten will, wer mit Lachen dem alltäglichen Wahnsinn des Arbeitsalltages entgegentreten will, der ist genau richtig.

SaschaSalamander 19.12.2011, 09.18 | (0/0) Kommentare | PL

Tabaluga und die Zeichen der Zeit

tabaluga_zeit_1_1.jpgUnd wieder ein neuer Tabaluga, nach der Reise zur Vernunft, dem leuchtenden Schweigen, dem verschenkten Glück, der Liebe zu Lilly gibt es nun das fünfte Album DIE ZEICHEN DER ZEIT. Es gab stärkere und schwächere Alben. Und leider muss ich sagen, dass das neue leider für mein Empfinden eines der schwächeren ist.

Ich finde es okay, wenn die Alben nicht aufeinander aufbauen sondern für sich stehen. Aber in manchen Dingen werden Bezüge gestellt (so etwa zum verstorbenen Vater, die Erinnerung an Lilli, Tyrions Wandel), auf der anderen Seite gibt es ganz vehemente Brüche (die Bedeutung der Drachen, das Wissen um die Liebe, die Vorstellung des Todes, religiöse Anspielungen, u.a.), das empfinde ich als inkonsequent. Es kommt mir so vor, als wolle man auf dem Erfolg der alten Alben basierend nun ein wenig Geld scheffeln, indem man ein paar neue Lieder auf den Markt wirft.

Aber wo ich bei den anderen Alben eine Wärme spürte und manchmal seufzend nickte, fehlt mir hier die Tiefe, die Aussage. Aus dem Drachen, der vordergründig so unterhaltsam und hintergründig so tiefsinnig war, wurde eine leblose Puppe gemacht. Auch die Musik ist kraftlos. Es gab für mich selbst kein einziges Stück mit Wiedererkennungswert, das ich seitdem im Ohr trage, die Refrains luden mich nicht zum Mitsummen ein, ich kann mich an keinen einzigen Text mehr erinnern, und schon wenige Minuten nach Ende eines Songs hätte ich nicht einmal mehr die Melodie nachpfeifen können (naja, außer dem ersten Song, der jedoch inhaltlich nicht allzu viel bieten konnte). Natürlich ist die Eingängigkeit eines Songs nicht ausschlaggebend für die Qualität, trotzdem ist das etwas, das ich bei Tabaluga bisher so angenehm fand: eingängige Ohrwürmer, deren Inhalt das Herz berührt. Diesesmal: kein Ohrwurm. Keine Gänsehaut. Kein Tränchen. Handtaschenweisheiten statt tiefe Wahrheiten. Leere Musik, leere Texte.

Nach dem Hören war ich sehr enttäuscht. Ja, ich weiß, es gibt haufenweise Fans, und wenn ich mich beim großen Onlinehändler umsehe, dann lese ich fast nur Begeisterungsstürme. Doch ich werde mich nicht einreihen. Leider ... und ich möchte auch betonen, dass ich keinem Fan die CD madig machen möchte. Aber da auch ich mich freue, hier und da eine Gegenstimme zu lesen, die meine Ansicht teilt, möchte ich Euch trotzdem davon erzählen. Und natürlich bin ich selbst sehr gespannt, wie Ihr DIE ZEICHEN DER ZEIT fandet :-)

SaschaSalamander 07.12.2011, 09.55 | (0/0) Kommentare | PL

Imagery

marzi_imagery_1.jpgEine Rezension zu IMAGERY fällt mir sehr schwer, denn die Handlung ist einerseits sehr interessant, andererseits hat mich das Buch nicht wirklich vom Hocker gerissen. Ich habe auch nicht geplant, mich länger mit diesem Werk zu befassen, deswegen nur flink meine allgemeine Meinung:

Eigentlich kenne ich Marzi als reinen Fantasyautor, umso erstaunter war ich über den Genrewechsel. Aber statt skeptisch bin ich in solchen Fällen immer sehr neugierig.

Äußerlich ähnelt das Buch gerade auf dem Buchrücken einem Tablet, eine nette Umsetzung des Inhaltes, gefällt mir. Auch fällt auf, dass IMAGERY sehr klein ist, dazu recht dünn. Also weniger ein langer, weitschweifiger Roman, vielmehr eine nette, etwas ausführlichere Erzählung.

Richard Elliot arbeitet in einer Werbeagentur. Sein Kollege kommt unter mysteriösen Umständen zu Tode, und Elliot beginnt auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen. Dabei gerät er selbst ins Visier sowohl der Polizei als auch des noch unbekannten Feindes.

Die Idee finde ich nett, es handelt zum einen von den Möglichkeiten der modernen Technik, der Leser sollte sich schon ein wenig für Kindle, Iphone, Ipad und ähnliches Spielzeug begeistern. Uns ist natürlich allen bewusst, dass das, was so leichtfertig daherkommt, in Wirklichkeit weit komplexer ist, als wir das ahnen. Und Marzi zeigt recht nett, was auf einen zukommen könnte und wie wir bereits beeinflusst werden, ohne es zu merken.

Mein Gesamteindruck: nett gelesen, aber irgendwie auch schnell vergessen. Das Thema ist brisant, doch. Aber nicht wirklich neu für mich, und manchmal hatte ich das Gefühl, dass er den mahnenden Zeigefinger etwas zu oft erhebt, um die Leser vor den Gefahren der modernen Technik zu warnen.

Ein bisschen zwiespältig, weil es sich einerseits ganz nett las, andererseits ich mir aber mehr von dem Thema und dem Autor versprochen hatte. Es war eben nett. Aber wie gesagt, es reißt mich nicht vom Hocker ...

SaschaSalamander 06.12.2011, 18.49 | (0/0) Kommentare | PL

Sherlock Holmes

Heute lese ich endlich zum ersten Mal, was ich mir schon seit Jahren vorgenommen hatte. Ein Buch, das jeder kennt. Aber das nur wenige gelesen haben. So ist das eben mit den Klassikern der Literatur, die so bekannt sind, dass man sie gar nicht gelesen haben muss, um sie zu kennen. In diesem Fall: SHERLOCK HOLMES. Wer kennt diesen Meisterdetektiv nicht?

Es war erst einmal ein ganz schönes Gefitzel, herauszufinden, wie die Bücher zusammengehören, mal gibt es eine Gesamtausgabe ohne die einzelnen Geschichten aber mit den Hauptbüchern, mal gibt es alles zusammen, dann habe ich eine englisch-deutsche Ausgabe gefunden, die jedoch für mich sehr unübersichtlich war, mannmannmann!

Jetzt endlich habe ich - so hoffe ich - den Durchblick und fange an. Endlich! Schon seit ich ein kleines Kind bin, liebe ich die Geschichten um den seltsamen Eigenbrötler und seinen treuen Gehilfen. Dass ich ihn gerade jetzt lese, liegt daran, dass ich mir kürzlich das Buch von "James Moriarty" gekauft habe, handschriftliche Notizen hübsch in einem kleinen Büchlein in toller Optik, das die Fälle des Meisters in neues Licht rückt. Außerdem möchte ich in den nächsten Tagen DAS GEHEIMNIS DES WEISSEN BANDES hören.

Ich habe keine Lust mehr, so zu tun, als würde ich SHERLOCK HOLMES kennen. Jetzt will ich endlich dafür sorgen, dass ich ihn tatsächlich kenne. Nicht nur als Filmfigur in alten und neuen Filmen, als Zeichentrickfigur, als japanischen Mangaknirps, als Persiflage, sondern so, wie er vom großen Sir Arthur Conan Doyle gedacht war.

Und ich muss sagen - es liest sich blitzschnell und flüssig, ist überaus spannend, vielleicht werde ich sogar alle Bücher am Stück verschlingen, aber das wäre fast Verschwendung ...

SaschaSalamander 05.12.2011, 19.53 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Troposphere

Aktuell lese ich TROPOSPHERE und weiß noch nicht, ob ich am Ende eine Rezension schreiben werde. Es ist eines der Bücher, die mich wieder einmal vor die Frage stellen, was ich weiß, wer ich bin und wo meine Grenzen sind. Dieses Buch führt den Leser, so er bereit ist zu folgen, auf Gedankengänge der ungewöhnlichen und doch faszinierenden Art. Ein bisschen von Allem: Religion, Homöopathie, Quantentheorie, MATRIX, Einstein, BEING JOHN MALKOVICH, Schrödingers Katze, Thomas Hardy, Daguerreotypie, die vierte Dimension, Edgar Allans Poe Mesmerismus, etc. Und ein Traum in einem Traum, oder besser, eine Geschichte in einer Geschichte. Genre Mindfuck. Und auch vom Fuck auch ohne Mind gibt es in diesem Buch ziemlich viel, denn die Protagonistin ist wahrlich keine Heilige.

Ich kann verstehen, wenn einige das Buch als großartiges Meisterwerk hervorheben und begeistert sind. Kann aber auch verstehen, wenn andere sagen, es sei zu langgezogen und hätte mancher Auswüchse nicht bedurft und sich besser auf das Wesentliche konzentrieren sollen. Wobei ich denke, dass das Wesentliche an sich genau das ist, was einigen zu langgezogen erscheint, denn wie der Protagonist des Buches im Buch die Protagonistin des Buches TROPOSPHERE in seinen Bann zieht, so will der Autor den Leser an sich binden. Gelungen oder nicht, der Ansatz ist genial, für den einen wirkt das Buch wie ein Sog, dem anderen ist es zu theoretisch und abgedreht. Man kann es drehen, wenden, wirbeln, am Ende entscheidet doch ganz allein der Leser, ob er etwas damit anfangen kann oder nicht.

Meine bisherige Meinung? Ich bin kurz vor der Hälfte. Und jetzt erst kommt das Buch langsam zum Kern der Handlung. Bisher war es interessant zu lesen, aber das megagroße WOW blieb bisher aus. Ich selbst finde es in mancher Hinsicht ein wenig überladen, wie immer, wenn Autoren ihr geballtes recherchiertes oder gelerntes Fachwissen in ein Buch pressen und es dann Belletristik nennen ohne Rücksicht auf den Leser zu nehmen. Andererseits sind gerade diese Bücher es, die mir zeigen, dass es weit mehr gibt und man immer wieder über den Tellerrand hinausblicken muss, wenn man nicht im Sumpf des Alltags und des vermeintlichen Wissens um die Mechanismen des uns umgebenden Alltags untergehen will. Es fällt mir schwer, das Buch beiseite zu legen.

Ach ja: falls ich keine Rezension schreibe, hier zumindest eine knappe Inhaltsangabe (die weniger vorgreift als die meisten Rezensionen, denn ich finde in diesem Fall, dass der Leser es selbst erfahren soll).

Ariel ist Studentin, hat ein verkorkstes Leben, ist arm. Ihre Doktorarbeit schreibt sie über das Thema Gedankenexperimente, der Autor Thomas Luman ist ihr hierbei Grundlage und Inspiration. Um eines seiner Bücher rankt sich die Mär eines Fluches, der alle Leser nach der Lektüre tötet. Dieses überaus seltene Buch fällt Ariel zufällig in die Hände, und natürlich muss sie es lesen. Das Buch heißt "The End of Mr Y" und erzählt von einem Mann, der sich des Wissens wegen auf ein seltsames Experiment eines Zirkusdoktors einlässt und daraufhin besessen ist von dem, was er dabei erfuhr. Er forscht, er jagt, sein einziger Lebensinhalt ist das Erlebnis auf diesem Jahrmarkt, bereit für die völlige Selbstaufgabe seiner materiellen Existenz. Nur ein Buch, nur eine Geschichte, doch auch Ariel verfällt der Idee hinter dem Buch und will es ausprobieren und ihren Horizont erweitern, erleben was der Protagonist erlebte. Und erlebt eine abefahrene Reise in die Welt des Geistes ...

SaschaSalamander 24.11.2011, 20.27 | (0/0) Kommentare | PL

Der Karpfenstreit

glattauer_karpfenstreit_1.jpgBegonnen und wieder abgebrochen. Eigentlich bin ich ja begeisterter Leser von Daniel Glattauer. Was ihn allerdings beim KARPFENSTREIT geritten hat, vermag ich nur zu ahnen. Vielleicht liegt es daran, dass ich als Weihnachtsmuffel diese Form der heuchlerischen Weihnacht selbst nie erlebt habe. Oder vielleicht wollte er einfach witzig sein und hat sich einfach mal vertan. Bei so vielen genialen Titeln wie GUT GEGEN NORDWIND, DARUM, JETZT NICHT MAMA, THEO und anderen darf ihm sowas schon mal passieren, ist ja auch nur ein Mensch ;-)

Eine Aneinanderreihung von Auflistungen. Über die Art der Katastrophen und Streitthemen, jedoch nicht in witzige Anekdötchen verpasst, sondern als eine Art "Anleitung zum Nicht-Selbermachen" monoton beschrieben. Und dann auch noch weitere Einteilungen, z.B. welche Arten von Kipferlfreunden es gibt, welche Arten von Weihnachtsbaumkäufern, etc. Naja, sowas bin ich von gmx, Brigitte und Co gewöhnt, aber nicht von Glattauer. Schade.

Naja, wie gesagt: vielleicht muss man Weihnachtsfan sein, um dieses Buch zu mögen. Für Muffel wie mich empfehle ich da eher Titel wie >DAS FEST< von John Grisham.

SaschaSalamander 22.11.2011, 16.43 | (0/0) Kommentare | PL

Das Scheißleben meines Vaters

altmann_bio_1.jpgEine Rezension werde ich nicht schreiben. Denn DAS SCHEIßLEBEN MEINES VATERS, DAS SCHEIßLEBEN MEINER MUTTER UND MEINE EIGENE SCHEIßJUGEND ist kein Roman, sondern es ist eine Biographie, eine Katharsis, eine Abrechnung, ein Schicksal. Es sind die persönlichen Gedanken eines Mannes. Was sein Ziel des Schreibens war, weiß ich nicht. Vielleicht wollte er mit seiner Familie, den alten bigotten Moralvorstellungen der Altöttinger und den heuchelnden Wallfahrern abrechnen. Vielleicht wollte er es endlich mal rauslassen und sich davon befreien. Vielleicht wollte er einfach nur erzählen. Ich weiß es nicht, und es geht mich auch nichts an.

Der Autor ist bekannter Reisejournalist und hat bereits viele Bestseller veröffentlicht sowie für Magazine wie Geo geschrieben und auch einige Preise für sein Werk erhalten. Mir persönlich war er bis zum Erscheinen dieses Buches nicht bekannt, da ich mich weniger mit dem Genre Reisen befasse, aber an diesem Titel kann man schlecht vorbei, und ich habe einiges davon gehört.

Er beschreibt seine Jugend im bayerischen Wallfahrtsort Altötting. Die prügelnden Lehrer, die scheinheiligen Pfaffen, die heuchelnden Wallfahrer. Aber vor allem seine Familie. Die Mutter, die ihn als Baby töten wollte und später die Kinder alle im Stich ließ und statt die Kinder gegen den Vater zu verteidigen einfach floh. Und den Vater, den Tyrann, das Arschloch. Prügelnd, schreiend, unberechenbar.

Altmann erzählt von seinen Träumen als Kind und deren Platzen, von seinem Versagen. Von seiner Hilflosigkeit gegen den Tyrann. Und es ist verdammt harter Tobal. Ich konnte das Buch nicht am Stück lesen, sondern zum Glück sind die Kapitel sehr kurz, teils nur eine halbe Seite, manchmal mehrere Seiten, sodass ich immer nur ein paar einzelne Seiten las und das Buch auf etwa zwei Wochen verteilte. Nein, das kann man nicht leicht verkraften, was er schreibt.

Wie gesagt: ein Urteil dazu maße ich mir nicht an. Was ich aber sagen kann: es war hart zu lesen, und "gefallen" ist das falsche Wort. Aber es fesselte. Ein so ehrliches und offenes Buch habe ich selten gelesen, und der Autor schönt nichts, weder sprachlich noch inhaltlich. Und er schont auch nicht, weder der Leser noch sich selbst. Knallhart und direkt seine Worte. Ich habe das Buch gern gelesen. Aber jetzt bin ich froh, dass es vorbei ist. Neugierig auf seine anderen Titel wurde ich allerdings, vielleicht werde ich mir hier und da mal ein Buch von ihm schnappen, der Buddha-Titel klingt schon mal sehr interssant, ...

SaschaSalamander 22.11.2011, 10.30 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Der Hundertjährige

Leider fällt es mir schwer, eine Rezension zu DER HUNDERTJÄHRIGE, DER AUS DEM FENSTER STIEG UND VERSCHWAND zu schreiben. Denn es Buch ist enorm komplex, und außerdem finde ich nicht so wirklich die richtigen Worte, meine Begeisterung zu formulieren. Deswegen einfach ein paar Gedanken :-)

Allan wird hundert, unzählige wichtige Menschen rücken an zum Feiern. Das ist Allan zuviel, und er steigt aus dem Fenster. Am Bahnhof klaut er einen Koffer (der statt der erwarteten Schuhe leider 50 Mio Drogengeld enthält) und macht sich auf in den nächsten Ort, wo er Julius kennenlernt. Gemeinsam machen sich die Männer auf den Weg und treffen später auch noch auf Benny, Gunilla samt Buster und Sonja sowie einige andere, die sich ihnen anschließen.

Das Buch hat mehrere Handlungsstränge: Allans Roadtrip. Die Suche der Polizei und Presse nach Allan, der sich inzwischen sogar des Mordes verdächtig macht. Die Suche des Gangsterbosses nach dem Koffer und seinem Dieb. Und Allans bewegte Vergangenheit von 1905 bis 2005.

Obwohl er polistisch nicht interessiert ist, mischt Allan ungewollt ziemlich bei einer Menge wichtiger Momente der Weltgeschichte mit. Ähnlich wie Forrest Gump ist er ein naiver, liebenswürdiger Kerl, der immer wieder von einem Moment in den nächsten tapst und darauf wartet, was das Leben ihm diesmal schenkt. So begegnet er bzw beeinflusst er Kim-Il Jong, Truman, Roosevelt, Stalin, Einsteins Bruder, Churchill, Mao und einige andere. Er überquerte den Himalaya, war in einem U-Boot, verbrachte viel Zeit in einem Gulag und hatte einen nicht unbedeutenden Anteil an der Atombombe.

Das Ganze ist durchwandert von rabenschwarzem Humor. Ein paar skurille Todesfälle gibt es, jede Menge Verwirrungen und mittendrin Allan, der eigentlich gar nicht so recht begreift, was er da eigentlich tut. Eben genauso wie Pu der Bär oder Forrest Gump. Er tut es einfach, und es wird dann schon irgendwie gut.

Ein paar Längen hatte das Buch für mich, weil ich gestehen muss, dass ich in Geschichte nicht so versiert bin wie ich es für das volle Verständnis dieses Buches sein müsste. Ich wage zu behaupten, dass es vielen Lesern ähnlich ging. Aber wie bei des Kaisers neue Kleider - wer würde es schon zugeben, wenn so viele Leute loben und man selbst sich so klein fühlt, nur einen Teil zu verstehen? Doch, ich stehe dazu. Es ist stellenweise hochpolitisch, und nicht jede Anspielung habe ich verstanden, viele Witze gingen leider an mir vorbei, vermute ich. Aber ich habe es nicht vermisst, denn auch ohne volle historische Kenntnisse gab es viel zu Schmunzeln, ich würde am liebsten hier an die 50 Zitate bringen, eines besser als das andere.

Keine Action, keine Romantik, kein Fantasy, kein Drama, aber auch kein Roadmovie oder Krimi. Eigentlich nur eine Erzählung. Aber was für eine! Ein Buch, das den Weg in mein Regal "Lieblingsbücher" geschafft hat und seinen Erfolg zu Recht verdient.

SaschaSalamander 15.11.2011, 09.28 | (0/0) Kommentare | PL

Der Hundertjährige

jonasson_hundertjaehrige_1.jpgEigentlich wollte ich noch ein weiteres Zitat posten. Aber dann kurz darauf das nächste. Und noch eines. Und dann all die vielen Momente, die man nicht zitieren kann, weil sie sich aus der Situation ergeben und über mehrere Seiten hin erstrecken.

Auf die Story war ich neugierig. "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" klingt ja schon witzig, und die Story klang nett. Aber als ich es anforderte, da rechnete ich damit, dass es auf dem SuB eher nach hinten rutscht, nette Lektüre irgendwann mal. Dann hielt ich es in der Hand, las den ersten Satz, und dann noch einen, noch einen, ...

Der Humor trifft genau meinen Geschmack, er ist rabenschwarz und absolut trocken. Man muss schon sehr genau hinsehen. Einzelne Situationen stechen ins Auge, sind witzig, aber die eigentliche Komik steckt hinter den Worten. Es ist einfach zum Piepen! Die Charaktere, die irrsinnige Situation an sich. Und überhaupt ...

SaschaSalamander 08.11.2011, 17.51 | (0/0) Kommentare | PL

Der Hundertjährige

Erst ein paar Seiten gelesen, aber schon hat mich das Buch in seinen Bann gezogen. Zwei Zitate, die in meinen Augen den Humor wundervoll widerspiegeln, schwarz und subtil:

Außerdem experimentierte er fleißig in der Kiesgrube hinter der Hütte [mit Sprengstoff] - bei einer Gelegenheit gleich so fleißig, dass die zwei Kilometer entfernt grasende Kuh seines Nachbarn eine Fehlgeburt erlitt. (S. 39)

Er arbeitete als Knecht auf dem Hof und bekam jeden Tag Prügel von seinem Vater, welcher der Meinung war, dass sein Sohn zu gar nichts taugte. Als Julius fünundzwanzig war, starb erst seine Mutter an Krebs, und ihr Sohn trauerte sehr um sie. Wenig später ertrank der Vater im Sumpf, bei dem Versuch, eine Kuh zu retten. Auch da trauerte Julius sehr, denn er hatte wirklich an der Kuh gehangen. (S. 22)

aus: Jonas Jonasson:  Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand; Carl´s Books, 2011

SaschaSalamander 07.11.2011, 17.03 | (0/0) Kommentare | PL

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