SaschaSalamander

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Thema: Rezensionen Hörbuch

Ausgesetzt

Walker Deveraux wurde als Kind ausgesetzt. Drei Jahre alt war er. Mitten auf der Straße wie ein Hund zurückgelassen, und seine Mutter kam nie wieder. Er wächst bei Pflegeeltern auf, und als er 19 ist, will er mit Hilfe des Briefes und Fotos, die damals in seiner Tasche steckten, seine wahren Eltern finden. Er zieht nach Toronto, wo er die nächsten Hinweise vermutet, arbeitet als Fahrer bei einer Taxifirma, verliebt sich in die Mitarbeiterin Christa und findet nach und nach Hinweise auf seine Mutter Jenny. Doch jemand scheint ihm auf den Fersen und will nicht, dass Walker weitere Fragen stellt. Und dafür ist "jemand" sogar bereit, über Leichen zu gehen ...

Ein zweiter Handlungsstrang ist die Kindheit von Bobby, der recht gewalttätig ist, sich erst an einem Klassenkameraden vergeht und dann den Nachbarsjungen grausam ermordet. Wer dieser Bobby ist, wird der Leser nach einiger Zeit erfahren.

Das Buch hat sehr gute Kritiken überall im Netz, und als ich es aus der Bücherei lieh, wollte ich es unbedingt sofort hören. Ergab sich dann doch nicht, und nun habe ich es mit einiger Verzögerung gehört. Und, ehrlich gesagt, es war nett, aber ich hätte es auch weiterhin verschieben können. Es ist ein spannender Roman. Aber mehr auch wirklich nicht. Ganz nett. Aber was daran so einzigartig sein soll, dass er einer der "besten Thriller der letzten Jahre" sein soll, ... vielleicht habe ich aufgrund solcher Begeisterungsstürme einfach zuviel erwartet ...

Es liest bzw hört (ungekürzte Version, wortgetreu gelesen, die Dialoge von verschiedenen Personen gesprochen, ansonsten nur ein Sprecher, keine Musik) sich recht zügig, aber es ist jetzt kein "Pageturner", bei dem ich sofort wissen muss, wie es weitergeht. Vom Schlafen hätte mich das Buch nicht abgehalten, dazu ... hm, ich sage ungern "fehlt ihm die Action", denn eigentlich mag ich "Action" nicht sonderlich und liebe es, wenn ein Buch auch ohne spannend ist. Aber hier fehlt mir irgendwo die Spannung. Gut, es wird mal ein Auto angebrannt, okay, es wird mal eine Katze getötet, aber es zieht sich für meinen Geschmack alles etwas ... hätte man es als Roman verkauft, wäre es okay, aber die Bezeichnung "Thriller" finde ich wirklich unangemessen.

Wenn man mal eine nette Geschichte lesen möchte, ein wenig Liebe, ein bisschen Spannung, ein wenig Ausflug in die Vergangenheit des Protagonisten, dann ist "Ausgesetzt" wirklich klasse. Wenn man allerdings erwartet, vor Spannung die Nacht durchzulesen und jede freie Minute mit dem Buch zu verbringen, dann ist es definitiv falsch.

Wie gesagt: ich habe vermutlich einfach zuviel erwartet. Ansonsten kann ich nur sagen: jau, ist ganz nett ...

SaschaSalamander 14.11.2007, 14.54 | (0/0) Kommentare | PL

Eisiges Herz

blunt_herz_150.jpgDie Titel von Giles Blunt klingen nach einem typischen nordischen Krimi a la Wallander, Edwarson oder anderen: "Eisiges Herz", "Gefrorene Seelen", "Kalter Mond" und "Blutiges Eis". Nicht wirklich einfallsreich, beim Heraussuchen eines weiteren Titels weiß ich nicht mehr, ob ich diesen schon gelesen habe oder nicht. Einfach mal wieder eine grauenvolle Übersetzung, denn die englischen Titel sind sehr aussagekräftig. Weil mich der Inhalt von "Eisiges Herz" dennoch ansprach, hörte ich mal rein. Und war sofort begeistert: ein Krimi genau nach Maß nur für mich ...

Giles Blunt ist übrigens kein Thriller aus England oder Amerika, wie meist üblich, und entgegen der deutschen Romantitel stammt er auch nicht aus nordischen Gefilden. Er stammt dagegen aus Kanada und lebt heute als freier Schriftsteller in Toronto.

Detective John Cardinal hat eine Frau und eine Tochter. Zumindest in den Bänden bis zu diesem. Denn hier stürzt seine Frau vom Dach eines hohen Gebäudes. Er wird als erster an den Unfallort gerufen, ein grausames Versehen eines in der Abteilung noch neuen Kollegen. Selbstmord, außer Frage, denn sie war manisch depressiv und schon viele Male zuvor in der Klinik. Es gibt einen Abschiedsbrief, und alles scheint normal. Ihr Mann dagegen ahnt, dass etwas daran nicht stimmt. Ja, sie war krank, aber nichts deutete auf einen Suizid, und manche Dinge kommen ihm ungereimt vor in diesem "Fall", den keiner der Polizisten als Fall sehen will. Er wird für einige Zeit beurlaubt, und auf eigene Faust beginnt er mit den Nachforschungen. Währenddessen muss seine Kollegin Delormes in einem Fall von Kindsmissbrauch ermitteln, der über das Internet bekannt wurde. Und schon sehr bald wird dem Leser klar, was die Detectives entdecken werden: der Psychologe, bei dem Cardinals Frau in Behandlung war, spielt ein grausames, tödliches Spiel mit seinen Patienten. Und das Mädchen, welches nun bei ihm in Behandlung ist, musste einen schweren Missbrauch erdulden und eignet sich bestens als Suizid-Kandidat für den wahnsinnigen Arzt ... können der Kinderschänder und der Psychologe noch rechtzeitig gestoppt werden, bevor es neue Opfer geben wird?

Mmh, herrlich, dieser Krimi gefiel mir sehr. Inzwischen höre ich dieses Genre ja wirklich gerne, aber trotzdem habe ich an fast allen etwas auszusetzen. Wallander ist mir etwas ZU miesepetrig und düster, das brauch ich nicht, habbich selbst. Die typischen Krimis von Frauen wie Reichs, Cornwell, Higgins-Clark, Hayder und anderen sind mir zu weiblich im Schreibstil (was interessiert mich das Kleid der Ermittlerin während ihrer Verabredung mit dem neuen Kollegen), und fast alle sind mir verbal einfach zu grobschlächtig. So detailliert, wie die Gräueltaten meist ausformuliert werden, das muss nicht sein, Horror findet im Kopf statt, nicht in detaillierten Beschreibungen. Und wenn das Ende dann auch noch viel zu plötzlich kommt und den Leser ohne jegliche Hinweise vor vollendete Tatsachen stellt, na danke.

Und an diesem hier hatte ich nichts auszusetzen, wirklich nichts: Nicht zuviel Düsteres, melancholisches Privatleben (wenngleich er dennoch recht schwermütig daherkommt an einigen Stellen), nicht zuviel Blut und Gewalt, keine Beschreibung der hübschen Tapeten und des passenden Teppichs (lediglich im Zusammenhang mit dem Fall *hüstel*), keine Fäkalsprache des Täters (gerade das ekelt mich regelrecht an in den anderen Büchern). Die Sprache nicht zu kompliziert, sondern schön flüssig, noch dazu hervorragend vorgetragen von Olaf Pessler und seiner angenehmen Stimme, ohne Akrobatik aber mit Emotion.

Ich habe es richtig genossen und konnte den Player mit den sechs CDs nicht mehr weglegen, eine nach der anderen, nahezu ohne Pause. Recht schnell werden die Zusammenhänge zwischen dem Psychologen, seiner Patientin, den verschiedenen vermeintlichen Selbstmorden und den Fotos mit dem kleinen Mädchen im Internet klar. Und es ist ein durchtribenes Spiel! Einzelne Sitzungen des Therapeuten wurden ausschnittsweise beleuchtet, und auch ohne Kenntnisse von Gesprächsführung mit traumatisierten oder depressiven Patienten versteht man, wie geschickt er sein Werkzeug einsetzt, um seinen Opfern hilfsbereit und vertrauenswürdig entgegenzutreten und sie dabei immer tiefer in den Strudel ihrer dunklen Gedanken hinabzuziehen. Perfide, grausam, für den Leser vor allem hochspannend.

Wer hochkarätige Action und blutige Details wie in amerikanischen Thrillern erwartet, wer Kommissare mit melancholischem Blick und einem komplizierten Innenleben wie Wallander möchte - der ist hier falsch. Wer dagegen gerne einen flüssigen Krimi in leichter Sprache und mit einigen psychologischen Finessen lesen will, der ist hier genau richtig!

SaschaSalamander 30.07.2007, 19.46 | (0/0) Kommentare | PL

Aber ja Schatz

Die Frau nervt nur noch? Du kommst nach einem anstrengenden Tag nach Hause, und dort sieht es schlimmer aus als auf Deinem unaufgeräumten Schreibtisch am Arbeitsplatz? Was macht sie eigentlich den ganzen Tag ... Und dann sieht sie wieder so kaputt aus. Naja, was solls, sie hat bestimmt eh wieder Kopfschmerzen, also ab vor den Fernseher, der jammert wenigstens nichts davon, was Schwiegermutter nun wieder erzählt hat ... ach, wie schön wäre es, wenn sie mal so richtig verstünde, worauf es Männern eigentlich ankommt ...

Dieser Kerl gehört sich auf den Mond geschossen? Den ganzen Tag hast Du geackert und geschuftet, er kommt nach Hause, hat den ganzen Tag doch eh nur ein paar Telefonate mit Geschäftskunden geführt, während Du Dich mit Kind und Hund so richtig verausgabt hast und einfach nur mal ein wenig Anerkennung möchtest? Dabei würde es doch genügen, wenn er nur ein wenig mitfühlender wäre, einfach nur mal zuhören würde, ein bisschen Verständnis aufbrächte für ihre Belange ... Männer ... sie wissen wirklich nicht, was Frauen wollen ...

Jaaaaa, diese CD muss man echt mal gehört haben, sie ist echt gut für´s Ego *hihi*. Je nach Anlass gibt es verschiedene Tracks. Für beide gibt es, einmal von ihr, einmal von ihm mit passendem Text gesprochen "Abendessen", "Weihnachten", "Aufwachen" und "Auf Arbeit", für ihn dann zusätzlich noch "Fernsehen" und "Schmutziger Sex", für sie "Wellness" und "Liebe machen" ... zwei erotisch klingende Stimmen, genau das, was Männer / Frauen wollen und brauchen. Sie tragen vor, was Mann / Frau schon immer hören wollte ... hier mal zwei Ausschnitte, für sie "Liebe machen", für ihn "auf Arbeit" (letzteres ein Anruf während seiner Mittagspause)

Meine Liebe, ich bin sprachlos, Du bist so wunderschön, wirst von Tag zu Tag schöner, Deine Haut ist wie Seide, Deine Haare schimmern im Licht der Sonne, und wie Du mich mit Deinen strahlenden Augen anschaust, sie funkeln wie ein Juwel bei Nacht. Ich bin sprachlos. Ich bekomme noch immer weiche Knie, wenn ich Dich sehe oder höre. Es ist wie am ersten Tag, nein, schlimmer, ich bin von Kopf bis Fuß in Dich verliebt. Ach, ich kenne Deinen Körper in- und auswendig. Und wenn ich Dich mit meinem starken Körper berühre, bekomme ich eine Gänsehaut. Pure Energie, die sich überträgt. Was möchtest Du? Ich wünsche mir, dass Du Dich wohlfühlst, Dich entspannst. Ich führe Dich in das Reich der Extase, werde mich so lange enthalten, bis Du die weiße Fahne schwenkst. Liebe und Sex gehören zusammen wie Du und ich ... Deine Bewegungen sind so gefühlvoll, so rhythmisch ... ich kann es nicht fassen, dieses Glück ... so will ich sterben ... genau so ... die Gefühle gehn mir durch und durch, es ist so schön, es ist Erotik pur, was machst Du nur mit mir, so etwas hab ich noch nie erlebt ... was, Du bist schon gekommen? Du willst nicht mehr weitermachen? Aber ja, Schatz ..."

"Hallo, Du Tier, stör ich grade? Nicht? Mh, dann ist gut ... ich lieg hier nämlich so, hab alles erledigt, geputzt, eingekauft, Wasserkästen gekauft, auch alles schön zu Fuß. Der Nachbar hat sich zwar angeboten, mich zu fahren, aber wenn ich das zu Fuß mache, bleibe ich so richtig schön und knackig für Dich ... jede Frau sollte sich frisch halten für ihren Ernährer, finde ich, die anderen lassen sich alle sosehr gehen, ich kann das gar nicht verstehen ... nein, Frauen gehören nicht hinters Steuer, können nicht parken, müssen ständig links fahren, ... ich kann, das muss ich aber jetzt auch mal sagen, ich kann auch Männer nicht verstehen, die ihre Frauen hinters Steuer lassen ... ach, egal, zurück zum Thema, ich lieg hier rum, dachte, wenn Du 10 Min Deiner Mittagspause erübrigen könntest, dann ... mmh, ich hab so Lust auf Dich ... ach, Du kannst nicht weg ... magst Du wenigstens ein bisschen am Telefon? Sieht doch niemand ... mh, ja, okay, hast ja Recht, Du hast ja immer Recht ... na, dann grüß mir bitte Deine nette, attraktive Sekretärin von mir ... ach, Du willst sie mitbringen heute Abend? Na, klar, gerne, aber ja, Schatz" ...

Wer keinen Partner hat, wer einfach mal ein wenig Zuspruch und Bestätigung braucht (oder wer mal ein wenig lachen will auf Kosten des anderen Geschlechts), also quasi jeder, muss sich diese CD einfach einmal anhören ...

SaschaSalamander 11.07.2007, 10.47 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL

McDermid Abgekupfert

mcdermid_affaire_150.jpg"Echo einer Winternacht" war einer meiner ersten Krimis, und ich war begeistert. Außerdem las ich sehr ungern Romane von Autorinnen, und ValMcDermid war die erste Autorin nach langem, an die ich mich heranwagte. Und ich war begeistert. Von der Frau, und von ihrem Krimi. Es folgten dann ein paar Kathy Reichs, Higgins Clark, Jilliane Hoffmann, Sandra Brown und andere. Aber für mich ist und bleibt es eben Val McDermid. Was mir vor allem an "Echo einer Winternacht" gefiel: nicht soviel blutige Darstellung wie in den anderen Büchern. Die Fähigkeit, auch ohne große Action sehr viel Spannung zu erzeugen. Nun ja, spätestens in "Die Erfinder des Todes" durfte ich erfahren, dass sie sehr wohl blutig und grausam schreiben kann. Nagut, spannend waren die Sachen noch immer. Ich habe mir inzwischen auch Bücher von ihr gekauft, "ein Ort für die Ewigkeit" und "Abgekupfert", und in der Bücherei schnappe ich mir jedes nur greifbare Hörbuch. So fielen mir "Tödliche Affaire" und "Wen es trifft" in die Hände ... und Euch erwartet hier wieder eine Double Feature ;-)

Zuerst hörte ich "Tödliche Affaire". Ehrlich gesagt, die CD enttäuschte mich etwas. Zwei Kurzgeschichten, recht nett vorgetragen von Thomas Meinhardt. Aber irgendwie ohne Biss, fand ich. Die erste handelt von einem Schriftsteller, der die Geschichte in der Ich-Form erzählt. Er hat ein paar seltsame Gelüste und sucht sich auf recht umständliche Weise eine Schriftstellerin, deren Schreibstil ihm gefällt, deren sexuelle Anteile der Romane (Krimis soll sie schreiben) ihn erregen. Und der schreibt er dann ein Fanmail, macht sich langsam an sie heran, gewinnt ihr Vertrauen, bis sie sich endlich mit ihm trifft. Und dort lebt er seine Phantasie dann endlich aus. Wobei ich fand, dass das etwas arg einfallslos war *gähn*. Irgendwie hatte ich mir mehr davon versprochen, es kündigte sich ein kranker Psychopath an, geboten wurde dann ein 0815 Kleinstadtkiller.

Die zweite Geschichte handelt von einem Ganoven, der endlich zurück ins bürgerliche Leben möchte. Aber wie soll er das mit seinem Lebenslauf gestalten, wie die Lücken erklären? Und so beschreibt er in einem fiktiven Bewerbungsgespräch seinen Werdegang, bis er an den Punkt kommt, an dem sich das Blatt wendet: eine junge Anwältin will ihren Freundinnen zur Selbstjustiz gegen prügelnde Ehemänner unterstützen und braucht eine Art "Geldeintreiber", der den Männern in deren Sprache erklärt, was hier läuft ... notfalls auch mit Baseballschläger ... tja, und so einfach kann Geldverdienen sein ...

Ich war ehrlich gesagt recht enttäuscht. Von beiden Geschichten hatte ich mir mehr versprochen. Die erste begann spannend und endete kurz vor dem sprichwörtlichen Höhepunkt abrupt einfallslos, die zweite zog sich eine halbe CD lang hin, bevor sie dann endlich zum Punkt kam. Schade. Ich kenne McDermid eigentlich besser.

Dann die andere CD: "Wen es trifft und Wer den Wagen ins Rollen bringt". Gesprochen von Eva Gosciewicz, ich mag ihre Stimme. Aber ich werde die CD nicht hören, denn ich habe festgestellt, dass ich die Geschichten bereits kenne: sie stammen aus "Abgekupfert". Ich habe die Angewohnheit, Bücher mit Kurzgeschichten nicht von vorne bis hinten zu lesen, sondern je nach Lust und Laune hier und da mal eine Geschichte herauszupicken. Daher kannte ich die Geschichten der ersten CD noch nicht. Aber als ich den Klappentext zu "wen es trifft" las, wusste ich es sofort. Wollen die Macher nun also wirklich Geld verdienen, indem sie jeweils zwei Kurzgeschichten der Autorin auf CD packen, bis das Buch durch ist? Ehrlich gesagt, da halte ich die 2,99 für dieses kleine Büchlein (meist als Mängelexemplar in Läden günstigst erhältlich) besser angelegt als in den CDs. Die Sprecher sind nett, aber keine Weltklasse. Und wenn sich die Story wie in der Geschichte mit dem Kleinganoven zu lange hinzieht, kann man auch mal überfliegen. Eine CD enthält 2 Geschichten und kostet 8 Euro, das Büchlein enthält 11 Geschichten und kostet 3 Euro ...

mcdermid_trifft_150.jpgDoch, zum Selbstlesen sind die Kurzgeschichten sehr gut geeignet. Ich stöbere gerne in diesem Büchlein und lese heute mal die eine und in ein paar Wochen die nächste. Aber das Geld für die Hörbücher dazu würde ich nicht ausgeben. Mein Tipp: besorgt Euch das Buch bei >Tauschticket<, genießt die Geschichten ein kleinen gemütlichen Dosen vorm Schlafengehen. Es gibt Hörbücher, in die man sein Geld sinnvoller investiert ;-)

SaschaSalamander 02.07.2007, 09.49 | (0/0) Kommentare | PL

Jung blond tot und Der Jäger

Gerade höre ich "Der Jäger", vor einigen Wochen hatte ich "Jung, blond, tot" im Ohr. Und weil ich finde, dass sich die beiden Romane sehr ähneln, genügt wohl eine Rezension für beide. Wozu zweimal den gleichen Text schreiben und meine Leser quälen, für Wiederholungen müsst ihr lediglich den Fernseher einschalten ;-)

"Jung, blond, tot" ist der erste Krimi um Julia Durant, ehemalige Mitarbeiterin der Sitte, nun neu in der Mordkommission bei den Kollegen Berger und Helmer. Sie wird direkt in eine grausige Mordserie hineingezogen, bei der junge, blonde Frauen vergewaltigt und misshandelt werden. Die Spur führt in die Frankfurter Oberschicht, und sehr lange Zeit tappen die Kommissare im Dunkeln, bevor ein Zufall sie auf den Mörder stößt ... wenn Julia mit allem gerechnet hätte - aber dieser Fall setzt ihr dann auch privat doch sehr zu.

In "der Jäger" wird eine Reihe von Frauen ermordet aufgefunden, welche scheinbar durch nichts, absolut nichts miteinander verbunden scheinen. Bis den Ermittlern der abstruse Gedanken kommt, ob es wohl das Sternzeichen sein könnte? Längere Gespräche mit einer Astrologin helfen ihnen tatsächlich weiter, und immer sonderbarer scheint es, was der Täter mit seinen Morden eigentlich vorhat. Und alle Opfer schienen den Täter zu kennen. Durant muss vorsichtig sein: auch ihr Horoskop trägt die gleichen Merkmale wie die der Ermordeten ...

Die Handlung von Franzens ... Franz´s ... ach, also, Andreas Franz lässt seine Krimis im Frankfurter Großraum spielen. Wer in Oberursel, Darmstadt, Frankfurt lebt, wird die Lokalitäten wohl alle wiedererkennen und ein klares Bild vor Augen haben, wenn Durant und Berger ermitteln. Dadurch wirkt der Krimi natürlich um ein Vielfaches lebendiger und greifbarer für uns als die Romane von Cornwell, Higgins-Clark, Brown oder anderen AutorInnen.

Sprachlich - naja, es ist ein deutscher Autor, kleine Unzulänglichkeiten können also nicht dem Übersetzer in die Schuhe geschoben werden. Ich finde, dass sich sehr häufig Sätze und Handlungen wiederholen (als Nichtraucher bemerke ich, wieviel Wert auf Rauchen und Zigarettenmarken gelegt wird). Beim Hören glaubte ich im ersten Moment einige Male, diese Szene bereits gehört zu haben, einfach weil sie einer früheren Situation nur allzu ähnlich war. Julia raucht. Nimmt ein Bad. Telefoniert. Ist alleine zu Hause. Sie befragt die Verdächtigen, alle bekommen die gleichen Fragen gestellt, alle antworten auf ähnliche Weise. Es zieht sich manchmal schon sehr, wenn die dritte oder vierte Person befragt wird. Natürlich klingt jeder auf seine Weise verdächtig, denn weil es - Krimi eben - alles nur ein großer, tiefer Sündenpfuhl ist (Sex, Drogen, jeder mit jedem), hat eben jeder etwas zu verbergen und beantwortet die Fragen anfangs nur unzureichend. In beiden Fällen soll der Leser wohl darauf gedrängt werden, Person xy zu verdächtigen (unsympathisch, zwielichtige Vergangenheit, hat eindeutig gelogen, Womanizer dem die Opfer vertrauten, wusste für den Mord relevante Details aus dem Privatleben der Frauen), und einige Zeit vor Ende wird diese Person dann ermordet. Weil sie den Täter zu kennen glaubt, zur Rede stellt und von ihm getötet wird. Äußerst einfallsreich, jau *hüstel*. Und dann ist der Täter jemand, mit dem man als Leser nicht gerechnet hat. Eigentlich auch gar nicht rechnen konnte. Wie in alten Wallace- und anderen Krimis: es werden Hintergründe, Zusammenhänge und eine Vergangenheit und ein Motiv genannt, welches ziemlich konstruiert klingt und jeder der verdächtigen Akteure angedichtet hätte werden können. Man fühlt sich als Leser in diesem Moment wenig ernst genommen.

Aber ansonsten ... naja, man sollte die Romane von Andreas Franz in einem zeitlichen Abstand von mehreren Monaten lesen, weil sich sonst einfach zuviel wiederholt, sprachlich wie auch im Handlungsmuster. Aber wenn man ihn nicht zu oft konsumiert, doch, dann bietet er wirklich eine sehr gelungene Unterhaltung. Flüssig geschrieben, sehr spannend. Julia Fischer, welche die Durant-Romane liest, hat eine sehr angenehme Stimme, trägt den Text sehr souverän und selbstbewusst vor, ich lausche ihr sehr gerne. Und da die Hörbücher die gekürzte Version der kompletten Taschenbücher sind, empfehle ich den Lesern, auch hier eher auf die Audio-Version zurückzugreifen, um die häufigen Wiederholungen zu vermeiden. Dadurch wird der Roman um einiges spannender ;-)

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SaschaSalamander 25.06.2007, 10.07 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Die TUN nichts, die wollen nur SPIELEN

bleuel_TUN_150.jpgHeute Vormittag gehört, heute Nachmittag schon frisch rezensiert ;-) Quietschrosa lag dieses Hörbuch zwischen den anderen in der Bibliothek, und ich konnte nicht daran vorbei. Schon wieder ein Briefroman, diesmal zwei Freundinnen rund um den Alltag.

Eine nähere Inhaltsangabe kann ich kaum geben. Die beiden unterhalten sich über ihren Alltag und ihre Männer. Es beginnt damit, dass Natty ihrer Freundin Chrinstine ihr Leid klagt, und dass sie bei der Shiatsu-Massage endlich erkannt hat, was sie in der letzten Zeit immer so in Wut bringt: Ihr Mann ist es. Die Wurzel allen Übels. Tagsüber ist sie so gut gelaunt, aber sobald er wieder nach Hause kommt, geht es wieder los, das Geknatsche und Gezanke. Und so tauschen sie sich aus. Anfangs lassen sie so richtig Dampf ab über die bösen Männer, ihre lästigen Eigenheiten, ihre schrulligen Macken und ihre Rücksichtslosigkeit. Dann kommt hier und da auch mal ein wenig Selbsterkenntnis hinzu, denn der Nestbautrieb einer Frau mit allem Möbelrücken ist auch nicht gerade der Traum eines Mannes. Und auch ihre Methode "stummer Vorwurf" ist nicht gerade fair, eigentlich sollten sie ihren Männern sagen, was tatsächlich Sache ist ... und dann geht es über in die Frustigkeiten der Kindererziehung, der Haushaltsführung, die lästigen Pfunde und die mangelnden Möglichkeiten der Selbstentfaltung zwischen Wäschekorb, Kinderpflege und ehelichen Pflichten ...

Nicht so wortgewandt wie "gut gegen Nordwind", nicht so witzig wie die Bücher von Susanne Fröhlich (Moppel-Ich, Runzel-Ich, Frisch gemacht etc), aber eine angenehme Mischung aus beidem. Viele Aha-Effekte, immer wieder denkt man sich "jaaaaa, genau, das macht meiner auch", oder als Mann dann "stimmt, meine ist echt genauso" ... es ist keine böse Abrechnung mit dem anderen Geschlecht, sondern einfach eine nette Möglichkeit, direkt und dennoch humorvoll die Stolpersteine im täglichen Miteinander zu reflektieren. Kein allzu großer Tiefgang, aber keinesfalls oberflächlich ...

Einziges Manko: es beginnt mittendrin und hört ebenso plötzlich auf. Es gibt zwar einen roten Faden, aber keinen Anfang und kein Ende. Es ist keine Handlung, um die es sich ragt, sondern die beiden kennen sich schon recht lange, tauschen auch scheinbar schon sehr lange Briefe miteinander aus. Und mit irgendeinem davon beginnt es. Und auch nach dem letzten Brief ist klar, dass es noch jahrelang so weitergehen wird und auch auf diesen Brief noch eine Antwort folgt. Einfach eine kleine Episode quasi, aus dem Leben gegriffen, wie sie hier und heute zwischen zwei Freundinnen täglich so ablaufen könnte. Als die Geschichte plötzlich abrupt zu Ende war, war ich erst einmal für einen kurzen Moment perplex. Ich habe jetzt nicht das Gefühl, dass etwas fehlt und ich unzufrieden zurückbleibe, aber ein wenig arg spontan war das schon ...

Einfach mal nett für zwischendurch. Wer mal wieder so richtig gefrustet ist und wie Natty aus lauter Wut den Mülleimer in der Küche ausgeleert und dann die Dreckwäsche drübergekippt hat, um darauf herumzutrampeln und vor sich hinzubrüllen, wie gemein doch alle zu ihr sind, ja, der wird sich darin ebenso wiederfinden wie die ganz normale gesunde Ehefrau von heute ;-)

SaschaSalamander 22.06.2007, 15.47 | (0/0) Kommentare | PL

Gut gegen Nordwind

glattauer_nordwind_150.jpgLiebesromane lese ich nicht. ICH nicht. Wäre ja noch schöner. Naja, außer von Sparks. Und Levy kann - nicht in allen, aber ab und zu - auch ganz gut schreiben. Aber ansonsten ... nööö, ich nicht. Und wenn ich geahnt hätte, dass "Gut gegen Nordwind" eine Art Liebesroman ist, dann hätte ich ihn auch nie in die Hand genommen. So aber stand dieses Cover völlig unscheinbar und vermeintlich harmlos zwischen den anderen Hörbüchern in der Bibliothek. "Gut gegen Nordwind", was ist DAS denn für ein seltsamer Titel ... noch nie gehört. Klappentext gelesen. Naja, Liebeszeugs nicht wirklich, aber Mailroman, das klingt ganz nett. Außerdem soll er lustig sein. Wenigstens aus letzterem Grund habe ich den Titel also mitgenommen. Typische Ausrede: "er bringt mich eben zum Lachen" ...

Emmi Rothner ist ziemlich chaotisch und flitzt durchs Web ohne große Schwierigkeiten. Und so passiert es ihr ständig, dass sie beim Kündigen ihres Abonnements nicht den Verlag Lieke anschreibt, sondern den Herrn Leo Leike, nur wegen so eines kleines Buchstabendrehers in der Mailaddresse. Kein Wunder, dass ihr Abonnement niemals gekündigt wird. Und als sie nach unzähligen Mails irgendwann einmal pampig wird, antwortet der Herr Leo Leike ihr endlich. In einem deutlichen, freundlichen, recht witzigen Ton. Emmi entschuldigt sich, und damit ist die Sache erledigt. Bis Emmi ihm zig Monate später versehentlich eine Massenrundmail schickt. Leo, der gerade eine üble Trennung hinter sich hat und eigentlich auf das Mail seiner Angebeteten wartete, reagiert ziemlich sarkastisch, Emmi kann dies nicht auf sich sitzenlassen, und so beginnt ein Mailwechsel, der die beiden ziemlich verändern wird ...

Sie tauschen ihre Gedanken aus, finden Gefallen am Schreibstil und der Art des anderen, erzählen hier und da seltene Dinge aus ihrem Privatleben, bleiben jedoch weitgehend distanziert und anständig. Nur manchmal lassen sie hindurchblicken, dass da mehr ist, als sie vorgeben ... etwa wenn sie verzweifelt auf seine Mails wartet (er ist ihm Urlaub, hatte es ihr nicht erzählt), erst langsam zögernd zu fragen beginnt, wo er dann sein könnte, irgendwann pampig wird und ihn dann sogar via Mail beschimpft, weshalb er nicht antwortet. Sie ist eben süchtig nach den Leo-Leike-Mails. Oder wenn Leo weintrunken auf der Couch sitzt, den Laptop vor sich, und Emmi gesteht, was er für sie empfindet. Aber das war natürlich nur der Wein, er weiß ja schließlich auch, dass Emmi in einer glücklichen Beziehung mit Bernhard steckt und nicht für ihn frei ist.

Sie möchten sich gerne kennenlernen, die Stimme des anderen hören, ein Gesicht mit den Zeilen verbinden. Aber vor jedem Anruf, vor jedem Treffen fürchten sie sich. Denn es könnte das Ende einer wunderbaren Mailbeziehung sein. Kann die Realität tragen, was im Netz begann? Und immer wieder finden sie einen weiteren Grund, weshalb sie sich heute nicht treffen können, obwohl sie doch sogar in der gleichen Stadt wohnen ... doch ihre Gefühle füreinander werden immer heftiger, Leo begehrt Emmi, und Emmi weiß nicht mehr, was sie nun eigentlich tun soll ...

Ach, köstlich, ich habe dieses Buch an nur einem einzigen Tag verschlungen! Die Kopfhörer schienen an meinen Ohren festgewachsen, ich musste alle Arbeiten liegenlassen und mich auf dieses Buch konzentrieren. Wirklich klasse. Briefromane waren ja von jeher schon sehr beliebt, ob damals "die Leiden des jungen Werther" (Goethe), ob modern wie die "Beatrice Letters" (Lemony Snicket), es ist ein geeignetes Medium, um dem Leser eine Handlung einmal aus einer etwas ungewöhnlichen Sicht zu präsentieren. Kein allwissender Erzähler, kein Blick in die Zukunft, der Leser weiß nicht mehr als das, was die beiden Personen einander schreiben. Und es gibt jede Menge "Cliffhanger", denn natürlich werden im Brief zwar ein paar Fragen beantwortet, aber es werden neue Fragen aufgeworfen, und der Leser will immer mehr wissen, ebenso wie der Empfänger des Briefes kann er es nicht erwarten, endlich eine Antwort zu erhalten!

Da die Emails in der heutigen Zeit natürlich rasanter und impulsiver sind als die Briefe, welche man damals in langen Abendstunden verfasste, ist auch "gut gegen Nordwind" unglaublich temporeich, emotional und spritzig. Er in seiner wortgewandten, kurzgefassten, treffsicher ironischen Art, sie in ihrem sprudelnden Tempo ohne Punkt und Komma, beide wissen den Gegenüber ihres Mails ebenso für sich zu gewinnen wie der Autor den Leser. Zwei Menschen, die sich nie gesehen haben und dennoch mehr füreinander empfinden, als sie eigentlich sollten. Zwei fiktive Figuren, die dem Leser schon nach wenigen Sätzen sosehr ans Herz wachsen, dass er das Buch nicht mehr schließen kann kann bis zum Ende.

Hm, das Ende ... naja, wie schon gesagt, es gibt kaum einen Liebesroman, der wirklich gut endet. Vielleicht, weil auch das Leben nicht wirklich ein Happy End in sich trägt. Vielleicht, weil es unrealistisch wäre, wenn am Ende alle zufrieden sind, denn meist gibt es am Ende auch immer Leidtragende. Aber warum musste dieser Roman SO enden? Ich finde, es hätte andere Möglichkeiten gegeben, das Buch zu beenden. Vielleicht wollte der Autor sich die Möglichkeit für einen zweiten Teil offenlassen, aber auch das hätte geschickter gelöst werden können. Nun, kurz, ich war vom Ende sehr enttäuscht.

Ansonsten alles top. Und in diesem Fall kann ich jedem, der ansonsten nicht so von Hörbüchern begeistert ist, empfehlen, dennoch die Hörversion zu sich zu nehmen. Christian Berkel und Andrea Sawatzki sind wie geschaffen, bessere Stimmen für Leo und Emmi hätten nicht gefunden werden können. Ihre rotzfreche, selbstbewusste und zugleich auch sensible und warmherzige Art spiegeln sich hervorragend in Andreas munterem Tonfall, und niemand könnte Leos ruhige, gedankenvolle, ironische und melancholische Wesen besser darstellen als Christian Berkel. Wie ein Gewehrfeuer lässt Andrea ihren Text auf Leo los, und gekonnt gemächlich aber keinesfalls behäbig kontert Christian im nächsten Mail auf Emmis Kaskaden. Leo, Andrea, Emmi, Christian, man kann kaum noch auseinanderhalten, Stimmen und Worte passen so gut zusammen, als wären sie eins. Selten, dass ich so eine großartige Symbiose zwischen einem Hörbuch und den Sprechern erlebt habe!

Doch, ich kann dieses Buch wirklich nur jedem ans Herz legen, der (jetzt mach ich es mal mit Aufzählungen, wie Emmi):
a) Liebesromane sehr gerne mag (denn es ist einer)
b) Liebesromane überhaupt nicht mag (denn er ist trotzdem gut)
c) der selbst ein Mailjunkie ist (denn er wird sich selbst entdecken)
d) mal so richtig lachen möchte (denn er kommt auf seine Kosten)

SaschaSalamander 11.06.2007, 19.00 | (4/0) Kommentare (RSS) | PL

Aberwitzige Abenteuer 01

Ich kann es nur immer wieder betonen: Harry Potter ist nicht das Nonplusultra der fantastischen Kinder- und Jugendliteratur. Kids, die ansonsten nichts lesen, haben vermutlich einfach nicht die richtigen Bücher von ihren Eltern in die Hand gedrückt bekommen. Klar hat jeder einen anderen Geschmack, aber die Seiten mancher Bücher scheinen eine Art unsichtbare Droge zu enthalten, die verhindert, es wieder beiseite zu legen. Dazu gehören - je nach Alter und Geschmack - zum Beispiel >Charlie Bone<, >Lemony Snicket<, >Eddie Dickens<, Artemis Fowl, Hohlbeins Märchenmond, Isaus Neschan-Trilogie, die unendliche Geschichte oder ähnliche Werke ... ganz besonders erwähnenswert finde ich dabei auch die >Klippenland-Chroniken< von Paul Stewart (Autor) und Chris Riddell (Illustration). Und von diesem Autor stammen auch die "aberwitzigen Abenteuer", deren ersten Band ich letztens in der Bibliothek in die Finger bekam. Da die Illustrationen so genial sind, fiel mir die Entscheidung "Lesen" oder "Hören" recht schwer, aber ich war neugierig auf Heike Makatsch ...

Fergus Crane ist ein liebenswerter Junge, den der Leser sofort ins Herz schließt. Er ist abenteuerlustig, lebaft, aber auch vernünftig und recht reif für sein Alter. Vor seiner Geburt verschwand sein Vater, und die Mutter kümmert sich alleine um ihn, sie hat neben ihrer Tätigkeit als Verkäuferin auch noch etwas Heimarbeit, um sich wenigstens das Notwendigste für ihren Sohn leisten zu können, und Fergus stellt keine hohen Ansprüche, er sorgt sich um seine Mutter. Sie sind SO arm, dass er nicth einmal eine Schule besucht, sondern nur das kostenlose Schulschiff "Betty Jane". Allerdings sind die Lehrer wirklich seltsam, gar nicht wie richtige Lehrer. Und die Schulfächer "Höhlenerforschung" oder die Arbeit auf dem Schiff sind nicht wirklich das, was man in Mathe oder Deutsch lernt. Aber Fergus und seine vier Klassenkameraden sind fleißig und geben ihr Bestes.

Eines Nachts kommt ein kleines metallenes Kästchen durch Fergus´ Fenster geflogen, in dem sich eine Nachricht von seinem verschollen geglaubten Onkel T.C. befindet. Und damit beginnt für den Jungen das aberwitzige Abenteuer mit den Piraten, den Feuersmaragden, einem aktiven Vulkan, einem fliegenden Pferd und drei sprechenden Pinguinen.

Mensch, ich war hin und weg! "Fergus Crane" ist völlig anders als die Klippenland - Chroniken, aber mindestens genauso gut. Allein die Charaktere sind das Lesen oder Hören des Buches schon wert! Kein übermäßiger Schnulz, aber auch keine überzogenen Charaktereigenschaften oder Schrulligkeiten. Ganz normale, liebenswerte Menschen, die man sofort mag. Die kauzigen Nachbarn, die Klassenkameraden, die fiesen Piraten, der erfindungsreiche Onkel, und natürlich auch der Vater ... sie alle schienen mir so lebendig, als stünden sie vor mir ...

Die Welt, in der Fergus lebt, unterscheidet sich gar nicht einmal sosehr von der unseren, eigentlich könnte es sogar die unsere sein. Keine fantastischen Fabelwesen oder seltsamen Länder. Nur einzelne kleine Besonderheiten wie die sprechenden Pinguine lassen darauf schließen, dass es wohl doch nicht ganz so real sein kann ... aber, wer sagt denn, das Pinguine nicht sprechen können, vielleicht schweigen sie ja lieber? ;-)

Bevor es so richtig spannend wird und Fergus sich auf die Reise zur geheimnisvollen Feuerinsel macht, wird dem Leser erst einmal seine Umwelt vorgestellt, die Stadt mit dem Mollenhauer - Park, das Schulschiff, die Bäckerei, sein kleines Zimmer, und natürlichl die Menschen um ihn herum. Auch dieses ist schon so packend geschildert, dass man kaum mit Lesen / Hören aufhören kann. Ich mag Stewarts lebhaften Stil, der alles so unmittelbar beschreibt, dass man meint, man wäre selbst ein Teil der Geschichte ...

Und was mich begeisterte: die Klippenlandchroniken werden alle gelesen von Volker Niederfahrenhorst. Nicht so bekannt wie manch anderer Sprecher, aber meiner Ansicht nach einer der ganz Großen. Ich war sehr enttäuscht, als ich las, dass dieses Hörbuch von Heike Makatsch gesprochen wird. Bäh, kein Volker? Und dann sogar noch eine Frau? Mit Frauenstimmen kann ich wenig anfangen ... dachte ich bisher. Denn Heike ist SUPER!!! Man könnte sagen, sie ist eine Art weiblicher Rufus Beck. Sie beherrscht verschiedene Dialekte, Sprachmelodien, Tonhöhen, Sprechweisen. Die Piraten mit ihrer rauchigen, tiefen, bösen Stimme, der nuschelnde Onkel mit dem Sprachfehler, die Papageiendame Bolivia, die eleganten Pinguine, die eitle Theater-Diva, sie verkörpert das alles so genial, dass ich fast schon etwas neidisch wurde. Sie kann es, und wie! Die meisten Frauen sprechen recht tonlos, ohne Veränderungen, aber Heike Makatsch spielt mit ihrer Stimme, lässt sie quäken, quieken, tropfen, fließen, schnarren, kratzen, singen, schreien, lachen ... allein ihr Vortrag ist es wert, sich dieses Hörbuch in den Player zu legen und zu genießen ...

Wie immer bei Paul Stewart: Tolle Zeichnungen (in diesem Fall im Booklet der CD), eine packende Story, ein mitreißender Stil, und außerdem noch eine grandiose Sprecherin. Seine Bücher muss man einfach mögen ...


SaschaSalamander 20.04.2007, 12.09 | (0/0) Kommentare | PL

Die Eisfestung

stroud_eisfestung_150.jpgIch habe "Die Eisfestung" recht flott beendet, denn irgendwie war es ja doch spannend. Aber ich war ein wenig erstaunt, das Buch ist in vielerlei Hinsicht doch so ganz anders als manch andere Bücher: die Einordnung in ein Genre fällt mir schwerer als sonst, der Schreibstil ist recht eigen, und überhaupt ist es ein recht ungewöhnliches Buch ... aber, jetzt erstmal Schritt für Schritt, beginnend mit dem Inhalt des Buches ;-)

Emily streift allein durch die Winterlandschaft in der Nähe der alten Burg und trifft eine Bande Jugendlicher, die sie nun wirklich nicht treffen wollte ... als sie sich so richtig ärgert, taucht auf einmal Marcus auf, ein fremder Junge, der in ihr die Begeisterung für die Burganlage hier wecken möchte. Und dann muss auch noch Simon, der zu den verhassten Jugendlichen aus dieser blöden Bande gehört, dazukommen! Aber Marcus schafft es, die Stimmung zu glätten, und widerwillig kommen sie alle drei so langsam ins Gespräch und beschließen nach einer Schneeballschlacht, sich wieder hier bei der Burg zu treffen. Gesagt, getan, und so lernen sich die drei näher kennen, sie alle scheinen Außenseiter, und irgendwie bahnt sich doch langsam eine Freundschaft zwischen ihnen an.

Sie treffen sich häufiger und erobern dabei auch die alte Burg, die von dem übellaunigen Harris bewacht wird. Und sie übernachten sogar dort oben! Doch als Marcus verschläft, zu spät nach Hause kommt und sich einige Tage später mit blauen Flecken an Gesicht und Körper in der Burg verschanzt, halten seine Freunde natürlich zu ihm, und der Kampf gegen Jugendamt, Polizei, Feuerwehr und den prügelnden Vater beginnt ... aus dem anfänglichen Spiel wird lebensbedrohlicher Ernst ...

Hm, und genaugenommen habe ich jetzt von 4 CDs etwa drei davon bereits beschrieben ... normalerweise mache ich das sehr ungern, dass ich soviel von der Handlung im Voraus verrate, aber eines der Dinge, die das Buch so ungewöhnlich machen, ist eben auch der Aufbau:

Ich muss sagen, dass ich etwas enttäuscht war. Dass ich rein vom Thema her keinen "Bartimäus" und auch kein "Drachenglut" erwarten kann, war mir klar. Aber ich musste etwa zwei CDs lang kämpfen, ob ich nun weiterhören soll oder nicht. Die Handlung zieht sich und zieht sich, es passiert nicht wirklich etwas. Erst kurz vor Ende dann verschanzen sie sich auf der Burg, es gibt ein kurzes Intermezzo mit der Polizei, und dann ist man ratzfatz ohne viel Federlesen auch schon am Ende, das leider sehr kurz und knapp daherkommt und für meinen eigentlich recht flexiblen Geschmack trotzdem arg viel offenlässt ... ich habe ja nichts dagegen, wenn eine Geschichte nicht actionreich und haarsträubend ist, Thrill ist für mich mehr als Gänsehaut und Hochspannung. Aber der Anfang zog sich für mich wie Kaugummi ... Und, wie gesagt: endlich mitten in der Handlung, schwupps, schon wieder vorbei. Leider ein wenig unglücklich geworden, wie ich finde, ...

Das Genre ist recht schwer einzuschätzen, auch deswegen ist es nicht leicht, den Schreibstil zu bewerten und zu sagen, es hat hieran gefehlt oder dort gemangelt. "Die Eisfestung" ist zu einem Teil Kinder- und Jugendbuch aufgrund ihrer Protagonisten und deren Sichtweisen. Das Thema ist jedoch ein ernstes und kann auch als Erwachsenenroman gelten. Durch die Entwicklung zum Ende hin wird es manchmal auch in die Kategorie der Thriller gesteckt, was ich persönlich allerdings für etwas überzogen halte. Fantasy ist es nicht, sondern ein reiner realistischer Roman, eine Handlung, wie sie so tatsächlich auch passieren könnte. Für mich gehört es am ehesten in die Kategorie "Jugendroman" ...

Hm, und dafür finde ich den Schreibstil dann doch etwas trocken. Wenig Schnörkel, wenig Verzierungen, sehr einfach gehalten. Ich finde, ein bisschen mehr Action könnte für jugendliche Leser schon drin sein. Vielleicht sind es eher die Charaktere, mit denen sich die Leser identifizieren können / sollen, die den Reiz dieses Buches ausmachen. Denn diese sind doch sehr gut beschrieben. Man erfährt zwar niemals direkt etwas aus dem Leben von Emily, Marcus und Simon, aber in ihren Gesprächen und Handlungsweisen lässt sich vieles herauslesen: Emily lebt so nebenher, während ihre Eltern sich recht wenig um sie kümmern. Simon ist der Jüngste, wird ständig hin- und hergeschubst, seine Geschwister sind ziemliche Rüpel, sein ältester Bruder sogar im Gefängnis, und er als das "schwarze Schaf" der Familie ist eher ruhig und friedlich, was ihm Spott und Hohn einbringt. Marcus´Mutter ist gestorben, und sein Vater kommt mit der neuen Situation nicht zurecht, prügelt seinen Sohn, der sich in eine lebendige Phantasiewelt zurückzieht. Das Unausgesprochene hinter dem Ausgesprochenen ist ein großer Reiz dieses Buches und macht einen großen Teil der "Spannung" aus ...

Es ist ein recht ernstes Thema, doch. Und der Leser fragt sich sehr oft, wem er denn nun Glauben schenken soll. Auch der Vater ist glaubwürdig. Und wie soll das Jugendamt nun reagieren? Hat Marcus in seiner Phantasie etwa alles erfunden? Aber kann man Blutergüsse und Beulen erfinden? Die Kinder halten zusammen, die Erwachsenen halten zusammen, und der Leser steht nun dazwischen und weiß nicht mehr, wem er eigentlich glauben soll ...

Hm, ja, doch, eigentlich schon ein gutes Buch, ... aber ...
hm, ja, eben das aber ...
aber der Anfang zu lang, der Höhepunkt zu kurz, das Ende zu schnell. Schade, denn die Story an sich hat viel Potential, und das Thema ist ebenfalls sehr wichtig ... aber es fehlt diesem Buch einfach das "gewisse Etwas", das mich ein Buch weiterempfehlen lässt ... aber ich hätte in dieser Zeit auch gut und gerne verlustfrei etwas anderes hören können ...

Hören ... genau, stimmt, ich habe ja letztens die Kategorie "Hörbuch" hinzugefügt. Aber hier gibt es nicht viel zu erwähnen. Der Sprecher, Gerd Köster, trägt die Handlung ruhig, gelassen, für meinen Geschmack etwas zu eintönig vor, aber es fällt nicht negativ auf. Es passt insgesamt zum Buch; nett, unauffällig, etwas träge, könnte eigentlich mehr sein ...

SaschaSalamander 16.04.2007, 15.18 | (0/0) Kommentare | PL

Traumklänge

hetmann_traumklaenge_150.jpgSooo, nun bin ich auch fertig mit dem Hören. Ich muss zugeben, den Rest habe ich so nebenbei laufen lassen und könnte ihn auch gar nicht so genau wiedergeben, ich wollte es einfach beenden, hatte auf ein paar nette Effekte oder Ideen für das Ende gehofft ... nun aber wenigstens eine kurze Rezension ...

Izaak ist freier Journalist und hat den Wunsch, ein Buch zu schreiben. Ein ganz besonderes Buch: es soll den Leser in ferne Welten entführen, ihn mit verzaubertem Blick abtauchen lassen hinein in seine Fantasiewelt, und es soll auch nach dem Lesen weiterhin wirken ... doch die Jahre vergehen, und kein Wort dieser Geschichte möchte ihm zu Papier kommen. Da trifft er während eines Vortrages die geheimnisvolle und attraktive Eliza, die sich sofort in eine nette Plauderei mit ihm stürzt und ihn zu sich nach Hause einlädt. Dort entdeckt er eine faszinierende Metallkugel, und er hört ihren Klang, wie von weit her. Die Kugel inspiriert ihn, und so verleiht Eliza sie ihm für ein paar Tage. Und schon beginnt Izaak zu schreiben und zu schreiben ... die Geschichte der Kugel von ihrer Erstellung bis hin in die Gegenwart. Und auch seine, Izaaks Geschichte, erhält einen ungewöhnlichen Verlauf ...

Hm, ja, doch ... ganz nett, muss man dem Autor lassen. Eine Geschichte, in der viele kleine Geschichten erzählt werden. Eine sogenannte "Rahmengeschichte". Ein altbewährtes, immer wieder mitreißendes Prinzip, bei "alten Klassikern" wie 1001 Nachrt ebenso beliebt wie bei den Romanen moderner Autoren wie Hans Bemman ("Massimo Battisti" und "Stein und Flöte"). Für den Leser eine wunderbare Möglichkeit, einzelne Geschichten vor dem Schlafengehen zu lesen, in ferne Welten abzutauchen und dabei doch immer in der Gegenwart zu bleiben und dem Problem zu unterliegen, ein Buch nicht mehr aus der Hand legen zu können ...

In diesem Fall ... hm, der Titel ist ja doch sehr vielversprechend ... "Traumklänge", was geht Euch dabei durch den Kopf? Bei mir entstehen da sofort Bilder und Töne, Sphärenklänge, die Weiten des Universums, wundervolle und magische Orte, verzauberte Wesen, eine Vielfalt an Möglichkeiten ... aber das war es auch schon. "Traumklänge" sind es wohl, die nur wenige Menschen hören, wenn sie die Kugel berühren und zum Klingen bewegen. Diese inspirieren sie, erfüllen die geheimsten Wünsche ihres Besitzers.

Doch wie es mit Wunderzauberdingen ist, hat alles auch seine Nachteile, und die schönste Liebe wird zerstört durch den Neid der Umstehenden, eine geheime Liebschaft offenbar, eine tragische Romanze endet tödlich. Immer das gleiche. Kurz in die Geschichte eingeführt, schon wieder aus ihr verschwunden. Eigentlich ja nicht weiter schlimm, ich kann mit dem Tod eines Protagonisten gut leben. In diesem Fall aber ist mir die Zeit, die Figuren ins Herz zu schließen und sich in die zauberhaften Welten des Orients hineinzuträumen, viel zu kurz.

Auch fehlt es den Worten an einem gewissen Glanz. Den späteren Geschichten, welche zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielen, mag ich dies noch nachsehen, aber gerade in der Welt Scheherazades, was gäbe es da für Möglichkeiten, die Düfte und opulenten Farben im Leser zu erwecken ... Vielleicht lag es auch daran, dass ich statt zu lesen das Hörbuch zu mir nahm. Nina Ruge liest den grausamen Tod eines Protagonisten, als säße sie popcornkauend im Zirkus. Und Joachim Fuchsberger trägt seinen Text recht nett vor, aber ihm fehlt, wie ich finde, das gewisse Etwas. Ob nun die Geschichte oder doch die Vortragenden, nach zwei CDs wurde es mir recht langweilig.

Das Buch ist, wie ich gelesen habe, mit Schrift und Zeichnungen angeblich sehr hübsch aufgemacht. Und ich kann mir vorstellen, dass einzelne Geschichten daraus hier und da vor dem Zubettgehen bestimmt nett sein mögen. Aber die Audiofassung, nun, soll sich jeder sein eigenes Bild davon machen, ich jedenfalls werde ungerührt direkt übergehen zum nächsten Hörbuch ...

SaschaSalamander 04.04.2007, 16.06 | (0/0) Kommentare | PL

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