SaschaSalamander

Blogeinträge (themensortiert)

Thema: Rezensionen Hörspiel

Mord in Serie 16 - Tod über den Wolken

MORD IN SERIE ist eine Reihe von Contento Media, über die man Hörspielfans eigentlich nichts mehr erzählen muss. Bisher habe ich hier noch nichts darüber geschrieben. Zu Beginn (Juli 2012) dachte ich "erst mal reinhören, abwarten", aber inzwischen wird bereits Folge 15 veröffentlicht. Die Serie hat sich recht schnell etabliert und gehört zu den Veröffentlichungen, auf die viele Hörer ungeduldig warten.
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SaschaSalamander 05.02.2015, 08.38 | (0/0) Kommentare | PL

Mindnapping 16 - Vier Köpfe

Die aktuelle Folge MINDNAPPING nennt sich VIER KÖPFE und stammt von >Simon X Rost<, den ich Hörspielfreunden nicht mehr vorstellen muss. Er ist ein Garant für packende Spannung, und er nimmt kein Blatt vor den Mund, Zartbesaitete sollten sich vorsehen. Gut, er kann in Kinderserien wie den Playmos auch anders, aber ich halte mich dann doch an die erwachseneren Titel von ihm, zB aus dem DARKSIDE PARK, PORTERVILLE, MITSCHNITT oder eben Mindnapping.

Timothys Vater ist als Soldat in Afghanistan stationiert, sein Sohn verehrt ihn als Held. Die Mutter muss nun alleine für das Kind sorgen und reist mit ihm als Altenpflegerin durch das Land. Diesmal verschlägt es sie zur alten Miss Clawfield, die gebrechlich ist und langsam dement wird. Aber was sind das für seltsame Geräusche nachts im Haus? Und auch sonst scheint nicht alles mit rechten Dingen zuzugehen. 

Und wieder eine sehr experimentelle Folge, genau das macht MINDNAPPING aus. Dieses Mal liegt das Experiment darin, die Geschichte rückblickend mit einem kleinen Jungen als Ich-Erzähler zu präsentieren. Etwas ist passiert (was genau, erfährt man natürlich erst am Ende), und nun soll Timothy der Polizei schön der Reihe nach erzählen, was sich ereignet hat und wie es zu diesem tragischen Vorfall kommen konnte.

Der Sprecher Philip Draeger, der den Protagonisten verkörpert, macht seine Sache hervorragend. Er glänzt besonders in den Dialogen des Hörspiels, agiert wie selbstverständlich mit den Erwachsenen und passt hervorragend zu seiner Rolle. Als Ich-Erzähler dagegen klingt er für meinen Geschmack leider etwas hölzern. Das liegt allerdings nicht an seinen Fähigkeiten sondern daran, dass kein Kind dieses Alters die Sätze so sagen würde. Es klingt, als läse ein Erwachsener einen Roman vor, die Sätze und Worte sind zu wohlgewählt, zu erwachsen. 

Das ist leider der Punkt, wo ich mich frage "wie hätte man es besser machen können", und ich kann es offen gesagt nicht beantworten. Denn würde er reden, wie ein Junge diesen Alters, würde es sehr schnell anstrengend werden, auch würde dann der Erzähleffekt, der hier ja getestet wird und ein wichtiger Teil der Story ist, nicht mehr zünden. So aber greift ständig der Korrekter, den ich in mir trage (ich kann ihn leider nicht ausstellen, sosehr ich mir das oft wünsche) und sagt "woher kennt er dieses Wort" oder "der Satz ist zu lang für gesprochene Rede" oder "würde ein Kind niemals sagen". Ich konnte mich aus diesem Grund nie wirklich auf das Hörspiel einlassen. 

Die anderen Sprecher machen ihre Sache im Hörspiel ebenfalls klasse, allen voran Luise Lunow, die ich schon mehrere Male im DARKSIDE PARK oder hier bei MINDNAPPING hören durfte und die ich als alte Dame einfach unschlagbar finde. Sie hat diese vordergründig freundliche Art, hinter der etwas Tiefes, Düsteres schlummert, ihre Darstellung der verwirrten (ist sie das wirklich?) Frau trägt sehr zur unheimlichen Stimmung von VIER KÖPFE bei. 

Auch Uve Teschner als der anstehende Erbe, Kerstin Draeger als Altenpflegerin und Holger Löwenberg als indianischer Gärtner liefern die gewohnte Leistung, Piedesack und Petruo als Officer sind so routiniert, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Besonders in dieser Folge empfand ich das Miteinander der Akteure sehr harmonisch. 

Die Story selbst bleibt lange unklar. Mutter und Sohn kommen an -  hier ein Gespräch mit dem Indianer, dort eine lebhafte Szene mit der alten Dame, dann die Turteleien zwischen der Mutter und dem Mitbewohner, dazwischen immer wieder Timothys Erzählungen. Hier hätte man meiner Ansicht nach etwas straffen müssen, zu langsam baut sich die Spannung auf, und einige Male hätte der Autor mich fast auf halbem Weg verloren. Andeutungen gibt es einige, etwa die Frage, ob es mit dem Indianer und alten Mythen zu tun haben könnte. Die Frage, was nun der Folge den Titel gab. Reale Ursachen, vielleicht ein Einbrecher nachts? Warum die Unstimmigkeiten im Verhalten der alten Dame?

Erst ganz am Ende, quasi in den letzten Minuten, erfährt man worauf es hinausläuft, und wie üblich für Mindnapping in wortwörtlich allerletzter Minute zack noch ein Twist. Alles erscheint in neuem Licht. Ich gebe zu, dass ich in dieser Form nicht unbedingt damit gerechnet hatte, die Richtung mir aber klar war, weil (neeeee, kein Spoiler, seid unbesorgt. Aber ich analysiere eben gerne das, was ich konsumiere, und da gibt es eben doch ein paar Grundregeln, und auch Mindnapping hält sich da an bewährte Rezepte). Aber ich denke, dass es für die meisten Hörer sehr überraschend kommen wird, also seid auf der Hut, denn nicht immer sind die Dinge, wie sie scheinen ;-)

Dann kommt noch der Aspekt mit Hitchcock hinzu. "Der unsichtbare Dritte" ist ein Film, auf den hier immer wieder Bezug genommen wird. Ich kann da leider gar nicht mitreden, denn ich habe den Film nie gesehen. Auch historisch und kulturell gibt es einiges zu erkennen. Vielleicht liegt mein Problem mit dieser Folge nicht nur an dem kindlichen Ich-Erzähler sondern auch daran, dass ich vieles nicht verstanden habe und so einige Momente einfach unentdeckt an mir vorbeigerauscht sind, ich hatte nicht einen einzigen Aha-Moment. Vermutlich hat VIER KÖPFE weit mehr zu bieten, als ich darin erkennen konnte, zumindest entnehme ich das anderen Kritiken. 

Ein Fazit fällt mir diesmal schwer. Ich selbst konnte, wie gesagt, wenig damit anfangen. Der Anfang zog sich für mich zu lang, beim Erzähler habe ich gedanklich immer korrigiert, und ich bin hier und da immer wieder ausgestiegen, weil es mich einfach nicht packen konnte, mir auch der Background zum Verständnis der feineren Pointen fehlte. Das sind aber Dinge, die ich nur begrenzt dem Hörspiel anlasten möchte. Denn im Grunde haben Simon und MINDNAPPING alles richtig gemacht: 

Krachbumm kann jeder, die leisen Untertöne dagegen beherrschen nur wenige. In diesem Fall geschieht dies vor allem durch eine dichte Atmosphäre, eine dezente und umso intensivere Musikuntermalung, äußerst gelungene Sprecher und die anfangs absolute Unwissenheit des Hörers. Auch die Idee mit Timothy als rückblickendem Erzähler ist etwas Neues, das von der Grundidee her genial ist. Mein Mann hat die Folge gehört und war ziemlich begeistert, wie sich die Handlung schrittweise annähert, wie Vergangenheit und Gegenwart nun aufeinander hinarbeiten, bis hin zur Fortführung der Geschichte und der darin enthaltenen Überraschung. Der Autor hat die Möglichkeiten, die sich durch Timothy als Erzähler ergeben, hervorragend genutzt!

Alles in allem: eine sehr ungewöhnliche Folge, die vielleicht nicht jeden Geschmack trifft, dafür aber wieder einmal neue Maßstäbe setzt und anderen Hörspielen zeigt, wie man die plattgetretenen Pfade verlässt und sich einen eigenen Weg durch den Audiodschungel schlägt. Ich bin gespannt, was wir mit MINDNAPPING noch alles entdecken werden ... 


SaschaSalamander 18.07.2014, 14.12 | (0/0) Kommentare | PL

Mindnapping 15 - Einsamer Anruf

Eine junge Frau bewirbt sich als Mitarbeiterin bei einer erotischen Hotline. Sie erfährt so manches über die Abgründe der menschlichen Lüste. Doch dann hat sie plötzlich einen Anrufer am Apparat, der deutlich zu weit geht. Und aus den Telefonaten wird eine reale Bedrohung. 

Autor dieser Folge ist André Minninger. Ich war im ersten Moment irritiert, kannte ich ihn doch nur von den Fragezeichen und somit als Schreiberling für Kinder- bzw Jugendserien. Und tatsächlich ist die vorliegende Folge von Mindnapping sein erster Ausflug in die Welt der Erwachsenenhörspiele. Noch dazu ein ziemlich gewagter, wenn man sich das Thema ansieht ;-)

Die Geschichte beginnt mit ziemlich vielen Erklärungen, die Einleitung ist ungewöhnlich lang, bevor dann tatsächlich der Thrill auftritt. Trotzdem empfand ich diese Einleitung nicht als langweilig (wenn auch für die Reihe Mindnapping untypisch) sondern habe mich gut unterhalten, als die ersten Telefonate geführt wurden und der Hörer in das Setting eingeführt wurde. Dann kommt es zur ersten Begegnung mit dem Antagonisten, die Lage spitzt sich immer mehr zu, und dann am Höhepunkt der typische Twist. 

Zugegeben, der Twist kommt überraschend, aber so ganz überzeugt hat er mich nicht. Es ist zwar, wenn man es ein wenig dreht und ein Auge zudrückt in sich schlüssig, jedoch wirkt es leider ein wenig konstruiert, nicht so ganz stimmig zum Rest der anfangs sehr gelungenen Folge. Die Geschichte bot insgesamt sehr viel Potential, das im Moment der Wende dann leider verschenkt wurde. Es hätte eine pfiffige, heiße und packende Story sein können, wird mit dem Hintergrundwissen beim weiteren Hören dann allerdings etwas flach und geradlinig. 

Interessant finde ich, wie das Thema Erotik und Hotline hier angegangen wird. Anfangs dachte ich, es würde ähnlich wie bei Dopamin ordentlich zur Sache gehen, aber das ist hier nicht der Fall. Minninger lotet zwar einige Untiefen aus, überlässt es jedoch der Phantasie der Hörer, was sie sich nun darunter vorstellen. Der Blick hinter die Kulissen der Erotikhotlines ist zwar fiktiv, jedoch kann ich mir sehr gut vorstellen, dass es so tatsächlich ablaufen könnte. Sex als Ware, das wird hier sehr schön präsentiert. 

Gut finde ich auch, wie die Handlung diesmal erzählt wird. Da EINSAMER ANRUF vor allem vom Telefonieren handelt, wird die Geschichte sehr dialoglastig erzählt. Wenig Actionsequenzen, kein Gerenne, Geschrei. Was geschieht, erfährt man allein aus dem Gespräch der Mitarbeiter untereinander. Das kommt mir sehr gelegen, entspricht genau meinem Stil und hat mir sehr gefallen. Ich kann mir vorstellen, dass das manchen Hörern aufstoßen könnte, weil man mit Hörspielen ja doch eine Handlung mit mehr Soundkulisse erwartet, aber ich finde es schön, dass Mindnapping immer wieder neue Wege geht und mit ungewöhnlichen Ansätzen experimentiert. Ich finde, das ist hier diesmal absolut gelungen!

Die Sprecher sehe ich dieses Mal etwas gemischt. Michael von Rospatt bringt seinen Part herrlich widerlich rüber, er ist eine große Bereicherung für diese Folge. Bekannte Sprecher wie Robert Missler, Luise Lunow oder Martin Sabel in kleinen Nebenrollen verleihen diesmal die gewisse Würze. Anja Topf und Gabi Libbach, hm, sie machen ihre Sache nicht schlecht, aber es fehlt ein wenig Feuer. Gerade, weil die aktuelle Episode extrem dialoglastig ist, wäre da ein bisschen mehr Einsatz wünschenswert gewesen. Es liegt zum Teil allerdings auch an den Rollen, die extrem schwer zu verkörpern sind, die skrupellose Chefin kommt sehr gefühlskalt beim Hörer an, das ist Absicht für die Story, für die Umsetzung jedoch etwas monoton. Auf den Twist der Mitarbeiterin kann ich nicht eingehen, diesen kann sie jedoch sehr gut darstellen. Im Nachhinein wirkt die Unschuld einerseits, das professionelle Auftreten andererseits sinnig, beim ersten Hören allerdings wirkt es sehr gekünstelt. Liegt in diesem Fall jedoch an der Rolle, nicht an der Sprecherin, das ist einfach verdammt schwer umzusetzen. 

Die Musik fügt sich für meinen Geschmack sehr gut in das Hörspiel, sie fiel mir nicht negativ auf, hat die Story nicht überlagert und konnte eine gute Atmosphäre vermitteln. 

Jede Folge bei Mindnapping ist ein neues Experiment, sei es mit Crossover, neuem Autor, ungewöhnlichem Konzept oder einer anderen Überraschung. Da ist es logisch, dass man stets unterschiedliche Hörergruppen anspricht. Was mich betrifft, ich fand EINSAMER ANRUF sehr unterhaltsam. Stellenweise recht spannend, wenn auch nicht schlafraubend. An meine liebsten Folgen kommt es nicht ganz heran, insgesamt aber hat es mir wieder gut gefallen. Besonders die ungewöhnliche Erzählweise ist hervorzuheben und interessant zu hören.

SaschaSalamander 18.03.2014, 09.13 | (0/0) Kommentare | PL

Amadeus 07 - Goliath

Die aktuelle Folge GOLIATH der Reihe AMADEUS setzt diesmal an den Geschehnissen der vorherigen Episode >TEUTOBOCHUS< an. Konnte man die Hörspiele anfangs getrennt hören, so wird die Handlung immer dichter, sodass Einzelfolgen für Neueinsteiger keinen Sinn mehr ergeben würden. Beim Rezensieren setze ich also die Kenntnis der bisherigen CDs voraus :-)

Das Hörspiel startet mitten in der Handlung. Mein erster Gedanke war nur "hab ich da was verpasst?". Doch schnell zeigte sich, dass hier geschickt mit Rückblicken gespielt wird. Mozart und Resch fliehen mit einem Kopf und einer bewusstlosen Frau durch die Straßen, um sich dann im Geheimen mit jemanden zu treffen und endlich zu erzählen, wie es zu dieser wilden Verfolgungsjagd kam und was es mit dem abgetrennten Kopf auf sich hat. Anfangs recht verwirrend, steigt man jedoch bald in den diesmal etwas anders gestrickten Aufbau ein und vermag der Handlung zu folgen. Fordernde aber gelungene Abwechslung!

So spannend die bisherigen Folgen waren, mit GOLIATH wurde es wirklich auf die Spitze getrieben, und immer mehr zeigt sich, welch genialer Geist hinter dem Gesamtkonzept der Reihe steckt.

Ich bin des Lobes voll und weiß offen gesagt dennoch nicht, wie ich das in Worte fassen könnte. Denn im Grunde kann ich nur wiederholen, was ich schon in den bisherigen Folgen sagte: tolle Sprecher, perfekt passende Musik, dichte Atmosphäre, gelungene Unterhaltung, komplexe und anspruchsvolle Story, derber Humor vom Feinsten, authentisch umgesetzte Historie. Eine Mischung, die den Hörer in jeder Sekunde fordert und ihm alles abverlangt. Nur eben noch mehr als bisher schon. Amadeus war bereits ab der ersten Folge gelungen, steigert sich von Mal zu Mal, und ich habe langsam die Befürchtung, dass mein Anspruch an die Serie sosehr wächst, dass sie ihn irgendwann nicht mehr erfüllen kann. Denn seit der vierten Folge hat AMADEUS eine Richtung eingeschlagen, die für den Hörer bisher noch nicht zu überblicken ist und ihn an die Reihe fesselt. 

Die Wartezeit auf die nächste Folge wird zur Folter, und ich kann diese Zeit nur überbrücken, indem ich zum mehrfach wiederholten Male die ersten Folgen höre, vielleicht ein paar Hinweise auf Kommendes entdecke und die Handlung besser erfasse als beim ersten oder zweiten Durchlauf.

Mozart hat geschafft, was noch kein Hörspiel bisher vermochte: wenige Ausnahmen (Bedfort, Mindnapping, Jonas, Freud, Poe) habe ich zweimal gehört. Aber kein Hörspiel öfter. AMADEUS läutet für mich nun Runde drei ein. Und irgendwann, wenn Folge 10 oder 11 erscheint vermutlich Runde vier. 

Wer ist Samiel? Was hat es mit dem geheimen Orden auf sich? Welche Rolle wird der Kaiser in all dem spielen? Wie wird es mit Mozart und Resch weitergehen? Und was haben die Andeutungen des Erzählers (Resch) zu bedeuten? Wir können nur hoffen, dass AMADEUS noch möglichst lange fortgeführt wird und das Niveau halten kann. 

Der Hörplanet hat mit AMADEUS die Latte für gelungenes Hörspiel gewaltig hochgesetzt. Die Konkurrenz hat es bei mir wirklich nicht mehr leicht, sich daran zu messen!


SaschaSalamander 06.02.2014, 08.37 | (0/0) Kommentare | PL

Lady Bedfort 69 - Die eingebildete Kranke

Klappentext: Nach langer Suche hat Clara Bedfort endlich ihre Tante ausfindig machen können, doch der Besuch bei Amy Knowland beginnt mit einer großen Enttäuschung: die alte Dame erkennt sie kaum wieder und wirkt äußerst verwirrt und ängstlich. Sie behauptet, dass sie nachts von ihrem Fenster aus beobachtet habe, wie eine junge Frau in einen dunklen Van gezerrt und entführt worden sei. Allem Anschein nach nichts als Hirngespinste, doch als dann auch noch Mrs Knowlands Pflegerin verschwindet, beginnt Lady Bedfort ihrer Tante zu glauben.

DIE EINGEBILDETE KRANKE wurde von Thorsten Beckmann geschrieben, der unter anderem >DIE WEISHEIT DES CICERO< und >DIE CHINESISCHE UHR< verfasste. Ich finde, er macht sich inzwischen richtig gut und passt zum Stil der Reihe. Seine Stärke liegt vor allem darin, mit wenigen Beteiligten komplexe Settings zu erschaffen, die weit mehr Verwicklungen in sich bergen, als es zuerst möglich erscheint. Ich gebe zu, dass er es geschafft hat, mich lange an der Nase herumzuführen. Natürlich bleiben bei der begrenzten Zahl der Beteiligten nur wenige Täter zur Auswahl, trotzdem hat sich die Geschichte sehr schön entwickelt und mich einige Male auf die falsche Fährte gelockt. 

Einzig anzumerken ist der Einstieg, der etwas lang geraten ist und vom Storytelling her hätte gekürzt werden können. Ich habe mich einige Zeit gefragt "wann passiert jetzt endlich mal was". Aber wirklich gestört hat mich das nicht, nachträglich betrachtet sogar im Gegenteil. Denn dadurch konnte man sich schön in die Szene einfinden, und ich habe es genossen, Max wieder in Höchstform zu erleben. Hier konnte er so richtig in seiner Rolle als Butler aufgehen, wenn auch stärker und selbstbewusster als in den alten Folgen. Ich hatte auch meine Freude daran, wie die beiden alten Damen immer wieder aneinanderprallten, zwei Sturköpfe und dazwischen der junge Butler, eine sehr schöne Konstellation. Auch die Ermittlungsarbeit bekam dadurch ziemlich Pfeffer, sodass das Hören richtig Spaß machte. 

Brigitte Grothum als Amy war wirklich klasse, und fast wünsche ich mir, die alte Dame würde zukünftig noch öfter auftauchen. Überzeugend spielt sie die resolute und doch verwirrte Tante, die ein ideales Gegenstück zu Lady Bedfort darstellt. Auch die anderen Rollen sind mit Markus Pfeiffer, Peter Weis, Gerald Paradies, Maria Koschny und Philine Peters-Arnolds gelungen besetzt. Die Macher des Labels haben ein gutes Gespür dafür entwickelt, welche Sprecher harmonieren und sich gut in der Serie einfügen. Besonders in den letzten Folgen fällt auf, wie gut die jeweiligen Stimmen ineinandergreifen und zu den jeweiligen Charakteren passen, dafür ein großes Lob!

DIE EINGEBILDETE KRANKE ist somit eine Folge voller schrulliger Charaktere, einer großen Portion Max und dazu eine dicht gewebte Story, die zu erzählen der Autor sich genügend Zeit nimmt. Eine Folge zum Immerwiederhören.

SaschaSalamander 13.12.2013, 08.39 | (0/0) Kommentare | PL

Lady Bedfort 68 - Die drei Furien

Ein Mann treibt tot im Pool. Drei Frauen legen bei der Polizei ungefragt ein Geständnis ab. Doch keines davon will so wirklich überzeugen. Der Tote hatte viele Feinde, und nur langsam kommen Inspektor Gomery und Inspektor Miller den Hintergründen um den ermordeten Immobilienmakler auf die Spur. 

DIE DREI FURIEN ist wieder eine Folge von Wolfgang Schroeder, dessen letzte Episode >DIE ELF GESCHWORENEN< mir recht gut gefallen hatte. Auch hier bringt der Autor wieder eine schöne Idee ein: statt lange nach Schuldigen zu suchen, serviert er die Täter direkt auf dem Silbertablett. Dem Hörer ist natürlich klar, dass das nicht alles sein kann mehr dahinter steckt. Geübte Krimifans haben natürlich auch sofort eine Ahnung, die sich recht bald als richtig herausstellt. Hier wäre es nett gewesen, den Täter auf andere Weise zu präsentieren, denn auf diese Weise war leider sehr schnell klar, was vor sich geht. Die Spannung hielt sich in dieser Folge also eher in Grenzen. Doch die Umsetzung an sich ist gelungen, wie die Lady, Tim und die Polizei anfangs im Dunkeln tappen, bis sich nach und nach das gesamte Ausmaß entrollt. Auch, dass Inspektor Gomery dieses Mal eine größere Rolle bekommen hat, gefällt mir zur Abwechslung sehr gut. 

Ein klassischer Fall also wieder, der neben der Story diesmal besonders durch die Sprecher zu gefallen weiß. Sabine Jäger, Christine Pappert, Karen Schulz-Vobach, Joseline Gassen und Marie Bierstedt, da muss ich nichts mehr vorstellen, sie alle machen ihre Sache hervorragend, drücken dem jeweiligen Charakter ihren eigenen Stempel auf und wissen sehr gut gegeneinander wie auch als Team zu agieren, sodass beim Hörer immer das Gefühl bleibt, dass hinter dem Gesagten noch sehr viel Unausgesprochenes schwebt und der Handlung dadurch einen Hauch von "Geheimnis" verleiht. 

Alles in allem also eine Folge, die zwar etwas weniger Spannung bietet, dafür aber sehr gute Charaktere mit passenden Dialogen in sehr guter Umsetzung. Eine Folge, wie ich sie sehr gerne gehört habe und auch gut für Neueinsteiger empfehlen kann.

SaschaSalamander 09.12.2013, 09.05 | (0/0) Kommentare | PL

Lady Bedfort 67 - Die verschlossene Kammer

Ein junges Pärchen interessiert sich für das Haus - und am nächsten Tag verstirbt die Eigentümerin, die das Grundstück niemals verkauft hätte. Reichlich mysteriös. Und wie es der Zufall wieder einmal will - die Verstorbene ist Max´ Vermieterin. Klar, dass Lady Bedfort im nächsten Moment an Ort und Stelle ist, noch vor der Polizei ;-)

Altes Haus, jemand soll ausziehen, es spukt, andere wollen unbedingt das Grundstück haben. Woher das plötzliche Interesse? Nein, wirklich neu ist die Idee nicht, und daher dürfte die Auflösung auch kaum jemanden überraschen. Und trotzdem weiß die aktuelle Folge wieder zu gefallen:

abgesehen von der recht bald versterbenden Vermieterin gibt es nur vier zusätzliche Akteure: das junge Pärchen, ein Bankangestellter und der Makler. Dass nur einer von ihnen (oder mehrere) der Täter sein kann, ist wohl kein großer Spoiler. Und doch verfolgt man gespannt, wie sich die Handlung entwickelt, welche Entdeckungen die Lady macht, wie sie ermittelt und wer nun schuldig ist. Denn auch, wenn die Grundidee dahinter oft eine ähnliche ist, das Karussell dreht sich jedes Mal neu, das genaue Motiv variiert, die Beteiligten sind auf unterschiedliche Weise verstrickt. 

Dazu kommt, als Schmankerl für Max-Fans, dass er das erste Mal seit seinem Auftauchen wieder richtig dabei ist. Nicht in kleinen Szenen und Dialogen, sondern als Protagonist, der nicht nur den Mord beobachtete, sondern auch endlich wieder neben der Lady ermittelt.  

Es ist schön, dass verschiedene Autoren an der Serie arbeiten, durch die verschiedenen Ideen kommt Abwechslung und frischer Wind. Doch seit dem verrückten Hutmacher in Folge 37 ist es Marc Freund, der der Serie Stabilität verleiht und auf den man sich immer verlassen kann. Er vermittelt genau das richtige Flair, um sich in der Serie so richtig wohlzufühlen, und ich freue mich, dass gerade er diese für die Rahmenhandlung wichtige Folge geschrieben hat. 

Das neue digitale Orchester, das seit der letzten Folge zur Geltung kam, ist wirklich eine Bereichung für das Hörspiel. Und auch hinsichtlich der Sprecher wurde wieder geschickt ausgewählt: Sven Hasper, der aus AMADEUS gut bekannt ist sowie Jaron Löwenberg und Frau Pappert, die ebenfalls schon mehrfach bei Lady Bedfort auftauchten. Thomas Kästner und Evelyn Gressmann dagegen sind neu, und auch hier kann ich nichts einwenden. Der Hörplanet hat fast immer ein geschicktes Händchen für die richtigen Stimmen. 

LADY BEDFORT UND DIE VERSCHLOSSENE KAMMER ist somit eine Folge, die diesmal wenig Überraschungen bietet, über die ich nicht allzu viel erzählen kann, die dafür aber in gewohnter Qualität überzeugt und gefällt. 

SaschaSalamander 13.09.2013, 08.57 | (0/0) Kommentare | PL

Lady Bedfort 66 - Die Providence-Verschwörung

Die Lady und Professor Portman machen Urlaub: sie besuchen das Providence-Inn, das von seiner Cousine Kate geführt wird. Doch statt Urlaub wittert Clara Bedfort sofort einen Fall, als einige Scheiben des Hotels eingeworfen werden. Gegen Kates und Portmans Willen beginnt die alte Dame zu ermitteln. Und dabei gerät sie selbst ins Visier - sowohl der Täter wie auch der Opfer. 

Vor dem Hören ging ich mit etwas Skepsis an die Sache heran, ein beschauliches Hotel ist keine besonders neuartige Kulisse. Und Ermittlung statt Urlaub ist auch nicht neu. Dann fehlen auch noch Miller, Gomery, Tim, Max oder andere vertraute Personen. Wenigstens Portman war dabei, der mir von der ersten Folge an direkt ans Herz gewachsen war. Doch die Folge überraschte mich vom ersten Moment an, begonnen bei der Musik und dann hinsichtlich der Handlung bis hin zum Finale. Aber der Reihe nach:

Die Musik ist sehr ruhig und passt zu der beschaulichen Idylle des Hotels in bester Lage. Ein ruhiges Viertel, ohne Kriminalität, alles friedlich. Doch die Idylle wird schnell getrübt. Erste Flecken erscheinen auf der weißen Weste, die Musik wird etwas weniger harmonisch, und je mehr sich offenbart, desto mehr verändern sich auch die Melodien, das Tempo. Abgesehen von den klassischen Motiven wurden einige Themen eingespielt, die die Serie insgesamt einmal auflockern und mir sehr gefielen. Die Musik ist in der Regel immer stimmig, ich mag Rohlings Kompositionen, doch dieses Mal war die Musik für mich wirklich eines der Highlights der aktuellen Folge. 

Auf Nachfrage erfuhr ich dann, dass das Label nun mit einer neuen Orchester-Library arbeitet. Das erklärt dann auch den ungewohnten Sound. Die Instrumente können nun realistischer als bisher in ihren Spielarten eingesetzt werden. Aber bevor ich die technischen Hintergründe näher erkläre - hört es Euch einfach selbst an, die aktuelle Folge ist musikalisch wirklich ein Leckerbissen! Und mit dem Wissen um die neuen Möglichkeiten kann ich es kaum erwarten, wie sich das auf AMADEUS auswirken wird! 

Ein wenig schade fand ich storytechnisch, dass Portmann der Lady so wenig entgegenzusetzen hatte. Eigentlich empfinde ich Tim als denjenigen, der sich eher von ihr führen lässt und ihr nachgibt, während Portman seinen eigenen Kopf hat und ihr intellektuell wie auch in Charakterstärke gegenübersteht, deswegen mag ich die Folgen mit ihm besonders. Doch hier lässt er zu, dass sie sich in seine Familie einmischt, einfach ohne den Willen der Cousine ermittelt. Zugegeben war mir Clara in diesem Moment sehr unsympathisch. Aber okay, dieser Charakterzug ist es ja, der einen Teil der Reihe ausmacht, auch wenn wir ihn nicht immer mögen: "Dass Sie meine Hilfe ablehnen heißt nicht, dass Sie keine bekommen", wie sie gegenüber Kate ausdrücklich betont. Tja, so ist sie ;-)

Während ich mich in den ersten Tracks noch darüber ärgerte, dass sie wieder einmal viel zu weit ging - folgte kurz darauf die Rechnung, und die Wendung gefiel mir außerordentlich gut. Denn was hier passiert, war schon lange fällig: wer ständig in fremder Leute Angelegenheiten schnüffelt, wer überall Fragen stellt, der macht sich verdächtig. Und so kommt es, dass hier plötzlich alle gängigen Rollen von Täter, Opfer, Ermittler und Verdächtige komplett über den Haufen geworfen werden. 

Durch geschickte Szenenwechsel, in denen einzelne Beteiligte über die Anschläge und möglichen Verdächtige diskutieren, wird es ziemlich unübersichtlich. Jeder könnte der Täter sein, sogar die Polizei steckt möglicherweise hinter den Drohungen. Jeder verdächtigt jeden, ein herrliches Verwirrspiel, bei dem ich dieses Mal sehr viel lachen musste und so richtig Spaß beim Hören hatte. 

Autor ist wieder Yann Krehl, der bereits für >LB 59 - DIE RACHE DER DRUIDEN< das Skript schrieb. Und auch  hier kann ich wieder sagen: eine im Grunde eher simple Story, die aber durch bissige Dialoge, sehr geschickten Aufbau und interessante Szenenwechsel genau das bietet, was ich von Lady Bedfort erwarte: der richtige Mix aus ein wenig Spannung (dem Genre entsprechend eher soft), gepaart mit interessant ausgebauten Charakteren und pfiffigen Dialogen. Bitte mehr davon, Yann! :-)

Für die aktuelle Folge konnten einige neue Sprecher gewonnen werden. So haben - falls ich nichts übersehen habe - zum Beispiel Ulf-Jürgen Wagner, Gerald Paradies, Markus Pfeiffer ihren ersten Auftritt in der Reihe. Und ich fand sie passend gewählt, sie haben die undurchsichtigen Charaktere und ihre Verschwörungen sehr gelungen verkörpert.  Peters-Arnolds, Debora Weigert und Martin Kautz sind bereits aus früheren Folgen bekannt, auch hier fand ich die Sprecherwahl stimmig und gut für die Folge geeignet. 

Insgesamt eine Folge, die zwar etwas gemütlicher startet, die sich dann aber zügig entwickelt und richtig gute Dialoge, Szenen und komische Momente bietet. Und das neue Orchester kann sich wirklich hören lassen :-)

Wertung: 9,5 von 10 Drohanrufe

SaschaSalamander 09.09.2013, 08.52 | (0/0) Kommentare | PL

Mindnapping 14 - Blutstern

Die aktuelle Folge MINDNAPPING 14 - BLUTSTERN ist nach >DER TRAUMTÄNZER< und >BEYOND THE CHINESE THEATRE< wieder ein Crossover. Diesmal mit Leon Kramer. Und ich muss zu meiner Schande gestehen - ich habe, glaube ich, schon mal irgendwo den Namen gehört, aber mir sagt diese Reihe überhaupt nichts. Keine Idee, wo ich das einordnen muss. Daher bewerte ich das Hörspiel rein als Fan der Reihe Mindnapping, ohne die Zusammenhänge beurteilen zu können. Aber ein gutes Crossover muss es schaffen, die Freunde beider Seiten zufriedenzustellen, auch bei Kenntnis nur einer Reihe. Zum Autor Markus Topf kann ich wenig aus eigener Erfahrung sagen. Er schrieb bereits für mehrere Serien, etwa Pollution Police, Team Undervocer, Mord in Serie oder Christoph Schwarz sowie Drehbücher für RTL2. Das meiste davon ist mir unbekannt, in zwei der Hörspiele habe ich schon einmal hineingeschnuppert, Topf als Autor allerdings fiel mir noch nie zuvor direkt auf. Na, wenigstens das hat sich ab heute geändert :-)

Zum Inhalt: Leon Kramer, deutscher Ermittler im Ruhestand, wird hinzugezogen, als ein Serienmörder in New York umgeht. Es scheint sich um Ritualmorde zu handeln, und Kramer soll die entscheidenden Hinweise entschlüsseln. Obwohl es anfangs sehr gut vorangeht, ist ihm sofort klar, dass mehr dahinter stecken muss, und bald wird es richtig gefährlich für ihn und sein Team. 

Die Story entwickelt sich ziemlich geradlinig. Auch, wenn es eine Wendung gibt, ist diese vorhersehbar und bietet keine Überraschungen. Die Handlung beginnt im Vorspann mit lauter Musik, einem Mord, und dann taucht auch schon Leon auf. Die Ermittlungen laufen absolut klassisch ab, bieten für meinen Geschmack keine nennenswerten Höhen oder Tiefen. Als ich im Hörspiel das Spezialgebiet von Leon Kramer erfuhr, freute ich mich bereits auf Mysterium, Düsteres und auch Knallhartes. Aber knallhart und düster wirkte auch mich nur der Einstieg, wobei sich das nach einem sehr derben Schimpfwort dann auch erschöpfte und danach eigentlich sogar recht zahm ablief. Bin ich schon sosehr abgestumpft? Oder ist Leon Kramer eher eines der softeren Hörspiele? 

Statt einer mitreißenden Handlung wird verstärkt Augenmerk auf ereignisreiche Szenen gelegt. Es kam dennoch keine wirkliche Spannung bei mir auf, mir fehlte der Biss, ich fühlte mich offen gesagt unterfordert, und das bin ich bei MindNapping nicht gewohnt. 

MindNapping bedeutet für mich vor allem unerwartete Twists, düstere Geheimnisse, eine packende Story und von Beginn an die Frage, wie diese anfangs stets krude und verwirrende Story sich am Ende auflösen wird. BLUTSTERN habe ich gehört, die Zeit verging recht rasch wegen meiner Werkelei nebenbei, und dann dachte ich plötzlich "wie, das wars schon? Kommt da nicht noch mehr? War es das wirklich schon alles?" Mir fehlte einfach der Aha-Effekt am Ende, das Besondere, das MindNapping normalerweise auszeichnet, der Höhepunkt am Ende. Und trotz der vielen Charaktere wurde wenig Tiefe eingebracht, man hätte definitiv mehr aus der Story machen können, sehr viel mehr. Vielleicht hätten ein paar mehr Minuten dem Hörspiel gut getan.

Ich muss ehrlich sein, neugierig auf Leon Kramer hat mich diese Episode nicht gemacht. Falls alle seine Fälle so geradlinig ablaufen, falls er auch sonst so brav und nett wirkt wie hier, dann fehlt ihm für meinen Geschmack einfach der Biss. Der Beschreibung entsprechend hatte ich eher mit ein paar rotzigen Sprüchen gerechnet, mit einem markanten Kerl, einem der dem Okkulten und Dunklen die Stirn bietet. Statt dessen wirkte Leon auf mich eher wie ein Ermittler aus dem Sonntag-Abend-Tatort. Vielleicht ist die Reihe um den deutschen Leon tatsächlich etwas zahmer als Mindnapping. Dann könnte sie mir, falls sie diesen Stil insgesamt durchzieht, vielleicht sogar gefallen. Aber in Verbindung mit MindNapping ist es meiner Ansicht nach denkbar ungeeignet. 

Aber das soweit zu meinem persönlichen Geschmack. Was die anderen Punkte betrifft, überzeugt AudioNarchie wie gewohnt mit herausragender Qualität. Die Sprecherliste ist dieses Mal enorm lang, 19 Namen werden genannt, unter anderem Patrick Bach, Helmut Krauss, Fabian Harloff, Oliver Böttcher. Es fiel niemand negativ heraus, aber es hat sich auch keiner besonders hervorgetan, es war ein sehr gutes Miteinander. Wenig Biss, aber das lag nicht an den Sprechern sondern an der Story, die Cast selbst hat gute Arbeit geleistet und herausgeholt, was möglich war. Trotzdem - 40 Minuten und 19 Sprecher, das ist eigentlich schon Verschwendung :(

Soundtechnisch die erste Minute im Club sei verziehen, dort ist die Musik ja tatsächlich stets lauter als der Text (auch, wenn das für ein Hörspiel ungünstig ist). Ansonsten empfand ich die Musik als sehr stimmig, sie unterstrich die Atmosphäre und fügte sich gut zum Rest des Hörspiels. Aber wie bei allen anderen Dingen: handwerklich absolut top, aber nicht herausragend erwähnenswert. Auch die Effekte waren gut eingespielt und zeigen, dass AudioNarchie ein Label ist, das sich vor den großen schon lange nicht mehr verstecken muss.

Naja. Jetzt fällt es mir schwer, eine Gesamtmeinung zu bilden. Für ein Hörspiel zwischendurch schon ganz nett mit der Musik, den Sprechern, der Unterhaltung. Für Mindnapping allerdings war ich dann doch etwas enttäuscht, weil ich - nicht handwerklich, aber inhaltlich - Besseres gewohnt bin. BLUTSTERN ist nicht schlecht, aber es passt nicht zu MindNapping und hat mich zwar nicht generell enttäuscht aber doch sehr unterfordert. Darf bei dieser Reihe eigentlich nicht passieren ... 

Wertung: 6 von 10 Pentagramme


SaschaSalamander 06.09.2013, 08.45 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Amadeus 06 - Teutobochus

amadeus06_teutobochus_1.jpgKlappentext:
Es war der April des Jahres 1782. Während der zurückliegenden Wochen war meine seelische Verfassung von der Tatenlosigkeit, zu der ich verdammt war, zermürbt worden. Ich befand mich in einem Zustand der Verwahrlosung, als sich endlich eine neue Spur auftat. Wir hatten die Bärbel Glatzeder, das ehemalige Hausmädchen der Marschalls, aufgespürt. Würde sie uns sagen können, wohin die verschwundene Franziska verschleppt worden war? Doch sie lag schwerkrank darnieder, und ich hatte schon alle Hoffnung fahren lassen, als mich eine seltsame Vision ereilte: Ich sah Franziskas Entführung vor meinen eigenen Augen - ganz so, als ob ich leibhaftig dabei gewesen wäre. Ich sah die finsteren Mönche mit ihren scharfen Sicheln, und ich sah ein merkwürdiges Symbol auf ihren Unterarmen... Was wollte es mir sagen? Ich kam nicht dahinter, bis mein Freund Amadeus eine entscheidende Entdeckung machte...

Die aktuelle Folge ist dieses Mal insofern anders, als alle bisherigen Teile in sich geschlossen waren. Zwar gab es vereinzelt Bezüge zu vorherigen CDs, etwa wenn Figuren aus alten Geschichten auftauchten, doch man hätte jede für sich einzeln hören können. Dieses Mal ist es nicht mehr möglich, ohne Vorkenntnis der Folgen 1-5 die Handlung zu erfassen und mitten in der Serie einzusteigen. Das ist etwas, das mir sehr gefällt und bisher als einziges etwas fehlte, nämlich ein roter Faden, der sich durch die Serie zieht. Das ist nun in der Serie inzwischen eindeutig gegeben:

Der Hörer erfährt mehr über Mozarts Gabe, die Melodien und Instrumente der Menschen zu hören, alte Charaktere tauchen wieder auf, die Handlung um die verschwundene Franziska wird fortgeführt, die Ereignisse rund um SCHOFAR werden angeschnitten, die Mönche treten wieder aufs Spielfeld. Es ist spannend zu verfolgen, wie die Fäden hier nun zusammenlaufen, und TEUTOBOCHUS zeigt sich sehr vielversprechend im Hinblick auf kommende Folgen. Besonders das Thema Wissenschaft vs Religion, Welt vs Kirche wird immer drängender, falls es nicht sogar letzendlich das Zentrale Thema werden könnte.

Die Zeit während des Hörens raste nur so dahin. Die Mischung aus Humor, Spannung, Mystery, Verbrechen und Dramatik ist perfekt ausgewogen, es gibt keine Längen, und ich konnte es gar nicht fassen, dass die CD nun schon beendet war. Mein Lieblingssatz dieser Folge: "Galanterie, das klingt wie ein Siechtum in den Eingeweiden" ;-)

Ein wenig enttäuscht, da ich gerne mehr gehört hätte, schließlich wurde der titelgebende Teutobochus ja nicht abgeschlossen, doch umso mehr Vorfreude auf die nächste Folge. Ich kann mir vorstellen, dass je weiter AMADEUS sich entwickelt, desto mehr es zu einer Serie werden könnte, bei der man am besten noch einmal kurz einen Blick auf die vorherigen Episoden werfen sollte, falls man nicht irgendwann den Überblick verlieren möchte. Aber das bleibt abzuwarten, ich lasse mich überraschen.

Die Musik passt wieder wunderbar, AMADEUS ist von allen Hörplanet-Reihen diejenige, deren Musik mir am besten gefällt. Inzwischen ist auch eingetreten, was ich schon in der ersten Folge vermutet habe: kannte man als Laie in der ersten Folge noch die meisten Stücke, wurde es immer schwieriger. Inzwischen muss ich zugeben, dass die Werke ab dieser Folge mir nun nicht mehr vertraut sind (sofern welche davon genutzt wurden, was ich mangels Erkennen ja nicht klar sagen kann). Sie gefallen jedoch sehr gut, und die Umsetzung ist stimmig, je nach Situation von fröhlich hin zu dramatisch und gar düster. Schön fände ich, wenn im Booklet ein Verzeichnis der verwendeten Stücke aufgelistet wäre, sodass man sich selbst noch ein wenig schlau machen, die Stücke im Original hören und vergleichen kann.

Auch in Sachen Sprecher kann ich eigentlich nur wiederholen, was ich bisher schon sagte: sie passen sehr gut zusammen und tragen dazu bei, der Folge wieder die Art von Professionalität zu verleihen, die man bei heutigen Hörspielen erwartet und die beim Hörplanet inzwischen die Regel ist.

Insgesamt muss ich sagen, dass es diesmal schwer ist, auf Handlung, Inhalt oder Besonderheiten einzugehen, da TEUTOBOCHUS weniger eine eigenständige Folge ist und nicht für sich gesondert beurteilt werden kann. Die Bedeutung dieser Folge wird sich wohl erst im Laufe der fortschreitenden Handlung zeigen. Qualität ist mir wichtiger als Quantität, trotzdem würde ich am liebsten rufen "macht schneller, ich will sofort mehr!" ... aber vernünftigerweise übe ich mich in Geduld und überbrücke die Zeit zur nächsten Folge mit ein paar Folgen meiner anderen Lieblingshörspiele ;-)

SaschaSalamander 08.07.2013, 08.24 | (0/0) Kommentare | PL

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