SaschaSalamander

Blogeinträge (themensortiert)

Thema: Rezensionen Hörbuch

Formula

prestonchild_formula_150_1.jpgNachdem der erste Teil mich so faszinierte, musste natürlich bald darauf auch der nächste Roman mit Special Agent Pendergast gehört werden. Nach "Relic - Museum der Angst" nun also "Formula - Tunnes des Grauens". Naja, die Titel könnten besser gewählt sein, aber wie heißt es so schön: "never judge a book by its cover" - "beurteile ein Buch nie nach seinem Umschlag" (und ich möchte hinzufügen "Titel").

Bei Bauarbeiten wird eine alte Grabstätte gefunden, in der die Gebeine 36 Toter liegen. Die Archäologin Nora Kelly vom Natural Museum of Art von New York wird zu Rate gezogen, die Knochen zu analysieren. Und auch Special Agent Pendergast wird auf diesen grausigen Fund aufmerksam. Es stellt sich heraus, dass es wohl das Werk eines brutalen Serienmörders vor über 100 Jahren sein muss, doch die Nachforschungen werden nur allzu schnell boykottiert und untersagt. Auf eigene Faust machen sich Pendergast, Nora und Smithback auf die Suche nach einer Antwort auf dieses seltsame Rätsel. Pendergast scheint persönliche Interessen zu verfolgen, Nora wird ungewollt hineingezogen, und Smithback wittert eine Story für den Pulitzerpreis. Und so führen ihre Ermittlungen sie auf die Spur eines Chirurgen, welcher an einem Mittel zur Verlängerung seines eigenen Lebens forschte und dabei auch vor Experimente an Lebenden nicht zurückschreckte. Bald taucht ein Nachahmungstäter auf, und es gibt erneute Tote. Oder sollte es etwa möglich sein, dass die Forschungen des Chirurgen damals von Erfolg gekrönt waren und er nun ... ???

Jaaaaa, dieser Roman war spitze! Er gefiel mir sogar noch besser als "Relic", was vor allem an der Handlung lag. Außerdem kannte ich die Figuren hier bereits etwas näher und konnte mich besser auf den Verlauf der Story konzentrieren. Während Pendergast im ersten Thriller noch eher unpersönlich und etwas steif wirkt, kommt in diesem Buch richtig Leben in den Charakter. Man erfährt ein wenig über seine familiären Hintergründe, man erlebt ihn während seiner ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden. Von Beginn an hält das Team Preston / Child die Spannung aufrecht, weshalb dieser Fall für den Agent von solch großem persönlichem Interesse ist.

Auch Nora und Smithback werden nun etwas klarer beschrieben. Nora tauchte bereits in "Thunderhead" auf, welches ich allerdings noch nicht gelesen habe (gehört nicht zur Pendergast-Reihe), Smithback war der lästige Reporter aus "Relic". Ich kann nicht sagen, dass mir die Figuren sympathisch wurden, vor allem dem skrupellosen, egoistischen und selbstverliebten Smithback dürften alle Leser eine Art Hassliebe entgegenbringen, ... ABER die Figuren ziehen definitiv in ihren Bann und lassen den Leser vom ersten bis zum letzten Moment nicht mehr los ...

Während sich bei "Relic" die Handlung stellenweise etwas zog, war dies bei "Formula" besser. Zwar auch hier gegen Ende eine etwas längere Passage, die aber wesentlich angenehmer zu lesen ist und die Spannung aufrechterhält.

Schade finde ich, dass die Theorie um die entsprechende Formel ein Geheimnis blieb. Während in Relic viele biologischen "Fakten" genannt wurden und man sich ständig fragt, ob dies wohl möglich sei, bleibt die Formel dagegen schwammig und unrealistisch. Ein paar zusätzliche Recherchen und Pseudofakten hätten mir doch sehr gefallen, hätten den Roman realistischer gemacht. So dagegen wirkt es gegen Ende schon eher wie eine Art phantastischer Roman, der manchem Fan von Psychothrillern eher ein verwundertes Kopfschütteln abringen dürfte.

Und auch hier wieder Tommi Piper als Sprecher. Was soll ich zu ihm noch großartig erwähnen? Er liest gekonnt: abwechslungsreich, genau im richtigen Tempo und immer voll bei der Sache ...

Alles in allem trotz einiger Schwächen gelungen. Man sollte aufgeschlossen sein für ein etwas ungewöhnliches Ende und ein paar eher sehr ungewöhnliche (telepathisch? hellseherisch? meditativ? paranormal?) Ermittlungsmethoden, die auch nicht wirklich aufgeklärt werden. Wen so etwas nicht stört, der bekommt mit "Formula" einen Thriller allererster Güte, den er so schnell nicht vergessen wird ...

SaschaSalamander 10.07.2008, 10.57 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL

Relic

prestonchild_relic_150_1.jpgEin erfolgreicher Thriller, der sogar verfilmt wurde. Noch gut habe ich den Film in Erinnerung: sowas von grottig, dass es schon wieder gut war. Und Jahre später nun las (äh, Verzeihung: hörte) ich auch das Buch dazu. Weil das Autorenteam Preston und Child nämlich sehr bekannt ist und ich endlich einmal mitreden wollte ...

Das Museum of natural History in New York wird bald eine Ausstellung über das Thema Aberglaube eröffnen. Doch die Planungen hierzu werden überschattet von grausamen Mordfällen. Schrecklich zugerichtete Leichen mit geöffneter Schädeldecke und Kratzspuren am Körper werden gefunden. Da diese an eine andere Mordserie erinnern, schaltet sich neben der örtlichen Polizei auch das FBI ein, vertreten durch den Special Agent Pendergast. Immer näher rückt der Termin der Eröffnung, und noch immer gibt es keinerlei Hinweis auf den Täter oder wenigstens sein Motiv und sein Vorgehen. Im Gegenteil, immer seltsamer werden die Hinweise, welche der Agent und die Mitarbeiter des Museums herausfinden, und bald stellt sich die Frage, mit welcher Art Geschöpf sie es überhaupt zu tun haben ...

Doch, im Gegensatz zum Film hat das Buch mich wirklich absolut begeistert. Zugegeben, es war stellenweise sehr klischeehaft und vorhersehbar, aber darum geht es ja gar nicht. Und auch, dass ich anfangs mit den vielen Namen zu kämpfen hatte und mir nicht merken konnte, wer nun zu welcher Seite gehört, störte den Fluss kaum. Was mich begeisterte war die Lebendigkeit, mit der die Handlung und Charaktere geschildert sind. Ich sah das Museum vor mir, als wäre ich selbst schon dort gewesen, hatte klare Bilder vor meinem inneren Auge. Und auch, wenn ich durch Spoiler und den Film bereits wusste, worauf es hinausläuft, war die Spannung trotzdem ungetrübt. Die Suche nach all den kleinen Hinweisen, das Nicht-Wahrhabenwollen dessen, was sie herausfinden, die persönlichen Intrigen zwischen Vorgesetzten und Untergebenen, das sorgte dafür, dass ich die ungekürzte Lesung in nur zwei Tagen beendet hatte!

Ab der Ausstellung allerdings ein kleines Manko: ich ging davon aus, die Eröffnung sei der Showdown, auf den alles hinausliefe. Dann allerdings zeigte sich, dass dies nur ein etwas größeres Highlight auf dem Weg zum Finale war und die Spanne zwischen den grausigen Ereignissen auf der Eröffnung hin zum endgültigen Sieg über die Bestie sich seeeeehr lange zog. Draußen vor dem Museum die Sondereinsatzkommandos, unter dem Museum die eine Gruppe der hochrangigen Gäste in den Abwasserkanälen, im Gewölbe des Museums der Special Agent mit den Mitarbeitern der Einrichtung. Diesen Part hätten die beiden Schreiberlinge dann doch deutlich kürzer fassen können *gähn* ...

Zudem kommt ein Aspekt hinzu, den ich dann doch sehr faszinierend fand. Nämlich Ökologie bzw Biologie. Stellenweise erinnerte mich das Buch ein wenig an Jurassic ParK, Beute (beides Crichton), den Schwarm (Schätzing) und ähnliche Öko-Thriller. Zwar stand dieser Aspekt nicht im Vordergrund, hatte jedoch einige spannenden Ansätze und Ideen auf Lager, im Gegensatz zu diesen Büchern zwar rein fiktiv, aber deswegen nicht minder interessant.

Gelesen wird dieser Roman von Tommi Piper. Wer wenig Hörbücher konsumiert, kennt ihn wohl am ehesten als die deutsche Stimme von Alf und wird entsprechend erst einmal etwas irritiert sein. Wer dagegen gerne und oft Krimis hört, wird mit diesem Namen eher knisternde Spannung und klasse vorgetragene Unterhaltung denken.

Freunden spannender Thriller kann ich das Buch uneingeschränkt empfehlen. Preston und Child gehören zu den Autoren, die man unbedingt gelesen haben sollte ...

SaschaSalamander 07.07.2008, 10.17 | (2/1) Kommentare (RSS) | PL

Unsichtbare Spuren

Eine junge Frau trampt und erhält von ihrem Fahrer Geld für ein paar "Gefälligkeiten". Dann setzt er sie wie geplant ab, und sie hält den nächsten Wagen. Leider hat sie Pech, und der Fahrer ist nicht wirklich so gutherzig und spendabel wie sein Vorgänger. Doch die Polizei glaubt dem armen Pechvogel natürlich nicht, schließlich wurden SEINE Spermaspuren in der Leiche gefunden, und auch sonst deutet alles auf ihn hin. Er landet hinter Gittern, wird verurteilt und begeht Selbstmord. Der Polizist, welcher diesen Fall bearbeitete, steigt aus dem aktiven Dienst aus, zu schwer trägt er an seiner Schuld. Doch einige Jahre später findet sich an genau derselben Stelle erneut eine Leiche, und er wird aufmerksam. Er beginnt zu recherchieren und stößt auf weitere Morde, welche die Handschrift des selben Täters tragen. Ein Serienkiller ungeahnten Ausmaßes!

Endlich mal ein Andreas Franz in meinen Händen, der nicht zu irgendeiner Serie gehört. Nicht, dass ich was gegen Peter Brandt oder Julia Durant hätte, aber es nervt mich einfach, unwillentlich Band 3 vor Band 1 zu lesen, und ich habe keine Lust, mich ständig zu erkundigen, in welcher Reihenfolge die Sachen nun geschrieben wurden, und welcher Roman zu welchem Kommissar gehört ... "Unsichtbare Spuren" spielt nicht in Frankfurt, sondern mal im Hohen Norden, also auch hier Abwechslung. Außerdem einmal endlich keine Ausflüge in die High Society, keine Abgründe der Menschheit hinter gediegenen Lehrer- oder Pfarrer- oder sonstigen Honorentüren. Klar gibt es auch hier Abgründe, aber sie spielen nicht in einer sosehr biederen Gemeinschaft. Dieses Buch scheint mir ein wenig "normaler" als die anderen, die Hauptfiguren sind uns Lesern eher bekannt als die Oberen Zehntausend, wo seine Romane sonst angesiedelt sind, eben normale Mittelschicht ...

Die Handlung ist ziemlich gut aufgebaut, es steigert sich recht bald, man erfährt recht früh vom Täter und bleibt doch bis zum letzten Moment gefesselt. Ich möchte es nicht weiter ausführen, es ist ein Roman wie viele andere von Andreas Franz und seinen amerikanischen, kanadischen, schwedischen, britischen etc Kollegen. Ein Krimi,der zwar nicht aus der Masse hervorsticht, den man an sich und insgesamt aber doch jedem Freund spannender Unterhaltung empfehlen kann.

SaschaSalamander 05.07.2008, 10.49 | (0/0) Kommentare | PL

Bibbi Bokkens magische Bibliothek

gaarder_bibbibokken_150_1.jpgJostein Gaarder dürfte allen Lesern hier bekannt sein durch das Buch "Sofies Welt", welches eine Art Sachbuch zur Philosophie in Romanform ist. Klaus Hagerup ist Osloer Regisseur sowie Autor von Jugendromanen und Hörbüchern. Beide gemeinsam verfassten das Jugendbuch "Bibbi Bokkens magische Bibliothek". Der Titel ließ mir keine Wahl, als das Buch zu lesen, denn Geheimnisse sind spannend, Bibliotheken und alles mit Büchern sowieso. Zudem erinnert mich der Name Bibbi Bokken natürlich an Karl Konrad Koreander, Bastian Balthasar Bux, >Thaddäus Tillmann Trutz<. Und somit natürlich an Sara Salamander) ... quasi an all das, was Bücher und Literatur für mich bedeuten ...

Nils und seine Cousine Berit verbringen einen gemeinsamen Urlaub, verewigen sich mit einem netten kleinen Gedicht im Gästebuch und müssen sich dann wieder trennen. Doch sie beschließen, ein Brieftagebuch zu führen, welches sie sich gegenseitig zusenden und weiterführen. Schon beim Kauf des Buches begegnet Nils einer seltsamen Frau, was er auch in seinen Brief an die Cousine einbaut. Und Berit findet einen Brief, welcher an eine Bibbi Bokken gerichtet ist und dessen Inhalt äußerst mysteriös erscheint. Die beiden malen sich in ihren Briefen aus, was es mit dieser seltsamen Frau, die sich als ebendiese Bibbi Bokken herausstellt, auf sich hat. Mal märchenhaft, mal schaurig gehen sie die Sache an, mal witzig, mal düster. Und es hat den Anschein, als stecke mehr dahinter als nur ein kleines unterhaltsames Spiel zwischen den beiden Jugendlichen. Denn ein schmieriger Mann versucht das Briefbuch mit Gewalt an sich zu bringen, und rätselhafte Hinweise führen Nils und Berit auf die Spur zu Bibbi Bokkens magischer Bibliothek.

Und wieder ein Briefroman. Schon früher mit Inbrunst gelesen (Leiden des jungen Werther) und heute (>Gut gegen Nordwind<) so beliebt wie damals. Der erste Teil des Buches ist ein Briefwechsel zwischen den beiden Protagonisten. Witzig zu lesen oder hören, das auf jeden Fall. Die Handlung hochspannend und so richtig fesselnd. Der zweite Teil dann eine aktuelle Beschreibung abwechselnd von Nils und Berit über das aktuelle Geschehen. Der Schreibstil selbst ... nun, ich möchte es nicht näher ausführen, mir persönlich ist er zu trocken, und ich kann mit Gaarder wenig anfangen, auch wenn Fans von "Sofies Welt" mir da wohl heftig widersprechen mögen (auch diesen Roman habe ich eher überflogen denn verschlungen, so spannend ich die Geschichte auch fand).

Die Handlung ist recht mitreißend, und es gibt immer wieder ein paar nette Cliffhanger, wie es eben bei gewechselten Briefen so üblich ist: man will unbedingt die Antwort auf diese oder jene Frage, und man will natürlich wissen, was aus einer geplanten Aktion wurde. Allerdings hatte ich gleich zu Beginn des Buches die Befürchtung, dass das Ende sich ähnlich wie Sofies Welt entpuppen könnte, und dass ... nun, nicht identlisch, aber in der Grundidee sehr ähnlich, das fand ich schade. An sich eine großartige Idee des Autors, aber großartige Ideen darf man nicht zweimal hintereinander anwenden, das wird langweilig ... zumindest für Vielleser wie mich, die sich Inhalt, Aufbau und Besonderheiten einer Geschichte auch über Jahre hinweg einprägen können ...

nebenbei erfährt der Leser so einiges über Bibliotheken, Katalogisierungssysteme, einige Autoren, bekannte Titel, das Schreiben von Literatur und vieles mehr rund um Bücher. Wie Sofies Welt ein Buch über die Philosophie ist, vermittelt "Bibbi Bokkens magische Bibliothek" einige interessante Informationen rund um Bücher. Eine Art Trivia in diesem Fall, das auch Erwachsene bestimmt interessiert und fasziniert.

Ich kann das Buch auf jeden Fall uneingeschränkt empfehlen, eine wirklich zauberhafte Geschichte für Groß und Klein. Und wer wie ich nicht allzu viel mit Gaarders Schreibstil anfangen kann, der sollte sich zumindest auf jeden Fall das Hörbuch vornehmen (meisterlich gesprochen von Philipp Scheppmann und Beate Himmelstoß). Doch, ein Titel, den man unbedingt gelesen oder gehört haben sollte!

SaschaSalamander 09.05.2008, 10.07 | (2/0) Kommentare (RSS) | PL

Ritus

heitz_ritus_150.jpgSo, nun habe ich Ritus beendet. Ich dachte ja anfangs, es würde sich nicht steigern, aber zum Schluss war ich dann doch sehr erstaunt, wie rasch ich es beendet hatte. Und nun will ich demnächst unbedingt den zweiten Teil hören ...

Markus Heitz ist ein deutscher Autor, der mir schon lange bekannt ist, da er auch für das Cyberpunk - Rollenspiel "Shadowrun" diverse Romane verfasst hat (semper aliquid haeret: ich gebe die weniger positive Meinung meines Mannes, der andere Autoren der Serie favorisiert, hier nicht wieder). Von ihm stammt auch der Bestseller "Die Zwerge", der jedem Freund moderner Fantasy ein Begriff sein dürfte.

1764, Frankreich, Jean Chastel und seine beiden Söhne jagen nach "der Bestie", dem "Loup Garou", dem Werwolf. Unzählige Morde gehen auf sein Konto, die Menschen leben in Angst und Schrecken. Doch das Wesen beißt einen Sohn und verwundet den anderen, und diese begehen nun ebenfalls eine Wandlung. Es gilt für Jean, rasch die Bestie zu töten und somit seine Söhne zu retten, bevor die Metarmorphose komplett ist. Dabei trifft er auf die Ordensschwester Gregoria und ihr Mündel Florence, welche seinem Sohn Pierre hübsche Augen macht. Und dann tritt ein weiterer Jäger auf die Bildfläche. Welche Motive er wohl verfolgen mag?

2004, der Künstler Eric Kastell macht Jagd auf Wandelwesen. Zwischendurch eine heiße Affaire. Zudem gibt es eine Gegenbewegung, einen Orden der Lycaner, und diese Menschen wollen den Nachwuchs des Wesens in Sicherheit bringen, erachten den Wolf als ihren strahlenden Herren und Eric als ihren Feind.

Nun ja. Prima Buch. Kurz gesagt: Action, Spannung, ein wenig Blut, eine klerikale Verschwörung, triebhafter wilder schwüler Sex, ein Porsche Cayenne (die Worte "Auto", "Gefährt", "Wagen" etc existiert in diesem Buch nicht), eine Sig Saur und jede Menge Silbergeschosse. Der Stoff, aus dem die Bestseller heutzutage sind.

Eigentlich würde ich jetzt gerne über das Buch herziehen. Weil der Autor scheinbar ein wenig Geld von einer gewissen Autofirma eingestrichen hat (anders kann ich mir das echt nicht mehr erklären). Weil die Handlung auch einmal eine kleine Auszeit gebrauchen könnte, um die Charaktere zu vertiefen und nicht wieder sofort eine halsbrecherische Jagd zu starten. Weil man die Handlung gut in die Hälfte der CDs (und somit vermutlich auch das Buches) hätte packen können. Weil dergleichen schon oft genug zu lesen war und nicht wirklich etwas Besonderes darstellt. Weil ... ach, weil es inhaltlich, sprachlich und in der Vermarktung einfach billiger Mainstream ist.

Aber ich kann es nicht. Denn im Grunde gefiel es mir sehr. Es ist kein Meisterwerk, beileibe nicht. Trotzdem wirklich spannende Unterhaltung, die nach mehr schreit. Mit der Zeit freundet man sich dann doch mit den Charakteren an und will wissen, was nun als nächstes geschieht. Der Leser wird immer näher herangeführt an den Werwolf. Erst nur eine dunkle Vision, bald klarer als ein Loup Garou, dann ein Werwolf, später genauer ein Weibchen, bis man nach und nach immer mehr Details erfährt, die den Jägern bei ihrer Hatz von Bedeutung sind und auch mehr über den Menschen aussagen, welcher hinter der Bestie steckt. Und dann, als es endlich soweit ist, der Wolf enttarnt, die Söhne vermeintlich gerettet, die Liebe nun doch ... da auf einmal endet die Story ganz abrupt! Nicht einmal zusammengeführt wurden die beiden Handlungsstränge!!

Der Leser muss also nun den zweiten Teil haben, "Sanctum". Nur zufällig sah ich, dass diese Titel zusammenhängen, eigentlich wollte ich zuerst "Sanctum" hören, als ich irgendwo im Web bei einer Rezension darauf stieß, dass die Handlung dort ansetzt, wo "Ritus" endet. Na, prima, erwähnte ich am Wochenende nicht erst den >Serienwahn<?
Na, Serienwahn hin oder her, das Buch war schneller als erwartet beendet, der zweite Teil liegt bereits vor mir, ich bin gespannt.

Nein, "Ritus" ist kein Buch, das ich uneingeschränkt jedem empfehlen kann. Aber wer Fanatsykost a la Hohlbein mag und keine großen Ansprüche stellt, sondern einfach nur gut unterhalten werden will, der kommt definitiv auf seine Kosten.

SaschaSalamander 05.03.2008, 12.57 | (0/0) Kommentare | PL

Kalte Asche

beckett_asche_150.jpgDavid Hunter wollte eigentlich gerade nach Hause fliegen zu seiner Freundin, als er noch einmal um Mithilfe gebeten wird: ein Polizist im Ruhestand fand eine Leiche, komplett verbrannt, nur Hände und Füße sind von ihr geblieben. Er glaubt an einen Mord, und bevor die Polizeitruppen anrücken, soll Hunter die Leiche etwas genauer untersuchen. Nur zwei Tage, also gut, auf nach Runa. Was er dort zu sehen bekommt, schreckt selbst einen erfahrenen Forensiker wie ihn. Und es wird immer rätselhafter. Er forscht etwas genauer nach, und dann plötzlich trennt ein Unwetter die Insel vom Festland. Keine Verstärkung, keine weiteren Informationen, und der Mörder ist mitten unter ihnen ...

Nachdem ich bereits so negativ über >"Chemie des Todes"< geschrieben habe, möchte ich mich hier gar nicht näher über Vermarktung des Buches hier auslassen. Auch sonst gibt es nicht viel zu schreiben. Außer, dass mir der zweite Band dann sogar besser gefiel als der erste. Zum einen, weil ich mich damit abgefunden hatte, dass es eben doch nur ein normaler Krimi war, keine Neuerfindung des Rades. Und zum anderen, weil der Fall an sich etwas interessanter war. Ein Serienkiller mit brutalen Methoden, das hat man ja häufig, hier eine komplett verbrannte Leiche, kaum Spuren, nur Hände und Füße, mmh, das hat was, und die Erklärung hierfür ist nicht schlecht ;-)

Die Handlung selbst zeigt allerdings einige Parallelen auf zum ersten Teil der Reihe. David Hunter ist ein Fremder inmitten einer eingeschworenen Gemeinsachft, er schart einige wenige Freunde neben sich. Und auch das Prinzip, wer der Mörder ist, weicht nicht sonderlich vom anderen Buch ab. Trotztdem war es spannend zu hören, sodass ich es in nur zwei Tagen beendete.

Das Ende hat mich dann doch etwas erstaunt, kenne ich diese Technik eher aus der Karikatur diverser Wallace-Filme. Aber, wie dem auch sei, es war mal ein etwas anderes Finale als sonst üblich, das mir sehr gefiel. Nicht, weil er herausragend großartig gewesen wäre, sondern weil ich es eine gute Idee fand. Klasse, wie sehr die einzelnen Protagonisten ineinander verstrickt sind, ohne es zu wissen ... wirklich gelungen!

Was ich selbst nicht bestätigen kann, aber von einer anderen Leseratte hörte, deren Urteil mir sehr wichtig ist (leider, leider, sie bloggt nicht *snief*): das Buch soll auf alle Fälle sehr viel besser sein als das Hörbuch, da gerade sprachliche Finessen der Kürzung zum Opfer fallen und das Hörbuch dadurch etwas plump wirkt ...

Nun ja, ich bin trotzdem froh, das Hörbuch statt des Buches genossen zu haben, denn Johannes Steck wie gewohnt perfekt. Und allzu ausführlich brauche ich es dann doch nicht, das hebe ich mir für besonders gelungene Meisterwerke auf.

Wem also "Chemie des Todes" gefiel, wer gerne forensische Krimis (Reichs, Cornwell) liest und sich gerne gut unterhalten lässt, der wird auch an "Kalte Asche" wieder seine Freude haben :-)

SaschaSalamander 29.02.2008, 09.17 | (0/0) Kommentare | PL

Die Chemie des Todes

beckett_chemie_150_1.jpgDavid Hunter ist eigentlich forensischer Anthropologe, heißt er nimmt Leichen auseinander, um mehr über den Tathergang etc zu erfahren. Nach einem persönlichen Schicksalsschlag zieht er sich als Landarzt zurück in ein kleines englisches Dorf und hofft seine Vergangenheit zu vergessen. Als man jedoch eine grausam verstümmelte Leiche findet, eine nahe Bekannte von ihm, wird er ohne sein Wollen immer tiefer in die Ereignisse verstrickt. Er hilft dem ansässigen Polizisten bei der Untersuchung des Falles. Bald wird eine Frau vermisst, und alles deutet auf denselben Täter hin. Der Dorfpfarrer inszeniert eine wilde Hexenjagd, während David und die Polizei immer verzweifelter der Spur des Killers folgen. Können sie die junge Frau retten, bevor es zu spät ist?

Ich habe diesen Roman gehört, weil man aktuell überall davon hört. Einer dier vielumworbenen Thriller / Krimis der letzten Monate. Angeblich ein Erstlingswerk. Und, zugegeben, bereits hier bin ich etwas verärgert. Warum wird "Chemie des Todes" als Erstling angepriesen, wenn Simon Becket zuvor bereits drei Romane geschrieben hat? Selbst auf seiner eigenen Homepage im Internet wird dies verschwiegen, und man muss erst umständlich hier und dort ein wenig recherchieren, bevor man hiervon erfährt. Waren es die anderen Bücher - preisgekrönt übrigens, wenn auch nicht international - nicht wert? Will er partout als Wunderkind dastehen? Was immer der Sinn dahinter sein mag, ich finde es nicht in Ordnung ...

Ansonsten und mal fernab von der Vermarktung: Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Prima im Aufbau, die Handlung beginnt mit einem großen Knall, dann werden nach und nach die Charaktere eingeführt, es gibt immer wieder kleine Hinweise, der Leser bekommt Gelegenheit, sich mit Ort und Personen vertraut zu machen, dann ein erneuter Spannungsbogen, der stetig bis hin zum Finale immer dichter ansteigt. Wirklich großartig gemacht, wie aus dem Lehrbuch.

Ebenfalls wie aus dem Lehrbuch die Charaktere. Wie ich bereits einmal einen >Hohlbein-Baukasten< inclusive anschließender >Bestseller-Handlung< erstellt habe, kann ich dies inzwischen nach nicht wenigen Krimis Erfahrung auch für dieses Genre machen. Und Simon Becket hat seinen Helden wirklich perfekt erschaffen: eine tragische Vergangenheit, bei der seine Familie ums Leben kam, der Versuch eines neuen Anfangs, erste neue zarte Bande zu einer jungen Frau, eine Menge Gewissensbisse und Überwindung, bevor er seiner alten Tätigkeit erneut nachkommt, ein neuer schwerer Schlag und der Versuch, es diesmal richtig zu machen, um die Stimmen der Vergangenheit nun ruhen zu lassen. Perfekt, wirklich perfekt. Ehrlich gesagt, für mich ein wenig zu perfekt, ich wünsche mir manchmal, die Autoren ließen sich etwas Neues einfallen. Dieser Roman wirkt in vielerlei Hinsicht wie aus der Schreibwerkstatt, bearbeitet und zurechtgefeilt von vielen, eifrigen Schülerlein.

Warum ich den Roman so begeistert gehört habe, ihn nun aber sosehr zerreiße? Nun ja, ich gebe zu, nach all der vielen Werbung hatte ich mir etwas anderes erhofft. Etwas Besonderes erwartet. Was ich bekam, war ein wirklich großartiger Thriller, der mich atemlos fast in einem Zug bis zum Schluss hören ließ. Der allerdings beliebig durch jeden anderen Krimi von Brown, Mankell, McDermind, Higgins-Clark, Reichs, Franz und anderen ersetzt werden könnte. Weil sie alle das gleiche sind. Nur, dass Becket eben das Glück hatte, einen Verleger zu finden, der seinen Roman besser vermarktet, als dies die anderen tun. Die Welt ist eben so: unfair und ungerecht. Nicht, dass Beckett diese Aufmerksamkeit nicht verdient hätte, aber jeder andere Bestsellerautor hätte dies ebenso. Ganz zu schweigen davon, dass es unfair ist, den vierten Roman eines erfahrenen und preisgekrönten Autoren als Erstlingswerk darzustellen ...

Mag sein, dass er auf der >Leichenfarm< recherchiert hat (>Hier< noch ein interessanter Beitrag der Zeit hierzu). Dies wird immer wieder hervorgehoben als etwas Besonderes. Aber er ist nicht der erste, auch Patricia Cornwell und andere Autoren haben dies getan. Zumal Recherche für einen guten Autor eigentlich etwas Normales sein sollte, keine herausragende Leistung (sorry, aber so seh ich das. Einfach nur drauflosschreiben geht bei realitätsbezogenen Werken eben nicht. Das zeigt sich bei diesem Buch zum Beispiel auch daran, dass im >Krimiblog< eine heftige Diskussion darüber entsteht, wie realistisch nun die Szene ist, in welcher eine Diabetikerin lange Zeit ohne Medikamente ausharren muss)

Ach ja, Hörbuch: vorgetragen von Johannes Steck. Einer der Sprecher, die zwar stimmlich keinen hohen Wiedererkennungswert haben, lesetechnisch aber brillant sind. Wenn er spricht, kann man sicher sein, dass es gefällt. Er versteht es, sich zurückzunehmen und die Texte als solche wirken zu lassen. Man hört die Stimmen und Eigenheiten der jeweiligen Personen heraus, man sieht die Handlung bildlich vor sich. Steck gehört für mich neben Glaubrecht, Benson, Bär, Hoffmann und einigen anderen zu den wirklich ganz Großen. Bei manchen Romanen (Fantasy, Humor) mag eine Einmannshow angebracht sein, bei Krimis und ruhigen Texten dagegen liebe ich eine sanfte Stimme, die sich nicht aufdrängt und dennoch mit Hingabe und Begeisterung vorträgt.

Also, langen Verrisses kurzer Sinn: ein großartiger Krimi, der sich flüssig liest und den man nicht mehr aus der Hand legen will. Spannende Unterhaltung für jeden Krimifan. Und ein wirklich brillantes Werk, wenn man sich nichts Neues oder Wegweisendes davon erhofft.

SaschaSalamander 27.02.2008, 10.17 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL

Das dunkle Haus

noort_haus_150.jpgEine Autorin, von der ich noch nie gehört habe. Aber sie hat auch sonst nichts weiter veröffentlicht (nur ein weiterer Roman, der Juli 07 in Dtland erschien, aber auch davon habe ich nichts gehört, sondern ihn gerade im Web herausgesucht). Schade, denn sie hat Potential und könnte wirklich neben Higgins-Clark, Brown, Highsmith, Cornwell, Reichs und anderen stehen. Da das Buch so hoch gelobt wurde, musste ich mir die CDs unbedingt anhören. Und ich war nicht enttäuscht.

Maria, Sängerin einer lokal recht erfolgreichen Rockband erhält einen Drohbrief. Bald folgt der Brief ein wenig deutlicher, nämlich zusammen mit einer toten Ratte. Und sie wird für das beschuldigt, was sie getan hatte: ein Kind abtreiben lassen. Doch niemand wusste davon, und warum sollte sie deswegen sogar Morddrohungen erhalten? Der Täter rückt ihr persönlich immer näher, doch auf eine so subtile Weise, dass niemand Maria glaubt. Ihre Umwelt glaubt immer mehr, dass die angespannte Situation der letzten Monate nun langsam ihren Tribut fordert. Und dann brennt Marias Haus ab ... eigenes Verschulden aus Unachtsamkeit? Oder Brandstiftung und Morddrohung? Maria flüchtet sich in die Arme ihrer Schwester aufs Land. Und sie glaubt, dem Täter langsam auf die Spur zu kommen. Aber wie eine Tat beweisen, die angeblich nie begangen wurde?

Doch, ein wirklich spannender Roman. Auch ohne Actionszenen oder dramatische Sequenzen hervorragend und mitreißend. Der Erzählstil ist ruhig, bewegend. Und auch, wenn soviel gar nicht einmal passiert, schaffte ich es kaum, die CDs abzubrechen und etwas anderes zu tun. Zu gespannt, was als nächstes geschehen wird!

Eigentlich war mir schon sehr früh klar, wer sich am Ende als Täter herausstellen würde. Bei solchen Büchern ist dies häufig der Fall. Aber das tat der Spannung keinen Abbruch, denn gerade das Wissen hierum lässt den Leser ahnen, in welch großer Gefahr sich Maria befindet und wie rasch ihr Leben jeden Moment beendet werden könnte. Was sind die Motive, wie wird sie davon erfahren, hoffentlich ist es nicht bald zu spät ... wirklich großartig, wie die Autorin ihre Leser zu fesseln versteht ...

Als Meisterwerk ist dieser Krimi nicht zu sehen, doch er hebt sich auf jeden Fall deutlich aus der Masse vieler Frauenkrimis ab. Wer Higgins-Clark, Fielding und ähnliche Autorinnen mag, sollte Saskia Noort auf keinen Fall verpassen! Dieses Buch wird keine schlaflosen Nächte aber immerhin viele spannende Stunden garantieren ...

SaschaSalamander 30.01.2008, 15.17 | (0/0) Kommentare | PL

Das Fest

grisham_fest_150.jpgHier geht es mal nicht um den Klient, die Jury, das Urteil, die Kammer, die Geschworenen, den Richter, das Testament, den Regenmacher, den Gefangenen, die Schuld, die Liste, den Verrat, die Akte, die Firma, die Begnadigung, den Partner den Zeugen, die Bruderschaft oder andere ähnliche Justizthemen, sondern diesmal geht es um "das Fest". Nämlich das Weihnachtsfest. Kein Angeklagter vor dem Richter, keine fiesen Machenschaften einer Großfirma, kein unlösbarer Fall vor den Obersten der Oberen, sondern einfach nur ein Weihnachtsfest ... oder besser darum, dass ein Ehepaar es gerne ausfallen lassen möchte, wenn die Tochter nun mit dem Friedenskorps in Peru weilt.

Luther wird es während der ersten Vorbereitungen für das Weihnachtsfest zuviel. Kurzentschlossen lässt er sich im Reisebüro eine Kreuzfahrt verkaufen. Nun muss er das noch seiner Frau erklären. Gemeinsam sind sie anfangs zwar etwas unsicher, doch immer mehr genießen sie die Freude auf die gemeinsamen 10 Tage auf See, von Insel zu Insel, unter Palmen, in strahlendem Sonnenschein. Haufenweise gespartes Geld (trotz der teuren Kreuzfahrt), kein Stress.

Allerdings ist es gar nicht so leicht, das Fest einfach ausfallen zu lassen. Die singenden Kinderchöre der Tür zu verweisen, den Nachbarn die Möglichkeit auf die bestdekorierte Straße zu nehmen, den Polizisten keine Kalender und Stollen zu gemeinnützigen Zwecken abzukaufen, nicht im Gottesdienst zu sitzen. Sondern statt dessen sogar einige Pfunde zu verlieren und so richtig entspannt auszusehen. Alles geschafft, als am allerletzten Tag vor Abfahrt plötzlich die Tochter anruft und eröffnet, dass sie mit ihrem neuen Verlobten, den sie vor ein paar Wochen kennenlernte, nun doch am Heiligen Abend - also in ein paar Stunden - vor der Tür stehen wird und sie sich schon sosehr darauf freut, ihrem peruanischen Doktor das typisch amerikanische Weihnachten im Hause Luther und Nora zu präsentieren ...

och, jah ... die ersten Kapitel zogen sich für mich ein wenig hin, aber dann, wenn es wirklich ans Eingemachte geht, wird es witzig. Es ist schon verrückt, wiesehr die Familie in ihrer kleinen Stadt eingebunden ist, und wie schlecht sie sich nun auf Arbeit, im Freundeskreis, in der Nachbarschaft und Verwandtschaft plötzlich herauswindenkönnen. Die "Drohungen" der Nachbarn sind schon recht skurill, sie fordern "Freiheit für Frosty", schließlich muss dieser das Jahr in den Kellern der Familie verstauben! Und so gibt es allerhand skurille Szenen, denen sich das Ehepaar stellen muss. Das Ende dann ist wirklich überhektisch und richtig genial.

Schade finde ich nur, dass das Buch anfangs für Weihnachtsfreunde- und Gegner gleichermaßen lesbar ist. Ich zähle mich zu letzteren, kann diesem Geblinke und falschem Getue nicht wirklich etwas abgewinnen. Trotzdem hatte ich meine helle Freude am Buch. Das Ende allerdings, nein, ich finde, das hat Grisham verbockt. Ein "Happy End" hätte in diesem Fall anders ausgesehen, und soviel Schmalz, wie am Ende aus den Seiten - bzw aus meinem CD-Spieler - quoll, wünschte ich fast, ich hätte es nicht gehört. Nein, ich hätte mir ein komplett anderes Ende gewünscht ... denn die Moral von der Geschicht ist eine sowas von affig-albern-dämliche, ...

Charles Brauer liest das Hörbuch prima. Anfangs ein wenig trocken, im Laufe der Zeit passt seine Stimme mit dem unterschwelligen ironischen Ton sehr gut zur kompletten Handlung, und auch am Ende weiß er zu überzeugen.

naja, trotzdem gefiel mir das Buch soweit sehr gut, blödes Ende hin oder her (und den meisten wird es wohl gefallen) ... und ich kann es kurz vor den Feiertagen wirklich nur jedem ans Herz legen. Denen, die sich auf Weihnachten freuen, und denen, die es gerne vermeiden würden und erst im neuen Jahr wieder unter ihren Decken hervorkriechen wollen ...

SaschaSalamander 19.12.2007, 16.56 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL

Beast

kennen_beast_150.jpgZur Abwechslung mal wieder ein Jugendbuch in den Player gelegt, und schon konnte ich den Sonntag über nichts anderes mehr tun als nur zu hören und zu hören, es war so spannend! Nach ein paar Tagen "dahindümpeln" in Sachen Lesen tut so ein Tag, an dem ich mir ein komplettes Buch am Stück genehmige, so richtig gut!

Stephen ist ein 17jähriger, der es nicht leicht hat. Keine wirklich tolle Kindheit bei seinen Eltern, dann verließ sie der Vater, und so kam er vom Heim in die Pflegefamilie der Reynolds, wo er jetzt lebt. Und alle legen ihm Steine in den Weg, die Obergöre Carol, seine Pflegeschwester, lässt ihn bereits in den ersten zehn Minuten seiner Anwesenheit im Hause Reynold so richtig auflaufen und als Dieb dastehen. Auch sonst, wannimmer etwas geschieht, ER trägt die Schuld, und er kann noch sosehr erklären, dass er nichts damit zu tun hat. Einem Jugendlichen wie ihm kann man nicht trauen. Einem, der schon mit Acht Autos knackte, der Mitschüler erpresste und auch sonst nicht gerade ein Chorknabe ist. In vier Wochen wird Stephen 18, und bis dahin muss er ausziehen und in das St. Max Heim. Eine billige Absteige mit lauter abgewreckten Typen, wo er nur mit Messer unter dem Kopfkissen schlafen kann. Er hat keine Chance ... und trotzdem strampelt er nach Leibeskräften, um irgendwie aus diesem Sumpf herauszukommen.

Zu allem Übel gibt es da noch "den Kleinen", "das Monster", "das Biest", "das Ungetüm". Wer oder was dieses Wesen ist, erfährt der Leser erst später. Doch keine Allegorie, keine methaphorische Gestaltwerdung seines inneren Schweinehunds, sondern ein durchaus reales und gefährliches Tier, das Stephen zu pflegen hat. Es kam wie üblich: jemand drückte ihm die Verantwortung aufs Auge, und was er nun damit anfängt, keiner half ihm, niemand kümmerte sich darum, und nun hat er Ärger an der Backe. Schweinehälften frisst dieses Biest, und die muss Stephen unauffällig zerlegen und transportieren, keine leichte Aufgabe ... aber das Biest wird immer größer, immer gefährlicher, und der Junge weiß, dass ihm nur eine Wahl hat: er muss das Biest töten, bevor es ausbricht und eine Gefahr für die Menschen wird ...

Wow, das Buch hat mich beeindruckt! Es ist in der Ich-Form aus Sicht des Jungen erzählt, und man kann sich vom ersten Moment an großartig in die ganze Szenerie hineinversetzen. Er beginnt eiskalt: "Hier eine Liste der zehn schlimmsten Dinge, die ich in meinem Leben gemacht habe". Und dann beginnt er. Teils witzig formuliert, teils wirklich derb und ganz schön heftig. Man merkt: der Kerl hat es faustdick hinter den Ohren. Brandstiftung, Diebstahl, Erpressung und derlei. Manches davon Unfälle, wie etwa die drei abgebrannten Klassenzimmer, als er eigentlich nur den Müllcontainer ein wenig anfackeln wollte, aber Brandstiftung ist Brandstiftung.

Stephen tut einem im Laufe des Buches immer mehr leid. Anfangs mag er ja noch cool und lässig daherkommen, doch je besser man ihn kennenlernt, desto mehr stellt man fest, wieviel Potential in ihm steckt und was eigentlich aus ihm hätte werden können, wenn er doch nur eine Chance im Leben bekommen hätte. Er ist es, der Verantwortung bei der Party zeigt, als überall Kerzen brennen, als die Kids am Klebstoff schnüffeln und als einer der Gäste dringend Hilfe braucht. Sein Umgang mit dem Biest lässt erahnen, dass er wirklich bereit ist, sich um andere zu kümmern, ihm aufgetragene Lasten nicht einfach abzuschütteln, sondern seine Aufgaben auch ernst zu nehmen. Manchmal scheint er der Vernünftigste und Anständigste unter all den Jugendlichen, wenn da nicht eben all die Dinge wären, die er getan hat. Und das, was er noch zu tun gedenkt: nämlich Mord. Mord an seinem Biest. Darf er das Biest töten, wenn es doch darum geht, soviele Menschenleben zu schützen? Er hat niemanden, an den er sich wenden kann mit seinen Fragen, und als er sich aufrafft, seinem Vater davon zu erzählen, wird alles noch schlimmer, ...

Sosehr bangt man mit Stephen, wünscht ihm alles Gute für den Job in der Fleischfabrik, später dann bei Eric dem Schlosser, und wenn er aus den besten Motiven heraus wieder genau das Falsche tun möchte, würde man am liebsten eingreifen und ihm zurufen, dass er doch mit Jimmy reden soll, oder zur Polizei gehen, oder zu Mindy ... (faszinierend übrigens: dieses Gefühl hatte ich beim Lesen oft, und auch in einer anderen Rezension stieß ich darauf. Ging also nicht nur mir so) ...

Für Jugendliche ab 13 Jahren, aber auch für Erwachsene, weil es die Sichtweise eines Heranwachsenden wirklich gekonnt darstellt. Seine Wünsche, Träume, Hoffnungen, Ängste, Aggressionen. Die Probleme, mit denen er im Alltag konfrontiert wird. Ein großartiger Roman vom Erwachsenwerden ...

SaschaSalamander 19.11.2007, 19.23 | (0/0) Kommentare | PL

Einträge ges.: 3848
ø pro Tag: 0,6
Kommentare: 2802
ø pro Eintrag: 0,7
Online seit dem: 21.04.2005
in Tagen: 6947
RSS 2.0 RDF 1.0 Atom 0.3